Von La Coruña südwärts

Hier an der Atlantikküste sind die Temperaturen recht frisch. In der Nacht so um die 17 Grad, am Tag maximal 25 Grad. Das kühle Atlantikwasser sorgt für diese erstaunlich mässigen Temperaturen. Wir freuen uns auf etwas wärmere Luft und Wasser (ja, wir gestehen: bisher sind wir noch kaum im Wasser gewesen) und ziehen Richtung Süden weiter. In etwa zwei Wochen wollen wir in Porto oder Lissabon sein.

Schon in der nächsten Bucht gehen wir knapp an einer erneuten Ankerblockade vorbei. Am Morgen, als wir aufwachen und an Deck frühstücken, sehen wir ein hässliches Ungeheuer 10 Meter neben uns im Wasser. Bei genauerem Hinschauen erkennen wir, dass es eine alte Boje ist, welche bei Flut unter Wasser ist und bei Ebbe knapp über Wasser kommt. Daran sind viele Taue fixiert, die auf mehrmaliger Flickarbeit hindeuten. Irgendeinmal wurde sie dann aufgegeben, und nun lauert sie auf ahnungslose Schiffe und Crews. Unsere Lektion: wir werden in Zukunft Hafengebiete zum Ankern meiden!

Beim Frühstücken vor Anker im Hafen von Cormo: plötzlich sehen wir dieses hässliche Etwas 10 Meter neben unserem Schiff
Bei genauerem Hinschauen: eine alte Boje, die mit ihren Unterwasser-Seiltentakeln wie ein Meeresungeheuer auf Schiffe als Beute wartet
Die Weiterfahrt unter viel Wind – leider aus der falschen Richtung. Aufkreuzen ist angesagt. Das bedeutet:  Wellen und Schräglage

Mit 6.5 – 7.5 Knoten Fahrt geht es recht ruppig aber schnell vorwärts (der Film ist wegen Datenreduktion leider etwas unscharf)
Link: Unterwegs in den Wellen

 

La Coruña

In Coruña verbringen wir fast eine Woche. Wir wollen hier den Anker reparieren lassen, und auch unser AIS spinnt seit der Überfahrt (oh, wie lieben wir Elektronik!). In der Marina sind die Leute sehr hilfsbereit. Sie verstehen auch etwas Englisch, so dass wir unsere Anliegen erklären können. Die freundliche Frau telephoniert zwei unterschiedlichen Firmen und organisiert für uns Termine. Wir sind etwas skeptisch, ob das wohl wirklich auch klappt. Und es tut es. Der Ankerschlosser erscheint mit seinem Werksfahrzeug, einem Gummiboot, der Elektriker kommt mit einer Ladung von Kabeln und Antennen, um das System zu testen (am Schluss wird das Gerät auf Garantie gewechselt).

Zwischendurch bunkern wir (Lebensmittel, Frischwassertank, Strom) und erkunden die Stadt, ihre Kultur und natürlich das Kulinarische (hmm – es gibt so viele feine Dinge zu Essen).

In La Coruña landen regelmässig grosse Kreuzfahrtschiffe. Die Stadt wird da für ein paar Stunden von Touristen überschwemmt
Es gibt viel zu tun, wenn wir mal wieder WiFi und Internet haben: Wetterdaten, E-Mails, HomePage Updates, und und und
Wir treffen auch immer wieder interessante Leute. Hier zwei Männer in einem Dänischen Boot. Sie machen gerade gemeinsam einen Törn, den sie genau so schon vor rund 30 Jahren zusammen gemacht haben. Es ist noch das gleiche Boot wie damals und sehr spartanisch eingerichtet. Sie haben gerade Wäschetag.
Am nächsten Tag laufen die beiden Dänen aus Richtung Süden. Wir werden sie wohl noch ein paar mal antreffen, die Ziele sind die Selben
La Coruña von der Burg in der Hafeneinfahrt gesehen
Strand von La Coruña, das Wasser hier ist aber nur 18 Grad warm, auch im Sommer!
Ein Boot aus der Frühzeit der Seefahrt: Holzplanken mit Bast zusammengebunden. Wie man sieht, auch robust. Wir sind aber doch froh, ist unsere Lupina etwas stabiler gebaut
Essen in Spanien: obwohl die Englische Küche mittlerweile auch vielseitiger geworden ist – von der Spanischen Küche sind wir einfach begeistert. Kleine Häppchen, unheimlich vielseitig, und erstaunlich preiswert
Bei diesem feinen Essen schlagen wir gerne etwas über den Strang. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die dieses Essen lieben
Am 11.8 2018 verabschieden wir uns von La Coruña in Richtung Süden

 

Spanien fesselt uns an sich – ein kleiner Zwischenfall

Im letzten Bericht habe ich einen Zwischenfall erwähnt, den ich nun hier beschreiben will.

Wir sind also recht flott über die Biskaya rüber geblasen worden und haben am Sonntag Morgen die Küste gesichtet.  Weil wir so früh dran waren in unserer Planung, entschieden wir kurzerhand, nicht direkt bis La Coruña durchzusegeln, sonder in einer der ersten schönen Buchten den Anker zu werfen und uns dort von Strapazen zu erholen. Also liefen wir eine grosse, ruhige Bucht an, an der ein kleines Fischerdorf  lag. Wir nahmen ein Bad (Wasser 20°C), frühstückten ausgiebig, machten dann das Dinghi für einen Landgang bereit. Das Dörfchen animierte uns zu eine ausgedehnten Spaziergang und Besichtigung des Fischereihafens, der hier zu unserem Erstaunen recht industrialisiert aussah: gepflegte Fischerboote, grosses modernes Kühlhaus direkt am Hafen, und sogar Arbeiterwohnungen direkt am Meer. Gegen Abend dann zurück aufs Boot, gut gegessen, guten Wein getrunken und dann früh ins Bett.

Unser Ankerplatz in der Bucht von Cedeira, 25 Meilen nordöstlich von La Coruña

Am nächsten Morgen, das Wetter war zuerst stark neblig, aber bald brach die Sonne durch, machten wir das Schiff klar für die Fahrt nach La Coruña. Heute war Pia wieder daran, nach vorne zu gehen um den Anker hochzuziehen. Ich war am Steuer und fuhr der Ankerkette nach. Pia gibt mir dazu Handzeichen , die wir abgemacht haben. So läuft alles wortlos und schon sehr gut eingespielt. Aber halt! Diesmal war es anders. Es kam von ihr kein Zeichen „Anker frei“. Hat sie es vergessen? Ich will sie fragen (dazu müsste ich laut schreien, damit sie es vorne am Bug hört) als ich merke, dass das Schiff einen kleinen Ruck macht und vom Anker gestoppt wurde. Der Anker sitzt offenbar fest! Kein Problem, denke ich. In unserem Buch und in der Karte steht ja, dass  der Ankergrund gut hält. Also was macht der Skipper bei einem gut haltenden Anker? Anker losbrechen, indem mit dem Schiff rund um den festsitzenden Anker gefahren wird und gegen die Richtung, wie er festgefahren wurde, gezogen wird. Genau das mach ich, aber wieder nur ein Ruck. Der Anker hält wie in einem Schraubstock. Langsam werde ich nervös. Das ist mir erst einmal passiert, am Bodensee, als der Anker sich an einer Abwasserleitung festgehängt hatte. Das war auf 3 Meter Tiefe und ein Sprung ins Wasser, kurzes Tauchen und ich hatte ihn lose. Aber hier war die Wassertiefe etwa 6-8 Meter – keine Chance ohne Tauchgerät.

Nun, Tauchgerät haben wir an Bord, neu von unserem Vorgänger, aber noch nie gebraucht und absolut unkundig, wie das überhaupt geht (ich werde so schnell wie möglich eine Taucherausbildung machen!!). Also was machen? Wir funken den Hafen an. Wir können schlecht Spanisch, die Dame dort schlecht Englisch. Irgendwie schaffen wir es, von ihre eine Telefon Nummer zu erhalten. Rufen dort an.  Der Mann am anderen Ende legt aber sofort wieder auf, hat offenbar keine Lust, uns zu helfen. Nach dem 3. Versuch geben wir es auf, rufen die Dame im Hafen nochmals an. Sie verspricht, selber anzurufen und den Mann zu motivieren, uns sofort zurückzurufen. Nichts passiert. Da hat Pia nach einem Blick über die Schiffe, die um uns herum auch geankert haben, die gute Idee, dass vielleicht einer von denen ein geübter Taucher ist. Und es hat tatsächlich Boote in unserer Nähe, die fast überquellen von diesem charakteristischen Ausrüstung, welche Langfahrten-Schiffe als solche erkenntlich machen. Wir machen unser Dinghi wieder fahrbereit und steuern das nächstgelegene Schiff an – und sind auf Anhieb erfolgreich. Zwei Italiener, die wir gerade beim Essen stören. Sie wollen das zuerst beenden, dann die Tauchflasche füllen und in etwa 2 Stunden bei uns sein. Wir haben keine Eile und sind froh, dass uns jemand helfen will und fahren zurück zu unsrem Schiff. Auch die 100 Euro, die die beiden für ihre Hilfe haben wollen ist fair in Anbetracht des Wertes von Anker und Kette in Edelstahl, die schnell einmal ein paar 1000 Euro kosten können.

Es vergeht knapp 1 Stunde als wir das Knattern eines Aussenborders hören. Die beiden Italiener sind schon da – aber ohne Taucherausrüstung? Der Englisch Sprechende der beiden Männer kommt an Bord und erklärt uns, dass sein Kollege, ein erfahrenen Seemann, eine andere Idee habe und das zuerst probieren will. Uns soll’s recht sein, egal wie, der Anker muss einfach loskommen. Wir geben das OK. Der andere Mann fährt mit seinem Dinghi zu unserem Bug und legt eine kurze Kette wie einen Ring um unsere Kette. Seine Kette befestigt er an einem starken Tau und lässt dann den Kettenring an unserer gestreckten Kette in die Tiefe gleiten bis zum Anker.

Um unsere Ankerkette wird eine kurze, starke Kette gelegt, und diese dann an einem Seil in die Tiefe gelassen

Dann fährt er mit seinem Boot ca. 20-30 Meter weg, zieht und rüttelt dabei mit voller Kraft am Seil. Gleichzeit lösen wir unsere Kette ein paar Meter, so dass kein Zug auf dem Anker ist. Nach ein paar Minuten gibt der Mann auf, schüttelt den Kopf und meint, es habe sich nichts gelöst. Ein letzter Versuch, noch einmal ziehen wir den Anker hoch und – oh Wunder! Wie von Zauberhand gelöst, kommt der Anker raus.

Nur etwas Algen hängen am Anker, sonst absolut sauber
Durch unser Ziehen und Rucken mit dem Schiff haben sehr grosse Kräfte auf das Ankergeschirr gewirkt, Das Verbindungsteil Kette – Anker ist verbogen und muss ersetzt werden

Wir wissen bis heute nicht, was den Anker unten blockiert hatte. Steine gibt es laut Karte und Berichten dort keine. Der erfahrene Italiener meint, dass es in der Nähe von Fischerhafen immer alte Netze am Boden haben kann, die jemand einfach dort entsorgt hat. Wenn diese dann über mehrere Jahre gut eingespült sind, halten diese wie Stahlseile.

Wir sind erleichter! Die beiden Italiener konnten uns helfen, und wir sind um eine Erfahrung reicher. Über die Verweigerung von Hilfe durch den Hafen wollen wir uns nicht mehr länger wundern 🙂

Quer über die Biskaya nach La Coruña

Wir sind mittlerweile wohlbehalten in La Coruña (Spanien) eingetroffen.

Gleich vorweg: wer unsere Überfahrt online verfolgen wollte, wurde leider enttäuscht. Kurz nach der Passage von Brest (Frankreich) fiel unser AIS System aus (Grund noch unbekannt) und unser Schiff blieb auf den Monitoren stehen. Wir müssen es nun hier checken lassen. Entweder ist ein Defekt am Gerät, oder die Installation wurde in Brighton nicht gut gemach. Ein Garantiefall?

Aber nun der Reihe nach:

Wir haben am Tag vor der vor dem grossen Schlag (so nennt man in der Seglersprache eine Wegstrecke) in einer kleinen Bucht südlich vor Falmouth geankert, so dass wir am Morgen in der Früh niemanden wecken. Pia konnte es kaum erwarten, bis es endlich losgeht, mir hätte es in England noch recht gut gepasst (zwinker)

Sehnsüchtig schaut Pia in den Süden – sie sucht die Wärme und den richtigen Wind
Kartenarbeit vor der Losfahrt in der Bucht vom Helford River
Am 2. August früh um 07:30 Uhr geht’s los. Damit uns der frische Wind nicht unterkühlt bestens eingemummelt in warme Kleider
Aber schon bald wärmt die Sonne und eine Kleiderschale nach der anderen fällt. Immer wichtig: Kontrolle unserer Position und Kurs am Bildschirm
Kurz bevor wir England verlassen werden wir aus dem Land eskortiert. die Delphine spielen mehr als 10 Minuten lang in unserer Bugwelle, lassen sich von der Lupina die Rückenflosse kraulen, machen Freudensprünge für unsere Kamera und zeigen uns, wie elegant sie schwimmen können.
Die Grenze zu Frankreich ist erreicht, das Hoheitszeichen muss gesetzt werden. Ein Job für Pia
Gegen Abend des ersten Tages haben wir die Küste von Frankreich erreicht (schwarzer Punkt auf dem Bildschirm ist unser Schiff). Zu Köbi’s Enttäuschung fast keine grossen Schiffe gekreuzt, obwohl dies eine der meist befahrenen Wasserstrassen der Welt ist.

Bei der Überfahrt gibt es eigentlich nicht viel zu tun, doch einige Dinge sind sehr wichtig, und müssen regelmässig erledigt werden. Da es meist recht stark schaukelt, muss man entsprechend vorsichtig sein, und alles dauert immer ein wenig länger.

Wie sieht eigentlich unser Tagesablauf aus? Unseren Rudergang haben wir in Schichten aufgeteilt, die sich nach unseren Schlafbedürfnissen richten. Pia übernimmt am Abend die Schicht bis ca. Mitternacht. Köbi legt sich bis dann auf’s Ohr. Um Mitternacht geht Pia in die Koje und Köbi übernimmt das Steuer bis zur Morgendämmerung. Nach Sonnenaufgang gibt’s wieder einen Schichtwechsel und gleichzeitig auch Frühstück (Kaffee, Birchermüesli, Butterbrot mit Pia’s Konfi und Käse). Köbi geht dann in die Koje und Pia übernimmt das Steuer bis Mittag. Ab dann wechseln wir uns nach Lust und Laune ab, bis am Abend dann wieder der neue Ablauf beginnt.

Kaffeekochen erschwert. Dank kardanischer Lagerung des Kochherdes aber gut möglich, ohne dass der Kaffeekrug umfällt.   Video Kaffeekochen

Tagsüber wird mindestens 1x ein Rundgang über das Deck gemacht und geprüft, ob alles in Ordnung ist
Oder an den Segeln ist etwas zu richten. Bei diesem Bild musste das Grosssegel gegen ungewolltes Halsen (= Segel kippt auf die andere Bootsseite) gesichert werden. Das wird mit einer Leine gemacht, die den Baum nach ganz vorne am Schiff fixiert (Fachausdruck: Bullenstander, die rote Leine im Bild). Tiefer Gang und immer eine Hand am Schiff sind wichtig für unfallfreies Arbeiten.

Der Sicherheit an Bord setzen wir grosses Augenmerk. In der Nacht, wenn nur 1 Person im Cockpit sitzt, ist diese immer mit einer Sicherungsleine (Lifebelt) am Schiff fixiert. Falls aus irgend einem Grund auf Deck gestiegen werden muss, wird die schlafende Person geweckt und zur Aufsicht ins Cockpit geholt. Bei Arbeiten an Deck gehören automatische Schwimmweste und Liefebelt-Sicherung immer dazu. Da das Schiff meist automatisch gesteuert wird (Autopilot), würde es noch lange geradeaus fahren, bis das Fehlen einer Person bemerkt würde. Im offenen Ozean eine aussichtslose Situation, die wir nicht erleben wollen.

Ein wichtiges Instrument für die Sicherheit in der Nacht: Radar. Hier sehen wir – auch bei völliger Dunkelheit – ein Schiff/Hindernis auf dem Radar. Unsere Position ist in der Mitte der Kreise, die gelbe Linie ist unsere Fahrtrichtung. Im Moment ist ausser den hohen Wellen (kleine gelbe Punkte um uns herum) kein Hindernis ersichtlich.
Für Überfahrten wird nicht im grossen, komfortablen  Schlafzimmer-Bett geschlafen, sondern es hat eine spezielle Koje, das Leebett. Es ist im Salon mit direktem Zugang ins Cockpit. Damit die schlafende Person nicht aus der Koje fällt, ist sie gegen das Herausrollen mit einem Leesegel (das weisse Tuch im Bild) gesichert. Da diese Koje sehr nahe am Schwerpunkt des Schiffes liegt, gibt es hier die wenigsten Schiffsbewegungen. Es lässt sich prima schlafen darin 🙂
Die Person, die Nachschicht schiebt, beobachtet primär die Umgebung und schaut, dass die Fahrtrichtung frei ist. Da die Fahrt im Vergleich zum Auto aber sehr langsam ist, lässt sich dazu aber prima lesen …
… ab und zu Instrumente beobachten (hier Wassertiefe, Wind und Geschwindigkeit) …
… oder sogar ein kleines Nickerchen machen. Genau deshalb haben wir diese kleine Eieruhr, die regelmässig alle 15 Minuten die dösende Person an seine Pflichten erinnert
Ein paar wichtige Instrumente: Bildschirm (in der Fachsprache Plotter genannt), Logbuch (weisser Block), Fernglas, Guezlibox (für Köbi) und Eieruhr
Und irgendeinmal, dank kräftigem Rückenwind schneller als erwartet, sind wir an der spanischen Grenze und die Fahne muss erneut gewechselt werden
Am 5.8. morgens um 9:30 Uhr werfen wir in einer Bucht vor La Coruña Anker. 74 Stunden und 415 Seemeilen – Überfahrt erfolgreich – und sehr eindrücklich und schön!!

Am nächsten Tag – gut ausgeschlafen aber mit einem kurzen Zwischenfall – sind wir dann nach La Coruña weiter, wo wir nun ein paar Tage die schöne Galizische Gegend geniessen wollen. Über den Zwischenfall berichten wir nächstes Mal.

Falmouth – Vorbereitung für die Biskaya

Am 25. Juli sind wir in Falmouth angekommen. Da wir auf die Ersatzteile für unseren Genua-Furling (= Rollmechanismus Vorsegel) warten müssen (Teile kommen aus Schweden, dort ist gerade Mid-Summer, viele Leute machen Ferien) richten wir uns auf ein paar Tage hier ein. Es gibt viel zu sehen. Wir gehen gegenüber dem Falmouth Harbour vor Anker und pendeln zwischen Schiff und Falmouth hin und her. Das geht eigentlich sehr gut und wir haben mittlerweile gute Übung darin, in das schaukelnde Gummiboot einzusteigen.

Direkt gegenüber der Hafeneinfahrt vor Anker, ziehen richtig grosse Schiffe an uns vorbei. Hier könnte man meinen, das Passagierschiff wird militärisch bewacht
Eine der vielen Hafenmauern, die wir jeweils erklimmen müssen. Hier haben die Handwerker ein tolles Werk hinterlassen.
Ganz typisch für für diese Gegend, wahrscheinlich für ganz England: überall das gleiche Menue
Die Leute stehen Schlange für Fish & Chips
Nach 2 Tagen vor Anker zieht ein Sturm heran …
… und wir verlagern in einen ruhigen Hafen (das Bild wurde am nächsten Morgen aufgenommen, der starke Regen war da schon wieder vorbei)
Und endlich sind auch die Ersatzteile gekommen. Hier das Teil, welches den Schaden verursacht hatte. Einer der Randringe (aufgepresst) kam lose und wurde vom Zahnriemen abgerissen. Der Ring zerschnitt in der Folge den Riemen
Die Reparatur ist erledigt und wir sind bereit für die Biskaya, fast …
… nur der Wind macht noch nicht mit: so sah es am Sonntag noch aus …
… und so brauchen wir ihn: ab Freitag 3.8. soll der Wind von Nord-Osten kommen, perfekt für eine Biskaya Überquerung
Pia ist schon fleissig daran, Kühlschrank mit feinen Dingen zu füllen
… und ich suche noch letzten Treibstoff fürs Dinghi – aber an diesen Säulen kriege ich sicher keinen mehr (lach)
Ab und zu werden wir gefragt, was es denn bei uns so zu Essen gibt: hier werde ich von Pia mit feinen Nachos verwöhnt
Am 1. August …
… gab es ein typisch Schweizer Frühstück mit Butterbrot, selbsgemachter Konfi, Käse, Birchermüesli und Kaffi

Unseren nächsten Bericht schreiben wir dann, wenn alles so läuft wie geplant, von Spanien aus. Unser Ziel ist ist La Coruna, dauert etwa 3-4 Tage, wenn der Wind so bläst wie angekündigt – sonst ein paar Tage mehr 🙂

Wer uns verfolgen will: auf www.marinetraffic.com und dann nach dem Schiff „LUPINA“ suchen. Geht aber nur wenn wir Internet Verbindung haben (innerhalb 30 Meilen vom Land sind oder ein grosser Meeresdampfer unser Signal aufnimmt und in den Äther schickt.

Dank an Köbi’s ehemaligen ABB Turbolader Arbeitskollegen

Zum Abschied nach 30 Jahren ABB Turbolader durfte Köbi ein paar tolle Geschenke seiner ehemaligen Arbeitskollegen in Empfang nehmen. Darunter eine grosse Blechdose, welche als „Notreserve“ dienen soll. In solchen Blechdosen wurden immer teure Ersatzteile, seefest (= wasserdicht und stossfest) verpackt, in der ganzen Welt verschickt.

Kürzlich ist uns der Wein ausgegangen – eine wirklich krasse Notsituation (smile) – und die Büchse kam unters Messer

Bestens vorbereitet mit PSE (Personal Safety Equipment): Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Schutzbrille und Kopfschutz) – ich war ja einmal in meiner Karriere auch Safety Officer (smile)
Mit dem ABB Turbocharger Victorinox Multi-Tool mache ich mich mutig ans Werk ….
… das Blech der Büchse ist aber viel zu dick für das Multi-Tool: Hammer und Meissel können es richten
Geschafft!! Als Belohnung wirken die erwähnten Notreserven, darunter 2 feine Flaschen Wein. Der Abend ist gerettet? Vielen Dank IATU-MS und Freunde!!

Von Fowey nach Falmouth

Auf dem Weg zu unserem Fernziel, Falmouth, legen wir noch ein paar Zwischenhalte ein.  Da in den nächsten 1-2 Wochen keine stabilen Windverhältnisse auszumachen sind, welche uns in 3 Tagen nach La Coruna (Spanien) blasen wollen, haben wir keine Eile. Am 23.7.18  lösen wir uns von der Boje in Fowey und laufen Mevagissey und dann Portscatho an, bevor wir im River Fal, direkt ausserhalb von Falmouth, vor Anker gehen.

Ganz am Anfang dieser Etappe aber ein Rückschlag und damit eine neue Herausforderung. Der in Plymouth reparierte Vorsegel-Rollmechanismus gibt seinen Geist wieder auf. Diesmal höre ich die Motoren summen, aber sie drehen leer. Mein Verdacht – Keilriemen wieder defekt – bestätigt sich leider.

Der Keilriemen am Vorsegel Furling ist wie durchgeschnitten. Die Abdeckscheibe am grossen Zahnrad (krummes Teil beim kleineren Zahnrad unten) hat sich gelöst und den Keilriemen beschädigt.

Nun wird es spannend. In einem meiner früheren Jobs hatte ich viel mit Schadenuntersuchung zu tun. Da ging es immer darum, herauszufinden, warum etwas kaputt gegangen (havariert) ist, um dann zu verhindern, dass es wieder passiert. Auch diesmal packte mich die Neugier, was da fehlgelaufen sein könnt. Ein paar Telefonate mit dem Mechaniker, der es repariert hatte, ein paar Nachmessungen und Photos, und schnell war klar: das grosse Zahnrad wurde beim ersten Schaden nicht ausgewechselt. Die Abdeckscheibe, welche auf dem Rad aufgeschrumpft ist, wurde aber vermutlich beim ersten Schaden gelockert. Nun ist sie losgekommen, mit Folgeschaden am Keilriemen – ein Garantiefall also.

Mit dem Kuttersegel (2. Vorsegel, deutlich kleiner als das defekte 1. Vorsegel) konnten wir aber unsere Fahrt ohne grosse Einschränkung weiter führen und wurden mit einer tollen Landschaft belohnt.

Mevagissey: kleiner Fischerort, in dem die Zeit still zu stehen scheint
bei Ebbe liegen die Schiffe, auch grössere, im Trockenen
Fish & Chips – ein Lieblingsessen der Briten. Hier ein paar hungrige Kunden einer kleinen Imbissbude, die sich daran gütlich tun.
Auch mir knurrt ab und zu der Magen – ich habe mit Pia für einmal Erbarmen: sie muss heute nicht kochen (grins)
Nächster Tag, neuer Ankerplatz: Portscatho. Wir kommen kurz nach Mittag an und haben viel Zeit, das Land zu erkunden. Wie immer geht’s mit dem Dinghi an Land
Portscatho: kurzer Ankertrunk in einem der 3 Pubs im Dorf
Der ist fast so alt wie wir, oder gar älter?? wunderschön restauriert. Er ist unterwegs zu einem VW Bus Treffen in Falmouth, wie wir später erfahren
Nach dem Ankertrunk, auf einem der zahlreichen Wanderwege entlang der Küste – durch die „Hohle Gasse“ …
… durch ein Maislabyrinth …
… bis wir schliesslich als Belohnung eine phantastische Aussicht haben auf unser Schiff. Im Hintergrund die tolle Landschaft des Cornwall
Zurück auf dem Schiff (vor Portscatho am nächsten Morgen): wunderbarer Sonnenaufgang

Fowey

Am 22.7. erreichen wir Fowey (great Tipp, Olle, thanks!). Ein sehr idyllischer Ort am River Fowey. Ein weit verzweigter Fluss mit überall kleinen Buchten, wo man geschützt ankern kann. Wir machen direkt gegenüber dem Örtchen, das im Sommer viele Touristen hat (darunter sehr oft auch Wanderer) an einer Boje fest. Die Boje hat den Vorteil, dass man sich nicht um die Richtung der Gezeitenströme sorgen muss.

Fowey, ein wunderschönes Hafenstädtchen am River Fowey. Pia beobachtet den Verkehr in der Flussmündung
Geschwindigkeit übertreten?? Polizei?? Nein! Ein sehr freundlicher Hafenmeister, der uns geduldig erklärt, dass in England der Fluss zum Hafen zählt und dass auch da Hafengebühren, allerdings sehr geringe, 260£, bezahlt werden müssen.
Blick in einen kleinen Seitenarm des River Fowey. Viele Schiffe an Bojen
River Fowey – überall hat es kleine versteckte Buchten, die zum Baden einladen
Uns zieht es, wie immer, an Land und in das Dorf Fowey
Eines der ältesten Gebäude im Dorf . Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Fowey, wie viele anderen Küstendörfer auch, diente früher oft als Fluchthafen für Schmuggler.
Nach dem obligaten Fitnesstraining (unser Ziel: mehr als 10’000 Schritte pro Tag!) das verdiente Eis
Von unserem Boot Blick auf Fowey
Am Tag nach unserer Ankunft erkunden wir den Fluss mit dem Dinghi. Teilweise fühlt man sich wie im Urwald
… und trifft aber immer wieder noch kleinere und verstecktere Örtchen. Hier:  Polruan am River Fowey
Polruan: Dieses Gebäude wurde früher als Kohlenkeller und Umschlagsplatz genutzt. Heute eine typisch Britische Taverne mit wunderbarem Blumenschmuck
Polruan: Enge Gässchen, die alle zum Hafen führen

Von hier geht es nun weiter, mit Fernziel Falmouth. Von da aus wollen wir dann den Sprung über die Biskaya wagen, müssen aber das ideale Wetterfenster abwarten.

Von Plymouth bis Fowey

Mit reparierten Segel-Einrollsystemen (Furling) brechen wir von Plymouth auf. So langsam bereiten wir uns für die Biskaya Überquerung vor. Windvoraussagen für die nächsten 2 Wochen sind aber recht ungenau, da es im Moment recht unstabil ist. Unseren Dieseltank wollen wir aber bereits mal füllen. Da wir noch nicht wissen, wie genau die Tankanzeige ist, gibt uns das mehr Sicherheit. Wir haben 600 Liter Tankinhalt, verteil auf 2 Tanks. Wenn diese voll sind, reicht das für mehr als 120 Stunden Motorbetrieb.

In der Warteschlange zum Tanken vor dem Auslaufen in Plymouth
Unsere 1. Tankfüllung. Es wird lange dauern, bis wir wieder so viel brauchen (smile)
Durch einen Dschungel von Seezeichen, welche eine enge Passage mit genügend Wassertiefe markieren, verlassen wir das Wasser von Plymouth
Vor Looe, in der Vergangenheit ein kleiner Schmugglerhafen, gehen wir vor Anker, und mit dem Dinghi in den engen Flusshafen
Es ist etwa Halbzeit zwischen Flut und Ebbe, das Wasser fällt. Die ersten Schiffe liegen bereits trocken
Eindrücke aus Looe, heute hauptsächlich Fischerei und Tourismus
Ein Gebäude aus 1632
und überall hat es Möven
Wir geniessen ein Bier, draussen schauckelt die Lupina (Schiff ganz rechts)
Vor der Rückfahrt eine kleine Überraschung: wir haben die Ebbe vergessen und unser Dinghi hängt an Land. Aber nicht schlimm: mit Muskelkraft ist das Problem schnell gelöst (smile)

Nach Looe geht es weiter in 2 kleinen Tagesetappen nach Fowey. Dieser Ort hat mir ein Freund aus Finnland, Olle Hagglund, empfohlen.

 

Plymouth

Am 9. Juni erreichen wir Plymouth. Unterwegs haben wir die Firma angerufen, welche uns die Rollanlagen der Segel reparieren soll. Kurz darauf legen wir in der Queen Anne’s Battery Marina an und kaum eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord, der eine kurze Besichtigung des Schadens macht. Am späteren Nachmittag erhalten wir dann per Telefon eine grobe Kostenschätzung und eine Planung der Arbeiten. Das Grosssegel wir am kommenden Tag repariert – beim Vorsegel muss zuerst der Antrieb zerlegt und dann die Teile von Schweden bestellt werden. Wird Anfang der kommenden Woche. Kein Problem für uns, da wir sowieso „Kurzferien“ in der Schweiz geplant haben (Geburi Parties und Familienbesuche).

Am Tag nach unserer Ankunft ist der Antrieb im Grosssegel mit einem neuen Verbindungsstück repariert. So sieht es aus, wenn es intakt ist.
Verbringen die Wartezeit mit Landausflügen oder Arbeiten. Hier habe ich den Rettungsring beschriftet. Erklärung für Landratten: Der Rettungsring gehört zu den obligatorischen Sicherheitsausrüstungen auf einem Schiff. Unserer ist fix an der Bordreeling montiert. Ein Klettverschluss hält ihn in der gelben Schutzhülle. Das gelbe Seil auf der Roll ist etwa 50m lang. Es  ist auf der einen Seite am Ring, am anderen Ende fix am Schiff angemacht. Das orange Teil links neben Seilrolle ist eine Leuchte. Sie ist mit der weissen Leine ebenfalls am Ring montiert, fällt mit ihm ins Wasser und dreht sich so, dass die Leuchte nach oben steht und zu leuchten beginnt (wichtig in der Nacht). Fällt jemand über Bord muss sofort der Ring geworfen. Der Steuermann fährt dann mit dem Schiff in einem Kreis um die Person, bis diese das Seil und dann den Ring greifen kann.
Plymouth war und ist ein wichtiger Militärstützpunkt der Navy. Die Einfahrt in den Hafen ist schwer bewacht, hier ein Beispiel aus der Vergangenheit …
…. und hier ein neuzeitlicheres Abwehrsystem. Das abgebildete Modell haben wir real in Portsmouth gesehen. Im Hintergrund des Bildes ganz klein ein weiteres Kriegsschiff vor Anker in der Hafenmündung
Royal William Yard – eine der wenigen militärischen Anlagen, die im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurden. Damals hauptsächlich als Kasernen und Kommandozentrale, sind die meisten Gebäude heute zivil genutzt (feine Essrestaurants der gehoben Kategorie und teure Wohnungen mit perfekter Meersicht). Von hier gibt es eine Fährverbindung ins Stadtzentrum.
Zwischendurch immer wieder tolle Pubs, wirklich alt heimelig
Frittiertes Allerlei: Kartoffeln, Chicken, Zwiebelringe, Fisch, Knoblibrot, etc. als kleine Zwischenstärkung. Das Bier daneben ist natürlich nur Dekoration 🙂
Und zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung eine Gin Destillerie. Gin ist nebst Bier das populärste Getränk und es gibt den Gin in mindestens so vielen Sorten wie Bier. Er wird aus Wacholderbeeren zusammen mit unterschiedlich vielen Kräutern und Geschmacksträgern wie Zitrone, Orange und anderen Früchten gebraut.
In der Bar der Destillerie, welche öffentlich zugänglich ist, haben wir den Gin ausführlich gekostet
Und wer hat ihn erfunden – ein Mönch natürlich. Als das Kloster nicht mehr verwendet wurde hat ein geschickter Kaufmann namens Cortes 1763 darin die heutige Destillerie gegründet. Als im 2. Weltkrieg Plymouth von den Deutschen Bombern fast vollständig zerstört wurde, blieben aber dies Gebäude weitgehend unversehrt, was die Navy mit einem Telegramm freudig an ihre Schiffe  vermeldete: „gin factory remains intact – up and running“

Vom 13.-18.7. sind wir zu Besuch in der Schweiz. Vorausgesetzt die beiden Antriebsmotore für das Vorsegel sind eingetroffen und montiert geht es dann ab 19.7.2018 weiter westwärts.