Die Yasawa Inseln – Abschied von Fiji

Am Montag, 2. Oktober 2023, haben wir Nelly zum Flughafen von Nadi begleitet und sie verabschiedet. Jetzt ist die Pause für den Schreiberling zu Ende und ich muss wieder in die Tasten greifen. Ich beginne mit etwas, was wir bisher unterlassen haben, nämlich etwas Information über den faszinierenden Archipel von Fiji.

Der Archipel von Fiji und die Segelroute der SY Lupina

Fiji (auf Deutsch oft auch Fidschi geschrieben) ist ein Archipel von über 300 Inseln – angefangen von kleinen Korallen-Atollen bis hin zu grossen vulkanischen Inseln. Nur etwa 100 dieser Inseln sind bewohnt, während der Rest für Fischer als Stützpunkt dient oder für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Die beiden Hauptinseln heissen Viti Levu (meist einfach Fiji genannt) und Vanua Levu. Die internationale Datumsgrenze verläuft durch den östlichen Bereich von Vanua Levu und wer, wie wir in diesem Bereich herumsegelt, der hüpft immer wieder hin und her zwischen gestern und heute. Die Menschen hier pflegen den traditionellen Lebensstil mit Stolz und Ehre. Unbedachte Verhaltensweisen von Seglern haben in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Ärgernissen geführt, weshalb es heute sehr strikte Auflagen und eine strenge Kontrolle bei der Vergabe von Cruising-Genehmigungen gibt.

Kava Wurzeln, wie man sie am Markt kaufen kann. Von einem Segler wird erwartet, dass er dem Oberhaupt (Chief) eines Dorfes einen Höflichkeitsbesuch abstattet und ein symbolisches Geschenk (das sogenannte Sevusevu, meist ein Bündel Kava Wurzeln) übergibt. Dieses Geschenk – wenn es vom Chief akzeptiert wird – öffnet einem Tür und Tor im Dorf. Man wird als Dorfbewohner angesehen.

Fidji wurde rund 5’000 v. Chr. zuerst von den aus Südostasien kommenden Melanesiern besiedelt, und um 1’500 v. Chr. kamen Polynesier aus dem Osten dazu. Lange war es für die Europäischen Entdecker wegen der unberechenbaren, gefährlichen Riffe ein gemiedenes Gebiet. Erst im frühen 19. Jahrhundert begannen nebst Missionaren und Spekulanten Europäische Händler auf ihrer Suche nach Sandelholz die Inseln zu besiedeln. Um dem Missbrauch durch Fremde (diese hetzten die sonst friedlichen Einwohner gegeneinander auf) Einhalt zu gebieten, entschieden sich die Chiefs der Inseln schliesslich dazu, sich unter den Schutz Grossbritanniens zu stellen. 1874 wurde Fiji britische Kronkolonie. Aufgrund mangelnder Arbeitskräfte holten die Briten in den folgenden Jahrzehnten indische Arbeiter nach Fiji, die auf den Zuckerrohrplantagen wertvolle Dienste leisteten.

Der stark zunehmende Anteil der indischen Bevölkerung und deren Fähigkeit, den Einheimischen im Geschäfte Treiben und Handel rasch den Rang abzulaufen, führte bald zu Rassenkonflikten, die leider bis heute nicht beigelegt sind. Zwar ist Fiji seit 1970 ein staatlich eigenständiges Land innerhalb des Commonwealth, aber immer wieder kommt es zu innenpolitischen Unruhen. Das Land leidet bis heute am Unvermögen, zwischen den beiden Ethnischen Gruppen einen Kompromiss zu finden, so dass sie in Harmonie miteinander leben könnten.
Nachdem Nelly wieder abgereist ist, bleiben wir noch ein paar Tage in der Vuda Marina, um uns für die nächsten Wochen mit Proviant zu versorgen. Wir wollen noch ein paar Wochen die Yasawa Inseln im Nordwesten von Fiji besegeln, danach wieder zum Ausklarieren in die Vuda Marina zurückkommen und dann ein gutes Wetterfenster für die Fahrt nach Neuseeland abwarten.
Die Vuda Marina gilt als Zyklon sicher und wird von den namhaften Versicherungen als Zufluchtsort akzeptiert. Die Schiffe werden dabei mit dem Kiel in eine Grube gestellt und der Rumpf auf alte Pneus gelagert. Für Kielyachten eine sichere Lagerung. Katamarane liegen da meist etwas exponierter, aber auch diese werden mit Ketten und Geschirr fest auf den Boden verzurrt.
Der Wind pfeift immer noch recht steif und unser Aufenthalt in der Marina wird ein paar Tage länger. Kein Problem! Wir nutzen die Zeit mit Vorbereitungen für die auf Ende Oktober geplante Fahrt nach Neuseeland. Pia kocht Essen vor …
… und ich bastle schon mal einen Adapter für das Stromnetz in Neuseeland
Zwei Tage später packt uns dann doch wieder die Sehnsucht nach einem Ankerplatz und wir segeln rund 20 Meilen westwärts zum südlichen Rand des Yasawa Archipels, zur Kuata Insel
Seit langem wieder einmal dürfen wir einen herrlichen Sonnenuntergang geniessen.
Bei immer noch starken Winden kämpfen wir uns langsam weiter nordwärts. Meist können wir auf der Leeseite der Inseln bei reduziertem Wellengang segeln, müssen aber auf die heimtückischen Fallwinde aufpassen (wir wollen nicht noch einmal ein Solarpanel versenken!). Immer finden wir gegen Abend aber eine schöne Bucht zum Ankern. Hier die Narewa Bay im Norden der Insel Naviti.
Am Abend gesellt sich ein Katamaran zu uns. Am nächsten Tag, wir sind noch gemütlich am Frühstücken, kommt dessen Crew im Dinghi in voller Wanderausrüstung auf uns zu gebraust. «Kommt ihr auch mit? Wir suchen ein abgestürztes Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg!». Schnell ist der letzte Kaffee im Bauch und wir mit unseren Wanderschuhen (Flip-Flops) bestückt ebenfalls im Dinghi unterwegs ans Land. Captain Karl der 4-köpfigen amerikanischen Crew kennt den Weg, der sonst nicht so einfach zu finden wäre.
Die Wanderung führt uns quer über den Nordausläufer der Insel Naviti zu deren Ostufer. Irgendwo hier im seichten Wasser soll ein Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg liegen.
Wir haben Glück und finden nach längerem Suchen tatsächlich einige Teile – hier der Propeller, der zur Hälfte im Sand steckt. Am 30. Mai 1943 musste ein US Air Force Pilot nach Motoraussetzern im seichten Wasser notlanden. Als die Einheimischen ihn fanden, soll er sich aus Angst vor den Kannibalen zuerst im Cockpit eingeschlossen haben. Dem Chief der lokalen Bevölkerung gelang es schliesslich, den unverletzten Mann zum Aussteigen zu bewegen. Er wurde nicht in den Topf geworfen, fand aber erst einige Jahre später als verschollen Geglaubter zurück in seine Heimat.
Wir segeln weiter nordwärts zur Yasawa Insel, die der ganzen Inselgruppe den Namen gibt. Obwohl es hier meist trockener ist als im Süden, sind die Hänge nach der längeren Regenperiode leuchtend grün.
Was vom Ankerplatz aus noch als weicher Grasteppich ausgesehen hat, entpuppt sich als strohartig verdorrtes Gras, das an unseren nackten Wanderbeinen kratzt und schneidet.
Die Aussicht von oben runter auf die Lupina ist aber herrlich
Lupina alleine vor Anker in der Vunindamanu Bucht auf Yasawa Island
Abkühlung nach der Bergwanderung

Nach 2 Tagen im Norden drehen wir um und segeln wieder gegen Süden. Schon bei der Vorbeifahrt haben wir eine schöne Bucht mit einem Dorf gesehen. Malakati auf der Insel Nacula. Kaum haben wir in der breiten, flachen Bucht den Anker eingefahren, werden wir vom Schiff Sybo angefunkt. Sybille und Bo (deshalb der Schiffname) verfolgen uns schon länger im Blog und haben uns erstmals in Suva getroffen. Sie haben uns im Schiffstracking System (AIS) gesehen und teilen uns mit, dass sie auch in die Bucht von Malakati kommen. Wir freuen uns riesig, das sympathische deutsch-dänische Seglerpaar wieder zu sehen.

Malakati. Zusammen mit Sybille und Bo machen wir uns auf zum Chief zur Sevusevu Übergabe. Natürlich formell richtig gekleidet mit dem Sulu, dem traditionellen Beinkleid der Männer. Das Dorf scheint fast menschenleer.
Bald erfahren wir den Grund: vor 100 Tagen ist im Dorf ein kleines Kind verstorben. Zu seinem Andenken und um es nun endgültig auf seine Reise zu schicken, versammelt sich die Dorfbevölkerung mit dem Chief zu einem gemeinsamen Kava Trinken. Wir sind etwas verunsichert, wie wir uns verhalten sollen. Ganz unkompliziert winken uns die Leute herbei, zeigen uns, wer der Speaker ist, an den wir unser Sevusevu übergeben können, und bedeuten uns, sich zu ihnen zu setzen. Auch unser vorsichtiges Zeigen der Kamera quittieren sie mit einem zustimmenden Lächeln. Nach fast einer Stunde im Schneidersitz (die Beine sind mir schon längst eingeschlafen) und ein paar Schüsseln Kava im Bauch, flüstert eine Frau wohlwollend hinter uns, dass wir uns das doch nicht länger antun sollen. Wir dürfen ruhig aufstehen, dem Chief persönlich die Hand geben, und dann das Dorf besichtigen, meint sie. Genau das machen wir!
Auch in Malakati kraxeln wir wieder auf den Vulkan-Kamm. Der Aufstieg ist anfänglich recht steil …
… und das verdorrte Gras besonders hart und dicht …
… aber die Aussicht von oben auf das Dorf, die Bucht und unsere 2 Schiffe ist halt schon der Hammer!
Zurück auf der Lupina laden wir Sybille und Bo zu einer kleinen Schiffsbesichtigung ein, wie es unter Seglern üblich ist. Es wartet eine unangenehme Überraschung: beim Besichtigen des Motors erkenne ich, dass der an der Decke montierte Boiler schief hängt! Eine der Aufhängungen hat sich gelöst. Alleine das zu reparieren – unmöglich! Es fehlen mir die Hände dazu. Spontan stürzt sich Bo in die Helferrolle und assistiert mir bei der Reparatur. Ich versuche hier gerade, den Boiler mit einem Seil durch eine Luke vom Cockpit aus zu sichern.
Was mir trotz Bauch Einziehen und Verbiegung meiner Extremitäten nicht gelingt, das schafft Bo fast locker: durch die enge Lucke im Cockpit steigt er hinter den Boiler und kann ihn derart in Position bringen, dass wir die Halterungen wieder fixieren können. Mit Kontermuttern, Loctite und später noch mit Stopp-Muttern lösen wir das Problem nachhaltig. Danach gibt’s das verdiente Arbeiterbier.
Bevor wir am nächsten Tag weitersegeln, fahren wir nochmals ins Dorf. Die Leute hatten uns am Vortag nach Angelausrüstung und alten Seilen gefragt. Auf der Sybo gab’s noch diesen neuen Schwimmring, den Bo vor leuchtenden Kinderaugen aufbläst und einer Familie übergibt. Ein schöner Moment!
Auch hier gibt es zum Abschied Früchte so viel wir tragen können
Am Freitag dem 13. geht’s dann weiter zur Blauen Lagune. Ein herrliches Segeln – und alles geht gut, trotz dem 13.
In alten Segelbüchern haben wir viel von der Blauen Lagune gelesen. Es soll ein herrliches Tauch- und Schnorchelgebiet sein. Das finden wir zwar auch in einigen Bereichen, aber …
… viele Korallenbänke sind tot, abgestorben, grau und farblos. Da die Nahrung fehlt, bleiben auch die vielen bunten Fische weg. Sehr enttäuschend und ernüchternd! Wenn sich das Meerwasser weiter in diesem Tempo aufheizt, können sich die Organismen nicht schnell genug dieser Veränderung anpassen und sterben aus.
Direkt wo wir jeweils bei Landgängen mit dem Dinghi anlanden steht ein kleines Haus mit einer jungen Familie. Sami, das Familienoberhaupt, organisiert für uns Segler ein Essen, das im Erdofen zubereitet wird. Diese Art des Kochens ist in ganz Polynesien sehr verbreitet. Hier heisst es «Lobo». Alles, was gegart werden muss, wird auf heisse Steine geschichtet, mit Bananen- und Palmblättern und schliesslich mit Sand zugedeckt. Hier öffnet Sami gerade seinen «Kochtopf».
Die Speisen selber sind noch einmal gut in Pflanzenblätter eingewickelt, so dass der Saft drinnen bleibt. Das Ausbuddeln verlangt etwas Vorsicht – einerseits, weil es sehr heiss ist und andererseits, weil man verhindern muss, dass Sand ans Essen gelangt.
Und so sieht das leckere «Lobo» angerichtet aus: Fisch, Hühner- und Rindfleisch, Taro, Yam, Reis und viele Arten von Gemüsen. Alles zu 100% Bio, vielfältig und sehr schmackhaft. Sybille und Pia bedienen sich mehrmals am reichhaltigen Buffet, der Captain natürlich auch.
Nach dem Essen werden wir noch mit einem Kava-Trinken überrascht. Nicht ganz traditionell zwar, aber eine Fischerboje aus Plastik anstatt einer ehrwürdigen Kava-Schüssel aus Holz erfüllt den Zweck auch.
Das Trinkgefäss (Kokosnuss-Schale) macht mehrmals die Runde. Auch Pia scheint das Getränk zu geniessen. Am nächsten Tag meldet sich dann leider unser Verdauungstrakt, auch bei den anderen Seglern. Offenbar war das verwendete Wasser oder die Hygiene allgemein nicht ganz zufriedenstellend. Nun, nach 2 Tagen ist es dann auch schon wieder vorbei und unsere Bäuche wieder zufrieden.
Wir sind immer noch vor Anker in der Blauen Lagune. Auf der anderen Inselseite soll es eine bekannte Imbissbude geben. Das ist doch ein schöner Anreiz für einen ausgedehnten Spaziergang. Der gut unterhaltene Pfad führt uns über einen Hügelzug, der erst kürzlich zu Rodungszwecken abgebrannt worden ist.
Auf der anderen Seite der Insel befindet sich ein kleines Dorf. Wie auf den anderen Yasawa Inseln gibt es auch hier keine Strassen, keine Fahrzeuge, nur Fusspfade führen durchs Dorf. Die Wiesen sind wie immer kurz geschnitten und gut gepflegt. Unrat findet man keinen.
Und das ist die berühmte Lo! «Lo’s Tea House» ist ein Geheimtipp unter Seglern. Mit viel Freude und Leidenschaft bekocht sie ihre Gäste mit ausschliesslich heimischer Kost. Wir geniessen bei einer feinen Tasse Tee ihre vorzüglichen, mit Schokolade übergossenen Donuts.
Für den Rückweg suchen wir uns – mit Hilfe des GPS-Signals auf dem Handy – einen anderen Weg. Auch dieser ist kurzweilig und führt uns quer durch den Tropenwald zurück in die Blaue Lagune.
Unser letzter Abend in der Blauen Lagune

Am nächsten Tag heben wir frühmorgens den Anker und nehmen die rund 46 Seemeilen zurück in die Vuda Marina unter den Kiel. Der Wind ist uns gut gesinnt und auch die Sonne hilft uns, einen sicheren Weg durch die verschiedenen Riffe zu finden. Es ist der 18. Oktober, wir sind gut im Zeitplan für unsere nächste grosse Fahrt nach Neuseeland. Das Essen für unterwegs liegt bereits vorgekocht im Tiefkühler. Neuseeland ist sehr streng was die Einfuhr von Lebensmitteln anbelangt. Deshalb haben wir begonnen, unsere Vorräte aufzubrauchen. Wir wollen nichts an Bord haben, das uns beim Einklarieren Probleme machen könnte. Kopfschmerzen bereitet uns aber das Unterwasserschiff. Unser Antifouling ist schon alt und nicht mehr das Beste. Wir kriegen es kaum noch sauber. Auch in diesem Punkt ist Neuseeland sehr streng. In den Richtlinien wird verlangt, dass es absolut frei sein muss von Lebewesen und Bewuchs, so dass keine invasiven Arten eingeschleppt werden. Es wird empfohlen, das Schiff vor der Abreise nach Neuseeland auszuwassern und mit Hochdruckreiniger zu waschen.

Wir haben Glück und finden kurzfristig einen Termin für das Auswassern und Reinigen der Lupina.

Jetzt sind wir bereit für Neuseeland. Es fehlt nur noch das günstige Wetterfenster. Über Vanuatu zieht gerade der erste Zyklon auf, und bei Neuseeland dominieren starke Winde und hohe Wellen. Es vergeht ein Tag nach dem anderen. Obwohl wir intensiv die Wetterkarten konsultieren – es wird nicht besser. Im Gegenteil! Das Wetter um Neuseeland wird immer schlechter und es zeichnet sich ab, dass sich dort ein Tief festsetzen wird. Langsam läuft uns die Zeit davon. Wir möchten gegen Mitte November in die Schweiz reisen und die Festtage mit unseren Familien verbringen. Unter Zeitdruck nach Neuseeland zu segeln, das müssen wir vermeiden. Irgendeinmal meint Pia, wir könnten ja mal die Marina fragen, ob sie noch einen «Pit» (Zyklon-Grube) hätten für unser Schiff. Machen wir – und haben Glück: es hat genau noch 2 Plätze frei! Wir überlegen nicht lange und packen die Gelegenheit beim Schopf: wir segeln NICHT nach Neuseeland – wassern das Schiff hier auf Fiji aus und fliegen von hier in die Schweiz.

Jetzt heisst es: umplanen. Wir wollten einige Unterhaltsarbeiten in Neuseeland erledigen lassen. Ich habe mich schon auf erfahrene Facharbeiter gefreut. Nun heisst es, die Arbeiten, die anstehen, hier zu organisieren oder selber zu machen. Zum Glück können uns die Marina und andere Segler gute Tipps geben. Einer der Tipps betrifft den Schutz des Schiffes vor der brutalen Sonne. Am Anker bewegt sich das Schiff dauernd, an Land aber nicht. Die Sonne brennt da gnadenlos immer auf dieselben Stellen. Es braucht einen zusätzlichen Sonnenschutz um das Teak-Deck und heikle Schiffsaufbauten einigermassen zu schützen.

Mit dem lokalen Bus fahren wir rund 20 Kilometer in die nächst grössere Stadt Lautoka, um dort in einem Baumarkt einen Sonnenschutz zu besorgen
Wir werden fündig! Wir können ein Netzgewebe auftreiben, das man öfters als Staubschutz an Baugerüsten findet. Der Vorteil ist, dass das Gewebe Wind durchlässt und somit viel weniger Widerstand bietet als eine normale Blache – und es ist auch viel leichter (auch wenn es hier anders aussieht)

Am 3. November wird die Lupina ausgewassert und in eine Zyklon Grube gestellt. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Flüge reservieren, Service an Wassermacher und Motor, Generator wieder zum Laufen bringen, Segel runternehmen und inspizieren, und, und, und …

Jetzt sind wir gut im Fahrplan, können die Marina noch etwas geniessen …
… und natürlich den einen oder anderen Sundowner

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Fiji – von Fulaga in die Vuda Point Marina auf Viti Levu

(Autor: Nelly Viret)

Es ist heute der 14. September 2023 und wir liegen an einem sehr gut geschützten Ankerplatz auf der Insel Fulaga (ausgesprochen «Fulanga», oft auch Vulaga geschrieben)
Wir geniessen gerade gut ausgeruht das Morgenessen, als ein grosses Dinghi mit sechs Männern in Uniform an Bord auf uns zu braust. Sie kommen alle auf die Lupina und wollen die Schiffsdokumente und weitere Papiere sehen. Sie sind von Zoll und Marine und wollen kontrollieren, ob wir korrekt einklariert haben. Hier in den östlichsten Inseln von Fiji ist das Einklarieren nicht möglich. Es gibt aber Segler, die von Osten kommend hier trotzdem einen Stopp machen. Dank Pias und Köbis Gründlichkeit ist alles in Ordnung. Nach einer kurzen Bootsbesichtigung sausen sie wieder ab.
Inzwischen ankert neben uns ein Versorgungsschiff, das einmal im Monat kommt. Wir erfahren, dass auch einige Passagiere an Bord sind, die eine Inselrundfahrt ferienhalber buchen können.
Auf der Insel sind drei Dörfer. Wir ziehen los zum Hauptdorf mit dem unaussprechbaren Namen Muana I Cake. Ein gepflegter Fussweg führt uns durch tropischen Wald quer über die Insel.
Kurz vor dem Dorf erreicht der Weg das südliche Ufer: herrlich Palmenhaine und wunderbare Farben begleiten uns.
Nach zwanzig Minuten erreichen wir das Dorf. Uns fallen die meist mit Blech umfassten Häuslein auf, die zum Teil noch in der traditionellen ovalen Form gebaut sind. Keine Autos, Fahrräder oder sonstige fahrbare Untersätze, keine laute Musik.
Die freundlichen Bewohner strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Eine Gruppe Frauen sitzt und verarbeitet die Kokosnüsse zu Milch und Oel. Das Fruchtfleisch wird dann zum Kochen gebraucht.
Eine der Frauen führt uns zum Headman (Sprecher) und dieser dann zum Dorfoberhaupt, dem Chief. Er empfängt uns in seinem traditionellen Haus für die Sevusevu-Zeremonie.
Michi, der Sprecher, teilt uns mit, er und seine Familie seien vom Chief als Gastgeber bestimmt worden. In seinem Haus machen wir bei Zitronengras-Tee und feinem Kokosgebäck Bekanntschaft mit seiner Ehefrau Lani, eine Frau mit grossem Herz, weich und gelassen, und trotzdem das Familienoberhaupt.
Michi ist Holzschnitzer. Er begleitet uns zur Werkstatt, wo er gemeinsam mit anderen Holzschnitzern des Dorfes seinem Handwerk nachgeht. Die hier gefertigten Kunstwerke werden dann später nach Suva oder zu anderen grösseren Touristenorten gebracht und verkauft.
Wir kaufen verzierte Kava-Schüsseln, in welche die Handwerker «Lupina» und «Fulaga 2023» gravieren. Hier überreicht mir Michi meinen Kauf, in den er gerade die letzten Kerben geschnitzt hat.
Lani zeigt uns die Schule, an der aktuell etwa 70 Kinder unterrichtet werden. Es ist gerade Mittagspause. Neugierig werden wir Fremden von den Kinderaugen beobachtet. Fast etwas stolz reichen sie uns die Hand.
Am Dorfeingang ist eine Krankenstation. Die Pflegefachfrau Pua erklärt uns ihre Arbeit in den drei Dörfern der Insel und die häufigsten Krankheitsbilder. Das Material und die nötigen Medikamente kann sie monatlich in Suva bestellen. Ihr Gehalt und die Behandlungen werden vom Staat bezahlt. Ein Arzt praktiziert auf einer Nachbarinsel und kommt ab und zu vorbei. Sie kann ihn auch telefonisch um Rat fragen.
Wir stellen fest, dass Pua nicht so gut sieht. Pia bringt ihr am nächsten Tag eine Brille, die Pua ausprobiert und mit viel Freude entgegennimmt.
Auf dem Rückweg vom Dorf über die Insel zur Lupina. Rast auf dem einzigen Bänklein weit und breit.
Zurück auf der Lupina mit unseren Schätzen vom ersten Landgang.
Nach 2 Tagen vor Anker beim Dorf beschliessen wir, in eine andere Bucht zu verlegen. Wir wählen uns einen traumhaften Ankerplatz mit Sandstrand aus. Pia hüpft nach drei Wochen auf dem Trockenen sofort aufs SUP, Köbi und ich fahren an den Sandstrand, wo er die Drohne steigen lässt.
Während Köbi mit seiner Drohne tolle Bilder schiesst, geniesse ich endlich ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser an einem wunderschönen Sandstrand.
Am Sonntag machen wir uns auf zur Kirche. Ausgehölte Holzstämme dienen als Glocken. Die beiden Männer haben soeben die ganze Gemeinschaft zum Gottesdienst getrommelt (Bild). Wir lassen eine lange Droh- und Mahnrede vom Priester über uns ergehen, von der wir zwar kein Wort verstehen, aber seine Stimme und Gestik sprechen Bände.
Im Haus der Gastfamilie erwartet uns ein üppiges und köstliches Essen. Es wurde den ganzen Vormittag in dieser einfachen Küche von Lani zubereitet.
Wir sitzen mit der ganzen Familie, den Eltern, der Tochter und deren fünf Kinder, auf Matten und geniessen gefüllte Meerkrabben, Algensalat, Brotfrucht, Maniok, Süsskartoffeln und vieles mehr. Sämtliche Nahrungsmittel wachsen auf der Insel oder kommen vom Meer.
Mit vollem Bauch machen wir uns auf den Rückweg. Lani begleitet uns ein Stück.
Bei der Krankenstation werde ich gefragt, ob ich bei einer Patientin eine venöse Leitung legen könnte. Zum Glück helfen mir meine Afrika und Haiti Erfahrungen, in dieser etwas chaotischen Umgebung zurechtzukommen. Zum Dank schenkt sie mir eine kleine geschnitzte Kava-Schüssel.
Zurück auf der Lupina ist nun mal eine Siesta fällig

Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Pia und Köbi wollen mir noch mehr zeigen, die Weiterreise ruft. Also heisst es am 18. September: Anker hoch! Bei Ebbe schlüpfen wir durch den engen Pass ins offene Meer. Wir sind unterwegs zur Insel Matuku, etwa 120 Seemeilen, bei gutem, achterlichem Wind. Meine zweite Nachtfahrt steht an. Die Wellen werden immer höher, über drei Meter, und die Lupina rollt mit im Mittel fünf Knoten durch die Nacht. Das Rollen begeistert mich gar nicht, Schräglage ist mir sympathischer. Der Anker fällt nach 21 Stunden in einer sehr windigen Bucht mit vielen Korallenköpfen. Beim Navigieren ist grosse Vorsicht angesagt. Ob der Anker hält mit Fall Böen bis zu 35 Knoten? Er hält….

Unser Ankerplatz auf Matuku vor dem Dorf Makadru. Wir liegen weit draussen vor Anker (Pfeil), die flachen Korallen erlauben kein Ankern näher am Ufer. Bei Ebbe zieht sich das Meer weit zurück.
Das Dorf Makadru

Wieder ist eine Sevusevu Zeremonie fällig. Diesmal ist sie kurz und bündig: der Dorf Chief ist abwesend, sein Sohn und ein Sprecher übernehmen diese Rolle und erlauben uns, die Insel zu erkunden. Viele Blumen und kleine Gärten schmücken dieses am Hang liegende Dorf. Auf einem betonierten Weg steigen wir zur Schule auf, da können wir für 40 Rappen eine Stunde lang vom Internet profitieren. Die Schüler sitzen in verschiedenen Klassenzimmern und schauen neugierig, wer da vorbeizieht. Ein Junge bringt uns auf Geheiss seiner Lehrerin freundlicherweise drei Stühle. Um 12 Uhr ertönen zwölf Schläge, von einem Knaben auf der Holztrommel geschlagen. Ruhig und diszipliniert strömen die Schüler aus den Klassenräumen. Einige gehen nach Hause, andere geniessen den Lunch vor Ort.

Nach einem Spaziergang über einen kleinen, holprigen Waldweg zum nächsten Dorf, geht es dem Strand entlang zurück zum Dinghi und dann auf die Lupina.

Trotz klarem Wasser und farbigen Korallenbänken in der Nähe schaffe ich es nicht, ins Wasser zu hüpfen. Der Wind bläst mir zu stark. «Beim nächsten Ankerplatz», sage ich mir. Aber es soll anders kommen. Die Wetterdaten zeigen für die nächsten Tage stark zunehmenden Wind. Die gemeinsame Entscheidung fällt, bereits am nächsten Tag zur Insel Kadavu aufzubrechen.

Der Abschied am nächsten Tag fällt uns leicht. Noch mehr Wind und schlechtes Wetter drohen. Jetzt noch ist die Lage günstig und wir haben Glück, die Sicht ist noch gut. Köbi manövriert uns sicher durch den Pass.

Unser nächstes Ziel ist die 90 Seemeilen entfernte Insel Kadavu. Meine dritte Nachtfahrt. Dauerregen und hohe Wellen machen uns das Leben schwer.

Die zunehmend schlechtere Sicht macht eine Durchfahrt durch einen der Pässe auf Kadavu zu gefährlich. Noch in der Nacht entscheiden wir uns, nach Norden abzudrehen und bis Suva, dem Hauptort von Fiji, zu segeln. Nach 24 Stunden ruppiger Fahrt fällt der Anker in der weiten, offenen, aber gut geschützten Bucht von Suva. Welch ein Unterschied, jetzt zwischen Fracht- und Fischerflotten zu ankern.

Der Himmel bleibt den ganzen Tag grau und verhangen. Immer wieder zieht Regen über uns durch. In den nächsten Tagen bleibt das Wetter wechselhaft. Unsere Landgänge bleiben kurz, immer aber führt der Rückweg durch die Bar des Royal Suva Yacht Clubs, wo Köbi ein Mitglied werden muss, damit wir den Dinghi Steg nutzen dürfen.

Am Samstag ist dann grosser Markttag. Den besuchen wir und staunen über die Anzahl Stände, etwa 370 an der Zahl, und die grosse Auswahl an Gemüse und Früchten.
So ist der Proviant Einkauf eine wahre Freude.
Beim Fischmarkt werden wir so richtig nass und warten bei einem Schwatz, dass sich der Regen beruhigt. Die Marktfrau erzählt uns, dass sie jeden Samstag mit dem Bus und voll beladen mit ihrer Ernte zum Markt fährt.
Gleich neben dem Markt ist die Kunsthandwerker Halle. Da freut sich das Auge, der Geldbeutel weniger. Aber wie soll man all diesen schönen Handarbeiten widerstehen? Bei einer sehr freundlichen Inderin, sie ist die vierte Generation, die in Fiji lebt, finde ich Handtasche, kleine Geschenke für meine Familie und einiges mehr.

Zwischen zwei Regengüssen flüchten wir ins Mac Donalds nebenan. Wir besichtigen noch eine katholische Kirche (wo gerade wunderschöne Gesänge von einer jungen Musiker Crew auf Tonband gebracht werden), dann ist unsere Motivation durchgenässt und wir kehren zur Lupina zurück. Natürlich will Köbi auf dem Weg dorthin in seine Royal Suva Yacht Club Bar.

Blick über die Marina – der Himmel ist grau und es regnet weiter. In der Bar sind wir im Trockenen. Zusammen mit anderen Seglern geniessen wir den Sundowner (diesmal aber definitiv ohne «Sun»). Um die Moral der Truppe zu bewahren, es regnet einfach immer noch, gönnen wir uns zum Abschied ein köstliches indisches Nachtessen.
Unser nächstes Ziel: in zwei Tagesetappen dem südlichen Ufer entlang und dann an der Westküste nordwärts Richtung Nadi. Aber das Wetter macht uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Die Sicht für die Einfahrt in die Buchten unterwegs ist sehr schlecht. Mit einer weiteren Nachtfahrt, es ist bereits meine vierte, segeln wir direkt zur Momi Bucht im Südwesten von Fiji. Die Einfahrt durch das Riff bei Momi ist hier breit und tief und die Einfahrt zum Ankerplatz ist einfach.
Am frühen Vormittag fällt der Anker. Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt sich das Wetter zu bessern. Wir bleiben aber den ganzen Tag auf dem Schiff und benutzen die Gelegenheit, die Bordapotheke der Lupina nach abgelaufenen Medikamenten zu durchforsten und mit meinem Fachwissen wieder mal Ordnung zu schaffen. Ich mach das gerne für die Lupina. Pia hält meine Informationen und Tipps in ihrer Medikamentenliste fest.
Am nächsten Tag ist die Sonne zurück. Lupina vor Anker in der Momi Bucht
Köbi hat auf seinen Karten einen Flusslauf durch die Mangroven entdeckt. Diesen wollen wir erkunden.
Die Flut ist am Sinken und hinterlässt einen in der Luft stehenden Mangrovenwald. Wir können sehr weit mit unserem Dinghi in den sich stark windenden Fluss vordringen, bis die Luftwurzeln uns schlussendlich die Weiterfahrt versperren.
Hmm – dumm gelaufen! Der Rückweg zur Lupina ist nun bei Ebbe versperrt. Eine grosse Sandbank stellt sich uns in den Weg.
Köbi weiss auch hier eine Lösung. Flugs ist er im knöcheltiefen Wasser und schleppt Dinghi und Frauen-Crew wieder ins tiefere Wasser.
Erleichtert, wieder mit dem Motor angetrieben zu werden, fahren wir mit dem Dinghi den Rest der Momi Bucht ab und finden im Süden ein Resort der Marriott Hotelkette. Vom Pool-Restaurant haben wir einen herrlichen Blick nach Nordwesten zu den Yasawa Inseln.
Zwei Tage später segeln wir, nun bei schönem Wetter zwar aber immer noch mit Starkwind, nach Nadi in die Bucht von Port Denarau (Bild). Da wir weit vom Ufer weg ankern müssen, werden unsere Dinghi Fahrten an Land bei starkem Wind zum nassen Vergnügen.
Wegen des ungemütlichen Windes fahren wir nur einmal nach Nadi zur Stadtbesichtigung. Unter anderem besuchen wir einen bekannten Hindi Tempel (Bild)
Die zurück gekehrte Sonne scheint Pia kreativ werden zu lassen
Nach 2 Tagen vor Anker bei Port Denarau meine letzten Segelmeilen: wir verlegen in die wunderschön gemütliche Vuda Point Marina.

Schon sind die fünf Wochen vorbei, es heisst Abschied nehmen von Pia, Köbi und Lupina. Es war eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Einsame Buchten, Naturwunder, hübsche Dörfer und sehr freundliche Bewohner haben mein Herz und Auge erfreut. Wind und Wellen, Schräglage und rollige Fahrten tagsüber mag ich ganz gern. Nachtfahrten hingegen sind definitiv nicht mein Ding.

Im gemütlichen Restaurant der Vuda Point Marina geniessen wir unser Abschiedsessen

Von Herzen DANKE für diese schöne Zeit mit euch. Es war eine einmalige Gelegenheit, diese entfernte Gegend zu erkunden. Geduldig habt ihr immer meine Fragen beantwortet, ins Dinghi rein und raus geholfen und vieles mehr.

Wie immer werde ich euch im Kielwasser folgen und kann mir jetzt auch besser vorstellen, wie es sich in gewissen Situationen anfühlt.

Abschied von Fiji
Anmerkung der Lupina Crew: Nelly, wir haben uns sehr gefreut, dich an Bord haben zu dürfen. 722 segel- und wettertechnisch anspruchsvolle Seemeilen haben wir gemeinsam zurückgelegt und dabei tolle Abenteuer erlebt. Zusammen waren wir ein herrliches Trio und wir haben jede Minute mit dir genossen. Komm bald wieder!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Fiji – erster Stopp: Savusavu

Am Morgen des 18. August 2023 heben wir hinter dem östlichsten Motu von Wallis den Anker und fahren unter Gross-Segel bei auslaufender Strömung durch den Pass.

Der angesagte Wind stellt sich tatsächlich ein. Wir haben über einen Grossteil der rund 360 Seemeilen langen Segelstrecke nach Fiji fast perfekte Verhältnisse: Wind mit 10-15 Knoten querab aufs Schiff und eine nicht allzu grosse Welle schräg von hinten. Wir machen gute Fahrt und zur Abwechslung verschonen uns die Squalls (Regengewitter) auf der ganzen Fahrt.

Wie immer setzt Pia beim Erreichen der Hoheitsgewässer eines neuen Landes, in diesem Fall von Fiji, die Gastlandflagge und die gelbe Quarantäne Flagge
Etwa 50 Seemeilen vor unserem Zielhafen Savusavu auf der Insel Vanua Levu dann ein besonderer Moment auf unserer nun schon über 5 Jahre dauernden Segelreise: am Sonntagabend, 20.8.2023, genau um 18:32 Uhr lokale Zeit überqueren wir den 180. Längengrad. Wir hatten 2018 unsere Fahrt in Brighton, also im Süden von London, beim 0. Längengrad begonnen. Damit haben wir jetzt mit unserer Lupina die Erdkugel genau zur Hälfte umrundet. Das Bild zeigt die Weltkugel einmal vom Nordpol gesehen, und einmal vom Südpol. Die rote Linie zeigt Längengrad 0, die grüne Linie Längengrad 180. Gelb die Segelstrecke von Lupina. Zwischen Panama und den Galapagos Inseln haben wir den Äquator überquert und segeln seither auf der Südhalbkugel.
Ganz unüblich: wir feiern diesen Moment der halben Weltumsegelung mit einem winzig kleinen Schluck Tahitischen Rum. Einen grösseren Schluck erhalten die Götter des Meeres, die uns bisher grösstenteils gut gesinnt waren. Ein Moment der inneren Freude und auch des Stolzes, den wir bei einem herrlichen Sonnenuntergang geniessen können.

Wir haben unsere Fahrt so geplant, dass wir am Montagmorgen in Savusavu eintreffen, um den Beamten der Einklarierungsbehörden das Wochenende nicht zu verderben und gleichzeitig teure Überzeitzuschläge einsparen zu können. Gegen Sonntagabend sind es bloss noch etwa 40 Seemeilen, die uns vom Ziel trennen. Wir können verlangsamen. Es stört uns daher auch wenig, dass kurz nach der Umschiffung der Insel Taveuni der Wind stark nachlässt. Bis Mitternacht schaukeln wir immer noch mit 3-4 Knoten Fahrt unserem Ziel entgegen. Als dann gegen 2 Uhr in der Früh der Wind komplett einschläft, darf endlich unser Kari (der Motor) wieder mal ran. Zufrieden brummend schiebt er unsere Lupina durch das Wasser. Kurz nach 8 Uhr erreichen wir die Copra Shed Marina in Savusavu: wir sind am Ziel

Die berühmte Copra Shed Marina von Savusavu auf der Insel Vanua Levu, Fiji
Wir vertäuen unsere Lupina an einer Boje der Copra Shed Marina, direkt vor Savusavu, und warten auf die Behörden für die Einklarierung. Savusavu ist eine Kleinstadt mit rund 7’000 Einwohnern. Seit dem 19. Jahrhundert ist Savusavu eine für Vanua Levu wichtige Hafenstadt. Bekannt ist Savusavu durch seine Thermalquellen, als Yachthafen und als Tauchgebiet.
Gegen 10 Uhr kommt die Gesundheitsinspektorin an Bord. Seit der Covid Zeit ist dieses Amt fast überall aufgewertet worden. Erst wenn Schiff und Crew vom gesundheitlichen Standunkt als gut befundet sind, darf die gelbe Quarantäne Flagge entfernt werden. Dies gilt für die anderen Beamten als Zeichen, dass sie jetzt ungefährdet an Bord kommen können, um ihr Amt auszuüben. Im Bild (von links) der Mann von der Biosecurity (Agrarbehörde, kontrolliert ob wir irgendetwas an Bord mitführen, das die Natur der Insel gefährden könnte, wie zum Beispiel ungewollte Pflanzen, Parasiten, Mäuse, Ameisen, etc.), die sehr kompetente Beamtin vom Zoll, die nette Lady und ihr Begleiter von der Immigration.
Die Beamten kommen rund 2 Stunden nach der Gesundheitskontrolle an Bord und knapp 45 Minuten später sind wir provisorisch einklariert. Provisorisch? Ja, die Gesundheitskontrolle und die Überprüfung unseres Schiffes auf nicht gewollte Parasiten und Pflanzen sind gebührenpflichtig – in bar. Zum Entrichten dieser Gebühr muss man zuerst an Land, lokale Währung besorgen, dann zum Spital laufen (1.5 Kilometer, die Gebühr ist mit rund CHF 75 hoch und wahrscheinlich ein Überbleibsel von der Covid-Kontrolle) und danach bei der Agrarbehörde ebenfalls den Obolus entrichten. Erst jetzt, mit den entsprechenden Belegen in der Hand, geht’s abschliessend wieder zum Zoll, wo wir nun den definitiven Einklarierungsstempel erhalten. Somit haben wir innerhalb eines halben Tages schon die ganze Kleinstadt abgelaufen. Die Bewilligung, Fiji besegeln zu dürfen und andere Inseln anzulaufen erhalten wir erst 2 Tage später von der Zollbehörde.
Ob diese Frauen wohl über die Herkunft unserer Lupina (Bildmitte) diskutieren oder über das noch schwimmende, aber stark vernachlässigte Schiff mit seinem gebrochenen Mast?
In Stadtnähe ist das Gelände nur am Ufer entlang flach. Die restliche Gegend um Savusavu herum zeigt sich stark zerfurcht und hügelig. Die Häuser sind meist mit Blechdächern versehen, entweder als Flachdach ausgebildet oder, wie hier im Bild, mit traditionellen Steildächern. Zwischendrin: viel intensives Grün in allen Variationen.
Oftmals sind auch die Wände der Häuser aus Wellblech gefertigt. Eine Isolation gegen Kälte braucht es natürlich nicht.
Blick über die Bucht von Savusavu und die vorgelagerte Insel Nawi, wo vor kurzem eine neue Marina aus dem Korallen- und Vulkangestein gebaggert wurde und nun bereits teilweise in Betrieb genommen ist.
Wie die meisten Inseln von Fiji ist auch Vanua Levu vulkanischen Ursprungs. Die Vulkane sind mittlerweile erloschen, aber immer wieder trifft man auf Hinweise bezüglich des heissen Untergrundes, über dem die Inseln lagern. Wie hier: heisse Quellen, die Nakama Hot Springs. Aus dem Boden tritt kochendes Wasser (98°C warm) an die Oberfläche. Auch heute noch werden diese Quellen zum Kochen benutzt. Beim Strandwandern entlang der Bucht von Savusavu ist es ratsam, vorsichtig zu sein: auch hier gibt es immer wieder Stellen, wo heisses Wasser aus dem Sand sichert.
Arbeit auf der Lupina und Erinnerung an den fürchterlichen Ankerplatz im Hafen von Aitutaki (Cook Islands). Da hatte sich ein auf dem Hafengrund liegender Draht in der Kette verfangen. Beim Einholen der Kette hat er sich ins Kettenrad verdreht und die Kette mitgezogen. Dabei wurde ein Kunststoffteil (Kettenteiler), welches dafür sorgt, dass die Kette vom Rad abgestreift und in den Ankerkasten geschoben wird, abgebrochen. Zum Glück haben wir ein neues Kettenrad mit neuem Kettenteiler aus Metall an Bord. Wir können die Reparatur in Angriff nehmen.
Beim Einklemmen der Kette wurde eine Schraube abgebrochen. Von einem anderen Schiff kann ich Werkzeug auftreiben, um den Schraubenrest aus dem Gewinde zu holen und das Gewinde von M5 auf M6 zu erweitern (die alten M5 Schrauben sind beschädigt, die neu mitgelieferten Schrauben sind aber M6. Neue M5 Schrauben kriegen wir trotz langem Suchen in Savusavu leider nicht)
Das alte Kettenrad wäre noch brauchbar, ich ersetze es aber mit dem Neuen.

Nicht bebildert, weil ich mich in dem Moment, wo es passiert, fürchterlich ärgere: beim Schneiden des letzten von 3 Gewinden bricht der Gewindebohrer ab. Unmöglich für mich, den im Sackloch steckenden Rest des Gewindebohrers wieder herauszudrehen. Das würde ja noch gehen, der Deckel hält auch mit einer Schraube weniger. Was mich aber am meisten ärgert ist die Tatsache, dass ich ein Werkzeug beschädigt habe, das nicht mir gehört. Mit hängenden Ohren und innerlich vorbereitet auf rügende Worte des Eigentümers bringe ich das Werkzeug am Abend zurück. Schön seine Reaktion: «Oh! Gewindebohrer sind Verbrauchsware, die gehen gerne mal kaputt», meint er lachend und ist mit meiner Einladung zum Sundowner in der Marina Bar mehr als zufrieden.

Wir wollen in den nächsten Wochen Fiji besegeln. Es gibt 332 Inseln!! Auf den meisten dieser Inseln, die zwar nicht alle bewohnt sind, werden noch die ursprünglichen Traditionen gepflegt. Dazu zählt, dass ein Besucher den «Chief» um Erlaubnis fragen muss, im Gebiet seines Dorfes ankern und das Land betreten zu dürfen. Dies geschieht mit einer speziellen Zeremonie, zu der auch Kava Trinken gehört. Es herrschen strenge Regeln, was die Bekleidung betrifft: keine Sonnenbrille, keine Kopfbedeckung, Knie und Schultern müssen bedeckt sein. Ich könnte mir ein paar lange Hosen aus dem Bauch der Lupina graben, entscheide mich aber, die lokale Tradition zu respektieren: Männer tragen Sulu!
Wir wagen uns auch an eine weitere Tradition. Wie in allen polynesischen Ländern ist auch hier das Tätowieren eine alte Tradition. Wir möchten schon länger einen Fingerring tätowieren lassen (die Verletzungsgefahr mit einem Metallring am Finger auf dem Schiff wäre zu hoch). Wir nutzen nun die Gelegenheit in Savusavu. Pia’s Gesichtsausdruck sagt alles: diesmal kommt das Tattoo nicht gut. Wir fangen uns beide eine tüchtige Entzündung ein – auch 5 Tage danach ist die Wunde noch offen. Schlechte Arbeit, ungenügende Hygiene, zu tief gestochen oder unverträgliche Tinte – wir wissen es nicht.

Nach einer Woche an der Boje vor der Copra Shed Marina verlegen wir in die neue Nawi Island Marina an den Steg. Dort wird auf der Lupina geputzt, gewaschen, umgepackt und Platz geschaffen: wir erwarten Nelly, unsere Teilzeitmatrosin, die schon zum 3. Mal auf der Lupina anheuert. Wir wollen sie an einem Steg empfangen, so dass das Einleben für sie auf dem Schiff etwas angenehmer ist.

Jeden Abend sitzen die Angestellten der Nawi Island Marina zusammen und geniessen eine Runde Kava.
Jetzt sind wir bereit, Nelly kann kommen! Mit ihr zusammen wollen wir die nächsten 5 Wochen den östlichen Teil von Fiji, die Lau Inseln besegeln und dann mit Zwischenstopps über die Inseln im Zentrum an die Nordküste von Viti Levu, der Hauptinsel von Fiji, gelangen.
Am Dienstag, 29.8.2023, ist sie eingetroffen: Nelly, die Seglerin, die bisher mit uns etwas Pech hatte. Nie viel Wind, eher langsame Passagen, viele davon auch unter Motor (Las Perlas in Panama). Das Gebiet hier verspricht definitiv mehr Action. Ist sie so seetauglich, wie wir meinen? Gelingt uns auch mal eine Fahrt bei Starkwind? Wie schläft sie an einem rolligen Ankerplatz oder während einer Nachtfahrt? Sie wird es euch selber erzählen – im nächsten Bericht. Den Schreiberling freut’s: er geniesst die Pause :))
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!