Yasawa zum 3. – diesmal mit Ursi und Martin

25. Juli – 20. August 2024 (Autoren: Ursi und Martin Müller, Wölflinswil, Schweiz)

Bula Fiji! Frühmorgens am 25. Juli betreten wir fijianischen Boden. Zuerst begrüssen uns drei Sänger mit ihren Instrumenten und Fiji-Musik. Nach den Einreiseformalitäten nehmen uns Pia und Köbi sehr herzlich in Empfang.

Am Steg vor der SY Lupina in der Vuda Marina

Als erstes fahren wir zur Vuda Marina und machen uns mit dem Einsteigeprozedere auf die Segelyacht Lupina vertraut. Wir packen die verschiedenen Mitbringsel, Ersatzteile für den Motor und Lektüre zur Vorbereitung der nächsten Reiseziele von Pia und Köbi, aus. Dann heisst es Einkaufen und Auffüllen der Vorräte auf der Lupina für die nächsten paar Wochen.

Der örtliche Markt von Lautoka überrascht uns mit seiner Vielfalt, seinen Farben und Gerüchen. Selbstverständlich darf auch Kava für das Sevusevu nicht fehlen.

Auf der Wiese neben dem Supermarkt startet gerade ein fijianisches Musik-Festival. Spannend, wie diverse Würdenträger wie z.B. der Ministerpräsident begrüsst, mit einem Blumenarrangement bekränzt und mit verschiedenen Gaben beschenkt wird. Die Funktion des Vermittlers oder Sprechers zwischen Würdenträger und normalem Volk gehört zur Fiji-Kultur. Interessant, dies zu beobachten und mitzuerleben!

Festival in Lautoka

Zurück in der Marina verstauen wir alle Vorräte. Dabei überrascht uns das Platzangebot und die zweckmässige Raumaufteilung in der Lupina. So viel Raum für Betten, sanitäre Einrichtungen, Küche, usw. erwartet man beim Blick von aussen gar nicht. Und jede Menge Kästlein und Bodenluken bieten sehr viel Stauraum, den Pia mit ihrem Organisationstalent optimal verwaltet.

Früchte und Gemüse vom Markt werden vor dem Verstauen gewaschen

Anschliessend machen wir uns auf einen Rundgang durch das Hafenareal. Ein feines Nachtessen im Hafenrestaurant beschliesst unseren ersten, überaus erlebnisreichen Tag auf Fiji.

Der Freitag beginnt mit einem feinen Morgenessen. Köbi und Pia studieren die Winddaten für die nächsten paar Tage. Es sieht gut aus: Wind aus Südost mit etwa 15 Knoten. Geplant ist eine rund fünfstündige Überfahrt in nordwestlicher Richtung zur Insel Waya. Pia und Köbi weisen uns in die Abläufe vor dem Ablegen der Yacht ein: Mannschaft bereitmachen, Schiff bereitmachen, Autopilot programmieren. Dann verlassen wir die Vuda Marina.

Ausfahrt aus der Vuda Marina

Vor der Küste setzen wir das Gross-Segel und die Genua und schalten den Autopiloten ein. Pia und Köbi erklären uns alle Handgriffe und beantworten alle unsere Fragen zur Ausrüstung der Lupina, zu den Verkehrsregeln auf See, zur Segelsetz-Strategie und vielem mehr. Wir sind tief beeindruckt, wie Lupina Fahrt aufnimmt und mit 6 bis 7 Knoten Richtung Nalauwaki auf der Insel Waya fährt.

Unter vollen Segeln geht es westwärts

Für die Einfahrt in die Bucht reffen wir die Segel und starten den Motor. Das Ankern geschieht nach einem genau festgelegten Prozedere. Köbi und Pia weisen uns wieder kompetent in die Abläufe ein. Der obligate Ankertrunk schliesst diese Fahrt-Etappe ab.

Das Wasser ist herrlich warm und lädt zum Bade. Köbi führt dabei auch den obligaten Anker-Tauchgang durch und kontrolliert die Lage des Ankers.

Ein überaus erfreulicher Programmpunkt erwartet uns als nächstes: der tägliche Sundowner, ein feiner Drink mit Knabber-Beilage. Ein wunderbares Nachtessen aus Pia’s Küche beschliesst diesen spannenden Tag.

Am nächsten Morgen steht der Besuch beim Chief des Dorfes Nalauwaki an. Mit dem Dinghi machen wir uns auf den Weg, im Gepäck die Kava-Wurzeln als Geschenk. Auch den Sulu, ein um die Hüfte gewickeltes Tuch als standesgemässe rockähnliche Kleidung, haben wir dabei. Ein Mitglied der Dorfgemeinschaft führt uns zum Chief. Er empfängt uns und nimmt das Kava entgegen. Zum Kava-Trinken sei es allerdings noch zu früh. Dann erteilt er uns die Erlaubnis, uns im Dorf umzusehen.

Zum Besuch des Chiefs gehört es sich, einen traditionellen Sulu (Köbi) oder ein Wickeltuch zu tragen. Kopfbedeckung oder Sonnenbrille trägt man in einem Dorf nicht.

Wir bestaunen die schön gebaute Kirche. Die Tochter der Lehrerin öffnet uns extra das Schulgebäude und wir können einen Blick in das Schulzimmer werfen: Kleine Holzpulte und Stühle, aufgehängte Lehrtafeln für Anatomie, Zahlen und Buchstaben, Zeichnungen, eine kleine Wandtafel, ähnlich wie es früher auch in Schweizer Primarschulzimmern ausgesehen hat. Aber der Computer hat auch hier Einzug gehalten.

Die Dorfbewohner begegnen uns überaus freundlich und offen. Zwei Frauen möchten selbstgefertigten Schmuck verkaufen. Da ist Ursi sofort dabei und sucht sich ein mit Ornamenten versehenes Armband und ein aus Muscheln gefertigtes Fussketteli aus.

Nach unserem Dorfbesuch überqueren wir den Inselrücken und genehmigen uns im Restaurant des Octopus-Resorts ein erfrischendes Getränk.

Am Nachmittag ist es nun wirklich Zeit, auf das SUP zu steigen …
… oder mit Schnorchel, Brille und Flossen ausgerüstet die eindrückliche Welt der Korallen und Riff-Fische zu erkunden.

Der Sonntag ist Ruhetag im Dorf Nalauwaki. Wir wollen diese Ruhe respektieren und unternehmen deshalb einen Ausflug mit dem Dinghi in die entgegengesetzte Richtung. Den Korallenbänken entlang schnorchelnd bewegen wir uns dann langsam wieder zur Lupina zurück.

Abendunterhaltung auf der Lupina: Brändi-Dog, das Lieblingsspiel von Pia und Köbi. Köbi und Ursi spielen gegen Pia und Martin. Am Ende steht es 2:0. Es wird noch viele Partien geben…

Bula Peak (blauer Pfeil) auf der Insel Waya

Montag. Unser Ziel: Die Spitze des Berges Bula Peak bzw. Ului Nakauka. Es sind rund 350 Höhenmeter. Der Pfad ist relativ steil. Köbi kennt den Weg. Zu Beginn gibt es noch eine kleine Unstimmigkeit zu klären: ein Einwohner des Dorfes Nalauwaki ist nicht damit einverstanden, dass wir ohne örtlichen Führer den Berg besteigen. Nach einer kurzen Diskussion ziehen wir dennoch ohne Führer los.

Bula Peak – Ursula und Martin
Eine grandiose Aussicht über die Bucht belohnt uns für den Aufstieg. Lupina ist das Schiff ganz links.

Eine weitere Seglercrew ist unterdessen mit dem jungen Führer Ben auf dem Gipfel angekommen. Wir geniessen unseren mitgebrachten Lunch und machen uns dann hinter der anderen Gruppe an den Abstieg. Unten angekommen, zahlt Köbi Ben noch etwas, womit die finanzielle Schuld dem Dorf gegenüber auch abgegolten ist. Mit gutem Gewissen fahren wir zur Lupina zurück.

Am Dienstag wechseln wir die Bucht. Der Wind stimmt, wir lichten den Anker und segeln zur Insel Naviti, in die Bucht südlich vom Korokulu Point. Der Strand erscheint beinahe leer, trotz der beiden hier ansässigen Resorts. Das Tourismusgeschäft beginnt erst langsam wieder anzulaufen. Am Nachmittag fahren wir mit dem Dinghi Richtung Korokulu Point und schnorcheln den Korallenbänken entlang zur Lupina zurück. Bei jedem Schnorchelgang beobachten wir neue Fischarten. Die Farbenpracht beeindruckt uns sehr.

Am nächsten Tag sind wir zu Fuss unterwegs. Vom Coconut Bay-Resort aus marschieren wir über den Hügel an die Honeymoon-Beach und wieder zurück.

Rast am Honeymoon-Beach

Der Donnerstag bringt den nächsten Ortswechsel. Die Fahrt ist kurz. Mit Motorhilfe umrunden wir die Nordspitze von Naviti beim Vakaweitathi Point und biegen in die Bucht von Narewa Point ein. Die Lupina ist im Moment die einzige Yacht hier. Am Nachmittag rekognosziert Köbi mit Dinghi und Schnorchel, wo es die schönsten Korallenvorkommen in der Bucht gibt.

Am nächsten Tag geht es auf Entdeckertour. Im Jahr 1943 musste eine amerikanische P39 Airacobra in der Bucht auf der anderen Seite des Hügelzuges im seichten Wasser notlanden. Einige Überreste des Flugzeugwracks liegen immer noch dort unter Wasser. Wir wollen sie suchen gehen.

Zuerst müssen wir uns auf die andere Seite der Insel kämpfen. Zum Glück waren Köbi und Pia vor einem Jahr schon einmal hier und können sich an den Weg erinnern. Zuerst geht es auf einem gut sichtbaren Pfad ins Dickicht. Bald verliert sich dieser Weg aber und Köbi führt uns, mit GPS-Unterstützung und guter Spürnase, durch das Unterholz auf die andere Seite.

Wo geht’s denn nun weiter??

Wo liegt nun das Wrack? Köbi kontrolliert die Koordinaten. Offenbar ist das Wrack auch mit einer gelben Boje markiert. Tatsächlich, die Orte stimmen überein und wir rüsten uns mit den Schnorchel-Utensilien aus.

Da liegt die P39! Oder wenigstens das, was von ihr übriggeblieben ist. Wir erkennen Teile des Rumpfes. Letztes Jahr fanden Pia und Köbi den Motor und einen Propeller. Diese Teile können wir nicht entdecken, die Sicht unter Wasser ist heute aber auch etwas getrübt.
Nach der erfolgreichen Schatzsuche wandern wir noch dem Strand entlang und üben uns im Balancieren.
Den Rückweg zum Dinghi finden wir nun ohne Probleme. Und weil wir schon hier an Land sind, ergänzen wir unsere Vorräte noch mit ein paar Papayas, die Ursi vom Baum schüttelt.
Köbi zeigt Martin, wie man Kokosnüsse fachmännisch von ihrer Schale befreit. So fehlen die Zutaten zum nächsten Sundowner garantiert nicht.
Die nächsten zwei Tage schnorcheln wir in der Umgebung des Ankerplatzes. Unglücklicherweise erleidet Pia’s GoPro-Kamera einen elektrischen Defekt. So sind keine Unterwasser-Aufnahmen mehr möglich und dieses Bild wird vorläufig das letzte Unterwasserbild sein.
Dafür lässt Köbi die Drohne steigen, um schöne Übersichtsaufnahmen zu erhalten.

Nun verlassen wir die Bucht von Narewa Point und nehmen Kurs Richtung Yasawa, der nördlichsten Insel in dieser Gruppe. Nach rund sechs Stunden Fahrt ankern wir in der Bucht beim Dorf Yasawa-i-Rara.

Am nächsten Morgen besuchen wir das Dorf. Wie üblich überbringen wir dem Chief bzw. seinem Sprecher Kava-Wurzeln und fragen ihn um Erlaubnis, uns im Dorf bewegen zu dürfen. Dazu sind wir entsprechend den Regeln mit dem Sulu bekleidet.

Das Dorf wird öfters von Touristengruppen besucht. So stehen auch schon Einwohner bereit, um Schmuck oder Tücher zu verkaufen. Ursi sucht sich eine Halskette mit Haifischzähnen aus.
Wir gehen weiter zur Schule. Eine Lehrerin unterrichtet dort acht Kinder in der 1. bis 4. Klasse. Wir werden ins Schulzimmer eingeladen. Köbi zeigt hier den Kindern, wo die Schweiz auf der Karte zu finden ist. Die Kinder singen uns Lieder vor und begleiten sie mit rhythmischem Klatschen und Tanz-Schritten.
Wir machen uns noch auf die Suche nach frischen Bananen. Dabei werden wir in ein Haus eingeladen, in welchem Frauen am Korbflechten sind. Dazu benützen sie Fasern aus den Blättern der Kokospalme, die sie mit getrockneten Pandanusblatt-Streifen umwickeln. Pia kauft ein solches Körbchen, das sich wunderbar als Fruchtschale eignet.
Beladen mit einer ganzen Bananenstaude kehren wir zur Lupina zurück. Bis zum Sundowner bleibt noch Zeit zum Schnorcheln.

Freitag: Es geht wieder südlich. Wir segeln nach Nacula Island, wo wir in der Bucht vor dem Dorf Malakati ankern. Unterwegs erhalten wir Besuch von etwa 15 Spinner-Delfinen, die uns eine Viertelstunde lang begleiten. Ursi ist komplett aus dem Häuschen!

Spinner-Delfine spielen in unserem Bugwasser
Am Nachmittag besuchen wir den Dorf-Chief für das Sevusevu und besteigen dann eine Anhöhe mit einer wunderbaren Rundsicht.
Am nächsten Tag machen wir einen Spaziergang der Küste entlang zum Blue Lagoon Resort. In der dortigen Bar geniessen wir unsere Drinks und kehren dann wieder zur Lupina zurück.

Der Sonntag gilt auf Fiji als absoluter Ruhetag. Wir nehmen an einer Messe teil. Statt mit Glocken werden die Leute mit Trommelschlägen zur Kirche gerufen. Die Bibel, aus welcher der Pfarrer vorliest, ist schon ziemlich zerfleddert. Den Textinhalt verstehen wir natürlich nicht. Man spürt aber, mit welcher Überzeugung die Messe gefeiert wird. Viele mehrstimmig und mit Inbrunst gesungene Lieder umrahmen den Gottesdienst. Auch die Kinder, die mucksmäuschenstill in den Bänken sitzen, singen im Chor ein Lied. Wir Touristen werden während des Gottesdienstes sogar speziell begrüsst. Nach Abschluss der Messe verabschiedet der Pfarrer jeden Besucher mit Handschlag.

Besuch der sonntäglichen Messe. Neugierige Kinderaugen beobachten uns Fremde.

Wir führen anschliessend eine Wanderung auf den höchsten Punkt in der Umgebung durch. Eine grandiose Aussicht ist der Lohn für den Aufstieg.

Wir verlassen die Bucht vor Malakati Village und segeln zur Insel Nanuya Lailai, wo wir vor dem gleichnamigen Resort ankern. Den Sundowner geniessen wir im Restaurant des Resorts.

Am nächsten Tag besuchen wir das Dorf Matacawalevu. Das Sevusevu beim Dorf-Chief entwickelt sich zu einer spannenden Angelegenheit. Der Chief persönlich zeigt uns, unter tatkräftiger Mithilfe von Köbi und Martin, wie man die Kava-Wurzel in einem grossen gusseisernen Mörser pulverisiert.

Martin beim Zermalmen der Kava Wurzeln
Das Endprodukt der schweisstreibenden Arbeit: Kava-Pulver
Anschliessend stellt der Chief das Getränk her und reicht es uns in drei Runden. Diese Menge reicht allerdings noch nicht, um sich anschliessend völlig entspannt zu fühlen. Der Chief meint, es müssten schon 15-20 Runden sein!

Unterdessen hat seine Frau Cassava-Wurzeln gekocht. So können wir auch dieses Gemüse probieren. Es erinnert im Geschmack an Kartoffeln. Köbi führt noch eine Reparatur an der Solarbeleuchtung des Hauses des Chiefs durch und Ursi kauft zwei schöne Tücher. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir das Dorf.

Das Abendessen nehmen wir im Restaurant des Resorts ein. Ein grosses Lovo-Buffet ist vorbereitet, überaus reichhaltig mit Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, Kassava, Reis, etc., traditionell im Erdfeuer zubereitet. Eine richtige Gaumenfreude! Anschliessend findet eine Darbietung von fijianischen Gesängen und Tänzen statt. Wir sind einmal mehr beeindruckt, wie die einheimische Kultur gelebt wird.

Singen und Tanzen scheint in den Genen der Fijianer verankert zu sein. Schon die Jüngsten machen eifrig mit.

Einen Tag später wandern wir über den Hügelzug auf die andere Seite der Insel und kehren in Lo’s Tea House ein. Ihre unter Seglern weltberühmten Fiji-Donuts schmecken phänomenal!

Die nächsten Tage verbringen wir mit Relaxen, Schnorcheln und Wassersport. Das Sundowner-Highlight bildet unser Lagerfeuer am Strand, auf dem wir kleine Brötchen backen.

Nun geht es dem Ende unserer Reise entgegen. Wir segeln rund 50 Meilen zurück zur Vuda Marina auf der Hauptinsel. Es war eine eindrucksvolle und unvergessliche Zeit auf der Lupina mit Pia und Köbi als wunderbare Gastgeber. Wir bedanken uns aufs herzlichste, dass ihr uns Einblick in euer Seglerleben gegeben habt und wünschen euch alles Gute auf eurer Weiterreise Richtung Vanuata.

Nachtrag: Wer hat jetzt das Brändi-Dog-Duell gewonnen? Nach über vierzig Partien haben wir den Überblick verloren ….

Ursi und Martin

Yasawa Island Cruise mit Angie und Ralf

5.7. – 23.7.2024 (Autoren: Angie und Ralf)

Endlich angekommen! Nach 30 Stunden Reise um die halbe Welt werden wir von der Lupina Crew am Flughafen Nadi herzlich in Empfang genommen und betreten kurze Zeit später die Lupina in der Vuda Marina auf Fiji. Wir, das sind Pias Tochter Angie und ihr Partner Ralf, nehmen die einmalige Gelegenheit wahr, uns 3 Wochen lang in ein Segelabenteuer in der Südsee zu stürzen. Auf Bonaire haben wir bereits Tagesauflüge mit der Lupina Crew gemacht, jedoch sind wir noch nie mehrere Tage auf einem Segelboot gewesen und freuen uns nun darauf, mal so richtig in das Seglerleben einzutauchen. Gut, dass wir bei warmen Temperaturen kaum Kleider benötigen, daher können wir einmal Surfgepäck mit Wingfoil Ausrüstung anstelle eines Koffers mitnehmen.

Flughafen Ankunft, Wiedersehen

Beim Koffer Auspacken übergeben wir der Crew all die Mitbringsel, die sie in den vergangenen Monaten bei uns bestellt haben. Unter anderem auch kleinere Ersatzteile, an die sie sich gar nicht mehr erinnern ;), daher es ist für die Beiden ein bisschen wie Weihnachten.

Als Erstes müssen wir uns mit Essen und Getränken für die nächsten 3 Wochen eindecken, da es auf der Yasawa Inselgruppe kaum Einkaufsmöglichkeiten gibt. Auf dem lokalen Markt in Lautoka gibt es ein riesiges Angebot an Früchten und Gemüse, wo wir gefühlt Unmengen einkaufen. Zum Glück hat Pia genügend Taschen dabei, um all diese frischen Köstlichkeiten mit zu nehmen. Dazu kaufen wir noch reichlich Kava ein, dies dient als Besuchergeschenk zum Einlass in die Dörfer.

Markt in Lautoka
Kava
Pia und Köbi haben für uns eine interessante Segelroute in Aussicht
Gleich am nächsten Tag heisst es: Leinen los! Wir fahren aus der Marina, setzen die Segel und beginnen mit Champagnersegeln. Bye-bye Mosquitos und Hitze, Hallo angenehme Brise mit Kurs zur Yasawa Inselgruppe.
Stetig nehmen Wind und Welle zu und die Schaukelei beginnt. Unsere Seetauglichkeit wird direkt auf die Probe gestellt. Wir Hochseeneulinge bestehen den Test nicht. Selbst eine Delfinschule, die uns begleitet und eine richtige Show bietet, kann Ralf nicht aus dem Rumpf des Schiffes locken.
Kaum erreichen wir ruhigere Gewässer, wird Unbehagen in Hunger getauscht, wie Pia aus jahrelanger Erfahrung prophezeit hat. Der Anker fällt nach der obligatorischen Umrundung des Schwingkreises vor dem Dorf Nalauwaki auf der Insel Waya.

Die Aussicht auf den Sandstrand, unzählige Palmen unterhalb von grün bewachsenen Bergen ist traumhaft. Kaum ist der Anker gesetzt und auf Halt geprüft, wird der obligatorische Ankertrunk serviert. Der Sonntag ist den Einheimischen heilig, daher relaxen wir auf der Lupina und gehen erst am Montag an Land.

Waya Strand

Kaum mit dem Dinghi an Land angekommen, werden wir von den Dorfbewohnern mit «Bula Bula!» begrüsst. Wir übergeben ihnen das Kava und dürfen uns nun frei auf der Insel bewegen. Als wir am Abend zurück an den Strand kommen, hat der Wind gedreht und kommt nun direkt auflandig auf den Strand. Sogleich wartet die nächste Challenge. Bei Wellen mit dem Dinghi übers Riff zurück zur Lupina. Auch das Hochziehen des Dinghis auf das Schiff ist nicht einfach. Das Heck des Segelbootes schwingt stark in den Wellen auf und ab. Nur mit grosser Mühe rettet Köbi das Dinghi, bevor es vom Segelboot ertränkt wird. Da wird uns bewusst, wie schnell man beim Segeln in heikle Situationen kommen kann. Wir hoffen, dass der Anker hält und halten beim Abendessen die Gläser gut fest, damit sie nicht umkippen. Die Nacht wird sehr schauklig und wir sind noch nicht sicher, ob man sich tatsächlich daran gewöhnen kann.

Besser erholt als gedacht lassen wir es uns nicht nehmen, einen der beiden auffälligen Berggipfel zu erklimmen. Ein lokaler Guide führt uns barfuss zielsicher zum Gipfel mit spektakulärer Aussicht auf die Bucht.
Fantastische Aussicht auf unsere Ankerbucht
Von einer hohen Palme erntet unser barfüssige Guide für uns Kokosnüsse und schenkt uns Papayas aus den Dorfeigenen Plantagen.

Im Anschluss segeln wir 2 Stunden weiter nordöstlich zu einer schmalen, flachen Insel. Dort sind wir gut vor den Wellen geschützt, der Wind bläst ablandig ist aber recht konstant. Das Lupina Wassersportcenter wird eröffnet! Die Wingfoil-Ausrüstung aufgebaut, die SUPs aufgepumpt und ins Wasser gelegt, um uns auszutoben. Nach einer Runde Wingen paddeln wir mit den SUPs zum einsamen Sandstrand, um Kokosnüsse zu sammeln.

Aufzeichnung der Wingfoil Session von Ralf
Den Wing legen wir zum Trocknen auf das Vordeck des Segelbootes.
Zubereitung der Snacks zum Sundowner: Kokosnuss
Gemäss Lupina Richtlinien gibt es jeden Abend einen Sundowner, bestehend aus einen erfrischenden Drink mit Snacks.
Auch nach dem Abendessen hat der Skipper strenge Richtlinien angeordnet. Pia befolgt die Anordnung mit Freude 😉
Die Lupina Richtlinie für nach dem Abendessen besagt, dass auf eine leckere Speise aus Pias Bordrestaurant immer noch Eiscreme zu folgen hat 🙂 🙂
An einem ruhigen Ankerplätzchen tauschen wir auch die Hülle vom Rettungsring, die wir aus Europa mitgebracht haben. Mit zwei handwerklich geschickten Ingenieuren ist das in kürzester Zeit erledigt. Auf einem Segelboot gibt es immer etwas zu tun.

Am Freitag den 12.7. segeln wir weiter nach Nakula Island zum Dorf Malakati. Wir setzen das Grosssegel und die Genua und rauschen unter vollen Segeln los. Der Wind frischt nach und nach auf, die Fahrt wird ruppiger und wir reffen die Segel. Schliesslich tauschen wir sogar die Genua gegen die kleinere Fock.

Das Wasser ist gespickt mit Korallenköpfen, die sich nur wenige Meter unterhalb der Wasseroberfläche befinden. Teilweise sind diese Untiefen nicht in den Seekarten eingetragen. Daher prüft Skipper Köbi parallel Satelliten Bild Aufnahmen und gleicht helle Stellen mit der Karte ab.
Um nicht auf Grund zu laufen, müssen wir geschickt navigieren – kein Problem für Ralf!
Bei einer Ausweichwende reisst die Fock an der oberen Lasche. Materialermüdung!
Köbi nimmt das Segel gekonnt runter und bindet es vorne am Schiff fest, damit es nicht wegfliegt. Zu diesem Aktion auf Deck starten wir den Motor. Auch danach fahren wir zur Sicherheit unter Maschine weiter, um zusätzliche Schäden bei dem vielen Wind zu vermeiden.

Wir ankern in einer tiefen Bucht, in dieser ist das Wasser richtig flach, was ruhige Nächte verspricht. Wie auch schon zuvor sind wir das einzige Boot vor Ort. In den nächsten Tagen gesellen sich weitere hinzu. Am folgenden Tag besuchen wir das Dorf und werden zum Sevusevu direkt in die Comunity Hall eingeladen und vom Chief des Dorfes persönlich begrüsst. Da Samstag ist, sitzen die Männer vom Dorf beim Kava Trinken zusammen. Das Getränk wird frisch zubereitet. Dazu werden die gemahlenen Wurzeln der Kava-Pflanze mit Wasser in einer grossen Schale von Hand gemischt. In Kokosnussschalen wird das Getränk im Kreis rumgereicht. Zuerst bekommen die Ranghöchsten. Wir trinken bis zu zwei Schalen je nach Wunsch High oder Low Tide für grosse bzw. kleine Portionen. Grössere Mengen Kava hat eine entspannende und schläfrig machende Wirkung. Vor allem Ralf, der eh schon tiefenentspannt ist, trifft die Wirkung. Auf dem nachfolgenden Spaziergang dem Ufer entlang trottet er gemächlich hinterher.

Kava Trinkzeremonie
Spaziergang am Strand von Nanuya Balavu
Angi steigt auf die Palme, Malakati

Spazieren wir durch ein Dorf werden wir von allen herzlich mit „Bula!“ begrüsst. Es ist ein ganz spezielles Erlebnis zu sehen wie freundlich, offen und vertrauensvoll diese Menschen auf all den Inseln gegenüber Besuchern sind. Wir werden sogar für den nächsten Tag zum gemeinsamen Dorfmittagessen nach der Kirche eingeladen, was wir natürlich gerne annehmen. Dies wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Am Sonntag tragen Frauen bunte Röcke und Männer einen schwarzen Sulu und dazu meist ein farbiges Hemd. Wir befolgen diese Tradition.
Die Töpfe sind für das sonntägliche Essen bereit.
Leckeres lokales Essen für das Dorf und Gäste wie wir.
Es ist richtig lecker!

Am nächsten Tag wollen wir uns etwas am Strand die Beine vertreten. Doch aus dem vermeintlich kurzen Spaziergang wird nach und nach eine Wanderung ins nächste Resort. Begleitet von zwei Hunden und angetrieben von Hunger, treffen wir 2 Stunden später im Blue Lagoon Resort ein. Auf den Tischen der Gäste stehen Köstlichkeiten und unsere Mägen knurren. Leider bekommen Segler hier nur etwas zu trinken. Um den Rückweg zu verkürzen, handeln wir mit der örtlichen Tauchschule einen Deal aus, der uns per Boot zurückbringt. Gesteuert vom Sohn des Chiefs vom Dorf, wo wir ankern, werden wir kurz später an der Lupina abgesetzt. An Bord stillen wir unseren Hunger mit selbstgemachten Pommes.

Zwei Tage später geht es weiter zum nördlichsten Ankerplatz der Yasawa Inseln. Nach einem entspannten Segeltörn erreichen wir die Bucht. Gefühlt ist jeder Ankerplatz schöner als der vorherige. So ist klar, dass dieser nun unser Lieblingsspot wird. Der Wind ist hier konstant, das Wasser klar und wir können Wingfoilen, bis wir abends todmüde in die Koje fallen.

An Land besuchen wir die Grundschule und bekommen eine spontane Aufführung der Schüler. Von einer Dorfbewohnerin kaufen wir üppig Obst ein, da die Vorräte langsam knapp werden. Hier bleiben wir noch ein paar Tage, geniessen die Ruhe und machen Ausflüge mit dem Dinghi zum Schnorcheln. Fiji ist einfach paradiesisch. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend, unendlich viele bunte Korallen und Fische, wir sehen sogar einen Haifisch und Schildkröten.

Herrliche Unterwasserwelt mit vielen bunten Fischen und gesunden Korallen.
Beladen mit frischem Obst
An einem ruhigen Nachmittag wird Angie in den Bootsmannstuhl gesetzt und am Mast hochgezogen. Ihr Auftrag: das andere Ende der abgerissenen Focksegel Lasche runter holen. Natürlich wird dabei auch die einzigartige Aussicht genossen 🙂

Aufgrund der Windvorhersage für die nächsten Tage beschliessen wir, mit Wind aus Nordost in die Blue Lagoon weiter zu segeln. Von dort aus kann man in einem Tagestörn zurück in die Vuda Marina auf der Hauptinsel Viti Levu segeln. Zur Abwechslung kein einsamer Ort, es liegen bereits mehr als 10 Boote vor Anker. Dort gibt es auch ein Restaurant auf welches wir uns bereits seit ein paar Tagen freuen. Frisch geduscht und in Schale geworfen stehen wir pünktlich zur Happy Hour vor verschlossenen Türen. Der Besitzer teilt uns mit, dass die Stromversorgung der Insel zusammengebrochen ist. Enttäuscht fahren wir zurück zur Lupina und Pia zaubert schnell ein chinesisches Gericht auf den Tisch, was unsere Laune wieder deutlich bessert.

Nach dem einzigen verregneten Tag geht es dann zurück Richtung Ausgangspunkt unserer Reise. Auch auf dieser Fahrt müssen wir geschickt durch die engen felsigen Riffe cruisen (siehe Bild). Der Wind meint es gut mit uns. Für die knapp 50 Seemeilen benötigen wir gerade mal 6.5h, die Lupina ist ein schnelles Boot. Auch die Windrichtung passt perfekt und wir können bis vor die Einfahrt der Marina segeln.
Im «Boat Shed», dem Restaurant der Marina, stossen wir auf die schöne, gemeinsame Zeit an.

Vielen Dank Lupina Crew für all die tollen Eindrücke – wir kommen gerne wieder an Bord.
Angie und Ralf

Nordumrundung von Fiji

29.6. – 5.7.2024

Wir liegen vor Leleuvia, einem wunderschönen Inselchen in ruhigem, glasklarem Wasser am Anker. Den Tipp, hier einen Zwischenstopp einzulegen, haben wir von Thomas Spielmann, einem meiner Primarschullehrer, erhalten. Er hat in jungen Jahren hier sein Padi-Tauchbrevet gemacht und war damals begeistert von der Einfachheit und Abgeschiedenheit des Resorts. Wir sind es auch: ein wunderschönes Stück Erde, das dem Paradies sehr nahe kommt.
Empfangs-Pier des gleichnamigen Resorts. Wir werden mit offenen Armen empfangen und dürfen mit unserem Dinghi den prominentesten Patz am Kopf des Steges belegen.
Die Insel ist gerade mal 500 Meter lang und 200 Meter breit. Sie wird umsäumt von einem herrlichen Sandstrand, der in eine flache Lagune ausläuft.
Die flache Lagune sorgt auch auf der Wind zugewandten Seite von Leleuvia für einen schönen, wilden Sandstrand. Hier finden wir ein altes Einbaum Kanu aus Holz, das wohl schon länger hier angespült wurde. Sein Zustand ist noch ausgezeichnet und es würde sich in einem Museum perfekt präsentieren.
Wir umrunden die von dichtem, tropischem Urwald überwachsene Insel Leleuvia zu Fuss dem Ufer entlang. Unerwartet treffen wir auf eine vermeintlich tote Schlange auf einem Stein. Ihre etwas abgeflachte Form liess mich fälschlicherweise darauf schliessen, dass sie schon länger hier liegt und am Austrocknen ist. Weit gefehlt! Das Reptil, eine Plattschwanz-Natter (Banded Sea Krait) ist eine von 3 giftigen Seeschlangen, die es in Fiji gibt. Sie ernährt sich von Aalen, kleinen Muränen und Fischen. Zum Ausruhen und Verdauen kommt sie oft an Land. Sie ist sehr giftig (etwa 10x giftiger als eine Klapperschlange) aber nicht aggressiv. Das Exemplar hier geniesst gerade die wärmende Sonne und erweist sich als putzmunter, als ich sie vorsichtig mit meiner Flip-Flop bewehrten Hand berühre.
Wir wollen die Nordküste von Fiji umrunden (gelbe Linie). Dazu brauchen wir zuerst Ost-Südost Wind, dann Ost-Nordost Wind. Wir haben Glück. Genau diese Windsituation haben wir gerade. Deshalb gehen wir schon nach 2 Tagen Anker hoch und beginnen die Umrundung.
Unser nächster Anker Stopp: die Insel Naigani. Wir liegen gut geschützt vor Wind und Welle auf der Leeseite.
Auch hier finden wir glasklares Wasser und schöne Strände vor.
Die nächste Etappe ist recht kniffelig, da sie durch mehrere Riff-Barrieren führt. Aber wir haben beste Wetterverhältnisse mit guter Sicht. Unsere Augen dauernd auf die Seekarten, Satellitenbilder und Meeresoberfläche geheftet, verläuft die Fahrt unter Genua-Segel durch das heikle Gebiet ohne unerwünschte Vorkommnisse. Wir erreichen das nächste Etappenziel, die Insel Nananu-I-Thake, nach 34 Seemeilen ohne Probleme. Heftige Fall Böen schütteln uns beim Anker setzen kurzeitig heftig durch, aber schlussendlich liegen wir hier trotzdem ruhig für die eine Nacht.
Bei der Weiterfahrt zum nächsten Ankerplatz beim Dorf Vatutavui haben wir noch guten Wind und wir können alles segeln. Erst am Abend stellt der Wind komplett ab, und das Wasser wird spiegelglatt. Für die Weiterfahrt zum letzten geplanten Stopp in der Saweni Bucht müssen wir dann halt auf Kari, unseren Volvo-Penta Antrieb, zurückgreifen. Nach den vielen Starkwindtagen in den letzten Wochen eine richtig gemütliche Fahrt.
Zurück in der Vuda Marina in unserem Lieblingsrestaurant: The Boat Shed. Die Rundfahrt um Fiji über das Kadavu Archipel und dann entlang der Nordroute war sowohl seglerisch als auch wettermässig anspruchsvoll, aber äusserst interessant und eindrücklich. Wir sind glücklich, dass es uns beim dritten Anlauf nun gelungen ist.
Treffen unter Seglern. In der Vuda Marina trifft sich die ganze Welt – und die Schweizer. Es liegen gleich 3 Schiffe aus unserer kleinen Nation im Hafen: SY Kianga (mit Daniela, links, und Beat neben Pia) und SY Croix Du Sud (Jocelyne, hinter der Kamera, und Roland). Auch wenn wir uns beide recht gut in anderen Sprachen unterhalten können, ist es doch immer wieder schön, so zu sprechen, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
Die vordere Koje auf der Lupina ist geleert und die Betten frisch bezogen: Besuch steht an! Frühmorgens am 5. Juli 2024 begrüssen wir Angela und ihren Partner Ralf am Flughafen von Nadi. Mit Ersatzteilen für die Lupina und diversen Sportgeräten bepackt freuen sie sich auf drei Wochen Seglerleben in der Südsee.
Wir wollen mit Angela und Ralf die Yasawa Inseln, die westlich von Fiji liegende Inselgruppe, besegeln. Gerade im nördlichen Bereich der Yasawas gibt es abgelegene Dörfer, die ihre alten Traditionen bewahrt haben. Eine dieser Traditionen ist die Respekterweisung, welche die Dorfbewohner von Besuchern erwarten. Mit einer speziellen Zeremonie, Sevusevu genannt, bitten die Besucher dabei das Oberhaupt des Dorfes, den Chief, um Erlaubnis, vor seinem Dorf ankern und das Land betreten zu dürfen. Dazu braucht es ein Geschenk. Hier sind wir gerade dabei, am lokalen Markt von Lautoka dieses traditionelle Geschenk zu kaufen: getrocknete Kava-Wurzeln, ein Strauch aus der Familie der Pfefferpflanzen.
Die getrockneten Kava-Wurzeln werden zu einem zopfartigen Bündel zusammengebunden, in Zeitungspapier gehüllt und mit bunter Schleife verziert. Dieses Kava Geschenk wird dann dem Headman oder Speaker (Sprecher) übergeben, der es mit rituellen Worten begleitet dem Chief übergibt. Ist der Chief zufrieden mit dem Geschenk, heisst er die Überbringer willkommen und erteilt die Erlaubnis, sich in seinem Dorf wie Einheimische bewegen zu dürfen.
Die getrockneten Kava Wurzeln werden dann zu Pulver zerrieben und mit Wasser zu einem leicht berauschenden Getränk, das einen erdigen Geschmack hat, aufgegossen. Für unsere Geschmacksnerven kein Highlight, aber ein fast tägliches Getränk der Einheimischen. Ob Angela und Ralf wohl auch in den Genuss von Kava kommen? Vorerst geniessen sie mal lokal produzierte Ananas

Der Schreiberling darf nun wieder Pause machen. Wie es den Landratten auf der Lupina gefällt, ob sie ihre sportlichen Ambitionen ausleben können und was wir in den nächsten Wochen zusammen erforschen und erleben werden – das schildert euch die Crew dann gleich selber.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Mit neuer Energie nach Kadavu

10.-28.6.2024

Als wir den letzten Bericht am Freitagabend geschrieben haben, waren wir noch nicht sicher, ob es klappen wird. Ravi hatte uns zwar zugesagt, dass er am Montag mit der Arbeit beginnen werde. Aber wir sind in Fiji, und hier hat das Wort Zeit eine ganz andere Bedeutung. Hat man in unserer Heimat immer zu wenig davon, gibt es in Fiji so viel Zeit, dass man sie gar nicht mehr beachtet. Aber es klappt! Ravi erscheint im Laufe des Montag Vormittages mit allen benötigten Geräten für den Umbau von Blei-Säure Batterien auf moderne Lithium Batterien (LiFePO4).

Unsere alte Service Batterie Bank, bestehend aus sechs 6Volt Batterien, von denen jede rund 35 Kilogramm schwer ist.
Der Ausbau der alten Batterien verläuft zügig und schnell. Gemeinsam entscheiden wir, wie wir die neue Anlage am optimalsten in die leere Batteriebox unterbringen wollen.
Ravi, der Elektrotechniker mit eigener Firma (Revmarine), platziert die ersten Geräte und deren Verkabelungen.
Am Mittwochmorgen, nach 15 Stunden Arbeit, ist der Umbau abgeschlossen. Unsere neue Service Batterien sind nun viel kleiner und leichter (2 Batterien zu je 25kg), die ganze Anlage aber einiges komplexer. Wer genaueres über unsere Anlage wissen will, dem empfehle ich unser nächstes Video #77 (ab 6.7.2024 aufgeschaltet) oder beantworte gerne entsprechende Anfragen direkt an mich.
Der ganze Umbau hat uns umgerechnet rund 5’400 CHF gekostet (Material, Arbeit). Dazu kommen Versandkosten von Neuseeland nach Fiji. Diese waren mit rund 800 CHF überraschend hoch, wurde aber mit «Gefahrengut» begründet. Ebenfalls überraschend: die benötigten Zusatzaggregate und Kabel waren fast gleich teuer wie die Batterien selber. Also nicht ganz billig, aber die modernen Batterien stellen definitiv eine Aufwertung unserer Lupina dar.

Wir sind sehr zufrieden mit der Ausführung der Arbeiten und sind froh, dass schlussendlich alles so gut geklappt hat. Bei der Wegfahrt aus der Marina dann aber eine kleine negative Überraschung: unser Bugstrahlruder funktioniert nicht mehr. Als ich unser Problem am nächsten Aufenthaltsort, zurück in der Vuda Marina, einem befreundeten Segler schildere, bringt er mich gleich auf den richtigen Pfad: unser Bugstrahlruder zieht offenbar so viel Anfahrstrom, dass der Batterieschutz eingreift. Ein kurzes Mail an den Batterielieferanten in Neuseeland und Ravi bestätigt die Vermutung. Noch sind wir nun am Abklären, ob eine andere Einstellung der Überwachungsgeräte das Problem lösen könnte, oder ob wir die Stromversorgung des Bugstrahlruders umhängen müssen auf die Starterbatterie, eine traditionelle Blei-Säure Autobatterie.

Zum Glück brauchen wir das Bugstrahlruder fast nie. So bremst es uns nicht ein und wir können unsere weiteren Segelpläne ohne Einschränkung weiter schmieden. Bei einem unserer nächsten Aufenthalte in der Marina werden wir das Problem dann beheben. Wir füllen unseren Proviant wieder auf und studieren die Wetterentwicklung in den nächsten Tagen.

Wir haben Glück! Es weht zurzeit ein konstanter Nordostwind. Nicht ungewöhnlich, aber trotzdem selten. Wir haben nun schon zweimal vergeblich versucht, das Archipel von Kadavu anzulaufen. Wetterbedingt mussten wir das Vorhaben immer abbrechen. Nun scheint es zu klappen und wir planen die im Bild eingezeichnete Strecke.
Gesagt – getan! Am Nachmittag des 16. Juni verlassen wir die Vuda Marina, übernachten in der Momi Bay (noch auf der Hauptinsel) und segeln dann die 90 Seemeilen nach Kadavu am folgenden Abend in einer Nachtfahrt. Bei herrlichem Wetter und guter Sicht erreichen wir unser Ziel. Da wir noch etwas früh dran sind, die Sonne ist erst gerade aufgegangen, drehen wir bei und frühstücken gut gelaunt noch auf dem offenen Meer draussen.
Unser Ankerplatz beim Dorf Vunisea gleich neben dem Flughafen der Hauptinsel Kadavu. Lupina liegt als einziges Schiff in der Bucht etwas weiter draussen (nicht auf dem Bild)
Bunte Farben prägen das Schulareal von Vunisea.
Auf der Hauptinsel Kadavu gibt es zwar vereinzelt Strassenverbindungen zwischen den Hauptdörfern, aber Haupttransportmittel ist und bleibt das Boot.
Unsere Segel Route im Kadavu Archipel. Nach Osten hin sind die Inseln durch das viertgrösste Barrier Riff der Welt, dem Great Astrolabe Reef, gut vor dem Heranstürmen der mächtigen Pazifikwellen abgeschirmt. Unseren ersten Ankerplatz haben wir so gewählt, dass wir ihn auch bei schlechtem Wetter hätten anlaufen können. Für die weiteren Ankerplätze bedarf es guter Sicht, weil die Einfahrten gespickt sind von Korallenfeldern und Bommies (Korallenköpfe).
Beim kleinen Dörfchen Vunisei, unserem nächsten Ankerplatz an der Nordküste von Kadavu, liegen wir absolut ruhig und gut geschützt in einem Mangrovenwald. Über unsere Köpfe, von den umliegenden Bergen gut abgeschirmt, weht ein kräftiger Wind.
Auf der Insel Ono ankern wir in einer tief eingeschnittenen, zum Ufer hin langsam flach auslaufenden Bucht. Das Anlanden mit dem Dinghi muss gut mit Ebbe und Flut abgestimmt werden. Wir planen unseren Landausflug bei auslaufender Flut, rund 2 Stunden vor Erreichen der Ebbe. Nach etwa 4 Stunden erreicht das wieder ansteigende Wasser dann etwa das gleiche Niveau. Kommen wir später zum Dinghi zurück, müssen wir durch das Wasser waten. Sind wir früher, müssen wir es weit bis zum Wasser tragen.
Wir übergeben dem Headman (der Chief ist leider gerade im Nachbardorf) unser Sevusevu (Kava Bündel, Höflichkeitsgeschenk mit dem man um Erlaubnis bittet, hier an Land gehen zu dürfen und sich im Dorf umzuschauen). Seine Frau, Marida, zeigt uns dann das 70 Seelendorf. Eine eigene Schule gibt es keine. Die Kinder werden am Sonntagabend mit Booten auf eine Nachbarinsel gefahren, wo sie die Schule besuchen und bei Verwandten oder Bekannten wohnen können. Am Freitagabend kehren sie dann für das Wochenende mit Booten wieder nach Hause zurück.
Marida führt uns zu einer heissen Quelle und sammelt unterwegs braune Kokosnüsse für uns.
Wir haben nun schon oft zugeschaut, wie die Kokosnüsse aus ihrer äusserst robusten Pflanzenschale geschält werden. Aber so schnell und geschickt wie Marida das macht, haben wir es selten gesehen.
Als wir Marita fragen, ob auch wir etwas für sie tun können, bittet sie uns mit leuchtenden Augen darum, einmal ein Segelboot aus der Nähe anschauen zu dürfen. Machen wir doch! Wir transportieren sie in unser Dinghi. Marida fühlt sich sichtlich unwohl darin, denn es schaukelt viel mehr, als die Boote, welche sie gewohnt ist. Auch die Bewegungen im geschlossenen Raum des Schiffes sind ihr etwas mulmig.
Abendstimmung am Ankerplatz in Ono …
… natürlich mit dem obligaten Sun-Downer
Nach 2 Tagen auf Ono segeln wir weiter zu einer kleinen Insel, welche direkt nördlich an Ono anschliesst. Vurolevu ist viel besuchter Schnorchel- und Tauchspot wegen seiner Mantas und Riff Haie. Auch hier finden wir einen völlig leeren Ankerplatz vor und können uns das beste Plätzchen frei aussuchen. Der Strand ist fantastisch!
Wir freuen uns sehr darauf, endlich mal die riesigen Mantarochen aus der Nähe beobachten zu können. Leider sehen wir trotz viel Zeit im Wasser keinen Einzigen. Ausbeute unserer Unterwasser Safaris bleiben ein riesig grosser Weissspitzenhai (leider zu schnell für die Kamera) und viele bunte Korallen und kleinere Fische.
Nach 2 Tagen gehen wir Anker hoch und verlassen Vurolevu in Richtung unserem letzten Ankerstopp: Dravuni Island
Die längliche Insel von Dravuni ist rund 2 Kilometer lang und maximal 500 Meter breit. Sie verfügt über wunderschöne Sandstrände. Wie schon auf allen bisherigen Ankerplätzen ist auch hier die Lupina das einzige Schiff vor der Küste.
Zu unserem grossen Erstaunen finden wir sehr gut gepflegte und perfekt unterhaltene Wanderwege an. Einer führt zum höchsten Punkt der Insel und dann die ganze Länge der Insel entlang auf dem Bergkamm. Hier sind wir auf dem Anstieg zum Gipfel.
In unserem Rücken der wunderschöne Ankerplatz und unsere Lupina.
Lupina am Anker vor Dravuni.
Tolle Aussicht in Richtung Great Astrolabe Reef (hellere Linie am Horizont)
Das schöne Wetter, die tolle Aussicht, die fantastische Natur macht es aus: happy wife – happy life
Vom Gipfel aus wandern wir die 2 Kilometer dem Bergkamm entlang zum nördlichen Ende der Insel. Wir befinden uns nun über dem Dorf und geniessen einen anderen Blickwinkel auf den Ankerplatz.

Wir könnten noch mehr Zeit im spannenden Archipel Kadavu verbringen, aber die Zeit drängt. Am 5. Juli erwarten wir Besuch: Pia’s Tochter Angi und ihr Lebenspartner Ralf haben ihre Koffer gepackt und freuen sich auf fast 3 Wochen Südsee Feeling. Also müssen wir den nun vorherrschenden Südostwind nutzen und uns von Dravuni verabschieden. Die Distanz zum nächsten Ziel an der Ostküste von Viti Levu beträgt rund 65 Seemeilen. Die Einfahrt ins dortige Riff zum Ankerplatz ist knifflig. Wir entscheiden uns für eine Nachtfahrt, so dass wir am nächsten Morgen ohne Zeitdruck den Ankerplatz anfahren können. Die Wettervorhersage lässt uns auf eine gemütliche Nachtfahrt freuen. Wie schon oft, wird es auch diesmal anders. Statt sanftem Wind von schräg hinten, haben wir eine steife Briese fast auf der Nase. Das wäre an und für sich nicht gross störend. Aber, was uns wirklich zu schaffen macht, sind die sehr kurzen, 2 Meter hohen Wellen, die aus allen Richtungen auf uns zuschiessen und die Lupina (und damit vor allem auch uns) kräftig durchschüttelt. Heute, Freitagmorgen 28.6.2024, sind wir nach einer schlaflosen Nacht bei starkem Regen sicher auf der kleinen Insel Leleuvia angekommen. Nach dem ersehnten Frühstück schreibe ich anstelle von Ausruhen den Bericht fertig und hoffe auf ein gutes Internet. Danach geht es an Land.

Die Weiterfahrt vom Osten entlang der Nordseite von Viti Levu zurück in den Westen verspricht viel Spannung und Nervenkitzel: dieser Bereich der Insel ist mit vielen Untiefen und gefürchteten Riffen gespickt.

Ob wir die geplante Strecke so absolvieren können, und was wir auf der Fahrt so alles erleben? Mehr dazu im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Fiji – Lupina wieder auf dem Wasser

13. Mai bis 8. Juni 2024

Einen Tag später als geplant stechen wir am Montag, 13.5.2024, von der Vuda Marina aus in See. Starker Wind hat uns am Vortag noch davon abgehalten. Nicht, dass es nicht möglich gewesen wäre. Aber nach gut sechsmonatiger Segelpause wollten wir nicht gleich unter erschwerten Bedingungen los.

Ein guter Entscheid, denn heute herrscht Sonnenschein und eine gemütliche Brise, die uns zur in der Segelwelt berühmten Musket Cove trägt. Ein gut geschützter Ankerplatz erwartet uns, und endlich wieder glasklares Wasser, das uns zum Schnorcheln einlädt.

Musket Cove befindet sich auf der Insel Malolo, auch bekannt als Plantageninsel. Sie liegt 20 Kilometer westlich von Fijis Hauptinsel Viti Levu. Malolo ist das Tourismuszentrum der Mamanuca-Inseln und besteht heute aus vier Resorts, mehreren Wohnhäusern, einem Yachthafen und einem Golfplatz.

Ein Häuptling verkaufte die unbewohnte Insel 1872 an einen ausländischen Investor zum Baumwollanbau. Der Baumwollanbau entwickelte sich aber nicht wie gewünscht, und in der Folge wechselte die Insel mehrmals den Besitzer. Im November 1891 verpachtete der neue Inhaber die Insel für 70 Jahre an die chinesische Familie Wong Ket, die erfolgreich Kokospalmen anpflanzte und Kopra erntete. In den frühen 1960er Jahren kamen die heutigen Besitzer ins Spiel. Die Kokosplantage wurde weitergeführt, aber neu kam nun der Tourismus auf die Insel. Heute gibt es vier Resorts auf der Insel, von denen jedes seinen Charme hat.

Das wohl bekannteste Resort ist Musket Cove, das 1975 mit zwölf Buren (Bungalows) eröffnet wurde.
Wir geniessen es, unserer Entdeckerlust wieder einmal freien Lauf zu lassen. Es gibt zwar anfänglich einen Wanderweg, der verliert sich aber schnell in der üppig wachsenden Vegetation.
Aussicht auf einer kleinen Anhöhe in Richtung Aussenriff, mit Lupina vor Anker im ruhigen Wasser (Bildmitte)
Etwas zum Schmunzeln: eine Instruktion für Fussgänger, welche die Flugpiste der Insel überqueren wollen: luege – loose – laufe! (deutsch: gucken – horchen – gehen)
Wir verlegen in die Momi Bay, eine südliche Bucht auf der Hauptinsel. Endlich wieder am Anker den Sonnenuntergang geniessen. Nach Westen sieht es so aus, …
… nach Osten so, ebenso fantastisch schön.
Bei der Wegfahrt von Denarau, wo wir die Anzahlung für die Batterien geleistet haben, ereilt uns eine Panne: der Rollmechanismus (Furler) des Vorsegels, der Genua, steigt aus. Zuerst bemerken wir, dass er viel langsamer läuft, wie normal, dann bleibt er stehen. Vor Anker in der Momi Bay beginnen wir sofort mit der Ursachenanalyse. Eine Kontrolle der Sicherungen bringt keine Antwort zur Frage, warum der Furler nicht mehr dreht. Eine Messung des Stromes zeigt, dass bis zum Eingang in den Furler Strom vorhanden ist. Um weiter zu untersuchen, ob es im Furler drin einen Stromunterbruch gibt, oder ob allenfalls beide Motoren gleichzeitig ausgestiegen sind (was eher unwahrscheinlich ist), beginnen wir am geschützten Ankerplatz mit der Zerlegung. Die Seite mit den Elektromotoren sieht gut aus …
… aber auf der Seite des Antriebes kommt Wasser raus, als wie den Deckel lösen. Bis zur roten Linie sieht man eine Wasserstands-Linie. Gut möglich also, dass ein Stromkabel im Wasser lag und durchkorrodiert ist. Leider kann ich das System nicht weiter zerlegen, da mir das Werkzeug fehlt, die Zahnräder abzuziehen. Die Reparatur muss warten, bis wir nächstes Mal in einer Marina sind.
Nächster Tag – perfektes Wetter. Wir Segeln weiter südostwärts der Hauptinsel entlang zu einer kleinen Insel Yanuca. Der Wind hat aufgefrischt aber auf der Leeseite der Insel liegen wir gut geschützt im klaren Wasser. Das Tauchen des Ankers macht richtig Freude.

Nach 3 Tagen vor Yanuca gehen wir Anker hoch und verlegen weiter ostwärts. Das Wetter ist schlechter geworden. Es ist meist stark bewölkt und ab und zu regnet es. Wir haben deshalb unsere Landausflüge nur auf den Strandbereich beschränkt. Für die Weiterfahrt zur nächsten Insel Beqa haben wir Tracks von anderen Schiffen. Die Sicht wäre meist zu schlecht, um allenfalls Korallenköpfe aus der Distanz rechtzeitig zu sehen. Aber mit Satellitenbildern, einem genauen GPS und den Aufzeichnungen anderer Segler trauen wir uns die rund 2-stündige Weiterfahrt zu.

Den Ankerplatz in der Malumu Bay auf Beqa erreichen wir problemlos – leider findet ihn auch der Regen. Der Wetterbericht sagt nichts Gutes voraus: alle Programme, die wir konsultieren, zeigen nur eines: Regen – Regen – Regen
48 Stunden Dauerregen.
Eine gute Gelegenheit, einmal die notorischen Leckage-Stellen im Bootsdach zu suchen, die sich sporadisch immer wieder mit Wasserflecken bemerkbar machen. In diesem Fall hilft ein Nachziehen der Schrauben der Umlenkrolle für die Aushole-Leine des Grossegels. Natürlich sind diese gut versteckt unter dem Dachhimmel im hinteren Bord WC.

Wir haben im letzten Bericht geschildert, dass wir nach unserer Rückkehr auf die Lupina mehrere Wochen mit Unterhaltsarbeiten beschäftigt waren, und dass nun alles abgeschlossen sei. Nun, etwas fehlt noch: wir wollen unsere Energieversorgung aufpeppen mit Lithium-Batterien.

Ein Schiff hat meistens 2 Batteriebanken. Das eine ist eine ganz normale Autobatterie für das Starten des Motors. Das andere (im Bild) ist die sogenannte Servicebatterie, auch Hausbatterie genannt. Diese versorgt alle Stromverbraucher an Bord mit, in unserem Falle, 12 Volt Strom. Unsere Servicebatterie besteht aus insgesamt 6x 6 Volt Batterien zu je 250Ah. Von denen sind immer 2 in Serie geschaltet zu einem 12 Volt Paket. Parallel geschaltet ergeben dann diese 3x 12 Volt Pakete eine totale Kapazität von 750Ah – alles klar?

Unsere traditionellen Blei-Säure Servicebatterien sind in die Jahre gekommen und verlieren langsam ihre Kapazität. Das Aufladen geht immer länger – und immer schneller fällt die Spannung zusammen. Zeit für einen Wechsel. Nach längerem Abwägen haben wir uns entschieden, ein Upgrade auf Lithium vorzunehmen. Über Vor- und Nachteile eines solchen Upgrades gibt’s unzählige Artikel in Fachzeitschriften. Wir haben uns vor allem bei anderen Seglern erkundigt, welche kürzlich Batterien gewechselt haben. Darunter gibt es einige richtig gute Fachleute. An dieser Stelle möchte ich mich bei Reto von der SY Shi Shan bedanken, der mir durch seine Blog Einträge und persönliche Mails wertvolle Ratschläge und Hilfestellung gegeben hat.

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung war für uns die Sicherheit. Man hört und liest viel über Unfälle mit Lithium Batterien, vor allem Brände von Autos werden immer wieder gerne von Elektromobilgegnern ins Netz gestellt. Wir haben aber gelernt, dass die Lithium Batterien für die Marine Anwendung sogenannte Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4) Batterien sind. Dieser Typ von Lithium Batterien gilt in der Industrie als sehr sicher. Trotz intensiver Suche sind wir bei unseren Abklärungen auf keinen einzigen Fall gestossen, bei dem es wegen der LiFePO4 Batterien auf einem Schiff zum Brand gekommen ist. Sämtliche namhaften Zertifizierungsgesellschaften haben diese Batterietypen für die Anwendung auf Schiffen frei gegeben.

Die Auswahl der richtigen Produkte und der weiteren benötigten Geräte für das Upgrade war ziemlich mühsam. Über einen Lieferanten in Neuseeland und seinen lokalen Vertreter hier in Fiji haben wir aber in einem sehr langwierigen Prozess nun endlich die Spezifikationen festgelegt. Um eine Bestellung aber schlussendlich in die Wege zu leiten, mussten wir 50% der Investition in bar anzahlen. Eine Bankzahlung war nicht möglich, weil für unsere Schweizer Banken die Währung FJD (Fiji Dollar) einfach nicht existiert. Wir mussten also nochmals zurück auf die Hauptinsel, um dem lokalen Vertreter die Anzahlung persönlich zu überreichen. Das war der Grund, weshalb wir von Musket Cove zuerst noch nach Denarau fuhren, bevor es weiter in den Süden ging. Macht nichts – wir haben Zeit. Die Bestellung ist nun in Auftrag und die Auslieferung für Mitte Juni vorgesehen.

Trotz des Dauerregens auf Beqa sind wir noch optimistisch. Wir haben noch genügend Lesestoff auf dem Schiff und bisher war das Wetter meist eh nicht so, wie vorausgesagt. Aber diesmal sollte es stimmen. Auch in den nächsten Tagen prasselt ein Dauerregen auf die Lupina, meist als feiner, aber sehr intensiver Nieselregen. Das Positive daran: die von mir abgedichteten Stellen, wo wir Wasser ins Boot bekamen, sind nun alle dicht! Juhuii!

Nach 3 weiteren Tagen sieht der Wetterbericht immer noch katastrophal aus. Für unsere geplante Weiterfahrt zur Insel Kadavu, 40 Seemeilen südlich von uns, brauchen wir den geeigneten Wind und vor allem für die Ankunft dann gute Sicht, da es auch wieder viele Riffe und Korallen gibt. Die Windvorhersage ist aber deprimierend. Für die nächsten 6 Tage ist starker Südwind um die 20-25 Knoten angesagt. Die Wellen bauen sich von Tag zu Tag mehr auf. Zudem weiterhin dicke Wolken mit viel Niederschlag.

Zum wiederholten Mal sehen wir uns in Fiji nun gezwungen, unseren Segelplan anzupassen. Schweren Herzens entscheiden wir, auf Kadavu zu verzichten und uns stattdessen der Südküste von Viti Levu entlang auf die Leeseite der Hauptinsel zu verziehen. Dort soll es angeblich noch ein paar verwaiste Sonnenstrahlen geben. Die gelbe, durchgezogene Linie zeigt unsere Fahrt bis zum Umkehr-Entscheid, die gelbe, gestrichelte Linie war die geplante Route und die rote Linie ist die nun gewählte Rückfahrt.

Die Stimmung an Bord ist kurzzeitig wie das Wetter – düster. Aber nur für kurze Zeit. Soeben erhalten wir ein Mail, das uns informiert, dass die Lithiumbatterien ein Frachtschiff früher kommen und somit eine Woche eher in Fiji sind. Am 28. Mai verlassen wir ohne Regen aber bei stark bewölktem Himmel die Insel Beqa und setzen über in die Bay von Somosomo auf der Hauptinsel. Dort liegen wir gut geschützt vor dem immer grösser werdenden Schwell sehr ruhig und wettern die nächste Regenfront ab.

Nach 2 weiteren düsteren Tagen bessert sich endlich auch das Wetter wieder und die Sonne ist zurück. Der Wind bläst kräftig, und baut über die kommenden Tage grosse Wellen auf. Da wir jetzt mit Wind und Welle segeln, ist es trotzdem komfortabel auf der Lupina. Wir segeln bei diesen Verhältnissen aber nur mit einem Segel – meist der Fock. Nur wenn der Wind platt von hinten kommt steht das gereffte Grosssegel besser.
Die nächste Bucht, Cuvu Harbour, kennen wir bereits von der Hinfahrt. Hier gibt es ein Resort (der aber nur Hotelgästen Zutritt gewährt) und Zugang zu einem Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten. Im Dorfzentrum bieten die Frauen Früchte und frisches Gemüse feil. Kommt gerade rechtzeitig für unsere allmählich leere Bordküche.
Weiter geht’s bei immer noch starkem Wind (25-30 Knoten) bis zur kleinen Likuri Insel. Die ganze Insel ist ein wunderschönes, weil natürlich angelegtes Resort. Die Insel ist auch bekannt unter dem Namen Robinson Crusoe Insel – und so präsentiert sie sich auch: wild und gleichzeitig sehr lieblich. Wir ankern direkt im Kanal, der sich schlangenförmig durch das Riff windet, welches jeglichen Schwell vom offenen Meer fernhält.
Der Tidenhub beträgt hier etwas mehr als 1 Meter. Da aber der Meeresboden um die Insel sehr flach ist, sieht man sich plötzlich weit weg vom Wasser. Für uns ist es umgekehrt, wir wollen an Land um die Insel zu umwandern, sehen uns aber plötzlich weit weg von der Insel. Schnell umdisponiert und statt Dinghi die SUPs bestiegen. Diese lassen sich einfacher über das trocken gelaufene Gelände tragen.
Die Rückseite der Insel mit dem Festland im Hintergrund. Jetzt, bei Ebbe, ist die ganze Fläche begehbar. 6 Stunden später, bei Flut, dann entsprechend von 1 Meter tiefem Wasser überflutet.
Endlich “Sun, Fun and nothing to do!”, da macht auch Pia Freudensprünge.
Dieser Kerl, eine noch eher kleine Kokoskrabbe, hat weniger Freude an uns Spaziergängern und geht gleich in Abwehrstellung.
Der Kanal, der unseren Ankerplatz bildet, führt weiter ins Mangrovendickicht hinein und windet sich als Fluss ins Hinterland von Fiji. Bestens geeignet für eine Erkundung mit dem Boot.
Das Resort auf der Robinson Crusoe Insel ist sehr Segler freundlich. Das belohnen wir natürlich und geniessen unseren Ankunftsdrink gleich nachdem die Inselumrundung geschafft ist. Im Hintergrund, schön friedlich aber ganz alleine an der Kette zuckelnd, unsere Lupina.
Das Resort ist weitherum bekannt für seine Shows, die regelmässig gezeigt werden. Wir sind gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit drei Schiffen werden vom Festland rund 100 Gäste herübergebracht.
Eine wunderschöne Tradition in Fiji: immer, wenn ein Schiff kommt oder geht, werden seine Passagiere mit Gesang und Musik durch die Angestellten der Anlage begrüsst oder verabschiedet.
Die Unterhaltungsblock besteht aus einem Dinner und einer gut anderthalbstündigen Show. Das Essen (Lobo) wurde nach alter Tradition über mehrere Stunden im Erdofen zubereitet und wird jetzt vor den Gästen geöffnet.
Dann auch für uns etwas Neues: es gibt in Fiji offenbar eine Insel (Beqa), wo es üblich ist, dass nach dem Öffnen des Erdofens und nach der Entnahme der Speisen Feuerläufer über die noch heissen Steine laufen. Damit sollen die Geister positiv gestimmt werden. Offenbar sind einzelne Angestellte in diesem Resort von Beqa und zelebrieren hier (natürlich auch etwas showmässig) den Feuerlauf.
Nach dem Buffet-Dinner dürfen wir die von den Angestellten gut einstudierte Show geniessen. Sie findet auf dem ganzen Gelände statt und wir Zuschauer wechseln dabei mehrmals die Plätze.
Der Feuertanz ist eines der Highlights – richtig gut und spektakulär.
Der feurige Abschluss der Show dann am Beach. Die Besucher wurden extra gebeten, ihre Kinder in sicherer Distanz unter Kontrolle zu halten.
Bei einem Glas Rotwein in der Bar-Lounge sitzend verfolgen wir, wie die herbeigeschifften Besucher zu vorgerückter Stunde sich mehr oder weniger elegant auf die Schiffe verladen, mit Klang und Gesang verabschiedet und dann wieder zum Festland gefahren werden. Wir geniessen den Moment der einkehrenden Ruhe noch ein Weilchen und es wird etwas später, wie sonst. Trotzdem lassen wir (oder zumindest ich) es uns nicht nehmen, am nächsten Tag das Erwachen der Sonne zu verfolgen.

Es ist Freitag der 7. Juni. Wir sind nun schon fast eine ganze Woche an diesem schönen Ankerplatz. Wir wollen heute weiter in die nächste Bucht, in die Momi Bay, die wir nun mittlerweile gut kennen. Aber ein Blick auf unsere Computer und Smartphones beunruhigt uns: wir haben kein Internet mehr. Mist! Normalerweise kriegen wir eine Warnung, wenn unsere Daten abgelaufen sind. Wir beschaffen uns in jedem Land jeweils eine lokale SIM-Karte. Darauf laden wir ein Pre-Pay Abo für Daten. Das ist meist die günstigste Lösung. Hier in Fiji, zum Beispiel, erhalten wir für monatlich rund 15 CHF ein 500GB dickes Datenpaket. Wenn dann die Daten verbraucht sind, oder der Monat abgelaufen ist, erhalten wir einen Link, der uns auffordert, die SIM-Karte wieder aufzuladen. Das geht dann einfach via Internet und Kreditkarte. Diesmal aber ist das Internet bereits abgestellt – also müssen wir das Aufladen in einem Shop an Land vornehmen. Das gibt es in der Momi Bay leider nicht. Wir beschliessen, gleich bis Port Denarau weiter zu segeln. Eigentlich auch nicht schlecht, so können wir gleich wieder mal beim Batterielieferanten vorbei und schauen, wo unsere Batterien sind.

Wir ankern in der etwas rolligen Bucht (sogar bei wenig Wind gibt es leichten Schwell) vor Denarau und fahren mit dem Dinghi an Land um die SIM-Karte aufzuladen und dem Batterielieferanten einen Besuch abzustatten. Und wir werden positiv überrascht: da liegt doch tatsächlich ein soeben angeliefertes, noch eingepacktes Packet mit unseren Batterien drin!

Wir verabreden mit Ravi, dem Chef der Firma, dass wir mit dem Einbau der Batterien gleich am Montagmorgen starten werden. Wie das klappt, und ob vielleicht doch noch eine Umrundung von Fiji und ein Tripp in den Süden nach Kadavu drin liegt, bis Angi und Ralf uns besuchen kommen?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Zurück in Fiji auf dem Schiff

Genau zur flugplanmässigen Zeit hebt am 8. April frühmorgens unsere Maschine in Auckland ab. Knapp 3 Stunden später erreichen wir schon die Küste von Fiji.
Wir deponieren unser Gepäck in der Kabine, die wir von der Marina für die ersten Tage gemietet haben, und statten sofort unserer Lupina einen Besuch ab. Sie steht noch genau so da, wie wir sie verlassen haben. Das grüne Baunetz, das wir zum Schutz gegen die gleissende Sonne über das Deck gespannt haben, ist noch völlig intakt und hat seinen Zweck hervorragend erfüllt.
Im Cockpit finden wir unsere 3 Segel vor, die wir vor unserer Abreise im November 2023 dem lokalen Segelmacher zur Inspektion und Reparatur übergeben hatten. Wie abgemacht hat uns die äusserst zuverlässige Firma die Segel nach Erledigung der Arbeit ins Cockpit gelegt.
Das Innere der Lupina finden wir in perfektem Zustand vor. Obwohl wir kein Entfeuchtungsgerät installiert hatten, ist kein Anzeichen von Schimmelbildung erkennbar. Wir sind total happy – diese Zyklon Saison war eher trocken. Viele Segler sind positiv überrascht und nur wenige finden ein verschimmeltes Schiff vor. Es hat sich wieder einmal bewährt, dass wir alle Kästen und geschlossenen Räume geöffnet und so für eine gute Luftzirkulation gesorgt haben.
Werkzeug und Ersatzteile erinnern uns daran, dass viel Arbeit wartet.
Oh Schreck! Wir finden an mehreren Orten Mäuse-Kegel (Kot). Wir hatten von Ratten gehört und alle grösseren Öffnungen am Schiff verschlossen. Trotzdem muss ein oder mehrere dieser Viecher ins Schiff gekommen sein? Mäuse sind etwa das Schlimmste, was man an Bord haben kann. Sie nagen an den Elektrokabeln und können teure Schäden verursachen. Entwarnung kommt von unserer Schiffsnachbarin. Sie erklärt uns, dass diese Häufchen nicht von Mäusen stammen, sondern von Geckos – die kleinen Echsen, die sich von Insekten ernähren. Diese haben wir natürlich viiiiel lieber als Mäuse.
Der Nachmittag ist schnell vorbei und wir lassen den Tag mit einem Sundowner in der Boat Shed Bar ausklingen.
Am nächsten Morgen schleppen wir unseren schweren Ersatzteil-Koffer aufs Schiff …
… und verteilen sie nach Sparte sortiert auf dem Schiff. Hier Teile für den Motor.
Heute kommt, wie schon bei der Abreise vereinbart, der Motor-Mechaniker an Bord. Zu meinem Erstaunen beginnt er nicht mit der Montage der mitgebrachten Teile, sondern zerlegt den Motor noch weiter. Offenbar ein kleines, aber nicht unerhebliches Missverständnis.
Ich war der Meinung, die Dichtungen der Kühler können direkt am Motor gewechselt werden, was aber bei den engen Räumen unmöglich ist. Hätte ich das gewusst, dann hätten wir den Ausbau des Kühlaggregates (im Bild bereits abgebaut) schon im November vornehmen können.

Wie es so ist, stellen wir bei der weiteren Zerlegung des Kühlers Schäden fest. Auch zerbricht die Dichtung am Motorblock. Wäre alles kein Problem, hätte ich das alles vorher gewusst. Dann wären die zusätzlich benötigten Teile nämlich im Koffer. Nun haben wir aber nichts dabei und müssen lokal für Lösungen sorgen. Noch am späten Nachmittag ruft mich der Mechaniker an und bittet mich, in seine Werkstatt zu kommen und mit ihm zusammen über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Mit dem Taxi fahre ich fast eine Stunde lang zur Werkstatt des Mechanikers (Bild). Zum Glück bin ich schon viel gereist und weiss mittlerweile, dass in solchen «Werkstätten» oftmals bessere Arbeit geleistet wird als in auf Hochglanz polierten Prunkbauten. So ist es auch in unserem Fall. Der Mechaniker arbeitet sehr zuverlässig, gewissenhaft und kompetent. Er zeigt und erklärt mir die gefundenen Problemstellen und analysiert mit mir die Reparaturmöglichkeiten.
Wärmetauscher Motor (wo das Meerwasser das Kühlwasser des Motors kühlt). Er weist an den Dichtflächen grössere Korrosion Stellen auf. Diese können mit Metallfüller repariert werden.
Kühlereinsatz. Das Salzwasser fliesst durch das Bündel aus kleinen Röhrchen und kühlt das Motorwasser, welches aussen herum fliesst. Weil an den Dichtstellen Salzwasser mit dem Kühlwasser des Motors in Kontakt kam, gibt es auch hier massive Korrosionsschäden. Wir beschliessen eine gründliche Reinigung, Drucktest (die Röhrchen müssen dicht sein) und Nacharbeit der Dichtfläche.
Zurück in der Marina beim obligaten Sundowner
Nach ein paar Tagen ist die Lupina soweit bereit, um aus der Zyklon-Grube gehoben zu werden. Sie kommt nun auf Stelzen, so dass das Antifouling erneuert werden kann.
Kaum ist Lupina am neuen Ort parkiert, kommt Ritesh, unser Motor-Mechaniker, mit den revidierten Kühlerteilen und beginnt mit dem Zusammenbau des Motors.
Den Wärmetauscher für das Hydrauliköl habe ich neu aus der Schweiz mitgebracht.
Das Kühlsystem (Wasserkühler Motor / Ladeluftkühler / Ölkühler) ist eingebaut und auch Turbolader mit Abgaskrümmer (silbriges Teil, neu) sind wieder an ihrem Platz.
Wir machen einen Testlauf. Alles, was ersetzt oder repariert wurde, ist dicht. Aber wir stellen eine Leckage am Auspuff fest. Offenbar hat während der rund 6-monatigen Liegezeit Restwasser im Auspuff für ein grosses Korrosionsloch (gelber Pfeil) in der Endkappe gesorgt. Durch Reparaturschweissen kann sie provisorisch repariert werden, aber da muss ich für Ersatz sorgen.
Als nächstes geht es an die Seeventile. Wir haben uns entschieden, die am schwierigsten zugänglichen Seeventile vorsorglich durch die Werft ersetzen zu lassen. Seeventile sind sicherheitsrelevant. Bricht eines auf offenem Ozean könnte das im schlimmsten Fall zum Sinken des Schiffes führen. Das Bild zeigt 2 der insgesamt 4 ersetzten Ventile. Sie zeigen Spuren von Korrosion, sind aber sonst noch in gutem Zustand.
Die neuen Seeventile sind aus Kunststoff und versprechen ewige Lebensdauer.
Die alten Borddurchlässe der Seeventile werden von aussen mit der Trennscheibe abgeflext und dann das Loch für die etwas grösseren Teile leicht vergrössert (Bild)
Mit einem Spezialkleber wird der neue Borddurchlass fest in die Bordwand eingeklebt.
2 der 4 neuen Borddurchlässe.
Das Ruder hat an der hinteren Kante leichte Schäden abgekriegt. Diese werden mit Epoxi repariert.
Unser Wellenlager ist verschlissen. Das wurde uns durch grössere Vibrationen bei Motorbetrieb angedeutet und nun durch eine Spielmessung bestätigt. Das Lager muss ersetzt werden.
Für den Austausch des Wellenlagers (mit Pfeil markiert) muss in einem ersten Schritt der Propeller entfernt werden. Damit man dann mit einem Werkzeug die Lagerbüchse aus dem Rumpf ziehen kann, wird ein Teil des Glasfaser verstärkten Kunststoffes (GFK) mit einer Metallsäge entfernt.
Propeller ist mit einer Abzugsvorrichtung abgebaut und die Lagerbüchse am Anfang freigelegt. Wir versuchen nun zuerst mit Rohrzange, dann mit dem Aufschrauben einer Abzugsvorrichtung die Büchse aus ihrem Sitz zu lösen. Es gelingt uns auch mit viel Schweiss und Beschwörung nicht, die Büchse auch nur ansatzweise zu bewegen. Sie sitzt bombenfest.
Die letzte Möglichkeit, die uns bleibt, ist, die Welle in Richtung Motor aus der Büchse zu schieben, die Büchse zu zerstören und so aus ihrem Sitz zu lösen. Tönt einfach, ist aber aufwändig. Um genügend Platz für die Wellenverschiebung zu schaffen, muss das hydraulische Getriebe (Bild) ausgebaut werden.
Die Welle wird in der richtigen Flucht zum Motor hin geschoben und fixiert, damit sie sich nicht im Borddurchlass verklemmt und diesen beschädigt.
Trotz dieser Vorbereitung ragt das Wellenende immer noch leicht in die Lagerbüchse. Wir lösen die 4 Motorhalterungen und verschieben den Motor um rund 10 Zentimeter nach vorne (gelbe Markierung) – nun liegt die Lagerbüchse komplett frei.
Zuerst versuchen wir, von Hand mit einem Sägeblatt die Büchse in axialer Richtung aufzusägen. Natürlich nicht möglich. Erst eine elektrische Stichsäge schafft es dann, die Büchse aufzutrennen.
Ein kleiner Streifen ist aus der Lagerbüchse herausgetrennt. Nun lässt sie sich mit einer Rohrzange etwas zusammendrücken und aus dem Rumpf ziehen.
Der Einbau der neuen Büchse (die wir schon seit der Übernahme des Schiffes an Bord hatten) verläuft speditiv und einfach. Am Schluss wird das abgetrennte GFK wieder angeklebt und mit einer Schicht Epoxi gut verleimt.
Die mechanischen Arbeiten aussen am Schiffrumpf sind fertig. Als Letztes steht noch das neue Antifouling an.
Bevor wir wieder ins Wasser können, muss ich noch das Steuergetriebe, das aus der Halterung gerissen war und wo einer der 3 Füsse abgebrochen war, montieren. Der Fuss konnte durch einen lokalen Schweisser wieder fixiert werden. Mit 10 Millimeter längeren Schrauben, die etwas tiefer ins Gewinde der Halteplatte eingreifen, gelingt es mir, ohne weitere Modifikation das Getriebe wieder sicher zu befestigen.
Am 25. April ist es soweit: Lupina kommt wieder in ihr geliebtes Element
Fast gleichzeitig wird die neue Kette angeliefert, welche vom Lieferanten aus Deutschland in Garantie ersetzt wird. Die erste gelieferte Kette weist Oberflächenfehler auf. Auf 2 Schubkarren fugen wir die 120kg schwere Alte vom Schiff und die und Neue zum Schiff.
Es sind nur noch 2 Baustellen offen. Die Erste ist der Wassermacher (Bild). Hier wollen wir eine neue Membran einbauen. Unsere ist schon über 6 Jahre alt und die Wasserwerte sind nicht mehr so toll.
Die neue Membran wird in das Gehäuse eingebaut.
Und nun die letzte Baustelle: der Generator. Schon vor unserer Heimreise haben sich Probleme angemeldet. So zum Beispiel hatte die Spannung zu schwanken begonnen. Ein untrügliches Zeichen, dass die Kondensatoren (Bild) das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Ich habe neue Kondensatoren im Koffer, und sie sind schnell gewechselt. Die Lösung für die Startprobleme hat sich schlussendlich als einfach herausgestellt: alle 4 Sicherungen waren tot. Vermutlich durch interne Korrosion während unserer Abwesenheit.
So, nun ist fertig mit Technik. Es gibt auch andere Vergnügen, als sich in den engen und heissen Motorraum zu quetschen. Mit Daniela und Beat vom Schweizer Katamaran Kianga unternehmen wir eine Wanderung über die Singatoka Sand Dünen. Zum Glück ist es bewölkt, sonst wurden wir uns wohl die Füsse verbrennen.
Singatoka Sand Dünen: der Sand ist extrem fein und bergauf geht es nur im mehrfüssler Antrieb.
Ein kleines Überbleibsel des Landurlaubes unserer Lupina: Ameisen! Jetzt, wo wir wieder im Wasser sind, ist es Zeit, sich um die Ausrottung dieser Freunde zu kümmern. Unser Haustierchen, der Gecko, ist zu wenig hungrig, um deren Ausbreitung Einhalt zu gebieten.
Und dann geht es mit der Crew der SY Kianga noch einmal in die Höhe, diesmal wollen wir auf einen der höchsten Berge von Fiji: Mount Batilamu (1’110m, the Sleeping Giant, der schlafende Riese) im Koroyanitu Nationalpark. Tropischer Trockenwald mit viel Regen in den Monaten Dezember bis April und mehrheitlich Trockenheit im restlichen Jahr locken. Wildnis pur und leuchtendes Grün. Der Aufstieg ist sehr steil. Rund 300 Meter unterhalb des Gipfels fällt dichter Nebel ein und der Pfad wird extrem glitschig. Wir riskieren nichts und kehren, leicht enttäuscht, um.
Das Dorf Abaca am Fusse des Sleeping Giants (Mt. Batilamu) – man fühlt sich wie in einem botanischen Garten.
Bei einer Familie können wir ein traditionelles einheimisches Essen geniessen.
Die Arbeiten am Schiff sind abgeschlossen. So langsam lockt wieder das Meer und die Weite. Wir beginnen, unser Lager an Lebensmitteln wieder aufzustocken.
Für die Besuche auf den abgelegenen Inseln decken wir uns am lokalen Markt in Lautoka mit Kava für die Sevusevu Zeremonie ein (Geschenk für den Chief um Einlass ins Dorf zu bitten).
Schiff bereit, Crew bereit! Aber nicht das Wetter. Heute, Sonntagmorgen, weht ein heftiger Wind über den Steg, an dem Lupina noch festgemacht ist. Eigentlich möchten wir nun los auf die Ausseninseln. Als wir draussen die unruhige See und die vielen weissen Schaumkronen sehen, entscheiden wir spontan, unsere Abfahrt auf Montag zu verschieben und freuen uns dafür live am Sieg von Nemo an der European Song Contest (ESC).

Ob es morgen mit dem Start zu neuen Segelabenteuern klappt, was wir auf den Inseln erleben und was das Wort LiFePO4 bedeutet? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Abschluss der Neuseelandreise

Hier sind wir wieder. Das letzte Mal haben wir am 24. März 2024 vom Cap Reinga berichtet. Bevor wir uns wieder nach Süden in Richtung Auckland bewegen, statten wir dem Cape Maria Van Diemen (Hintergrund), um nordwestlichen Zipfel von Neuseeland, einen Besuch ab. Abel Tasman hatte im Jahr 1643 dieses Cap zu Ehren der Frau vom indonesischen Gouverneur so benannt.

Das erste europäische Schiff, das Neuseeland entdeckte, war der Holländer Abel Tasman im Jahre 1643. Er ist aber, wohl infolge eines Missverständnisses, ohne an Land zu gehen weiter gesegelt. Als die Maori das Schiff sahen, haben sie in ihre Hörner geblasen – Tasman tat es ihnen gleich und liess seinen Trompeter aufblasen. Falsch! Die Maori verstanden dies als feindlichen Besuch und schlugen Tasman und seine Crew durch wilde Drohungen in die Flucht. Erst über 100 Jahre später kamen 1769 die nächsten 2 Schiffe: der Engländer James Cook und der Franzose Jean de Surville. Keiner wusste vom anderen und sie trafen sich auf ihrer Expedition nicht. Was sie aber schlauer machten als ihr Vorgänger Abel Tasman: beide Schiffe hatten polynesische Übersetzer an Bord. Diese verstanden die Gebärden und Sprache der Maori und konnten die ersten Kontakte friedlich gestalten.

Die Reiseroute in diesem Bericht ist grün dargestellt. Sie führt vom Cape Reinga ganz im Norden über die Bay of Islands nach Kerikeri, und über Whangarei nach Auckland. Weil unterwegs alles perfekt klappt, haben wir noch ein paar Tage Zeit, die spannende Halbinsel von Coromandel zu erkunden.
Am nördlichen Ende des 90 Mile Beach an der Westküste befinden sich riesige Sanddünen, die Giant Dunes. In der Hochsaison sausen da unzählige Touristen mit ihren Wakeboards die steilen Sandhänge hinunter.
Unsere Fahrt entlang der Doubtless Bay an der Ostküste bringt uns in die kleine Stadt Mangonui mit seinem bekannten, wunderschön erhaltenen Hotel in viktorianischem Stil. Die Sage überliefert, dass eines der Kanus, die nach Kupe’s (Polynesischer Seefahrer) Erstentdeckung folgten, durch einen grossen Hai in sichere Gewässer geführt wurde. Der Chief des Kanus benannte den Hafen «Mangonui», grosser Hai.

Neuseeland ist für Namensforscher ein Paradies, weil hier alles noch irgendwie relativ jung ist. Die ersten Einwanderer, die Maori, gaben den Inseln, den Häfen, den Bergen, den Flüssen einen Namen, der mit ihrer Gestalt, ihrem Zweck, ihren Erlebnissen etwas zu tun hatte. Die Namen wurden aber nur mündlich überliefert. Als die europäischen Entdecker kamen, fertigten diese sofort Karten an und gaben dem Gelände neue Bezeichnungen, da sie in den meisten Fällen die ursprüngliche Maori-Bezeichnung gar nicht kannten. Viele Bezeichnungen sind rein durch Zufall entstanden, so heisst etwa die Doubtless Bay so, weil bei der Vorbeifahrt von James Cook der Mann im Ausguck «doubtless a bay» – zweifellos eine Bucht – gerufen haben soll. Der Kartograph hat in der Folge die Bucht so beschriftet.

Unsere nächste Destination ist Kerikeri, der zentrale Ort der Bay of Islands. Wir quartieren uns für 5 Tage in einer Obstplantage ein und unternehmen von hier aus diverse Ausflüge. Der Erste führt uns auf einem schönen, romantischen Wanderweg entlang des Kerikeri Rivers zum Wharepuke Wasserfall. Der Höhenunterschied des Geländes wurde hier genutzt für den Bau eines der ersten Kraftwerke im Land. Strom war wichtig in dieser Gegend, denn damit konnten wohlhabendere Britische Kaufleute und Händler angelockt werden. Wie denn das? Ganz einfach: in den bisherigen Kolonieländern hatten die verwöhnten Ehefrauen für alle Hausarbeiten ihre Sklaven. In Neuseeland aber gab es keine Sklaven, sie hätten also die Arbeiten selber verrichten müssen. Strom, neuartige Haushaltsgeräte und Licht waren daher hilfreiche Argumente für die Ehemänner.
Nur ein paar Kilometer von Kerikeri entfernt liegt Neuseelands wohl geschichtsträchtigster Ort: Waitangi. Dieser Ort ist so etwas wie das Rütli in der Schweiz – hier wurden die Grundlagen gelegt für den unabhängigen Staat Neuseeland. Mit diesem Kriegskanu, dem Welt grössten seiner Art, das aber nie für Kämpfe, sondern nur für zeremonielle Zwecke verwendet wurde, wird heute jährlich am 6. Februar der Nationalfeiertag zelebriert.

Im «Treaty of Waitangi» wurde am 6. Februar 1840 der noch heute gültige Vertrag zwischen Maori und Briten durch «Lieutenant-Governour» William Hobson, als Vertreter der britischen Krone, und 45 Chiefs der nördlichen Maori-Klans unterzeichnet. Dabei kam es zu einem, aus heutiger Sicht, wohl gewollten Missverständnis. Am Tag der Vertragsunterzeichnung lag das Dokument in 2 Sprachen vor: Englisch und Maori. Der Englische Missionar, Henry Williams, verantwortlich für die Übersetzung, hatte am Tag vor dem grossen Ereignis erkannt, dass die Chiefs den Vertrag nie unterzeichnen würden in der Englischen Form. Um den Tag zu retten und wohl auch um Unruhen zu verhindern, formulierte er die Maori Version leicht anders. In der englischen Version übertrugen die Maori Chiefs ihr Land mit allen Rechten und Hoheiten an die Krone. In der Maori Version wird der Krone aber die Regierung über das Land gewährt, was aber nicht gleichzusetzen ist mit Besitztum. Die Maori Chiefs glaubten also, dass das Land im Besitz ihrer spirituellen Vorfahren und Götter bleibt, und der Britische König über das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen Völker bestimmt.

Treaty House. In diesem Haus versammelten sich 6. Februar 1840 Maori Chiefs und Vertreter der Britischen Krone zum «Treaty of Waitangi». Das Haus wurde vom Briten James Busby, dem ersten offiziellen Gesandten von England, auf einem schön gelegenen Hügel an der Bay of Islands erbaut. Er kam 1833 auf Bitte der Maori Chiefs nach Neuseeland, um seine ungehobelten und dreisten Landsleute in die Schranken zu weisen. Obwohl er weder mit Polizeigewalt noch mit Militär ausgestattet war, wurde er von beiden Parteien als besonnener und weiser Mediator respektiert. Die Maori konnten ihm vertrauen, er war ihr Freund. Er war es auch, der die Maori motivierte, mit der Britischen Krone ein Abkommen anzustreben.
Te Whare Runanga – eine Maori Kulturstätte, die von den Maori direkt neben dem Treaty House errichtet wurde zum Zeichen ihrer Wertschätzung beider Kulturen.
Neuseelands erste Flagge. Im 17. Und 18. Jahrhundert galten Schiffe ohne Flaggen als Piraten- oder sonst wie ungesetzliche Schiffe. Als die Maori begannen, mit Australien Handel zu treiben, wurden ihre unbeflaggten Schiffe immer wieder konfisziert oder vertrieben. Es war ihr Freund, der Brite James Busby, der ihnen riet, eine Flagge zu gestalten und diese 1834 unter Neuseeland zu registrieren.
Maori Skulptur. Die weit aufgerissenen Augen und die ausgestreckte Zunge sind Symbolik, mit der Krieger ihrem Gegner Angst und Respekt einflössen wollten.
Heute finden sich diese Drohgebärden in vielen Tänzen wieder – fürchten braucht man sich aber heute nicht mehr davor.
Das Tattoo am Kinn einer Frau – traditionelle Kultur
Wir dürfen beim Kriegstanz mitmachen. Eigentlich sollten wir furchterregend wirken, aber es darf auch gelacht werden.
Ein etwas freundlicheres Bild – aber sehr typisch für Neuseeland. Die Nachfahren der ursprüngliche polynesischen Einwanderer sowie der Europäer habe etwas von Polynesien behalten: ihre offene, freundliche und fröhliche Art. Dazu hat sich noch ein gutes Stück des Britischen Humors gemischt, was eine wunderbare Basis für tolle Begegnungen mit wildfremden Menschen schafft.
Stone Store, Kerikeri: dieses georgianische Lagerhaus, im Jahre 1835 erbaut und immer noch in Betrieb, ist eines der ältesten Gebäude des Landes.
Kemp House (oder Mission House), Kerikeri: mit Baujahr 1822 das älteste erhaltene Gebäude Neuseelands. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo sich Missionare wie Könige oder Diktatoren aufführten, gelang hier ein konstruktives Zusammenleben zwischen Maori und den Neuankömmlingen. Die Maori Chiefs hatten schnell erkannt, dass die Europäer Werkzeuge und Wissen mitbrachten, dass für ihre eigene Entwicklung interessant und hilfreich sein könnte. Sie versprachen den Missionaren Schutz und erlaubten ihnen, im Dorf zu wohnen und Missionen zu errichten. Im Gegenzug verlangten sie von den Missionaren, dass sie die Maori Kinder in Sprache und Schrift unterrichten.
Mit der Fähre fahren wir von Opua rüber nach Russell, früher berüchtigt als Aufenthaltsort aller versoffenen Matrosen, Gesetzeslosen, Raufbolde und Tagediebe, auch das «Höllenloch des Pazifiks» genannt. Heute ein wunderschönes, romantisches Städtchen, in dem hauptsächlich viele ältere Leute ihren Ruhestand geniessen.
Russell: The Duke of Marlborough Hotel, in viktorianischem Baustil. Das Hotel hat angeblich die ältesten Schankrechte im Land.
Russell: die kleinste Polizeistation im Land. Das historische Gebäude wurde 1860 erbaut und diente bis Anfang 1900 als Zollhaus. Danach wurde es zur Polizeistation umgenutzt. Heute dient es also Wohnhaus des Polizisten.
Russell: auch neuere Häuser werden im alten Stil gebaut und sorgen für ein schönes Stadtbild
Von Russell aus wandern wir zum Tapeka Point Lookout am Ende der Landzunge.
Schöner Rundumblick auf dem Tapeka Point
Der «Tui» ist eine neuseeländische Vogelart aus der Familie der Honigfresser. Sein leicht gebogener, dünne Schnabel erlaubt es ihm, ähnlich wie Bienen den süssen Nektar aus den Blüten zu holen. Bekannt ist der Tui wegen seines unheimlich breiten Repertoires an Geräuschen, die er von sich geben kann. Seine Stimme ist sehr laut und kraftvoll, der melodische Klang wird oft von abwechslungsreichen klickenden und schnarrenden Geräuschen unterbrochen. Der Tui ist in der Lage, andere Stimmen zu imitieren. Die Maori haben sich Tui als Haustiere gehalten und ihnen das Imitieren menschlicher Sprache beigebracht.
Wir haben Glück! Unsere Amerikanischen Seglerfreunde Jenn und Chris mit ihrem Segelboot «Diva» befinden sich immer noch in der Marina von Opua. Sie hatten unsere Rettungsinsel bereits von Fiji nach Neuseeland gebracht. Polynesien, vor allem Fiji, hat den Beiden so gut gefallen, dass sie beschlossen haben, in diese Richtung zurück zu segeln. Bingo! Passt! Wir haben unser Transportschiff für die Rettungsinsel.
Nachdem wir also die Rettungsinsel auf der Diva verstaut haben, fahren wir weiter südwärts nach Whangarei. Dort haben wir unseren Koffer mit Motorersatzteilen bei unseren Airbnb Gastgebern eingestellt. Auf dem Weg schauen wir kurz in der dortigen Marina vorbei, wo wir meinen, die Yum Yum anzutreffen. Das Schiff von Mirco finden wir nicht (wir erfahren später, dass er es in Auckland hat), dafür winken uns von einem anderen Schiff alte Bekannte aus der Zeit in Bonaire zu sich: Paula und James mit ihrer «Freydis» sind auf ganz anderen Wegen nach Neuseeland gelangt, und erkennen uns sofort wieder auf dem Steg. Ein kleiner Kaffeeklatsch und ein Erinnerungsbild ist das Ergebnis.
Ausflug von Whangarei zur Bream Head Peninsula, der markanten Gebirgsformation, welche die Whangarei Bucht vom Pazifik abtrennt. Beim Aufstieg auf die Klippe im Rücken ein langer Sandstrand mit dem nichtssagenden Namen «Ocean Beach». Wir haben Glück: die vorbeiziehenden Regenwolken verschonen uns.
Auf der Westseite der Bream Head Peninsula die Schmuggler Bay und der Mount Lion im Hintergrund. Auch heute schaffen wir problemlos wieder die angepeilten minimalen 10’000 Fitness-Schritte.
Ist uns schon ein paar Mal aufgefallen, auch heute wieder: wir sehen überall farbige Kisten am Strassenrand. Was das wohl zu bedeuten hat? Die Lösung: Abfall Trennung! In die blauen Kisten kommen Glas und Alu-Dosen, in die Roten PET und Plastik Abfall. Der Rest wandert in die Deponie. Einmal pro Woche kommt für jedes Abfallprodukt ein separater LKW. Für Alteisen, Elektroschrott und dergleichen gibt in grösseren Agglomerationen Sammelstellen.
Der Kreis unserer Reise schliesst sich: wir sind wieder in Auckland und nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug auf den 1997 erbauten Sky Tower.
Der Turm ist 328 Meter hoch – öffentlich begehbar bis 220 Meter. Auckland liegt uns zu Füssen
Blick über die Skyline von Auckland
Bis zu unserem Flug nach Fiji haben wir noch ein paar Tage Zeit. Wir beschliessen die vor Auckland gelagerte Halbinsel von Coromandel zu erkunden. Die Coromandel Peninsula ist unter anderem auch für ihre reichen Goldvorkommen bekannt, die ab dem 19. Jahrhundert abgebaut wurden. Um an das Gold zu gelangen, musste viel Voraufwand betrieben werden, der sich für einen einzelnen Goldgräber nie gerechnet hätte. Deshalb siedelten sich hier schnell grössere Firmen an. Im grössten Ort der Insel, in Thames, wurde schon früh eine Berufs-Schule (Bild) gegründet, welche die Minenarbeiter regelmässig schulte und ausbildete.
Bei einer kurzweiligen und sehr informativen Führung erfahren wir, wie man herausfindet, wo Gold vorhanden ist und wo nicht, wie man das Gold aus dem Gestein herauslöst, und wie der ganze Prozess damals wie heute funktioniert.
Die von zahlreichen Inseln durchbrochene Küstenlandschaft der Coromandel Halbinsel
Wir besuchen eine der skurrilsten Eisenbahnen im Land: die «Driving Creek Railway» nördlich der Stadt Coromandel.
Die Driving Creek Eisenbahn würde vom Künstler Barry Brickell, einem Töpfer, gebaut. Er hat sich hierher in die Wildnis zurückgezogen und im Wald geeigneten Lehm gefunden für seine Tätigkeit. 1973 begann er mit dem Bau «seiner» Eisenbahn, die schlussendlich 3 Kilometer lang wurde und bei einem Aussichtspunkt mit dem von Barry gewählten Namen EyeFull Tower (dass es fast gleich tönt, wie der Pariser Eiffelturm, ist von ihm gewollt) endet. Da das Gelände teilweise sehr steil ist, hat er Kreiskehren, zum Teil mit Tunnels gebaut. Diese Doppelstockbrücke überfährt man gleich zweimal, die untere Spur ist vor der Kehre, die obere Spur danach.
Die Eisenbahn hat er verwendet, um Lehm in seine Werkstatt zu transportieren. Auch das Holz, das er fürs Brennen seiner Kunstwerke brauchte, holte er mit dem Zug aus dem Wald. Überall entlang der Strecke trifft man auf Kunstwerke, mit denen er seine «Leidenschaft» verschönerte. Seit 1990 ist die Driving Creek Railway öffentliche zugänglich.
Hangverbauung einmal anders: mit leeren Weinflaschen. Diese hat er jedoch nicht alle selber leer getrunken! Die Bevölkerung hat die Flaschen bei ihm vorbei gebracht, als sie von seinem Vorhaben erfuhren.
Wir befinden uns immer noch auf der Halbinsel Coromandel, jetzt aber an der Pazifikseite. Hier wimmelt es von Gedenkstätten an James Cook. Hier sind wir auf dem Weg zum Aussichtspunkt «Cooks Beach Ferry Landing», in der Nähe von Whitianga.
Der erste Ankerplatz von James Cook mit seiner HMS Endeavour, 5.-15. November 1769, in der Mercury Bay. Im Hintergrund der Cooks Beach. Dieser Ankerplatz hatte eine grosse Bedeutung. Gut 900 Jahre vorher war der polynesische Seefahrer Kupe mit seinem Kanu in dieser Gegend auf Land getroffen. Cook, mit Sextant und Chronometer ausgestattet, wusste von Abel Tasman’s früherer Reise, dass es hier irgendwo ein grösseres Land gab, aber die genaue Position war unbekannt. Am 3. November suchte sich Cook einen geschützten, sicheren Ankerplatz, um die vom Merkur verursachte Sonnenfinsternis am 9. November zu beobachten. Dies erlaubte ihm, den genauen Punkt im Pazifik festzulegen. Der erste Referenzpunkt von Neuseeland war bestimmt. Danach umrundete Cook mit seinem Schiff ganz Neuseeland und fertigte die erste zusammenhängende Landkarte von Neuseeland an. Ganz ohne Satellitenbilder oder Drohnen.
Nun etwas ganz anderes: Strassenverkehr in Neuseeland. Ja, der Pfeil zeigt es richtig. Hier wird auf der falschen Seite gefahren, also links, so wie in fast allen Ländern des Britisch Commonwealth. So weit ist alles normal. Was dafür ein wenig gewöhnungsbedürftig, ja sogar verwirrend ist, sind die Signalisationen. Oder wer würde erwarten, dass gleich nachdem die Geschwindigkeit bis 80 km/h freigegeben ist, unmittelbar ein Stop folgt?
Oder hier: eine scharfe Kurve, empfohlene Geschwindigkeit ist 35km/h aber Geschwindigkeit mitten in der Kurve auf 100 km/h freigegeben.
Wir besteigen den Paku Hill, die Überreste eines alten Vulkanes. Wind und Wasser haben das weichere Material abgetragen, geblieben ist der zu hartem Stein erstarrte zentrale Lavakanal. Es braucht etwas Mut und Kletterkunst.
Paku Hill: Wie fast immer oben auf einem Berg bei sonnigem Wetter: einfach schön!
Unser letztes Ausflugsziel: die Schlucht von Karangahake. Wie an vielen Orten wurde auch in diesem Bereich auf Coromandel Gold gefunden und industriell abgebaut. Fantastische Wanderwege eingemeisselt in den Felsen der Schlucht, durch die Höhlensysteme der Goldgräber, entlang von Transportbahnen, Wassertunnel und durch einen über 1 Kilometer langen alten Eisenbahntunnel locken uns auf Erkundungstour.
Die Karangahake Schlucht ist der beste Ort, um sich über die industrielle Goldgewinnung im 19. und 20. Jahrhundert zu informieren. Hier wurde Gold im Bergbau aus der Tiefe des Berges geholt. In dieser Zeit dröhnte der rhythmische Donnerschlag der riesigen Steinbrecheranlagen durchs Tal. Mit diesen riesigen zuerst durch Wasser, später durch Dampfmaschinen oder Strom angetriebenen Maschinen wurde das aus dem Berg geholte Quarzgestein gebrochen und zu Pulver zerquetscht. Daraus liess sich dann mit Hilfe eines chemischen Prozesses das Gold herauslösen.
Wir können einen der Hauptstollen begehen, durch welchen auf Schienen das ausgebrochene Quarzgestein ans Tageslicht gefördert wurde.
Martha Gold Mine in der nahegelegenen Stadt Waihi. Hier wurde bis vor kurzem Gold noch in einer offenen Mine abgebaut. Angefangen hat es 1878 mit kleinen, privaten Claims am Martha Hill, auf denen Goldgräber mit Pickel und Schaufel von Hand Tunnels gegraben haben, um goldhaltige Quarzadern zu suchen. Als 1952 mit dem Offenabbau begonnen wurde, gab es bis zu einer Tiefe von 600 Metern insgesamt 175 Kilometer Stollen.
Wir blicken zurück auf eine wunderschöne Rundreise durch fast ganz Neuseeland. 3 Monate und 11’000 Kilometer waren wir unterwegs, es hätte gerne noch länger sein dürfen, aber die Sehnsucht nach dem Meer ruft uns.

Es ist Zeit, uns wieder um das Schiff zu kümmern. Ende April geht die Zyklon Zeit in Fiji zu Ende und die Segelsaison beginnt. Wir wollen nun zuerst alle angestauten Unterhaltsarbeiten durchführen. Es ist eine mittlerweile sehr lange Liste geworden. Den Koffer gefüllt mit Ersatzteilen haben wir ja wieder dabei – es will alles eingebaut werden. Der technisch begeisterte Leser und alle Segler können sich im nächsten Bericht sicher auf den einen oder anderen Leckerbissen freuen. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Fiji aufs Schiff!

Am 8. April steigen wir ins Flugzeug nach Fiji, neuen Abenteuern entgegen

Zurück auf der Nordinsel von Neuseeland

Willkommen auf der Nordinsel von Neuseeland. Am 8. März setzen wir von Picton auf der Südinsel mit der Fähre nach Wellington über. Diesmal ist die Fähre nicht ausgebucht, man merkt deutlich, dass die Hauptreisezeit sich zu Ende neigt. Auch eine Unterkunft in Wellington zu finden bereitet keine Probleme. Wir machen es uns eh einfach und buchen gleich wieder die selbe Airbnb Unterkunft wie bei der Reise in den Süden.

Die Karte zeigt die in diesem Bericht gefahrene Strecke (gelbe Linie) auf der Nordinsel: von Wellington wählen wir eine Route der Westküste entlang nordwärts über Whanganui, wo wir einen Abstecher ins lange Tal des Whanganui Flusses machen, dann weiter zum Mount Taranaki und New Plymouth. Von da fahren wir die alte Ost-West-Verbindungsstrasse, den berühmten «Forgotten World Highway» (die Strasse durch die vergessene Welt) ins Landesinnere und drehen dann nordwärts ab über Hamilton bis Auckland. Von da geht’s weiter der Pazifikküste entlang bis Mangawhai Heads, dann quer übers Land an die Westküste und dieser entlang nordwärts bis Ahipara am 90 Mile Beach. Dort queren wir abermals an die Pazifikküste und bleiben einige Tage an der Henderson Bay.
Haben wir euch schon geschildert, wie begeistert wir von den unzähligen Museen sind, die es in Neuseeland fast in jeder Ortschaft gibt? Zum Beispiel dieses hier: Das «Southward Car Museum», 60 Kilometer nördlich von Wellington. Über 400 Fahrzeuge stehen hier. Vom ersten nach Neuseeland importierten Fahrzeug (ein 1895 Benz), über Marlene Dietrich’s Cadillac oder den aus dem Film «Back to the Future» bekannten DeLorean sind alles perfekt restaurierte historische Autos in der Ausstellung. Das in Privatbesitz stehende Museum wurde 1978 eröffnet von Sir Len Southward, einem begnadeten Erfinder und Tüftler. Ihm gelang es, aus seinen Ideen Geld zu machen und dieses für Hobbies, die alles einschlossen, was schnell ist, wieder auszugeben. Mit einem alten Ford T, den er 1952 für rund 100 Dollar kaufen konnte, begann seine Sammelfreude. Heute stellt das Museum nicht nur seltene Fahrzeuge aus, sondern betreibt selber auch eine international bekannte Werkstatt für Restaurationen.
Weitere 60 Kilometer nördlich stossen wir in Foxton auf diese originale holländische Windmühle. Hier leben viele Nachkommen holländischer Auswanderer. Im Jahre 2003 wurde die Mühle nach Originalplänen aus dem 17. Jahrhundert hier neu aufgebaut zu Ehren der Vorfahren, die mit ihrer harten Arbeit die Grundlage für eine neue Zukunft geschaffen haben. Die Windmühle ist voll funktionstüchtig und regelmässig wird damit Korn gemahlen.
In Whanganui machen wir einen Abstecher ins Landesinnere und fahren das Tal des gleichnamigen Flusses aufwärts. Wir treffen eine Landschaft an wie im Schweizer Jura.
Überall sieht man in Neuseeland diese Tafeln, auch im Whanganui River Tal. Mit ihnen wird, je nach Situation, auf die herrschende Brandgefahr hingewiesen.
Das Whanganui River Tal ist anfänglich recht offen, wird weiter hinten immer enger und steiler. Nach rund 80 Kilometern hört die Strasse auf. Per Boot lässt sich der Fluss weitere fast 80 Kilometer befahren bis zu einer Verbindungsstrasse, die zum zentralen Hochland nach Turangi und Taupo führt. Früher war der Fluss ein wichtiger Transportweg von Ost nach West.
Nach dem Abstecher ins Whanganui Tal fahren wir weiter zur westlichen «Nase» der Nordinsel, nach New Plymouth und dem Vulkan Mount Taranaki. Der von den Maori seit jeher Taranaki genannte Berg wurde von dem britischen Seefahrer und Entdecker Kapitän Cook nach dem 2. Earl of Egmont in Mount Egmont umbenannt. Obwohl der Berg später wieder seinen alten Namen erhielt, wird er heute oft auch Mount Egmont genannt. Von Einheimischen und Reisebüchern wissen wir, dass das Wetter in dieser Gegend äusserst instabil und der Taranaki sehr oft in Wolken gehüllt ist. Uns präsentiert er sich bei der Anfahrt in einer speziellen Weise.
Am nächsten Tag ist das Wetter fast wolkenlos. Wir wollen den 2’518 Meter hohen Vulkan, der letztmals 1854 aktiv war, erklimmen.
Auf halber Strecke haben meine Wanderschuhe genug und die Sohlen verabschieden sich.
Wir beschliessen, bei der Tahurangi Lodge umzukehren. Trotz fehlender Sohle gelingt der Abstieg problemlos.
Der Mount Taranaki aus Distanz gesehen vom Lake Mangamahoe. Dieser Aussichtspunkt ist auch mit Flip-Flops leicht erreichbar.
New Plymouth: die vier Kopflosen und die Eine mit Kopf
In der Innenstadt von New Plymouth, der grössten Stadt an der Westküste Neuseelands, blieb viel vom ursprünglichen Strassenbild im viktorianischen Baustil erhalten.
Etwas vom Ersten, was früher bei Landentdeckungen gemacht wurde, war das Kartographieren und Vermessen des Landes. So wurde auch dieses Gebiet 1841 durch einen Geometer der «Plymouth Company» vermessen und in der Folge als brauchbar eingestuft. Der logische Namen der neuen Stadt: «New Plymouth»
Etwas mehr als 70 Kilometer von New Plymouth nördlich der Küste entlang erreichen wir die «Three Sisters» (Drei Schwestern). Die spektakuläre Küste ist geprägt durch eine tolle zerklüftete Landschaft mit starker Brandung, schwarzen Stränden, hohen Klippen und schroffen Felsen. Die Felsformation Three Sisters erinnert an die Figuren auf der Osterinsel.
Über den «Forgotten World Highway” (Strasse durch die vergessene Welt) fahren wir von New Plymouth ins Landesinnere. Die berühmte Strecke von Stratford nach Taumarunui durch einsames Hinterland bietet viel Fahrspass über 150 Kilometer Farmland, Wald, Busch, kurvenreiche Pässe und malerische Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben ist.
Nicht nur in Oberhof AG (Schweiz) ist eine Kanone auf die Regierung gerichtet – auch hier in Whangamomona (Neuseeland) treffen wir so ein Ungetüm an!

Eine Reform der Bezirkseinteilung im Jahre 1989 führte zur seltsamsten Revolution Neuseelands. Ohne Rücksprache mit der Bevölkerung wurde das Gebiet von Whangamomona (kurz Whanga) dem Bezirk Manawatu-Whanganui zugeordnet. Die Siedler waren darüber zu Recht erzürnt, und sie wollten nicht, dass ihnen die Bürokraten in der Regierung sagten, was sie tun sollten. Trotz heftiger Einwände sollten diese Einheimischen nun offenbar ihren Bezirk wechseln müssen. Die Anzeichen eines Aufstands schossen wie Pilze aus dem Boden, und es gab viele Mittel und Wege, sich dagegen aufzulehnen.

Drei führende Whanga-Bürger beklagten eines Nachmittags im trüben Licht der Bar im Whanga Hotel die Notlage – ein Bauer, ein Garagenbesitzer und der Wirt. Mitfühlend hörte Stratfords Bürgermeister zu. Fast leichtfertig schlug dieser dann vor, dass sie sich auflehnen könnten, indem sie sich von Neuseeland lossagten und ihre eigene Whangamomona-Republik gründeten. Bei ein paar weiteren Bieren entwickelte sich das Konzept und heimlich wurden Pläne für die formelle Abspaltung und Geburt des neuen Staates ausgeheckt. Die Nachricht vom bevorstehenden Aufstand erregte die Aufmerksamkeit nationaler und internationaler Medien und veranlasste Fernsehteams, das Dorf zu besuchen.

Am 1. November 1989 riefen die von der Regierung übergangenen Bürger eine unabhängige Republik aus und wählten einen einheimischen Bauern zum Präsidenten. Zu seinen Stellvertretern zählten ein Pudel und Billy, der Ziegenbock. Billy wurde allerdings später angeklagt, weil er die paar wenigen gegnerischen Stimmzettel aufgefressen hatte.

Der Ort der berühmten Revolution und Ausrufung der Republik: das Whangamomona Hotel.
Natürlich finden sich in diesem Hotel unzählige Erinnerungsstücke (wie dieser Zeitungsbericht von damals) an dieses geschichtsträchtige Ereignis, das bis zum heutigen Tag immer am 1. November gefeiert wird.
Die Weiterfahrt auf dem «Forgotten World Highway» führt uns wiederum durch hügliges, fruchtbares Weideland, dass uns manchmal an unsere Heimat erinnert.
Einmal ist der «Forgotten World Highway» wegen Bauarbeiten für mehrere Stunden gesperrt. Die Dame der Verkehrsaufsicht schlägt uns vor, die Zeit bis zur Weiterfahrt doch zu einem kleinen Ausflug zu einem Wasserfall zu nutzen. Machen wir natürlich und finden ein paar Kilometer abseits der Strasse diesen wunderschönen, eleganten Wasserfall.
Auf der Weiterfahrt nach Auckland machen wir häufig kleinere Abstecher in die Natur. Die Wanderwege in Neuseeland sind einfach super: gut ausgebaut und perfekt markiert – und immer wieder mit spannenden Highlights.
Per Zufall erfahren wir, dass in Auckland gerade eine Bootsshow stattfindet. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren dorthin. Dabei erhalten wir als Segler die Gelegenheit, die berühmte «Steinlager 2» zu besichtigen. Mit diesem Schiff gewann Sir Peter Blake, einer der begnadetsten und erfolgreichsten Segler Neuseelands, 1989 alle Etappen des Withbread Round the World Race (heute Volvo Ocean Race) in Rekordzeit. Wir sind froh, sind wir mit unserer Lupina zwar etwas langsamer, dafür um einiges komfortabler unterwegs.
An unserem nächsten Etappenziel, in Mangawhai Heads, rund 100km nördlich von Auckland, treffen wir Käthi und Thomas Spielmann. Der Zufall will es, dass mein ehemaliger Primarschullehrer und spätere Fussballkollege mit seiner Frau auch gerade Neuseeland bereist.
In Manghawai bewandern wir den fantastisch schönen «Cliff Top Walkway». Die Aussicht über Küstenlandschaft und Pazifik ist atemberaubend.
Am Ende des rund 5 Kilometer langen «Cliff Top Walkway» erwartet uns ein eindrücklicher Felsbogen. Bei Ebbe kann man unter diesem Bogen durch und entlang der Küste zurück wandern.
Heute wechseln wir von Manghawai an der Ostküste wieder zur Westküste der Nordinsel. Unterwegs besuchen wir das äusserst interessante und gut aufgebaute Kauri Museum in Matakohe. Hier erfahren wir, dass der Kauri Baum, einer der grössten Baumarten der Welt, wegen seines sehr hochwertigen Holzes und seines Harzes fast bis zur Ausrottung abgeholzt wurde. Die ältesten bekannten Kauri Bäume sind über 2’000 Jahre alt. Der im Bild dargestellte Baum zählt mit ein paar Hundert Jahren zu der mittleren Generation und ist eher klein in seinem Stamm Durchmesser.
Das Kauri Museum zeigt sehr eindrücklich, wie aufwändig und mit harter Arbeit verbunden das Holzfällen und Verarbeiten des Holzes früher war.
Weiter nördlich auf unserer Weiterfahrt besuchen wir einen Kauri Wald. Im Bild sehen wir den «Lord of the Forest», den Baum mit dem grössten Holzvolumen, der aktuell bekannt ist. Er ist rund 2’000 Jahre alt. Der Stamm bis zu den ersten Ästen misst 17.8 Meter und sein Durchmesser beträgt 4.91 Meter. Das ergibt ein Holzvolumen von sagenhaften 255 Kubikmetern. Das entspricht etwa einem 3.6 Zentimeter dicken Holzbrett, das ein ganzes Fussballfeld abdecken würde.
Blick über die Einfahrt zur Bay von Hokianga, ein 32 Kilometer langer Meeresarm (rechts im Bild), ein Naturhafen, an der nördlichen Westküste der Nordinsel von Neuseeland. Hier sollen sich die ersten Polynesischen Stämme, die nach heutiger Erkenntnis aus Französisch-Polynesien kamen, niedergelassen haben.
Unsere kleine Residenz für 3 Tage in Ahipara: ein voll ausgestatteter Wohncontainer mit grossem Umschwung mitten in der Natur. Auf unserer Reise durch Neuseeland buchen wir unsere Unterkünfte jeweils kurzfristig und spontan. Wir werden nie enttäuscht!
Ahipara, ein kleiner Ort (zirka 1’200 Einwohner) am Südende des 90 Mile Beach. Über die felsige Küste können wir bei Ebbe die verschiedenen Mahnmale der Maori aus neuerer Zeit erwandern …
… und nehmen uns auch Zeit für etwas Erholung.
Ein kleines Beispiel neuseeländischer Gastfreundschaft: vor ein paar Tagen wurden wir unterwegs in einem Restaurant von David und Ann Squire spontan angesprochen und nach unserer Herkunft und Reiseplänen gefragt. Wir erzählen ihnen, dass wir planen, unter anderem auch in Ahipara Rast zu machen. Es stellt sich heraus, dass die Beiden dort wohnen und spontan laden sie uns zu sich nach Hause zum Sundowner ein. Schöne Erlebnisse!
90 Mile Beach. Der Strand ist hier so flach, dass bei sinkendem Meeresspiegel das Wasser noch lange auf dem Sand liegen bleibt. Es ergeben sich herrliche Spiegelbilder.
Der Name «90 Mile Beach» ist übrigens irreführend, denn in Wahrheit ist er nur 55 Meilen lang. Den Namen hat er erhalten, weil früher entlang des Strandes Vieherden verschoben wurden – in 9 Tagen von einem Ende zum anderen. Da in der Erfahrung der Bauern eine Herde im Tag rund 10 Meilen zurücklegt, folgerten sie, dass der Strand rund 90 Meilen lang sein muss.
Wir queren die im Norden immer schmaler werdende Landzunge der Nordinsel erneut und begeben uns wieder auf die Ostseite (Pazifik Seite, Tokerau Beach). Die eh schon sehr geringe Besiedelung wird noch spärlicher und die Natur ursprünglicher. Zu unserem Erstaunen ist auch hier das Campieren, wie auch sonst überall in Neuseeland, klar geregelt – zum Schutz der Natur.
Karikari Beach auf der gleichnamigen Halbinsel – fast menschenleer.
In Neuseeland gibt es viele sehr gute Weingebiete. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und besuchen ab und zu ein Weingut, wie hier den Karikari Estate Vineyard.
Über die Kauri Bäume habe ich bereits weiter oben geschrieben. Im Gumdigger Park westlich der Karikari Halbinsel erfahren wir mehr dazu. So zum Beispiel, dass in diesem grösseren Sumpfgebiet mindestens 4 Kauri Wälder zu unterschiedlichen Epochen komplett zerstört wurden und heute in versteinerter Form oder als konserviertes Holz im Sumpf begraben liegen. Der Baum im Bild hat vor rund 120’000 Jahren gelebt. Was die Wälder in den verschiedenen Zeitepochen jeweils zerstört hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten sind Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, Tsunamis, Meteoriten oder rasche Klimawandel.
Gumdigger Park. In diesem Sumpf kam es auch zu grossen «Kauri Gum» Funden. Kauri Gum entsteht an einer Verletzung des Kauri Stammes. Der ausfliessende Saft trocknet und wird hart. Je älter, umso wertvoller. Kauri Gum wurde im grossen Stil nach Europa und in die ganze Welt exportiert als wichtiger Bestandteil für hochwertige Lacke, Farben und Linoleum-Bodenbeläge. Kauri Gum diente zudem als Feueranzünder, Schiffsleim und vieles mehr. Heute werden aus dem durchsichtigen, honigfarbigen Kauri Gum hauptsächlich Schmuckstücke geschnitzt oder geschliffen. Die Gum Digger (Gum Gräber) arbeiteten unter extrem harten Bedingungen und lebten in primitivsten Behausungen (Bild)
Wir sind am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt: Te Karaka Bay (Spirits Bay). Nur mit dem Schiff kann man noch weiter nördlich in Neuseeland.
Die Nordspitze von Neuseeland ist in der Maori Kultur ein spirituell wichtiger Ort. Von hier aus machen sich die Verstorbenen mit ihren Wakas (Kanus) auf zu ihrer letzten langen Reise.
Der «Neuseeländische Austernfischer» ist in seiner Verbreitung ausschließlich auf neuseeländische Küstenregionen begrenzt ist. Diese Beiden beobachten uns Fremdlinge interessiert und folgen uns auf dem Strandspaziergang.
Das berühmte und wunderschöne Cape Reinga. Die letzten 50 Kilometer der Anfahrt nach Norden schlängelt sich die sehr gut ausgebaute Strasse grösstenteils entlang der Bergkreten und eröffnet sagenhafte Aussichten. In der Mythologie der Maori besitzt «Te Rerenga Wairua» (die Maori Bezeichnung des Kaps) eine besondere Bedeutung. Es wird erzählt, dass sich über das Kap und die davor liegende Untiefe die Seelen der Verstorbenen auf die Suche nach dem Gipfel der Insel Manawatawhi (Three Kings Islands) begeben und sich von dort aus, nach einem letzten Blick zurück in Richtung Aotearoa (Neuseeland), aufmachen auf ihren letzten Weg nach Hawaiki, dem Ort ihrer Ahnen.

Vom Cape Reinga machen auch wir uns auf zu einer längeren Reise. Nur führt diese uns nicht mehr weiter nach Norden, sondern wieder nach Süden, zurück in Richtung Auckland. Wir schreiben heute den 24. März 2024. Es bleiben uns noch rund 2 Wochen, um für die rund 38 Kilo schwere Rettungsinsel im Kofferraum unseres Mietautos ein Schiff zu finden, das uns das Teil nach Fiji bringt. In Auckland haben wir noch weiteres Material für unsere Lupina bestellt, und hoffen, dass es rechtzeitig abholbereit ist. Ob das alles klappt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen wieder zurück nach Auckland!

Leuchtturm vom Cape Reinga, seit 1941 in Betrieb.

Südinsel von Neuseeland (Teil 3: an der Westküste nach Norden)

In unserem letzten Bericht haben wir euch geschildert, dass uns (also eigentlich Pia) das Goldfieber gepackt hat und wir uns in Arrowtown (berüchtigte Goldgräberstadt in der Nähe von Queenstown) und Umgebung auf die Suche machen. Wir treffen dabei auf viele andere Kollegen, die mit Schaufel und Waschpfanne das ersehnte gelbe Metall den Flüssen zu entlocken suchen. Aber so fest wir (also eben Pia) uns anstrengen – es ist vergebens.

Ohne den ersehnten Goldfund fahren wir weiter in den Norden der Südinsel. Die grüne Linie zeigt unsere Fahrt von Queenstown nach Picton, wo wir dann mit der Fähre übersetzen nach Wellington auf der Nordinsel.
Bei unserem ersten Zwischenstopp, in Wanaka – einem beliebten Sommer aber auch Winter Ferienort, treffen wir zum Zweiten Mal unsere Freunde von der Segelyacht Limelight. Mit Michael und Anette unternehmen wir eine Fahrradtour entlang des nordwestlichen Ufers des Wanaka Lakes.
Am Anfang unserer Fahrradtour kommen wir beim am meisten fotografierten Baum Neuseelands vorbei. Der «That Wanaka Tree» ist eine Silber-Weide, die alleine draussen im See steht und dank dieser exponierten Lage beliebt ist bei Instagrambild-Jägern und anderen Fotografen (mich eingeschlossen).
Die 15 Kilometer (eine Richtung) lange Bike Tour führt uns entlang einer wunderschönen Klippenlandschaft, die vor allem in der zweiten Hälfte einiges an Steuerkunst abverlangt.
Nach Wanaka, das noch mitten in den Südalpen liegt, überqueren wir die Berge und fahren ab Haast an der Westküste entlang nordwärts. Unterwegs faszinieren uns immer wieder fantastische Küstenlandschaften (hier: Bruce Bay).
Wir sind unterwegs zu einem der viel besuchten Gletscher, den «Fox Glacier». Bei der Anfahrt passieren wir viele kleine Bergseen in romantischer Moorlandschaft.
Fox Gletscher: Bis zum Gletscher dürfen wir nicht wandern, aber auch vom Ende des Wanderweges präsentiert sich ein schönes Panorama.
Auf unseren Wanderungen entdecken wir immer wieder weit verbreitete, dann aber auch seltene Vögel an:
1: Takahe; flugunfähig, galt als ausgestorben, wurde 1948 wieder in den Wäldern um den Te Anau See entdeckt, dort haben wir ihn in einer Aufzuchtstation gesehen
2: Kea; Neuseelands einzigartiger Alpenpapagei ist vom Aussterben bedroht. Uns hat er auf dem Arthur Pass Brot geklaut.
3: Weka; sein Gefieder sieht fast aus wie dasjenige des Kiwi und wird deshalb gerne mit diesem verwechselt. Kommt heute wieder häufig vor, ist neugierig und oft anzutreffen, wo Touristen sich verpflegen.
4: Maori-Fantail; das Wort «Fantail» bedeutet fächerartiger Schwanz. Dieser kleine Vogel, der in ganz Neuseeland weit verbreitet ist, aber nur hier vorkommt, schwirrt uns immer wieder um den Kopf, fliegt uns sogar nach. Wir sind glücklich darob: er jagt die Sandfliegen, die an unser Blut wollen.
5: Robin; zeigt Interesse an jeder deiner Bewegungen, weil du mit den Füssen das Lauf aufwirbelst und dabei Insekten aufscheuchst. Mich hat sogar einer in die Zehen gepiekt.
6: Weisswangenreiher; deutlich erkennbar an seinem weissen Gesicht, jagt in Süsswasser und Salzwasser.
Nach unserem Besuch im Gletscherland mit dem Fox und dem Franz Josef Gletscher fahren wir weiter nordwärts. Wir machen einen Abstecher auf den zweithöchsten Pass in Neuseeland, den 920 Meter hohen Arthur Pass, der Christchurch im Osten mit der Westküste verbindet. Hier führte 1864 Arthur Dudley Dobsen die ersten Europäer über den Pass, nachdem er von Maori Jägern von diesem Übergang erfahren hatte. Weil kurze Zeit später an der Westküste Gold gefunden wurde, gewann der Übergang rasch an Bedeutung.
Der Westanstieg zum Arthur Pass ist berüchtigt für seine Erdrutsche und Lawinen. In den späten 1990er Jahren wurden hier umfangreiche Ausbauarbeiten und Hangsicherungen vorgenommen. Der 1999 fertiggestellte Otira Viadukt überspannt 440m unsicheres Gelände und sichert diesen Abschnitt. Aufgrund der Enge des Tales war man gezwungen, den Viadukt mit der aussergewöhnlich hohen Steigung von 12% bis 16% (europäischer Standard für frostgefährdete Straßen: 6 bis 8%) zu errichten.
Wieder zurück an der Westküste besuchen wir die «Pancake Rocks» – die Pfannkuchen Felsen.
Sehr abwechslungsreiche Küstenlandschaft an der Nordwestküste der Südinsel. Hier prallt das manchmal brutale Tasmanische Meer auf das Festland und holt sich Stück um Stück davon zurück.
Der Oparara Arch ist der grösste natürliche Felsbogen auf der Südhalbkugel der Erde: 219 Meter lang, 79 Meter breit und 43 Meter hoch. Der Oparara Fluss hat sich hier über Jahrtausende durch den Kalkstein gearbeitet.
Der Oparara Fluss ist durch Tannine (pflanzliche Gerbstoffe) rötlich gefärbt.
Der Buller Fluss hingegen ist glasklar und eher grünlich in seiner Farbe. Im Hintergrund Neuseelands längste Hängebrücke, 110 Meter lang und 117 Meter hoch.
Auch wenn man schon viele Hängebrücken passiert hat – die Buller Gorge Hängebrücke lässt auch unser Adrenalin etwas ansteigen.
Wir verlassen das Gebiet der Südalpen und nähern uns dem nördlichen Teil der Südinsel. Das Gebiet wird flacher und die Täler weiter. Ideale Voraussetzungen für Ackerbau, Obstplantagen oder wie hier im Bild: Hopfenanbau.
Mit Hopfen wird bekanntlich Bier hergestellt. Neuseeland pflegt eine ausgesprochen vielfältige Bierkultur. Fast in jedem grösseren Ort gibt es Mikrobrauereien, die wirklich exzellentes Craft Bier brauen. Das schmeckt offensichtlich nicht nur mir …
Mittlerweile sind wir ganz im Norden der Südinsel angelangt, in Motueka, am Rande des Abel Tasman Nationalparks. Mit Taxi Booten lassen wir uns Mitten in den Nationalpark fahren und wandern von dort wieder an den Ausgangspunkt zurück. Die Ufer sind hier so flach, dass die Passagiere an Land auf die Boote geladen werden. Traktoren mit breiten Reifen stossen dann die beladenen Boote auf dem Trailer einige hundert Meter ins seichte Wasser hinaus, wo die Boote dann ins Wasser geschoben werden.
Abel Tasman: Unterwegs führt die Schifffahrt an diesem riesigen, gespaltenen Felsbrocken vorbei. Sein sinniger Name: der geteilte Apfel.
Abel Tasman: Eine Maori Statue markiert den Start der Wanderung
Abel Tasman: Zu Beginn präsentiert sich der Wanderweg sehr steil und der prallen Sonne ausgesetzt. Triefender Schweiss ist garantiert!
Nach dem kurzen, ruppigen Anstieg wird die Strecke flach und bietet immer wieder fantastisch schöne Aussichten über Nationalpark und das Meer
Wir wagen uns noch an den ganz äussersten Nordwestzipfel der Südinsel, in die Golden Bay. Unterwegs fahren wir durch Karstgebirge mit unzähligen Höhlensystemen. Eines der schönsten, die Ngarua Caves, erkunden wir etwas genauer.
Ngarua Caves: diese Höhle wurde bekannt, weil darin mehrere völlig intakte Skelette des heute ausgestorbenen Moa gefunden wurden. Moas waren riesige, flugunfähige Laufvögel, die durch die ersten Menschen, die Neuseeland besiedelten, ausgerottet wurden. Auf ihrer Suche nach Nahrung sind die Vögel in Löcher in der Höhlendecke gestürzt und dann im Cave eingeschlossen verhungert.
Wir sind nun am äussersten Nordwestzipfel der Südinsel angelangt, am «Farewell Spit». Der obere Teil des Bildes zeigt eine Sandbank, die vom Strömungs-Wirbel, der durch das Zusammentreffen des Pazifiks und des Tasmanischen Meeres entsteht, aufgebaut wird. Die Sandbank wächst pro Tag rund 0.5 Meter ostwärts. Heute ist deren Länge rund 27 Kilometer. Die rote Linie markiert einen ausgeschilderten Track, rund 12 Kilometer, den wir unter die Füsse nehmen.
Querung der Dünen – man wähnt sich irgendwo an der Nordsee
An der Nordküste entlang, bei starkem Gegenwind, zurück an den Ausgangspunkt.
Am Kap Farewell, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Der Name des Kaps stammt von einem berühmten Seefahrer. Hier hat Kapitän James Cook zum letzten Mal Land gesehen bevor er sich 1770 wieder zurück nach England aufmachte.
Die ewige Brandung des Tasmanischen Meeres schleift und reibt unaufhörlich an den Felsen und gestaltet fantastische Gebilde.
Nach den vielen Wanderungen ist auch mal ein feiner Tropfen verdient. Diesen finden wir in einem der zahlreichen Vineyards (Weinberge) unterwegs nach Nelson. In den Neudorf Vineyards degustieren wir die Produktion des vergangenen Jahres. Die Ernte dieses Jahr beginnt in ein paar Wochen.
Wir sind in Nelson angelangt, unserer letzten Station, bevor es in Picton wieder auf die Fähre rüber zur Nordinsel geht. Von diesem Berg aus über der Stadt begannen die ersten Vermessungen von Neuseeland. Alle Distanzen wurden von diesem Triangulationspunkt aus, der deshalb das «Zentrum Neuseelands» genannt wird, bestimmt.

Am 8. März haben wir die Fähre von Picton nach Wellington gebucht. 6 Wochen Südinsel Neuseeland liegen hinter uns. Wir haben auf unserem Weg spannende, freundliche, interessante und fröhliche Menschen kennen gelernt. Nicht so spontan und unbeschwert wie die Polynesier, aber ein guter Mix zwischen europäischer und polynesischer Mentalität. Die Natur, die uns die Insel offenbart hat, liegt in vielen Bereichen recht nahe bei dem, was wir aus der Heimat kennen, mit dem wesentlichen Unterschied, dass einfach viel weniger davon besiedelt ist. Und das ist herrlich!

Nun geht es weiter auf der Nordinsel. Es bleibt uns noch genau ein Monat, um diesen Teil Neuseelands zu erkunden, restliches Material für unsere Lupina zu organisieren, Treffen mit Freunden zu koordinieren und dann unsere neu zertifizierte Rettungsinsel irgendwie nach Fiji zu verfrachten. Wie uns das alles gelingt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen auf die Nordinsel!

Südinsel von Neuseeland (Teil 2: der Südwesten)

Im letzten Bericht unsere Reise entlang der roten Linie beschrieben. Nun befahren wir die gelbe Linie. Von Bluff ganz im Süden von Neuseeland bereisen wir als erstes das Fiordland, die südwestliche Ecke der Südinsel. Von da geht’s zunächst zurück in den Süden, wo wir die gewartete Rettungsinsel (siehe dazu das Video) in Empfang nehmen können. Danach fahren wir quer durch die Südalpen bis Arrowtown bei Queensland.
Unser erstes Nachtquartier in Te Anau. Wir sind in den Bergen und auf dem Land. Die Gebäude sind sehr rustikal, aber zweckmässig ausgestattet.
Eine alte Scheune ist zum Gemeinschaftsraum mit Küche und Essraum umgebaut. Sogar eine Lounge mit Billardtisch findet Platz.
Der Lake Te Anau ist der grösste See der Südinsel. Er erinnert uns stark an den Vierwaldstättersee in der Schweiz, ist aber mit seinen 344 km2 etwa 3x grösser.
Die östliche Uferzone des Te Anau Sees wird bewirtschaftet (Weiden für Kühe und Schafe). Einige Bäume haben die Rodungen, die in den letzten 200 Jahren stattgefunden haben, überstanden.
Diese Hütte aus dem Jahre 1890 diente Bauern und Viehzüchtern als Unterkunft.
Die Hütte ist sehr spartanisch ausgestattet: ein einziger Raum mit einer Holzpritsche, einer steinernen Feuerstelle mit Kamin und einem Holzladen als Abstellfläche.
In Neuseeland gibt es Tausende von Wanderwegen. Einige davon führen über mehrere Tage durch die wilde Natur. Der Kepler Track zählt zu den «Great Walks» und ist eine drei- bis viertägige Rundwanderung im Fiordland Nationalpark. Mit dem Taxi Boot lassen wir uns von Te Anau zur Broad Bay bringen und wandern einen Teil des Kepler Tracks zurück nach Te Anau. Im Gegensatz zum Ostufer sind Süd- und Westufer des Sees sehr feucht. Überall herrlich grünes Moos: Wir fühlen uns in einer Märchenlandschaft.
Das feuchtwarme Klima zaubert viele Arten von Pilzen aus dem Boden, manche schön farbig.
Im Norden des Te Anau Sees, auf dem Weg zum Milford Sound, befindet sich der Lake Marian. Ein Bergsee, der die umliegenden Berge fantastisch schön spiegeln soll, wenn das Wasser glatt ist. Unser heutiges Tagesziel.
Gute Fitness ist für die dreistündige Wanderung von Vorteil.
Der Lake Marian.
Eine unglaubliche Begegnung! Ich mach es kurz: auf dem Abstieg vom Lake Marian kommen uns zwei Wanderer entgegen. Er ist nicht ganz sicher, welches der richtige Pfad ist. Wir bestätigen auf Englisch. Er vermutet auf Grund meines Dialektes richtig: «Seid ihr Schweizer?» Wir nicken. «Ah, dann können wir Schweizerdeutsch reden!» Sie zum mir blickend: «Habt ihr ein Segelboot?». Wir bejahen erstaunt. Sie: «Dann müsst ihr Köbi und Pia sein!». Wir sind baff! Die Beiden stellen sich als Sarah und Ali vor und bald erfahre ich, dass Sarah mir verwandt ist. Vor ihrer Neuseelandreise hat sie von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Cousin (also ich) mit einem Segelboot die Welt bereist und zurzeit gerade auch in Neuseeland weilt. Ist das nicht unglaublich? Hätten wir ein Treffen an diesem einsamen Ort abmachen wollen – das hätte nie geklappt!
Ein weiterer Ausflug von Te Anau aus, diesmal mit diesem Schnellboot. Der Wind bläst stark, aber wir sind uns, im Gegensatz zu einem Teil der anderen Passagiere, an Wellen gewöhnt.
Die Schiffsfahrt führt uns zu den Glowworm Caves (Glühwürmchen Höhlen), hier schematisch dargestellt.
Leider darf man in der Höhle keine Kameras benutzen, da es die Glühwürmchen stören würde. Deshalb ist dieses Bild für einmal aus dem Internet kopiert.
Bei den hier vorkommenden Glühwürmchen handelt es sich um die Larve einer Fliege. Die 2-flüglige Fliege lebt nur wenige Tage. In dieser Zeit legt sie ihre über 100 Eier und klebt sie an die Felsdecke der Höhle. Nach etwas mehr als 20 Tagen schlüpfen Larven (die Glühwürmchen). Diese beginnen sofort damit, klebrige, fadenartige Leinen an der Decke aufzuhängen (Bild), mit Hilfe deren sie andere kleine Insekten als Beute fangen. Dabei erzeugen sie ein fluoreszierendes Licht, das die Insekten anzieht. Nach 9 Monaten verpuppen sie sich und 2 Wochen später schlüpft die junge Fliege – der Kreislauf beginnt von Neuem.
Wir machen einen eintägigen Ausflug zum Douptful Sound. Mit dem Auto fahren wir von Te Anau nach Manapouri (rote Linie rechts im Bild). Von da geht’s mit dem Schiff über den Lake Manapouri (orange Linie), dann mit einem Bus vom West Arm des Sees über die Berge nach Deep Cove (rote Linie) und dann von dort wieder per Schiff durch den Sound bis auf das offene Meer hinaus.
Fahrt über den Lake Manapouri. Das Wetter ist zu Beginn noch recht sonnig. Später kommt Bewölkung auf, aber es regnet nicht.
Fahrt im Bus durch den üppig grünen Regenwald.
Blick vom Passübergang westwärts auf den Douptful Sound.
Per Schiff geht’s weiter in den Sound hinaus bis ins Tasmanische Meer.
Der Douptful Sound ist speziell bekannt wegen der unzähligen, zum Teil sehr hohen Wasserfälle, die sich entlang seiner steilen Felswände in die Tiefe stürzen.
Wir verbringen eine gute Woche im Gebiet um Te Anau. Dann erhalten wir die Meldung, dass unsere Rettungsinsel abholbereit sei. Also machen wir uns wieder auf nach Süden. Unterwegs vertreten wir uns die Füsse im Rakatu Sumpfgebiet (Bild), ein breites Schwemmland des Waiau Rivers, der die beiden Seen Lake Te Anau und Lake Manapouri nach Süden abfliessen lässt.
Die Hängebrücke von Clifden, mit 111.5 Metern Neuseelands längste hölzerne Hängebrücke. In den Jahren 1898/99 innerhalb 10 Monaten über den Waiau Fluss gebaut.
Wir machen einen Zwischenstopp in Riverton, früher ein wichtiger Hafen für Walfänger und Zentrum der Holzverarbeitung. Wohin Pia da guckt? Von hier aus gibt es nur noch Wasser bis zur Antarktis. Es gibt nur 2 Länder, die weiter in den Süden ragen wie Neuseeland: Chile und Argentinien.
Kennst du «Geocaching»? Wir bis vor kurzem auch nicht, aber nun sind wir fast etwas süchtig danach. Es ist eine Art von Schatzsuche mit einem GPS-Gerät. Dazu brauchst du eine App. In dieser App kannst du nachschauen, wo in der Umgebung ein Schatz versteckt liegt. Mit deinem GPS fähigen Handy machst du dich auf die Suche und wenn du Glück hast, findest du den Schatz. Pia hat hier gerade einen Schatz gefunden.
Nachdem wir unsere perfekt gewartete Rettungsinsel in Bluff abgeholt haben, beginnen wir mit unserer Reise zurück in den Norden. Unsere erste Station ist Queenstown, ein Nobelort im Herzen der Südalpen. Von hier aus gibt es im Südsommer herrliche Wanderungen, im Winter überschwemmen Skifahrer aus aller Welt die Stadt.
Wir machen uns auf, einen der höchsten Berge in der Umgebung zu besteigen. Unterwegs sehen wir grosse, zusammenhängende Waldflächen, die abgestorben und verdorrt sind. Wir erfahren, dass die Bäume aus der Luft chemisch getötet werden, weil es die falschen Pflanzen sind für diese Gegend. Gewinngier in der Holzwirtschaft hat in vielen Teilen des Landes zu Naturkatastrophen geführt. Nun versucht man, das Rad zurück zu drehen und die ursprünglichen Pflanzen wieder anzusiedeln. Bleibt zu hoffen, dass die landesweit eingesetzten Chemikalien gegen unerwünschte Pflanzen keine anderweitigen unliebsamen Nebenwirkungen haben auf die Natur.
Quizfrage: was ist das? Antwort: eine öffentliche Toilette. Sehr umweltfreundlich mit Regenwasser für die Spülung und septischem Tank. In Neuseeland findest du überall, sogar entlang von Wanderwegen weit weg von der nächsten Zivilisation, ein öffentliches WC.
Geschafft – nach über 1’000 Metern steilem bergan Steigen ist der Ben Lomond (1’748m) erklommen. Es bietet sich ein toller 360° Rundumblick.
Am nächsten Tag (mit gehörigem Muskelkater in den Beinen von der Wanderung am Vortag) schnuppern wir mal ein wenig im Paradies (auf Englisch Paradise geschrieben)
Paradise liegt am Ende eines langen Tales, das sich an den 80 Kilometer langen Lake Wakatipu anschliesst. In der Distanz zeigen sich die schneebedeckten Berge der Südalpen (ab ca. 2’500 Meter liegt dort Schnee).
Würden hier Kühe statt Schafe weiden würden, könnte man sich in den Schweizer Alpen wähnen.
Einfach schön

Etwas nördlich von Queenstown liegt Arrowtown. Die Fahrt dorthin bringt uns etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Geologisch gesehen gehört Neuseeland zu den jüngsten Landflächen der Erde. Kulturgeschichtlich betrachtet ist es das Land, das als letztes von Menschen besiedelt und gestaltet wurde. Aus europäischer Sicht liegt Neuseeland am anderen Ende der Welt. So erklärt es sich, dass die im südlichen Pazifik liegenden Inseln, die heute den Staat Neuseeland ausmachen, erst Mitte des 17. Jahrhunderts Aufmerksamkeit bekamen. Es wurde zwar bereits im Dezember 1642 erstmals durch einen Europäer, den holländischen Seefahrer Abel J. Tasman, entdeckt. Es sollten aber 127 Jahre vergehen, bis Europäer dem Land intensivere Aufmerksamkeit schenkten. Diesmal war es der bekannte James Cook, der bei seiner Expedition in den Jahren 1769 und 1770 beide Hauptinseln umrundet hat und in seinen Aufzeichnungen festhielt, dass er Neuseeland für ein hervorragendes Siedlungsgebiet hält. Reich an fruchtbarem Land, auf dem europäische Pflanzenkulturen bestens gedeihen würden, zeichnete er ein überaus positives Bild, in dem er auch von den Maori (den Ureinwohnern auf den Inseln, die ab dem 13. Jahrhundert sporadisch mit ihren Kanus hier landeten) keine Gefahr ausgehen sah.

Angeregt durch Cooks positiven Berichte und von der Hoffnung getragen, gute Geschäfte machen zu können, stieg das Interesse an Neuseeland ab Anfang 1790 rapide. War es anfänglich Handel mit Flachs und Holz, welches Europäer anzog, folgten bald Wal- und Robbenfänger, die hier Wale und Robben in grossen Mengen vorfanden. Zu den Händlern und Walfängern gesellten sich sehr bald auch Abenteurer, Schmuggler und Schnapshändler. Selbst entflohene Sträflinge der britischen Kolonie von Australien und Deserteure von Schiffen versuchten ihr Glück in dem aufstrebenden Ort. Als 1861 auf der Südinsel Gold gefunden wurde begann eine regelrechte Invasion, binnen weniger Monate kamen mehr als 10’000 Goldsucher ins Land.

Arrowtown: Hier wurde 1861 Gold gefunden. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1862 dürfte einiges von der damaligen Zeit zu erzählen haben..
Ein Bild aus den 1860er Jahren. Es zeigt die Hütte eines Goldgräbers in Arrowtown.
Einige der Hütten von damals sind noch gut erhalten. In dieser Gegend kann es im Winter recht kalt werden, sogar Schnee ist möglich. Deshalb wurde in jedes Haus auch eine offene Feuerstelle mit steinernem Aussenkamin angebaut. Das Haus im Bild gehörte einem der zahlreichen Chinesischen Goldgräber, die in Arrowtown ihr Glück suchten.
Animiert durch die vielen Geschichten über die grossen Goldfunde machen wir uns auch auf die Goldsuche. Pia durchsucht schon mal fleissig den Schwemmsand im nahen Bergbach.

Ob wir auch Gold finden und was wir auf der Weiterreise auf der Südinsel erleben, das erfährst du im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen in die Goldgrube!