Nach unserer Rückkehr von Costa Rica auf die Lupina schauen wir jeden Tag gespannt auf die Wetterlage. Unser Kurs von Shelter Bay (Colon, Panama) nach Bocas del Toro, unser nächstes Ziel im Nordwesten von Panama, verlangt nach Winden aus allen Richtungen ausser von Nordwesten. Aber es ist, wie es halt oft so ist: entweder hat es keinen Wind, oder dann genau aus der Richtung, in die wir wollen. Wir warten ab und vertreiben die Zeit mit Arbeiten am und um das Schiff.
Als nach fast einer Woche sich immer noch kein günstiger Wind anmeldet, beschliessen wir etwas widerwillig, die rund 145 Seemeilen unter Motor in Angriff zu nehmen. Wir hätten noch länger warten können, aber wir wissen, dass Freunde, die wir treffen wollen, bereits nach Bocas del Toro unterwegs sind und Anfangs Juni dort eintreffen werden. Wir möchten zeitnah mit ihnen dort sein. Ausgerechnet am Tag, an dem wir losfahren wollen, zieht eine riesige Regenfront über uns hinweg und es schüttet aus vollen Kübeln. Das wäre an und für sich kein Problem, die Lupina schwimmt auch bei Wasser von oben. Das Problem ist, dass wir vor der Abfahrt noch unsere Diesel Tanks füllen wollen aber die Tankstelle bei Regen geschlossen bleibt, damit kein Regenwasser in den Diesel kommt. Erst um die Mittagszeit lässt der Regen etwas nach, und wir kriegen unseren Treibstoff. Die Verzögerung wirft uns in unserer Törn-Planung um gut 5 Stunden zurück und es könnte knapp werden mit der Ankunft bei Tageslicht. Wir wissen, wir haben auf der Strecke rund 1 Knoten Gegenströmung und etwa 8-10 Knoten Wind auf die Nase. Entsprechend machen wir zeitweise weniger als 4 Knoten Fahrt (unter Motor, wohlverstanden). Wir rechnen schon damit, dass wir eine zweite Nacht auf See verbringen müssen. Auf der zweiten Hälfte der Reisestrecke dreht jedoch der Wind etwas mehr nordwärts, und wir können die Genua zu Hilfe nehmen. Nun erreichen wir mit Motor und Segel zwischen 6-7 Knoten Geschwindigkeit und wir holen wieder auf, was wir in den ersten 12 Stunden verloren haben. Eine Stunde vor Sonnenuntergang fällt der Anker vor Bocas Town in gut haltendem Sand
Die Provinz Bocas del Toro (zu Deutsch: Münder des Stieres) liegt etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Costa Rica und entwickelt sich rasch und stetig zu einem touristischen Hot-Spot von Panama. Der Archipel wird von 2 grossen Buchten, acht grossen Inseln, 51 bewohnten kleineren Inseln und über 200 unbewohnten Eilanden geformt. Dank einem in grossen Teilen geschlossenen vorgelagerten Riff ist das Wasser meist sehr ruhig, auch wenn es auf dem offenen Meer tobt und stürmt. Entdeckt wurde die Region, wie kann es anders sein, durch Christoph Columbus. Obwohl er gemäss Überlieferungen von der Region begeistert gewesen sein soll, dauerte es bis ins 19. Jahrhundert, bis eine grosse Welle von Einwanderern das Land bevölkerte, hauptsächlich ehemalige Sklaven aus der USA und den nahegelegenen Inseln St. Andres und Providencia. Die heutige Bevölkerung ist eine bunte Mischung aus farbigen Kreolen, Chinesen (!) und den verschiedenen Indianerstämmen. Die lokale Sprache ist «guariguari», eine Mischung aus Afro-Antillischem Englisch, Spanisch, einigen Indianischen Wörtern, abgerundet mit etwas französischem Einfluss. In entlegenen Gegenden leben auch heute noch Indianerstämme.
Nun sind wir wieder zurück in Bocas Town und machen uns bereit für die San Blas Inseln. Wir müssen Gemüse, Früchte und Obst bunkern und genügend Treibstoff fürs Dinghi, damit wir autonom bleiben. Offiziell sind die San Blas Inseln wegen Covid geschlossen, und deshalb wollen wir gemeinsam mit der Anixi zumindest in den ersten Wochen die unbewohnten Inseln besegeln. Die rund 200 Seemeilen bis zu den San Blas Inseln sind nicht ganz einfach, da die Winde in dieser Gegend sehr unstabil sind. Mal schauen, wie wir das hinkriegen.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Costa Rica ist eines der artenreichsten Länder der Welt und enthält etwa 5% aller Pflanzen- und Tierarten auf unserer Erde. Dies kann im ganzen Land erlebt werden und ist für jedermann leicht zugänglich. Costa Rica bietet ein sehr stabiles politisches Klima und erlebt seit vielen Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Der Besucher findet ein entspanntes, herzliches und sicheres Umfeld vor. Costa Rica ist eines der wenigen Länder der Welt ohne Armee, das eingesparte Geld wird in Ausbildung und Infrastruktur investiert. Das Land und seine Menschen haben eine friedliche Stimmung, was Costa Rica zu einem perfekten Ort macht, um einen unvergesslichen Urlaub zu geniessen. Gleichzeitig bietet es traumhafte Landschaften, freundliche und gut gebildete Einwohner, die gerne bereit sind, ihre Kultur zu teilen. Wir sind begeistert von Costa Rica und seinen Naturwundern! Es ist eines der schönsten, sichersten und interessantesten Länder auf unserer bisherigen Reise. Es ist die perfekte Kombination aus Entspannung, Abenteuer, Kultur, gute Küche, Pflanzenwelt und Wildtieren.
Am 5. Mai 2021 fliegen wir von Panama City nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Die Covid Zahlen in Costa Rica steigen gerade rasant an und die Regierung hat entsprechende Massnahmen festgelegt. Sie werden uns während unseres 3-wöchigen Aufenthaltes nicht gross einschränken, tragen aber dazu bei, dass wir uns einigermassen sicher fühlen können. Bei der Übernahme unseres Mietautos erleben wir eine unliebsame Überraschung: wir haben das Auto wie üblich über eine Internet Plattform reserviert. Der Mitarbeiter der Rental Car Firma (Payless) will uns eine Versicherung andrehen, die mehr als das 4-fache des Mietpreises kosten würde. Lakonisch meint er, das sei obligatorisch. Köbi versucht vergeblich zu erklären, dass wir über unsere Kreditkarte eine Versicherung haben. Ein anderer Kunde am Schalter kriegt die Diskussion mit und beginnt laut über die Mietfirma zu schimpfen. Bei ihm hätten sie das Gleiche gemacht und ihn zur Bezahlung der Versicherung gezwungen. Wir entscheiden, dass wir das Auto nicht nehmen, und fahren zum Büro von Hertz nebenan. Eine gute Entscheidung: für etwas mehr Geld erhalten wir ein gutes 4×4 Auto, und die obligatorische Versicherung kostet nur ein Bruchteil von dem, was Payless uns andrehen wollte.
Die nächste Überraschung folgt beim Hotel. Diesmal eine Positive: wir haben über Trip Advisor ein kostengünstiges Hotel im Zentrum von San José ausgesucht. Als wir dort eintreffen, stellen wir fest, dass die Lage wirklich sehr zentral ist, und dass es viele hübsche, leicht bekleidete Damen in der hoteleigenen Bar hat (Köbi meint 🙂 ). Schnell stellen wir fest, dass wir hier offenbar im Rotlicht Bereich gelandet sind. Entsprechend sind die Hotelzimmer sehr grosszügig ausgelegt mit vielen Spiegeln, riesiger Dusche und noch riesigeren Betten. Was für ein Gegensatz zu den doch eher engen Verhältnissen auf der Lupina 😊
Die Rückkehr nach Panama verläuft problemlos. Oder fast problemlos: kurz vor dem Flughafen in San José tanken wir das Mietauto voll. Dabei merkt Pia, dass ihre Bauchtasche mit unseren Pässen fehlt – sie wurde auf dem Hotelbett liegen gelassen. Wir sind zum Glück früh dran und es reicht uns zeitlich gut, nochmals die rund 2x 35 Minuten zum Hotel hin und zurück zu fahren und die vergessene Bauchtasche zu holen. Da in Costa Rica die Covid Zahlen hoch sind, müssen wir trotz Impfpass bei der Einreise einen Covid Schnelltest über uns ergehen lassen, aber mit den schönen Erinnerungen im Gepäck stört uns das nicht im Geringsten.
Seit dem 26. Mai sind wir zurück auf unserer Lupina. Wir finden alles in bester Ordnung vor und können uns nun unbelastet ins nächste Abenteuer stürzen: Bocas del Toro und danach San Blas, beides wunderschöne Inselgruppen auf der Karibikseite von Panama, warten auf uns 😊
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Die Überfahrt von George Town auf Grand Cayman nach Panama in die Shelter Bay Marina verläuft ziemlich nach Plan. Zuerst haben wir angesagt etwas schwächeren Wind mit leicht südlicher Komponente fast auf die Nase, im 2. Teil der Fahrt nimmt er dann zu und dreht etwas nach Osten. Ganz am Schluss haben wir ihn von hinten, und wir werden förmlich in die Einfahrt zum Panamakanal geblasen. Was wir unterwegs erlebt haben, wird in diesem Video gezeigt.
Seit Mindelo auf den Kapverdischen Inseln im Januar 2019 waren wir nie mehr in einer grösseren Marina. Auf Bonaire und zuletzt in Kuba waren die Marinas eher klein, und vor allem gab es da fast keine Schiffsbewegungen. Ganz anders hier! Da herrscht emsiger Betrieb – ein reges Kommen und Gehen von Schiffen. Die Meisten machen sich hier bereit für die Fahrt durch den Kanal. Wie das geht, werden wir dann berichten, wenn es bei uns so weit ist. Einige Segelschiffe kommen wieder vom Pazifik zurück auf unsere Seite von Zentralamerika. Diese Fahrtrichtung ist eher ungewöhnlich, aber weil es für Segelschiffe im Pazifik momentan infolge Covid19 kein Weiterkommen gibt, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig. Wir treffen hier viele Segler an, die in die gleiche Richtung wollen, wie wir, und wir tauschen rege Erfahrungen, Gedanken und Träume untereinander aus.
Die «Barcelona Explorer» ist eine türkische Gulet, die 2014 komplett restauriert und danach in der USA als Ausflugsschiff weiter betrieben wurde. Köbi will das Schiff unbedingt aus der Nähe ansehen. Als wir auf das Schiff zu schlendern, spricht uns ein Mann auf dem Pier an. Wir merken sofort, unser Beider Englisch hat einen deutlichen Akzent. Er fragt uns, ob wir Schweizer sind 😊😊. Und zu unserer Überraschung fügt er noch an: «ABB?». Köbi ist baff. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann, Martin, früher auch bei ABB in Baden gearbeitet hat. Die Welt ist klein! Er erzählt uns, dass er mit einem anderen ABB Kollegen zusammen nun mit diesem Schiff unterwegs sei. Sie haben die Gulet soeben in Florida erworben und sind nun unterwegs auf die Pazifikseite von Costa Rica, wo Christian (sein Partner, auch ex ABB) mit seiner Frau eine Sportfisch- und Cruisingfirma betreibt. Wer also eine Costa Rica Abenteuerreise mit einer Gulet machen möchte, der hat bald die Möglichkeit dazu. Wer sich dafür interessiert: wie vermitteln gerne 😉
Nun, mit dem Chillen ist es dann schnell vorbei. Die «Barcelona Explorer» ist mittlerweile durch den Panamakanal durch, und wir packen unsere Rücksäcke und machen uns morgen früh auf nach Costa Rica. Wir wollen dieses Nachbarland von Panama für 3 Wochen auf dem Landweg erkunden. Die Karibikseite von Costa Rica bietet keine geeigneten Ankerplätze oder Marinas, wo wir die Lupina während dieser Zeit zurücklassen könnten. Von der vorzüglich geführten Shelter Bay Marina aus geht das hingegen sehr gut.
Was erleben wir auf der Reise durch Coast Rica? Und können wir nachher wieder zurück nach Panama (Covid19 lässt grüssen)?
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Die Cayman Islands sind unter den Karibikinseln etwas Exotisches. Sie schiessen steil aus dem bis zu knapp 8000 tiefen Cayman Graben, eine der tiefsten Stellen der Weltmeere) empor und überragen den Wasserspiegel gerade mal ein paar wenige Meter. Berge sucht man vergebens. Grand Cayman ist die grösste der Inseln. Es ist die Insel der Reichen, der Banken, des Schmuckes, der Steuerhinterzieher – und der Hühner. Wie kommt das?
Die Insel wurde 1503 von Christopher Columbus auf seiner vierten Expedition in die Neue Welt entdeckt. Weil die Seefahrer eine riesige Menge von Schildkröten vorfanden, gaben sie ihr den Namen «Tortuga» (spanisch für Schildkröte). Das enorme Schildkrötenvorkommen hatte zur Folge, dass viele Schiffe hier einen Stopp einlegten, um für ihre langen Überfahrten «Frischfleisch» – lebendige Schildkröten – als wertvoller Proteinspender für die Crew, zu bunkern.
Bis 1660 blieb die Insel, abgesehen von Schildkröten, Echsen und Krokodilen, unbewohnt. Die Ersten, welche diese Insel als Basis nutzten, waren Piraten, die von hier aus die Galeonen angriffen, welche voll beladen von Zentral- und Südamerika aus Richtung Europa unterwegs waren. Einige der gefürchtetsten Piraten des 18. Jahrhunderts wie Blackbeard, Lowther oder Henry Morgan hatten hier ihren Unterschlupf. Um 1670 wurde die Insel England zugesprochen und unter die Verwaltung von Jamaica (damals Britische Kolonie) gestellt. Bis 1730 gab es keine permanenten Siedler. Es wird vermutet, dass die ersten festen Siedler Deserteure von Oliver Cromwells Armee auf Jamaica waren.
1794 fuhren 10 Britische Handelsschiffe am Riff im Osten von Grand Cayman auf Grund. Es gelang der lokalen Bevölkerung, mit dem Meer hier sehr gut vertraut, die meiste Ladung und den hintersten und letzten Schiffbrüchigen zu retten. Zum Dank für diese beherzigte und selbstlose Tat erhielt Grand Cayman von König George III ein ewig geltendes Recht auf Steuerfreiheit. Damals nicht wirklich ein grosses Geschenk, denn es gab praktisch keinen Handel auf Grand Cayman. Heute ist das ganz anders! In den 1960er Jahren erinnerte sich die lokale Regierung an dieses Recht und begann, Banken und andere internationale Geschäfte nach Grand Cayman zu locken. Plötzlich war die Insel auf der Karte, und bald hatte jede namhafte Firma (vor allem die Finanz lastigen) einen Geschäftssitz auf Grand Cayman, und konnte so, ganz legal, massiv Steuern sparen. Das ist auch heute noch so. Grand Cayman geniesst einen der höchsten Lebensstandards in der Karibik, und die Aussichten liegen gut, dass dies auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt. Und was hat das mit uns zu tun? Keine Angst, wir bezahlen ganz brav unsere Steuern in der Schweiz und geniessen einfach ein paar Wochen das unbeschwerte Seglerleben auf dieser einmaligen Insel.
Grand Cayman ist eine gut überschaubare, sehr einfach zu bereisende Insel. Öffentliche Busse (rund 2.50 USD pro Fahrt), Mietauto, Schiff oder Füsse bringen einem in kurzer Zeit zum Reiseziel. Es gibt nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, aber das, was sie hat, ist wirklich schön und ein Besuch wert. Für Taucher und Schnorchler ist Grand Cayman eines der schönsten Reviere, die wir bisher besucht haben. Die beiden anderen Inseln der Gruppe, Cayman Brac und Little Cayman, segeln wir mit unserer Lupina nicht an. Die 70 Seemeilen ostwärts wären zwar eine gut machbare Strecke, aber für ein Schiffe mit unserem Tiefgang gibt es nur sehr wenige, eher schlecht geschützte Ankerplätze. Die Windverhältnisse erlauben es uns nicht – schade, wir wären gerne hingesegelt!
Wir verlegen nun am Montag wieder zurück zur Westküste an eine Boje vor George Town (pink farbiger Punkt auf der Karte), und bereiten uns auf die Weiterreise nach Panama vor. Sobald der Wind günstig ist (im Moment scheint es ab Donnerstag, 22. April, soweit zu sein), legen wir ab. Pia hat unseren nächsten YouTube Film bald fertig und wenn alles klappt, stellen wir ihn noch vor unserer Abfahrt ins Netz. Der Link dazu wird hier auf der Homepage unter Menu «Videos» zu sehen sein.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Die rund 145 Seemeilen lange Überfahrt von Cayo Largo (Kuba) nach Georgetown auf Grand Cayman verläuft recht entspannt und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Wir haben die Abfahrt am Sonntag, 21.2.2021, so geplant, dass wir nicht zu früh starten, über Nacht durchsegeln und unsere Destination am Montagmorgen erreichen. So klappt es denn auch perfekt. Der Wind kommt anfänglich von schräg hinten und dreht im Verlauf der Nacht auf die Backbordseite. Eigentlich alles sehr entspannt. Einzig eine giftige Welle, die ab und zu an die Bordwand knallt und uns nass überspült, und das Wissen im Hinterkopf, dass wir von Grand Cayman trotz mehrmaligem Nachfragen per E-Mail und per Telephon keine Bestätigung haben, stören uns bei der Überfahrt. Während die Welle ab Mitternacht langsam nachlässt, bleibt die Ungewissheit, ob wir einreisen dürfen, auch nach unserer Ankunft am Montag um 8 Uhr früh noch für längere Zeit ungeklärt.
Über Funk melden wir uns, so wie wir es in unserem Cruising Handbuch nachgelesen haben, bei der Port Security an und erbitten einen Mooringplatz (Boje). Die Port Security weiss nichts von einem Einreisegesuch, weist uns aber professionell und unbürokratisch eine Boje zu. Kaum passieren wir die Hafengrenze, schiesst ein Boot der Port Authority auf uns zu und geleitet uns zur Boje. Wir werden instruiert, das Schiff ja nicht zu verlassen und niemanden an Bord zu lassen. Sie wollen unsere Einreiseerlaubnis sehen. Wir zeigen ihnen die Registrierungsnummer unseres Gesuches, das mittlerweile schon fast 14 Tage alt ist. Sie geben es per Funk weiter und weisen uns an, den Funk auf Kanal 16 eingeschaltet zu lassen, um weitere Instruktionen abzuwarten. Darauf rauscht das Boot mit den Offiziellen wieder weg, und wir sind alleine. Dann gibt’s mal ein ordentliches Frühstück.
Kaum fertig mit dem Frühstück werden wir per Funk aufgefordert, mit dem Schiff an den Nord Pier des Hafens zu fahren. Zügig legen wir von der Boje ab und begeben uns zum angewiesenen Pier. Nicht ganz einfach: es steht ein grosses Frachtschiff davor und es läuft ein ekliger Schwell in den Hafen. Lupina wird so heftig in die Festmacherleinen geworfen, dass uns Angst und Bange wird um unser Material. Die anwesenden Beamten stellen uns ein paar banale Fragen (die wir schon mehrmals per Funk beantwortet haben) und erklären uns, dass von uns kein Einreisegesuch vorliege. Wir übergeben ihnen den E-Mail Verkehr und die Registrierungsnummer unseres Gesuches. Dann dürfen wir wieder an unsere Boje. Wir sollen unseren Funk eingeschaltet lassen. Bis am späten Montag Nachmittag hören wir nichts mehr. Wir fragen per Funk nach, aber werden auf später vertröstet. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wir warten ab.
Am Dienstagmorgen kurz vor 8 Uhr werden wir angefunkt und gebeten, wieder mit dem Schiff an den Nord Pier zu kommen. Die schlechten Anlegebedingungen vom Vortag noch im Hinterkopf erbitten wir, mit dem Dinghi an Land kommen zu dürfen. Das wird erlaubt. Als wir ankommen, staunen wir nicht schlecht! Alle Personen, die mit uns heute Kontakt haben, tragen Schutzanzüge, Schutzmasken und Glasschutzschilder vor dem Gesicht, sowie Handschuhe. Nochmals dieselben Fragen wie am Vortag, diesmal aber müssen wir auch Pässe und Ausreisegenehmigung von Kuba abgeben. Nachdem dann auch ein Covid Test vorgenommen ist (oh, wie lieben wir das Gestöber durch die Nase bis ins Gehirn!), dürfen wir zurück auf das Schiff. Wir sind einklariert!! Tag 0 der Quarantäne hat soeben begonnen.
Die Cayman Islands sind eine Gruppierung von 3 Inseln, die isoliert mitten im tiefen Karibischen Meer liegen. Im einstigen Schlupfwinkel der Piraten residieren heute Banken aus aller Welt. Die Cayman Islands, immer noch eine Britische Kolonie, sind wohl eines der bekanntesten Steuerparadiese und es wundert nicht, dass fast jedes namhafte Unternehmen hier einen Geschäftssitz oder zumindest ein Postfach hat. Nicht zuletzt deshalb, aber auch wegen des florierenden internationalen Tourismusgeschäfts sind die Inseln sehr wohlhabend, ganz im Gegensatz zu den anderen Karibischen Inseln, die wir bisher besucht haben.
Unser Schiff ist in der Werft nicht gesunken 😊. Mitte der Woche verlassen wir die Harbour House Marina wieder. Die Aufträge sind erteilt und werden voraussichtlich bis Ende März ausgeführt. Wir verlegen wieder an die Westküste nach Georgetown an unsere erste Boje und wollen von da aus die Insel erkunden. Was wir dabei erleben und antreffen berichten wir das nächste Mal.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
So schön warm wie auf dem Bild empfängt uns Cayo Largo nicht! Der nördliche Wind, der uns bei der rund 24-stündigen Überfahrt von Cienfuegos nach Cayo Largo noch freundlich unterstütz hat, lässt uns nun in der Nacht erstmals seit fast 2 Jahren auf den Kap Verden wieder Pullover und lange Hosen tragen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf frische 16 Grad, was doch für kurze Hosen und T-Shirt etwas kühl ist. Zum Glück wechselt der Wind nach 2 Tagen auf West und bringt uns wieder die gewohnten 24 Grad in der Nacht.
Unsere Zeit in Kuba neigt sich nun dem Ende entgegen. Der Pazifik ruft, Frankreich steht uns aber mit seinem Einreiseverbot in Französisch-Polynesien im Weg. Wäre diese Inselgruppe offen, würden wir direkt von Kuba nach Panama durchsegeln und von da zügig durch den Kanal. Aber die Grenzen sind sicher bis zum 31. März geschlossen, und danach ist die Situation noch völlig unklar. Wir sind hin und her gerissen, ob wir es auf gut Glück nicht doch einfach probieren sollen oder lieber auf Nummer sicher gehen, und noch eine Saison hier auf der karibischen Seite bleiben. Wir versuchen nun seit ein paar Tagen, die Einreiseerlaubnis von den Cayman Islands zu bekommen. Das harzt! Trotz mehrmaligen E-Mails und Anrufen haben wir bis heute keine Bewilligung erhalten. Seit heute weht nun ein idealer Wind, mit dem wir perfekt in Richtung Süden zu den Cayman Islands gelangen könnten. Wir beschliessen, morgen Sonntag die Leinen zu lösen und mit einem soeben erhaltenen negativen Covid-Testergebnis in der Backs-Kiste George Town auf Grand Cayman anzulaufen.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Anders als in Santiago ist die Covid Situation in Cienfuegos einiges angespannter. Es gibt in dieser Provinz mehr Fälle (aber verglichen mit Europa oder Amerikanischen Ländern immer noch auf sehr tiefem Niveau), und die Massnahmen sind daher einiges strikter. Die meisten Restaurants sind geschlossen, oder dürfen nur Take-Away anbieten. Bars bleiben geschlossen, ebenso wie Museums und alle Touristen-Attraktionen.
Innerhalb drei Tagen sind wir erfolgreich, ein Mietauto aufzutreiben. Diesmal ist es ein fast neues Auto von einer renommierten Rental Car Firma (Cubacar), die nur 500 Meter von der Marina eine Station hat. Der Preis mit 55 Dollar pro Tag ist nur unmerklich höher als der vom 31-jährigen Fiat Tipo (die Klapperkiste) in Santiago. Wir sind happy und nehmen eine Rundfahrt ganz in den Westen von Kuba und nach Havanna unter die Räder.
Auch die 3 Millionen Einwohner grosse Hauptstadt von Kuba leidet stark unter dem US-Embargo und den Covid Restriktionen. Auch hier gibt es zurzeit praktisch keine Touristen und leider sind alle Museen (es gibt einige besonders berühmte und schöne – wir hatten diverse Besuche eingeplant) sowie sämtliche Musiklokale geschlossen. Wo sonst überall Musik durch die Strassen hallt, hört man nun das Gurren der Tauben oder das Plätschern der Parkbrunnen. Der Verkehr existiert fast nicht – wir sehen während unserer ganzen Reise keinen einzigen Stau. In den Gassen herrscht ein vielfältiges Kleinunternehmertum, das eigentlich gar nicht so zu einem sozialistischen Staat passt und aufzeigt, was alles möglich ist. Havanna ist im Wandel. Früher einst die wichtigste Handelsmetropole des ganzen Amerikanischen Kontinentes, wo die Eroberer ihre Beute sammelten und auf Schiffe nach Europa verluden, und wo später Al Capone und Konsorten während der Prohibition in der USA ihren Alkohol beschafften, sie ist nach langer revolutionsbedingter Pause und auch wegen der seit dieser Zeit auferlegten Embargos und Handelseinschränkungen regelrecht verkommen. Doch Havanna drängt auf die Weltbühne zurück. Den Rahmen dazu schuf der Stadthistoriker Eusebio Leal mit seiner gross angelegten Restaurierung der Altstadt, die immer noch in vollem Gang ist. Die Hauptattraktion von Havanna ist das von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte historische «Havanna Vieja». Wir lassen die Bilder sprechen!
Seit Samstag sind wir nun wieder zurück auf der Lupina, haben unser Visum um einen Monat verlängert und warten jetzt auf günstigen Wind, der uns nach Cayo Largo schiebt. Wir werden die fast 80 Seemeilen gemäss aktueller Windprognosen voraussichtlich am Dienstag Abend in Angriff nehmen und werden, wenn alles gut geht, am Mittwoch Vormittag in Cayo Largo ankommen. Dort werden wir wahrscheinlich Anett und Peter von der SY Annameera treffen, die wir aus Bonaire kennen.
Und nun noch ein paar Besonderheiten, die uns bisher in Kuba aufgefallen sind:
Die Kubaner scheinen Anstehen vor Geschäften, Banken und der Post zu lieben. Aber anders als in England stehen sie nicht schön in Schlange, sondern total ungeordnet. Sie haben ihr eigenes System: trifft man auf so eine Menschenansammlung, schreit man einfach laut «Ultimo?». Dann beobachte man genau die Menschmenge. Irgend jemand wird die Hand haben. Man merke sich diese Person, denn das ist die letzte Person in der Schlange. Die Pflicht des «Ultimo» lastet nun auf den eigenen Schultern, bis wieder jemand kommt und ruft «Ultimo?». Das ist ein schöner Moment, denn nun darf man die eigene Hand heben und ist die Pflicht des «Ultimo» los. Jetzt kann man ruhig wieder aus der Schar austreten und irgendwo im Schatten warten, bis man dann meist nach langem Warten endlich an der Reihe ist.
Die hilfsbereite und herzliche Gastfreundschaft der Kubaner macht Fremde zu Freunden
Sauberkeit: wir haben noch nie ein Land gesehen, in dem so viel geputzt, geschrubbt, gewischt, gehegt und gepflegt wird, nicht mal in der Schweiz
Fenster: die meisten Gebäude haben Fenster ohne Glasscheiben
Die Museen sind jetzt wegen Covid geschlossen, aber die Türen sind offen und es ist Personal anwesend, um einem zu sagen: «es ist geschlossen!» 😊
Bauhandwerk: die Leute müssen oft mit einfachsten und primitivsten Mitteln arbeiten. Aber was sie abliefern ist von hoher Qualität. Die Kubaner sind sehr gut gebildete und sehr begnadete Handwerker
Der Kubaner wirft nichts weg, das irgendwie noch gebraucht werden kann. Er repariert sich durch das Leben!
Der Kubaner ist erfinderisch
Obst, Gemüse und Früchte zu kaufen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Warum das so ist, weiss eigentlich niemand, denn das Land wäre durchaus sehr fruchtbar
In Kuba trifft High Tech auf Vergangenheit
Wir kennen Pferdegespanne und Kutschen noch aus unserer Kindheit. In unserer Erinnerung sehen wir die ganz alten Bauern, wie sie damit umgingen und erwarten deshalb alte Leute, wenn wir Pferdefuhrwerke sehen. Kuba überrascht uns mit sehr vielen jungen Leuten, die mit den Pferden ihrem Tageswerk nachgehen
Nirgends ist die Mobilität so schön und spannend wie in Kuba
Wir versuchen ein Video des ersten Teiles unserer Reise durch Kuba aufzuschalten. Wenn es klappt, dann ist es unter dem Menü „Videos“ zu sehen.
Morgen Abend segeln wir nun also los nach Cayo Largo. Wie gefällt es uns dort und welche Besonderheiten treffen wir da an? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!!
Üblicherweise segeln wir Langfahrtensegler von einem sehenswerten Ort zum anderen, um von da aus Landausflüge zu machen. Unser nächstes Ziel, Cienfuegos, rund 315 sm, ca. 2,5 Tage auf See. Dieses Mal entschliessen wir uns für einen gemütlichen Feriensegeltörn, so wie wir das im Mittelmeer ein paar Mal gemacht haben. Kurze Tagestörns, jeden Abend in einer neuen, einsamen Bucht ankern. Das bedeutet aber 11 Tage unterwegs sein ohne einen Landgang und weit weg von jeder Zivilisation! Wir wollen dieses Abenteuer eingehen und nehmen euch gerne mit auf unsere Reise.
Tag 1: Santiago bis Chivirico (33 sm): Das Ausklarieren in Santiago verläuft professionell, speditiv und sehr freundlich. Zu unserem Erstaunen müssen wir bei der Guarda Frontera unterschreiben, dass wir in den Jardines de la Reina (Gärten der Königin) nicht ankern werden. Die Jardines de la Reina ist ein grosses Insellabyrinth, an dem wir auf dem Weg von Santiago nach Cienfuegos vorbeisegeln, und wo wir unsere Zwischenstopps eingeplant haben. Jetzt müssen wir es halt anders machen, wir werden sehen. Einer der drei Hafenmeister gibt uns zum Abschied zwei Grapefruits aus seinem Garten mit auf die Reise und bedankt sich für unseren Besuch. Das hinterlässt bei uns einen weiteren schönen Eindruck dieser Marina und seiner Mitarbeiter.
Die Fahrt nach Chivirico verläuft teils mit Motor, teils unter Segeln. Bei der Einfahrt in die kleine Ankerbucht vergräbt sich unser Kiel im Schlick und die Schraube wirbelt den braunen Schlamm auf. Zu wenig tief für uns. Wir manövrieren Lupina wieder frei und ankern rund 800 Meter vor der Einfahrt nur knapp geschützt hinter einem Riff. Kaum geankert sehen wir am Ufer zwei uniformierte Personen mit einem Auto. Eine Stunde später kommt ein Fischerboot mit einem Beamten der Guarda Frontera vorbei. Wir sollen hier nicht ankern, sie möchten uns in der Ankerbucht haben. Wir erklären, dass wir dort auf Grund gelaufen sind. Der Fischer lacht und bedeutet uns, dass die Fahrrinne viel näher am Ufer ist. Auf unserer Navigationskarte ist es anders angegeben. Er zeigt uns den Weg, indem er ganz langsam vor uns fährt. Und tatsächlich, wir schaffen es ganz knapp in die teichartige, rundum geschützte Bucht. Die Guarda Frontera ist happy – und wir erleben eine der ruhigsten Nächte in dieser kleinen, idyllischen Bucht. Anders als von anderen Seglern geschrieben bettelt uns niemand um irgendetwas an. Einzig der Fischer kommt nochmals vorbei und fragt um Feuer für seine Zigarette. Er strahlt freudig überrascht, als wir ihm das Feuerzeug überlassen.
Tag 2: Chivirico bis Marea Del Portillo (48 sm): Gut ausgeruht verlassen wir kurz nach Sonnenaufgang unseren Ententeich und fahren anfänglich unter Motor, gegen Mittag dann mit Segeln weiter westwärts.
Tag 3: Marea del Portillo bis Cabo Cruz (36 sm): Ab jetzt betreten wir Neuland, so weit westlich waren wir mit unserem Segelschiff noch nie! Wegen Mangel an Wind müssen wir fast die ganze Strecke motoren. Aber wir werden mit einem sehr aussergewöhnlichen Ankerplatz belohnt: wir ankern auf der windzugewandten Seite im offenen Meer. Eigentlich ein Ankerplatz, den man nie nehmen würde. Hier ist aber ein Riff vorgelagert, das die Wellen aufhält. Die sich daran brechenden Wellen tosen uns rauschen bedrohlich, bei uns aber ist das Wasser ruhig und flach. Der Anker hält im Grund so gut, dass auch ein kleinerer Sturm problemlos ausgestanden werden könnte. Da es im Moment sowieso kein Wind gibt, können wir das glasklare Wasser bei 28 Grad noch besser geniessen. Die nächsten zwei Tage ist ebenfalls wenig Wind angesagt sind, daher beschliessen wir, hier zwei Tag abzuwarten.
Tag 4: Cabo Cruz bis Cayo Media Luna (47 sm): Von nun an geht es in nordwestliche Richtung. Eigentlich war unsere Absicht, zwei Tage in Cabo Cruz zu warten, bis der stabile Nordostwind einsetzt. Da wir nicht bleiben dürfen, ändern wir unseren Plan. Wir beschliessen, mitten durch das Labyrinth des Archipelagos zu fahren, welches Kuba in dieser Zone vorgelagert ist. Das verspricht Adrenalin – denn diese Gegend ist gespickt mit Untiefen und gefährlichen Riffen. Im Morgengrauen heben wir den Anker und nehmen die erste Strecke vorerst mal unter Motor in Angriff.
Tag 5: Arbeitstag auf Cayo Media Luna: Wir geniessen die fantastische Einsamkeit. Der uns umgebende Mangrovenwald schluckt jeden Lärm auf, den die Brandung erzeugen würde. Es ist so still hier draussen in der Wildnis – keine Geräusche, kein Wasserplätschern, kein Windrauschen, einfach nichts. Einmalig für uns! Auch die beiden Nächte. Unglaublich! Nur die Sterne und wir. Kein einziges andere störende Licht oder Geräusch weit und breit. Wir verbringen den Tag vor Anker mit gut Ausschlafen. Frühstücken, und dann Arbeiten.
Tag 6: Cayo Media Luna bis Cayo Rancho Viejo (26 sm): Beim Heben des Ankers umkreisen plötzlich zwei grosse Delfine unser Schiff und geleiten uns aus der Ankerbucht. Kaum sind wir im offenen Wasser, sind sie auch schon wieder weg. Der Wind ist endlich da und passt perfekt für uns. Es gibt einen Tag mit herrlichem Segeln wie auf einem See. Die Fahrt durch das Labyrinth von kleinen Inselchen mit unzähligen Untiefen und Riffen, alles unter Segeln, erfordert aber unsere volle Aufmerksamkeit
Tag 7: Cayo Rancho Viejo bis Cayo Cuervo (50 sm): Kurzer Adrenalin Kick am Morgen: beim Anker Heben verklemmt sich die Kette in der Rolle, der Anker ist aber bereits lose und schleift über den Meeresgrund. Wir driften langsam über die als Riff markierte Zone, haben aber Glück, dass sich der hängende Anker nicht in den Korallen verfängt. Schlussendlich kriegen wir die Kette wieder frei und den Anker ohne weitere Probleme hoch. Danach erleben wir wieder einen wunderschönen Segeltag.
Tag 8: Cayo Cuervo bis Cayo Zaza de Fuera (45 sm): Auch heute brechen wir früh auf. Anfänglich ist die Fahrt bei 18-22kn Wind schräg von vorne aufs Schiff recht ruppig. Nach Kurswechsel etwas abfallend in Richtung Westen wird es aber deutlich gemütlicher, vor allem, als auch der Wind dann etwas nachlässt.
Tag 9: Cayo Zaza de Fuera bis Punta Chocolate (bei Casilda, 29 sm): Gut ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch machen wir uns auf den Weg zur zweitletzten Etappe, die uns in die Nähe von Casilda führt. Die Distanz ist kurz und wir können auch etwas schwachen Wind ausharren. Wir setzen nur die Genua. Sehr angenehm, da das Schiff so viel weniger Krängung (=Schieflage) hat. Um die Mittagszeit lässt der Wind dann etwas nach, so dass auch das Grosssegel zum Einsatz kommt. Unterwegs fischen wir. Drei Mal zupft es an der Angelschnur. Das erste Mal kann sich der Fisch wieder befreien, ohne dass wir ihn je zu sehen bekommen. Die beiden anderen Male sind es jeweils zwei kleinere Barracudas, die wir aber wieder frei lassen (Ciguatera). Wir ankern ein letztes Mal in einer weiteren wunderschönen, sicheren Ankerbucht
Tag 10: Punta Chocolate bis Cienfuegos (45 sm): Die Windvorhersage verspricht auf Dreiviertel der Strecke guten Wind, der dann erst gegen Ende der Strecke einschläft. Da müssen wir dann sowieso motoren, weil die Einfahrt in die Bucht von Cienfuegos eng und im Zick-Zack verläuft.
Kurz nach drei Uhr mittags laufen wir in Cienfuegos ein. Unsere Anrufe per VHF Funk bleiben zwar unbeantwortet, aber als wir den Stegen der Marina Marlin näher kommen, steht der Marinero schon bereit für uns und hilft uns beim Festmachen. Bien venidos in Cienfuegos!
Wir sind glücklich, den Umweg durch das Insellabyrinth gewählt zu haben. Die Jardines de la Reina haben wir zwischen dem Festland und der Inselgruppe umlaufen. Kurzzeitig waren wir versucht, uns nicht an das Ankerverbot zu halten, haben uns schlussendlich aber doch richtig entschieden. Als wir nämlich in Cienfuegos einklarieren, stellt uns der Beamte ein Papier aus, das als letzten Hafen «Casilda» angibt, unseren letzten Ankerplatz also. Wir merken, wir sind überwacht!
Der weite Weg, mit den vielen Zwischenstopps, hat sich definitiv gelohnt. Es war sehr schön, einfach wieder mal ein anderes Segeln!!
Nun sind wir in Cienfuegos gelandet. Wir wollen von hier aus auf dem Landweg den mittleren Bereich sowie Havanna und dann den Westen von Kuba erkunden. Ob das trotz der Verschlimmerung der Covid-Situation möglich ist? Wir wissen es noch nicht. Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser.
Die ersten beiden Tage nach der Quarantäne verbringen wir damit, uns zu organisieren. Wir fragen das Nachbarschiff (SY Sissi mit den beiden Deutschen Brüdern Jörg und Jens) nach Tipps und in der Marina bestellen wir ein Mietauto. Bei der Bestellung bleibt es jedoch, denn alle Vermietungsfirmen, die sie anrufen, haben nichts oder beantworten das Telefon schon gar nicht. Später werden wir erfahren, dass es tatsächlich unmöglich ist, bei einer Car Rental Firma ein Auto zu reservieren. Jetzt zum Jahreswechsel sind viele Ex-Kubaner auf Heimaturlaub, und viele Autos sind zurzeit vermietet. Wir stehen vor der Entscheidung, gleich weiter in Richtung Cienfuegos, das rund 320 Seemeilen westlich von Santiago de Cuba liegt, zu fahren oder auf eigene Faust etwas zu organisieren. Wir entscheiden uns für das Bleiben und suchen alternative Lösungen.
Zu unserem Erstaunen gibt es im Casa Particular in Guardalavaca nur Kaffee zum Frühstück. Die Frau entschuldigt sich unzählige Male und erklärt, dass es ihr nicht möglich war, über Nacht etwas Essbares für uns aufzutreiben. In den nächsten Tagen werden wir erfahren, wie schwierig und frustrierend es für die Kubanische Bevölkerung im Moment ist, an Lebensmittel zu gelangen. Frisches Brot bekommt man in den Panaderias (Bäckerei). Davor stehen schon lange vor der Öffnungszeit lange Menschenschlangen. Mit viel Glück hat es noch etwas auf dem Verkaufstisch, wenn man dann endlich vorne steht. Bei Lebensmittelläden stehen ebenfalls grosse Menschenmengen an und drücken sich die Nase an den Fenstern platt. Warum? Sie versuchen, zu erkennen, was heute auf den Regalen steht, und ob sich das Anstehen lohnt. Frisches Obst oder Gemüse?? Um das zu kaufen braucht es sehr viel lokales Wissen und Tipps von Hausfrauen, die wissen, wo es so etwas allenfalls zu erhaschen gibt. Eine Kombination von Boykotten der USA, wegen Covid stillgelegten Fabriken und vom Staat zum Export (der Staat braucht Devisen) reservierten Früchten und Gemüsen hat dazu geführt, dass das tägliche Leben in Kuba aktuell sehr schwierig ist. Wir entscheiden, die Lebensmittel an Bord zu verwenden, und das, was kaufbar ist, den Kubanern zu überlassen.
Hier noch ein kleiner Einschub bezüglich Geldes. Wir haben uns vor der Reise nach Kuba mit etwas Euro und Dollar eingedeckt, so dass wir die ersten Ausgaben damit machen können. Daneben haben wir Kreditkarten (AMEX, Visa und Master) sowie Maestro Bankkarten. Schon vor der Reise konnten wir nachlesen, dass AMEX und Maestro Karten nicht akzeptiert werden. Kein Problem, dachten wir, wir haben ja noch zwei andere. Die ersten Versuche, mit Visa oder Masters auf den Kubanischen Bankomaten Geld abzuheben, scheitern jedoch. Zwei Tage später erhält Köbi ein SMS von der Kreditkartenfirma, er solle doch bitte zurückrufen. Das Telefon aus Kuba (Swisscom) kostet uns 30 CHF und ergibt, dass Kreditkarten, die über die Crédit-Suisse (wie unsere) oder andere grössere Schweizer Banken laufen, von Kuba gesperrt sind. Es habe etwas mit den Vereinbarungen der Schweizer Banken mit der USA zu tun, wurde uns mitgeteilt. Da stehen wir nun, mit nur wenig Bargeld an Bord, und wollen Kuba bereisen. Zum Glück gibt es die fantastische Seglergemeinschaft! Die Besatzung unseres Nachbarschiffes (SY Sissi) ist ohne grosse Diskussion bereit, uns mit 1000 Dollar Bargeld aus der Patsche zu helfen, die wir dann wieder per Bankübertragung zurückzahlen.
Wie sind wir zum Mietauto gekommen? Wir sind persönlich selber zu mehreren Mietfirmen gegangen. Überall Absagen. Wir fragen einen Mitarbeiter der letzten Mietfirma, ob er uns sein eigenes Auto vermieten würde. Geht nicht, das ist kaputt. Aber hat einen Freund und der hat über einen anderen Freund und noch einen Freund unser Mietauto vermittelt. Der Preis? Eine Sünde!! 50 Dollar pro Tag für diesen, mit Verlaub gesagt, Blechhaufen, ist definitiv zu viel. Aber wir wollen unsere Rundreise machen, und so willigen wir halt ein.
Heute Montag, 11. Januar 2020, ist unser letzter Tag in der Marina Marlin von Santiago de Cuba. Morgen früh holen wir uns die Segelbewilligung für die Weiterfahrt nach Cienfuegos. Wir werden auf der 320 Semmeilen langen Strecke immer wieder mal einen Ankerstopp einlegen und rechnen mit rund 8 bis 10 Tagen, bis wir am Ziel eintreffen. Da wir in der Zwischenzeit keine Internet Verbindung haben werden, melden wir uns für die nächsten Tage hier mal ab.
Es bleibt spannend! Bleib der Lupina im Kielwasser!