Zurück in Fiji auf dem Schiff

Genau zur flugplanmässigen Zeit hebt am 8. April frühmorgens unsere Maschine in Auckland ab. Knapp 3 Stunden später erreichen wir schon die Küste von Fiji.
Wir deponieren unser Gepäck in der Kabine, die wir von der Marina für die ersten Tage gemietet haben, und statten sofort unserer Lupina einen Besuch ab. Sie steht noch genau so da, wie wir sie verlassen haben. Das grüne Baunetz, das wir zum Schutz gegen die gleissende Sonne über das Deck gespannt haben, ist noch völlig intakt und hat seinen Zweck hervorragend erfüllt.
Im Cockpit finden wir unsere 3 Segel vor, die wir vor unserer Abreise im November 2023 dem lokalen Segelmacher zur Inspektion und Reparatur übergeben hatten. Wie abgemacht hat uns die äusserst zuverlässige Firma die Segel nach Erledigung der Arbeit ins Cockpit gelegt.
Das Innere der Lupina finden wir in perfektem Zustand vor. Obwohl wir kein Entfeuchtungsgerät installiert hatten, ist kein Anzeichen von Schimmelbildung erkennbar. Wir sind total happy – diese Zyklon Saison war eher trocken. Viele Segler sind positiv überrascht und nur wenige finden ein verschimmeltes Schiff vor. Es hat sich wieder einmal bewährt, dass wir alle Kästen und geschlossenen Räume geöffnet und so für eine gute Luftzirkulation gesorgt haben.
Werkzeug und Ersatzteile erinnern uns daran, dass viel Arbeit wartet.
Oh Schreck! Wir finden an mehreren Orten Mäuse-Kegel (Kot). Wir hatten von Ratten gehört und alle grösseren Öffnungen am Schiff verschlossen. Trotzdem muss ein oder mehrere dieser Viecher ins Schiff gekommen sein? Mäuse sind etwa das Schlimmste, was man an Bord haben kann. Sie nagen an den Elektrokabeln und können teure Schäden verursachen. Entwarnung kommt von unserer Schiffsnachbarin. Sie erklärt uns, dass diese Häufchen nicht von Mäusen stammen, sondern von Geckos – die kleinen Echsen, die sich von Insekten ernähren. Diese haben wir natürlich viiiiel lieber als Mäuse.
Der Nachmittag ist schnell vorbei und wir lassen den Tag mit einem Sundowner in der Boat Shed Bar ausklingen.
Am nächsten Morgen schleppen wir unseren schweren Ersatzteil-Koffer aufs Schiff …
… und verteilen sie nach Sparte sortiert auf dem Schiff. Hier Teile für den Motor.
Heute kommt, wie schon bei der Abreise vereinbart, der Motor-Mechaniker an Bord. Zu meinem Erstaunen beginnt er nicht mit der Montage der mitgebrachten Teile, sondern zerlegt den Motor noch weiter. Offenbar ein kleines, aber nicht unerhebliches Missverständnis.
Ich war der Meinung, die Dichtungen der Kühler können direkt am Motor gewechselt werden, was aber bei den engen Räumen unmöglich ist. Hätte ich das gewusst, dann hätten wir den Ausbau des Kühlaggregates (im Bild bereits abgebaut) schon im November vornehmen können.

Wie es so ist, stellen wir bei der weiteren Zerlegung des Kühlers Schäden fest. Auch zerbricht die Dichtung am Motorblock. Wäre alles kein Problem, hätte ich das alles vorher gewusst. Dann wären die zusätzlich benötigten Teile nämlich im Koffer. Nun haben wir aber nichts dabei und müssen lokal für Lösungen sorgen. Noch am späten Nachmittag ruft mich der Mechaniker an und bittet mich, in seine Werkstatt zu kommen und mit ihm zusammen über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Mit dem Taxi fahre ich fast eine Stunde lang zur Werkstatt des Mechanikers (Bild). Zum Glück bin ich schon viel gereist und weiss mittlerweile, dass in solchen «Werkstätten» oftmals bessere Arbeit geleistet wird als in auf Hochglanz polierten Prunkbauten. So ist es auch in unserem Fall. Der Mechaniker arbeitet sehr zuverlässig, gewissenhaft und kompetent. Er zeigt und erklärt mir die gefundenen Problemstellen und analysiert mit mir die Reparaturmöglichkeiten.
Wärmetauscher Motor (wo das Meerwasser das Kühlwasser des Motors kühlt). Er weist an den Dichtflächen grössere Korrosion Stellen auf. Diese können mit Metallfüller repariert werden.
Kühlereinsatz. Das Salzwasser fliesst durch das Bündel aus kleinen Röhrchen und kühlt das Motorwasser, welches aussen herum fliesst. Weil an den Dichtstellen Salzwasser mit dem Kühlwasser des Motors in Kontakt kam, gibt es auch hier massive Korrosionsschäden. Wir beschliessen eine gründliche Reinigung, Drucktest (die Röhrchen müssen dicht sein) und Nacharbeit der Dichtfläche.
Zurück in der Marina beim obligaten Sundowner
Nach ein paar Tagen ist die Lupina soweit bereit, um aus der Zyklon-Grube gehoben zu werden. Sie kommt nun auf Stelzen, so dass das Antifouling erneuert werden kann.
Kaum ist Lupina am neuen Ort parkiert, kommt Ritesh, unser Motor-Mechaniker, mit den revidierten Kühlerteilen und beginnt mit dem Zusammenbau des Motors.
Den Wärmetauscher für das Hydrauliköl habe ich neu aus der Schweiz mitgebracht.
Das Kühlsystem (Wasserkühler Motor / Ladeluftkühler / Ölkühler) ist eingebaut und auch Turbolader mit Abgaskrümmer (silbriges Teil, neu) sind wieder an ihrem Platz.
Wir machen einen Testlauf. Alles, was ersetzt oder repariert wurde, ist dicht. Aber wir stellen eine Leckage am Auspuff fest. Offenbar hat während der rund 6-monatigen Liegezeit Restwasser im Auspuff für ein grosses Korrosionsloch (gelber Pfeil) in der Endkappe gesorgt. Durch Reparaturschweissen kann sie provisorisch repariert werden, aber da muss ich für Ersatz sorgen.
Als nächstes geht es an die Seeventile. Wir haben uns entschieden, die am schwierigsten zugänglichen Seeventile vorsorglich durch die Werft ersetzen zu lassen. Seeventile sind sicherheitsrelevant. Bricht eines auf offenem Ozean könnte das im schlimmsten Fall zum Sinken des Schiffes führen. Das Bild zeigt 2 der insgesamt 4 ersetzten Ventile. Sie zeigen Spuren von Korrosion, sind aber sonst noch in gutem Zustand.
Die neuen Seeventile sind aus Kunststoff und versprechen ewige Lebensdauer.
Die alten Borddurchlässe der Seeventile werden von aussen mit der Trennscheibe abgeflext und dann das Loch für die etwas grösseren Teile leicht vergrössert (Bild)
Mit einem Spezialkleber wird der neue Borddurchlass fest in die Bordwand eingeklebt.
2 der 4 neuen Borddurchlässe.
Das Ruder hat an der hinteren Kante leichte Schäden abgekriegt. Diese werden mit Epoxi repariert.
Unser Wellenlager ist verschlissen. Das wurde uns durch grössere Vibrationen bei Motorbetrieb angedeutet und nun durch eine Spielmessung bestätigt. Das Lager muss ersetzt werden.
Für den Austausch des Wellenlagers (mit Pfeil markiert) muss in einem ersten Schritt der Propeller entfernt werden. Damit man dann mit einem Werkzeug die Lagerbüchse aus dem Rumpf ziehen kann, wird ein Teil des Glasfaser verstärkten Kunststoffes (GFK) mit einer Metallsäge entfernt.
Propeller ist mit einer Abzugsvorrichtung abgebaut und die Lagerbüchse am Anfang freigelegt. Wir versuchen nun zuerst mit Rohrzange, dann mit dem Aufschrauben einer Abzugsvorrichtung die Büchse aus ihrem Sitz zu lösen. Es gelingt uns auch mit viel Schweiss und Beschwörung nicht, die Büchse auch nur ansatzweise zu bewegen. Sie sitzt bombenfest.
Die letzte Möglichkeit, die uns bleibt, ist, die Welle in Richtung Motor aus der Büchse zu schieben, die Büchse zu zerstören und so aus ihrem Sitz zu lösen. Tönt einfach, ist aber aufwändig. Um genügend Platz für die Wellenverschiebung zu schaffen, muss das hydraulische Getriebe (Bild) ausgebaut werden.
Die Welle wird in der richtigen Flucht zum Motor hin geschoben und fixiert, damit sie sich nicht im Borddurchlass verklemmt und diesen beschädigt.
Trotz dieser Vorbereitung ragt das Wellenende immer noch leicht in die Lagerbüchse. Wir lösen die 4 Motorhalterungen und verschieben den Motor um rund 10 Zentimeter nach vorne (gelbe Markierung) – nun liegt die Lagerbüchse komplett frei.
Zuerst versuchen wir, von Hand mit einem Sägeblatt die Büchse in axialer Richtung aufzusägen. Natürlich nicht möglich. Erst eine elektrische Stichsäge schafft es dann, die Büchse aufzutrennen.
Ein kleiner Streifen ist aus der Lagerbüchse herausgetrennt. Nun lässt sie sich mit einer Rohrzange etwas zusammendrücken und aus dem Rumpf ziehen.
Der Einbau der neuen Büchse (die wir schon seit der Übernahme des Schiffes an Bord hatten) verläuft speditiv und einfach. Am Schluss wird das abgetrennte GFK wieder angeklebt und mit einer Schicht Epoxi gut verleimt.
Die mechanischen Arbeiten aussen am Schiffrumpf sind fertig. Als Letztes steht noch das neue Antifouling an.
Bevor wir wieder ins Wasser können, muss ich noch das Steuergetriebe, das aus der Halterung gerissen war und wo einer der 3 Füsse abgebrochen war, montieren. Der Fuss konnte durch einen lokalen Schweisser wieder fixiert werden. Mit 10 Millimeter längeren Schrauben, die etwas tiefer ins Gewinde der Halteplatte eingreifen, gelingt es mir, ohne weitere Modifikation das Getriebe wieder sicher zu befestigen.
Am 25. April ist es soweit: Lupina kommt wieder in ihr geliebtes Element
Fast gleichzeitig wird die neue Kette angeliefert, welche vom Lieferanten aus Deutschland in Garantie ersetzt wird. Die erste gelieferte Kette weist Oberflächenfehler auf. Auf 2 Schubkarren fugen wir die 120kg schwere Alte vom Schiff und die und Neue zum Schiff.
Es sind nur noch 2 Baustellen offen. Die Erste ist der Wassermacher (Bild). Hier wollen wir eine neue Membran einbauen. Unsere ist schon über 6 Jahre alt und die Wasserwerte sind nicht mehr so toll.
Die neue Membran wird in das Gehäuse eingebaut.
Und nun die letzte Baustelle: der Generator. Schon vor unserer Heimreise haben sich Probleme angemeldet. So zum Beispiel hatte die Spannung zu schwanken begonnen. Ein untrügliches Zeichen, dass die Kondensatoren (Bild) das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Ich habe neue Kondensatoren im Koffer, und sie sind schnell gewechselt. Die Lösung für die Startprobleme hat sich schlussendlich als einfach herausgestellt: alle 4 Sicherungen waren tot. Vermutlich durch interne Korrosion während unserer Abwesenheit.
So, nun ist fertig mit Technik. Es gibt auch andere Vergnügen, als sich in den engen und heissen Motorraum zu quetschen. Mit Daniela und Beat vom Schweizer Katamaran Kianga unternehmen wir eine Wanderung über die Singatoka Sand Dünen. Zum Glück ist es bewölkt, sonst wurden wir uns wohl die Füsse verbrennen.
Singatoka Sand Dünen: der Sand ist extrem fein und bergauf geht es nur im mehrfüssler Antrieb.
Ein kleines Überbleibsel des Landurlaubes unserer Lupina: Ameisen! Jetzt, wo wir wieder im Wasser sind, ist es Zeit, sich um die Ausrottung dieser Freunde zu kümmern. Unser Haustierchen, der Gecko, ist zu wenig hungrig, um deren Ausbreitung Einhalt zu gebieten.
Und dann geht es mit der Crew der SY Kianga noch einmal in die Höhe, diesmal wollen wir auf einen der höchsten Berge von Fiji: Mount Batilamu (1’110m, the Sleeping Giant, der schlafende Riese) im Koroyanitu Nationalpark. Tropischer Trockenwald mit viel Regen in den Monaten Dezember bis April und mehrheitlich Trockenheit im restlichen Jahr locken. Wildnis pur und leuchtendes Grün. Der Aufstieg ist sehr steil. Rund 300 Meter unterhalb des Gipfels fällt dichter Nebel ein und der Pfad wird extrem glitschig. Wir riskieren nichts und kehren, leicht enttäuscht, um.
Das Dorf Abaca am Fusse des Sleeping Giants (Mt. Batilamu) – man fühlt sich wie in einem botanischen Garten.
Bei einer Familie können wir ein traditionelles einheimisches Essen geniessen.
Die Arbeiten am Schiff sind abgeschlossen. So langsam lockt wieder das Meer und die Weite. Wir beginnen, unser Lager an Lebensmitteln wieder aufzustocken.
Für die Besuche auf den abgelegenen Inseln decken wir uns am lokalen Markt in Lautoka mit Kava für die Sevusevu Zeremonie ein (Geschenk für den Chief um Einlass ins Dorf zu bitten).
Schiff bereit, Crew bereit! Aber nicht das Wetter. Heute, Sonntagmorgen, weht ein heftiger Wind über den Steg, an dem Lupina noch festgemacht ist. Eigentlich möchten wir nun los auf die Ausseninseln. Als wir draussen die unruhige See und die vielen weissen Schaumkronen sehen, entscheiden wir spontan, unsere Abfahrt auf Montag zu verschieben und freuen uns dafür live am Sieg von Nemo an der European Song Contest (ESC).

Ob es morgen mit dem Start zu neuen Segelabenteuern klappt, was wir auf den Inseln erleben und was das Wort LiFePO4 bedeutet? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Abschluss der Neuseelandreise

Hier sind wir wieder. Das letzte Mal haben wir am 24. März 2024 vom Cap Reinga berichtet. Bevor wir uns wieder nach Süden in Richtung Auckland bewegen, statten wir dem Cape Maria Van Diemen (Hintergrund), um nordwestlichen Zipfel von Neuseeland, einen Besuch ab. Abel Tasman hatte im Jahr 1643 dieses Cap zu Ehren der Frau vom indonesischen Gouverneur so benannt.

Das erste europäische Schiff, das Neuseeland entdeckte, war der Holländer Abel Tasman im Jahre 1643. Er ist aber, wohl infolge eines Missverständnisses, ohne an Land zu gehen weiter gesegelt. Als die Maori das Schiff sahen, haben sie in ihre Hörner geblasen – Tasman tat es ihnen gleich und liess seinen Trompeter aufblasen. Falsch! Die Maori verstanden dies als feindlichen Besuch und schlugen Tasman und seine Crew durch wilde Drohungen in die Flucht. Erst über 100 Jahre später kamen 1769 die nächsten 2 Schiffe: der Engländer James Cook und der Franzose Jean de Surville. Keiner wusste vom anderen und sie trafen sich auf ihrer Expedition nicht. Was sie aber schlauer machten als ihr Vorgänger Abel Tasman: beide Schiffe hatten polynesische Übersetzer an Bord. Diese verstanden die Gebärden und Sprache der Maori und konnten die ersten Kontakte friedlich gestalten.

Die Reiseroute in diesem Bericht ist grün dargestellt. Sie führt vom Cape Reinga ganz im Norden über die Bay of Islands nach Kerikeri, und über Whangarei nach Auckland. Weil unterwegs alles perfekt klappt, haben wir noch ein paar Tage Zeit, die spannende Halbinsel von Coromandel zu erkunden.
Am nördlichen Ende des 90 Mile Beach an der Westküste befinden sich riesige Sanddünen, die Giant Dunes. In der Hochsaison sausen da unzählige Touristen mit ihren Wakeboards die steilen Sandhänge hinunter.
Unsere Fahrt entlang der Doubtless Bay an der Ostküste bringt uns in die kleine Stadt Mangonui mit seinem bekannten, wunderschön erhaltenen Hotel in viktorianischem Stil. Die Sage überliefert, dass eines der Kanus, die nach Kupe’s (Polynesischer Seefahrer) Erstentdeckung folgten, durch einen grossen Hai in sichere Gewässer geführt wurde. Der Chief des Kanus benannte den Hafen «Mangonui», grosser Hai.

Neuseeland ist für Namensforscher ein Paradies, weil hier alles noch irgendwie relativ jung ist. Die ersten Einwanderer, die Maori, gaben den Inseln, den Häfen, den Bergen, den Flüssen einen Namen, der mit ihrer Gestalt, ihrem Zweck, ihren Erlebnissen etwas zu tun hatte. Die Namen wurden aber nur mündlich überliefert. Als die europäischen Entdecker kamen, fertigten diese sofort Karten an und gaben dem Gelände neue Bezeichnungen, da sie in den meisten Fällen die ursprüngliche Maori-Bezeichnung gar nicht kannten. Viele Bezeichnungen sind rein durch Zufall entstanden, so heisst etwa die Doubtless Bay so, weil bei der Vorbeifahrt von James Cook der Mann im Ausguck «doubtless a bay» – zweifellos eine Bucht – gerufen haben soll. Der Kartograph hat in der Folge die Bucht so beschriftet.

Unsere nächste Destination ist Kerikeri, der zentrale Ort der Bay of Islands. Wir quartieren uns für 5 Tage in einer Obstplantage ein und unternehmen von hier aus diverse Ausflüge. Der Erste führt uns auf einem schönen, romantischen Wanderweg entlang des Kerikeri Rivers zum Wharepuke Wasserfall. Der Höhenunterschied des Geländes wurde hier genutzt für den Bau eines der ersten Kraftwerke im Land. Strom war wichtig in dieser Gegend, denn damit konnten wohlhabendere Britische Kaufleute und Händler angelockt werden. Wie denn das? Ganz einfach: in den bisherigen Kolonieländern hatten die verwöhnten Ehefrauen für alle Hausarbeiten ihre Sklaven. In Neuseeland aber gab es keine Sklaven, sie hätten also die Arbeiten selber verrichten müssen. Strom, neuartige Haushaltsgeräte und Licht waren daher hilfreiche Argumente für die Ehemänner.
Nur ein paar Kilometer von Kerikeri entfernt liegt Neuseelands wohl geschichtsträchtigster Ort: Waitangi. Dieser Ort ist so etwas wie das Rütli in der Schweiz – hier wurden die Grundlagen gelegt für den unabhängigen Staat Neuseeland. Mit diesem Kriegskanu, dem Welt grössten seiner Art, das aber nie für Kämpfe, sondern nur für zeremonielle Zwecke verwendet wurde, wird heute jährlich am 6. Februar der Nationalfeiertag zelebriert.

Im «Treaty of Waitangi» wurde am 6. Februar 1840 der noch heute gültige Vertrag zwischen Maori und Briten durch «Lieutenant-Governour» William Hobson, als Vertreter der britischen Krone, und 45 Chiefs der nördlichen Maori-Klans unterzeichnet. Dabei kam es zu einem, aus heutiger Sicht, wohl gewollten Missverständnis. Am Tag der Vertragsunterzeichnung lag das Dokument in 2 Sprachen vor: Englisch und Maori. Der Englische Missionar, Henry Williams, verantwortlich für die Übersetzung, hatte am Tag vor dem grossen Ereignis erkannt, dass die Chiefs den Vertrag nie unterzeichnen würden in der Englischen Form. Um den Tag zu retten und wohl auch um Unruhen zu verhindern, formulierte er die Maori Version leicht anders. In der englischen Version übertrugen die Maori Chiefs ihr Land mit allen Rechten und Hoheiten an die Krone. In der Maori Version wird der Krone aber die Regierung über das Land gewährt, was aber nicht gleichzusetzen ist mit Besitztum. Die Maori Chiefs glaubten also, dass das Land im Besitz ihrer spirituellen Vorfahren und Götter bleibt, und der Britische König über das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen Völker bestimmt.

Treaty House. In diesem Haus versammelten sich 6. Februar 1840 Maori Chiefs und Vertreter der Britischen Krone zum «Treaty of Waitangi». Das Haus wurde vom Briten James Busby, dem ersten offiziellen Gesandten von England, auf einem schön gelegenen Hügel an der Bay of Islands erbaut. Er kam 1833 auf Bitte der Maori Chiefs nach Neuseeland, um seine ungehobelten und dreisten Landsleute in die Schranken zu weisen. Obwohl er weder mit Polizeigewalt noch mit Militär ausgestattet war, wurde er von beiden Parteien als besonnener und weiser Mediator respektiert. Die Maori konnten ihm vertrauen, er war ihr Freund. Er war es auch, der die Maori motivierte, mit der Britischen Krone ein Abkommen anzustreben.
Te Whare Runanga – eine Maori Kulturstätte, die von den Maori direkt neben dem Treaty House errichtet wurde zum Zeichen ihrer Wertschätzung beider Kulturen.
Neuseelands erste Flagge. Im 17. Und 18. Jahrhundert galten Schiffe ohne Flaggen als Piraten- oder sonst wie ungesetzliche Schiffe. Als die Maori begannen, mit Australien Handel zu treiben, wurden ihre unbeflaggten Schiffe immer wieder konfisziert oder vertrieben. Es war ihr Freund, der Brite James Busby, der ihnen riet, eine Flagge zu gestalten und diese 1834 unter Neuseeland zu registrieren.
Maori Skulptur. Die weit aufgerissenen Augen und die ausgestreckte Zunge sind Symbolik, mit der Krieger ihrem Gegner Angst und Respekt einflössen wollten.
Heute finden sich diese Drohgebärden in vielen Tänzen wieder – fürchten braucht man sich aber heute nicht mehr davor.
Das Tattoo am Kinn einer Frau – traditionelle Kultur
Wir dürfen beim Kriegstanz mitmachen. Eigentlich sollten wir furchterregend wirken, aber es darf auch gelacht werden.
Ein etwas freundlicheres Bild – aber sehr typisch für Neuseeland. Die Nachfahren der ursprüngliche polynesischen Einwanderer sowie der Europäer habe etwas von Polynesien behalten: ihre offene, freundliche und fröhliche Art. Dazu hat sich noch ein gutes Stück des Britischen Humors gemischt, was eine wunderbare Basis für tolle Begegnungen mit wildfremden Menschen schafft.
Stone Store, Kerikeri: dieses georgianische Lagerhaus, im Jahre 1835 erbaut und immer noch in Betrieb, ist eines der ältesten Gebäude des Landes.
Kemp House (oder Mission House), Kerikeri: mit Baujahr 1822 das älteste erhaltene Gebäude Neuseelands. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo sich Missionare wie Könige oder Diktatoren aufführten, gelang hier ein konstruktives Zusammenleben zwischen Maori und den Neuankömmlingen. Die Maori Chiefs hatten schnell erkannt, dass die Europäer Werkzeuge und Wissen mitbrachten, dass für ihre eigene Entwicklung interessant und hilfreich sein könnte. Sie versprachen den Missionaren Schutz und erlaubten ihnen, im Dorf zu wohnen und Missionen zu errichten. Im Gegenzug verlangten sie von den Missionaren, dass sie die Maori Kinder in Sprache und Schrift unterrichten.
Mit der Fähre fahren wir von Opua rüber nach Russell, früher berüchtigt als Aufenthaltsort aller versoffenen Matrosen, Gesetzeslosen, Raufbolde und Tagediebe, auch das «Höllenloch des Pazifiks» genannt. Heute ein wunderschönes, romantisches Städtchen, in dem hauptsächlich viele ältere Leute ihren Ruhestand geniessen.
Russell: The Duke of Marlborough Hotel, in viktorianischem Baustil. Das Hotel hat angeblich die ältesten Schankrechte im Land.
Russell: die kleinste Polizeistation im Land. Das historische Gebäude wurde 1860 erbaut und diente bis Anfang 1900 als Zollhaus. Danach wurde es zur Polizeistation umgenutzt. Heute dient es also Wohnhaus des Polizisten.
Russell: auch neuere Häuser werden im alten Stil gebaut und sorgen für ein schönes Stadtbild
Von Russell aus wandern wir zum Tapeka Point Lookout am Ende der Landzunge.
Schöner Rundumblick auf dem Tapeka Point
Der «Tui» ist eine neuseeländische Vogelart aus der Familie der Honigfresser. Sein leicht gebogener, dünne Schnabel erlaubt es ihm, ähnlich wie Bienen den süssen Nektar aus den Blüten zu holen. Bekannt ist der Tui wegen seines unheimlich breiten Repertoires an Geräuschen, die er von sich geben kann. Seine Stimme ist sehr laut und kraftvoll, der melodische Klang wird oft von abwechslungsreichen klickenden und schnarrenden Geräuschen unterbrochen. Der Tui ist in der Lage, andere Stimmen zu imitieren. Die Maori haben sich Tui als Haustiere gehalten und ihnen das Imitieren menschlicher Sprache beigebracht.
Wir haben Glück! Unsere Amerikanischen Seglerfreunde Jenn und Chris mit ihrem Segelboot «Diva» befinden sich immer noch in der Marina von Opua. Sie hatten unsere Rettungsinsel bereits von Fiji nach Neuseeland gebracht. Polynesien, vor allem Fiji, hat den Beiden so gut gefallen, dass sie beschlossen haben, in diese Richtung zurück zu segeln. Bingo! Passt! Wir haben unser Transportschiff für die Rettungsinsel.
Nachdem wir also die Rettungsinsel auf der Diva verstaut haben, fahren wir weiter südwärts nach Whangarei. Dort haben wir unseren Koffer mit Motorersatzteilen bei unseren Airbnb Gastgebern eingestellt. Auf dem Weg schauen wir kurz in der dortigen Marina vorbei, wo wir meinen, die Yum Yum anzutreffen. Das Schiff von Mirco finden wir nicht (wir erfahren später, dass er es in Auckland hat), dafür winken uns von einem anderen Schiff alte Bekannte aus der Zeit in Bonaire zu sich: Paula und James mit ihrer «Freydis» sind auf ganz anderen Wegen nach Neuseeland gelangt, und erkennen uns sofort wieder auf dem Steg. Ein kleiner Kaffeeklatsch und ein Erinnerungsbild ist das Ergebnis.
Ausflug von Whangarei zur Bream Head Peninsula, der markanten Gebirgsformation, welche die Whangarei Bucht vom Pazifik abtrennt. Beim Aufstieg auf die Klippe im Rücken ein langer Sandstrand mit dem nichtssagenden Namen «Ocean Beach». Wir haben Glück: die vorbeiziehenden Regenwolken verschonen uns.
Auf der Westseite der Bream Head Peninsula die Schmuggler Bay und der Mount Lion im Hintergrund. Auch heute schaffen wir problemlos wieder die angepeilten minimalen 10’000 Fitness-Schritte.
Ist uns schon ein paar Mal aufgefallen, auch heute wieder: wir sehen überall farbige Kisten am Strassenrand. Was das wohl zu bedeuten hat? Die Lösung: Abfall Trennung! In die blauen Kisten kommen Glas und Alu-Dosen, in die Roten PET und Plastik Abfall. Der Rest wandert in die Deponie. Einmal pro Woche kommt für jedes Abfallprodukt ein separater LKW. Für Alteisen, Elektroschrott und dergleichen gibt in grösseren Agglomerationen Sammelstellen.
Der Kreis unserer Reise schliesst sich: wir sind wieder in Auckland und nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug auf den 1997 erbauten Sky Tower.
Der Turm ist 328 Meter hoch – öffentlich begehbar bis 220 Meter. Auckland liegt uns zu Füssen
Blick über die Skyline von Auckland
Bis zu unserem Flug nach Fiji haben wir noch ein paar Tage Zeit. Wir beschliessen die vor Auckland gelagerte Halbinsel von Coromandel zu erkunden. Die Coromandel Peninsula ist unter anderem auch für ihre reichen Goldvorkommen bekannt, die ab dem 19. Jahrhundert abgebaut wurden. Um an das Gold zu gelangen, musste viel Voraufwand betrieben werden, der sich für einen einzelnen Goldgräber nie gerechnet hätte. Deshalb siedelten sich hier schnell grössere Firmen an. Im grössten Ort der Insel, in Thames, wurde schon früh eine Berufs-Schule (Bild) gegründet, welche die Minenarbeiter regelmässig schulte und ausbildete.
Bei einer kurzweiligen und sehr informativen Führung erfahren wir, wie man herausfindet, wo Gold vorhanden ist und wo nicht, wie man das Gold aus dem Gestein herauslöst, und wie der ganze Prozess damals wie heute funktioniert.
Die von zahlreichen Inseln durchbrochene Küstenlandschaft der Coromandel Halbinsel
Wir besuchen eine der skurrilsten Eisenbahnen im Land: die «Driving Creek Railway» nördlich der Stadt Coromandel.
Die Driving Creek Eisenbahn würde vom Künstler Barry Brickell, einem Töpfer, gebaut. Er hat sich hierher in die Wildnis zurückgezogen und im Wald geeigneten Lehm gefunden für seine Tätigkeit. 1973 begann er mit dem Bau «seiner» Eisenbahn, die schlussendlich 3 Kilometer lang wurde und bei einem Aussichtspunkt mit dem von Barry gewählten Namen EyeFull Tower (dass es fast gleich tönt, wie der Pariser Eiffelturm, ist von ihm gewollt) endet. Da das Gelände teilweise sehr steil ist, hat er Kreiskehren, zum Teil mit Tunnels gebaut. Diese Doppelstockbrücke überfährt man gleich zweimal, die untere Spur ist vor der Kehre, die obere Spur danach.
Die Eisenbahn hat er verwendet, um Lehm in seine Werkstatt zu transportieren. Auch das Holz, das er fürs Brennen seiner Kunstwerke brauchte, holte er mit dem Zug aus dem Wald. Überall entlang der Strecke trifft man auf Kunstwerke, mit denen er seine «Leidenschaft» verschönerte. Seit 1990 ist die Driving Creek Railway öffentliche zugänglich.
Hangverbauung einmal anders: mit leeren Weinflaschen. Diese hat er jedoch nicht alle selber leer getrunken! Die Bevölkerung hat die Flaschen bei ihm vorbei gebracht, als sie von seinem Vorhaben erfuhren.
Wir befinden uns immer noch auf der Halbinsel Coromandel, jetzt aber an der Pazifikseite. Hier wimmelt es von Gedenkstätten an James Cook. Hier sind wir auf dem Weg zum Aussichtspunkt «Cooks Beach Ferry Landing», in der Nähe von Whitianga.
Der erste Ankerplatz von James Cook mit seiner HMS Endeavour, 5.-15. November 1769, in der Mercury Bay. Im Hintergrund der Cooks Beach. Dieser Ankerplatz hatte eine grosse Bedeutung. Gut 900 Jahre vorher war der polynesische Seefahrer Kupe mit seinem Kanu in dieser Gegend auf Land getroffen. Cook, mit Sextant und Chronometer ausgestattet, wusste von Abel Tasman’s früherer Reise, dass es hier irgendwo ein grösseres Land gab, aber die genaue Position war unbekannt. Am 3. November suchte sich Cook einen geschützten, sicheren Ankerplatz, um die vom Merkur verursachte Sonnenfinsternis am 9. November zu beobachten. Dies erlaubte ihm, den genauen Punkt im Pazifik festzulegen. Der erste Referenzpunkt von Neuseeland war bestimmt. Danach umrundete Cook mit seinem Schiff ganz Neuseeland und fertigte die erste zusammenhängende Landkarte von Neuseeland an. Ganz ohne Satellitenbilder oder Drohnen.
Nun etwas ganz anderes: Strassenverkehr in Neuseeland. Ja, der Pfeil zeigt es richtig. Hier wird auf der falschen Seite gefahren, also links, so wie in fast allen Ländern des Britisch Commonwealth. So weit ist alles normal. Was dafür ein wenig gewöhnungsbedürftig, ja sogar verwirrend ist, sind die Signalisationen. Oder wer würde erwarten, dass gleich nachdem die Geschwindigkeit bis 80 km/h freigegeben ist, unmittelbar ein Stop folgt?
Oder hier: eine scharfe Kurve, empfohlene Geschwindigkeit ist 35km/h aber Geschwindigkeit mitten in der Kurve auf 100 km/h freigegeben.
Wir besteigen den Paku Hill, die Überreste eines alten Vulkanes. Wind und Wasser haben das weichere Material abgetragen, geblieben ist der zu hartem Stein erstarrte zentrale Lavakanal. Es braucht etwas Mut und Kletterkunst.
Paku Hill: Wie fast immer oben auf einem Berg bei sonnigem Wetter: einfach schön!
Unser letztes Ausflugsziel: die Schlucht von Karangahake. Wie an vielen Orten wurde auch in diesem Bereich auf Coromandel Gold gefunden und industriell abgebaut. Fantastische Wanderwege eingemeisselt in den Felsen der Schlucht, durch die Höhlensysteme der Goldgräber, entlang von Transportbahnen, Wassertunnel und durch einen über 1 Kilometer langen alten Eisenbahntunnel locken uns auf Erkundungstour.
Die Karangahake Schlucht ist der beste Ort, um sich über die industrielle Goldgewinnung im 19. und 20. Jahrhundert zu informieren. Hier wurde Gold im Bergbau aus der Tiefe des Berges geholt. In dieser Zeit dröhnte der rhythmische Donnerschlag der riesigen Steinbrecheranlagen durchs Tal. Mit diesen riesigen zuerst durch Wasser, später durch Dampfmaschinen oder Strom angetriebenen Maschinen wurde das aus dem Berg geholte Quarzgestein gebrochen und zu Pulver zerquetscht. Daraus liess sich dann mit Hilfe eines chemischen Prozesses das Gold herauslösen.
Wir können einen der Hauptstollen begehen, durch welchen auf Schienen das ausgebrochene Quarzgestein ans Tageslicht gefördert wurde.
Martha Gold Mine in der nahegelegenen Stadt Waihi. Hier wurde bis vor kurzem Gold noch in einer offenen Mine abgebaut. Angefangen hat es 1878 mit kleinen, privaten Claims am Martha Hill, auf denen Goldgräber mit Pickel und Schaufel von Hand Tunnels gegraben haben, um goldhaltige Quarzadern zu suchen. Als 1952 mit dem Offenabbau begonnen wurde, gab es bis zu einer Tiefe von 600 Metern insgesamt 175 Kilometer Stollen.
Wir blicken zurück auf eine wunderschöne Rundreise durch fast ganz Neuseeland. 3 Monate und 11’000 Kilometer waren wir unterwegs, es hätte gerne noch länger sein dürfen, aber die Sehnsucht nach dem Meer ruft uns.

Es ist Zeit, uns wieder um das Schiff zu kümmern. Ende April geht die Zyklon Zeit in Fiji zu Ende und die Segelsaison beginnt. Wir wollen nun zuerst alle angestauten Unterhaltsarbeiten durchführen. Es ist eine mittlerweile sehr lange Liste geworden. Den Koffer gefüllt mit Ersatzteilen haben wir ja wieder dabei – es will alles eingebaut werden. Der technisch begeisterte Leser und alle Segler können sich im nächsten Bericht sicher auf den einen oder anderen Leckerbissen freuen. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Fiji aufs Schiff!

Am 8. April steigen wir ins Flugzeug nach Fiji, neuen Abenteuern entgegen

Zurück auf der Nordinsel von Neuseeland

Willkommen auf der Nordinsel von Neuseeland. Am 8. März setzen wir von Picton auf der Südinsel mit der Fähre nach Wellington über. Diesmal ist die Fähre nicht ausgebucht, man merkt deutlich, dass die Hauptreisezeit sich zu Ende neigt. Auch eine Unterkunft in Wellington zu finden bereitet keine Probleme. Wir machen es uns eh einfach und buchen gleich wieder die selbe Airbnb Unterkunft wie bei der Reise in den Süden.

Die Karte zeigt die in diesem Bericht gefahrene Strecke (gelbe Linie) auf der Nordinsel: von Wellington wählen wir eine Route der Westküste entlang nordwärts über Whanganui, wo wir einen Abstecher ins lange Tal des Whanganui Flusses machen, dann weiter zum Mount Taranaki und New Plymouth. Von da fahren wir die alte Ost-West-Verbindungsstrasse, den berühmten «Forgotten World Highway» (die Strasse durch die vergessene Welt) ins Landesinnere und drehen dann nordwärts ab über Hamilton bis Auckland. Von da geht’s weiter der Pazifikküste entlang bis Mangawhai Heads, dann quer übers Land an die Westküste und dieser entlang nordwärts bis Ahipara am 90 Mile Beach. Dort queren wir abermals an die Pazifikküste und bleiben einige Tage an der Henderson Bay.
Haben wir euch schon geschildert, wie begeistert wir von den unzähligen Museen sind, die es in Neuseeland fast in jeder Ortschaft gibt? Zum Beispiel dieses hier: Das «Southward Car Museum», 60 Kilometer nördlich von Wellington. Über 400 Fahrzeuge stehen hier. Vom ersten nach Neuseeland importierten Fahrzeug (ein 1895 Benz), über Marlene Dietrich’s Cadillac oder den aus dem Film «Back to the Future» bekannten DeLorean sind alles perfekt restaurierte historische Autos in der Ausstellung. Das in Privatbesitz stehende Museum wurde 1978 eröffnet von Sir Len Southward, einem begnadeten Erfinder und Tüftler. Ihm gelang es, aus seinen Ideen Geld zu machen und dieses für Hobbies, die alles einschlossen, was schnell ist, wieder auszugeben. Mit einem alten Ford T, den er 1952 für rund 100 Dollar kaufen konnte, begann seine Sammelfreude. Heute stellt das Museum nicht nur seltene Fahrzeuge aus, sondern betreibt selber auch eine international bekannte Werkstatt für Restaurationen.
Weitere 60 Kilometer nördlich stossen wir in Foxton auf diese originale holländische Windmühle. Hier leben viele Nachkommen holländischer Auswanderer. Im Jahre 2003 wurde die Mühle nach Originalplänen aus dem 17. Jahrhundert hier neu aufgebaut zu Ehren der Vorfahren, die mit ihrer harten Arbeit die Grundlage für eine neue Zukunft geschaffen haben. Die Windmühle ist voll funktionstüchtig und regelmässig wird damit Korn gemahlen.
In Whanganui machen wir einen Abstecher ins Landesinnere und fahren das Tal des gleichnamigen Flusses aufwärts. Wir treffen eine Landschaft an wie im Schweizer Jura.
Überall sieht man in Neuseeland diese Tafeln, auch im Whanganui River Tal. Mit ihnen wird, je nach Situation, auf die herrschende Brandgefahr hingewiesen.
Das Whanganui River Tal ist anfänglich recht offen, wird weiter hinten immer enger und steiler. Nach rund 80 Kilometern hört die Strasse auf. Per Boot lässt sich der Fluss weitere fast 80 Kilometer befahren bis zu einer Verbindungsstrasse, die zum zentralen Hochland nach Turangi und Taupo führt. Früher war der Fluss ein wichtiger Transportweg von Ost nach West.
Nach dem Abstecher ins Whanganui Tal fahren wir weiter zur westlichen «Nase» der Nordinsel, nach New Plymouth und dem Vulkan Mount Taranaki. Der von den Maori seit jeher Taranaki genannte Berg wurde von dem britischen Seefahrer und Entdecker Kapitän Cook nach dem 2. Earl of Egmont in Mount Egmont umbenannt. Obwohl der Berg später wieder seinen alten Namen erhielt, wird er heute oft auch Mount Egmont genannt. Von Einheimischen und Reisebüchern wissen wir, dass das Wetter in dieser Gegend äusserst instabil und der Taranaki sehr oft in Wolken gehüllt ist. Uns präsentiert er sich bei der Anfahrt in einer speziellen Weise.
Am nächsten Tag ist das Wetter fast wolkenlos. Wir wollen den 2’518 Meter hohen Vulkan, der letztmals 1854 aktiv war, erklimmen.
Auf halber Strecke haben meine Wanderschuhe genug und die Sohlen verabschieden sich.
Wir beschliessen, bei der Tahurangi Lodge umzukehren. Trotz fehlender Sohle gelingt der Abstieg problemlos.
Der Mount Taranaki aus Distanz gesehen vom Lake Mangamahoe. Dieser Aussichtspunkt ist auch mit Flip-Flops leicht erreichbar.
New Plymouth: die vier Kopflosen und die Eine mit Kopf
In der Innenstadt von New Plymouth, der grössten Stadt an der Westküste Neuseelands, blieb viel vom ursprünglichen Strassenbild im viktorianischen Baustil erhalten.
Etwas vom Ersten, was früher bei Landentdeckungen gemacht wurde, war das Kartographieren und Vermessen des Landes. So wurde auch dieses Gebiet 1841 durch einen Geometer der «Plymouth Company» vermessen und in der Folge als brauchbar eingestuft. Der logische Namen der neuen Stadt: «New Plymouth»
Etwas mehr als 70 Kilometer von New Plymouth nördlich der Küste entlang erreichen wir die «Three Sisters» (Drei Schwestern). Die spektakuläre Küste ist geprägt durch eine tolle zerklüftete Landschaft mit starker Brandung, schwarzen Stränden, hohen Klippen und schroffen Felsen. Die Felsformation Three Sisters erinnert an die Figuren auf der Osterinsel.
Über den «Forgotten World Highway” (Strasse durch die vergessene Welt) fahren wir von New Plymouth ins Landesinnere. Die berühmte Strecke von Stratford nach Taumarunui durch einsames Hinterland bietet viel Fahrspass über 150 Kilometer Farmland, Wald, Busch, kurvenreiche Pässe und malerische Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben ist.
Nicht nur in Oberhof AG (Schweiz) ist eine Kanone auf die Regierung gerichtet – auch hier in Whangamomona (Neuseeland) treffen wir so ein Ungetüm an!

Eine Reform der Bezirkseinteilung im Jahre 1989 führte zur seltsamsten Revolution Neuseelands. Ohne Rücksprache mit der Bevölkerung wurde das Gebiet von Whangamomona (kurz Whanga) dem Bezirk Manawatu-Whanganui zugeordnet. Die Siedler waren darüber zu Recht erzürnt, und sie wollten nicht, dass ihnen die Bürokraten in der Regierung sagten, was sie tun sollten. Trotz heftiger Einwände sollten diese Einheimischen nun offenbar ihren Bezirk wechseln müssen. Die Anzeichen eines Aufstands schossen wie Pilze aus dem Boden, und es gab viele Mittel und Wege, sich dagegen aufzulehnen.

Drei führende Whanga-Bürger beklagten eines Nachmittags im trüben Licht der Bar im Whanga Hotel die Notlage – ein Bauer, ein Garagenbesitzer und der Wirt. Mitfühlend hörte Stratfords Bürgermeister zu. Fast leichtfertig schlug dieser dann vor, dass sie sich auflehnen könnten, indem sie sich von Neuseeland lossagten und ihre eigene Whangamomona-Republik gründeten. Bei ein paar weiteren Bieren entwickelte sich das Konzept und heimlich wurden Pläne für die formelle Abspaltung und Geburt des neuen Staates ausgeheckt. Die Nachricht vom bevorstehenden Aufstand erregte die Aufmerksamkeit nationaler und internationaler Medien und veranlasste Fernsehteams, das Dorf zu besuchen.

Am 1. November 1989 riefen die von der Regierung übergangenen Bürger eine unabhängige Republik aus und wählten einen einheimischen Bauern zum Präsidenten. Zu seinen Stellvertretern zählten ein Pudel und Billy, der Ziegenbock. Billy wurde allerdings später angeklagt, weil er die paar wenigen gegnerischen Stimmzettel aufgefressen hatte.

Der Ort der berühmten Revolution und Ausrufung der Republik: das Whangamomona Hotel.
Natürlich finden sich in diesem Hotel unzählige Erinnerungsstücke (wie dieser Zeitungsbericht von damals) an dieses geschichtsträchtige Ereignis, das bis zum heutigen Tag immer am 1. November gefeiert wird.
Die Weiterfahrt auf dem «Forgotten World Highway» führt uns wiederum durch hügliges, fruchtbares Weideland, dass uns manchmal an unsere Heimat erinnert.
Einmal ist der «Forgotten World Highway» wegen Bauarbeiten für mehrere Stunden gesperrt. Die Dame der Verkehrsaufsicht schlägt uns vor, die Zeit bis zur Weiterfahrt doch zu einem kleinen Ausflug zu einem Wasserfall zu nutzen. Machen wir natürlich und finden ein paar Kilometer abseits der Strasse diesen wunderschönen, eleganten Wasserfall.
Auf der Weiterfahrt nach Auckland machen wir häufig kleinere Abstecher in die Natur. Die Wanderwege in Neuseeland sind einfach super: gut ausgebaut und perfekt markiert – und immer wieder mit spannenden Highlights.
Per Zufall erfahren wir, dass in Auckland gerade eine Bootsshow stattfindet. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren dorthin. Dabei erhalten wir als Segler die Gelegenheit, die berühmte «Steinlager 2» zu besichtigen. Mit diesem Schiff gewann Sir Peter Blake, einer der begnadetsten und erfolgreichsten Segler Neuseelands, 1989 alle Etappen des Withbread Round the World Race (heute Volvo Ocean Race) in Rekordzeit. Wir sind froh, sind wir mit unserer Lupina zwar etwas langsamer, dafür um einiges komfortabler unterwegs.
An unserem nächsten Etappenziel, in Mangawhai Heads, rund 100km nördlich von Auckland, treffen wir Käthi und Thomas Spielmann. Der Zufall will es, dass mein ehemaliger Primarschullehrer und spätere Fussballkollege mit seiner Frau auch gerade Neuseeland bereist.
In Manghawai bewandern wir den fantastisch schönen «Cliff Top Walkway». Die Aussicht über Küstenlandschaft und Pazifik ist atemberaubend.
Am Ende des rund 5 Kilometer langen «Cliff Top Walkway» erwartet uns ein eindrücklicher Felsbogen. Bei Ebbe kann man unter diesem Bogen durch und entlang der Küste zurück wandern.
Heute wechseln wir von Manghawai an der Ostküste wieder zur Westküste der Nordinsel. Unterwegs besuchen wir das äusserst interessante und gut aufgebaute Kauri Museum in Matakohe. Hier erfahren wir, dass der Kauri Baum, einer der grössten Baumarten der Welt, wegen seines sehr hochwertigen Holzes und seines Harzes fast bis zur Ausrottung abgeholzt wurde. Die ältesten bekannten Kauri Bäume sind über 2’000 Jahre alt. Der im Bild dargestellte Baum zählt mit ein paar Hundert Jahren zu der mittleren Generation und ist eher klein in seinem Stamm Durchmesser.
Das Kauri Museum zeigt sehr eindrücklich, wie aufwändig und mit harter Arbeit verbunden das Holzfällen und Verarbeiten des Holzes früher war.
Weiter nördlich auf unserer Weiterfahrt besuchen wir einen Kauri Wald. Im Bild sehen wir den «Lord of the Forest», den Baum mit dem grössten Holzvolumen, der aktuell bekannt ist. Er ist rund 2’000 Jahre alt. Der Stamm bis zu den ersten Ästen misst 17.8 Meter und sein Durchmesser beträgt 4.91 Meter. Das ergibt ein Holzvolumen von sagenhaften 255 Kubikmetern. Das entspricht etwa einem 3.6 Zentimeter dicken Holzbrett, das ein ganzes Fussballfeld abdecken würde.
Blick über die Einfahrt zur Bay von Hokianga, ein 32 Kilometer langer Meeresarm (rechts im Bild), ein Naturhafen, an der nördlichen Westküste der Nordinsel von Neuseeland. Hier sollen sich die ersten Polynesischen Stämme, die nach heutiger Erkenntnis aus Französisch-Polynesien kamen, niedergelassen haben.
Unsere kleine Residenz für 3 Tage in Ahipara: ein voll ausgestatteter Wohncontainer mit grossem Umschwung mitten in der Natur. Auf unserer Reise durch Neuseeland buchen wir unsere Unterkünfte jeweils kurzfristig und spontan. Wir werden nie enttäuscht!
Ahipara, ein kleiner Ort (zirka 1’200 Einwohner) am Südende des 90 Mile Beach. Über die felsige Küste können wir bei Ebbe die verschiedenen Mahnmale der Maori aus neuerer Zeit erwandern …
… und nehmen uns auch Zeit für etwas Erholung.
Ein kleines Beispiel neuseeländischer Gastfreundschaft: vor ein paar Tagen wurden wir unterwegs in einem Restaurant von David und Ann Squire spontan angesprochen und nach unserer Herkunft und Reiseplänen gefragt. Wir erzählen ihnen, dass wir planen, unter anderem auch in Ahipara Rast zu machen. Es stellt sich heraus, dass die Beiden dort wohnen und spontan laden sie uns zu sich nach Hause zum Sundowner ein. Schöne Erlebnisse!
90 Mile Beach. Der Strand ist hier so flach, dass bei sinkendem Meeresspiegel das Wasser noch lange auf dem Sand liegen bleibt. Es ergeben sich herrliche Spiegelbilder.
Der Name «90 Mile Beach» ist übrigens irreführend, denn in Wahrheit ist er nur 55 Meilen lang. Den Namen hat er erhalten, weil früher entlang des Strandes Vieherden verschoben wurden – in 9 Tagen von einem Ende zum anderen. Da in der Erfahrung der Bauern eine Herde im Tag rund 10 Meilen zurücklegt, folgerten sie, dass der Strand rund 90 Meilen lang sein muss.
Wir queren die im Norden immer schmaler werdende Landzunge der Nordinsel erneut und begeben uns wieder auf die Ostseite (Pazifik Seite, Tokerau Beach). Die eh schon sehr geringe Besiedelung wird noch spärlicher und die Natur ursprünglicher. Zu unserem Erstaunen ist auch hier das Campieren, wie auch sonst überall in Neuseeland, klar geregelt – zum Schutz der Natur.
Karikari Beach auf der gleichnamigen Halbinsel – fast menschenleer.
In Neuseeland gibt es viele sehr gute Weingebiete. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und besuchen ab und zu ein Weingut, wie hier den Karikari Estate Vineyard.
Über die Kauri Bäume habe ich bereits weiter oben geschrieben. Im Gumdigger Park westlich der Karikari Halbinsel erfahren wir mehr dazu. So zum Beispiel, dass in diesem grösseren Sumpfgebiet mindestens 4 Kauri Wälder zu unterschiedlichen Epochen komplett zerstört wurden und heute in versteinerter Form oder als konserviertes Holz im Sumpf begraben liegen. Der Baum im Bild hat vor rund 120’000 Jahren gelebt. Was die Wälder in den verschiedenen Zeitepochen jeweils zerstört hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten sind Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Tsunamis, Meteoriten oder rasche Klimawandel.
Gumdigger Park. In diesem Sumpf kam es auch zu grossen «Kauri Gum» Funden. Kauri Gum entsteht an einer Verletzung des Kauri Stammes. Der ausfliessende Saft trocknet und wird hart. Je älter, umso wertvoller. Kauri Gum wurde im grossen Stil nach Europa und in die ganze Welt exportiert als wichtiger Bestandteil für hochwertige Lacke, Farben und Linoleum-Bodenbeläge. Kauri Gum diente zudem als Feueranzünder, Schiffsleim und vieles mehr. Heute werden aus dem durchsichtigen, honigfarbigen Kauri Gum hauptsächlich Schmuckstücke geschnitzt oder geschliffen. Die Gum Digger (Gum Gräber) arbeiteten unter extrem harten Bedingungen und lebten in primitivsten Behausungen (Bild)
Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt: Te Karaka Bay (Spirits Bay). Nur mit dem Schiff kann man noch weiter nördlich in Neuseeland.
Die Nordspitze von Neuseeland ist in der Maori Kultur ein spirituell wichtiger Ort. Von hier aus machen sich die Verstorbenen mit ihren Wakas (Kanus) auf zu ihrer letzten langen Reise.
Der «Neuseeländische Austernfischer» ist in seiner Verbreitung ausschließlich auf neuseeländische Küstenregionen begrenzt ist. Diese Beiden beobachten uns Fremdlinge interessiert und folgen uns auf dem Strandspaziergang.
Das berühmte und wunderschöne Cape Reinga. Die letzten 50 Kilometer der Anfahrt nach Norden schlängelt sich die sehr gut ausgebaute Strasse grösstenteils entlang der Bergkreten und eröffnet sagenhafte Aussichten. In der Mythologie der Maori besitzt «Te Rerenga Wairua» (die Maori Bezeichnung des Kaps) eine besondere Bedeutung. Es wird erzählt, dass sich über das Kap und die davor liegende Untiefe die Seelen der Verstorbenen auf die Suche nach dem Gipfel der Insel Manawatawhi (Three Kings Islands) begeben und sich von dort aus, nach einem letzten Blick zurück in Richtung Aotearoa (Neuseeland), aufmachen auf ihren letzten Weg nach Hawaiki, dem Ort ihrer Ahnen.

Vom Cape Reinga machen auch wir uns auf zu einer längeren Reise. Nur führt diese uns nicht mehr weiter nach Norden, sondern wieder nach Süden, zurück in Richtung Auckland. Wir schreiben heute den 24. März 2024. Es bleiben uns noch rund 2 Wochen, um für die rund 38 Kilo schwere Rettungsinsel im Kofferraum unseres Mietautos ein Schiff zu finden, das uns das Teil nach Fiji bringt. In Auckland haben wir noch weiteres Material für unsere Lupina bestellt, und hoffen, dass es rechtzeitig abholbereit ist. Ob das alles klappt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Auckland!

Leuchtturm vom Cape Reinga, seit 1941 in Betrieb.

Südinsel von Neuseeland (Teil 3: an der Westküste nach Norden)

In unserem letzten Bericht haben wir euch geschildert, dass uns (also eigentlich Pia) das Goldfieber gepackt hat und wir uns in Arrowtown (berüchtigte Goldgräberstadt in der Nähe von Queenstown) und Umgebung auf die Suche machen. Wir treffen dabei auf viele andere Kollegen, die mit Schaufel und Waschpfanne das ersehnte gelbe Metall den Flüssen zu entlocken suchen. Aber so fest wir (also eben Pia) uns anstrengen – es ist vergebens.

Ohne den ersehnten Goldfund fahren wir weiter in den Norden der Südinsel. Die grüne Linie zeigt unsere Fahrt von Queenstown nach Picton, wo wir dann mit der Fähre übersetzen nach Wellington auf der Nordinsel.
Bei unserem ersten Zwischenstopp, in Wanaka – einem beliebten Sommer aber auch Winter Ferienort, treffen wir zum Zweiten Mal unsere Freunde von der Segelyacht Limelight. Mit Michael und Anette unternehmen wir eine Fahrradtour entlang des nordwestlichen Ufers des Wanaka Lakes.
Am Anfang unserer Fahrradtour kommen wir beim am meisten fotografierten Baum Neuseelands vorbei. Der «That Wanaka Tree» ist eine Silber-Weide, die alleine draussen im See steht und dank dieser exponierten Lage beliebt ist bei Instagrambild-Jägern und anderen Fotografen (mich eingeschlossen).
Die 15 Kilometer (eine Richtung) lange Bike Tour führt uns entlang einer wunderschönen Klippenlandschaft, die vor allem in der zweiten Hälfte einiges an Steuerkunst abverlangt.
Nach Wanaka, das noch mitten in den Südalpen liegt, überqueren wir die Berge und fahren ab Haast an der Westküste entlang nordwärts. Unterwegs faszinieren uns immer wieder fantastische Küstenlandschaften (hier: Bruce Bay).
Wir sind unterwegs zu einem der viel besuchten Gletscher, den «Fox Glacier». Bei der Anfahrt passieren wir viele kleine Bergseen in romantischer Moorlandschaft.
Fox Gletscher: Bis zum Gletscher dürfen wir nicht wandern, aber auch vom Ende des Wanderweges präsentiert sich ein schönes Panorama.
Auf unseren Wanderungen entdecken wir immer wieder weit verbreitete, dann aber auch seltene Vögel an:
1: Takahe; flugunfähig, galt als ausgestorben, wurde 1948 wieder in den Wäldern um den Te Anau See entdeckt, dort haben wir ihn in einer Aufzuchtstation gesehen
2: Kea; Neuseelands einzigartiger Alpenpapagei ist vom Aussterben bedroht. Uns hat er auf dem Arthur Pass Brot geklaut.
3: Weka; sein Gefieder sieht fast aus wie dasjenige des Kiwi und wird deshalb gerne mit diesem verwechselt. Kommt heute wieder häufig vor, ist neugierig und oft anzutreffen, wo Touristen sich verpflegen.
4: Maori-Fantail; das Wort «Fantail» bedeutet fächerartiger Schwanz. Dieser kleine Vogel, der in ganz Neuseeland weit verbreitet ist, aber nur hier vorkommt, schwirrt uns immer wieder um den Kopf, fliegt uns sogar nach. Wir sind glücklich darob: er jagt die Sandfliegen, die an unser Blut wollen.
5: Robin; zeigt Interesse an jeder deiner Bewegungen, weil du mit den Füssen das Lauf aufwirbelst und dabei Insekten aufscheuchst. Mich hat sogar einer in die Zehen gepiekt.
6: Weisswangenreiher; deutlich erkennbar an seinem weissen Gesicht, jagt in Süsswasser und Salzwasser.
Nach unserem Besuch im Gletscherland mit dem Fox und dem Franz Josef Gletscher fahren wir weiter nordwärts. Wir machen einen Abstecher auf den zweithöchsten Pass in Neuseeland, den 920 Meter hohen Arthur Pass, der Christchurch im Osten mit der Westküste verbindet. Hier führte 1864 Arthur Dudley Dobsen die ersten Europäer über den Pass, nachdem er von Maori Jägern von diesem Übergang erfahren hatte. Weil kurze Zeit später an der Westküste Gold gefunden wurde, gewann der Übergang rasch an Bedeutung.
Der Westanstieg zum Arthur Pass ist berüchtigt für seine Erdrutsche und Lawinen. In den späten 1990er Jahren wurden hier umfangreiche Ausbauarbeiten und Hangsicherungen vorgenommen. Der 1999 fertiggestellte Otira Viadukt überspannt 440m unsicheres Gelände und sichert diesen Abschnitt. Aufgrund der Enge des Tales war man gezwungen, den Viadukt mit der aussergewöhnlich hohen Steigung von 12% bis 16% (europäischer Standard für frostgefährdete Straßen: 6 bis 8%) zu errichten.
Wieder zurück an der Westküste besuchen wir die «Pancake Rocks» – die Pfannkuchen Felsen.
Sehr abwechslungsreiche Küstenlandschaft an der Nordwestküste der Südinsel. Hier prallt das manchmal brutale Tasmanische Meer auf das Festland und holt sich Stück um Stück davon zurück.
Der Oparara Arch ist der grösste natürliche Felsbogen auf der Südhalbkugel der Erde: 219 Meter lang, 79 Meter breit und 43 Meter hoch. Der Oparara Fluss hat sich hier über Jahrtausende durch den Kalkstein gearbeitet.
Der Oparara Fluss ist durch Tannine (pflanzliche Gerbstoffe) rötlich gefärbt.
Der Buller Fluss hingegen ist glasklar und eher grünlich in seiner Farbe. Im Hintergrund Neuseelands längste Hängebrücke, 110 Meter lang und 117 Meter hoch.
Auch wenn man schon viele Hängebrücken passiert hat – die Buller Gorge Hängebrücke lässt auch unser Adrenalin etwas ansteigen.
Wir verlassen das Gebiet der Südalpen und nähern uns dem nördlichen Teil der Südinsel. Das Gebiet wird flacher und die Täler weiter. Ideale Voraussetzungen für Ackerbau, Obstplantagen oder wie hier im Bild: Hopfenanbau.
Mit Hopfen wird bekanntlich Bier hergestellt. Neuseeland pflegt eine ausgesprochen vielfältige Bierkultur. Fast in jedem grösseren Ort gibt es Mikrobrauereien, die wirklich exzellentes Craft Bier brauen. Das schmeckt offensichtlich nicht nur mir …
Mittlerweile sind wir ganz im Norden der Südinsel angelangt, in Motueka, am Rande des Abel Tasman Nationalparks. Mit Taxi Booten lassen wir uns Mitten in den Nationalpark fahren und wandern von dort wieder an den Ausgangspunkt zurück. Die Ufer sind hier so flach, dass die Passagiere an Land auf die Boote geladen werden. Traktoren mit breiten Reifen stossen dann die beladenen Boote auf dem Trailer einige hundert Meter ins seichte Wasser hinaus, wo die Boote dann ins Wasser geschoben werden.
Abel Tasman: Unterwegs führt die Schifffahrt an diesem riesigen, gespaltenen Felsbrocken vorbei. Sein sinniger Name: der geteilte Apfel.
Abel Tasman: Eine Maori Statue markiert den Start der Wanderung
Abel Tasman: Zu Beginn präsentiert sich der Wanderweg sehr steil und der prallen Sonne ausgesetzt. Triefender Schweiss ist garantiert!
Nach dem kurzen, ruppigen Anstieg wird die Strecke flach und bietet immer wieder fantastisch schöne Aussichten über Nationalpark und das Meer
Wir wagen uns noch an den ganz äussersten Nordwestzipfel der Südinsel, in die Golden Bay. Unterwegs fahren wir durch Karstgebirge mit unzähligen Höhlensystemen. Eines der schönsten, die Ngarua Caves, erkunden wir etwas genauer.
Ngarua Caves: diese Höhle wurde bekannt, weil darin mehrere völlig intakte Skelette des heute ausgestorbenen Moa gefunden wurden. Moas waren riesige, flugunfähige Laufvögel, die durch die ersten Menschen, die Neuseeland besiedelten, ausgerottet wurden. Auf ihrer Suche nach Nahrung sind die Vögel in Löcher in der Höhlendecke gestürzt und dann im Cave eingeschlossen verhungert.
Wir sind nun am äussersten Nordwestzipfel der Südinsel angelangt, am «Farewell Spit». Der obere Teil des Bildes zeigt eine Sandbank, die vom Strömungs-Wirbel, der durch das Zusammentreffen des Pazifiks und des Tasmanischen Meeres entsteht, aufgebaut wird. Die Sandbank wächst pro Tag rund 0.5 Meter ostwärts. Heute ist deren Länge rund 27 Kilometer. Die rote Linie markiert einen ausgeschilderten Track, rund 12 Kilometer, den wir unter die Füsse nehmen.
Querung der Dünen – man wähnt sich irgendwo an der Nordsee
An der Nordküste entlang, bei starkem Gegenwind, zurück an den Ausgangspunkt.
Am Kap Farewell, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Der Name des Kaps stammt von einem berühmten Seefahrer. Hier hat Kapitän James Cook zum letzten Mal Land gesehen bevor er sich 1770 wieder zurück nach England aufmachte.
Die ewige Brandung des Tasmanischen Meeres schleift und reibt unaufhörlich an den Felsen und gestaltet fantastische Gebilde.
Nach den vielen Wanderungen ist auch mal ein feiner Tropfen verdient. Diesen finden wir in einem der zahlreichen Vineyards (Weinberge) unterwegs nach Nelson. In den Neudorf Vineyards degustieren wir die Produktion des vergangenen Jahres. Die Ernte dieses Jahr beginnt in ein paar Wochen.
Wir sind in Nelson angelangt, unserer letzten Station, bevor es in Picton wieder auf die Fähre rüber zur Nordinsel geht. Von diesem Berg aus über der Stadt begannen die ersten Vermessungen von Neuseeland. Alle Distanzen wurden von diesem Triangulationspunkt aus, der deshalb das «Zentrum Neuseelands» genannt wird, bestimmt.

Am 8. März haben wir die Fähre von Picton nach Wellington gebucht. 6 Wochen Südinsel Neuseeland liegen hinter uns. Wir haben auf unserem Weg spannende, freundliche, interessante und fröhliche Menschen kennen gelernt. Nicht so spontan und unbeschwert wie die Polynesier, aber ein guter Mix zwischen europäischer und polynesischer Mentalität. Die Natur, die uns die Insel offenbart hat, liegt in vielen Bereichen recht nahe bei dem, was wir aus der Heimat kennen, mit dem wesentlichen Unterschied, dass einfach viel weniger davon besiedelt ist. Und das ist herrlich!

Nun geht es weiter auf der Nordinsel. Es bleibt uns noch genau ein Monat, um diesen Teil Neuseelands zu erkunden, restliches Material für unsere Lupina zu organisieren, Treffen mit Freunden zu koordinieren und dann unsere neu zertifizierte Rettungsinsel irgendwie nach Fiji zu verfrachten. Wie uns das alles gelingt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen auf die Nordinsel!

Südinsel von Neuseeland (Teil 2: der Südwesten)

Im letzten Bericht unsere Reise entlang der roten Linie beschrieben. Nun befahren wir die gelbe Linie. Von Bluff ganz im Süden von Neuseeland bereisen wir als erstes das Fiordland, die südwestliche Ecke der Südinsel. Von da geht’s zunächst zurück in den Süden, wo wir die gewartete Rettungsinsel (siehe dazu das Video) in Empfang nehmen können. Danach fahren wir quer durch die Südalpen bis Arrowtown bei Queensland.
Unser erstes Nachtquartier in Te Anau. Wir sind in den Bergen und auf dem Land. Die Gebäude sind sehr rustikal, aber zweckmässig ausgestattet.
Eine alte Scheune ist zum Gemeinschaftsraum mit Küche und Essraum umgebaut. Sogar eine Lounge mit Billardtisch findet Platz.
Der Lake Te Anau ist der grösste See der Südinsel. Er erinnert uns stark an den Vierwaldstättersee in der Schweiz, ist aber mit seinen 344 km2 etwa 3x grösser.
Die östliche Uferzone des Te Anau Sees wird bewirtschaftet (Weiden für Kühe und Schafe). Einige Bäume haben die Rodungen, die in den letzten 200 Jahren stattgefunden haben, überstanden.
Diese Hütte aus dem Jahre 1890 diente Bauern und Viehzüchtern als Unterkunft.
Die Hütte ist sehr spartanisch ausgestattet: ein einziger Raum mit einer Holzpritsche, einer steinernen Feuerstelle mit Kamin und einem Holzladen als Abstellfläche.
In Neuseeland gibt es Tausende von Wanderwegen. Einige davon führen über mehrere Tage durch die wilde Natur. Der Kepler Track zählt zu den «Great Walks» und ist eine drei- bis viertägige Rundwanderung im Fiordland Nationalpark. Mit dem Taxi Boot lassen wir uns von Te Anau zur Broad Bay bringen und wandern einen Teil des Kepler Tracks zurück nach Te Anau. Im Gegensatz zum Ostufer sind Süd- und Westufer des Sees sehr feucht. Überall herrlich grünes Moos: Wir fühlen uns in einer Märchenlandschaft.
Das feuchtwarme Klima zaubert viele Arten von Pilzen aus dem Boden, manche schön farbig.
Im Norden des Te Anau Sees, auf dem Weg zum Milford Sound, befindet sich der Lake Marian. Ein Bergsee, der die umliegenden Berge fantastisch schön spiegeln soll, wenn das Wasser glatt ist. Unser heutiges Tagesziel.
Gute Fitness ist für die dreistündige Wanderung von Vorteil.
Der Lake Marian.
Eine unglaubliche Begegnung! Ich mach es kurz: auf dem Abstieg vom Lake Marian kommen uns zwei Wanderer entgegen. Er ist nicht ganz sicher, welches der richtige Pfad ist. Wir bestätigen auf Englisch. Er vermutet auf Grund meines Dialektes richtig: «Seid ihr Schweizer?» Wir nicken. «Ah, dann können wir Schweizerdeutsch reden!» Sie zum mir blickend: «Habt ihr ein Segelboot?». Wir bejahen erstaunt. Sie: «Dann müsst ihr Köbi und Pia sein!». Wir sind baff! Die Beiden stellen sich als Sarah und Ali vor und bald erfahre ich, dass Sarah mir verwandt ist. Vor ihrer Neuseelandreise hat sie von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Cousin (also ich) mit einem Segelboot die Welt bereist und zurzeit gerade auch in Neuseeland weilt. Ist das nicht unglaublich? Hätten wir ein Treffen an diesem einsamen Ort abmachen wollen – das hätte nie geklappt!
Ein weiterer Ausflug von Te Anau aus, diesmal mit diesem Schnellboot. Der Wind bläst stark, aber wir sind uns, im Gegensatz zu einem Teil der anderen Passagiere, an Wellen gewöhnt.
Die Schiffsfahrt führt uns zu den Glowworm Caves (Glühwürmchen Höhlen), hier schematisch dargestellt.
Leider darf man in der Höhle keine Kameras benutzen, da es die Glühwürmchen stören würde. Deshalb ist dieses Bild für einmal aus dem Internet kopiert.
Bei den hier vorkommenden Glühwürmchen handelt es sich um die Larve einer Fliege. Die 2-flüglige Fliege lebt nur wenige Tage. In dieser Zeit legt sie ihre über 100 Eier und klebt sie an die Felsdecke der Höhle. Nach etwas mehr als 20 Tagen schlüpfen Larven (die Glühwürmchen). Diese beginnen sofort damit, klebrige, fadenartige Leinen an der Decke aufzuhängen (Bild), mit Hilfe deren sie andere kleine Insekten als Beute fangen. Dabei erzeugen sie ein fluoreszierendes Licht, das die Insekten anzieht. Nach 9 Monaten verpuppen sie sich und 2 Wochen später schlüpft die junge Fliege – der Kreislauf beginnt von Neuem.
Wir machen einen eintägigen Ausflug zum Douptful Sound. Mit dem Auto fahren wir von Te Anau nach Manapouri (rote Linie rechts im Bild). Von da geht’s mit dem Schiff über den Lake Manapouri (orange Linie), dann mit einem Bus vom West Arm des Sees über die Berge nach Deep Cove (rote Linie) und dann von dort wieder per Schiff durch den Sound bis auf das offene Meer hinaus.
Fahrt über den Lake Manapouri. Das Wetter ist zu Beginn noch recht sonnig. Später kommt Bewölkung auf, aber es regnet nicht.
Fahrt im Bus durch den üppig grünen Regenwald.
Blick vom Passübergang westwärts auf den Douptful Sound.
Per Schiff geht’s weiter in den Sound hinaus bis ins Tasmanische Meer.
Der Douptful Sound ist speziell bekannt wegen der unzähligen, zum Teil sehr hohen Wasserfälle, die sich entlang seiner steilen Felswände in die Tiefe stürzen.
Wir verbringen eine gute Woche im Gebiet um Te Anau. Dann erhalten wir die Meldung, dass unsere Rettungsinsel abholbereit sei. Also machen wir uns wieder auf nach Süden. Unterwegs vertreten wir uns die Füsse im Rakatu Sumpfgebiet (Bild), ein breites Schwemmland des Waiau Rivers, der die beiden Seen Lake Te Anau und Lake Manapouri nach Süden abfliessen lässt.
Die Hängebrücke von Clifden, mit 111.5 Metern Neuseelands längste hölzerne Hängebrücke. In den Jahren 1898/99 innerhalb 10 Monaten über den Waiau Fluss gebaut.
Wir machen einen Zwischenstopp in Riverton, früher ein wichtiger Hafen für Walfänger und Zentrum der Holzverarbeitung. Wohin Pia da guckt? Von hier aus gibt es nur noch Wasser bis zur Antarktis. Es gibt nur 2 Länder, die weiter in den Süden ragen wie Neuseeland: Chile und Argentinien.
Kennst du «Geocaching»? Wir bis vor kurzem auch nicht, aber nun sind wir fast etwas süchtig danach. Es ist eine Art von Schatzsuche mit einem GPS-Gerät. Dazu brauchst du eine App. In dieser App kannst du nachschauen, wo in der Umgebung ein Schatz versteckt liegt. Mit deinem GPS fähigen Handy machst du dich auf die Suche und wenn du Glück hast, findest du den Schatz. Pia hat hier gerade einen Schatz gefunden.
Nachdem wir unsere perfekt gewartete Rettungsinsel in Bluff abgeholt haben, beginnen wir mit unserer Reise zurück in den Norden. Unsere erste Station ist Queenstown, ein Nobelort im Herzen der Südalpen. Von hier aus gibt es im Südsommer herrliche Wanderungen, im Winter überschwemmen Skifahrer aus aller Welt die Stadt.
Wir machen uns auf, einen der höchsten Berge in der Umgebung zu besteigen. Unterwegs sehen wir grosse, zusammenhängende Waldflächen, die abgestorben und verdorrt sind. Wir erfahren, dass die Bäume aus der Luft chemisch getötet werden, weil es die falschen Pflanzen sind für diese Gegend. Gewinngier in der Holzwirtschaft hat in vielen Teilen des Landes zu Naturkatastrophen geführt. Nun versucht man, das Rad zurück zu drehen und die ursprünglichen Pflanzen wieder anzusiedeln. Bleibt zu hoffen, dass die landesweit eingesetzten Chemikalien gegen unerwünschte Pflanzen keine anderweitigen unliebsamen Nebenwirkungen haben auf die Natur.
Quizfrage: was ist das? Antwort: eine öffentliche Toilette. Sehr umweltfreundlich mit Regenwasser für die Spülung und septischem Tank. In Neuseeland findest du überall, sogar entlang von Wanderwegen weit weg von der nächsten Zivilisation, ein öffentliches WC.
Geschafft – nach über 1’000 Metern steilem bergan Steigen ist der Ben Lomond (1’748m) erklommen. Es bietet sich ein toller 360° Rundumblick.
Am nächsten Tag (mit gehörigem Muskelkater in den Beinen von der Wanderung am Vortag) schnuppern wir mal ein wenig im Paradies (auf Englisch Paradise geschrieben)
Paradise liegt am Ende eines langen Tales, das sich an den 80 Kilometer langen Lake Wakatipu anschliesst. In der Distanz zeigen sich die schneebedeckten Berge der Südalpen (ab ca. 2’500 Meter liegt dort Schnee).
Würden hier Kühe statt Schafe weiden würden, könnte man sich in den Schweizer Alpen wähnen.
Einfach schön

Etwas nördlich von Queenstown liegt Arrowtown. Die Fahrt dorthin bringt uns etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Geologisch gesehen gehört Neuseeland zu den jüngsten Landflächen der Erde. Kulturgeschichtlich betrachtet ist es das Land, das als letztes von Menschen besiedelt und gestaltet wurde. Aus europäischer Sicht liegt Neuseeland am anderen Ende der Welt. So erklärt es sich, dass die im südlichen Pazifik liegenden Inseln, die heute den Staat Neuseeland ausmachen, erst Mitte des 17. Jahrhunderts Aufmerksamkeit bekamen. Es wurde zwar bereits im Dezember 1642 erstmals durch einen Europäer, den holländischen Seefahrer Abel J. Tasman, entdeckt. Es sollten aber 127 Jahre vergehen, bis Europäer dem Land intensivere Aufmerksamkeit schenkten. Diesmal war es der bekannte James Cook, der bei seiner Expedition in den Jahren 1769 und 1770 beide Hauptinseln umrundet hat und in seinen Aufzeichnungen festhielt, dass er Neuseeland für ein hervorragendes Siedlungsgebiet hält. Reich an fruchtbarem Land, auf dem europäische Pflanzenkulturen bestens gedeihen würden, zeichnete er ein überaus positives Bild, in dem er auch von den Maori (den Ureinwohnern auf den Inseln, die ab dem 13. Jahrhundert sporadisch mit ihren Kanus hier landeten) keine Gefahr ausgehen sah.

Angeregt durch Cooks positiven Berichte und von der Hoffnung getragen, gute Geschäfte machen zu können, stieg das Interesse an Neuseeland ab Anfang 1790 rapide. War es anfänglich Handel mit Flachs und Holz, welches Europäer anzog, folgten bald Wal- und Robbenfänger, die hier Wale und Robben in grossen Mengen vorfanden. Zu den Händlern und Walfängern gesellten sich sehr bald auch Abenteurer, Schmuggler und Schnapshändler. Selbst entflohene Sträflinge der britischen Kolonie von Australien und Deserteure von Schiffen versuchten ihr Glück in dem aufstrebenden Ort. Als 1861 auf der Südinsel Gold gefunden wurde begann eine regelrechte Invasion, binnen weniger Monate kamen mehr als 10’000 Goldsucher ins Land.

Arrowtown: Hier wurde 1861 Gold gefunden. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1862 dürfte einiges von der damaligen Zeit zu erzählen haben..
Ein Bild aus den 1860er Jahren. Es zeigt die Hütte eines Goldgräbers in Arrowtown.
Einige der Hütten von damals sind noch gut erhalten. In dieser Gegend kann es im Winter recht kalt werden, sogar Schnee ist möglich. Deshalb wurde in jedes Haus auch eine offene Feuerstelle mit steinernem Aussenkamin angebaut. Das Haus im Bild gehörte einem der zahlreichen Chinesischen Goldgräber, die in Arrowtown ihr Glück suchten.
Animiert durch die vielen Geschichten über die grossen Goldfunde machen wir uns auch auf die Goldsuche. Pia durchsucht schon mal fleissig den Schwemmsand im nahen Bergbach.

Ob wir auch Gold finden und was wir auf der Weiterreise auf der Südinsel erleben, das erfährst du im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen in die Goldgrube!

Südinsel von Neuseeland (Teil 1: an der Ostküste südwärts)

Unsere Fahrt im Überblick
Bei herrlichem, aber windigem Wetter fahren wir am 26. Januar 2024 nach 3.5-stündiger Fahrt mit der Fähre von Wellington herkommend um die Mittagszeit in den Fjord von Picton auf der Südinsel ein.
Nach einer kurzen Sightseeing-Tour durch Picton nehmen wir die etwas über 1’000km lange Fahrt ganz in den Süden der Südinsel unter die Räder.

Wir haben ja unsere Rettungsinsel dabei, die wir in Bluff, einer Kleinstadt ganz im Süden von Neuseeland, überholen und neu zertifizieren lassen wollen. Den Termin haben wir schon früher auf den 9. Februar vereinbart. Also haben wir fast 2 Wochen Zeit für die Strecke von Picton nach Bluff. Nicht viel, aber es reicht für eine gemütliche Fahrt der Ostküste der Südinsel entlang.

Bald ein sehr vertrautes Bild: friedlich weidende Schafe in einer wunderschönen Natur …
… und Kühe wie bei uns zuhause in den Schweizer Jurahügeln.
Nebst Schafen und Kühen sehen wir auch viele Hirschzuchten. Herrlich weite und nahrhafte Weiden – da braucht es kein künstliches Futter.
Unser erster Zwischenstopp in Kaikoura, einer Kleinstadt an der Küste, die bekannt ist wegen ihrer ein paar Kilometer ins Meer hinausragenden Halbinsel, von der man in den Wintermonaten (hier also im Juni bis August) viele Wale beobachten kann. Wir sind leider zur falschen Zeit hier, aber trotzdem geniessen wir die tollen Wanderwege der Küste entlang.
Auf der Weiterfahrt nach Süden kreuzen wir immer wieder die Bahnlinie, die ebenfalls der Küste entlang die grösseren Städte miteinander verbindet. Meist verkehren Güterzüge, dies ist aber ein von einer Diesellokomotive gezogener Passagierzug.
Die Bautechnik in Neuseeland ist relativ einfach und kostengünstig: Boden flach gemacht und eine Plattform betoniert. Darauf kommt dann zuerst das ganze Gerippe des Hauses aus Kanthölzern, gefolgt von der Verkleidung aus dünnen Sperrholz- oder Spanplatten. Die Isolation bleibt spärlich. Die meisten Häuser haben Einfachverglasung, auch ganz im Süden, wo es kalt werden kann. Geheizt wird bei Bedarf meist mit Strom oder Gas.
Kaffeekultur in Neuseeland – wir sind begeistert! Neuseeland ist zu Recht stolz auf seinen Kaffee. Es gibt ihn in vielen Varianten, wie etwa den «short black» (Espresso), «long black» (Espresso mit einem Spritz Wasser) und «flat white» (eine Mischung aus Cappuccino und Latte). Die Kaffeelokale erinnern oft an Grossmutters Stube und wirken sehr einladend. Und immer gibt es köstliche Kuchen und Torten dazu.
Küstenlandschaft nördlich von Christchurch
Unser nächster Stopp ist in Christchurch, die Hauptstadt von Neuseeland. Im Zentrum der Stadt mit englischem Flair verkehren Strassenbahnen aus dem letzten Jahrhundert.
Im Jahr 2011 wurde das Gebiet um Christchurch von einem verehrenden Erdbeben heimgesucht, das 185 Todesopfer forderte. Das Bild zeigt die Kathedrale kurz nach dem Ereignis. Der Schutt ist heute weggeräumt und die Gebäudereste sind inzwischen wieder stabilisiert. Auch das ganze Fundament wurde erdbebensicher gelagert. Jetzt arbeitet man am Wiederaufbau der eingestürzten Kathedrale.
Die Spuren des Erdbebens von 2011 sind allgegenwärtig. Es gibt noch viele weitere Hochbauten im Zentrum, die durch das Erdbeben so stark beschädigt wurden, dass sie abgerissen werden müssen.

An dieser Stelle ein Wort zur Geologie von Neuseeland: Neuseeland liegt im Spannungsfeld zweier großer tektonischen Erdplatten, der australischen und der pazifischen Platte. Letztere schiebt sich im Bereich der Nordinsel langsam unter die Australische Platte und auf der Südinsel verlaufen ihre Bewegungen gegeneinander versetzt. Die Folgen sind häufige Erdbeben, Verwerfungen und vulkanische Aktivitäten an den Bruchstellen. Neuseeland liegt damit auf dem «Pazifischen Feuerring», einem den Pazifischen Ozean umschließenden vulkanisch aktiven Gürtel und gehört zu den Ländern mit der höchsten Anzahl von Erdbeben (Quelle: Wikipedia)

Die Welt ist klein: Klassentreffen in Christchurch! Auf der Remembrance Brücke (Kriegsdenkmal, das an die Opfer vor allem des ersten Weltkriegs erinnern soll) treffe ich eine ehemalige Schulkollegin aus der Grundschulzeit. Regula Herzog bereist zurzeit ebenfalls die Südinsel und dank den sozialen Medien haben wir gegenseitig von unseren Reisepfaden erfahren und kurzerhand ein Treffen vereinbart.
Küste vor Christchurch, vom Hausberg Mount Cavendish aus gesehen
Stadtgebiet von Christchurch
Governors Bay mit dem Hafengebiet von Lyttelton, dem eigentlichen Industrie- und Frachthafen von Christchurch
Ein grosser Industriezweig Neuseelands ist die Holzwirtschaft. Unterwegs trifft man immer wieder auf Lastwagen mit schwerer Holzfracht. Diese fahren ihre Ladung entweder zu grösseren Verarbeitungszentren oder an Häfen, wo sie auf Schiffe verladen werden. Ein grosser Teil des neuseeländischen Holzes wird nach China verfrachtet, dort verarbeitet und dann als Zwischen- oder Endprodukt wieder nach Neuseeland zurück geliefert.
Das Ernten des Rohstoffes Holz findet im grossen Stil und mit modernster Infrastruktur statt. Extra dazu aufgeforstete Wälder werden grossflächig komplett abgeholzt. Speziell dazu konzipierte Maschinen (Vollernter) greifen den Baum, sägen ihn bodeneben ab, entasten und schälen den Stamm und zerteilen ihn in gleichlange Stücke. Weniger als 15 Sekunden pro Baum!
Kahle, abgeholzte Hänge, die der Erosion ausgesetzt sind oder Waldflächen mit in Reih und Glied gesetzten Bäumen und deren Unterholz chemisch abgespritzt worden ist. Dass diese Art der Forstwirtschaft zwar sehr effizient und lukrativ aber für die Natur schädlich ist – so langsam steigt das Bewusstsein in die Köpfe.
Banks Peninsula südwestlich von Christchurch mit der wunderschönen Bucht von Akaroa

Die Menschengeschichte Neuseelands ist noch sehr jung. Die ersten Menschen betraten das Land um 900 nach Christus betraten und erst ab dem 14. Jahrhundert setzte eine gezielte Besiedelung ein durch Polynesier (Maori), die mit ihren Auslegerkanus hier landeten. Im 18. Jahrhundert trafen dann die ersten Europäer ein, vor allem Engländer, Spanier und Franzosen. Weil das Land so weit weg von der Heimat lag, war das Interesse an Neuseeland anfänglich gering. Doch als 1831 ein französisches Kriegsschiff in Neuseeland anlegte, kam das Gerücht auf, Frankreich wolle mit dem Besuch seine Ambitionen an eine Annexion des Landes unterstreichen. Interesse und Ehrgeiz Englands waren geweckt. Dazu kam, dass es unter den Maori kriegerische Auseinandersetzungen gab, sowie Konflikte zwischen den Maori und den europäischen weissen Siedlern. Missionare und Maori baten die Krone um Hilfe.

1833 wurde James Busby vom britisches Kolonialamt nach Neuseeland geschickt, um die Konflikte zu befrieden und um britische Präsenz zu zeigen. Busby hatte keine wirkliche Macht, und keine Soldaten, die ihm im Notfall zur Hilfe eilen konnten, wurde aber von den Maori weitgehend respektiert, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Im «Vertrag von Waitangi», der am 6. Februar 1840 von einem britischen Vertreter der Krone und allen Maori Stammesführern unterzeichnet wurde, regelte man das künftige Zusammenleben. Dabei gab es ein Missverständnis: Im Weltverständnis der Maori gehört das Land allen. Sie waren der Meinung, mit ihrer Unterschrift geben sie die Zustimmung, dass die Engländer das Land ebenfalls benützen dürfen. Im englischen Original des Vertrages übergaben die Maori mit ihrer Unterschrift aber das Land und sich selber an die Krone. Die Maori hatten sich auf eine falsche Übersetzung des Vertrages und irreführende Informationen von Missionaren verlassen.

«The Treaty», wie die Neuseeländer den Vertrag häufig bezeichnen, machte Neuseeland zu einer britischen Kolonie und stellt den Anfang moderner Staatlichkeit Neuseelands dar. Der Treaty of Waitangi ist nach wie vor anwendbares Recht. Bis heute gibt es Rechtsfragen und konkrete Fälle, in denen der Vertrag unterschiedlich interpretiert wird. Heute regelt das 1975 gegründete Waitangi Tribunal solche Streitfragen. Maori können Ansprüche aus dem Vertrag vor diesem Tribunal geltend machen. 2008 unterzeichneten die Regierung Neuseelands und Vertreter von sieben Maori-Stämmen eine Übereinkunft, welche die Regierung verpflichtet, rund 243 Millionen Euro Entschädigung für Verletzungen des Treaty of Waitangi zu zahlen.

Die kleine Hafenstadt von Akaroa auf der Banks Peninsula südlich von Christchurch ist ein Zeitzeuge aus der Zeit, als die Franzosen versuchten, sich in Neuseeland auszubreiten. Schon vor dem ominösen Vertrag von Waitangi hatte ein Franzose einen ähnlichen Vertrag von Maori unterschreiben lassen. Dummerweise hatte er nicht realisiert, dass er die Unterschrift für das Gebiet vom benachbarten Häuptling erhalten hatte, und der Vertrag somit wertlos war. Der Irrtum wurde erst bemerkt, als eine Schiffsladung französischer Siedler eintraf und diese das Land bereits von den Engländern verwaltet vorfanden. «Grosszügig» wurde den von der langen Seefahrt völlig entkräfteten und ausgemergelten Siedlern erlaubt, im Gebiet von Akaroa bleiben zu dürfen. Bis heute finden sich hier französische Wörter in der Sprache und vor allem die Trikolore an vielen Häusern.
Unterwegs Richtung Süden auf der Route 1: die Hauptdurchgangsstrasse ist sehr gut ausgebaut, die Nebenstrassen zu den Landgütern sind Schotterpisten.
Wer Neuseeland bereist kommt nicht darum herum: Auto- und Maschinen-Museen fast in jedem Dorf. Auch auf den Strassen kreuzen immer wieder schön restaurierte Oldtimer unseren Weg. Den Liebhaber freut es!
Typische Landschaft zwischen Christchurch und Dunedin, man könnte sich fast in der Toskana wähnen.
Ein Bild, das schon bald Vergangenheit ist. Schafe hat es zwar noch viele, aber die Cowboys steigen heute vom Pferd auf schnelle Quads (4-rädrige Motorräder) um.
So lösen die Neuseeländer das Problem, wenn Weidezaun und Wanderweg sich kreuzen.
Lake Takapo. Dieser See wird von Gletscherwasser gespeist. Die im Wasser enthaltenen Mineralien, vor allem Silt, reflektieren das Blau des Himmels besonders stark.
Lake Takapo: Wanderung auf den Mount John.
Wir werden oft gefragt, wie wir reisen. Nun, wir sind mit einem normalen Mietauto unterwegs und schlafen meist in B&B Unterkünften, wie diese hier in Takapo. Die Reservationen machen wir nach Bedarf und meist kurzfristig über 2 Apps: entweder booking.com oder Airbnb. Vor allem Airbnb funktioniert sehr gut.
Takapo: Die berühmte Church of the Good Sheperd aus Stein gebaut.
Der Fluss, der aus dem Lake Takapo fliesst konnte früher nur per Boot überquert werden. 1880 wurde die erste Brücke gebaut. Wegen der starken Winde, welche die Hängebrücke immer wieder stark zum Schaukeln brachten, musste diese mehrmals versteift werden. Als der See zur Stromproduktion 1951 gestaut wurde, verlegte man den Fluss-Übergang auf den Damm aus Beton und die Hängebrücke wurde zurückgebaut. Die Brücke auf dem Bild zeigt die neue Fussgängerbrücke, die seit 2017 die immer zahlreicheren Fussgänger (Touristen!) vom Verkehr trennt.
Auch am Lake Takapo suchen wir versteckte Wege. Hier aber müssen wir die «Fahnen strecken» – das Wasser ist zu tief.
In der Ferne über dem Lake Pukaki grüsst uns der bekannteste, da höchste, Berg von Neuseeland: der 3’724 Meter hohe Mount Cook.
Unsere Fahrt südwärts geht weiter. Der vorwiegend westliche Wind treibt die feuchte Meeresluft die Berghänge im Westen hoch, diese kühlt sich ab, die Feuchtigkeit kondensiert und fällt als Regen reichlich auf der Westseite und über den Alpen. Das flache Gebiet östlich der neuseeländischen Alpen erhält jedoch nur spärlichen Niederschlag. Weiden und Felder müssen grossflächig bewässert werden.
Zurück an der Pazifikküste: Oamaru. Ab 1814 siedelten sich hier die ersten Robbenjäger und Walfänger an. Die Neuseeländischen Seehunde (Bild) wurden ihres dicken Felles wegen fast bis zur Ausrottung gejagt. Heute sind sie zum Glück geschützt und wieder überall anzutreffen.
Der Pier von Oamaru. Dicke Holzplanken und Poller aus soliden Baumstämmen dienten den Schiffen als sicherer Anleger. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Oamaru zum wichtigsten Umschlagplatz und Hafen für das landwirtschaftliche Hinterland.
In der Zeit der 1880er-Jahre-Depression war Oamaru eine der schönsten und finanzstärksten Städte ganz Australasiens und etwa gleich groß wie das damalige Los Angeles. Die wirtschaftliche Entwicklung flaute nach und nach ab, aber dennoch wuchs die Bevölkerung bis in die 1970er Jahre weiter an. Der Hafen verlor zwar an Bedeutung, aber Oamaru blieb das Handelszentrum der Region.
Die Schliessung des Hafens und der Stillstand der neuseeländischen Industrie Ende des 20. Jahrhunderts trafen Oamaru sehr hart. Als Reaktion darauf besann sich der Ort als eine der ersten neuseeländischen Städte auf sein architektonisches Erbe und dessen kommerziell-touristische Nutzung.
Das «Steam-Punk» Museum in Oamaru. Hier bauen Daniel Düsentrieb und Kollegen aus Dampfmaschinen aller Art Fantasiemaschinen. An dieser Lokomotive hätte Jules Verne seine wahre Freude gehabt – ich auch!
Dunedin, das «Edinburgh des Südens», ist unendlich stolz auf sein Schottisches Erbe. Die ersten europäischen Siedler waren hart arbeitende Schotten. Das Bahnhofsgebäude gilt als eines der architektonischen Wahrzeichen der Stadt.
Auch die St. Joseph’s Kathedrale von Dunedin erinnert an schottische Kirchen.
Gemäss Guinness Buch der Rekorde die steilste Strasse der Welt: die Baldwin Street in Dunedin. Ihre Steigung beträgt 19.3° oder 35 %.
Nebst Kaffee ist Neuseeland beim Schreiberling auch beliebt für seine zahlreichen Brauereien. In der Emersons Brewery (Dunedin)verabreden wir uns mit Sybille und Bo vom Segelschiff SYBO, plaudern über gemeinsame Erlebnisse und schmieden künftige Pläne.
In der geschichtsträchtigen Speight’s Brewery (Dunedin) darf der Schreiberling gleich 8 verschiedene Gärsäfte verkosten
Taiaroa Head Lighthouse – es weist den Schiffen den Weg zum Hafen von Dunedin
In Oamaru vergeblich gesucht, auch später an der Küste bei Moreaki nicht gesehen: der kleinste Pinguin der Welt: der Blaue Pinguin. Er wird etwa 30 Zentimeter gross und wiegt maximal etwa 1 Kilo (Bildquelle: Internet)
Wir haben aber doch noch Erfolg: In der Vogelbeobachtungsstation von Pukekura bei Dunedin beobachtet uns dieser junge Blaue Pinguin seelenruhig von unter der Treppe. Hier wartet er, bis seine Eltern kurz vor dem Eindämmern von ihrem Tagesausflug (zwecks Nahrungssuche) ans Ufer zurückkehren und er sein Abendessen kriegt.
In der gleichen Vogelstation ist auch der Nördliche Königsalbatros zu sehen. Der Königsalbatros unterteilt sich in zwei Unterarten, den Nördlichen Königsalbatros und den Südlichen Königsalbatros. Die Nördliche Unterart kommt im Süden von Neuseeland vor. Mit dem Wanderalbatros gehört der Königsalbatros zu den größten Langstreckenfliegern der Welt. Der Königsalbatros erreicht eine Flügelspanne von 330 cm und ein Gewicht von ca. 7 kg. Als einer dieser eleganten Flugkünstler über uns hinweggleitet vergesse ich den Fotoapparat. Später im Besucherzentrum holen wir das Bild nach.
Abends eine Jam-Session in einem lokalen Pub in Dunedin. Die Musiker haben unverkennbar schottische oder irische Wurzeln – zumindest lässt sich das aus ihren Musikinstrumenten und den daraus entlockten Melodien schliessen.
Spektakuläre Lage: das Nuggets Point Lighthouse zwischen Dunedin und Bluff
Bei diesem Bild wird verständlich, weshalb dieses Kap «Nuggets Point» heisst.
Unberührter natürlicher Strand: Tautuku Bay im Süden der Südinsel
Wir treffen in Invercargill, der Zentrumsstadt im Süden ein. Schon unterwegs sind uns viele Motorräder aufgefallen. Jetzt, in der Stadt stehen sie überall. Wir staunen, die meisten davon sind richtig grobe Maschinen mit leistungsstarken Motoren.
Wir fragen einen der vielen in voller Ledermontur bekleideten, meist älteren Fahrer über den Hintergrund dieser Ansammlung von heissen Öfen. Er grinst uns an und zeigt uns ein Plakat. Es findet gerade die «Indian Week» statt in Invercargill. Dies Woche mit diversen Anlässen für Bikers findet alle Jahre zu Ehren des schnellsten Bürgers dieses Ortes statt: Burt Munro. Dieser Mann hatte 1920 ein neues Motorrad der Marke «Indian» (deshalb Indian Week) erworben und kurz darauf begonnen, dieses schneller zu machen (umgangssprachlich: zu frisieren). Schon bald hatte dieser als Draufgänger bekannte Mann in der Nachbarschaft keine Gegner mehr. Auch national wollte bald niemand mehr gegen ihn antreten. Eine Zeitlang fand er noch im Ausland Gegner, bevor er sich auf das Aufstellen von Geschwindigkeitsrekorden fixierte. Im Alter von 68 Jahren stellte er einen Rekord in der Klasse unter 1’000 cm³ auf. In der Bonneville Salzwüste (USA) erreichte er mit seinem Geschoss offiziell 296,26 km/h. Dieser Rekord besteht heute noch. In einem inoffiziellen Versuch am selben Tag war er sogar über 321 km/h schnell.
Das Burt Munro Memorial. So sah die «Munro Special» aus
Ah ja, da war doch noch etwas! Nebst touristischen Interessen gibt es da noch eine Aufgabe: wir müssen den Service an unserer Rettungsinsel machen lassen. Deshalb sind wir nach Bluff gefahren. Nun sind wir hier. Wie schon früher vereinbart, bringen wir die Rettungsinsel am 9. Februar zu der Firma, die gemäss Hersteller den Service machen darf. Steven, der Chef, nimmt sich der Sache gleich selber an und öffnet die Kiste vor unseren Augen.

Was bei der Inspektion der Rettungsinsel herausgekommen ist und wie unsere Reise durch Neuseeland weiter geht, das erfährst du im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge den Lupinchen im Windschatten!

On the Road in Neuseeland

Kia ora!! – oder „hallo“ auf neuseeländisch. Hiermit ist unsere Schreibpause beendet, und wir nehmen dich mit auf eine Landreise durch Neuseeland, die bis Anfang April dauern wird. Viel Vergnügen beim Mitreisen.

Am 13.01.2024 sind unsere Ferien in der Schweiz vorbei. Eine intensive, spannende und mit vielen Besuchen gut gefüllte Zeit geht zu Ende. Wir stehen mit vollgepackten Koffern zur Abreise bereit. In einem der grossen Koffer befinden sind nur Ersatzteile für die Lupina. Im anderen Koffer haben wir warme Kleider und Outdoor Ausrüstungen verstaut, die wir in den nächsten 3 Monaten noch brauchen werden. Auch neue Medikamente für unsere Bordapotheke sind dabei, da einige der alten mittlerweile vom Datum abgelaufen sind.

Wir wurden oft gefragt, wie wir uns fühlen, wenn wir nun wieder abreisen und unsere Familien und Freunde zurücklassen müssen. Nun, natürlich fällt uns der Abschied jeweils nicht einfach. Wir wissen, dass es mehrere Monate, ja vielleicht sogar mehr als ein Jahr dauern kann, bis wir sie wieder sehen werden. Eine lange Zeit! Besonders unsere Grosskinder fehlen uns sehr. Sie werden sich in dieser Zeit rasch weiter entwickeln – eine sehr interessante Zeit, die wir verpassen werden. Aber wir sind beides Menschen, die nach vorne schauen, uns freuen an dem, was auf uns zukommt. Wir verweilen keine Zeit, dem nachzutrauern, was wir vielleicht verpassen. So freuen wir uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit der Heimat und den Menschen dort. Nun aber sind wir gespannt auf Neuseeland und dann weitere Abenteuer mit der Lupina, die zur Zeit sicher in Fiji die Zyklon Zeit verbringt.

Der Flug über San Franzisco nach Auckland dauert insgesamt 25 Stunden (reine Flugzeit). Alles läuft reibungslos. Das Einreisen mit den vielen aussergewöhnlichen Gegenständen im Gepäck entlockt den Zollbeamten bloss ein mildes, verständnisvolles Lächeln. Schon stehen wir auf neuseeländischem Boden. Als erstes nehmen wir das Auto, unser Begleiter für die nächsten 3 Monate, in Empfang.

Wir haben uns fürs Mieten eines Kombis entschieden. Im Notfall könnten wir darin schlafen (im Januar/Februar herrscht Hochsaison in Neuseeland, es könnte knapp werden mit der Unterkunft). Die Alternative wäre ein Camper gewesen. Diese sind aber in der Hochsaison extrem teuer (CHF 150 oder mehr pro Tag) und zum Reisen nicht so flexibel wie ein Personenwagen. Würden wir Neuseeland länger als 3 Monate bereisen, hätten wir ein Auto gekauft. Das Einlösen für Ausländer ist hier kein Problem. Auch für das Wiederverkaufen gibt es viele brauchbare Online-Plattformen, die recht gut funktionieren.

Auckland empfängt uns mit viel Wolken und sporadischen Regenschauern. Wir entscheiden uns für eine kurze Erkundung mit dem Auto, bis wir am Nachmittag im Hotel einchecken und uns mal richtig ausschlafen können.
Auckland am nächsten Tag, die Sonne ist wieder da und wir fit und munter.
Das Stadtgebiet von Auckland weist viele Hügel auf, die alle vulkanischen Ursprung haben. Das satte Grün der Wiesen weist auf reichlich Regen hin. Tatsächlich ist das Wetter in Auckland sehr wechselhaft und ändert sich schnell, je nachdem aus welcher Richtung der Wind weht.
Von diesen Vulkanhügeln bietet sich jeweils eine tolle Sicht auf die Stadt mit ihrem Aushängeschild, dem 328 Meter hohen Sky Tower.
Nach einer kurzen Erholungspause in Auckland zieht es uns nordwärts. Wir fahren abseits der Überlandstrasse quer durch die Küstenlandschaft nach Whangarei, ein für die ersten Siedler, die ab dem 18. Jahrhundert eintrafen, sehr geschützter Hafenort am Kopf einer tiefen, verwinkelten Bucht an der Ostküste von Neuseeland. Hier buchen wir in unser erstes Airbnb ein. Tolle Lage mit herrlichem Blick über die Bay von unserer Terrasse aus.
Dina, unsere Gastgeberin im Airbnb, gibt uns verschiedene Hinweise, wie wir unseren Aufenthalt bei ihr mit interessanten Ausflügen verbringen können. Ihr erster Tipp veranlasst uns zu einer Wanderung an einen Wasserfall. Aber was ist den das? Am Anfang des Hike-Trails (Wanderweg) steht dieses sonderliche Gebilde! Schnell wird uns klar, was es damit auf sich hat: Wanderer sollen sich an dieser Stelle die Schuhe waschen. Die Wanderung führt durch ein Gebiet mit den ganz seltenen und sehr empfindlichen Kauri Bäumen. Ihre Wurzel sind sehr anfällig auf bestimmte Pilze (Verursacher der Kauri Dieback Krankheit – der Baum stirbt dabei langsam ab) und andere Organismen sowie Druck von oben.
Um die empfindlichen Wurzeln des Kauri Baumes zu schützen ist der Wanderweg als «Boardwalk» über dem Waldboden schwebend angelegt.
Der Kauri Baum ist ein Laubbaum, der mehrere Hundert Jahre alt werden kann. Sein Stamm ähnelt dem eines Nadelbaumes, sehr hoch und gerade. Der Stamm kann riesige Durchmesser erreichen. Früher diente dieser Baum als wertvolles Bauholz. Er wurde fast bis zur Ausrottung abgeholzt. Wegen seines sehr wertvollen und wichtigen Beitrages zum Ökosystem wird er heute streng geschützt.
Das Ziel unserer Wanderung: Whangarei Wasserfall
Hier in Whangarei lernen wir einen Künstler kennen, den wir bisher nur vom Hörensagen gekannt haben: Friedensreich Hundertwasser. Dieser querdenkende Künstler aus Österreich fand in Neuseeland seine zweite Heimat und hat weltweit viele bleibende Spuren hinterlassen. Das Hundertwasser Museum in Whangarei hat er selbst 1993 noch entworfen. Es wurde allerdings erst 2015 zum Bau freigegeben und schlussendlich 2022 eröffnet. 100wasser (so wird der Name manchmal abgekürzt) wurde 1928 in Wien geboren und verstarb 2000 infolge eines Herzinfarktes auf einer Reise in Australien.
Aufgang ins Hundertwasser Museum, Whangarei
Wieder eine Wanderung. Diesmal am Eingang zur Whangarei Bucht auf den 420 Meter hohen Mount Manaia. Der Aufstieg ist steil und mit vielen Treppen.
Nach 1’136 Treppenstufen (ich habe mitgezählt – es stimmt!) sind wir schweissgebadet, aber oben 😉
Der Ausblick vom Mount Manaia belohnt uns für den mühevollen Aufstieg
Wir fahren weiter nördlich zum Wohnort von Friedensreich Hundertwasser, nach Kawakawa. Hier wurde auch eine der ersten Eisenbahnen des Landes gebaut. Regelmässig kann man mit dem nostalgischen Touristenzug (Bild) von hier ans Meer fahren.
Friedensreich Hundertwasser liegt hier in Kawakawa begraben. In unzähligen Strassenbildern lebt er weiter.
Das letzte Werk von Hundertwasser, an dem er selbst noch Hand angelegt hat: die 1999 fertig gestellte öffentliche Toilette von Kawakawa. Natürlich haben wir sie auch benutzt!
Wir fahren weiter in die Bay of Islands, nach Opua. Hier haben wir eine wichtige Mission zu erledigen: wir müssen unsere Rettungsinsel abholen. Unsere Freunde Jenn und Chris von der SY Diva (Bild) waren so freundlich und haben die rund 50 Kilogramm schwere Kiste von Fiji nach Neuseeland transportiert. Leider treffen wir sie nicht persönlich, da sie gerade auf Heimurlaub sind und ihr Flug abgesagt wurde (sich selbst öffnende Türen der Boing Flugzeuge haben ein Grounding der ganzen Flotte verursacht).

Die Rettungsinsel kann lebenswichtig sein. Deshalb ist es wichtig, dass sie regelmässig nach Wartungsplan gepflegt wird. Die Wartung unserer SEAGO Rettungsinsel steht an. In ganz Polynesien haben wir keine zertifizierte Service Stelle für unsere Rettungsinsel gefunden. Eine Rückfrage beim Hersteller hat ergeben, dass es ganz im Süden der Südinsel von Neuseeland einen Vertreter gibt, der unsere Insel warten darf. Deshalb sind wir nach unserer Ankunft in Auckland zügig nach Norden bis Opua gefahren, haben die Rettungsinsel dort von der SY Diva abgeholt, und fahren jetzt damit nach Bluff, ganz im Süden von Neuseeland.

Wir sind auf dem Weg in den Süden der Nordinsel. Unterwegs können wir immer wieder anhalten und uns auf einem der vielen kurzweiligen Wanderwege entlang der Strasse etwas die Füsse vertreten.
Eines unserer Ziele auf der Wunschliste: Hobbiton bei der Stadt Matamata. Hier wurden die berühmten Filmtrilogien «Herr der Ringe» und «Hobbits» gedreht.
Pia und der bekannte Gandalf
Die Erdhäuser im Hobbit-Land
Die Hobbit Familien sind eher kleinwüchsig, dementsprechend sind auch die Häuser so gebaut. Einzig Gandalf und ein paar andere Gestalten haben grössere Häuser. Dieses Haus würde für uns gerade passen.
Das Hobbit Land ist sehr liebevoll und sehr Detail getreu hergerichtet – wie im Film!
Das Haus des Bäcker und Conditors
Einige der Hobbits sind gerade auf Reise und seit Dezember 2023 kann man deren Wohnung auch von innen besichtigen. Hier das Schlafzimmer im Haus von Samweis Gamdschie (kurz Sam genannt im Film)
Die Küche
Die Vorratskammer
Die Schreibstube mit Schreiberling
Zum Abschluss: die klappernde Mühle am Teich im Hobbit-Land.
Wir fahren weiter an den Lake Taupo im Zentrum der Nordinsel und bewandern das Gebiet um den Vulkan Karapiti. Neuseeland wurde gebildet durch das Aufstauchen zweier geologischen Platten, die gegen einander drücken. Das dadurch entstandene Gebirge ähnelt unseren Alpen. Es wird auch heute noch weiter empor gedrückt. Wachstum und Erosion halten sich in etwa die Waage. In der Zone des Aufstauchens gibt es immer wieder Brüche und Risse im Erdmantel. An diesen Stellen kann dann Lava empor steigen (es bilden sich Vulkane) oder Wasser in die Tiefe dringen. Dort wird es aufgeheizt und unter hohem Druck wieder an die Erdoberfläche gedrückt. Neuseeland produziert 20% seines Strombedarfes aus der Geothermie. In diesem Feld (Bild) gibt es unzählige Stellen, wo kochend heisser Dampf in die Atmosphäre entweicht.
Wenn wir schon beim Energiebedarf sind: die Häuser werden hauptsächlich aus Holz direkt auf den flach gemachten Erdboden gebaut. Über das schlank gehaltene Holzgerüst werden verleimte Holzplatten als Wände und Dach geschraubt. Unterkellerung oder dicke Isolation, wie wir sie in unseren Breitengraden kennen, findet sich hier nicht. Wir sind neugierig, wie die Häuser im kalten Süden gebaut sind.
In Taupo treffen wir unsere Freunde des Segelschiffes «Go» wieder, Mel und Brian. Sie sind gerade mit einem gekauften Wohnmobil unterwegs.
Von Taupo aus machen wir eine Wanderung zum Huka Wasserfall. Die Wanderung führt rund 1 Stunde dem idyllischen Huka River entlang flussabwärts.
Kurz vor dem Wasserfall zwingen steile Felswände den Fluss in ein enges Korsett. Das ruhig fliessende, glasklare Wasser wird zur reisenden Stromschnelle.
Der Huka Wasserfall ähnelt unserem Rheinfall in Schaffhausen. Auch hier gibt es Touristenboote, welche die neugierigen Touristen nass werden lassen.
Die Weiterfahr in den Süden der Nordinsel führt uns über eine Hochebene auf rund 1’000 Metern über Meer. Hier sehen wir die ersten Schneeberge (Mt. Ruapehu, 2’797m) …
… und den schönen Red Crater (Mt. Ngauruhoe, 2’287m)
Seit wir in Neuseeland angekommen sind, halten wir Ausschau nach dem berühmten Vogel, dem Kiwi. Wir erfahren, dass das flugunfähige Tier auf den Hauptinseln fast ausgestorben ist infolge der durch die Europäer mitgebrachten Haustiere: Katzen, Hunde, Ratten. Der Kiwi kommt nur noch auf vorgelagerten Inseln und in abgelegenen Gegenden vor. Wir machen schon mal ein Bild von diesem nachtaktiven, scheuen Wesen in der Hoffnung, dass wir vielleicht doch noch mal ein echtes Exemplar vor die Linse kriegen.
Auf dem Weg nach Wellington machen wir einen kleinen Abstecher nach Martinborough um unsere Freunde der SY Limelight, Anette und Michael, zu treffen. Sie haben ihr Segelboot in Tahiti verkauft und bereisen nun für ein paar Monate Neuseeland. Nach einer fast durchzechten Nacht (Brändi Dog spielen) geniessen wir vor ihrem Wohnwagen ein gemeinsames Frühstück, bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Am 25. Januar treffen wir in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland ein
Die Kernzone von Wellington empfängt uns mit sehr modernen Bauten …
… und mit einem schönen Strand. Uns war es fürs Baden aber zu kalt (Luft 24 Grad, Wasser definitiv kälter).
Nur ein paar Meter ausserhalb des Stadtkernes wieder die typischen Holzhäuser. In Zentrumsnähe noch 2-stöckig, weiter draussen dann einstöckig.
Alt aber gut gepflegt und immer noch in Gebrauch: die Werkstätten und Geräteschuppen der Fischer.
Sie zählt zu den wichtigsten Wahrzeichen von Wellington: die im Jahr 1902 eröffnete Standseilbahn, die das Stadtzentrum mit dem rund 120 Meter höher gelegenen Stadtteil Kelburn verbindet. Im Jahr 1976 wurde die alte Bahn aus Sicherheitsgründen ausser Betrieb genommen. Seit 1979 vertraut die Stadt auf Schweizer Technik: Habegger AG, Thun.

Am 26. Januar 2024, frühmorgens um 7:15 Uhr, verladen wir unser Auto auf die Fähre, die uns in 3.5-stündiger Fahrt von der Nordinsel auf die Südinsel bringt. Was wir dort erleben folgt im nächsten Bericht. Wenn du willst, kannst du über den folgenden Link die aktuelle Position sehen: https://www.polarsteps.com/PiaundKobiBremKoch/10138377-new-zealand-tour.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Es locken neue Abenteuer

Fiji – Lupina wird Zyklon sicher gemacht

Wir liegen in der Vuda Marina, sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Alle Arbeiten, die wir im Wasser durchführen wollten, sind erledigt: Dinghi auf Deck festgebunden, defekter Drucksensor des Wassermachers ersetzt und System erfolgreich getestet, nicht benötigtes Tauwerk unter Deck verstaut, Backs-Kisten ausgemistet, mit Frischwasser gespült und wieder ordentlich eingeräumt. Während sich das Schiff aussen immer mehr leert, wird der Schiffsbauch immer voller. Pia holt schon früh unsere Koffer hervor und verstaut darin die Sachen, die wir nach Hause nehmen wollen. Anspruchsvoll erweist sich die Suche nach guten Handwerkern, die während unseres Aufenthaltes zum Teil schon länger anstehende Reparatur- und Wartungsarbeiten durchführen sollen: Rigger, Motormechaniker, Segelmacher, Elektriker, Schlosser, Bootsbauer – viele bezeichnen sich als solche, aber nur wenige können es wirklich. Wir verlassen uns da meist auf Mund zu Mund Propaganda oder versuchen im persönlichen Gespräch herauszufinden, ob der Mann einen kompetenten Eindruck macht, oder nicht.

In der Marina selber herrscht reges Treiben. Immer noch kehren Segler zurück zu ihrem Schiff, das sie zu Covid Zeiten in den Zyklon sicheren Gruben zurückgelassen haben. Es ist jetzt höchste Zeit, wenn man noch nach Norden oder Süden aus dem Zyklon Gebiet heraus segeln will. Während die einen ihr sicheres Plätzchen verlassen, kommen andere wie wir und nehmen die noch wenig leeren Zyklon Gruben in Anspruch. Der Lift, der die Boote ins Wasser bringt oder zu den Gruben fährt, hat jetzt viel zu tun. Die Mitarbeiter der Marina leisten tolle Arbeit. Wir können es da etwas ruhiger angehen und geniessen noch ein paar arbeitsarme Tage, bis dann die Lupina ausgewassert wird.

Unsere Freunde aus der Zeit in Bonaire, Mel und Brian (SY Sava), haben ihr Einrumpf-Schiff hier in der Vuda Marina verkauft und gegen einen geräumigeren Katamaran umgetauscht. Hier verlassen sie gerade die Marina und machen sich auf nach Neuseeland (ca. 900 Seemeilen, 8-10 Tage)
Auch ein anderes Seglerpaar, das wir in Bonaire kennen gelernt hatten, treffen wir wieder in der Vuda Marina: Jenn und Chris von der Segeljacht «Diva» warten auf ein gutes Wetterfenster nach Neuseeland. Ihnen können wir unsere Rettungsinsel mitgeben. Diese muss alle paar Jahre gewartet werden und in Neuseeland gibt es eine Vertretung, die das machen darf.
Endlich! Am 4. November, einen Tag später als ursprünglich geplant, ist es soweit und die Lupina kommt an Land. Mit einem Traktor werden alte Pneus herangekarrt …
… und die Lupina wird sanft mit dem Kiel in eine Vertiefung gestellt.
Mit den alten Pneus wird der Rumpf seitlich abgestützt.
Die Pneu-Unterlage am Bug sorgt für eine leichte Neigung des Bootes nach hinten, so dass das Regenwasser auf Deck gut ablaufen kann.
Der Lift ist weg – Lupina liegt sicher und fest in ihrer «Zyklon-Pit».
Nach getaner Arbeit verwöhnen wir uns mit «Frozen Margaritas» an der Bar der Marina, denn in den nächsten Tagen wartet richtig viel Arbeit auf uns!
Das vom Riffkontakt beschädigte (Fuss abgebrochen, Pfeil) Umlenkgetriebe der Steuerung wird ausgebaut und mögliche Reparaturen evaluiert. Wir haben ein paar Ideen, werden diese aber erst nach der unsere Rückkehr umsetzen.
Während ich mich zuerst hauptsächlich im Motorraum beschäftige, putzt und schrubbt Pia an Deck. Hier befreit sie die Festmacherleinen vom Dreck, der sich im Wasser des Hafenbeckens über die paar Tage daran festgesetzt hat.
Alle 3 Segel werden abgeschlagen, fein säuberlich gefaltet und zur Kontrolle zum Segelmacher gebracht. Insbesondere die Nähte am Sonnenschutzband sind verschlissen und brauchen ein Nachnähen.
Der Kutterstag hat schon länger zu wenig Spannung, obwohl die Spannschraube maximal angezogen ist. Mit Unterstützung durch den Rigger bauen wir den Stag ab und verkürzen die untere Fixierung.
Eine weitere, schon länger schwelende Baustelle packe ich an: der Generator hat immer wieder Startschwierigkeiten, da die Treibstoffpumpe ab und zu Aussetzer hat. Nach langer Suche und etlichen Ein- und Ausstiegen in den Motorraum meine ich, die Ursache in einer beschädigten Platine (grünes Teil) gefunden zu haben. Da werde ich mir in der Schweiz eine Neue besorgen müssen.
Seit einiger Zeit tropft Wasser aus dem Wärmetauscher, der das Getriebeöl kühlen soll. Wir hatten ihn schon einmal in Panama reparieren lassen mittels löten, aber nun leckt er wieder. Auch diesen werde ich nun ersetzen durch einen Neuen.
Und hier die grösste Baustelle! Seit einiger Zeit haben wir gemerkt, dass der Motor nicht mehr die volle Leistung abgibt. Meine Ursachenanalyse und Hinweise anderer Volvo-Penta Motor Betreiber haben mich vermuten lassen, dass entweder der Turbolader oder der Abgaskrümmer verstopft sein könnten. Mit Unterstützung eines lokalen Mechanikers, der das benötigte Werkzeug mitbringt, bauen wir den Abgaskrümmer ab. Natürlich bricht eine der 5 Schrauben ab, der Job wäre ja sonst zu einfach. Egal! Die Vermutung entpuppt sich als richtig: der Kanal ist fast komplett zugesetzt mit einer harten Ablagerung.
Eine grobe Reinigung des Krümmers zeigt ein Loch (Pfeile) im Bereich, wo das Kühlwasser in den Mantel des Krümmers tritt. Somit floss ein Teil des Kühlwassers direkt in den Abgasstrom, statt zuerst den Krümmer zu kühlen und erst später vom Abgas erfasst und durch den Auspuff nach aussen gefördert zu werden. Dies dürfte auch ein möglicher Grund für die starken Ablagerungen im Krümmer sein. Er muss ersetzt werden.
Es sind ein paar strenge Tage an Land. Wir arbeiten jeweils mehrere Stunden bei Temperaturen über 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit. Bevor wir aber abends todmüde in die Koje fallen, verwöhnen wir uns bei herrlichen Sonnenuntergängen jeweils in der Marina-Bar mit einem meist gut geimpften Drink und einem leckeren Essen.
Am letzten Tag vor der Abreise wird die Lupina noch mit soliden Spannsets am Boden festgezurrt. Die Marina hat hier einen guten Job gemacht und auf jeder Seite des Schiffes 3 solide Verankerungen in den Boden gerammt und einbetoniert.
Unsere letzte Aktion: Lupina vor der sengenden Sonne schützen. Dieses Netz, das wir in der Stadt auf einem Baumarkt erstanden haben, lässt die Luft gut durch und gibt trotzdem einen einigermassen guten Sonnenschutz ab. Wir hoffen, dass dieses Netz auch sehr starke Winde unbeschadet überstehen kann. Wir sind ja jetzt schon gespannt, wie es aussieht, wenn wir im April 2024 wieder aufs Schiff kommen.
9. November 2023, morgens um 8 Uhr: unsere lange Heimreise beginnt. Über Melbourne (Australien) und Doha (Katar) fliegen wir nach München, wo wir Tochter Angela besuchen, bevor es dann ein paar Tage später nach Hause in die Schweiz geht.
Natürlich ein «Muss» für mich: Besuch eines Fussballspieles von Bayern München! Ralf, Angelas Partner, ist ein eingefleischter FC Bayern München Fan
Die Allianz Arena in München – ein tolles Stadion
Ralf stattet mich mit den wichtigsten Utensilien aus – ab heute bin ich FC Bayern Fan!
Während ich im Stadion der beissenden Kälte trotze, sucht Pia ein warmes Plätzchen und kuschelt mit Angi unter einer flauschigen Decke.
Mary Poppins – oder: nach dem Regen folgt der Sonnenschein. Egal wie das Wetter ist: wir geniessen es bei Angela und Ralf in München.
In der Schweiz angelangt. Wir freuen uns auf unsere Freunde, Familien und Grosskinder. Hier backen wir schon die ersten Weihnachts-Guezli mit ihnen.

Lupina verbringt nun gut gesichert Ferien auf Fiji und wir werden bis Mitte Januar in der Schweiz bleiben. Danach geht’s wieder zurück in die Südsee. Zuerst werden wir rund 3 Monate Neuseeland zu Lande bereisen und fliegen dann im April zurück zur Lupina. Bis dann macht der Schreiberling auch Pause und meldet sich wieder von Neuseeland. Euch treuen Lesern wünschen wir besinnliche Festtage, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten, energievollen Rutsch ins neue Jahr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Die Yasawa Inseln – Abschied von Fiji

Am Montag, 2. Oktober 2023, haben wir Nelly zum Flughafen von Nadi begleitet und sie verabschiedet. Jetzt ist die Pause für den Schreiberling zu Ende und ich muss wieder in die Tasten greifen. Ich beginne mit etwas, was wir bisher unterlassen haben, nämlich etwas Information über den faszinierenden Archipel von Fiji.

Der Archipel von Fiji und die Segelroute der SY Lupina

Fiji (auf Deutsch oft auch Fidschi geschrieben) ist ein Archipel von über 300 Inseln – angefangen von kleinen Korallen-Atollen bis hin zu grossen vulkanischen Inseln. Nur etwa 100 dieser Inseln sind bewohnt, während der Rest für Fischer als Stützpunkt dient oder für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Die beiden Hauptinseln heissen Viti Levu (meist einfach Fiji genannt) und Vanua Levu. Die internationale Datumsgrenze verläuft durch den östlichen Bereich von Vanua Levu und wer, wie wir in diesem Bereich herumsegelt, der hüpft immer wieder hin und her zwischen gestern und heute. Die Menschen hier pflegen den traditionellen Lebensstil mit Stolz und Ehre. Unbedachte Verhaltensweisen von Seglern haben in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Ärgernissen geführt, weshalb es heute sehr strikte Auflagen und eine strenge Kontrolle bei der Vergabe von Cruising-Genehmigungen gibt.

Kava Wurzeln, wie man sie am Markt kaufen kann. Von einem Segler wird erwartet, dass er dem Oberhaupt (Chief) eines Dorfes einen Höflichkeitsbesuch abstattet und ein symbolisches Geschenk (das sogenannte Sevusevu, meist ein Bündel Kava Wurzeln) übergibt. Dieses Geschenk – wenn es vom Chief akzeptiert wird – öffnet einem Tür und Tor im Dorf. Man wird als Dorfbewohner angesehen.

Fidji wurde rund 5’000 v. Chr. zuerst von den aus Südostasien kommenden Melanesiern besiedelt, und um 1’500 v. Chr. kamen Polynesier aus dem Osten dazu. Lange war es für die Europäischen Entdecker wegen der unberechenbaren, gefährlichen Riffe ein gemiedenes Gebiet. Erst im frühen 19. Jahrhundert begannen nebst Missionaren und Spekulanten Europäische Händler auf ihrer Suche nach Sandelholz die Inseln zu besiedeln. Um dem Missbrauch durch Fremde (diese hetzten die sonst friedlichen Einwohner gegeneinander auf) Einhalt zu gebieten, entschieden sich die Chiefs der Inseln schliesslich dazu, sich unter den Schutz Grossbritanniens zu stellen. 1874 wurde Fiji britische Kronkolonie. Aufgrund mangelnder Arbeitskräfte holten die Briten in den folgenden Jahrzehnten indische Arbeiter nach Fiji, die auf den Zuckerrohrplantagen wertvolle Dienste leisteten.

Der stark zunehmende Anteil der indischen Bevölkerung und deren Fähigkeit, den Einheimischen im Geschäfte Treiben und Handel rasch den Rang abzulaufen, führte bald zu Rassenkonflikten, die leider bis heute nicht beigelegt sind. Zwar ist Fiji seit 1970 ein staatlich eigenständiges Land innerhalb des Commonwealth, aber immer wieder kommt es zu innenpolitischen Unruhen. Das Land leidet bis heute am Unvermögen, zwischen den beiden Ethnischen Gruppen einen Kompromiss zu finden, so dass sie in Harmonie miteinander leben könnten.
Nachdem Nelly wieder abgereist ist, bleiben wir noch ein paar Tage in der Vuda Marina, um uns für die nächsten Wochen mit Proviant zu versorgen. Wir wollen noch ein paar Wochen die Yasawa Inseln im Nordwesten von Fiji besegeln, danach wieder zum Ausklarieren in die Vuda Marina zurückkommen und dann ein gutes Wetterfenster für die Fahrt nach Neuseeland abwarten.
Die Vuda Marina gilt als Zyklon sicher und wird von den namhaften Versicherungen als Zufluchtsort akzeptiert. Die Schiffe werden dabei mit dem Kiel in eine Grube gestellt und der Rumpf auf alte Pneus gelagert. Für Kielyachten eine sichere Lagerung. Katamarane liegen da meist etwas exponierter, aber auch diese werden mit Ketten und Geschirr fest auf den Boden verzurrt.
Der Wind pfeift immer noch recht steif und unser Aufenthalt in der Marina wird ein paar Tage länger. Kein Problem! Wir nutzen die Zeit mit Vorbereitungen für die auf Ende Oktober geplante Fahrt nach Neuseeland. Pia kocht Essen vor …
… und ich bastle schon mal einen Adapter für das Stromnetz in Neuseeland
Zwei Tage später packt uns dann doch wieder die Sehnsucht nach einem Ankerplatz und wir segeln rund 20 Meilen westwärts zum südlichen Rand des Yasawa Archipels, zur Kuata Insel
Seit langem wieder einmal dürfen wir einen herrlichen Sonnenuntergang geniessen.
Bei immer noch starken Winden kämpfen wir uns langsam weiter nordwärts. Meist können wir auf der Leeseite der Inseln bei reduziertem Wellengang segeln, müssen aber auf die heimtückischen Fallwinde aufpassen (wir wollen nicht noch einmal ein Solarpanel versenken!). Immer finden wir gegen Abend aber eine schöne Bucht zum Ankern. Hier die Narewa Bay im Norden der Insel Naviti.
Am Abend gesellt sich ein Katamaran zu uns. Am nächsten Tag, wir sind noch gemütlich am Frühstücken, kommt dessen Crew im Dinghi in voller Wanderausrüstung auf uns zu gebraust. «Kommt ihr auch mit? Wir suchen ein abgestürztes Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg!». Schnell ist der letzte Kaffee im Bauch und wir mit unseren Wanderschuhen (Flip-Flops) bestückt ebenfalls im Dinghi unterwegs ans Land. Captain Karl der 4-köpfigen amerikanischen Crew kennt den Weg, der sonst nicht so einfach zu finden wäre.
Die Wanderung führt uns quer über den Nordausläufer der Insel Naviti zu deren Ostufer. Irgendwo hier im seichten Wasser soll ein Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg liegen.
Wir haben Glück und finden nach längerem Suchen tatsächlich einige Teile – hier der Propeller, der zur Hälfte im Sand steckt. Am 30. Mai 1943 musste ein US Air Force Pilot nach Motoraussetzern im seichten Wasser notlanden. Als die Einheimischen ihn fanden, soll er sich aus Angst vor den Kannibalen zuerst im Cockpit eingeschlossen haben. Dem Chief der lokalen Bevölkerung gelang es schliesslich, den unverletzten Mann zum Aussteigen zu bewegen. Er wurde nicht in den Topf geworfen, fand aber erst einige Jahre später als verschollen Geglaubter zurück in seine Heimat.
Wir segeln weiter nordwärts zur Yasawa Insel, die der ganzen Inselgruppe den Namen gibt. Obwohl es hier meist trockener ist als im Süden, sind die Hänge nach der längeren Regenperiode leuchtend grün.
Was vom Ankerplatz aus noch als weicher Grasteppich ausgesehen hat, entpuppt sich als strohartig verdorrtes Gras, das an unseren nackten Wanderbeinen kratzt und schneidet.
Die Aussicht von oben runter auf die Lupina ist aber herrlich
Lupina alleine vor Anker in der Vunindamanu Bucht auf Yasawa Island
Abkühlung nach der Bergwanderung

Nach 2 Tagen im Norden drehen wir um und segeln wieder gegen Süden. Schon bei der Vorbeifahrt haben wir eine schöne Bucht mit einem Dorf gesehen. Malakati auf der Insel Nacula. Kaum haben wir in der breiten, flachen Bucht den Anker eingefahren, werden wir vom Schiff Sybo angefunkt. Sybille und Bo (deshalb der Schiffname) verfolgen uns schon länger im Blog und haben uns erstmals in Suva getroffen. Sie haben uns im Schiffstracking System (AIS) gesehen und teilen uns mit, dass sie auch in die Bucht von Malakati kommen. Wir freuen uns riesig, das sympathische deutsch-dänische Seglerpaar wieder zu sehen.

Malakati. Zusammen mit Sybille und Bo machen wir uns auf zum Chief zur Sevusevu Übergabe. Natürlich formell richtig gekleidet mit dem Sulu, dem traditionellen Beinkleid der Männer. Das Dorf scheint fast menschenleer.
Bald erfahren wir den Grund: vor 100 Tagen ist im Dorf ein kleines Kind verstorben. Zu seinem Andenken und um es nun endgültig auf seine Reise zu schicken, versammelt sich die Dorfbevölkerung mit dem Chief zu einem gemeinsamen Kava Trinken. Wir sind etwas verunsichert, wie wir uns verhalten sollen. Ganz unkompliziert winken uns die Leute herbei, zeigen uns, wer der Speaker ist, an den wir unser Sevusevu übergeben können, und bedeuten uns, sich zu ihnen zu setzen. Auch unser vorsichtiges Zeigen der Kamera quittieren sie mit einem zustimmenden Lächeln. Nach fast einer Stunde im Schneidersitz (die Beine sind mir schon längst eingeschlafen) und ein paar Schüsseln Kava im Bauch, flüstert eine Frau wohlwollend hinter uns, dass wir uns das doch nicht länger antun sollen. Wir dürfen ruhig aufstehen, dem Chief persönlich die Hand geben, und dann das Dorf besichtigen, meint sie. Genau das machen wir!
Auch in Malakati kraxeln wir wieder auf den Vulkan-Kamm. Der Aufstieg ist anfänglich recht steil …
… und das verdorrte Gras besonders hart und dicht …
… aber die Aussicht von oben auf das Dorf, die Bucht und unsere 2 Schiffe ist halt schon der Hammer!
Zurück auf der Lupina laden wir Sybille und Bo zu einer kleinen Schiffsbesichtigung ein, wie es unter Seglern üblich ist. Es wartet eine unangenehme Überraschung: beim Besichtigen des Motors erkenne ich, dass der an der Decke montierte Boiler schief hängt! Eine der Aufhängungen hat sich gelöst. Alleine das zu reparieren – unmöglich! Es fehlen mir die Hände dazu. Spontan stürzt sich Bo in die Helferrolle und assistiert mir bei der Reparatur. Ich versuche hier gerade, den Boiler mit einem Seil durch eine Luke vom Cockpit aus zu sichern.
Was mir trotz Bauch Einziehen und Verbiegung meiner Extremitäten nicht gelingt, das schafft Bo fast locker: durch die enge Lucke im Cockpit steigt er hinter den Boiler und kann ihn derart in Position bringen, dass wir die Halterungen wieder fixieren können. Mit Kontermuttern, Loctite und später noch mit Stopp-Muttern lösen wir das Problem nachhaltig. Danach gibt’s das verdiente Arbeiterbier.
Bevor wir am nächsten Tag weitersegeln, fahren wir nochmals ins Dorf. Die Leute hatten uns am Vortag nach Angelausrüstung und alten Seilen gefragt. Auf der Sybo gab’s noch diesen neuen Schwimmring, den Bo vor leuchtenden Kinderaugen aufbläst und einer Familie übergibt. Ein schöner Moment!
Auch hier gibt es zum Abschied Früchte so viel wir tragen können
Am Freitag dem 13. geht’s dann weiter zur Blauen Lagune. Ein herrliches Segeln – und alles geht gut, trotz dem 13.
In alten Segelbüchern haben wir viel von der Blauen Lagune gelesen. Es soll ein herrliches Tauch- und Schnorchelgebiet sein. Das finden wir zwar auch in einigen Bereichen, aber …
… viele Korallenbänke sind tot, abgestorben, grau und farblos. Da die Nahrung fehlt, bleiben auch die vielen bunten Fische weg. Sehr enttäuschend und ernüchternd! Wenn sich das Meerwasser weiter in diesem Tempo aufheizt, können sich die Organismen nicht schnell genug dieser Veränderung anpassen und sterben aus.
Direkt wo wir jeweils bei Landgängen mit dem Dinghi anlanden steht ein kleines Haus mit einer jungen Familie. Sami, das Familienoberhaupt, organisiert für uns Segler ein Essen, das im Erdofen zubereitet wird. Diese Art des Kochens ist in ganz Polynesien sehr verbreitet. Hier heisst es «Lobo». Alles, was gegart werden muss, wird auf heisse Steine geschichtet, mit Bananen- und Palmblättern und schliesslich mit Sand zugedeckt. Hier öffnet Sami gerade seinen «Kochtopf».
Die Speisen selber sind noch einmal gut in Pflanzenblätter eingewickelt, so dass der Saft drinnen bleibt. Das Ausbuddeln verlangt etwas Vorsicht – einerseits, weil es sehr heiss ist und andererseits, weil man verhindern muss, dass Sand ans Essen gelangt.
Und so sieht das leckere «Lobo» angerichtet aus: Fisch, Hühner- und Rindfleisch, Taro, Yam, Reis und viele Arten von Gemüsen. Alles zu 100% Bio, vielfältig und sehr schmackhaft. Sybille und Pia bedienen sich mehrmals am reichhaltigen Buffet, der Captain natürlich auch.
Nach dem Essen werden wir noch mit einem Kava-Trinken überrascht. Nicht ganz traditionell zwar, aber eine Fischerboje aus Plastik anstatt einer ehrwürdigen Kava-Schüssel aus Holz erfüllt den Zweck auch.
Das Trinkgefäss (Kokosnuss-Schale) macht mehrmals die Runde. Auch Pia scheint das Getränk zu geniessen. Am nächsten Tag meldet sich dann leider unser Verdauungstrakt, auch bei den anderen Seglern. Offenbar war das verwendete Wasser oder die Hygiene allgemein nicht ganz zufriedenstellend. Nun, nach 2 Tagen ist es dann auch schon wieder vorbei und unsere Bäuche wieder zufrieden.
Wir sind immer noch vor Anker in der Blauen Lagune. Auf der anderen Inselseite soll es eine bekannte Imbissbude geben. Das ist doch ein schöner Anreiz für einen ausgedehnten Spaziergang. Der gut unterhaltene Pfad führt uns über einen Hügelzug, der erst kürzlich zu Rodungszwecken abgebrannt worden ist.
Auf der anderen Seite der Insel befindet sich ein kleines Dorf. Wie auf den anderen Yasawa Inseln gibt es auch hier keine Strassen, keine Fahrzeuge, nur Fusspfade führen durchs Dorf. Die Wiesen sind wie immer kurz geschnitten und gut gepflegt. Unrat findet man keinen.
Und das ist die berühmte Lo! «Lo’s Tea House» ist ein Geheimtipp unter Seglern. Mit viel Freude und Leidenschaft bekocht sie ihre Gäste mit ausschliesslich heimischer Kost. Wir geniessen bei einer feinen Tasse Tee ihre vorzüglichen, mit Schokolade übergossenen Donuts.
Für den Rückweg suchen wir uns – mit Hilfe des GPS-Signals auf dem Handy – einen anderen Weg. Auch dieser ist kurzweilig und führt uns quer durch den Tropenwald zurück in die Blaue Lagune.
Unser letzter Abend in der Blauen Lagune

Am nächsten Tag heben wir frühmorgens den Anker und nehmen die rund 46 Seemeilen zurück in die Vuda Marina unter den Kiel. Der Wind ist uns gut gesinnt und auch die Sonne hilft uns, einen sicheren Weg durch die verschiedenen Riffe zu finden. Es ist der 18. Oktober, wir sind gut im Zeitplan für unsere nächste grosse Fahrt nach Neuseeland. Das Essen für unterwegs liegt bereits vorgekocht im Tiefkühler. Neuseeland ist sehr streng was die Einfuhr von Lebensmitteln anbelangt. Deshalb haben wir begonnen, unsere Vorräte aufzubrauchen. Wir wollen nichts an Bord haben, das uns beim Einklarieren Probleme machen könnte. Kopfschmerzen bereitet uns aber das Unterwasserschiff. Unser Antifouling ist schon alt und nicht mehr das Beste. Wir kriegen es kaum noch sauber. Auch in diesem Punkt ist Neuseeland sehr streng. In den Richtlinien wird verlangt, dass es absolut frei sein muss von Lebewesen und Bewuchs, so dass keine invasiven Arten eingeschleppt werden. Es wird empfohlen, das Schiff vor der Abreise nach Neuseeland auszuwassern und mit Hochdruckreiniger zu waschen.

Wir haben Glück und finden kurzfristig einen Termin für das Auswassern und Reinigen der Lupina.

Jetzt sind wir bereit für Neuseeland. Es fehlt nur noch das günstige Wetterfenster. Über Vanuatu zieht gerade der erste Zyklon auf, und bei Neuseeland dominieren starke Winde und hohe Wellen. Es vergeht ein Tag nach dem anderen. Obwohl wir intensiv die Wetterkarten konsultieren – es wird nicht besser. Im Gegenteil! Das Wetter um Neuseeland wird immer schlechter und es zeichnet sich ab, dass sich dort ein Tief festsetzen wird. Langsam läuft uns die Zeit davon. Wir möchten gegen Mitte November in die Schweiz reisen und die Festtage mit unseren Familien verbringen. Unter Zeitdruck nach Neuseeland zu segeln, das müssen wir vermeiden. Irgendeinmal meint Pia, wir könnten ja mal die Marina fragen, ob sie noch einen «Pit» (Zyklon-Grube) hätten für unser Schiff. Machen wir – und haben Glück: es hat genau noch 2 Plätze frei! Wir überlegen nicht lange und packen die Gelegenheit beim Schopf: wir segeln NICHT nach Neuseeland – wassern das Schiff hier auf Fiji aus und fliegen von hier in die Schweiz.

Jetzt heisst es: umplanen. Wir wollten einige Unterhaltsarbeiten in Neuseeland erledigen lassen. Ich habe mich schon auf erfahrene Facharbeiter gefreut. Nun heisst es, die Arbeiten, die anstehen, hier zu organisieren oder selber zu machen. Zum Glück können uns die Marina und andere Segler gute Tipps geben. Einer der Tipps betrifft den Schutz des Schiffes vor der brutalen Sonne. Am Anker bewegt sich das Schiff dauernd, an Land aber nicht. Die Sonne brennt da gnadenlos immer auf dieselben Stellen. Es braucht einen zusätzlichen Sonnenschutz um das Teak-Deck und heikle Schiffsaufbauten einigermassen zu schützen.

Mit dem lokalen Bus fahren wir rund 20 Kilometer in die nächst grössere Stadt Lautoka, um dort in einem Baumarkt einen Sonnenschutz zu besorgen
Wir werden fündig! Wir können ein Netzgewebe auftreiben, das man öfters als Staubschutz an Baugerüsten findet. Der Vorteil ist, dass das Gewebe Wind durchlässt und somit viel weniger Widerstand bietet als eine normale Blache – und es ist auch viel leichter (auch wenn es hier anders aussieht)

Am 3. November wird die Lupina ausgewassert und in eine Zyklon Grube gestellt. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Flüge reservieren, Service an Wassermacher und Motor, Generator wieder zum Laufen bringen, Segel runternehmen und inspizieren, und, und, und …

Jetzt sind wir gut im Fahrplan, können die Marina noch etwas geniessen …
… und natürlich den einen oder anderen Sundowner

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Fiji – von Fulaga in die Vuda Point Marina auf Viti Levu

(Autor: Nelly Viret)

Es ist heute der 14. September 2023 und wir liegen an einem sehr gut geschützten Ankerplatz auf der Insel Fulaga (ausgesprochen «Fulanga», oft auch Vulaga geschrieben)
Wir geniessen gerade gut ausgeruht das Morgenessen, als ein grosses Dinghi mit sechs Männern in Uniform an Bord auf uns zu braust. Sie kommen alle auf die Lupina und wollen die Schiffsdokumente und weitere Papiere sehen. Sie sind von Zoll und Marine und wollen kontrollieren, ob wir korrekt einklariert haben. Hier in den östlichsten Inseln von Fiji ist das Einklarieren nicht möglich. Es gibt aber Segler, die von Osten kommend hier trotzdem einen Stopp machen. Dank Pias und Köbis Gründlichkeit ist alles in Ordnung. Nach einer kurzen Bootsbesichtigung sausen sie wieder ab.
Inzwischen ankert neben uns ein Versorgungsschiff, das einmal im Monat kommt. Wir erfahren, dass auch einige Passagiere an Bord sind, die eine Inselrundfahrt ferienhalber buchen können.
Auf der Insel sind drei Dörfer. Wir ziehen los zum Hauptdorf mit dem unaussprechbaren Namen Muana I Cake. Ein gepflegter Fussweg führt uns durch tropischen Wald quer über die Insel.
Kurz vor dem Dorf erreicht der Weg das südliche Ufer: herrlich Palmenhaine und wunderbare Farben begleiten uns.
Nach zwanzig Minuten erreichen wir das Dorf. Uns fallen die meist mit Blech umfassten Häuslein auf, die zum Teil noch in der traditionellen ovalen Form gebaut sind. Keine Autos, Fahrräder oder sonstige fahrbare Untersätze, keine laute Musik.
Die freundlichen Bewohner strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Eine Gruppe Frauen sitzt und verarbeitet die Kokosnüsse zu Milch und Oel. Das Fruchtfleisch wird dann zum Kochen gebraucht.
Eine der Frauen führt uns zum Headman (Sprecher) und dieser dann zum Dorfoberhaupt, dem Chief. Er empfängt uns in seinem traditionellen Haus für die Sevusevu-Zeremonie.
Michi, der Sprecher, teilt uns mit, er und seine Familie seien vom Chief als Gastgeber bestimmt worden. In seinem Haus machen wir bei Zitronengras-Tee und feinem Kokosgebäck Bekanntschaft mit seiner Ehefrau Lani, eine Frau mit grossem Herz, weich und gelassen, und trotzdem das Familienoberhaupt.
Michi ist Holzschnitzer. Er begleitet uns zur Werkstatt, wo er gemeinsam mit anderen Holzschnitzern des Dorfes seinem Handwerk nachgeht. Die hier gefertigten Kunstwerke werden dann später nach Suva oder zu anderen grösseren Touristenorten gebracht und verkauft.
Wir kaufen verzierte Kava-Schüsseln, in welche die Handwerker «Lupina» und «Fulaga 2023» gravieren. Hier überreicht mir Michi meinen Kauf, in den er gerade die letzten Kerben geschnitzt hat.
Lani zeigt uns die Schule, an der aktuell etwa 70 Kinder unterrichtet werden. Es ist gerade Mittagspause. Neugierig werden wir Fremden von den Kinderaugen beobachtet. Fast etwas stolz reichen sie uns die Hand.
Am Dorfeingang ist eine Krankenstation. Die Pflegefachfrau Pua erklärt uns ihre Arbeit in den drei Dörfern der Insel und die häufigsten Krankheitsbilder. Das Material und die nötigen Medikamente kann sie monatlich in Suva bestellen. Ihr Gehalt und die Behandlungen werden vom Staat bezahlt. Ein Arzt praktiziert auf einer Nachbarinsel und kommt ab und zu vorbei. Sie kann ihn auch telefonisch um Rat fragen.
Wir stellen fest, dass Pua nicht so gut sieht. Pia bringt ihr am nächsten Tag eine Brille, die Pua ausprobiert und mit viel Freude entgegennimmt.
Auf dem Rückweg vom Dorf über die Insel zur Lupina. Rast auf dem einzigen Bänklein weit und breit.
Zurück auf der Lupina mit unseren Schätzen vom ersten Landgang.
Nach 2 Tagen vor Anker beim Dorf beschliessen wir, in eine andere Bucht zu verlegen. Wir wählen uns einen traumhaften Ankerplatz mit Sandstrand aus. Pia hüpft nach drei Wochen auf dem Trockenen sofort aufs SUP, Köbi und ich fahren an den Sandstrand, wo er die Drohne steigen lässt.
Während Köbi mit seiner Drohne tolle Bilder schiesst, geniesse ich endlich ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser an einem wunderschönen Sandstrand.
Am Sonntag machen wir uns auf zur Kirche. Ausgehölte Holzstämme dienen als Glocken. Die beiden Männer haben soeben die ganze Gemeinschaft zum Gottesdienst getrommelt (Bild). Wir lassen eine lange Droh- und Mahnrede vom Priester über uns ergehen, von der wir zwar kein Wort verstehen, aber seine Stimme und Gestik sprechen Bände.
Im Haus der Gastfamilie erwartet uns ein üppiges und köstliches Essen. Es wurde den ganzen Vormittag in dieser einfachen Küche von Lani zubereitet.
Wir sitzen mit der ganzen Familie, den Eltern, der Tochter und deren fünf Kinder, auf Matten und geniessen gefüllte Meerkrabben, Algensalat, Brotfrucht, Maniok, Süsskartoffeln und vieles mehr. Sämtliche Nahrungsmittel wachsen auf der Insel oder kommen vom Meer.
Mit vollem Bauch machen wir uns auf den Rückweg. Lani begleitet uns ein Stück.
Bei der Krankenstation werde ich gefragt, ob ich bei einer Patientin eine venöse Leitung legen könnte. Zum Glück helfen mir meine Afrika und Haiti Erfahrungen, in dieser etwas chaotischen Umgebung zurechtzukommen. Zum Dank schenkt sie mir eine kleine geschnitzte Kava-Schüssel.
Zurück auf der Lupina ist nun mal eine Siesta fällig

Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Pia und Köbi wollen mir noch mehr zeigen, die Weiterreise ruft. Also heisst es am 18. September: Anker hoch! Bei Ebbe schlüpfen wir durch den engen Pass ins offene Meer. Wir sind unterwegs zur Insel Matuku, etwa 120 Seemeilen, bei gutem, achterlichem Wind. Meine zweite Nachtfahrt steht an. Die Wellen werden immer höher, über drei Meter, und die Lupina rollt mit im Mittel fünf Knoten durch die Nacht. Das Rollen begeistert mich gar nicht, Schräglage ist mir sympathischer. Der Anker fällt nach 21 Stunden in einer sehr windigen Bucht mit vielen Korallenköpfen. Beim Navigieren ist grosse Vorsicht angesagt. Ob der Anker hält mit Fall Böen bis zu 35 Knoten? Er hält….

Unser Ankerplatz auf Matuku vor dem Dorf Makadru. Wir liegen weit draussen vor Anker (Pfeil), die flachen Korallen erlauben kein Ankern näher am Ufer. Bei Ebbe zieht sich das Meer weit zurück.
Das Dorf Makadru

Wieder ist eine Sevusevu Zeremonie fällig. Diesmal ist sie kurz und bündig: der Dorf Chief ist abwesend, sein Sohn und ein Sprecher übernehmen diese Rolle und erlauben uns, die Insel zu erkunden. Viele Blumen und kleine Gärten schmücken dieses am Hang liegende Dorf. Auf einem betonierten Weg steigen wir zur Schule auf, da können wir für 40 Rappen eine Stunde lang vom Internet profitieren. Die Schüler sitzen in verschiedenen Klassenzimmern und schauen neugierig, wer da vorbeizieht. Ein Junge bringt uns auf Geheiss seiner Lehrerin freundlicherweise drei Stühle. Um 12 Uhr ertönen zwölf Schläge, von einem Knaben auf der Holztrommel geschlagen. Ruhig und diszipliniert strömen die Schüler aus den Klassenräumen. Einige gehen nach Hause, andere geniessen den Lunch vor Ort.

Nach einem Spaziergang über einen kleinen, holprigen Waldweg zum nächsten Dorf, geht es dem Strand entlang zurück zum Dinghi und dann auf die Lupina.

Trotz klarem Wasser und farbigen Korallenbänken in der Nähe schaffe ich es nicht, ins Wasser zu hüpfen. Der Wind bläst mir zu stark. «Beim nächsten Ankerplatz», sage ich mir. Aber es soll anders kommen. Die Wetterdaten zeigen für die nächsten Tage stark zunehmenden Wind. Die gemeinsame Entscheidung fällt, bereits am nächsten Tag zur Insel Kadavu aufzubrechen.

Der Abschied am nächsten Tag fällt uns leicht. Noch mehr Wind und schlechtes Wetter drohen. Jetzt noch ist die Lage günstig und wir haben Glück, die Sicht ist noch gut. Köbi manövriert uns sicher durch den Pass.

Unser nächstes Ziel ist die 90 Seemeilen entfernte Insel Kadavu. Meine dritte Nachtfahrt. Dauerregen und hohe Wellen machen uns das Leben schwer.

Die zunehmend schlechtere Sicht macht eine Durchfahrt durch einen der Pässe auf Kadavu zu gefährlich. Noch in der Nacht entscheiden wir uns, nach Norden abzudrehen und bis Suva, dem Hauptort von Fiji, zu segeln. Nach 24 Stunden ruppiger Fahrt fällt der Anker in der weiten, offenen, aber gut geschützten Bucht von Suva. Welch ein Unterschied, jetzt zwischen Fracht- und Fischerflotten zu ankern.

Der Himmel bleibt den ganzen Tag grau und verhangen. Immer wieder zieht Regen über uns durch. In den nächsten Tagen bleibt das Wetter wechselhaft. Unsere Landgänge bleiben kurz, immer aber führt der Rückweg durch die Bar des Royal Suva Yacht Clubs, wo Köbi ein Mitglied werden muss, damit wir den Dinghi Steg nutzen dürfen.

Am Samstag ist dann grosser Markttag. Den besuchen wir und staunen über die Anzahl Stände, etwa 370 an der Zahl, und die grosse Auswahl an Gemüse und Früchten.
So ist der Proviant Einkauf eine wahre Freude.
Beim Fischmarkt werden wir so richtig nass und warten bei einem Schwatz, dass sich der Regen beruhigt. Die Marktfrau erzählt uns, dass sie jeden Samstag mit dem Bus und voll beladen mit ihrer Ernte zum Markt fährt.
Gleich neben dem Markt ist die Kunsthandwerker Halle. Da freut sich das Auge, der Geldbeutel weniger. Aber wie soll man all diesen schönen Handarbeiten widerstehen? Bei einer sehr freundlichen Inderin, sie ist die vierte Generation, die in Fiji lebt, finde ich Handtasche, kleine Geschenke für meine Familie und einiges mehr.

Zwischen zwei Regengüssen flüchten wir ins Mac Donalds nebenan. Wir besichtigen noch eine katholische Kirche (wo gerade wunderschöne Gesänge von einer jungen Musiker Crew auf Tonband gebracht werden), dann ist unsere Motivation durchgenässt und wir kehren zur Lupina zurück. Natürlich will Köbi auf dem Weg dorthin in seine Royal Suva Yacht Club Bar.

Blick über die Marina – der Himmel ist grau und es regnet weiter. In der Bar sind wir im Trockenen. Zusammen mit anderen Seglern geniessen wir den Sundowner (diesmal aber definitiv ohne «Sun»). Um die Moral der Truppe zu bewahren, es regnet einfach immer noch, gönnen wir uns zum Abschied ein köstliches indisches Nachtessen.
Unser nächstes Ziel: in zwei Tagesetappen dem südlichen Ufer entlang und dann an der Westküste nordwärts Richtung Nadi. Aber das Wetter macht uns erneut einen Strich durch die Rechnung. Die Sicht für die Einfahrt in die Buchten unterwegs ist sehr schlecht. Mit einer weiteren Nachtfahrt, es ist bereits meine vierte, segeln wir direkt zur Momi Bucht im Südwesten von Fiji. Die Einfahrt durch das Riff bei Momi ist hier breit und tief und die Einfahrt zum Ankerplatz ist einfach.
Am frühen Vormittag fällt der Anker. Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt sich das Wetter zu bessern. Wir bleiben aber den ganzen Tag auf dem Schiff und benutzen die Gelegenheit, die Bordapotheke der Lupina nach abgelaufenen Medikamenten zu durchforsten und mit meinem Fachwissen wieder mal Ordnung zu schaffen. Ich mach das gerne für die Lupina. Pia hält meine Informationen und Tipps in ihrer Medikamentenliste fest.
Am nächsten Tag ist die Sonne zurück. Lupina vor Anker in der Momi Bucht
Köbi hat auf seinen Karten einen Flusslauf durch die Mangroven entdeckt. Diesen wollen wir erkunden.
Die Flut ist am Sinken und hinterlässt einen in der Luft stehenden Mangrovenwald. Wir können sehr weit mit unserem Dinghi in den sich stark windenden Fluss vordringen, bis die Luftwurzeln uns schlussendlich die Weiterfahrt versperren.
Hmm – dumm gelaufen! Der Rückweg zur Lupina ist nun bei Ebbe versperrt. Eine grosse Sandbank stellt sich uns in den Weg.
Köbi weiss auch hier eine Lösung. Flugs ist er im knöcheltiefen Wasser und schleppt Dinghi und Frauen-Crew wieder ins tiefere Wasser.
Erleichtert, wieder mit dem Motor angetrieben zu werden, fahren wir mit dem Dinghi den Rest der Momi Bucht ab und finden im Süden ein Resort der Marriott Hotelkette. Vom Pool-Restaurant haben wir einen herrlichen Blick nach Nordwesten zu den Yasawa Inseln.
Zwei Tage später segeln wir, nun bei schönem Wetter zwar aber immer noch mit Starkwind, nach Nadi in die Bucht von Port Denarau (Bild). Da wir weit vom Ufer weg ankern müssen, werden unsere Dinghi Fahrten an Land bei starkem Wind zum nassen Vergnügen.
Wegen des ungemütlichen Windes fahren wir nur einmal nach Nadi zur Stadtbesichtigung. Unter anderem besuchen wir einen bekannten Hindi Tempel (Bild)
Die zurück gekehrte Sonne scheint Pia kreativ werden zu lassen
Nach 2 Tagen vor Anker bei Port Denarau meine letzten Segelmeilen: wir verlegen in die wunderschön gemütliche Vuda Point Marina.

Schon sind die fünf Wochen vorbei, es heisst Abschied nehmen von Pia, Köbi und Lupina. Es war eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Einsame Buchten, Naturwunder, hübsche Dörfer und sehr freundliche Bewohner haben mein Herz und Auge erfreut. Wind und Wellen, Schräglage und rollige Fahrten tagsüber mag ich ganz gern. Nachtfahrten hingegen sind definitiv nicht mein Ding.

Im gemütlichen Restaurant der Vuda Point Marina geniessen wir unser Abschiedsessen

Von Herzen DANKE für diese schöne Zeit mit euch. Es war eine einmalige Gelegenheit, diese entfernte Gegend zu erkunden. Geduldig habt ihr immer meine Fragen beantwortet, ins Dinghi rein und raus geholfen und vieles mehr.

Wie immer werde ich euch im Kielwasser folgen und kann mir jetzt auch besser vorstellen, wie es sich in gewissen Situationen anfühlt.

Abschied von Fiji
Anmerkung der Lupina Crew: Nelly, wir haben uns sehr gefreut, dich an Bord haben zu dürfen. 722 segel- und wettertechnisch anspruchsvolle Seemeilen haben wir gemeinsam zurückgelegt und dabei tolle Abenteuer erlebt. Zusammen waren wir ein herrliches Trio und wir haben jede Minute mit dir genossen. Komm bald wieder!

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!