Wie es so ist, stellen wir bei der weiteren Zerlegung des Kühlers Schäden fest. Auch zerbricht die Dichtung am Motorblock. Wäre alles kein Problem, hätte ich das alles vorher gewusst. Dann wären die zusätzlich benötigten Teile nämlich im Koffer. Nun haben wir aber nichts dabei und müssen lokal für Lösungen sorgen. Noch am späten Nachmittag ruft mich der Mechaniker an und bittet mich, in seine Werkstatt zu kommen und mit ihm zusammen über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Ob es morgen mit dem Start zu neuen Segelabenteuern klappt, was wir auf den Inseln erleben und was das Wort LiFePO4 bedeutet? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.
Das erste europäische Schiff, das Neuseeland entdeckte, war der Holländer Abel Tasman im Jahre 1643. Er ist aber, wohl infolge eines Missverständnisses, ohne an Land zu gehen weiter gesegelt. Als die Maori das Schiff sahen, haben sie in ihre Hörner geblasen – Tasman tat es ihnen gleich und liess seinen Trompeter aufblasen. Falsch! Die Maori verstanden dies als feindlichen Besuch und schlugen Tasman und seine Crew durch wilde Drohungen in die Flucht. Erst über 100 Jahre später kamen 1769 die nächsten 2 Schiffe: der Engländer James Cook und der Franzose Jean de Surville. Keiner wusste vom anderen und sie trafen sich auf ihrer Expedition nicht. Was sie aber schlauer machten als ihr Vorgänger Abel Tasman: beide Schiffe hatten polynesische Übersetzer an Bord. Diese verstanden die Gebärden und Sprache der Maori und konnten die ersten Kontakte friedlich gestalten.
Neuseeland ist für Namensforscher ein Paradies, weil hier alles noch irgendwie relativ jung ist. Die ersten Einwanderer, die Maori, gaben den Inseln, den Häfen, den Bergen, den Flüssen einen Namen, der mit ihrer Gestalt, ihrem Zweck, ihren Erlebnissen etwas zu tun hatte. Die Namen wurden aber nur mündlich überliefert. Als die europäischen Entdecker kamen, fertigten diese sofort Karten an und gaben dem Gelände neue Bezeichnungen, da sie in den meisten Fällen die ursprüngliche Maori-Bezeichnung gar nicht kannten. Viele Bezeichnungen sind rein durch Zufall entstanden, so heisst etwa die Doubtless Bay so, weil bei der Vorbeifahrt von James Cook der Mann im Ausguck «doubtless a bay» – zweifellos eine Bucht – gerufen haben soll. Der Kartograph hat in der Folge die Bucht so beschriftet.
Im «Treaty of Waitangi» wurde am 6. Februar 1840 der noch heute gültige Vertrag zwischen Maori und Briten durch «Lieutenant-Governour» William Hobson, als Vertreter der britischen Krone, und 45 Chiefs der nördlichen Maori-Klans unterzeichnet. Dabei kam es zu einem, aus heutiger Sicht, wohl gewollten Missverständnis. Am Tag der Vertragsunterzeichnung lag das Dokument in 2 Sprachen vor: Englisch und Maori. Der Englische Missionar, Henry Williams, verantwortlich für die Übersetzung, hatte am Tag vor dem grossen Ereignis erkannt, dass die Chiefs den Vertrag nie unterzeichnen würden in der Englischen Form. Um den Tag zu retten und wohl auch um Unruhen zu verhindern, formulierte er die Maori Version leicht anders. In der englischen Version übertrugen die Maori Chiefs ihr Land mit allen Rechten und Hoheiten an die Krone. In der Maori Version wird der Krone aber die Regierung über das Land gewährt, was aber nicht gleichzusetzen ist mit Besitztum. Die Maori Chiefs glaubten also, dass das Land im Besitz ihrer spirituellen Vorfahren und Götter bleibt, und der Britische König über das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen Völker bestimmt.
Es ist Zeit, uns wieder um das Schiff zu kümmern. Ende April geht die Zyklon Zeit in Fiji zu Ende und die Segelsaison beginnt. Wir wollen nun zuerst alle angestauten Unterhaltsarbeiten durchführen. Es ist eine mittlerweile sehr lange Liste geworden. Den Koffer gefüllt mit Ersatzteilen haben wir ja wieder dabei – es will alles eingebaut werden. Der technisch begeisterte Leser und alle Segler können sich im nächsten Bericht sicher auf den einen oder anderen Leckerbissen freuen. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Fiji aufs Schiff!
Willkommen auf der Nordinsel von Neuseeland. Am 8. März setzen wir von Picton auf der Südinsel mit der Fähre nach Wellington über. Diesmal ist die Fähre nicht ausgebucht, man merkt deutlich, dass die Hauptreisezeit sich zu Ende neigt. Auch eine Unterkunft in Wellington zu finden bereitet keine Probleme. Wir machen es uns eh einfach und buchen gleich wieder die selbe Airbnb Unterkunft wie bei der Reise in den Süden.
Eine Reform der Bezirkseinteilung im Jahre 1989 führte zur seltsamsten Revolution Neuseelands. Ohne Rücksprache mit der Bevölkerung wurde das Gebiet von Whangamomona (kurz Whanga) dem Bezirk Manawatu-Whanganui zugeordnet. Die Siedler waren darüber zu Recht erzürnt, und sie wollten nicht, dass ihnen die Bürokraten in der Regierung sagten, was sie tun sollten. Trotz heftiger Einwände sollten diese Einheimischen nun offenbar ihren Bezirk wechseln müssen. Die Anzeichen eines Aufstands schossen wie Pilze aus dem Boden, und es gab viele Mittel und Wege, sich dagegen aufzulehnen.
Drei führende Whanga-Bürger beklagten eines Nachmittags im trüben Licht der Bar im Whanga Hotel die Notlage – ein Bauer, ein Garagenbesitzer und der Wirt. Mitfühlend hörte Stratfords Bürgermeister zu. Fast leichtfertig schlug dieser dann vor, dass sie sich auflehnen könnten, indem sie sich von Neuseeland lossagten und ihre eigene Whangamomona-Republik gründeten. Bei ein paar weiteren Bieren entwickelte sich das Konzept und heimlich wurden Pläne für die formelle Abspaltung und Geburt des neuen Staates ausgeheckt. Die Nachricht vom bevorstehenden Aufstand erregte die Aufmerksamkeit nationaler und internationaler Medien und veranlasste Fernsehteams, das Dorf zu besuchen.
Am 1. November 1989 riefen die von der Regierung übergangenen Bürger eine unabhängige Republik aus und wählten einen einheimischen Bauern zum Präsidenten. Zu seinen Stellvertretern zählten ein Pudel und Billy, der Ziegenbock. Billy wurde allerdings später angeklagt, weil er die paar wenigen gegnerischen Stimmzettel aufgefressen hatte.
Vom Cape Reinga machen auch wir uns auf zu einer längeren Reise. Nur führt diese uns nicht mehr weiter nach Norden, sondern wieder nach Süden, zurück in Richtung Auckland. Wir schreiben heute den 24. März 2024. Es bleiben uns noch rund 2 Wochen, um für die rund 38 Kilo schwere Rettungsinsel im Kofferraum unseres Mietautos ein Schiff zu finden, das uns das Teil nach Fiji bringt. In Auckland haben wir noch weiteres Material für unsere Lupina bestellt, und hoffen, dass es rechtzeitig abholbereit ist. Ob das alles klappt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Auckland!
In unserem letzten Bericht haben wir euch geschildert, dass uns (also eigentlich Pia) das Goldfieber gepackt hat und wir uns in Arrowtown (berüchtigte Goldgräberstadt in der Nähe von Queenstown) und Umgebung auf die Suche machen. Wir treffen dabei auf viele andere Kollegen, die mit Schaufel und Waschpfanne das ersehnte gelbe Metall den Flüssen zu entlocken suchen. Aber so fest wir (also eben Pia) uns anstrengen – es ist vergebens.
Am 8. März haben wir die Fähre von Picton nach Wellington gebucht. 6 Wochen Südinsel Neuseeland liegen hinter uns. Wir haben auf unserem Weg spannende, freundliche, interessante und fröhliche Menschen kennen gelernt. Nicht so spontan und unbeschwert wie die Polynesier, aber ein guter Mix zwischen europäischer und polynesischer Mentalität. Die Natur, die uns die Insel offenbart hat, liegt in vielen Bereichen recht nahe bei dem, was wir aus der Heimat kennen, mit dem wesentlichen Unterschied, dass einfach viel weniger davon besiedelt ist. Und das ist herrlich!
Nun geht es weiter auf der Nordinsel. Es bleibt uns noch genau ein Monat, um diesen Teil Neuseelands zu erkunden, restliches Material für unsere Lupina zu organisieren, Treffen mit Freunden zu koordinieren und dann unsere neu zertifizierte Rettungsinsel irgendwie nach Fiji zu verfrachten. Wie uns das alles gelingt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen auf die Nordinsel!
Etwas nördlich von Queenstown liegt Arrowtown. Die Fahrt dorthin bringt uns etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Geologisch gesehen gehört Neuseeland zu den jüngsten Landflächen der Erde. Kulturgeschichtlich betrachtet ist es das Land, das als letztes von Menschen besiedelt und gestaltet wurde. Aus europäischer Sicht liegt Neuseeland am anderen Ende der Welt. So erklärt es sich, dass die im südlichen Pazifik liegenden Inseln, die heute den Staat Neuseeland ausmachen, erst Mitte des 17. Jahrhunderts Aufmerksamkeit bekamen. Es wurde zwar bereits im Dezember 1642 erstmals durch einen Europäer, den holländischen Seefahrer Abel J. Tasman, entdeckt. Es sollten aber 127 Jahre vergehen, bis Europäer dem Land intensivere Aufmerksamkeit schenkten. Diesmal war es der bekannte James Cook, der bei seiner Expedition in den Jahren 1769 und 1770 beide Hauptinseln umrundet hat und in seinen Aufzeichnungen festhielt, dass er Neuseeland für ein hervorragendes Siedlungsgebiet hält. Reich an fruchtbarem Land, auf dem europäische Pflanzenkulturen bestens gedeihen würden, zeichnete er ein überaus positives Bild, in dem er auch von den Maori (den Ureinwohnern auf den Inseln, die ab dem 13. Jahrhundert sporadisch mit ihren Kanus hier landeten) keine Gefahr ausgehen sah.
Angeregt durch Cooks positiven Berichte und von der Hoffnung getragen, gute Geschäfte machen zu können, stieg das Interesse an Neuseeland ab Anfang 1790 rapide. War es anfänglich Handel mit Flachs und Holz, welches Europäer anzog, folgten bald Wal- und Robbenfänger, die hier Wale und Robben in grossen Mengen vorfanden. Zu den Händlern und Walfängern gesellten sich sehr bald auch Abenteurer, Schmuggler und Schnapshändler. Selbst entflohene Sträflinge der britischen Kolonie von Australien und Deserteure von Schiffen versuchten ihr Glück in dem aufstrebenden Ort. Als 1861 auf der Südinsel Gold gefunden wurde begann eine regelrechte Invasion, binnen weniger Monate kamen mehr als 10’000 Goldsucher ins Land.
Ob wir auch Gold finden und was wir auf der Weiterreise auf der Südinsel erleben, das erfährst du im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen in die Goldgrube!
Wir haben ja unsere Rettungsinsel dabei, die wir in Bluff, einer Kleinstadt ganz im Süden von Neuseeland, überholen und neu zertifizieren lassen wollen. Den Termin haben wir schon früher auf den 9. Februar vereinbart. Also haben wir fast 2 Wochen Zeit für die Strecke von Picton nach Bluff. Nicht viel, aber es reicht für eine gemütliche Fahrt der Ostküste der Südinsel entlang.
An dieser Stelle ein Wort zur Geologie von Neuseeland: Neuseeland liegt im Spannungsfeld zweier großer tektonischen Erdplatten, der australischen und der pazifischen Platte. Letztere schiebt sich im Bereich der Nordinsel langsam unter die Australische Platte und auf der Südinsel verlaufen ihre Bewegungen gegeneinander versetzt. Die Folgen sind häufige Erdbeben, Verwerfungen und vulkanische Aktivitäten an den Bruchstellen. Neuseeland liegt damit auf dem «Pazifischen Feuerring», einem den Pazifischen Ozean umschließenden vulkanisch aktiven Gürtel und gehört zu den Ländern mit der höchsten Anzahl von Erdbeben (Quelle: Wikipedia)
Die Menschengeschichte Neuseelands ist noch sehr jung. Die ersten Menschen betraten das Land um 900 nach Christus betraten und erst ab dem 14. Jahrhundert setzte eine gezielte Besiedelung ein durch Polynesier (Maori), die mit ihren Auslegerkanus hier landeten. Im 18. Jahrhundert trafen dann die ersten Europäer ein, vor allem Engländer, Spanier und Franzosen. Weil das Land so weit weg von der Heimat lag, war das Interesse an Neuseeland anfänglich gering. Doch als 1831 ein französisches Kriegsschiff in Neuseeland anlegte, kam das Gerücht auf, Frankreich wolle mit dem Besuch seine Ambitionen an eine Annexion des Landes unterstreichen. Interesse und Ehrgeiz Englands waren geweckt. Dazu kam, dass es unter den Maori kriegerische Auseinandersetzungen gab, sowie Konflikte zwischen den Maori und den europäischen weissen Siedlern. Missionare und Maori baten die Krone um Hilfe.
1833 wurde James Busby vom britisches Kolonialamt nach Neuseeland geschickt, um die Konflikte zu befrieden und um britische Präsenz zu zeigen. Busby hatte keine wirkliche Macht, und keine Soldaten, die ihm im Notfall zur Hilfe eilen konnten, wurde aber von den Maori weitgehend respektiert, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Im «Vertrag von Waitangi», der am 6. Februar 1840 von einem britischen Vertreter der Krone und allen Maori Stammesführern unterzeichnet wurde, regelte man das künftige Zusammenleben. Dabei gab es ein Missverständnis: Im Weltverständnis der Maori gehört das Land allen. Sie waren der Meinung, mit ihrer Unterschrift geben sie die Zustimmung, dass die Engländer das Land ebenfalls benützen dürfen. Im englischen Original des Vertrages übergaben die Maori mit ihrer Unterschrift aber das Land und sich selber an die Krone. Die Maori hatten sich auf eine falsche Übersetzung des Vertrages und irreführende Informationen von Missionaren verlassen.
«The Treaty», wie die Neuseeländer den Vertrag häufig bezeichnen, machte Neuseeland zu einer britischen Kolonie und stellt den Anfang moderner Staatlichkeit Neuseelands dar. Der Treaty of Waitangi ist nach wie vor anwendbares Recht. Bis heute gibt es Rechtsfragen und konkrete Fälle, in denen der Vertrag unterschiedlich interpretiert wird. Heute regelt das 1975 gegründete Waitangi Tribunal solche Streitfragen. Maori können Ansprüche aus dem Vertrag vor diesem Tribunal geltend machen. 2008 unterzeichneten die Regierung Neuseelands und Vertreter von sieben Maori-Stämmen eine Übereinkunft, welche die Regierung verpflichtet, rund 243 Millionen Euro Entschädigung für Verletzungen des Treaty of Waitangi zu zahlen.
Was bei der Inspektion der Rettungsinsel herausgekommen ist und wie unsere Reise durch Neuseeland weiter geht, das erfährst du im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend – folge den Lupinchen im Windschatten!
Kia ora!! – oder „hallo“ auf neuseeländisch. Hiermit ist unsere Schreibpause beendet, und wir nehmen dich mit auf eine Landreise durch Neuseeland, die bis Anfang April dauern wird. Viel Vergnügen beim Mitreisen.
Wir wurden oft gefragt, wie wir uns fühlen, wenn wir nun wieder abreisen und unsere Familien und Freunde zurücklassen müssen. Nun, natürlich fällt uns der Abschied jeweils nicht einfach. Wir wissen, dass es mehrere Monate, ja vielleicht sogar mehr als ein Jahr dauern kann, bis wir sie wieder sehen werden. Eine lange Zeit! Besonders unsere Grosskinder fehlen uns sehr. Sie werden sich in dieser Zeit rasch weiter entwickeln – eine sehr interessante Zeit, die wir verpassen werden. Aber wir sind beides Menschen, die nach vorne schauen, uns freuen an dem, was auf uns zukommt. Wir verweilen keine Zeit, dem nachzutrauern, was wir vielleicht verpassen. So freuen wir uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit der Heimat und den Menschen dort. Nun aber sind wir gespannt auf Neuseeland und dann weitere Abenteuer mit der Lupina, die zur Zeit sicher in Fiji die Zyklon Zeit verbringt.
Wir haben uns fürs Mieten eines Kombis entschieden. Im Notfall könnten wir darin schlafen (im Januar/Februar herrscht Hochsaison in Neuseeland, es könnte knapp werden mit der Unterkunft). Die Alternative wäre ein Camper gewesen. Diese sind aber in der Hochsaison extrem teuer (CHF 150 oder mehr pro Tag) und zum Reisen nicht so flexibel wie ein Personenwagen. Würden wir Neuseeland länger als 3 Monate bereisen, hätten wir ein Auto gekauft. Das Einlösen für Ausländer ist hier kein Problem. Auch für das Wiederverkaufen gibt es viele brauchbare Online-Plattformen, die recht gut funktionieren.
Die Rettungsinsel kann lebenswichtig sein. Deshalb ist es wichtig, dass sie regelmässig nach Wartungsplan gepflegt wird. Die Wartung unserer SEAGO Rettungsinsel steht an. In ganz Polynesien haben wir keine zertifizierte Service Stelle für unsere Rettungsinsel gefunden. Eine Rückfrage beim Hersteller hat ergeben, dass es ganz im Süden der Südinsel von Neuseeland einen Vertreter gibt, der unsere Insel warten darf. Deshalb sind wir nach unserer Ankunft in Auckland zügig nach Norden bis Opua gefahren, haben die Rettungsinsel dort von der SY Diva abgeholt, und fahren jetzt damit nach Bluff, ganz im Süden von Neuseeland.
Am 26. Januar 2024, frühmorgens um 7:15 Uhr, verladen wir unser Auto auf die Fähre, die uns in 3.5-stündiger Fahrt von der Nordinsel auf die Südinsel bringt. Was wir dort erleben folgt im nächsten Bericht. Wenn du willst, kannst du über den folgenden Link die aktuelle Position sehen: https://www.polarsteps.com/PiaundKobiBremKoch/10138377-new-zealand-tour.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Wir liegen in der Vuda Marina, sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Alle Arbeiten, die wir im Wasser durchführen wollten, sind erledigt: Dinghi auf Deck festgebunden, defekter Drucksensor des Wassermachers ersetzt und System erfolgreich getestet, nicht benötigtes Tauwerk unter Deck verstaut, Backs-Kisten ausgemistet, mit Frischwasser gespült und wieder ordentlich eingeräumt. Während sich das Schiff aussen immer mehr leert, wird der Schiffsbauch immer voller. Pia holt schon früh unsere Koffer hervor und verstaut darin die Sachen, die wir nach Hause nehmen wollen. Anspruchsvoll erweist sich die Suche nach guten Handwerkern, die während unseres Aufenthaltes zum Teil schon länger anstehende Reparatur- und Wartungsarbeiten durchführen sollen: Rigger, Motormechaniker, Segelmacher, Elektriker, Schlosser, Bootsbauer – viele bezeichnen sich als solche, aber nur wenige können es wirklich. Wir verlassen uns da meist auf Mund zu Mund Propaganda oder versuchen im persönlichen Gespräch herauszufinden, ob der Mann einen kompetenten Eindruck macht, oder nicht.
In der Marina selber herrscht reges Treiben. Immer noch kehren Segler zurück zu ihrem Schiff, das sie zu Covid Zeiten in den Zyklon sicheren Gruben zurückgelassen haben. Es ist jetzt höchste Zeit, wenn man noch nach Norden oder Süden aus dem Zyklon Gebiet heraus segeln will. Während die einen ihr sicheres Plätzchen verlassen, kommen andere wie wir und nehmen die noch wenig leeren Zyklon Gruben in Anspruch. Der Lift, der die Boote ins Wasser bringt oder zu den Gruben fährt, hat jetzt viel zu tun. Die Mitarbeiter der Marina leisten tolle Arbeit. Wir können es da etwas ruhiger angehen und geniessen noch ein paar arbeitsarme Tage, bis dann die Lupina ausgewassert wird.
Lupina verbringt nun gut gesichert Ferien auf Fiji und wir werden bis Mitte Januar in der Schweiz bleiben. Danach geht’s wieder zurück in die Südsee. Zuerst werden wir rund 3 Monate Neuseeland zu Lande bereisen und fliegen dann im April zurück zur Lupina. Bis dann macht der Schreiberling auch Pause und meldet sich wieder von Neuseeland. Euch treuen Lesern wünschen wir besinnliche Festtage, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten, energievollen Rutsch ins neue Jahr.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Am Montag, 2. Oktober 2023, haben wir Nelly zum Flughafen von Nadi begleitet und sie verabschiedet. Jetzt ist die Pause für den Schreiberling zu Ende und ich muss wieder in die Tasten greifen. Ich beginne mit etwas, was wir bisher unterlassen haben, nämlich etwas Information über den faszinierenden Archipel von Fiji.
Fiji (auf Deutsch oft auch Fidschi geschrieben) ist ein Archipel von über 300 Inseln – angefangen von kleinen Korallen-Atollen bis hin zu grossen vulkanischen Inseln. Nur etwa 100 dieser Inseln sind bewohnt, während der Rest für Fischer als Stützpunkt dient oder für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Die beiden Hauptinseln heissen Viti Levu (meist einfach Fiji genannt) und Vanua Levu. Die internationale Datumsgrenze verläuft durch den östlichen Bereich von Vanua Levu und wer, wie wir in diesem Bereich herumsegelt, der hüpft immer wieder hin und her zwischen gestern und heute. Die Menschen hier pflegen den traditionellen Lebensstil mit Stolz und Ehre. Unbedachte Verhaltensweisen von Seglern haben in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Ärgernissen geführt, weshalb es heute sehr strikte Auflagen und eine strenge Kontrolle bei der Vergabe von Cruising-Genehmigungen gibt.
Fidji wurde rund 5’000 v. Chr. zuerst von den aus Südostasien kommenden Melanesiern besiedelt, und um 1’500 v. Chr. kamen Polynesier aus dem Osten dazu. Lange war es für die Europäischen Entdecker wegen der unberechenbaren, gefährlichen Riffe ein gemiedenes Gebiet. Erst im frühen 19. Jahrhundert begannen nebst Missionaren und Spekulanten Europäische Händler auf ihrer Suche nach Sandelholz die Inseln zu besiedeln. Um dem Missbrauch durch Fremde (diese hetzten die sonst friedlichen Einwohner gegeneinander auf) Einhalt zu gebieten, entschieden sich die Chiefs der Inseln schliesslich dazu, sich unter den Schutz Grossbritanniens zu stellen. 1874 wurde Fiji britische Kronkolonie. Aufgrund mangelnder Arbeitskräfte holten die Briten in den folgenden Jahrzehnten indische Arbeiter nach Fiji, die auf den Zuckerrohrplantagen wertvolle Dienste leisteten.
Nach 2 Tagen im Norden drehen wir um und segeln wieder gegen Süden. Schon bei der Vorbeifahrt haben wir eine schöne Bucht mit einem Dorf gesehen. Malakati auf der Insel Nacula. Kaum haben wir in der breiten, flachen Bucht den Anker eingefahren, werden wir vom Schiff Sybo angefunkt. Sybille und Bo (deshalb der Schiffname) verfolgen uns schon länger im Blog und haben uns erstmals in Suva getroffen. Sie haben uns im Schiffstracking System (AIS) gesehen und teilen uns mit, dass sie auch in die Bucht von Malakati kommen. Wir freuen uns riesig, das sympathische deutsch-dänische Seglerpaar wieder zu sehen.
Am nächsten Tag heben wir frühmorgens den Anker und nehmen die rund 46 Seemeilen zurück in die Vuda Marina unter den Kiel. Der Wind ist uns gut gesinnt und auch die Sonne hilft uns, einen sicheren Weg durch die verschiedenen Riffe zu finden. Es ist der 18. Oktober, wir sind gut im Zeitplan für unsere nächste grosse Fahrt nach Neuseeland. Das Essen für unterwegs liegt bereits vorgekocht im Tiefkühler. Neuseeland ist sehr streng was die Einfuhr von Lebensmitteln anbelangt. Deshalb haben wir begonnen, unsere Vorräte aufzubrauchen. Wir wollen nichts an Bord haben, das uns beim Einklarieren Probleme machen könnte. Kopfschmerzen bereitet uns aber das Unterwasserschiff. Unser Antifouling ist schon alt und nicht mehr das Beste. Wir kriegen es kaum noch sauber. Auch in diesem Punkt ist Neuseeland sehr streng. In den Richtlinien wird verlangt, dass es absolut frei sein muss von Lebewesen und Bewuchs, so dass keine invasiven Arten eingeschleppt werden. Es wird empfohlen, das Schiff vor der Abreise nach Neuseeland auszuwassern und mit Hochdruckreiniger zu waschen.
Jetzt sind wir bereit für Neuseeland. Es fehlt nur noch das günstige Wetterfenster. Über Vanuatu zieht gerade der erste Zyklon auf, und bei Neuseeland dominieren starke Winde und hohe Wellen. Es vergeht ein Tag nach dem anderen. Obwohl wir intensiv die Wetterkarten konsultieren – es wird nicht besser. Im Gegenteil! Das Wetter um Neuseeland wird immer schlechter und es zeichnet sich ab, dass sich dort ein Tief festsetzen wird. Langsam läuft uns die Zeit davon. Wir möchten gegen Mitte November in die Schweiz reisen und die Festtage mit unseren Familien verbringen. Unter Zeitdruck nach Neuseeland zu segeln, das müssen wir vermeiden. Irgendeinmal meint Pia, wir könnten ja mal die Marina fragen, ob sie noch einen «Pit» (Zyklon-Grube) hätten für unser Schiff. Machen wir – und haben Glück: es hat genau noch 2 Plätze frei! Wir überlegen nicht lange und packen die Gelegenheit beim Schopf: wir segeln NICHT nach Neuseeland – wassern das Schiff hier auf Fiji aus und fliegen von hier in die Schweiz.
Jetzt heisst es: umplanen. Wir wollten einige Unterhaltsarbeiten in Neuseeland erledigen lassen. Ich habe mich schon auf erfahrene Facharbeiter gefreut. Nun heisst es, die Arbeiten, die anstehen, hier zu organisieren oder selber zu machen. Zum Glück können uns die Marina und andere Segler gute Tipps geben. Einer der Tipps betrifft den Schutz des Schiffes vor der brutalen Sonne. Am Anker bewegt sich das Schiff dauernd, an Land aber nicht. Die Sonne brennt da gnadenlos immer auf dieselben Stellen. Es braucht einen zusätzlichen Sonnenschutz um das Teak-Deck und heikle Schiffsaufbauten einigermassen zu schützen.
Am 3. November wird die Lupina ausgewassert und in eine Zyklon Grube gestellt. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Flüge reservieren, Service an Wassermacher und Motor, Generator wieder zum Laufen bringen, Segel runternehmen und inspizieren, und, und, und …
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Pia und Köbi wollen mir noch mehr zeigen, die Weiterreise ruft. Also heisst es am 18. September: Anker hoch! Bei Ebbe schlüpfen wir durch den engen Pass ins offene Meer. Wir sind unterwegs zur Insel Matuku, etwa 120 Seemeilen, bei gutem, achterlichem Wind. Meine zweite Nachtfahrt steht an. Die Wellen werden immer höher, über drei Meter, und die Lupina rollt mit im Mittel fünf Knoten durch die Nacht. Das Rollen begeistert mich gar nicht, Schräglage ist mir sympathischer. Der Anker fällt nach 21 Stunden in einer sehr windigen Bucht mit vielen Korallenköpfen. Beim Navigieren ist grosse Vorsicht angesagt. Ob der Anker hält mit Fall Böen bis zu 35 Knoten? Er hält….
Wieder ist eine Sevusevu Zeremonie fällig. Diesmal ist sie kurz und bündig: der Dorf Chief ist abwesend, sein Sohn und ein Sprecher übernehmen diese Rolle und erlauben uns, die Insel zu erkunden. Viele Blumen und kleine Gärten schmücken dieses am Hang liegende Dorf. Auf einem betonierten Weg steigen wir zur Schule auf, da können wir für 40 Rappen eine Stunde lang vom Internet profitieren. Die Schüler sitzen in verschiedenen Klassenzimmern und schauen neugierig, wer da vorbeizieht. Ein Junge bringt uns auf Geheiss seiner Lehrerin freundlicherweise drei Stühle. Um 12 Uhr ertönen zwölf Schläge, von einem Knaben auf der Holztrommel geschlagen. Ruhig und diszipliniert strömen die Schüler aus den Klassenräumen. Einige gehen nach Hause, andere geniessen den Lunch vor Ort.
Nach einem Spaziergang über einen kleinen, holprigen Waldweg zum nächsten Dorf, geht es dem Strand entlang zurück zum Dinghi und dann auf die Lupina.
Trotz klarem Wasser und farbigen Korallenbänken in der Nähe schaffe ich es nicht, ins Wasser zu hüpfen. Der Wind bläst mir zu stark. «Beim nächsten Ankerplatz», sage ich mir. Aber es soll anders kommen. Die Wetterdaten zeigen für die nächsten Tage stark zunehmenden Wind. Die gemeinsame Entscheidung fällt, bereits am nächsten Tag zur Insel Kadavu aufzubrechen.
Der Abschied am nächsten Tag fällt uns leicht. Noch mehr Wind und schlechtes Wetter drohen. Jetzt noch ist die Lage günstig und wir haben Glück, die Sicht ist noch gut. Köbi manövriert uns sicher durch den Pass.
Die zunehmend schlechtere Sicht macht eine Durchfahrt durch einen der Pässe auf Kadavu zu gefährlich. Noch in der Nacht entscheiden wir uns, nach Norden abzudrehen und bis Suva, dem Hauptort von Fiji, zu segeln. Nach 24 Stunden ruppiger Fahrt fällt der Anker in der weiten, offenen, aber gut geschützten Bucht von Suva. Welch ein Unterschied, jetzt zwischen Fracht- und Fischerflotten zu ankern.
Der Himmel bleibt den ganzen Tag grau und verhangen. Immer wieder zieht Regen über uns durch. In den nächsten Tagen bleibt das Wetter wechselhaft. Unsere Landgänge bleiben kurz, immer aber führt der Rückweg durch die Bar des Royal Suva Yacht Clubs, wo Köbi ein Mitglied werden muss, damit wir den Dinghi Steg nutzen dürfen.
Zwischen zwei Regengüssen flüchten wir ins Mac Donalds nebenan. Wir besichtigen noch eine katholische Kirche (wo gerade wunderschöne Gesänge von einer jungen Musiker Crew auf Tonband gebracht werden), dann ist unsere Motivation durchgenässt und wir kehren zur Lupina zurück. Natürlich will Köbi auf dem Weg dorthin in seine Royal Suva Yacht Club Bar.
Schon sind die fünf Wochen vorbei, es heisst Abschied nehmen von Pia, Köbi und Lupina. Es war eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Einsame Buchten, Naturwunder, hübsche Dörfer und sehr freundliche Bewohner haben mein Herz und Auge erfreut. Wind und Wellen, Schräglage und rollige Fahrten tagsüber mag ich ganz gern. Nachtfahrten hingegen sind definitiv nicht mein Ding.
Von Herzen DANKE für diese schöne Zeit mit euch. Es war eine einmalige Gelegenheit, diese entfernte Gegend zu erkunden. Geduldig habt ihr immer meine Fragen beantwortet, ins Dinghi rein und raus geholfen und vieles mehr.
Wie immer werde ich euch im Kielwasser folgen und kann mir jetzt auch besser vorstellen, wie es sich in gewissen Situationen anfühlt.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!