Yasawa zum 3. – diesmal mit Ursi und Martin

25. Juli – 20. August 2024 (Autoren: Ursi und Martin Müller, Wölflinswil, Schweiz)

Bula Fiji! Frühmorgens am 25. Juli betreten wir fijianischen Boden. Zuerst begrüssen uns drei Sänger mit ihren Instrumenten und Fiji-Musik. Nach den Einreiseformalitäten nehmen uns Pia und Köbi sehr herzlich in Empfang.

Am Steg vor der SY Lupina in der Vuda Marina

Als erstes fahren wir zur Vuda Marina und machen uns mit dem Einsteigeprozedere auf die Segelyacht Lupina vertraut. Wir packen die verschiedenen Mitbringsel, Ersatzteile für den Motor und Lektüre zur Vorbereitung der nächsten Reiseziele von Pia und Köbi, aus. Dann heisst es Einkaufen und Auffüllen der Vorräte auf der Lupina für die nächsten paar Wochen.

Der örtliche Markt von Lautoka überrascht uns mit seiner Vielfalt, seinen Farben und Gerüchen. Selbstverständlich darf auch Kava für das Sevusevu nicht fehlen.

Auf der Wiese neben dem Supermarkt startet gerade ein fijianisches Musik-Festival. Spannend, wie diverse Würdenträger wie z.B. der Ministerpräsident begrüsst, mit einem Blumenarrangement bekränzt und mit verschiedenen Gaben beschenkt wird. Die Funktion des Vermittlers oder Sprechers zwischen Würdenträger und normalem Volk gehört zur Fiji-Kultur. Interessant, dies zu beobachten und mitzuerleben!

Festival in Lautoka

Zurück in der Marina verstauen wir alle Vorräte. Dabei überrascht uns das Platzangebot und die zweckmässige Raumaufteilung in der Lupina. So viel Raum für Betten, sanitäre Einrichtungen, Küche, usw. erwartet man beim Blick von aussen gar nicht. Und jede Menge Kästlein und Bodenluken bieten sehr viel Stauraum, den Pia mit ihrem Organisationstalent optimal verwaltet.

Früchte und Gemüse vom Markt werden vor dem Verstauen gewaschen

Anschliessend machen wir uns auf einen Rundgang durch das Hafenareal. Ein feines Nachtessen im Hafenrestaurant beschliesst unseren ersten, überaus erlebnisreichen Tag auf Fiji.

Der Freitag beginnt mit einem feinen Morgenessen. Köbi und Pia studieren die Winddaten für die nächsten paar Tage. Es sieht gut aus: Wind aus Südost mit etwa 15 Knoten. Geplant ist eine rund fünfstündige Überfahrt in nordwestlicher Richtung zur Insel Waya. Pia und Köbi weisen uns in die Abläufe vor dem Ablegen der Yacht ein: Mannschaft bereitmachen, Schiff bereitmachen, Autopilot programmieren. Dann verlassen wir die Vuda Marina.

Ausfahrt aus der Vuda Marina

Vor der Küste setzen wir das Gross-Segel und die Genua und schalten den Autopiloten ein. Pia und Köbi erklären uns alle Handgriffe und beantworten alle unsere Fragen zur Ausrüstung der Lupina, zu den Verkehrsregeln auf See, zur Segelsetz-Strategie und vielem mehr. Wir sind tief beeindruckt, wie Lupina Fahrt aufnimmt und mit 6 bis 7 Knoten Richtung Nalauwaki auf der Insel Waya fährt.

Unter vollen Segeln geht es westwärts

Für die Einfahrt in die Bucht reffen wir die Segel und starten den Motor. Das Ankern geschieht nach einem genau festgelegten Prozedere. Köbi und Pia weisen uns wieder kompetent in die Abläufe ein. Der obligate Ankertrunk schliesst diese Fahrt-Etappe ab.

Das Wasser ist herrlich warm und lädt zum Bade. Köbi führt dabei auch den obligaten Anker-Tauchgang durch und kontrolliert die Lage des Ankers.

Ein überaus erfreulicher Programmpunkt erwartet uns als nächstes: der tägliche Sundowner, ein feiner Drink mit Knabber-Beilage. Ein wunderbares Nachtessen aus Pia’s Küche beschliesst diesen spannenden Tag.

Am nächsten Morgen steht der Besuch beim Chief des Dorfes Nalauwaki an. Mit dem Dinghi machen wir uns auf den Weg, im Gepäck die Kava-Wurzeln als Geschenk. Auch den Sulu, ein um die Hüfte gewickeltes Tuch als standesgemässe rockähnliche Kleidung, haben wir dabei. Ein Mitglied der Dorfgemeinschaft führt uns zum Chief. Er empfängt uns und nimmt das Kava entgegen. Zum Kava-Trinken sei es allerdings noch zu früh. Dann erteilt er uns die Erlaubnis, uns im Dorf umzusehen.

Zum Besuch des Chiefs gehört es sich, einen traditionellen Sulu (Köbi) oder ein Wickeltuch zu tragen. Kopfbedeckung oder Sonnenbrille trägt man in einem Dorf nicht.

Wir bestaunen die schön gebaute Kirche. Die Tochter der Lehrerin öffnet uns extra das Schulgebäude und wir können einen Blick in das Schulzimmer werfen: Kleine Holzpulte und Stühle, aufgehängte Lehrtafeln für Anatomie, Zahlen und Buchstaben, Zeichnungen, eine kleine Wandtafel, ähnlich wie es früher auch in Schweizer Primarschulzimmern ausgesehen hat. Aber der Computer hat auch hier Einzug gehalten.

Die Dorfbewohner begegnen uns überaus freundlich und offen. Zwei Frauen möchten selbstgefertigten Schmuck verkaufen. Da ist Ursi sofort dabei und sucht sich ein mit Ornamenten versehenes Armband und ein aus Muscheln gefertigtes Fussketteli aus.

Nach unserem Dorfbesuch überqueren wir den Inselrücken und genehmigen uns im Restaurant des Octopus-Resorts ein erfrischendes Getränk.

Am Nachmittag ist es nun wirklich Zeit, auf das SUP zu steigen …
… oder mit Schnorchel, Brille und Flossen ausgerüstet die eindrückliche Welt der Korallen und Riff-Fische zu erkunden.

Der Sonntag ist Ruhetag im Dorf Nalauwaki. Wir wollen diese Ruhe respektieren und unternehmen deshalb einen Ausflug mit dem Dinghi in die entgegengesetzte Richtung. Den Korallenbänken entlang schnorchelnd bewegen wir uns dann langsam wieder zur Lupina zurück.

Abendunterhaltung auf der Lupina: Brändi-Dog, das Lieblingsspiel von Pia und Köbi. Köbi und Ursi spielen gegen Pia und Martin. Am Ende steht es 2:0. Es wird noch viele Partien geben…

Bula Peak (blauer Pfeil) auf der Insel Waya

Montag. Unser Ziel: Die Spitze des Berges Bula Peak bzw. Ului Nakauka. Es sind rund 350 Höhenmeter. Der Pfad ist relativ steil. Köbi kennt den Weg. Zu Beginn gibt es noch eine kleine Unstimmigkeit zu klären: ein Einwohner des Dorfes Nalauwaki ist nicht damit einverstanden, dass wir ohne örtlichen Führer den Berg besteigen. Nach einer kurzen Diskussion ziehen wir dennoch ohne Führer los.

Bula Peak – Ursula und Martin
Eine grandiose Aussicht über die Bucht belohnt uns für den Aufstieg. Lupina ist das Schiff ganz links.

Eine weitere Seglercrew ist unterdessen mit dem jungen Führer Ben auf dem Gipfel angekommen. Wir geniessen unseren mitgebrachten Lunch und machen uns dann hinter der anderen Gruppe an den Abstieg. Unten angekommen, zahlt Köbi Ben noch etwas, womit die finanzielle Schuld dem Dorf gegenüber auch abgegolten ist. Mit gutem Gewissen fahren wir zur Lupina zurück.

Am Dienstag wechseln wir die Bucht. Der Wind stimmt, wir lichten den Anker und segeln zur Insel Naviti, in die Bucht südlich vom Korokulu Point. Der Strand erscheint beinahe leer, trotz der beiden hier ansässigen Resorts. Das Tourismusgeschäft beginnt erst langsam wieder anzulaufen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi Richtung Korokulu Point und schnorcheln den Korallenbänken entlang zur Lupina zurück. Bei jedem Schnorchelgang beobachten wir neue Fischarten. Die Farbenpracht beeindruckt uns sehr.

Am nächsten Tag sind wir zu Fuss unterwegs. Vom Coconut Bay-Resort aus marschieren wir über den Hügel an die Honeymoon-Beach und wieder zurück.

Rast am Honeymoon-Beach

Der Donnerstag bringt den nächsten Ortswechsel. Die Fahrt ist kurz. Mit Motorhilfe umrunden wir die Nordspitze von Naviti beim Vakaweitathi Point und biegen in die Bucht von Narewa Point ein. Die Lupina ist im Moment die einzige Yacht hier. Am Nachmittag rekognosziert Köbi mit Dinghi und Schnorchel, wo es die schönsten Korallenvorkommen in der Bucht gibt.

Am nächsten Tag geht es auf Entdeckertour. Im Jahr 1943 musste eine amerikanische P39 Airacobra in der Bucht auf der anderen Seite des Hügelzuges im seichten Wasser notlanden. Einige Überreste des Flugzeugwracks liegen immer noch dort unter Wasser. Wir wollen sie suchen gehen.

Zuerst müssen wir uns auf die andere Seite der Insel kämpfen. Zum Glück waren Köbi und Pia vor einem Jahr schon einmal hier und können sich an den Weg erinnern. Zuerst geht es auf einem gut sichtbaren Pfad ins Dickicht. Bald verliert sich dieser Weg aber und Köbi führt uns, mit GPS-Unterstützung und guter Spürnase, durch das Unterholz auf die andere Seite.

Wo geht’s denn nun weiter??

Wo liegt nun das Wrack? Köbi kontrolliert die Koordinaten. Offenbar ist das Wrack auch mit einer gelben Boje markiert. Tatsächlich, die Orte stimmen überein und wir rüsten uns mit den Schnorchel-Utensilien aus.

Da liegt die P39! Oder wenigstens das, was von ihr übriggeblieben ist. Wir erkennen Teile des Rumpfes. Letztes Jahr fanden Pia und Köbi den Motor und einen Propeller. Diese Teile können wir nicht entdecken, die Sicht unter Wasser ist heute aber auch etwas getrübt.
Nach der erfolgreichen Schatzsuche wandern wir noch dem Strand entlang und üben uns im Balancieren.
Den Rückweg zum Dinghi finden wir nun ohne Probleme. Und weil wir schon hier an Land sind, ergänzen wir unsere Vorräte noch mit ein paar Papayas, die Ursi vom Baum schüttelt.
Köbi zeigt Martin, wie man Kokosnüsse fachmännisch von ihrer Schale befreit. So fehlen die Zutaten zum nächsten Sundowner garantiert nicht.
Die nächsten zwei Tage schnorcheln wir in der Umgebung des Ankerplatzes. Unglücklicherweise erleidet Pia’s GoPro-Kamera einen elektrischen Defekt. So sind keine Unterwasser-Aufnahmen mehr möglich und dieses Bild wird vorläufig das letzte Unterwasserbild sein.
Dafür lässt Köbi die Drohne steigen, um schöne Übersichtsaufnahmen zu erhalten.

Nun verlassen wir die Bucht von Narewa Point und nehmen Kurs Richtung Yasawa, der nördlichsten Insel in dieser Gruppe. Nach rund sechs Stunden Fahrt ankern wir in der Bucht beim Dorf Yasawa-i-Rara.

Am nächsten Morgen besuchen wir das Dorf. Wie üblich überbringen wir dem Chief bzw. seinem Sprecher Kava-Wurzeln und fragen ihn um Erlaubnis, uns im Dorf bewegen zu dürfen. Dazu sind wir entsprechend den Regeln mit dem Sulu bekleidet.

Das Dorf wird öfters von Touristengruppen besucht. So stehen auch schon Einwohner bereit, um Schmuck oder Tücher zu verkaufen. Ursi sucht sich eine Halskette mit Haifischzähnen aus.
Wir gehen weiter zur Schule. Eine Lehrerin unterrichtet dort acht Kinder in der 1. bis 4. Klasse. Wir werden ins Schulzimmer eingeladen. Köbi zeigt hier den Kindern, wo die Schweiz auf der Karte zu finden ist. Die Kinder singen uns Lieder vor und begleiten sie mit rhythmischem Klatschen und Tanz-Schritten.
Wir machen uns noch auf die Suche nach frischen Bananen. Dabei werden wir in ein Haus eingeladen, in welchem Frauen am Korbflechten sind. Dazu benützen sie Fasern aus den Blättern der Kokospalme, die sie mit getrockneten Pandanusblatt-Streifen umwickeln. Pia kauft ein solches Körbchen, das sich wunderbar als Fruchtschale eignet.
Beladen mit einer ganzen Bananenstaude kehren wir zur Lupina zurück. Bis zum Sundowner bleibt noch Zeit zum Schnorcheln.

Freitag: Es geht wieder südlich. Wir segeln nach Nacula Island, wo wir in der Bucht vor dem Dorf Malakati ankern. Unterwegs erhalten wir Besuch von etwa 15 Spinner-Delfinen, die uns eine Viertelstunde lang begleiten. Ursi ist komplett aus dem Häuschen!

Spinner-Delfine spielen in unserem Bugwasser
Am Nachmittag besuchen wir den Dorf-Chief für das Sevusevu und besteigen dann eine Anhöhe mit einer wunderbaren Rundsicht.
Am nächsten Tag machen wir einen Spaziergang der Küste entlang zum Blue Lagoon Resort. In der dortigen Bar geniessen wir unsere Drinks und kehren dann wieder zur Lupina zurück.

Der Sonntag gilt auf Fiji als absoluter Ruhetag. Wir nehmen an einer Messe teil. Statt mit Glocken werden die Leute mit Trommelschlägen zur Kirche gerufen. Die Bibel, aus welcher der Pfarrer vorliest, ist schon ziemlich zerfleddert. Den Textinhalt verstehen wir natürlich nicht. Man spürt aber, mit welcher Überzeugung die Messe gefeiert wird. Viele mehrstimmig und mit Inbrunst gesungene Lieder umrahmen den Gottesdienst. Auch die Kinder, die mucksmäuschenstill in den Bänken sitzen, singen im Chor ein Lied. Wir Touristen werden während des Gottesdienstes sogar speziell begrüsst. Nach Abschluss der Messe verabschiedet der Pfarrer jeden Besucher mit Handschlag.

Besuch der sonntäglichen Messe. Neugierige Kinderaugen beobachten uns Fremde.

Wir führen anschliessend eine Wanderung auf den höchsten Punkt in der Umgebung durch. Eine grandiose Aussicht ist der Lohn für den Aufstieg.

Wir verlassen die Bucht vor Malakati Village und segeln zur Insel Nanuya Lailai, wo wir vor dem gleichnamigen Resort ankern. Den Sundowner geniessen wir im Restaurant des Resorts.

Am nächsten Tag besuchen wir das Dorf Matacawalevu. Das Sevusevu beim Dorf-Chief entwickelt sich zu einer spannenden Angelegenheit. Der Chief persönlich zeigt uns, unter tatkräftiger Mithilfe von Köbi und Martin, wie man die Kava-Wurzel in einem grossen gusseisernen Mörser pulverisiert.

Martin beim Zermalmen der Kava Wurzeln
Das Endprodukt der schweisstreibenden Arbeit: Kava-Pulver
Anschliessend stellt der Chief das Getränk her und reicht es uns in drei Runden. Diese Menge reicht allerdings noch nicht, um sich anschliessend völlig entspannt zu fühlen. Der Chief meint, es müssten schon 15-20 Runden sein!

Unterdessen hat seine Frau Cassava-Wurzeln gekocht. So können wir auch dieses Gemüse probieren. Es erinnert im Geschmack an Kartoffeln. Köbi führt noch eine Reparatur an der Solarbeleuchtung des Hauses des Chiefs durch und Ursi kauft zwei schöne Tücher. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir das Dorf.

Das Abendessen nehmen wir im Restaurant des Resorts ein. Ein grosses Lovo-Buffet ist vorbereitet, überaus reichhaltig mit Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, Kassava, Reis, etc., traditionell im Erdfeuer zubereitet. Eine richtige Gaumenfreude! Anschliessend findet eine Darbietung von fijianischen Gesängen und Tänzen statt. Wir sind einmal mehr beeindruckt, wie die einheimische Kultur gelebt wird.

Singen und Tanzen scheint in den Genen der Fijianer verankert zu sein. Schon die Jüngsten machen eifrig mit.

Einen Tag später wandern wir über den Hügelzug auf die andere Seite der Insel und kehren in Lo’s Tea House ein. Ihre unter Seglern weltberühmten Fiji-Donuts schmecken phänomenal!

Die nächsten Tage verbringen wir mit Relaxen, Schnorcheln und Wassersport. Das Sundowner-Highlight bildet unser Lagerfeuer am Strand, auf dem wir kleine Brötchen backen.

Nun geht es dem Ende unserer Reise entgegen. Wir segeln rund 50 Meilen zurück zur Vuda Marina auf der Hauptinsel. Es war eine eindrucksvolle und unvergessliche Zeit auf der Lupina mit Pia und Köbi als wunderbare Gastgeber. Wir bedanken uns aufs herzlichste, dass ihr uns Einblick in euer Seglerleben gegeben habt und wünschen euch alles Gute auf eurer Weiterreise Richtung Vanuata.

Nachtrag: Wer hat jetzt das Brändi-Dog-Duell gewonnen? Nach über vierzig Partien haben wir den Überblick verloren ….

Ursi und Martin

Wallis – das unbekannte Paradies Mitten im Pazifik

Ein letztes Bild mit der Bedienung von unserem Lieblingsrestaurant direkt beim Dinghi-Steg in Apia (Samoa). Wir verabschieden uns für die Weiterreise.

Am 28.7.2023 frühstücken wir gemütlich noch am Anker in Apia und dann geht’s los ins Ungewisse. Die Wettervorhersagen sind uneinheitlich wie nie. Von viel Wind bis kein Wind, von Gegenwind bis Rückenwind ist alles dabei. Wir benutzen 6 verschiedene Quellen für das Segelwetter, und jede prognostiziert etwas Anderes. Zumindest ist nichts Gefährliches vorausgesagt und wir nehmen die Weiterreise gegen Westen in Angriff. Unser Ziel: das Archipel Wallis, rund 250 Seemeilen liegen vor uns. Der erste Tag Segeln ist herrlich: schönes, sonniges Wetter und starker, achterlicher Wind, der uns schnell vorwärts bringt. Zuerst entlang der Nordküste von Upolu und dann entlang der Südküste von Savai’i, (beides Samoa) gewinnen wir schnell Distanz auf unserer Fahrt. Ganz anders der nächste Tag!

Schon in der in der Nacht ziehen dicke Wolken auf, Wind und Wellen nehmen deutlich an Stärke zu.
Wir sind zwar immer noch zügig unterwegs, aber der Himmel über uns ist komplett dicht und es schüttet fast den ganzen Tag in Strömen. Wir sind froh, auf einem Schiff zu sein. Wäre diese Menge Regen an Land gefallen, hätte es garantiert Überschwemmungen gegeben.

Was uns mehr zu schaffen macht sind die immer höher werdenden Wellen, welche die Lupina kräftig hin und her rollen lassen. Es scheppert und knackt in ihrem Bauch. Pia hat zum Glück alles gut verstaut und gepolstert. Zur Überraschung des Skippers (der Schreiberling) geht auf der Fahrt nichts zu Bruch.

Das Einzige, was aussteigt, ist leider das Gerät, das unsere Reise für euch aufzeichnet – es hat einfach ohne Vorwarnung aufgehört, Daten zu senden.

In der letzten Nacht dreht der Wind dann noch für eine gute Stunde heftig auf, aber immer noch machen wir gute Fahrt. Erst ein paar Stunden vor dem Ziel lassen die Wellen nach, der Himmel hellt sich etwas auf und bei uns setzt sich die Gewissheit fest: ja, bei diesen Bedingungen können wir die Einfahrt in den nicht ungefährlichen Pass von Wallis wagen.

2 Stunden vor Ebbe rollen wir unsere Segel ein und lassen uns langsam vor dem Wind der Südküste des Atolls von Wallis entlang treiben. Pia nutzt diese Gelegenheit und setzt die Gastlandfahne und die Gelbe Q-Flagge (Zeichen für Quarantäne)
Wie erwähnt ist der Pass ins Atoll von Wallis nicht ungefährlich. Mehrere Wracks bezeugen das eindeutig. Wir sind froh, dass er uns harmloser empfängt, als wir gelesen haben. Die gut 3 Meter hohen, brechenden Walzen links und rechts neben uns lassen aber erahnen, dass bei falscher Planung, ungeschickter Kurswahl oder bei grösseren Wellen Gefahr droht. Genau bei «Slack Water» (die Strömung im Pass kommt zum Stillstand) gleitet Lupina mit über 5 Knoten Fahrt sicher und ruhig ins Atoll. Wallis – wir sind angekommen!

Heisst es «im» Wallis oder «in» Wallis? Kommt drauf an, wo du bist! Bist du in der Schweiz und reist in das südwestliche Gebiet der Schweiz, dann bist du «im» Wallis. Landest du mit einem Segelschiff auf einem gleichnamigen Inselatoll mitten im Südpazifik, dann bist du «in» Wallis. Obwohl den gleichen Namen – zu tun haben sie nichts miteinander. Einzig, die Landesflagge ähneln sich: weisses Kreuz auf rotem Grund, wobei das Kreuz hier auf der Insel aus 4 Dreiecken geformt ist.

Gelb das Wappen des Königreiches Uvea (auf Wallis gibt es insgesamt 3 Königreiche: Uvea ist die Hauptinsel). Rot mit weissem Kreuz die Farben von Wallis. Um die Verbundenheit zu Frankreich zu bezeugen, ist noch dessen Hoheitszeichen auf der Flagge integriert worden. Wie Französisch-Polynesien ist Wallis und seine Nachbarinsel Futuna ein Überseegebiet von Frankreich. Die offiziellen Sprachen sind Wallisisch (ein Polynesischer Dialekt verwandt mit der Sprache von Tonga) und Französisch.
Heute leben rund 8’300 Menschen im sehr fruchtbaren Atoll. Es erinnert uns stark an Gambier (Franz.-Polynesien). Auch hier gibt es eine Hauptinsel, Uvea, und etwa zwei Dutzend kleinere, vorgelagerte Inseln. Alles schützend umgeben von einem breiten Korallenriff: aussen tobt die donnernde Brandung, innen lockt eine mit allen erdenklichen Blautönen schimmernde Lagune zum erfrischenden Bad, Schnorcheln oder Tauchen. Fast in allen Windlagen zuckelt unsere Lupina friedlich an ihrer Ankerkette im ruhigen Wasser.
Vor rund 1’000 Jahren wurde Wallis von Tonga aus erobert und bevölkert. Im frühen 17. Jahrhundert entdeckten Holländische Seefahrer das Archipel als erste Europäer. 1767 wurde es durch Samuel Wallis (dem späteren Namensgeber für das Atoll) für die Engländer beansprucht. Die offenbar nachhaltigste Eroberung aber gelang Französischen Missionaren ab 1837, deren pompösen Zeugnisse in Form imposanter Kirchen sich überall auf der Insel finden. Im Bild die Kathedrale Notre Dame de l’Assomption, welche in Hauptort Mata Utu direkt neben dem königlichen Palast steht.
Die dicken Mauern aus Lavasteinen und ein Dachstock aus Mahagoni Holz geben dem Inneren der Kathedrale ein schlichtes aber solides und irgendwie edles Erscheinungsbild.
Die grösseren Orte und der Flughafen sind mit gut unterhaltenen, geteerten Strassen verbunden. Entlang der Küste wartet aber noch viel Fahrspass auf den Skipper.
Das Küstenbild der Hauptinsel Uvea ist stark geprägt durch den Wechsel von Ebbe und Flut, deren Differenz bei Springflut bis zu 1.6 Meter beträgt. Da die Uferzone vielerorts sehr flach ausgebildet ist, muss das Anlanden mit dem Schiff immer nach den Gezeiten geplant werden. Nur bei Flut gelangt man bis ans Ufer.
Bei Ebbe liegen die Schiffe trocken. Das ist auch für unsere Landgänge von Bedeutung. Wir planen diese immer so, dass wir bei der Wegfahrt immer mindestens so viel Wasserhöhe vorfinden, wie wir beim Anlanden hatten. Würden wir das mal verpassen, drohen ein paar hundert Meter mühsames Dinghi Tragen und Ziehen über schlammig-steinige Uferzone.
Wie auf anderen Inseln finden wir auch auf Wallis ein Mix zwischen modernem Leben und alter, überlieferter Kultur. So bewegen sich die Leute heute einerseits mit neueren, protzigen 4×4 SUVs, beschäftigen sich mit Mobiltelefonen und verdrücken Fast Food, und andererseits fahren sie fast täglich mit ihren Pirogen raus aufs Meer, verbringen das Wochenende wie früher unter freiem Himmel auf einer der vorgelagerten Inseln, oder gehen altem Handwerk nach. Hier zum Beispiel liegt eine Piroge, die nach alter Kunst aus Holz gefertigt wurde.
Im Detail dann kommen aber doch neuere Techniken dazu: der Holzbalken dürfte mit einer modernen Säge zugeschnitten sein, und Draht wurde früher sicher nicht verwendet. Aber immerhin: man versucht, sich an die alten Traditionen zu erinnern und sie weiter leben zu lassen.
Wohnhaus auf dem Lande. Meist ein einfacher, grosser Raum zum Schlafen. Gelebt und gekocht wird oft unter einem mit Blech bedeckten Unterstand.
Das Flughafengebäude von Wallis. Auch hier nimmt die Architektur die traditionellen Formen auf und kombiniert diese mit modernen Baustoffen und Technologien.
Für uns nicht nachvollziehbar: auf Schritt uns Tritt stossen wir auf riesige Kirchen, die Platz für 500 bis 1000 Personen bieten. Alle mit mehrstufigem, dominierendem Glockenturm. Wir wissen zwar, dass die Leute auf Wallis, wie auch auf vielen anderen Polynesischen Inseln, sehr religiös sind und dass die Bevölkerungszahl früher einiges grösser gewesen sein dürfte. Aber so viele Kirchen!?! Und es werden noch mehr gebaut!! Bild: Eglise Saints Pierre & Paul bei Vaitupu
Chapelle de Lausikula im Ort Vaimalau
Église du Sacré-Coeur beim Dorf Lavegahau

Uns fällt auf, dass die Einheimischen sehr oft abends oder übers Wochenende mit eigenem Boot oder Taxi-Boot auf eine der zahlreichen Inseln im Atoll fahren und dort ein Leben in der einfachen Natur geniessen. Eindeutig die meiste Zeit verbringen sie sitzend oder liegend im klaren Meerwasser. Natürlich wird auch viel gegessen und im kühlenden Schatten unter dem Laub der Bäume gedöst.

Wie vielerorts in Polynesien sind auch die Walliser sehr religiös. Nebst Essen, Baden und Schlafen wird ein wesentlicher Teil der Freizeit auch damit verbracht, die auf jeder Insel vorhandenen Anbetungsstätte zu pflegen und zu huldigen.
Fort Talietumu – eine prächtige Festung aus Lavasteinen mitten im Urwald, gebaut im 15. Jahrhundert zur Zeit der Herrschaft von Tonga.
Fast alle Inseln und Archipele in Polynesien haben vulkanischen Ursprung. Bei einigen Inseln merkt man kaum noch etwas davon, bei andern sind die Spuren deutlich sichtbar. Hier auf der Hauptinsel von Wallis hat es mehrere eingefallene Krater, die mit Wasser gefüllt sind. Der Lac Lalolalo ist mit seinen 400 Metern Durchmesser und 80 Metern Wassertiefe im Krater das imposanteste Beispiel.
Wir suchen vergebens einen Berg (die höchste Erhebung, Mont Lula Fakahega, ist bloss 151 Meter hoch), um die Aussicht zu geniessen. Da aber ist alles überwachsen mit Bäumen und Sträuchern. Den besten Weitblick geniessen wir von der Strasse, die quer über die Insel führt. Lupina liegt direkt vor der mittleren Insel in 10 Meter tiefem Wasser.
Lupina vor der Insel Fugalei. Es herrsch gerade Ebbe. Bei Flut steigt das Wasser um bis zu 1.6 Meter und überflutet das ganze Gebiet bis zum Waldrand der Insel. Wir sind meist das einzige Schiff vor Anker. Schiffe kommen leider sehr selten vorbei auf Wallis. Gemäss Zollbeamten sind wir dieses Jahr das 19. Schiff. Obwohl jetzt gerade die beste Saison wäre, befinden sich während unseres fast 3 wöchigen Aufenthaltes insgesamt nur 5 weitere Yachten hier.
Wir sind erkundungslustig und wechseln den Ankerplatz alle paar Tage. Am besten gefällt es uns eindeutig am Aussenriff. Das Riff (heller Bereich), hinter dem unsere Lupina sicher vor Anker liegt, ist zwischen 100 bis 300 Meter breit. Bei Ebbe fällt der Wasserspiegel im Bereich der Brandung bis auf die Riffkante. Bei Springflut wird diese von der Brandung gut um 1.6 Meter überspült. Überflüssig zu erwähnen: das Wasser ist absolut glasklar, die Sicht beim Schnorcheln ist deutlich über 50 Meter weit.
Lupina vor Anker bei der Insel Nukuhifala. Die dunklen Flecken im Wasser sind Korallen, wunderschön zum Schnorcheln. Im hellen Riffbereich ist leider vor ein paar Jahren alles durch einen Zyklon zerschlagen und abgebrochen worden.
Ein paradiesischer Ankerplatz – und auch das Wetter spielt seit einigen Tagen wieder perfekt mit.
Unser Alltag vor Anker: nach dem Frühstück zuerst Kopfarbeit (Berichte schreiben, Video schneiden, Lesen, Wetter studieren, usw.) und wenn es langsam zu heiss wird ins Wasser oder ins Dinghi und die Welt unter und neben uns erkunden. Hier zum Beispiel sind wir auf einem Spaziergang um eine der Inseln auf dem Riff. Am Nachmittag etwas Arbeit auf dem Boot (Unterhalt und kleinere Reparaturen) und immer wieder Abkühlen im Wasser (die Luft ist 30-32°C, das Wasser 28°C). Pünktlich zum Sonnenuntergang dann einen (oder für den Skipper manchmal auch 2) genüsslichen Sun-Downer.
Idylle am Ankerplatz

Im Dorf werden wir immer wieder auf ein «Festival» angesprochen, das jedes Jahr am 15. August, zu Maria Himmelfahrt, stattfinden soll. Irgendein Plakat oder öffentliche Information dazu finden wir nicht. Wir beschliessen kurzerhand, unsere Weiterfahrt um ein paar Tage zu verschieben und selber herauszufinden, was es mit diesem «Festival» auf sich hat.

Schon früh um 7 Uhr geht es mit einem Gottesdienst in der grossen Kathedrale von Mata Utu los.
Wir sind, wie es sich für anständige Schweizer gehört, ein paar Minuten früher auf dem Platz und sehen, dass vor dem Pfarrhaus neben der Kirche ein reges Treiben herrscht. Sehr viele Pick-Up Trucks wuseln da hin und her. Wir gehen näher: schätzungsweise gegen die 100 Schweine werden in Reih und Glied auf dem Vorplatz gelegt. Meistens liegt darunter ein Korb aus Kokosblättern geflochten, gefüllt mit allerlei Gemüse. Im ersten Moment sind wir geschockt ob der vielen toten Tiere. Wir stellen fest, dass sie ausgeweidet und bereits vorgegart sind. Ihr Bauch ist mit diversen Gemüsen und Gewürzen vollgestopft.
Nebst den geschlachteten Schweinen sind auch etwa 10 lebendige Schweine (riesige Tiere!) in Käfigen auf dem Platz. Wir fragen uns, was mit den vorgegarten und mit diesen lebenden Schweinen nun wohl passieren wird?
Aber zuerst der Gottesdienst, welchen Hochwürden, mit vornehmer Verspätung von etwa 20 Minuten unpünktlich beginnt. Die meist sehr melodiösen Chorgesänge erfüllen den Innenraum der Kathedrale mit sehr eindrücklichem, und unter die Haut gehenden Klänge.
Nach dem Gottesdienst, der gut eineinhalb Stunden dauert, verschieben sich die Aktivitäten zum Festplatz vor dem Pfarrhaus. Hier findet als nächstes die Kava Zeremonie statt.
Bei der Kava-Zeremonie geht es darum, den Kopf freizumachen für gute und positive Gedanken. Das Getränk entspannt, benebelt ein wenig, dämpft die Geschmacksnerven im Mund und besänftigt wilde Gemüter, macht müde. Das Getränk wird aus Pulver und Wasser nach einem genau vorgegeben Protokoll, das von Vater auf den Sohn weitergegeben wird, zubereitet. Im Bild ist der Mann, der seine beiden Arme noch oben hält, der Kavamischer. Die Zubereitung, die uns stark an eine spirituelle Handlung erinnert, dauert rund eine halbe Stunde.
Serviert wird Kava in Kokosnussschalen von speziell dazu auserlesenen Männern (stehend). Zuerst trinkt der König seine Ration. Auch dies geschieht nach einem speziellen Ritual. Wer als Nächster an der Reihe ist, wird vom König bestimmt. Über seinen Sprecher wird jeweils der Name des Begünstigten an die Träger zugerufen.

Bis alle Mitglieder der königlichen Familie, alle Kleriker, die Ehrenmänner und alle Ehrengäste ihr Kava getrunken haben verstreicht viel Zeit. Geduldig sitzen die Besucher am Boden und verfolgen das Geschehen. Stehen darf man nicht, einen Hut tragen auch nicht. Inzwischen haben wir erfahren, dass die Schweine auf dem Platz von Leuten aus den umliegenden Gemeinden gespendet sind. Der König verschenkt diese nun, auch wieder über seinen Sprecher (der König redet nie direkt zu seinen Untertanen), an die Bevölkerung. Dazu schreitet eben dieser Sprecher mit einem Mikrofon bewaffnet die Reihen der Schweine ab und liest den Namen des Beschenkten von einem Zettel ab, der dem Schwein angeheftet wurde.

Nach der Zuteilung der Schweine an die Bevölkerung beschenken die Einwohner der umliegenden Dörfer in einer farbenfrohen Parade den König mit allerlei Gaben: Gemüse, Früchte, Handwerk, Blumen …
… und mehreren noch lebenden Ferkeln (den Tierschützern unter uns blutet das Herz – aber so wurde es wohl auch bereits zur Zeit der Seefahrer gemacht).
Und endlich gibt’s Frühstück! Wir wussten, dass es dies für die Bevölkerung gibt. Aber dass wir sooo lange ausharren müssen, es ist mittlerweile gut 11 Uhr, damit haben wir nicht gerechnet. Nun, wir werden wirklich fürstlich verköstigt und das Knurren in unserem Bauch kommt rasch zum Verstummen! Die Kirchgemeinden der umliegenden Dörfer haben einen sehr üppigen und nahrhaften Brunch zusammengestellt.
In der Zwischenzeit werden die Schweine wieder auf Pick-Up Trucks geladen und zu den Beschenkten nach Hause gebracht. Dort werden sie noch am selben Tag im Erdofen weiter gegart und dann am Abend mit Freunden verdrückt. Der Platz ist also wieder frei für Tanzvorführungen, auf die wir gespannt gewartet haben. Für einmal werden wir leider enttäuscht, oder unsere Erwartungen waren einfach falsch. Weit über eine Stunde lang bewegen sich die Tänzer zum immer gleichen Rhythmus mit immer gleichen Bewegungen. Speziell vielleicht: die zuschauenden Frauen und die Ehrengäste schreiten mit Stolz erhobenen Häuptern und dick gefüllter Brieftasche zwischen die Tänzer und stecken ihren Favoriten Geldnoten zu – fast wie beim Table-Dance! Als nach über einer Stunde die zweite Tanzgruppe aufs Feld marschiert, marschieren wir von dannen.

Der Umweg über das Archipel Wallis hat sich mehr als gelohnt. Wir könnten problemlos noch einige andere Ankerplätze in der Lagune ausprobieren. Aber nach knapp 3 Wochen auf Wallis ruft das offene Meer (oder genauer gesagt Nelly, unsere bewährte Matrosin! Sie wartet am 29. August auf uns). Wir sind bereit für die Weiterreise. Unser nächstes Ziel, Fidschi (auch Fiji geschrieben), liegt rund 370 Seemeilen südwestlich von Wallis. Wir brauchen also ein Wetterfenster, das uns für 3 Tage guten, stabilen Wind aus östlicher Richtung verspricht. Ab Freitag scheint ein guter Zeitpunkt zu sein.

Stimmt diesmal die Wettervorhersage? Die Strecke ist berüchtigt für Störungen und Wellen, dazu lauern vorgelagert diverse Korallenriffe und Untiefen. Zum Glück konnte ich unser Tracking-Gerät in der Zwischenzeit wieder zum Funktionieren bringen, so dass du unsere Fahrt wieder online mitverfolgen kannst. Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Ereignisreiche Wochen in Gambier

Vor fast einem Jahr haben wir in Gambier unseren ersten Stopp gemacht in Französisch-Polynesien. Nun sind wir wieder hier. Mehr und mehr lernen wir in der Südsee die Welt mit anderen Augen sehen, mit anderen Sinnen begreifen. Bei einem Schnorchelgang in einem Pass durchs Riff, oder am Aussenriff eines Atolls mit der unfassbaren Menge von Korallen wird einem bewusst, dass diese Ringinseln nichts anderes sind als die grössten Lebewesen der Erde. Ein Kollektiv von einer Riesenanzahl (eine Zahl so gross, die kann ich mir gar nicht vorstellen) von für uns fast gänzlich verborgenen Kreaturen, die Festland produziern. Und wir mittendrin.

Kurz nach Weihnachten ist sie endlich da, unsere neue Kette für die Lupina. Der Staplerfahrer des Frachtschiffes ist so nett und stellt uns die 150kg schwere Kiste direkt an den Rand des Piers. Hier können wir unserer Lupina festmachen, nachdem das Frachtschiff wieder weg ist.
Die Freude über die neue Kette (80 Meter lang, 8mm Stärke, Edelstahl der Güte 318LN Duplex, elektropoliert) ist gross.
Mit vereinten Kräften wird die Kette Meter für Meter in den Ankerkasten verfrachtet, und dann am Anker befestigt.
Die alte Kette wird mit der Trennscheibe in Stücke geschnitten, wobei wir die stark korrodierten Elemente jeweils heraustrennen.
So zerstückelt wartet nun die alte Kette auf neue Anwendungszwecke. Ein Stück davon wechselt rüber zur SY Limelight für den Heckanker, eines dient in Zukunft in unserem Dinghi als Ankerkette und Diebstahlschutz.
Wir benutzen die Gelegenheit am Pier, die Genua, an welcher der Ring am Schot-Horn ausgerissen ist, runter zu holen und fachgerecht zusammenzufalten. In Hiva-Oa soll es einen tüchtigen Segelmacher geben, der das Schot-Horn wieder korrekt einnähen kann.
Unsere Ersatzgenua steht gut – sie ist allerdings etwas kleiner geschnitten (für Fachleute: 100% im Vergleich zu 110%) als das defekte Segel und hat somit ein paar Quadratmeter weniger Fläche, aber sie steht gut und zieht uns zügig durchs Wasser.
Dann ist es endlich wieder mal Zeit für einen Ausflug: Zusammen mit Anette und Michael von der SY Limelight fahren wir zur Insel Akamaru und ankern dort für ein paar Tage. Mit unseren Beibooten erkunden wir die Umgebung.
Gemeinsame Wanderung auf die kleine Insel Mekiro (liegt direkt neben Akamaru).
Das Inselchen Mekiro ist nur knapp 60 Meter hoch, aber von da hat man einen wunderbaren Rundumblick über die Lagune und die Insel Akamaru. Unten rechts am Sandstrand ruhen unsere Dinghis.
Das hat uns bei unserem ersten Besuch im Januar 2022 erstaunt und auch jetzt wieder, fast ein Jahr später: die wenigen Bewohner (es sind rund etwa 10 Personen) hegen und pflegen ihre Insel wie einen Park. Der Weg vom Meer zur Kirche ist perfekt gemäht, und die Blumen und Hecken tadellos geschnitten. Es macht richtig Freude, barfuss über die Insel zu schlendern.
Silvester, den Jahresabschluss feiern wir dann auf der Insel Taravai, wieder bei Valérie (rote Blume im Ohr) und Hervé (vorne im Bild). Mit von der Partie ist die Crew der SY Esmeralda, Katrin (neben Pia) und Hans (links von mir), und natürlich Anette (links am Tisch) und Michael (hinter der Kamera – vielen Dank fürs Bild!)
Den Jahreswechsel feiern wir dann, wie auch schon mal (siehe Kanarische Inseln 2018/19), auf 3 verschiedenen Schiffen. Apéro und Vorspeise gibt’s auf der SY Esmeralda (von links: Katrin, Pia, Anette und Michael) …
… die Hauptspeise dann auf der SY Limelight (von links: Michael, Anette, Katrin, Köbi, Pia, Hans)

Von der Nachspeise (hmm! leckere Mousse au Chocolat à la Pia) und dem Anstossen aufs Neue Jahr auf der SY Lupina gibt es leider keine brauchbaren Bilder – wahrscheinlich hat die Kamera die Kommandos des Benutzers (ich) nicht mehr richtig entziffern können 😉

Am Neujahrstag machen wir mal zuerst das, was die meisten Leute auch tun: ergiebig ausschlafen. Das Neue Jahr soll ja gut beginnen! Danach geht’s gleich wieder von unseren Schiffen rüber an Land zu Valérie und Hervé zu einen mehrstündigen Neujahresbrunch. Wir treffen dort auch Freunde und Cousine von ihnen an, die mit einem Pirogen-Boot (langes, flaches und daher schnelles Boot) von der Hauptinsel Mangareva zu Besuch sind. Der stehende Mann erzählt mir später, dass er der Besitzer der Insel Kamaka ist, und dass er jemanden suche, der dort wohnen will und bereit ist, als Gegenleistung Haus, Anlagen und Umgebung zu pflegen. Ein fast paradiesisches Angebot, aber unsere Lupina lassen wir nicht im Stich – und die will noch weiter in die Welt hinaus 😉 Falls aber jemand unter euch Lesern Lust verspürt, sich in die Südsee abzumelden – wir vermitteln gerne!
Gemeinsamer Abwasch nach dem Neujahres-Brunch
Wieder zurück in Rikitea mieten wir uns vom neuen «Mangareva Yacht Service» zwei Fahrräder und machen uns auf, die Insel zu umrunden (fast 30 Kilometer).
Die Ausrüstung der Drahtesel ist äusserst spartanisch: Rücktrittbremse und sonst nichts. So erstaunt es nicht, dass wir bei den kurzen steilen Anstiegen absteigen und schieben müssen. Pia hat das Pech, dass ihre Rücktrittsbremse immer sofort blockiert, wenn sie benutzt wird. So bleibt es ihr nicht erspart, auch bergabwärts vom Velo zu steigen und zu schieben. Wer jetzt denkt, ich sei aber nun wirklich kein Gentleman, dem sei gesagt, dass ich Pia mehrmals vergeblich angeboten habe, die rollbaren Untersätze zu tauschen.

Die Fahrrad Tour ist übrigens nicht nur wegen des Schiebens etwas schweisstreibend, sondern auch infolge eines ungeplanten Ereignisses: nach einer längeren Rast sind wir bereits wieder fast 5 Kilometer gefahren, als ich von einer schönen Perlenfarm ein Bild schiessen will. Gewandt greife ich wie üblich nach meinem Handy in die Hosentasche und finde: nichts!! Wo ist mein Handy?? Rausgefallen auf der letzten stark schüttelnden Abfahrt. Kurz gehe ich gedanklich die letzten Kilometer durch und versuche mir vorzustellen, wie und vor allem wo es raugefallen sein könnte. Nach intensivem Nachdenken weiss ich, dass ich es das letzte Mal bei unserer Rast verwendet habe. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf die Suche zu machen. Tatsächlich werde ich dann auch fündig: auf dem Stein, wo wir bei unserer Rast gesessen sind!

Zur Erholung dann ein romantisches Dinner am Strand. Das möchten diesmal aber auch winzig kleine Ameisen, die irgendwie den Weg in den Trinkbecher unserer Kühlflasche gefunden haben. Genau in dem Moment, als das Bild gemacht wird, entdecken wir sie 😊
Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt: Restaurants gibt es auf Gambier nicht. Nur improvisierte Imbiss-Buden, wo Einheimische auf Bestellung ihr Nachtessen abholen können und es dann zu Hause verdrücken. Erstaunlicherweise wird davon rege Gebrauch gemacht. Wir aber möchten gerne mal auswärts essen. Hilfsbereit, wie die Polynesier sind, stellt uns die Familie, welche die Imbiss-Bude betreibt, kurzerhand ihren eigenen Küchentisch und ein paar Stühle zur Verfügung. Unter offenem Himmel geniessen wir Hühnchen, Pommes, Mah-Meh und Fisch – lecker! Getränke müssen wir selber mitbringen (von links: Michael, Hans, Katrin, Anette, Pia).
Nach der grossen Schlemmerei über die Festtage ist wieder mal etwas körperliche Tätigkeit angesagt. Mit Buschmesser und gutem Schuhwerk (ja, für einmal tauschen wir die Flip-Flops gegen die Wanderschuhe aus 😉) machen wir uns auf der Insel Taravai auf, um einen der höchsten Punkte der Insel zu besteigen. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf unseren Ankerplatz und die Hauptinsel Mangareva im Hintergrund. Gut erkennbar zwischen den Inseln, die breite Passeinfahrt ins Gambier Archipel
Irgendwie zieht es uns Schweizer halt doch auch immer auf die Berge 😊😊
Nach der anstrengenden Wanderung durch das zum Teil dichte Dickicht und scharfe Schilf geniessen wir bei Valérie und Hervé eine Erfrischung und den verspäteten Dreikönigs-Kuchen. Im Kuchen ist eine kleine Muschel versteckt. Wer diese entdeckt ist für einen Tag lang König. Hervé, der oberste Inselbewohner, wird heute nun auch offiziell zum König.
Damit es uns nicht langweilig wird, wieder einmal etwas Arbeit. Diesmal ist es der Plotter, der unsere Aufmerksamkeit erheischt: der Stecker für die Speicherkarte, auf der unsere Navigationskarten gespeichert sind, ist defekt und muss ersetzt werden. Von früher haben wir noch ein altes Gerät an Bord, bei dem der Bildschirm ausgestiegen ist. Von diesem defekten Gerät können wir den guten Stecker umbauen. Ich bin dankbar für die Unterstützung von Michael. Er hat kürzlich in einem Video auf YouTube eine ähnliche Reparatur dokumentiert.

Mit einem Segelschiff die Welt zu bereisen bedeutet auch immer wieder, loslassen zu müssen. Es gibt noch viel mehr zu sehen auf dieser Welt, und wir sind nach wie vor neugierig auf das, was noch kommt. Seit Tagen verfolgen wir intensiv die Wetterentwicklung und warten auf ein Windfenster, das uns nordwärts in die Marquesas segeln lässt. Am 3. Februar 2023 soll in Hiva-Oa die Lupina für ein paar Wochen aus dem Wasser gehoben werden, um ein paar Unterhaltsarbeiten am Unterwasserschiff zu tätigen. Bevor es dann weiter westwärts geht, wollen wir noch für einen Monat in die Schweiz reisen, um vor allem unsere Grosskinder wieder zu sehen.

Die Lupina und Crew sind bereit! Heute Montag, 16.1.2023, setzen wir Segel und nehmen die 800 Seemeilen nach Fatu-Hiva (Marquesas) unter den Kiel. Vor allem der erste Drittel der Strecke dürfte spannend werden, denn kurz nach Gambier ist der Wind schwach und kommt aus allen Richtungen.

Wie entwickelt sich der Wind unterwegs? Wird es wieder so eine ruppige Überfahrt wie die Anfahrt nach Gambier. Wie wird das Wiedersehen mit der Insel Fatu-Hiva, unserem ersten Ziel?
Falls du Lust hast kannst du online mitsegeln: https://share.garmin.com/EPXFV

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Starker Wind auf Makemo

Um es gleich vorweg zu nehmen: seit wir in Makemo angekommen sind pfeift der Wind uns kräftig um die Ohren. Pausenlos rüttelt er mit mindestens 15-20 Knoten an unserem Rigg, die Lupina tänzelt nervös an der Kette und pendelt wie ein Fähnlein hin und her. Zum Glück hält der Anker vor dem Dorf, wo wir die ersten Tage liegen, sehr gut. Er hat sich tief eingegraben und die Kette läuft gut 10 Meter im Sand, bevor die ersten Korallen kommen. Wir haben wie immer bei solchem Ankergrund Schwimmkörper (Bojen) in die Kette gehängt, damit sie über den Korallen schwebt, und nicht an diesen hängen bleibt und sie beschädigt.

Nach 2 Tagen nutzen wir eine kleine Flaute, wo es kurzzeitig «nur» knapp 10 Knoten bläst. Unter Motor fahren wir gegen den Wind ans Ost Riff von Makemo. Von unserem ersten Besuch im Sommer dieses Jahres haben wir noch den Track und fahren diesem nach. Trotzdem ist die Fahrt durch dieses Atoll immer noch sehr gefährlich und fordert vollste Aufmerksamkeit. Immer wieder ragen Korallenköpfe (unter Seglern «Bommy» genannt) aus einer Tiefe von über 20 Metern bis ganz knapp an die Wasseroberfläche. Die Pfeile im Bild zeigen ein paar davon. Man erkennt sie aus der Distanz an der Farbänderung im Wasser.
Hier am östlichen Riff liegen wir gut geschützt von den Wellen, die der brausende Ostwind über das Atoll aufbaut. Das Atoll wird auch hier vom offenen Ozean über die Riffplatte mit glasklarem, frischem Meerwasser versorgt. Wir schon in Tahanea beobachten wir auch hier viele Vögel beim Nisten oder beim Fischfang.
Es ist einfach traumhaft schön in diesen Atollen!! Wir sind viel im Wasser
Auch diesmal besuchen wir Hubert (siehe auch Bericht vom 21. Juni 2022). Er schimpft gerade mit seinen Hunden, die ihm zugelaufen sind und sein Reich nun auch als das ihrige verteidigen wollen. Er hat gerne Besucher und will nicht, dass sie von den Hunden vertrieben werden. Von unserem ersten Besuch wissen wir, dass er gerne schreibt. Wir haben ihm deshalb diverses Schreibmaterial und Briefpapier mitgebracht. Auch ein T-Shirt von mir und ein paar Captains-Zigarren wechseln den Besitzer. Hubert verköstigt uns im Gegenzug mit frischer Kokosmilch.
Wir sind fasziniert, wie Hubert sein ganzes Motu mit Gegenständen verziert, die er am Ufer angespült findet. Hier hat er sich damit eine kleine Umzäunung errichtet.
Ein leidiges Seglerschicksal: immer wieder müssen wir uns von herzensguten Menschen verabschieden, mit dem Wissen, dass wir uns nie mehr sehen werden.
Unser Mitsegler auf Zeit, Nico, bleibt uns aber noch ein paar Tage erhalten. Er muss ja noch das Unterwasserschiff putzen 😊😊 (strenger Captain!!). Zuerst feiern wir aber mit ihm seinen Geburtstag.
Nico geht sehr oft ans meerseitige Ufer des Riffes und sucht nach «Ambra». Bitte nach was?? Wissen wir auch erst von ihm. Ambra ist eine graue, wachsartige Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen, die sie durch Erbrechen regelmässig ausstossen. Ambra ist sehr gesucht für die Parfümherstellung. Es entsteht durch nicht verdaubares Krustenmaterial von Muscheln oder Polypen, das im Magen des Wales eingekapselt wird in einer wachsartigen Substanz. Für 1kg Ambra konnte früher bis zu 80’000 USD gelöst werden. Heute ist es etwas weniger, da es nun auch synthetisch hergestellt werden kann. Bisher hat Nico leider noch nie Ambra gefunden, dafür viel anderes Interessantes.
Herrlicher Sonnenuntergang am Ost Riff von Makemo
Zum Glück hat es keine Haifische am Ankerplatz und Nico kann endlich sein Versprechen einlösen und den Bauch der Lupina putzen. Eine Hälfte erledigt er nach am Ost Riff, die zweite Hälfte dann zurück am Ankerplatz beim Dorf. Aller seiner Pflichten entledigt verlässt er uns nach etwas mehr als 3 Wochen am 30. November und fliegt zurück nach Moorea. Nico, es war sehr kurzweilig und schön mit dir (sogar Brändi-Dog hat er mit uns gespielt – und manchmal gewonnen!! 😉)

Seit Angang November befinden wir uns in der Zyklon-Zeit. In den Tuamotus, wo wir uns befinden, sind diese Wirbelstürme zwar selten, aber sie kommen immer wieder vor. Deshalb sind wir auf dem Weg weiter nach Südosten, wo die Wahrscheinlichkeit immer geringer wird. In Gambier werden wir einen sichern Platz finden. Bis dahin sind es noch rund 650 Seemeilen in einer Richtung von 130 Grad auf dem Kompass. Der Wind bläst zurzeit sehr stark aus Osten oder sogar leicht aus südlicher Richtung. Für unsere Strecke brauchen wir Winde eher aus nördlicher Richtung. Im Moment ist es also ungünstig. Auch ist er mit nahezu permanent 20 Knoten fast zu stark, um gegen an aufzukreuzen. Wir warten also ab, bis wir den richtigen Wind bekommen.

Das Warten ist eigentlich nicht so schlimm: wir lesen viel, haben schöne Schnorchel Plätze oder können mit dem Dinghi an Land, um uns dort die Beine zu vertreten. Ah ja, falls du dich erinnerst: Pia’s Fuss geht es mittlerweile (nach über 6 Wochen) wieder einigermassen gut, und sie kann fast schmerzlos gehen
In Zeiten von Energieknappheit (das ist zwar in Franz.-Polynesien kein Thema) hier noch ein trauriges Beispiel. Das Bild zeigt einen Park von Windrädern, die alle ausser Betrieb sind. Um bei extremen Winden die Räder vor Zerstörung zu schützen, können sie über einen Seilzug abgeklappt werden. Das ist scheinbar vor einigen Jahren nicht getan worden und der Wind hat die Flügel zerstört. Seitdem liegt die Anlage still und der Strom wird wieder wie vorher mit Dieselgeneratoren produziert. Schade!
Bevor der Wind dann endlich etwas nach Norden dreht, kommt er zuerst noch etwas mehr von Süden. Der Ankerplatz vor dem Dorf ist gegen Wellen aus dieser Richtung wenig geschützt. Da im Moment kein Versorgungsschiff angesagt ist, dürfen wir mit unserer Lupina direkt am Pier von Makemo festmachen und liegen nun in den letzten Tagen absolut ruhig. Der Wind ist zwar immer noch so stark, dass unsere Batterien trotz weggeklappten Solarpaneelen immer zu 100% voll sind, aber es kommt keine Welle ins Hafenbecken. Die Lupina liegt perfekt hier! 😊

Heute Morgen haben wir wie immer in den letzten Tagen neugierig die neuesten Wetterdaten hochgeladen. Endlich ist er da, der Wetterwechsel, der den Wind etwas beruhigt und in nördliche Richtung dreht. Morgen Mittwoch, 7.12.2022, setzen wir Segel in Richtung Gambier. Von den Marquesas hat sich vor ein paar Tagen die SY Limelight (Annette und Michael, die wir seit Grenada kennen und immer wieder getroffen haben) ebenfalls in Richtung Gambier aufgemacht. Wer wird zuerst in Gambier eintreffen? Kommt der Wind auch so, wie angesagt? Können wir direkt durchziehen, oder müssen wir in Hao mit seiner sehr berüchtigten Einfahrt einen Zwischenstopp einlegen?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Von Rangiroa nach Makemo (Tuamotus, Franz.-Polynesien)

Wir befinden uns in Rangiroa am Tiputa Pass und warten auf das passende Wetter. Seit Tagen sind die Winde veränderlich und jedes Wetterprogramm, das wir konsultieren, vermittelt uns unterschiedliche Vorhersagen. Wir wollen weiter in südöstliche Richtung und brauchen einen Wind, der uns nicht auf die Nase bläst.

Wir befinden uns zurzeit in einer Wetterübergangszone, wo warme, feucht Nord Luft auf kältere Süd Luft trifft. Entsprechend wechselhaft ist der Wind und es regnet viel. Uns stört das wenig, denn nass werden wir beim Schnorcheln ja auch 😊

Pia schont ihren noch immer schmerzhaften Fuss und verzichtet auf Landausflüge. Ausfahrten mit dem SUP und Schnorchel Gänge können wir aber gemeinsam machen. Nach 5 Tagen Warten ist es dann endlich soweit: es ist Nordwestwind angesagt und der wird uns genau in die Richtung tragen, in die wir wollen. Es scheint sogar möglich zu sein, unser Fernziel, Fakarava, direkt anzulaufen.

Am frühen Nachmittag des 5. November 2022 lichten wir den Anker, motorsegeln bei leichter Gegenströmung durch den Tiputa Pass und nehmen Kurs auf nach Fakarava.

Die Abfahrt haben wir so geplant, dass wir am Vormittag des nächsten Tages bei einlaufender Strömung durch den Nord Pass in Fakarava fahren können. Falls sich der Wind unterwegs verändern würde, hätten wir als Plan B und Plan C die Atolle Apataki oder Toau als Anlaufmöglichkeit. Um es vorweg zu nehmen: kurz nach der Ausfahrt in Rangiroa werden wir zwar zuerst durch eine heftige Brandung tüchtig durchgeschüttelt. Je weiter wir uns aber vom Riff von Rangiroa entfernen, umso ruhiger wird die Welle und wir segeln zügig südostwärts direkt bis Fakarava.

Kaum haben wir vor dem Hauptort von Fakarava den Anker gesetzt, werden wir vom Dänischen Segelboot SY Tao zum Frühstück eingeladen. Die SY Tao kennen wir von den Marquesas. Sie haben gerade frisches Brot gebacken, das nach unserer Nachtfahrt natürlich besonders fein schmeckt. Im Bild die Frauenpower der SY Tao: Mama Marie mit Töchtern Line und Trine (von rechts)
Ganz kurzfristig bekommen wir Besuch auf der Lupina. Der Deutsche Nico, den wir von der SY YumYum kennen und der in Tahiti bei unserem Heimaturlaub auf die Lupina aufgepasst hatte, fragte uns kurzfristig an, ob er mit uns eine Weile durch die Tuamotus segeln darf. Da wir gerne am Segeln interessierte Leute an Bord haben, sagen wir zu und nehmen ihn nun in Fakarava an Bord. Er wird uns nun die nächsten paar Wochen bis Makemo begleiten.

Ursprünglich wollten wir uns nur ganz kurz in Fakarava aufhalten. Der kurzfristige Besuch von Nico beeinflusst unsere Planung aber etwas. Er möchte unbedingt mal im Süd Pass bei der «Wall of Sharks» tauchen gehen. So fahren wir nach kurzem Aufenthalt in Rotoava in den Süden von Fakarava und Nico und ich machen mit einer lokalen Tauch-Schule 2 Tauchgänge im Süd Pass. Am Tag der Tauchgänge regnet es wie aus Kübeln. Trotzdem ist die Sicht unter Wasser extrem gut. Einzig die bunten Korallen lassen ihre schillernden Farben etwas vermissen, vor allem in der Tiefe. Für mich ist das Erlebnis an diesem Tauchplatz auch diesmal wieder fantastisch schön.

Nach einer Woche in Fakarava verlassen wir das Atoll durch den Süd Pass in Richtung Tahanea. Wir benutzen die Gelegenheit und lassen unser temporäres Crew Mitglied ans Steuer der Lupina. Auf dem Bild Nico’s erster Einsatz. Voll konzentriert geht es durch den engen, flachen Süd Pass
Bei leicht auslaufender Strömung fahren wir am frühen Morgen am noch etwas verschlafen wirkenden Dorf vorbei durch den Süd Pass

Nach ein paar erfolglosen Angelversuchen wollen wir es wieder einmal probieren. Die Gelegenheit ist gut: die Distanz zu unserem Ziel in Tahanea beträgt rund 60 Seemeilen und wir sind früh gestartet. Wir haben also viel Zeit. Zudem sind die Wellen moderat und der Wind nicht allzu stark. Alles gute Voraussetzungen, um einen wild kämpfenden Fisch an Bord zu ziehen und an Deck fachgerecht zu filetieren – sollte dann endlich mal einer anbeissen. Und tatsächlich! Nach rund einer Stunde rauscht der Silk von der Trommel und die in der Angelrute eingebaute Ratsche weckt die vor sich dahindösende Crew. Nico und ich eilen zur Angelrute, Pia stürzt zu den Gerätschaften, die wir brauchen, wenn dann der Fisch an Bord ist: Wanne, Messer, Handschuhe, Alkohol (für die Betäubung), Zange (um den Haken zu entfernen) und Schneidebrett.

Der Zug an der Angelschnur ist immens. Es muss ein grosser Fisch sein. Mit Lederhandschuhen geschützten Händen packt Nico die Angelschnur und unterstützt mich beim Einholen der sich kräftig sträubenden Beute. Pia startet in der Zwischenzeit den Motor und holt das Genua-Segel ein. Zuerst müssen wir etwas verlangsamen, damit sich der Zug auf die Angelschnur verringert. Danach muss Pia etwas mehr abfallen, weil der Fisch am Haken versucht, sich auf die Gegenseite des Bootes zu schlagen. Das muss verhindert werden, sonst verheddert sich die Leine an den Gerätschaften am Heck der Lupina.
Nach einer halben Stunde intensiven Kampfes holen wir eine rund 140cm lange, 12kg schwere Dorade (auch Goldmakrele, Mahi-Mahi oder Dolphin genannt) an Bord.

Wir sind froh, haben wir Nico an Bord. Ohne seine Hilfe hätte ich diesen Riesenfisch wohl nicht so schnell an Bord gebracht. Er kann uns auch ein paar Tricks und Kniffe beim Säubern und nachträglichen Zerlegen des Fisches zeigen. Die Arbeiten gehen zügig und schnell voran. Das Meiste findet seinen Weg direkt in den Tiefkühler, etwas bleibt draussen für Poisson-Cru (roher Fisch zur Feier des Fanges) oder wird fürs nächste Abendessen im Kühlschrank zwischengelagert. Rund eine Stunde, nachdem die Angelschnur mit der Dorade daran ausgerauscht ist, ist alles verwertet, die Genua wieder gesetzt und wir setzen die Fahrt nach Tahanea fort.

Kurz nach 4 Uhr nachmittags erreichen wir bei einlaufender Strömung Tahanea und ankern mit der Lupina gleich in der ruhigen Lagune südlich des westlichsten von 3 befahrbaren Pässen. Der Wind hat mittlerweile stark nachgelassen und das Wasser in diesem gut geschützten Bereich ist spiegelglatt. Der Fisch im Kühlschrank ruft! Sofort Dinghi runter und an Land ein Feuer machen!
Mit etwas Palmenrinde und Kokosnussfasern, das beides besser brennt als Papier, ist schnell ein Feuer gemacht. Nur der Feueranzünder will uns kurzzeitig etwas necken, gibt nach gutem Zureden aber klein bei.
Pia ist zuständig für das Stockbrot, ich kümmere mich um den Fisch
Abendstimmung am Grillplatz auf Tahanea
Die Reste vom Fisch (Haut und Gräten) versuchen wir an Haie zu verfüttern. Dieser Kerl, ein rund 40cm langer Grouper (Barsch) ist aber viel frecher und schneller.
Mit der GoPro gelingt es uns, den Grouper beim blitzschnellen Schnappen nach den Hautresten zu filmen (Bild unten rechts)
Nico liebt es, stundenlang am Strand entlang nach interessanten Objekten zu suchen. Während Pia und ich den Fisch grillieren, findet er dieses fast völlig intakte Skelett eines Kofferfisches
«Nach dem Essen ist gut Ruhn, oder tausend Schritte tun». Vor Anker entscheiden wir uns oft für das Erste 😊
Am Anker vor dem Süd Riff von Tahanea: nach 3 Tagen vor Anker neben dem Pass segeln wir quer über das Atoll ans südliche Riff, zum bei Seglern bekannten «7 Anchorage». Der Ankerplatz heisst so, weil von der Luft aus gesehen die Riffplatte wie die Zahl 7 ins Atoll hineinragt. Die Fahrt über das Atoll ist bei guter Sicht unproblematisch (man sieht bei hochstehender Sonne die gefährlichen Korallenköpfe sehr gut).
Wie die meisten Motus (Inselchen) auf Tahanea sind auch hier die palmbewachsenen Inseln menschenleer. Nur ab und zu kommt ein Boot mit Einheimischen vorbei, die für die Copra-Ernte Kokosnüsse einsammeln. Ansonsten bleibt die Natur von Menschenhand unberührt. Wir machen uns mit dem Dinghi oder SUP auf, diese Natur zu erforschen
Auf der Innenseite der Inseln bilden sich meist dicke, breite Korallensandbänke
Das zum offenen Meer hin liegende Ufer der Inseln ist meist stark ausgewaschen und schroff. Alles kleine Material wird vom Meer aus dem Gestein herausgewaschen, zurück bleiben sehr scharfkantige, abgestorbene Korallen
Plötzlich sieht man Pia mit diesem Gestrüpp in der Hand über den Kiesstrand laufen. Was soll das bedeuten?
Der Grund für Pia’s Verhalten sind Hunderte von Vögeln, die sich plötzlich für uns interessieren und pfeilschnell nur wenige Zentimeter dicht über uns hinweg schiessen. Wollen sie uns vertreiben, oder sind sie einfach nur neugierig und tun das, was sie sonst auch knapp über den Wellen tun? Wir wissen es nicht. Wir stellen aber fest, dass die Vogelpopulation hier ausserordentlich gross ist. (Bild: schwarzer Noddy)
Ausser dem Menschen vielleicht gibt es hier keine natürlichen Feinde für die Vögel. Überall finden wir, in unseren Augen, ungeschützte Vogeleier. Die Feenseeschwalbe zum Beispiel legt ihr einzelnes Ei einfach in Astgabeln.
Das Schlüpfen aus dem Ei ohne vom Ast zu fallen dürfte sicher nicht ganz einfach sein. Dieser kleine Kerl hat es offensichtlich geschafft. Nun wartet er auf Futter.
Feenseeschwalbe mit Jungem
Weissbauchtölpel mit Nachwuchs. Übrigens: die Jungen der Tölpel sehen nicht nur tollpatschig aus (heissen sie deshalb so?), auch ihr Verhalten und ihre Bewegungen sind, vornehm ausgedrückt, zum Schmunzeln
Nach ein Paar Tagen am Süd Riff verlegen wir ganz in den Osten von Tahanea. Auch hier sind wir mit der Lupina ganz alleine vor Anker
Lupina schwebt im glasklaren Wasser in der südöstlichen Ecke von Tahanea
Schön ersichtlich hier der typische Aufbau eines Riffes: Rechts die Aussenseite zum Meer. Hier fällt das Riff schroff mehrere Hundert Meter in die Tiefen des Pazifiks (tiefblaue Farbe). Dann folgt eine breite, flache Riffplatte. Sie ist meist mehrere 100 Meter breit. Hier fliesst das Wasser, das vom Pazifik über die Riffkante geworfen wird, nach innen (im Bild also nach links) ins Atoll hinein. Links dann der sanft auslaufende Riff Rand, der meist aus gut haltendem Sand und vereinzelten Korallenblöcken besteht und sich sehr gut zum Ankern eignet. Hier ist das Wasser besonders klar, weil immer wieder frisches Meerwasser zufliesst.
Das Filmen mit der Drohne ist nicht immer einfach. Manchmal ist der Wind zu stark, sehr oft aber haben die Vögel etwas gegen den fremden Eindringling. Sobald ich einen Vogel im Bildschirm erkenne, flüchte ich mit der Drohne senkrecht nach oben, die einzige Richtung, welche ein Vogel nicht so schnell bewältigen kann.
Unser letzter Tag im Osten von Tahanea. Ich will unser temporäres Crew Mitglied vor der Weiterfahrt noch motivieren, das Unterwasserschiff zu reinigen. Aber er hat Glück: Pia hat in der Küche gerade den Fisch für das Abendessen gereinigt. Nun schwimmen mehrere Haifische um unser Boot – ich lass von meinem Vorhaben ab und Nico geniesst weiterhin das süsse Nichtstun 😉

Nun liegen wir neben dem Mittelpass vor Anker und haben noch einmal hier übernachtet. Später geht es noch mit dem Dinghi zum Mittelpass zum Schnorcheln und dann machen wir uns für eine Nachtfahrt nach Makemo bereit. Die Distanz (50 Seemeilen) und die Gezeiten würden uns eigentlich eine Tagesfahrt erlauben. Aber wir haben den Wind gegen uns. Seit mehreren Tagen warten wir auf stabilen Wind. Jetzt ist er da, bleibt aber für die nächsten Tage konstant aus Osten. Wir müssen aufkreuzen, was die Fahrzeit zum Ziel um etliche Stunden verlängern wird.

Kurz nach 16 Uhr lichten wir den Anker und verlassen unter Motor bei auslaufender Strömung das Atoll Tahanea. Kurz danach setzen wir Segel und ab geht’s in Richtung Makemo. Wir haben Glück: der Wind kommt etwas südlicher als angesagt und wir können fast den direkten Kurs zu unserem Fernziel anlegen. Falls es so bleiben würde, wäre es eine schnellere Überfahrt, als erwartet. Natürlich bleibt es nicht so 😉. Zuerst lässt der Wind deutlich nach und wir machen bloss 3 bis 4 Knoten Fahrt. Danach beginnt er in die Richtung zu drehen, wie er angesagt war. Auch damit kommen wir klar, so war ja der ursprüngliche Wetterbericht. Kurz vor Mitternacht geht es dann aber los: ein heftiges Gewitter zieht über uns hinweg. Drehende Winde im Bereich 30 – bis 35 Knoten plagen uns mindestens 15 Minuten lang. Natürlich reffen wir sofort die Segel und wettern das Gewitter ab. Auch danach bleibt der Wind für gut eine halbe Stunde über 20 Knoten. An Schlafen ist so für die Crew kaum zu denken, erst recht nicht für den Skipper. 10 Seemeilen vor Makemo bricht der Wind dann völlig zusammen, und wir motoren den Rest bis zu unserem Ziel. Müde erreichen wir in den frühen Morgenstunden den nordwestlich gelegenen Pass ins Atoll. Da es die falsche Zeit ist für die Einfahrt und wir 3 Stunden warten müssten, entscheiden wir uns, um das Atoll herum weiter zu fahren und ein paar Stunden später die Einfahrt im Osten zu benutzen. Da der Himmel stark bewölkt und das Erkennen von Korallenbänken im Atoll drin sehr schwierig ist, ist dies auch der sicherere Weg. Um die Mittagszeit des 23. November durchfahren wir sicher und problemlos den Ost Pass und liegen nun vor dem Dorf Pouheva, direkt neben dem Pass, wo wir bei unserem ersten Besuch auch schon lagen, vor Anker.

Wenn du diesen Bericht lesen kannst, haben wir nach fast 2 Wochen Internet Pause endlich wieder ein Netz (in unbewohnten Tahanea gibt es verständlicherweise nichts!). Was treffen wir in Makemo an? Nico wird uns dort wieder verlassen. Kriegen wir unser Unterwasserschiff vorher noch von ihm gereinigt (ohne Haie 😉)? Finden wir Hubert wieder? Und warum wollen wir mehrere Kilo Honig kaufen? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Sonnenaufgang am Ankerplatz beim Mittelpass von Tahanea

Ia orana Fakarava – maururu!!

Am 30. Juni 2022, nach einem gemütlichen Frühstück vor Anker bei Punaruku am Ost Riff von Makemo gehen wir Anker auf und nehmen die rund 90 Seemeilen lange Überfahrt nordwestwärts nach Fakarava in Angriff. Die Passdurchfahrt im Norden von Makemo ist bei den jetzigen Gezeiten um die Mittagszeit ideal. Wir beabsichtigen, das nächste Atoll an seinem Südende anzusteuern. Dort ist die Einfahrt ebenfalls um die Mittagszeit am besten. Wir hätten also genügend Zeit für eine gemütliche Fahrt. Die Wettervorhersage präsentiert sich aber nicht so toll: starker Wind 20-25 Knoten (zum Glück eher von hinten) und 2-3 Meter hohe Kreuzsee, also Wellen vom Südwesten (Ausläufer eines Tiefdruckgebietes) überlagert mit Wellen von Osten. Die Fahrt dürfte also recht rollig werden. Wir wären lieber erst ein paar Tage später losgesegelt, aber wir haben der SY Maramalda versprochen, das ausgeliehene Werkzeug wieder zurückzubringen. Zuerst ist der Wind aber um einiges schwächer, wie angesagt. Wir setzen nach der Ausfahrt aus dem Makemo Atoll volles Tuch und machen trotzdem nur etwa 3 Knoten Fahrt. Stört uns wenig, wir haben ja Zeit. Gegen Abend legt der Wind kräftig zu und die Wellen treffen uns, nachdem wir aus der Abdeckung von Makemo raus sind, in voller Breite. Obwohl wir mittlerweile das Grosssegel komplett eingerollt haben und auch das Kuttersegel gerefft ist, schiebt uns der Wind mit 6 Knoten durch das Wasser. Wir sind viel zu schnell! Wir rechnen aus, dass wir noch vor Tagesanbruch beim Süd-Pass von Fakarava eintreffen werden. Dann müssten wir im Luv des Riffes warten, bis die Einfahrt möglich ist. Zudem sind Wind und Wellen genau auf die Einfahrt gerichtet. Das könnte bei der engen Einfahrt mit uns unbekannter Strömung gefährlich werden. Mit diesen schwierigen Rahmenbedingungen wollen wir kein Risiko eingehen und entscheiden uns, rund 30 Seemeilen weiter nördlich zu segeln und die viel breitere Einfahrt im Norden von Fakarava anzusteuern. Das hat auch den Vorteil, dass wir, falls wir zu früh sind, auf der Leeseite des Atolls beidrehen und abwarten können. Noch bevor Pia die erste Nachtschicht übernimmt, ändern wir den Kurs aufs neue Ziel, passen das noch verbleibende Kuttersegel dem neuen Kurs an und lassen uns vom heulenden Wind und den dröhnenden fast 4 Meter hohen Wellen in die Nacht rollen.

Kurz nach Sonnenaufgang erreichen wir die Nordküste von Fakarava, drehen bei und warten ab, bis die auslaufende Strömung im Nord-Pass nachlässt. Kurz vor 11 Uhr erscheinen die ersten Tauchboote. Ein klares Zeichen, dass nun die Strömung bald kippen wird – wir nehmen die Einfahrt unter den Kiel. Immer noch blasen 20-25 Knoten, jetzt genau auf die Nase. Die kurzen, 2-3 Meter hohen Wellen im Pass stemmen den Bug unserer Lupina steil in die Höhe um kurz danach, wenn sich der Bug krachend wieder ins Wellental gebohrt hat, meterhoch das Deck zu überspülen. Das ganze Deck ist bis zur Fussreeling mit Salzwasser gefüllt. Wir sind dankbar, dass wir ein starkes Schiff haben.
Fakarava, das zweitgrösste Atoll in Franz.-Polynesien, 60 km lang und 25 km breit, wurde erst 1820 entdeckt. Die späte Entdeckung erklärt sich dadurch, dass die Seefahrer zu Zeiten vor Satellitenbildern, elektronischen Karten und GPS um die Tuamotus wegen ihrer Gefährlichkeit einen riesigen Bogen gemacht haben. Die Inselfläche, also das begehbare Land, beträgt bloss 16km2, die Lagune hingegen 1’153km2. Fakarava ist ein UNESCO Biosphären Reservat. Biosphären Reservate sind ausserordentlich schützenswerte Landschaften oder Meeresgebiete mit ihrer darin vorkommenden Flora und Fauna. Die von der UNESCO lancierten Projekte haben zum Ziel, die Interessen der lokalen Bevölkerung (hier etwas mehr als 800 Einwohner), deren soziale und wirtschaftliche Entwicklung sowie den Naturschutz unter einen Hut zu bringen.
Rund eine Stunde nach der Durchfahrt durch den Nord-Pass werfen wir 6 Seemeilen weiter vor dem Dorf Rotoava den Anker. Ia orana Fakarava (= hallo Fakarava!), wir haben es geschafft! 😊
Wie meist bei einer Ankunft bleiben wir den Rest des Tages auf dem Schiff und beobachten, wie sich das Schiff am Anker verhält. Erst am nächsten Morgen machen wir unseren ersten Landgang und werden, kaum ist unser Dinghi befestigt, von weitem bei unseren Namen gerufen: Ulli und Kirsten (SY Easy), wir haben sie in Bonaire getroffen, erkennen uns sofort wieder. Ein unerwartetes und freudiges Wiedersehen!
Die Rückgabe des ausgeliehenen Werkzeuges (der Grund, wieso wir bei starkem Wind und ungemütlichen Wellen nach Fakarava gesegelt sind) ist rechtzeitig erfolgt. Wir geniessen zum Wiedersehen und gleichzeitigen Abschied von Rita und Daniel noch einmal die leckere Küche auf der Maramalda. Schon am nächsten Tag bricht die Maramalda auf nach Tahiti. Au revoir Maras!
Die grösste Strassenkreuzung, die wir in Fakarava finden können 😊
Das Dorf Rotoava ist etwa 2 Kilometer über das nordöstliche Riffe ausgebreitet. Eine gut gepflegte, geteerte Strasse führt durch das Dorf.
Einmal mehr erstaunt uns der Kinder-Reichtum (schon auf anderen Inseln ist uns das aufgefallen). Hier sind gerade Einige beim Spielen im kühlenden Nass.
Wie auf anderen Atollen werden auch auf Fakarava intensiv Perlen gezüchtet. Das scheint jedoch zumindest für den Moment etwas nachgelassen zu haben. Immer wieder treffen wir auf geschlossene Perlenfarmen, ihr für die Zucht von Perlen verwendeten Utensilien dekorativ aufgehängte.
Südsee Idylle
Nach ein paar Tagen des Ankommens auf Fakarava verlegen wir von Rotoava nach Hirifa an die Südostecke des Atolls. Es hat zwar viele gute Sandflächen für den Anker, aber auch hier brauchen wir Schwimmkörper (Bojen und Fender), um die Korallenblöcke (dunkler Flecken im Bild) vor unserer Ankerkette zu schützen.
Im Osten des Atolls ist das Riff schmaler als auf der westlichen Seite (auch gut ersichtlich auf dem Satellitenbild), beträgt aber immer noch gut 200 Meter oder mehr. Hier die Riffkante zum offenen Meer …
… und hier der Blick von der gleichen Stelle in Richtung Atoll

Alltag auf dem Schiff
Kürzlich hat uns eine Blog-Leserin gefragt, wie denn so der Alltag bei uns auf dem Schiff aussieht. Nun, wir haben keinen Terminplan, der unseren Tagesablauf bestimmt. Wir stehen auf, wenn uns die Sonne weckt, meist zwischen 7 und 8 Uhr. Während ich meine Morgengymnastik (zur Vorbeugung gegen Rückenprobleme) absolviere, bereitet Pia unser Frühstück zu: selber gebackenes Brot, Butter, Käse (was wir hier so kriegen können – leider nicht unsere Lieblingssorten) Kaffee und Birchermüesli mit selbst kultiviertem Joghurt. Meist noch irgendwelche Früchte, die hier in den Tuamotus aber Mangelware sind. Beim Frühstück unterhalten wir uns über die Tagesaktivitäten. Wir versuchen, immer ein bis zwei Dinge pro Tag zu unternehmen: Landausflug, Schnorcheln, Arbeit am Schiff, Backen, Besuche bei anderen Booten abstatten, Einkaufen und vieles mehr. So um 9 Uhr sind wir fertig mit dem Frühstück (ja, wir nehmen uns viel Zeit dafür 😉) und setzen dann den Plan in die Tat um. Viele der Aktivitäten dauern nicht den ganzen Tag und wir haben noch viel Zeit zum Lesen (vor allem Pia ist ein richtiger Bücherwurm geworden), E-Mails schreiben, im Cockpit sitzen und das Kommen und Gehen anderer Schiffe beobachten, Büroarbeiten erledigen. Büroarbeit? Ja, auch das gibt es! So wie du zu Hause Post kriegst (Rechnungen, Aufforderungen, irgendetwas zu tun, etc.) erhalten auch wir Post. Alles elektronisch nachgeschickt von zu Hause. Dazu müssen wir uns ein funktionierendes Internet organisieren. Das geht mit einer SIM-Karte des Landes, in dem wir uns gerade aufhalten, und/oder gratis per WiFi eines Ladens oder eines Restaurants. Das dauert meist alles viel länger, weil wir immer wieder herausfinden müssen, wie etwas funktioniert. Viel Zeit verbringen wir, uns über Leute und Land, wo wir uns befinden, oder wo wir als nächstes hinfahren wollen, einzulesen und vorzubereiten. Dazu müssen wir auch regelmässig die Wetterentwicklung studieren (per Internet) und die Fahrten planen. Überhaupt braucht alles viel mehr Aufwand als zu Hause. Es kann gut passieren, dass für die Erledigung einer kleinen Arbeit ein halber Tag vergeht. Einfach, weil alles unter erschwerten Bedingungen stattfindet: es wackelt, es ist eng, die Schraube, die ich brauche, habe ich gerade nicht – ich muss also irgendeine andere Lösung basteln, die Bürste, die ich benutzen will, liegt zuunterst in der Backs Kiste, und so weiter. Auch Kommissionen an Land dauern viel länger: zuerst Laden suchen, dann sich im Laden zurechtfinden, und dann Glück haben und das finden, was man braucht. Suchen ist eine häufige Tätigkeit geworden in unserem Leben 😉

Wir regeln unser Tageswerk so, dass wir vor Sonnenuntergang wieder zurück auf dem Schiff sind (oder auf einem anderen Schiff), um das Farbenspektakel am Himmel bei einem Sundowner auf Deck geniessen zu können. Ein schönes Ritual, das Seele und Gemüt so schön baumeln lässt. Wenn’s dann so langsam dunkel wird (hier aktuell kurz nach 6 Uhr) macht sich Pia daran, das Nachtessen zu kochen. Ich geniesse dann das Cockpit und den Abendhimmel für mich alleine (ja, ich gebe es zu: dann faulenze ich ein wenig 😉), bis Pia sich aus der Kombüse meldet: «Auftischen! Nachtessen ist fertig!». Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen: bei uns gibt’s nur 2 Mahlzeiten: Frühstück und Nachtessen. Wenn wir Glück haben, gibt’s zwischendurch vielleicht mal ein feines Glacé (Eis) am frühen Nachmittag. Das hat sich einfach mit der Zeit so ergeben, und es geht prima so! Nach dem ausgiebigen Nachtessen spielen wir meistens. Seit einiger Zeit ist Brändi-Dog unser Favorit und wir haben eine Variante entwickelt, wie man dieses Spiel, das normalerweise 4 Personen benötigt, auch zu Zweit spielen kann. Das dauert dann meist so etwa 1-2 Stunden. Danach sitzen wir noch gemeinsam im Cockpit und philosophieren über Gott und die Welt. So ab 22 Uhr gewinnt bei Pia die Bettmüdigkeit, ich halte es noch 2-3 Stunden länger aus, dann ist auch bei mir der Tag zu Ende.

Nach 2 Tagen vor Hirifa verlegen wir an den Süd-Pass von Fakarava. Hier sind die Häuser und Bootsstege bis direkt an den Pass gebaut und sind somit der wechselnden Gezeitenströmung ausgesetzt, so wie wir das von einem Fluss kennen.
Der Süd-Pass ist eines der interessantesten Schnorchel und Tauchparadies der Welt und dementsprechend hat sich ein kleiner Tourismus mit Tauch-Zentren und Lodges (Bild) aufgebaut. Die Bungalows für die Gäste stehen direkt am Wasser.
Einfachste Bauweise: die Wände sind aus Palmblättern geflochten, anstelle von Fensterglas eine einfache Klappe, und statt einer Tür weht ein Tuch vor dem Eingang.
Hier lebt man mit Haifischen. Gemäss Zählungen halten sich im Pass regelmässig bis zu 700 Haifische auf. Die häufigste Art ist der Grau Hai, dann der Weissspitzen Riff-Hai und der Schwarzspitzen Riff-Hai (Bild)
Schwarzspitzen Riff-Haie inspizieren unser Dinghi.
Wir geniessen die Wasserwelt zuerst mal aus respektvoller Distanz von oben 😉
Zum Sundowner gesellen sich Chris und Ruedi (SY Pasito) zu uns. Sie sind ein paar Tage nach uns in Fakarava eingetroffen, aber direkt durch den Süd-Pass ins Atoll gefahren
Die Lodge-Anlage ist auf einzelne Motus (Inselchen) verteilt, wunderschön verbunden mit kleinen Stegen
Mitten in der Anlage befindet sich zu unserer grossen Überraschung ein Schweinestall. Wir sind verblüfft: absolut kein Geruch von den Schweinen. Ob es wohl daran liegt, dass der Stall teilweise übers Wasser gebaut ist und alles direkt frisch ab Schwein, sozusagen, ins Meer gelangt?
Nicht nur die Schweine, auch die Seemöwen haben sich hier an Menschen gewöhnt.
Ich unternehme mit dem lokalen Tauch-Zentrum zwei Drift-Tauchgänge im Süd-Pass, wo die Haifische in der bekannten Shark-Wall (Wand der Haifische) zu Hunderten in der Strömung schweben.
Auch mit Schnorcheln lässt sich die Unterwasserwelt geniessen. Dieses Bild ist beim Schnorcheln entstanden: Schwarzspitzen-Riffhai gefolgt von 2 Schiffshalterfischen (diese ernähren sich von Parasiten an den Haien und Fressens Resten).
Haifische wohin man blickt: Schwarzspitzen-Riffhai
Ein vom Aussterben bedrohter Fisch: der Napoleon. Mit einer Maximallänge von bis zu 2.30 Metern ist der Napoleon-Lippfisch mit grossem Abstand die grösste Art der Lippfische und zusammen mit einigen Zackenbarscharten einer der grössten Korallenfische. Das Maximalgewicht kann bis zu 190 kg betragen. Dieses Exemplar hier dürfte etwa 1.50 Meter gross sein.
Nach ausgiebigem Schnorcheln verlegen wir wieder zum Ankerplatz beim Motu Hirifa. Es ist starker Wind und aussergewöhnlich hoher Schwell vom offenen Meer angesagt. Es gibt einen Wetteralarm, welcher die Bewohner des Atolls vor Überschwemmungen warnt. Viele Schiffe suchen nun hinter einem Motu Schutz vor Wind und Wellen. Letztes Mal waren es gerade etwa 10 Schiffe, heute liegen über 30 vor Anker.
Bei Sonnenuntergang ziehen dunkle Wolken auf
Schon bald ist das Ankerfeld von regenschweren Wolken überzogen.
Aber wie heisst es so schön: nach dem Regen folgt der Sonnenschein 😊
Nicht nur Sonnenschein und Vergnügen, auch schwierige Arbeiten warten: das Expansionsgefäss, das wir auf den Galapagos Inseln reparieren mussten, hatte schon wieder eine Leckage. Diesmal musste ich es selber reparieren. Improvisation und Epoxi haben das Problem vorerst behoben. In Tahiti besorgen wir uns ein neues Gefäss.
Zurück in Rotoava unternehmen wir Velotouren. Die Fahrräder können wir für knapp 10 Dollar pro Rad von Fakarava Yacht Services ausleihen. Die eine Tour führt uns zum Nord-Pass von Fakarava (12km ein Weg)
Die zweite Tour bringt uns über 18km (ein Weg) südwärts über das Korallenriff
Die Fahrt in den Norden erweist sich definitiv als die interessantere, da abwechslungsreicher und kurzweiliger. Sie führt unter anderem an diesem alten Leuchtturm vorbei, der Anfang des 19. Jahrhunderts aus Korallensteinen und Mörtel aufgebaut wurde.
Katholische Kirche von Rotoava. Wunderschön das himmelblaue Gewölbe und die allesamt aus Muscheln gefertigten Lampen und Girlanden. Wir besuchen am Sonntag eine Messe, um den wunderschönen Gesängen der Polynesier zu lauschen. Ein sehr eindrückliches Gänsehauterlebnis.
Nach dem Gottesdienst geht’s mit den Freunden der SY Pasito zum Frühschoppen 😊

Du merkst es wohl aus unseren Berichten: es gefällt uns ausserordentlich gut in Franz.-Polynesien. Die Menschen sind so wunderbar lebensbejahend und stecken voller positiver Energie. Ihre Fröhlichkeit ist einfach ansteckend. Überall stehen die Türen offen – auch für uns Fremde. So eine Offenheit und Freigiebigkeit haben wir auf unserer Reise bisher nur sehr selten erlebt. Hier ist es die Normalität. Dazu kommt eine phantastische Natur! Steile Berge (wie in den Marquesas) und türkisblaue Lagunen (wie in den Tuamotus), dichter Urwald (wie in Gambier) und trockene Steinwüsten (Marquesas), hier trifft man einfach fast alles an.

Die Entscheidung ist gefallen: wir bleiben noch eine Saison in Franz.-Polynesien. Den neuen Wimpel des Gastlandes haben wir schon besorgt 😊
Du wirst weiter Bilder von der Südsee zu sehen bekommen 😊

Morgen Dienstag, 26.7.2022, verlassen wir Fakarava und verlegen auf das rund 15 Meilen weiter nordwestlich gelegene Atoll Toau. Die Fahrt will zeitlich gut geplant sein, denn es warten wieder gefährliche Aus- und Einfahrten durch die Lücke in den Riffen und wir sind darauf angewiesen, dass es mit der Strömung einigermassen passt. In Toau suchen wir im Südosten einen sichern Platz und wollen die Lupina gut verankern: es kommen ein paar Tage mit starkem Wind! Maururu (= vielen Dank) Fakarava!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Segeln in Gambier (Teil 2)

Vor ein paar Tagen ein Glückstag! Ich setze mich mit Teil 1 unseres Gambier Berichtes in das kleine Restaurant JoJo’s, bestelle ein kühles Hinano (lokales Bier aus Tahiti), wähle mich ins WLAN des Ladens ein und beginne, Bilder und Bericht auf unsere Home Page hochzuladen. Anfänglich sehr, sehr langsam, fast 3 Minuten pro Bild, geht’s mit jedem Schluck des würzigen Bieres besser. Und als mir Pia nach fast einer Stunde noch ein leckeres Gebäck (= Kalorienbombe!!) hinstellt, machts «schwupps»: Bericht ist hochgeladen – und Dessert gut verstaut im Bauch 😊

Wir sind nun schon 8 Wochen in Gambier und mit jedem Tag gefällt es uns besser. Wir sind in einer ganz eigenen Welt. Man könnte meinen, um uns herum gibt es nichts anderes mehr. Der Kontakt zur Aussenwelt ist stark reduziert. Die Einheimischen gehen gelassen und genügsam ihrem Tageswerk nach und wir entscheiden uns von Tag zu Tag, was wir unternehmen wollen. Manchmal bleiben wir den ganzen Tag auf dem Schiff, lesen oder werkeln an irgendetwas herum, gehen schwimmen und schnorcheln. Wichtige Nachrichten, wie zum Beispiel die Warnung über eine Tsunamiwelle nach dem Vulkanausbruch in Tonga, werden per Funk übermittelt. Verabredungen innerhalb der Seglergemeinschaft machen wir ebenfalls per Funk, oder dann mit einem kurzen Schwatz vom Dinghi aus. Die Uhren scheinen still zu stehen.

Gambier hat sehr viel an Natur zu bieten. Die beiden höchsten Berge, der Mont Duff (441m, Bild) und der Mont Mokoto (423m) befinden sich auf der Hauptinsel Mangareva
Rita von der Segelyacht Maramalda begleitet uns auf der Wanderung
Der Aufstieg auf den Mont Duff ist sehr steil und anspruchsvoll, aber es lohnt sich: die Aussicht ist atemberaubend. Im Bild der Hauptort Rikitea mit dem kleinen Anlegepier und den paar Segelschiffen vor Anker. Die hellen Flecken im Meer sind Untiefen und Korallenblöcke
Der Abstieg vom Mont Duff via die «Evacuation Route» verlangt etwas Mut
Auch der zweite Berg, der Mont Mokoto (423m), bietet eine phantastische Aussicht. Im Bild die Insel Taravai und die kleine Nachbarinsel Agakauitai

Ursprünglich wurde Französisch-Polynesien von Asien, oder wie Thor Heyerdal mit seiner Kontiki beweisen konnte, von Südamerika her besiedelt. Nach der Entdeckung dieser entlegenen Inseln im Südpazifik durch Europäische Seefahrer und der folgenden Kolonialisierung durchmischte sich die Bevölkerung stark. Heute hat fast jeder Einwohner Vorfahren, die hier einmal als Schiffsbrüchige, Meuterer, freiwillige Aussteiger, Missionare, und in der jüngeren Vergangenheit als Segler gestrandet sind.

Die Bewohner sind Selbstversorger. Angebaut werden Yams, Taro und Brotfrucht, sowie alle Arten von tropischen Früchten, und in kleinerem Umfang für den Export Kaffee und Vanille. Lebensgrundlage sind außerdem der Fischfang, Schweine- und Hühnerzucht. Wir erleben die Leute als sehr freigiebig, offenherzig und selbstzufrieden.

Ornélia beschenkt uns jedes Mal mit ihrem herzlichen Lachen, wenn wir im JoJo’s ins Internet gehen und wir von ihr Kaffee und Cola bestellen
Überall, wo wir auf Menschen treffen, blicken wir in lachende Gesichter – einfach schön!
Wir besegeln das ganze Atoll und machen immer wieder an neuen Ankerplätzen fest. Hier liegen wir vor der Flughafeninsel Totegegie
Wir haben bisher immer geglaubt, Bonaire sei das Mass der Dinge, wenn es um die Unterwasserwelt geht. In Gambier treffen wir auf ebenbürtig schöne und interessante Schnorchel- und Tauchgebiete. Fische und Korallen wetteifern um den Schönheitspreis
Wir geniessen eine immense Vielfalt an Fischen …
… und Krustentieren
Korallen wie Hirschgeweihe
Auch unser Adrenalinspiegel wird regelmässig aktiviert. Es gibt praktisch kein Schnorcheln, bei dem sich nicht irgendein Haifisch neugierig nähert und schaut, ob es da vielleicht was zu futtern gibt. Das kühlende Schwimmen ums Boot bei Sonnenuntergang, in der Nacht oder morgens früh ist nicht ratsam und für uns gestrichen. Im Bild ein Schwarzspitzen-Riffhai
Ein anderes störendes Lebewesen: Quallen. Von denen gibt es je nach Gebiet und Wasserströmung sehr viele. Allerdings ist diese Sorte zum Glück harmlos und erzeugt keine Verletzungen
Eine wunderschöne Insel am Aussenriff: Motu (= kleine Insel) Tauna, von unserem Schiff aus gesehen
Ankerplatz beim Motu Tauna. Nur ein paar Meter hinter dem Schiff eine Korallenbank (erkennbar an der weissen, sich brechenden Welle). Im Hintergrund am Horizont, in knapp 10 Kilometer Distanz, die palmenbewachsenen Motus auf der gegenüberliegenden Seite des Atolls
Nicht jeder Tag endet mit solchen Sonnenuntergängen – aber immer mit einem Sundowner 😊😊
Gambier ist berühmt für seine schwarzen Perlen. Am «False Pass» (Insel Totegegie) haben wir die Gelegenheit, eine Perlenfarm zu besuchen. Die Farm kauft die Perlmuttmuscheln von lokalen Züchtern, wenn sie ungefähr 2 Jahre alt sind. Um eine optimale Perlenqualität zu bekommen werden sie ein Jahr lang an das Wasser der Perlenfarm (Strömung, Temperatur, Nährstoffe) angewöhnt. Dazu werden sie mit einer Nylonschnur an einem Seil befestigt (Bild)
Um die jungen Muscheln vor Fischen zu Schützen wird über das Seil mit den daran befestigten Tieren in ein rundes Drahtgeflecht gesteckt und so ins Wasser gesetzt
Perlmuttmuschel: mit etwa 3 Jahren ist sie etwa Handteller gross und bereit für die Perlenzucht. Die Innenseite schillert in allen Farben, je nach Lichteinfall. Für die Perlenzucht müssen die schönsten Muscheln leider ihr Leben lassen. Diesen wird mit einem Skalpell-Messer vorsichtig das Wachstumsgewebe entfernt und in kleine Gewebestücke von rund 1-2mm Grösse zerteilt. Für die Perlenzucht werden diese Gewebestücke zusammen mit einem «Nucleus» (kleine, 2-3 mm grosse Kugel aus der Schale einer Auster gefertigt) der Trägermuschel eingepflanzt. Das kleine Gewebestück veranlasst die Muscheln, den eingesetzten Fremdkörper, den Nucleus, mit der gleichen Farbe und dem gleichen Material, wie es ins Gebebestück programmiert ist, einzuhüllen
Das Einsetzen von «Nucleus» und Wachstumsgewebe erfordert sehr präzises Arbeiten mit chirurgischen Instrumenten
Nachdem die Trägermuschel mit Nucleus und Gewebestück «geimpft» ist, wird sie mit einer Nylonschnur zusammen mit rund 20 anderen Muscheln an einem Gitter befestigt. Dieses Gitter wird an Seilen und Bojen fixiert und auf 3-5 Meter Wassertiefe ins Meer platziert. Danach braucht es regelmässige Pflege (Säubern von Algenbefall) der Muscheln und mit viel Glück wächst in der Muschel eine perfekte Perle heran, die nach 12 bis 18 Monaten geerntet werden kann. Statistisch gesehen ist nur jede tausendste Perle eine wirklich schöne und wertvolle Perle. Nach der Ernte wird die Trägermuschel erneut geimpft und der Vorgang kann bis zu dreimal wiederholt werden. Die Muschel lernt dabei und bei jedem Mal wird die Perle schöner und grösser
Das Endprodukt der Perlenzucht
Auch meine Perle trägt von nun an Perlen 😉
Wir schaffen es noch 2-mal zum Potluck auf der Insel Taravai bei Valérie, Herve und ihrem jüngsten Sohn. Er geht jetzt mit 10 Jahren zum ersten Mal zur Schule. Bisher konnte er seine Ausbildung per Fernunterricht und Computer von zu Hause aus absolvieren. In den höheren Stufen geht das nun nicht mehr. Nun wohnt er während der Woche bei einer Tante in Rikitea, wo er den Schulunterricht besucht, und am Wochenende bei seinen Eltern auf der Nachbarinsel
Unsere letzte Destination im Gambier Atoll: die Insel Akamaru. Heute leben hier wieder etwa 10 Einwohner, nachdem die Bevölkerung vor der Jahrtausend-Wende während vieler Jahre verlassen war
Auch auf Akamaru gibt es eine überdimensionierte Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Diese hier ist im Vergleich zu den Kirchen auf den anderen Inseln allerdings in einem relativ guten Zustand und man sieht ihr an, dass sie regelmässig genutzt wird
Von Rémy (links im Bild) haben wir in einem Seglerbuch gelesen. Er kam als 14-jähriger Jüngling mit seinem Vater (Elsässer aus Mulhouse) 1996 per Segelboot nach Gambier. Sein Vater heiratete eine polynesische Inselschönheit und liess sich auf der damals unbewohnten Insel Akamaru nieder. Von Daniela (SY Yelo) erfahren wir, dass Rémy immer noch auf der Insel lebt und heute eine Vanille-Plantage betreibt. Wir beschliessen spontan, ihn zu besuchen – und begegnen erneut einem wunderbaren Menschen. Das Bild zeigt Rémy, ein mit ihm befreundetes Seglerpaar aus Frankreich, seine Frau Ruita und meine Co-Skipperin Pia am Mittagstisch bei Kaffee (selber angebaut) und Kuchen
Rémy hat bis zum Ausbruch von Covid selber auch Perlen gezüchtet. Der Lockdown hat es aber den Fachkräften aus hauptsächlich China verunmöglicht, nach Französisch-Polynesien zu reisen. Rémy sah sich gezwungen, mit der Zucht von Perlen aufzuhören. Statt Perlen züchtet er heute die jungen Perlmuttmuscheln. Bei unseren Fragen springt er spontan ins Boot, fährt einige hundert Meter ins Meer hinaus, fischt eine Reuse aus dem Wasser und zeigt uns deren Inhalt
In der Reuse drin hat es 3 lange Gewebeschnüre, an denen sich kleine Perlmuttmuscheln, die im offenen Meer leben, angehängt haben. Auf dem Bild sind sie nur schwer zu erkennen, da noch allerlei andere Lebewesen und Pflanzen an der Schnur haften. Die Muscheln wachsen nun 2 Jahre lang an dieser Gewebeschnur. Regelmässiges Säubern von Muscheln, Gewebeschnur und Reuse von anderen Tieren und Pflanzen ist Voraussetzung, dass die Muscheln sich gut entwickeln können. Wenn sie etwa 2 Jahre alt sind, kann Rémy die Perlmuttmuscheln an Perlenzüchter verkaufen

Unser Besuch bei Rémy und seiner Frau Ruita zeigt uns einmal mehr in eindrücklicher Weise, wie offen und entspannt die Polynesier sind. Obwohl Beide keine oder wenig Abstammung von der ursprünglichen Polynesischen Urbevölkerung mitbringen, leben sie wie die ursprünglichen Polynesier in Einklang mit Natur und sich selbst. Liegt es am stetigen Rauschen des türkisfarbenen Meeres, am üppigen Grün der Vegetation oder am Überfluss an tropischen Früchten und Gemüse, dass die Leute, die hier leben, so tiefenentspannt sind? In Jamaika haben wir auf unserer Reise den Slogan „no stress“ gelesen, in Costa Rica dann ähnlich «pura vida!». Beides finden wir in Gambier wunderbar vorgelebt und im Wesen der Leute verinnerlicht. Überall, wo wir hinkommen, haben die Leute Zeit für uns, grüssen spontan und lachen uns an. So erleben wir auch den Besuch bei Rémy. Stell dir vor, es kommen zwei wildfremde Leute unangemeldet bei dir zu Hause vorbei und wollen sehen, was du so machst und wie du lebst. Wir würden zuerst mal sehr argwöhnisch reagieren und ich wette, die meisten von uns würden irgendeinen Vorwand finden, den ungebetenen Besuch wieder fort zu schicken. Das ist uns hier in Gambier nie passiert.

Am Tag nach unserem Besuch bei Rémy auf Akamaru besteigen wir die 58 Meter hohe Nachbarinsel Mekiro und geniessen noch einmal einen fantastischen Rundumblick über das Atoll von Gambier. Ganz weit draussen im Meer wartet unsere Lupina ruhig in den Wellen schaukelnd bis sie wieder in See stechen darf
Weit unter uns liegt unser Dinghi sicher am weissen Sandstrand
Einer von vielen traumhaften Sonnenuntergängen in der Südsee

In den letzten Tagen sind nun öfters prallvolle Regenwolken über Gambier hinweg gezogen. Der Wind hat dabei innerhalb kurzer Zeit alle möglichen Richtungen eingenommen. Zum Glück blieb er die ganze Zeit über nur auf schwachem Niveau, so dass der Anker auch gehalten hat, wenn er in die andere Richtung eingefahren war. Seit heute nun (hat es wohl etwas mit dem Neumond zu tun?) beginnt sich der stabile Passatwind aus Osten durchzusetzen. Obwohl uns der Abschied von Gambier schwer fällt, rufen neue Abenteuer. Unser nächstes Ziel liegt 800 Seemeilen (5 Tage) im Norden von Gambier: die Marquesas Inseln.

Pia sucht den richtigen Wind am Horizont

Morgen Freitag früh (lokale Zeit) lichten wir den Anker und lassen uns von Wind und Welle aus dem traumhaft schönen Gambier Atoll nach Norden tragen. Dort erhoffen wir uns endlich ein Internet, wo Pia ihr seit langem fertiges Video von der Überfahrt von Galapagos nach Gambier hochladen kann. Drücken wir ihr die Daumen!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Segeln in Gambier (Teil 1)

Wow, wenn wir auf den Kalender schauen, merken wir, dass wir schon mehr als 1 Monat in Gambier sind. Dass wir uns schon länger nicht mehr gemeldet haben, liegt nicht etwa an Langeweile oder Faulheit – im Gegenteil! Wir unternehmen und erleben sehr viel, aber das Internet aus der Zeit vor 2G macht es uns fast unmöglich, euch zeitnah auf dem Laufenden zu halten. Überraschenderweise finden wir zwar bereits am zweiten Tag nach unserer Ankunft ein Internet, das stark und stabil genug ist, unseren Bericht der Pazifiküberquerung hochzuladen. Zu unserer grossen Freude empfangen wir bei dieser Gelegenheit auch viele Mails mit Gratulationen zu unserer gelungenen Überfahrt. Danach fällt aber die Antenne aus, und das ganze Gebiet ist wieder in seiner eigenen, friedlichen Welt. Für das Video der Pazifiküberquerung müsst ihr wohl leider warten, bis wir dann in ein paar Wochen in den Marquesas sind.

Nicht ganz unerwartet erreichen uns viele Fragen von Lesern, die auf der Karte nachschauen wollten, wo wir denn genau sind. So präsentiert sich unsere Route auf Google Earth. Von Gambier sieht man bei dieser Einstellung noch gar nichts – man könnte meinen, wir ankern irgendwo mitten im offenen Ozean. Die Gambier Inseln sind ein 43 Inseln umfassender Archipel östlich des 140. Längengrades im Südpazifik, etwa 1’800 Kilometer südöstlich von Tahiti. Geographisch gehören die Gambier Inseln zum Tuamotu-Archipel, politisch zu Französisch-Polynesien
Erst bei starker Vergrösserung der Karte zeigt sich das Gambier Atoll. Es besteht aus 5 Hauptinseln (Reste eines Vulkanes), die durch ein rautenförmiges Korallenriff umgeben sind. Die längere Diagonale von Norden nach Süden beträgt rund 35km, diejenige von Osten nach Westen rund 27km

Zur Entstehung eines Atolls braucht es einen Vulkan und Korallen. Wenn sich ein Vulkan gebildet hat, beginnt am Übergang von Landmasse zu Meer ein Korallenriff zu wachsen. Meist senkt sich ein Vulkan wieder langsam ab, wenn er erloschen ist. Die Korallen sinken dabei auch ab, aber sie wachsen dabei langsam nach und ihre Spitze bleibt meist immer knapp unter der Meeresoberfläche. Auf den Satellitenbildern von Gambier ist dieses Riff sehr gut erkennbar. Es bildet einen wichtigen Schutzwall für die Inseln und die Menschen, die hier leben. Für den Seefahrer kann so ein Korallenriff aber schnell zur tödlichen Falle werden, wenn er die Einfahrt ins geschützte Atoll nicht findet oder wenn sein Schiff von der oft starken Strömung in der Durchfahrt erfasst und auf das zerklüftete, scharfkantige Riff geworfen wird. Nun, uns ist das zum Glück dank der heute sehr modernen Navigationsmittel nicht passiert. Aber es wird uns wieder einmal bewusst, welche Gefahren die alten Seefahrer auf sich genommen haben, um die Welt zu erkunden. Sie hatten keine Karten, sie hatten keine Wetterdaten. Sie wussten damals noch nicht, wie die globalen Winde verlaufen und erst recht nicht, wo und wie stark die Strömungen verlaufen. Also, ich muss schon sagen, ich habe heute, nachdem wir den Atlantik und einen grossen Teil des Pazifiks überquert haben, einen riesigen Respekt vor den Entdeckern von damals.

Unser Ankerplatz vor dem grössten Ort im Gambier Atoll: Rikitea auf der Hauptinsel Mangareva. Gerade mal etwas mehr als 500 Menschen leben in Rikitea. Auf dem ganzen Atoll verstreut sind es etwa 1’300 Einwohner

Das Tuamotu Archipel besteht aus 76 grösseren Atollen, die sich über rund 1’000 Seemeilen (1’800km) von Südosten nach Nordwesten verteilen. Gambier liegt ganz im Süden und befindet sich am Rande des Zyklon-Gürtels. Vom Dezember bis März muss man auch hier mit diesen Stürmen rechnen. Obwohl Gambier als relativ sicher gilt, werden wir aufmerksam die Wetterlage verfolgen und allenfalls weiter nach Süden «flüchten», falls sich ein Zyklon ankündigt. Aber im Moment herrscht bestes Wetter: tagsüber 30 Grad, in der Nacht kühlt es ab auf 25 Grad, viel Sonne und ab und zu ein Regenschauer.

Die Hauptstrasse durch Rikitea. Am meisten Betrieb herrscht hier am Morgen früh kurz nach Sonnenaufgang, oder am späteren Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang. Dann brennt die Sonnen nicht so stark und im Schatten der grossen Bäume ist es angenehm kühl
Entlang der Strasse aus dem Dorf finden sich viele Bäume und Sträucher, die leckere Früchte tragen (hier freut sich Pia über Mangos). Von den Einheimischen erfahren wir, das alles, was nicht auf einem eingezäunten Grundstück wächst, sowie alles auf öffentlichem Grund für die Allgemeinheit bestimmt ist. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland! Mangos, Pampelmusen (Grapefruits), Avocados, Bananen, Kokosnüsse, Litschis, Brotfrucht und vieles mehr in Hülle und Fülle
Anlässlich eines Volksfestes vor ein paar Jahren wurden auch die Einwohner der umgebenden Inseln eingeladen. Zum Dank und zur Würdigung der Einladung haben die Besucher der Osterinseln eine Statue mitgebracht
Nicht nur das Internet ist noch altertümlich. Auch ein Stromzähler (von Landis + Gyr aus der Schweiz!) aus den 1960er Jahren leistet noch seine wertvollen und zuverlässigen Dienste
Haupteinnahmequelle der Einwohner ist heute die Zucht der schwarzlippigen Perlmuschel zur Gewinnung schwarzer Perlen. Der Handel mit schwarzen Perlen wird überwiegend von Hongkong-Chinesen kontrolliert. Als Folge der Perlenzucht haben sich in den letzten Jahren Chinesen, Europäer und Japaner auf den Inseln angesiedelt. Bild: Perlenfarm vor den Ufern von Rikitea
Perlenfarmen im Norden von Mangareva mit dem zweithöchsten Berg, dem Mont Mokoto (423 müM) im Hintergrund
Eines der dunklen Kapitel der katholischen Missionierung in Gambier: ein französischer Priester liess Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem Eifer alle traditionellen Götzenfiguren vernichten und entriss den Einheimischen ihre ursprüngliche Religion. In seinem Fanatismus und Grössenwahnsinn führte er sich selber auf wie ein Gott und liess von den Inselbewohnern auf jeder der 5 Hauptinseln aus Korallensteinen eines oder sogar mehrere Gotteshäuser, monumental und krass überdimensioniert, bauen. Die zwangsweise Verpflichtung der Arbeitskräfte für die Grossprojekte entvölkerte die kleinen Gambier Inseln und führte zu Hungersnöten, da die tägliche Nahrungsbeschaffung vernachlässigt wurde. Dies und die Verbreitung von bisher unbekannten Infektionskrankheiten hatte Verelendung und einen drastischen Bevölkerungsrückgang zur Folge. Heute sind die meisten dieser Gotteshäuser am Zerfallen. Im Bild die „Südseekathedrale“ in Rikitea.
Die „Südseekathedrale“ in Rikitea bietet rund 500 Personen Platz
Altar in der Kathedrale. Alle weissen Verzierungen sowie auch das Kreuz sind aus Perlmutt-Muscheln gefertigt
Durchschnittlich 1x pro Woche legt ein Versorgungsschiff von Tahiti in Rikitea an und beliefert die Bewohner des ganzen Atolls mit Lebensmitteln und sonstigem Material
Vom Versorgungsschiff geht die Ware direkt in einen der wenigen lokalen Läden, oder direkt zum Endkunden. Treibstoff kann man zum Beispiel nur in 200 Liter Fässern kaufen. Etwas viel für unser Dinghi. Also tun wir uns mit anderen Seglern zusammen und teilen uns ein Fass, um unsere Reserve Kanister wieder zu füllen.
Beim lokalen Pfarrer und seiner Frau. Sie pflegen ihren Garten mit sehr viel Liebe und versorgen viele von uns Seglern mit leckerem Gemüse, Obst und Früchten
Hochbeete mit Salat und Gewürzen
Wunderschöne Aussicht vom Pfarrersgarten hinunter aufs Ankerfeld vor Rikitea
Nachdem wir bei der Überfahrt fast 3 Wochen auf dem Wasser verbracht haben, jucken uns die Wanderfüsse. Auf der Insel Mangareva gibt es herrliche Wanderwege, die übrigens auch sehr gut unterhalten werden. Hier sind wir zusammen mit Rita von der Schweizer Segelyacht Maramalda unterwegs quer über die Insel von Kirimiro zurück nach Rikitea
Mit Mirko (SY Yum Yum, rechts) und seinem Crewmitglied Nico (links) bilden wir eine Segelgemeinschaft und besegeln ein paar Tage das Atoll. Mirco, auch ein Schweizer (von 21 Booten sind 4 Boote mit Schweizer Crew!) verbringt pandemiebedingt bereits die 2. Saison in Gambier und kennt das Atoll sehr gut. Wir sind sehr froh um seine Tipps und Hilfestellungen. Das macht uns das Ankommen in Gambier sehr viel einfacher und angenehmer
Die Yum Yum (vorne) zeigt uns den Weg durch die seichten Stellen zur Nachbarinsel Taravei. Die Einfahrt zum Ankerplatz ist sehr kritisch und schlängelt sich in einem engen «S» Kurs um ein paar gefährliche Korallenköpfe («Bommies»)
Jeden Sonntag findet auf der Insel Taravei ein Treffen der Segler zum «Potlock» statt. Gastgeber sind die Landbesitzer Merve und Valérie. Sie stellen ihr Gelände (mit Strand, eigens errichtetem Beach-Volleyballfeld und Bocciabahn) zur Verfügung. Unser Schiff liegt sicher vor Anker (oben rechts) und wir landen wie alle anderen mit unserem Dinghi am Strand
Ob man das Wort «Potlock» so schreibt, weiss ich nicht. Was es bedeutet aber schon: sehr viel feines Essen aus verschiedenen Küchen! Schlaraffenland, sag ich euch! Jeder Segler bringt sein Essen mit, stellt es auf den gemeinsamen Tisch und dann wird gekostet und geschmaust 😊😊
Erneut eine Wanderung, diesmal auf der Insel Taravei. Eine wahre Kletterpartie auf einen der höchsten Punkte. Wir würden den Weg alleine nie finden, ein Amerikanisches Seglerpaar kennt aber den Hike und führt uns auf den Berg
Mirko zeigt uns nicht nur den sicheren Weg durch das Labyrinth von Korallenblöcken und Bojen der Muschelfarmer, er zeigt uns auch, wie man am besten eine Kokosnuss öffnet. Von nun an geht es viel schneller und müheloser als mit Köbi’s Hackbeil Methode 😉

Wie das übrige Französisch-Polynesien aussieht und wie sich die Leute und das Leben auf den anderen Archipelen und Atollen anfühlen, wissen wir noch nicht. Nach fast 3 Jahren in der Karibik, wo sich viele Dinge, trotz der vielen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, zu wiederholen begannen, ist nun Gambier eine ganz neue Erfahrung. Wir merken, es geht den Leuten gut hier. Sie sind sehr lebensbejahend, fröhlich und in sich zufrieden. Wir fühlen uns sofort wohl und willkommen. Vom ersten Tag an lassen wir den Niedergang unseres Schiffes Tag und Nacht offen. Wir fühlen uns absolut sicher. Wenn es irgendein Problem gibt, ist jeder für den anderen da. Die Menschen sind ausgesprochen hilfsbereit. So weit weg im unendlichen Pazifik sind die Menschen es gewohnt, zu sich selber Sorge zu tragen und Dinge, die im Überfluss da sind, zu teilen. Und irgendwie schön: diese Lebenseinstellung schwappt auch auf die Seglergemeinschaft über.

Es sind rund 20 Schiffe hier auf Gambier. Davon sind die meisten Pandemie bedingt schon länger in Französisch-Polynesien. Schon am ersten Morgen nach unserer Ankunft finden wir in unserem Cockpit ein frisches Baguette (Brot) und erhalten feine Früchte, die andere Segler uns am frühen Morgen bringen. Das Leben tickt hier übrigens eher nach Pia’s Uhr als nach meiner: der Tag beginnt mit dem Sonnenaufgang um 5 Uhr in der Früh. Die Läden öffnen bereits vor 6 Uhr. Frisches Brot aus der Bäckerei ist oftmals nach 7 Uhr bereits ausverkauft. Kurz nach Sonnenuntergang um 19 Uhr wird es ruhig und still im Dorf und auf den Inseln. Die Leute gehen früh schlafen.

Die ersten beiden Wochen sind wir einfach einmal angekommen. Wir haben uns mit unserer Umgebung vertraut gemacht, haben uns eingerichtet und organisiert. Danach beginnt uns wieder die Unternehmungslust zu jucken. Und es gibt viel zu tun! Die einzelnen «Motus» – Koralleninseln – eingerechnet gibt es über 43 Inseln verteilt auf die 450 Quadratkilometer grosse Lagunenfläche.

Wir ankern zusammen mit der SY Yum Yum im Südosten vor dem Motu «Kouaku». Das Navigieren durch die korallenbespickte Lagune erfordert viel Aufmerksamkeit. Unsere Navionics Seekarten sind in diesem Gebiet ausgesprochen genau (was sie in Panama überhaupt nicht waren). Zudem haben wir eine App (OpenCPN), mit deren Hilfe wir offline Satelliten-Bilder und unsere GPS-Position überlagern können. Das hilft uns beim Navigieren sehr. Natürlich sind wir besonders bei unseren ersten Ausflügen froh, dass wir auf die lokalen Kenntnisse von Mirko (SY Yum Yum) zählen dürfen
Das Ankern im Korallengelände erfordert eine spezielle Technik. Damit die Kette nicht über die Korallen schleift, diese zerstört und sich darin verfängt, müssen wir dafür sorgen, dass die Kette darüber «schwebt». Das bewerkstelligen wir mit Fendern oder anderen Schwimmkörpern (wir verwenden mittlerweile Bojen, die sich von Fischernetzen und Perlmuschelzuchten losgerissen haben und an Land gespült wurden). Zuerst setzen wir den Anker in einem offenen Sandfeld ab und fahren ihn provisorisch ein. Danach geben wir nach und nach mehr Kette und schäkeln im Bereich von Korallen die Bojen in die Kette. Auf dem Bild ist gut zu sehen, wie Lupina direkt über einem Korallenfeld schwimmt (das Wasser darüber ist ungefähr 4 Meter tief). Links 2 Bojen (Pfeil) die verhindern, dass die Kette die Koralle berührt, wenn Lupina noch etwas mehr nach rechts driftet
Schrecksekunde für den Drohnenpilot in luftiger Höhe! Eine rasche Flucht nach oben hat unsere Drohne vor dem neugierigen Fregattvogel gerettet. Schön zu sehen: oben das offene Meer, das sich an der Riffkante bricht und aufgestoppt wird. Danach folgt meist eine flache Zone (Wassertiefe 0-1 Meter) bis zum Motu (Sandinsel). Hinter dem Motu fällt die Wassertiefe ab auf 5-10 Meter. In diesem Bereich gibt es grosse Korallenköpfe, das Waser ist meist glasklar und das Schnorcheln einfach fantastisch!
Abendstimmung auf dem Motu Kouaku
Abschied von Mirko und Nico (SY Yum Yum). Sie zieht es rund 800 Seemeilen weiter nördlich auf die Marquesas Inseln (immer noch Französisch-Polynesien). Gute Fahrt euch Beiden und auf bald in den Marquesas!
Pia’s Geburtstag. Wir erhalten spontan eine Einladung zum Nachtessen vom Schweizer Ehepaar Rita und Daniel (SY Maramalda). Sie sind letztes Jahr mit ihrer Hallberg-Rassy 43, einem identischen Schiff wie unsere Lupina, via das Cap Horn nach Gambier gesegelt. Es gibt viel zu plaudern über Segeln, Schiff und Familien 😉
Pia’s Geburtstag spricht sich herum! Von Daniela und Rolf, einem weiteren Schweizer Seglerpaar auf Gambier (SY Yelo) wird Pia mit einem traditionellen Kopfschmuck beschenkt. Daniela hat die Kunst des Blumenflechtens in Französisch-Polynesien gelernt
Aussicht beim alten Leuchtturm am westlichen Ende der Insel Aukena
Auf der Insel Aukena treffen wir Pakoi, einen rund 60-jährigen Mann. Er hat mit 55 Jahren aufgehört zu arbeiten und ist von seinem Wohnort Rikitea auf Mangareva auf die Nachbarinsel ausgesiedelt. Er lebt hier, nach eigenen Angaben, in totalem Frieden mit sich und der Umwelt. Wir sind fasziniert von ihm. Er strotz vor Lebensfreude und winkt uns schon von Weitem zu, als wir uns mit dem Dinghi nähern. Ohne, dass wir ihn darum fragen müssen, zeigt er uns die nahe gelegene Kirche, seinen gut eingezäunten Garten mit feinen Früchten und Gemüse, seine Behausung (den Blechverschlag rechts vom Bild – man beachte auch den sauber gewischten Boden davor!) und die Schlachtbank für die Schweine (direkt hinter Pakoi). Pakoi züchtet Schweine, die er in freier Natur aufwachsen lässt. Diese verkauft er in Rikitea für umgerechnet 10 Dollar pro Lebendkilo. Gutes Geld, das ihm für seine Bedürfnisse reicht. Beim Abschied werden wir üppig mit Bananen, Mangos, Papaya und einer grossen Brotfrucht beschenkt. Am nächsten Tag fahren wir noch einmal hin und bringen ihm ein T-Shirt und eine Dose Bier aus Panama. So herzlich haben wir kaum je einen Mann lachen gesehen. Eine wunderschöne, eindrückliche Begegnung!
Kulturfest in Rikitea. Nicht für uns Touristen – nein, für sich selber. Einige Tage im Vorfeld sehen wir überall Kinder, die von Erwachsenen in die Kunst des Tanzens, Musikinstrument Spielen oder traditionellen Handwerkens (im Bild das Flechten von Kränzen und Kleidern aus Bananen- und Palmblättern) eingewiesen werden
Tag des Kulturfestes: ein Teil der Festküche mit seiner fröhlichen Crew
Kulturfest Abendunterhaltung der Schüler (es hat etwa 200 Schüler in Rikitea!!) in der grossen Sporthalle. Eintritt frei für alle
Der Valentinstag wird am Sonntag davor (am Tag nach dem Kulturfest) mit einem Bankett für die Bevölkerung gefeiert. Wir erfahren zu spät, dass man sich dafür anmelden muss, und die Tische sind bereits vergeben, als wir uns einschreiben wollen. Dafür hat es für den Wohltätigkeitslauf noch Platz. Kurzer Entscheid, und ich schreibe mich und Pia kurzerhand für diesen als Paarlauf durchgeführten 3km langen Wettkampf ein. Das Startgeld beträgt pro Person 25 Dollar, Geld, das für gute Zwecke in der Schule eingesetzt wird. Schlussendlich sind wir 5 Personen, welche die Schweizerfahne vertreten: (von links): Daniel und Rita (SY Maramalda), die Lupina Crew Köbi und Pia, und Daniela (SY Yelo)
Freude und Überraschung sind gross: von 39 Paaren laufen wir (mit Flip-Flops – wohlgemerkt! die Anmeldung war ja spontan und wir hatten keine Sportausrüstung dabei) unter die ersten 10. Genauen Rang und Zeit kennen wir nicht, denn statt eines Rangverlesen werden am Schluss unter den Teilnehmern Preise ausgelost

So, bis hierhin schreib ich mal und versuche, Bilder und Text ins Internet zu stellen. Mit viel Glück und Geduld wird es klappen. Weitere Bilder von Bergbesteigungen, Schnorcheln mit Haifischen und fröhlichen Menschen folgen im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Santa Cruz – das Zentrum von Galapagos

Am 14. Dezember heben wir im Morgengrauen den Anker und brechen auf von Puerto Villamil (Isla Isabela) nach Puerto Ayora auf der nach Isabela zweitgrössten Insel, Santa Cruz. Es ist die letzte Insel, die wir ohne Führer und teure Spezialbewilligung anlaufen dürfen. Mit dem eigenen Boot darf man nur auf 3 Inseln, die alle bewohnt sind: San Cristóbal, Isla Isabela und eben Santa Cruz. Die letzte der insgesamt vier bewohnten Inseln, Isla Floreana, ist ebenfalls gesperrt für fremde Schiffe. Die meisten Touristen, welche die Galapagos Inseln besuchen, fliegen nach Santa Cruz und machen von hier aus Bootsausflüge auf die umliegenden Inseln. Durch ihre zentrale Lage bietet sie sich förmlich dazu an.

Von Puerto Villamil nach Puerto Ayora sind es nur 45 Seemeilen, aber es steht eine Meeresströmung von 1.5 Knoten gegen an. Während der ersten Hälfte der Strecke ist der Wind zu schwach, und wir motoren. Ab Streckenmitte nimmt der Wind leicht zu, und wir können den Rest unter vollem Tuch absolvieren
Um 4 Uhr nachmittags erreichen wir unseren Ankerplatz in Puerto Ayora. Der Agent (Javier von Yacht Agents Galapagos – sehr zu empfehlen!) hat uns den Papierkram bereits abgenommen, und es gibt keine Inspektion mehr. Wir haben vorher gelesen, dass der Ankerplatz sehr rollig sein soll, weil er nicht so gut geschützt ist gegen das offene Meer. Wir setzen einen Heckanker und richten damit das Schiff gegen die heranrollenden Wellen aus. Wir dürfen die ganze Zeit einen sehr ruhigen, aber spannenden (weil viele Touristenschiffe um uns herum) Ankerplatz geniessen
Santa Cruz ist «die» Touristeninsel in Galapagos. Hier dreht sich alles um die Besucher aus aller Welt, die sich einmal im Leben einen Ausflug nach Galapagos gönnen. Alle haben das gleiche Ziel: die sehr spezielle Tierwelt an Land, in der Luft und im Wasser zu erleben
Von den 15’000 Einwohnern auf Santa Cruz leben rund 12’000 in Puerto Ayora. Hier findet das Leben statt. Als sehr angenehm empfinden wir, dass der Autoverkehr minimal ist, denn die meisten Einwohner besitzen kein eigenes Auto. Man geht viel zu Fuss (die Distanzen sind sehr kurz), benutzt ein Fahrrad oder nimmt sich ein Taxi (1.5-2 USD im Stadtgebiet). Die Atmosphäre in der Stadt ist sehr bunt, entspannt und ruhig
Es gibt einen grossen Anlegepier, wo die Touristenboote ihre Fracht aufnehmen und wieder abladen. Gleich nebenan, fast etwas versteckt, ist die Mole für die Fischerboote. Hier herrscht ein emsiges Treiben. Einerseits legen Fischerboote (blaues Schiff im Vordergrund) an, die hier ihren Fang abliefern und gleichzeitig wieder frisches Eis (angeliefert per Pick-Up Truck in den weissen Säcken) für die Lagerung des Fanges an Bord nehmen. Andererseits legen hier die Beiboote der Touristenschiffe an, um allerlei Waren (Lebensmittel, Getränke, Ersatzteile, …) für ihr Mutterschiff abzuholen
Wir erkunden unsere Umgebung. Gleich gegenüber unserem Ankerplatz beginnt der «Las Grietas» Adventure Trail. Er führt zu einer Schlucht, die durch den Bruch einer Lavadecke entstanden ist. Das Besondere daran: die Schlucht ist mit Wasser gefüllt
Las Grietas: Das Wasser sickert vom Meer her durch das Küstengelände bis zur Schlucht. Auch frisches Grundwasser gelangt in den Canyon und mischt sich mit dem Salzwasser aus dem Meer. Irgendeinmal in der Vergangenheit sind 5 verschiedene Arten von Meeresfischen (zum Beispiel der bunte Papagei Fisch) in die Schlucht gelangt. Heute sind sie komplett isoliert vom Meer
Las Grietas: Im Nationalpark-Gebiet ist es obligatorisch, einen Führer zu haben. Das lohnt sich! Die Führer sind äusserst gut ausgebildet, und wissen, wovon sie reden. Es macht echt Spass, ihnen zuzuhören. Hier erklärt uns der Führer, wie früher aus dem Gewebe abgestorbener Kakteen Lampenschirme gebastelt wurden. Speziell an diesem Führer war: er ist mit einer Schweizerin verheiratet, und sein Sohn absolviert ab April ein Studium in der Schweiz. Die Welt ist ja soo klein! 😊
Las Grietas: am Ende des Trails winkt eine schöne Aussicht über die Bucht von Puerto Ayora (im Hintergrund). Die Bucht vorne mit den 4 Schiffen am Anker ist privat und für fremde Segler leider nicht zugänglich. Unsere Lupina liegt in der hinteren Bucht (einer der Masten links im Bild ist unser Schiff)
Es ist Lobster-Zeit! Fast jedes Restaurant hat sie jetzt im Angebot
Pia kann der Verlockung nicht widerstehen und bestellt sich einen frisch gefangenen Lobster. Zum Glück haben unsere Freunde der Silvestergruppe (siehe Reisbericht von Puerto Rico Januar 2020) uns bei ihrem Besuch damals ausführlich gezeigt, wie man dieses Krustentier fachfrauisch zerlegt 😊 Ich bleibe beim Fisch

Ein Schnorchel Trip führt uns in den Süden zur Insel Santa Fe. Auf diesem Trip machen wir 2 Schnorchel Gänge und einen Strandausflug. Das Wasser beim ersten Schnorchel Platz an der Nordküste ist nur etwa 18°C warm. Es hat viele grosse Fischschwärme, die sich im nahrungsreichen Wasser satt essen. Nach 45 Minuten sind wir trotz Neoprenanzug und tüchtigem Paddeln in der starken Strömung total unterkühlt. Am nächsten Schnorchel Stopp, eine gut geschützte Bucht mit seichtem Wasser, ist es dann wesentlich wärmer. Hier tummelt sich eine grosse Gruppe Seelöwen am Strand. Die Jungen robben ins Wasser und spielen mit unseren Flossen. Herrlich lustig!

Der anwesende Führer des Nationalparks macht uns auf einen grossen, dunklen Fleck im seichten Uferwasser aufmerksam: es ist eine Gruppe von Weissspitzen-Haien, ausgewachsene Tiere. Gemäss Führer kommen sie regelmässig nach ihrer nächtlichen Jagd gesättigt hierher, um sich im Sand liegend auszuruhen. Hoffentlich hat er recht, und sie sind satt. Alles ist gut gegangen, es fehlt uns kein Stück. Im Video (klick hier) sind mehr bewegte Bilder von diesem einmalig Treffen zu sehen
Wanderung zur Tortuga Bay südwestlich von Puerto Ayora. Auch dies ist Nationalparkgebiet. Der 2.5 Kilometer lange Wanderweg ist durchgehend mit Steinen besetzt
Am Strand der Tortuga Bay tummeln sich hunderte von Meerechsen. Fantastische Tiere! Es sind Überlebende aus der Dinosaurierzeit. Man vermutet, dass die ersten Echsen, die auf Galapagos gestrandet sind, Landechsen waren. Aus Mangel an Vegetation an Land (junge Vulkaninseln) mussten sich die Tiere ihr Futter in Ufernähe suchen. Mit der Zeit lernten sie tauchen und schwimmen. Heute ernähren sich diese Vegetarier hauptsächlich von Algen auf dem Meeresboden. Ihre knochenharten Schuppen und der Kamm am Rücken schützen sie perfekt vor ihren Feinden
Das Seglerleben heisst auch: reparieren! Eines morgens beim Kaffeetrinken springt kurz die Wasserpumpe an, obwohl niemand von uns einen Wasserhahn geöffnet hat. Komisch! Ich schaue im Motorraum, wo sich die Wasserpumpe befindet, nach und sehe, dass es aus dem Wasserdruckbehälter tropft. Das Tagesprogramm wird umgekrempelt, der nächste Ausflug verschoben und stattdessen der rote Druckbehälter ausgebaut, die Ursache der Leckage eruiert und über Reparaturmöglichkeiten gebrütet

Für Wissbegierige: damit auf einem Schiff Wasser aus dem Tank, der meist an der tiefsten Stelle im Schiff angebracht ist, zum Wasserhahn kommt, muss eine Wasserpumpe den Druck aufbauen. Das Wasser wird von der Pumpe zuerst in einen Druckbehälter gefördert und wird dann von da ins Leitungssystem des Schiffes geleitet. Der Druckbehälter hat die Funktion, Druckunterschiede auszugleichen. Das Prinzip ist recht einfach: das Wasser fliesst in einen geschlossenen Gummiballon, der in den Behälter eingelassen ist. Zwischen Gummiballon und Behälterwand füllt man Druckluft. Läuft die Pumpe und es fliesst nun Wasser in den Ballon, füllt sich dieser und beginnt, die Luft zwischen Ballon und Behälter zu komprimieren. Sobald der Wasserdruck hoch genug ist, stellt die Pumpe ab. Der Druck im Leitungssystem ist so immer zwischen 1.5 – 2.0 bar.

Der Grund für die Wasserleckage ist schnell gefunden: der Druckbehälter hat an einer bearbeiteten Stelle eine Leckage. Dadurch ist die Luft entwichen. Weiter eigentlich nicht schlimm. Aber durch die nun grösseren Bewegungen des Gummiballons ist dieser an einer Stelle durchgescheuert und leckt Wasser in den Raum zwischen Behälter und Ballon – und durch das Loch im Behälter nun auch nach aussen. Erster Schritt der Reparatur also: den Gummiballon reparieren. Das kann ich – kenne ich aus meiner Zeit als Fahrradfahrer 😉
Beim Druckbehälter ist es etwas schwieriger. Der muss gelötet oder geschweisst werden. Da haben wir nichts an Bord. Wir fragen kurzerhand unseren Agenten Javier und der kennt eine gute Werkstatt, wo der Behälter gelötet wird. Zurück an Bord schleifen wir die rostigen Stellen sauber und bemalen sie mit Rostumwandler. Alles zusammenbauen, einbauen, Wasserpumpe einschalten – funktioniert und ist wieder dicht 😊 (Pia meint: «Köbi ist mein Held!!»)
Besuch der Forschungsstation «Estación Charles Darwin» mit der angegliederten Schildkrötenzucht. Hier lernen wir, dass es grundsätzlich 3 verschieden Formen der Schildkrötenpanzer gibt, je nach Lebensraum, in der sich die Schildkröte befindet. Der Panzer der Seeschildkröten ist flach und stromlinienförmig. Bei den Landschildkröten gibt es 2 Formen. Liegt die Nahrung in Bodennähe ist der Panzer rundlich wie eine halbe Fussballkugel. In Trockengebieten, wo die Schildkröten ihre Nahrung an tiefhängenden Zweigen und Sträuchern suchen müssen, hat der Panzer eine Form wie ein Pferdesattel und ist vorne ausgewölbt (Bild). Das erlaubt es dem Tier, seinen Hals weit nach oben zu strecken
Wir versuchen es auch einmal 😊😊
Im Norden von Santa Cruz hat es mehrere kleine Vulkaninseln. Köbi bucht einen Schnorchel Trip zur Isla Bartolomé. Pia streikt diesmal – es ist ihr zu kalt! So unrecht hat sie nicht, wie man aus dem Bild mit dem dick eingepackten Kapitän unseres Ausflugschiffes schliessen kann. Das Wasser hat sich immer noch nicht gross aufgewärmt, immer noch dominiert der Humboldtstrom
Isla Bartolomé: wunderschöne Aussicht über den Westteil der Insel (mit dem berühmten Pinnacle Rock). Im Hintergrund die drittgrösste Insel in Galapagos: Santiago. Der Pinnacle Rock ist der Rest eines Vulkankegels, der von Menschenhand geschaffen wurde: nach dem Angriff der Japaner von Pearl Harbour waren die Amerikaner aufgeschreckt. Ein weiterer Angriff auf den Panamakanal wurde befürchtet. Deshalb stationierte die USA vorgelagert auf den Galapagosinseln Schutztruppen. Zum Training bombardierte die US-Luftwaffe diesen Vulkan, bis am Schluss nur noch dieser Pinnacle stehen blieb
Galapagos Falke. Dieser Kunstflieger will unbedingt ins Bild! Er setzt sich rund 4 Meter von mir entfernt auf das Holzgeländer und trippelt nach und nach näher. Hier ist er nur noch rund 1 Meter entfernt. Nach dem Bild schwingt er sich mit stolz geschwellter Brust wieder in die Luft

Bei einem phantastischen Erlebnis ist die Kamera nicht dabei. Ich schnorchle gerade den Felsen des Pinnacle Rocks entlang (bei Felsen am Ufer ist die Sicht immer gut und es hat viele Fische!) als vor meiner Tauchbrille etwas ins Wasser platscht. Ich gucke hin, sehe nichts, hebe den Kopf aus dem Wasser. Da schwimmt keine 50cm vor meiner Nase ein putziger Galapagos Pinguin. Neugierig beäugt er mich. Da platscht es ein zweites Mal und ein weiterer Pinguin springt vom Felsen herab um zu schauen, was da für ein komisches Ding (also ich) im Wasser schwimmt. Ob wohl mein bunter Neoprenanzug so attraktiv ist? Ich weiss es nicht. Jedenfalls begleiten mich die Beiden für die nächsten rund 20 Minuten. Sie zeigen mir ihre sagenhaften Schwimm- und Tauchkünste und klopfen mit ihrem Schnabel zwischendurch immer wieder mal zärtlich ans Glas meiner Taucherbrille, wie um zu sagen: «Hallo! Nicht einschlafen! Schwimm doch etwas schneller!». Ein unvergessliches Erlebnis!

Aus Europa hören und lesen wir regelmässig Nachrichten und sind einigermassen informiert über das Geschehen. Unser nächstes Ziel soll Französisch Polynesien sein. Diese Inseln stehen unter Französischer Hoheit und viele Beschlüsse, die in Frankreich gelten, werden unverändert auch diesen Inseln in der Südsee auferlegt. Wir werden rund 20-25 Tage unterwegs auf offener See sein, und es kann gut sein, dass sich während unserer Fahrt wieder etwas an der Gesetzeslage ändert. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, hier auf Galapagos die «Booster» Impfung machen zu lassen. Sehr einfach! Mit Pass und Impfzertifikat zur Impfstelle, Personalien eintragen lassen, Ärmel hoch, piek, und schon erledig. Keine 15 Minuten!
Abstieg in einen der zahlreichen, begehbaren Lavatunnels im Hochland von Santa Cruz
Eingangspforte in die Unterwelt
Der Tunnel ist nicht soo spektakulär, wie wir erwartet haben – aber trotzdem ist es spannend
Unsere Zeit in Galapagos neigt sich dem Ende zu. Es war eine fantastische Erfahrung und wir sind froh, haben wir uns entschieden, mit dem eigenen Schiff hierher zu segeln. Die Hürden (Papierkram, Bürokratie, Kosten) waren recht hoch, aber was wir hier erleben und sehen durften, hat uns mehr als entschädigt dafür. Tierwelt, Natur und auch die Menschen – ein Erlebnis, das uns glücklich macht. Bilder, die immer in unserer Erinnerung bleiben werden!

Heute Sonntag erledigen wir nun noch die letzten Einkäufe (frisches Gemüse und Früchte direkt vom Mark, der jeden Tag geöffnet hat). In den letzten Tagen hat Köbi das Schiff inspiziert, Rollen und Blöcke geschmiert, während Pia fleissig den Tiefkühler mit vorgekochtem Essen bestückt hat. Heute erledigen wir noch die letzten Büroarbeiten (wir haben erfahren, dass das Internet in Gambier langsam sein soll), Köbi putz noch die Wasserlinie und Ankerkette (hier sehr stark verschmutzt durch Algenbewuchs) – und dann sind wir segelbereit! Morgen Montag, 27.12.2021 kommen um 11 Uhr lokale Zeit die Behörden an Bord zum Auschecken, und dann sind wir unterwegs: knapp 3’000 Seemeilen bis Gambier!

Wer live mitreisen will, hier der Link:  https://share.garmin.com/EPXFV

Wir melden uns dann wieder von Gambier und berichten, wie es uns auf den 3’000 Seemeilen, weit ab von den Verkehrsrouten, ergangen ist.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Grand Cayman – das Land der Steuerhinterzieher, der Superreichen, des Schmuckes und der Hühner

Die Cayman Islands sind unter den Karibikinseln etwas Exotisches. Sie schiessen steil aus dem bis zu knapp 8000 tiefen Cayman Graben, eine der tiefsten Stellen der Weltmeere) empor und überragen den Wasserspiegel gerade mal ein paar wenige Meter. Berge sucht man vergebens. Grand Cayman ist die grösste der Inseln. Es ist die Insel der Reichen, der Banken, des Schmuckes, der Steuerhinterzieher  – und der Hühner. Wie kommt das?

Die Insel wurde 1503 von Christopher Columbus auf seiner vierten Expedition in die Neue Welt entdeckt. Weil die Seefahrer eine riesige Menge von Schildkröten vorfanden, gaben sie ihr den Namen «Tortuga» (spanisch für Schildkröte). Das enorme Schildkrötenvorkommen hatte zur Folge, dass viele Schiffe hier einen Stopp einlegten, um für ihre langen Überfahrten «Frischfleisch» – lebendige Schildkröten – als wertvoller Proteinspender für die Crew, zu bunkern.

Bis 1660 blieb die Insel, abgesehen von Schildkröten, Echsen und Krokodilen, unbewohnt. Die Ersten, welche diese Insel als Basis nutzten, waren Piraten, die von hier aus die Galeonen angriffen, welche voll beladen von Zentral- und Südamerika aus Richtung Europa unterwegs waren. Einige der gefürchtetsten Piraten des 18. Jahrhunderts wie Blackbeard, Lowther oder Henry Morgan hatten hier ihren Unterschlupf. Um 1670 wurde die Insel England zugesprochen und unter die Verwaltung von Jamaica (damals Britische Kolonie) gestellt. Bis 1730 gab es keine permanenten Siedler. Es wird vermutet, dass die ersten festen Siedler Deserteure von Oliver Cromwells Armee auf Jamaica waren.

1794 fuhren 10 Britische Handelsschiffe am Riff im Osten von Grand Cayman auf Grund. Es gelang der lokalen Bevölkerung, mit dem Meer hier sehr gut vertraut, die meiste Ladung und den hintersten und letzten Schiffbrüchigen zu retten. Zum Dank für diese beherzigte und selbstlose Tat erhielt Grand Cayman von König George III ein ewig geltendes Recht auf Steuerfreiheit. Damals nicht wirklich ein grosses Geschenk, denn es gab praktisch keinen Handel auf Grand Cayman. Heute ist das ganz anders! In den 1960er Jahren erinnerte sich die lokale Regierung an dieses Recht und begann, Banken und andere internationale Geschäfte nach Grand Cayman zu locken. Plötzlich war die Insel auf der Karte, und bald hatte jede namhafte Firma (vor allem die Finanz lastigen) einen Geschäftssitz auf Grand Cayman, und konnte so, ganz legal, massiv Steuern sparen. Das ist auch heute noch so. Grand Cayman geniesst einen der höchsten Lebensstandards in der Karibik, und die Aussichten liegen gut, dass dies auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt. Und was hat das mit uns zu tun? Keine Angst, wir bezahlen ganz brav unsere Steuern in der Schweiz und geniessen einfach ein paar Wochen das unbeschwerte Seglerleben auf dieser einmaligen Insel.

Unser Segelplan auf Grand Cayman (als Referenz zum folgenden Text)
Nach unserem Arbeitsaufenthalt in der Harbour House Marina (Punkt 6 auf der Karte) verlegen wir unter Segel wieder an die Westküste vor George Town und machen an einer öffentlichen Boje fest (pinker Punkt auf der Karte). Lupina liegt rechts im Hintergrund, unser Dinghi am Steg. Das wird die nächsten Tage unsere Basis für Landausflüge
Innerhalb Fussdistanz von unserem Ankerplatz liegt Camana Bay, eine wunderschöne Anlage mit Shops, Restaurants, Entertainment und sogar einer kleinen Marina zum Nord Sound hin
Farbenprächtige Parkanlagen, immer gut gepflegt (typisch Britisch möchte man fast meinen 😉), laden zum Schlendern und Verweilen ein
Restaurants und Bars wie aus dem Reiseprospekt in Hülle und Fülle. Da es zurzeit keine Covid Fälle in der Bevölkerung gibt, ist alles offen. Aber: nicht nur Lage und Aussicht sind Spitz, auch die Preise sind oberes Niveau
Es gibt keine namhafte Schmuck- und Uhrenmarke, die nicht mit mindestens einem Verkaufsladen auf Grand Cayman vertreten ist. Zurzeit dürften die Umsätze aber im Keller liegen, denn die täglich 3-6 Kreuzfahrtschiffe fehlen, und auch sonst ist der Ferientourismus völlig am Boden. Niemand will zuerst 14 Tage seiner wohlverdienten Ferien in Quarantäne absitzen müssen, bevor er das Strand- und Inselleben geniessen darf
Hmm – soll ich? Soll ich nicht? – sie hat nicht 😉
Grand Cayman – das Land der Superreichen. Millionenvillen mit Anlegestegen für teure Yachten auf der Kanalseite und grosszügige Vorfahrten für Luxuslimousinen auf der Strassenseite sind hier Standard
Meist 2-3 Stockwerke und Balkone auf alle Seiten
Wie viele der Prunkvillen steht auch diese gerade leer – es ist ja bloss die Zweit- oder Drittwohnung eines Superreichen
Berge gibt es auf Grand Cayman keine. Die höchste Erhebung auf Grand Cayman ist eine Müllhalde (oder «Landfill», wie es auf English etwas freundlicher heisst), nicht gerade ein attraktives Wanderziel. Aber wir finden trotzdem einen wunderschönen und sehr interessanten Wanderweg – den «Mastic Trail». Dieser Pfad führt von Süden nach Norden quer über die Insel, hin und zurück 8km. Der Start beginnt in einer Sumpflandschaft …
… führt anschliessend über scharfkantige Kalksteinböden, die vor Millionen von Jahren einmal den Meeresgrund gebildet haben und immer wieder tiefe Spalten und Höhlen aufweisen. Ja, diesmal wollen wir unsere Wanderschuhe mitnehmen, sie bleiben aber auf der Lupina vergessen ☹, die Flip-Flops sind auf diesem Teil des Pfades sehr grenzwertig!
Magic Trail: der letzte Teil des Pfades im Norden führt über rote, sehr fruchtbare Erde
In Mittel- und Nordeuropa kennen wir die Birken mit ihren typisch weissen Baumrinden. Hier in der Karibik wächst die «Red Birch», die rote Birke. Sie ist leicht erkennbar an ihrer rötlichen Rinde, die sich papierstreifenartig ablöst und einen glatten, glänzenden Stamm zurücklässt. In der jetzigen Jahreszeit wechselt die Red Birch gerade ihr Laubwerk
An Stellen, wo kein Riff den Ozean in seine Schranken weist, (Stellenweise im Osten und im Süden) prallen die Wellen ungehindert auf die Ufer der Insel und schleifen unaufhaltsam Millimeter um Millimeter des harten Korallengesteines weg
Dort wo das Riff intakt ist und seine Schutzfunktion uneingeschränkt ausüben kann, bauen sich dahinter wunderschöne, kilometerlange Sandstrände auf. Hier der berühmte «Seven Mile Beach» an der Westküste nördlich von George Town
Einfach schön hier!
Auf der ganzen Insel, wirklich überall, sei es am Strand, in der Stadt, auf unserer Wanderung durch den Urwald, gibt es freilaufende, ausgewilderte Hühner – und natürlich ist auch immer ein stolzer Gockel (Hahn) dabei
Besuch in der für Grand Cayman wichtigen Turtle Farm. Hier werden Schildkröten aufgezogen, einerseits um sie zur Sicherstellung der Arterhaltung auszuwildern, andererseits aber auch für die Fleischproduktion zum Verzehr in den lokalen Restaurants. In Cayman ist der Konsum von Schildkrötenfleisch eine über 500 Jahre alte Tradition. Die Farm wurde ursprünglich für den Zweck gegründet, das erzeugte Fleisch als Nahrung an Schiffe zu verkaufen. Heute ist die Farm auch ein Zoo für Touristen und zeigt hautnah die lokale Tier- und Pflanzenwelt
«Smiley», das letzte gesichtete Krokodil auf Cayman. Wegen der vielen Schildkröten wurde die Insel zuerst «Las Tortugas» genannt. Der Englische Entdecker Sir Francis Drake fand dann 1586 in den Sumpflandschaften mehrere grosse Krokodile, und die Insel wurde neu Cayman (karibisches Wort für Krokodil) genannt. Das letzte Krokodil wurde in den späten 1950er Jahren geschossen, und seitdem galt das Reptil als ausgerottet. Im Dezember 2006 wurde aber ein knapp über 2 Meter langes Krokodil entdeckt, das im Ufergebiet der Nordküste im Meer schwamm. Um dieses Krokodil, Smiley, vor dem Erschiessungstod durch die verängstigte Bevölkerung zu retten, wurde es eingefangen und in die Turtle Farm gebracht. Ein DNA Gen-Test hat dann ergeben, dass es sich um einen Hybrid handelt: eine Kreuzung zwischen dem Amerikanischen Salzwasserkrokodil und dem Kubanischen Süsswasserkrokodil. Nun darf es hier sein weiteres Leben fristen – alleine, bis vielleicht erneut ein Exemplar in den Sümpfen gesichtet wird
Turtle Farm: Wunderschön und naturnah angelegtes Aquarium mit den grossen hier im Meer vorkommenden Tieren. Hier sehen wir gerade die Haifischfütterung. Ein Nurse Shark (Ammen Hai) erhält seine tägliche Ration Fisch aus der Hand des Wärters
Roter Ibis (Turtle Farm)
Papagei (Turtle Farm)
Anderes exotisches Wesen in der Fächerpalme (Turtle Farm) 😊
Viele Segler benutzen eine Drohne, um ihre Reise auch aus der Luft zu dokumentieren. So schafft sich auch Köbi ein solches Spielzeug an. Zuerst ein paar Probeflüge von Land aus, dann mutig vom schaukelnden und sich bewegenden Schiff. Es kommt wie es kommen muss: der erste Versuch vom Schiff endet im Wasser. «Kein Problem» denken wir. Die Drohne ist wassertauglich – gemäss Verkaufsbroschüre und Anwenderhandbuch kann man sogar im Wasser starten und landen. Genau deshalb haben wir dieses Modell gewählt! Unsere Überraschung dann: das Ding ist voller Wasser und da sich Elektronik und Salzwasser gar nicht gut mögen: kaputt!! Köbi ist bisher vergeblich daran, vom Hersteller einen Garantie Ersatz zu bekommen ☹☹
(Wen es interessiert: die Marke heisst: SwellPro und das Modell SPRY+ –> nicht kaufen!!)
Am 1. April (kein Scherz!) erhalten wir unsere 2. Pfizer Covid Schutzimpfung. Unglaublich! Wir kommen zur Impfstation, es hat eine lange Schlange, sicher fast eine Stunde Wartezeit. Ein Offizieller fragt uns, wie alt wir sind. Da wir beide die 60er überschritten haben, werden wir an der langen Schlange vorbei gewunken, direkt an die Impfstation für über 60-jährige Personen. 10 Minuten nach unserer Ankunft sind wir geimpft wieder draussen 😊 Wir sind froh, haben wir nun bereits die Impfung, denn sie wird uns in Zukunft das Einreisen in neue Länder einfacher machen
Vollmond um Mitternacht auf der Lupina
Köbi’s Geburtstag feiern wir bei einem ausgiebigen, exquisiten Nachtessen …
… und einem feinen Nespresso-Margarita zum Abschluss (hmm! Lecker! – fein aber sehr gefährlich 😉)
Noch einmal fahren wir, diesmal mit unserem eigenen Schiff, nach Stingray City (Kreis mit der Zielflagge auf der Karte). Wir verbringen die Nacht direkt hinter dem Riff mit seiner tosenden Brandung. Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Dinghi zur Sandbank und schwimmen mit den Stingrays (dort wie die Schiffe im Hintergrund ankern)
Unser Dinghi am Anker auf der Stingray City Sandbank. Ganz klein im Hintergrund grüsst die Lupina
Kaum haben wir unser Dinghi geankert, werden wir von den Stachelrochen begrüsst. Diese edlen Tiere schweben in Flugformation scheinbar mühelos nur ein paar Zentimeter über dem Meeresboden ohne dabei Sand aufzuwirbeln. Am Schwanz und über das Rückgrat haben sie giftige Stacheln, die sie zum Selbstschutz einsetzen. Solange man sie nicht bedrängt oder aus Versehen auf sie tritt, sind sie völlig harmlos. Wir sind total fasziniert und schwimmen fast 2 Stunden mit ihnen im Wasser
Rum Point (in der Nähe des Kreises mit dem roten Pfeil auf der Karte), ein sehr bekanntes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Jetzt nur an Wochenenden von den Einheimischen besucht, unter der Woche ist der Steg meist leer. Von hier aus gelangen wir mit dem Dinghi bequem ans Riff zum Schnorcheln
Beim Rum Point gibt es eine Bucht (hier die Einfahrt) die wegen ihrer Biolumineszenz sehr bekannt ist. Es gibt nur wenige weitere vergleichbare Plätze auf der Welt, wo dieses Phänomen der Biolumineszenz das ganze Jahr über sichtbar ist. Im Wasser schwebende Mikroorganismen, Plankton, sammeln tagsüber Sonnenenergie und leuchten in der Nacht mit einem blaugrünen Lichtschimmer, wenn das Wasser um sie herum bewegt wird
Wir Fahren mit unserem Dinghi bei Sonnenuntergang in die Bucht, lassen uns treiben und warten rund eine Stunde bei Sundowner und feinem Snack, bis es dunkel ist. Am intensivsten ist die Biolumineszenz angeblich etwa 3 Tage nach Vollmond. Wir stellen aber keinen grossen Unterschied fest, als wir auch bei Neumond noch einmal hinfahren. Es ist zauberhaft! Du streichst mit einem Finger durch das Wasser und ziehst einen langen, leuchtenden Schweif hinterher. Auch Fische, die sich unten im Wasser bewegen, erzeugen eine Lichtspur, die ihren Weg und ihre Position sofort verraten. Spannend! Leider ist unsere Kamera für solche Aufnahmen nicht eingerichtet, und wir können dieses Naturphänomen nur mit Worten beschreiben 😉
Lupina am Anker vor Kaibo Beach (Kreis mit dem roten Pfeil auf der Karte)
Zwischendurch wird auch immer etwas gewerkelt, so wie ihr es zu Hause ja wahrscheinlich auch macht. Pia schneidert hier mit den Plastikfenstern unseres alten Biminis (Dachverdeck) einen Regenschutz, den wir dann seitlich am neuen Bimini anbringen können, wenn es regnet. So bleibt künftig unser Cockpit auch bei seitlichen Winden trocken
Aus den Stoffteilen des alten Biminis zaubert unsere geübte Schneiderin einen Witterungsschutz für die verschiedenen Seile, die sonst ungeschützt am Mast baumeln. Der Skipper ist sehr zufrieden
Die Cayman Islands sind weltberühmt für ihre fantastische Korallen- und Rifflandschaft. Natürlich verbringen wir, vor allem Köbi, viel Zeit im Wasser, und lassen uns mit Tauchbrille und Schnorchel ausgerüstet im 27 Grad Celsius warmen Meer stundenlang von der Natur inspirieren
Riesige Fächerkorallen scheinen uns Schnorchlern langsam in der unaufhörlichen Strömung des Meeres zuzuwinken
Unter Wasser mit der GoPro Kamera beschäftigt und ruhig dahintreibend wird Köbi jäh durch aufgeregtes Schreien von Pia aufgeschreckt: «Hai!! Haiiiii!!». Köbi streckt den Kopf aus dem Wasser und sieht Pia’s heftiges Winken. Nicht dass sie Angst hat, nein! Es ist ihre Freude darüber, nun auch endlich selbst ein Exemplar in der freien Wildbahn entdeckt zu haben!! Und tatsächlich: direkt unter ihr duckt sich ein rund 2 Meter langer Nurse Shark in die Korallen. Zum Glück waren wir ein paar Tage vorher in der Turtle Farm und waren bereits mit dem Verhalten dieser Hai Art vertraut. Wir sind als Beute viel zu gross. Mit dieser Zuversicht im Hinterkopf nähern wir uns vorsichtig mit der Kamera und schiessen dieses schöne Bild

Grand Cayman ist eine gut überschaubare, sehr einfach zu bereisende Insel. Öffentliche Busse (rund 2.50 USD pro Fahrt), Mietauto, Schiff oder Füsse bringen einem in kurzer Zeit zum Reiseziel. Es gibt nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, aber das, was sie hat, ist wirklich schön und ein Besuch wert. Für Taucher und Schnorchler ist Grand Cayman eines der schönsten Reviere, die wir bisher besucht haben. Die beiden anderen Inseln der Gruppe, Cayman Brac und Little Cayman, segeln wir mit unserer Lupina nicht an. Die 70 Seemeilen ostwärts wären zwar eine gut machbare Strecke, aber für ein Schiffe mit unserem Tiefgang gibt es nur sehr wenige, eher schlecht geschützte Ankerplätze. Die Windverhältnisse erlauben es uns nicht – schade, wir wären gerne hingesegelt!

Wir verlegen nun am Montag wieder zurück zur Westküste an eine Boje vor George Town (pink farbiger Punkt auf der Karte), und bereiten uns auf die Weiterreise nach Panama vor. Sobald der Wind günstig ist (im Moment scheint es ab Donnerstag, 22. April, soweit zu sein), legen wir ab. Pia hat unseren nächsten YouTube Film bald fertig und wenn alles klappt, stellen wir ihn noch vor unserer Abfahrt ins Netz. Der Link dazu wird hier auf der Homepage unter Menu «Videos» zu sehen sein.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!