Mittlerweile sind wir ganz im Süden der Insel Grenada angekommen und liegen zurzeit in der Bucht von Prickly Bay, vor Anker. Ankern wäre hier super einfach, wenn nicht überall diese oft von Privaten platzierten Bojen wären. Wenn immer möglich wollen wir ankern, denn dann wissen wir, was wir haben. Bei den Bojen ist der Zustand von Seilen und Ketten oft fraglich und immer wieder liest man, dass sich eine Boje losgerissen hat, und die daran hängende Yacht irgendwo auf einem Riff gestrandet ist. Allerdings ist Ankern inmitten eines Bojen Feldes auch nicht gerade ratsam, denn an der Boje bewegt sich ein Schiff viel weniger als wir an der Kette. Deshalb haben wir auch hier einen freien Platz gerade ausserhalb des Bojen Feldes für unseren Anker gewählt und liegen nun halt rund einen halben Kilometer weg vom Steg, wo wir mit unserem Dinghi anlanden können. Ist aber weiter kein Problem, denn das Wasser in der Bucht ist relativ flach und die Wellen gering.
Aber nun der Reihe nach: als wir letztes Mal berichtet
haben, lagen wir auf der Ostseite der Insel in Grenville vor Anker. Unser Plan
war, da ein paar Tage zu bleiben und die Ostseite und den Norden von Grenada
von dort aus zu erkunden. Wir mussten da aber feststellen, dass die
Anlegemöglichkeiten für das Dinghi sehr schlecht waren. Wir wollten nichts
riskieren mit Köbi’s Finger. Zudem war für die folgenden Tage eine starke Brise
Richtung Land angesagt. Der Anker hielt zwar sehr gut und die Wellen wurden von
den vorgelagerten Riffen weitgehend aufgehalten, trotzdem entschieden wir bereits
nach einer Nacht, uns von Grenville ohne direkten Landgang zu verabschieden, um
weiter südlich in einer der tief einlaufenden und nach Süden ausgerichteten
Buchten Schutz vor Wind und Welle zu suchen. In der Bucht von St Davids
Harbour, rund 10 Seemeilen südlich, fanden wir eine sehr schöne, idyllische
Bucht, wo es uns gefiel und wir mit unserer Lupina ankerten.
Nachdem wir Carriacou verlassen haben, müssen wir nun den Verband an Köbi’s Finger alle zwei Tage selber wechseln, bis die Wunde verschlossen ist. Medizinisches Material haben wir ausreichend an Bord, und von Nelly (siehe Berichte aus den Kanaren), einer in solchen Dingen sehr erfahrenen Krankenschwester, erhalten wir dabei eine erstklassige Fernunterstützung. Vielen Dank Nelly!!
Die von Nelly erhaltenen Anweisungen werden von Pia perfekt umgesetzt und die Heilung ist folglich auf gutem Weg 😊
St Davids Harbour ist eine tief ins Land reichende Bucht, die perfekt von den vorherrschenden Winden geschützt ist. Das Tal am Ende er Bucht ist von hohen Bergzügen umrandet und bietet daher im Falle eines Hurrikans guten Schutz. Grenada liegt zwar schon sehr südlich, ist aber immer noch in der Hurrikan Zone. Da die Wahrscheinlichkeit für dieses Naturereignis sehr gering ist, verbringen viele Yachten die Hurrikan Zeit (Juli bis November) auf Grenada. Zahlreiche Eigner lassen ihr Boot für diese Zeit einfach irgendwo gesichert an Land und reisen über den Sommer nach Hause. Hier in St Davids Harbour ist ein idealer Platz dafür. Über hundert Yachten sind bereits schon an Land und mit Gurten und Stahlseilen auf den Boden gesichert
Zufällig sehen wir eine Yacht aus der Schweiz, die «San Giulio» mit Antje und Beat, die wir ein paar Wochen vorher auf Union Island getroffen haben. Sie hatten uns damals erzählt, dass sie ihr Schiff für die Hurrikan-Zeit in Grenada aus dem Wasser nehmen wollen. Wenn wir es nun aber gesucht hätten, wir hätten es wohl nie gefunden
Statt mit unserem Dinghi besuchen wir Grenville nun mit dem öffentlichen Bus. Etwas ausserhalb vom St Davids Harbour führt die Hauptstrasse entlang der Ostküste und das Erwischen eines Buses ist kein Problem. Grenville selber vermag uns nur wenig zu fesseln und es gibt nicht wirklich viel Sehenswertes …
… ausser vielleicht diese Beschriftung, die auf eine Bar hinweist. Bei den vorherrschenden Temperaturen finden wir es genau richtig für uns und gönnen uns eine kleine Pause bei einem kühlen Bier
Danach geht’s weiter der Küste entlang. Wir sind beeindruckt und begeistert vom satten Grün der Bäume und Sträucher. Die letzten Inseln waren doch eher trocken und karg, aber Grenada ist mit seinen fast tausend Meter hohen Bergen in der Lage, die Feuchtigkeit aus den Passatwind Wolken zu kitzeln. Kurze, intensive aber warme Regenschauer sind in dieser Jahreszeit recht häufig
Wir wollen zu einem Wasserfall im Tropenwald (Mount Carmel Waterfall), der uns von Einheimischen empfohlenen wurde. Nachdem wir bald eine Stunde im feucht-heissen Klima auf einer schmalen Strasse bergwärts gekraxelt sind, wollen wir uns versichern, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir fragen einen älteren Mann am Wegrand. Seine Hand weist auf drei junge Burschen, die nicht weit vor uns von der Strasse in den Wald abbiegen. Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht meint er, wir sollen einfach den Jungs folgen, diese gehen auch dorthin. Machen wir und erleben eine kurzweilige Wanderung zum Wasserfall. Immer wieder halten sie bei bestimmten Bäumen an, schütteln daran oder klettern hoch. Feine Früchte sind ihre Motivation, die sie uns fast etwas stolz zum Probieren reichen und uns zeigen, wie man sie am besten essen kann. Auf dem Bild sind nur noch die Flip-Flops des dritten Jungen zu sehen – dieser ist gerade in die Baumkrone gestiegen und wirft uns Früchte herunter
Am unteren der beiden Wasserfälle angelangt. Die Jungs, denen wir gefolgt sind, stürzen sich gleich ins kühlende Frisch. Ihre waghalsigen Sprünge vom steilen Ufer, oder die halsbrecherische Rutschfahrt über die glitschigen Felsen erinnert uns an die Jungs vom Turnverein zu Hause (allez les bleus!!). Köbi hätte gerne mitgetan – wenn da nicht sein Finger gewesen wäre! 😉
Am oberen, wohl etwas spektakuläreren der beiden Mt Carmel Wasserfälle. Man findet sie nicht in den Touristenführern und die Wege sind nicht markiert. Umso mehr überrascht es uns, dass wir hier Badehäuschen und viele Einheimische antreffen (wir sind die einzigen Touristen)
Mit dem Bus fahren wir weiter nordwärts zur River Antoine Rum Destillerie. Beim Eingang steht dieser arme Traktor und wartet auf einen Mechaniker, der weiss, wie er wieder zusammen gebaut wird. Da hätte Ruedi Plattner, der beste Landmaschinen Mech, den wir kennen, seine helle Freude daran 😊😊
Die River Antoine Rum Destillerie wurde 1785 gebaut. Seitdem wird hier Rum mit den gleichen Mitteln und nach dem gleichen Verfahren hergestellt. Hier sehen wir den Anfang des Prozesses, wo die soeben angelieferten Zuckerrohrstangen über ein Förderband aus Ketten und Holzbrettern in die Presse geschoben werden
In dieser Presse aus massivem Eisenguss, die in London hergestellt und per Schiff nach Grenada gebracht wurde, wird der Saft aus dem Zuckerrohr gepresst. Auf der linken Seite werden dann die ausgepressten Pflanzenreste aus der Maschine geschoben
Angetrieben wird das Ganze von einem grossen, eisernen Wasserrad, das wie die Presse ebenfalls aus England stammt. Die Kraft wird über Zahnräder, Wellen und Riemen an Presse und Förderband übertragen
Die ausgepressten Pflanzenreste werden mit diesem Schubkarren, der auf Schienen läuft, ins Freie gefahren, wo sie zwischen gelagert werden …
… um dann nach einigen Tagen Trocknung an der Sonne in diesem Ofen zu verschwinden
Der Ofen befeuert das «Pfannenhaus». Der ausgepresste Zuckerrohrsaft wird über Rohre in die erste von mehreren hintereinander liegenden Pfannen geleitet. Vom darunter liegenden Ofen werden diese unterschiedlich warm aufgeheizt und der Zuckerrohrsaft beginnt zu fermentieren. Die erste Pfanne ist am kühlsten, die letzte am wärmsten. Der Reihe nach wird der immer wärmer werdende Saft mittels einer grossen Holzkelle (von Hand) von einer Pfanne in die nächste geschöpft, bis die Fermentierung am Schluss den richtigen Grad erreicht hat
Nach der einige wenige Wochen dauernden Gärung (in grossen, offenen Becken) wird die Flüssigkeit gebrannt und destilliert. Auch diese gesamte Einrichtung stammt aus England und ist noch genau so, wie es ursprünglich aufgebaut wurde. Einzug der Steinofenbereich musste schon ein paarmal neu gemauert werden, und macht auch jetzt nicht mehr den besten Eindruck. Das Ergebnis des ganzen Prozesses: rund 600 Flaschen 75%igen Rum pro Tag. Exportiert wird nichts, alles bleibt auf der Insel und wird hier konsumiert. Wir kaufen zwei Flaschen für die Bordapotheke 😉
Unsere nächste Station nach der St Davids Bay ist die Le Phare Bleu Bay (Phare Bleu heisst: blauer Leuchtturm). Wir sind bereits vor Anker, als wir nochmals genau nachlesen, was es an Land so alles hier gibt. Pia stutzt etwas, als sie liest, dass die Namen der Hotelgründer «Jana und Dieter» sind. Sie setzt sich hinter den PC und beginnt zu suchen – und tatsächlich, sie hat recht! Per Zufall sind wir da gelandet, wo Jana Caniga (die bekannte 10 vor 10 TV Sprecherin) zusammen mit ihrem Mann 2006 ein Projekt gestartet und ihren Lebenstraum erfüllt haben
Le Phare Bleu: Fast ein wenig wie das Wahrzeichen der Anlage: ein altes Leuchtfeuerschiff aus der Nordsee, das hier nun in karibischem Wasser seinen Lebensabend fristen darf und mit seinem blauen Leuchtturm schon von weiter her den Weg weist
Jana und ihr Mann Dieter haben hier in der Le Phare Bleu Bay eine wunderbare Anlage erstellt mit Bungalow-Resort und Marina. Sie haben sogar ihr eigenes Segelboot am Steg, mit dem sie jahrelang ihren Gästen einen kleinen Segeltörn angeboten haben. Vor rund zwei Jahren haben die beiden sich aus dem Geschäft zurückgezogen, die ganze Anlage verpachtet, und geniessen nun ihren Lebensabend zurückgezogen in den Bergen von Grenada
Spaziergang vom Le Phare Bleu aus, kurz leicht den Berg hoch und dahinter folgt bereits der nächste Strand mit einsamer Bucht. Fjordartig reiht sich eine Bucht an die andere
In der Le Phare Bleu Marina sehen wir ein Schiff, das eine ältere Hallberg-Rassy (Marke unserer Lupina) ist. Das Schiff läuft unter Deutscher Flagge und macht einen guten und gepflegten Eindruck. Wir gehen kurz vorbei um Hallo zu sagen und zum Fachsimpeln. Auf Englisch (man weiss ja nie) fragen wir den im Cockpit sitzenden Mann. Dieser gibt zu unserem Erstaunen in Schweizerdeutsch Antwort. Er meint grinsend, er kenne uns. Wir sind perplex. Im folgenden interessanten Gespräch erzählt uns Hanspeter (so sein Name), dass er von Hornussen ist, ein Dorf nur 10 km von unserem Heimatdorf entfernt, und von uns gehört habe. Er segelt schon lange in den Karibischen Gewässern. Die «Wombat» sei mal sein Schiff gewesen. Er habe es aber verkauft, als es nach einer Reparatur durch einen Mechanikerfehler im Hafen versunken sei. Das Schiff hat dann aus verschiedenen Gründen mehrmals den Besitzer gewechselt und gehört nun einem Norddeutschen Eigner. Hanspeter hat in all den Jahren den Kontakt zum Schiff nie verloren. Hier sehen wir ihn beim Auslaufen aus der Marina. Zusammen mit zwei anderen Personen überführt er das Schiff für den Eigner via St. Maarten, Azoren in die Gegend von Kiel, wo es künftig segeln wird. Es hat uns sehr gefreut, ihn getroffen zu haben. Wir wünschen Gute Fahrt zurück über den Atlantik
Von der nächsten Bucht, der Mt Hartman Bay, machen wir eine Wanderung zur Hog Island. Auf dieser von Mangrovenwald bedeckten Insel war mal ein Hotelprojekt geplant. Die Brücke wurde bereits gebaut, dann aber das Projekt gestoppt. Gut so, finden wir, denn die Insel ist ein wunderschönes Naturreservat. Links und rechts der Brücke hat es gut geschützte Ankerbuchten zur Abwetterung bei Sturm
Über
die Mount Hartman Bay, wo wir die zwei letzten Nächte vor Anker lagen, haben wir
nun heute eine der berühmteren Buchten in der Karibik, die Prickly Bay,
angesteuert. Hier liegen wir nun zwischen vielen anderen Schiffen vor Anker, in
sicherem Abstand zu den Bojen Feldern. Morgen wollen wir dann von hier aus
weitere Teile der Insel erkunden, bevor wir dann an die Westküste verlagern.
also mit dem Arbeitsschutz in der Destellerie ist es nicht weit her..da sollte dir dein Finger weh getan haben 😉
… schön mit euch weiter zu reisen….