In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Überfahrt von Darwin (Australien) nach Indonesien. Die Kleinstadt Kupang auf West Timor ist unsere erste Anlaufstelle, wo wir das Einklarieren vornehmen wollen. Danach segeln wir zunächst weiter nordwärts, schlängeln uns durch die Inseln östlich von Flores durch, um dann westwärts abzubiegen und der Nordküste von Flores zu folgen.Aber alles der Reihe nach. Lupina freut sich über unsere Rückkehr vom Landausflug ins rote Zentrum des Australischen Kontinentes und liegt ruhig am Pier der Cullen Bay Marina in Darwin (Schiff links am Pier). Sie wartet allerdings mit einer Überraschung auf uns: der Kühlschrank kühlt nicht mehr. Kurzer Schock, denn wir haben unsere Ausklarierung mit den Behörden auf den kommenden Dienstag, 7.10.2025 festgelegt. Nur ein Woche Zeit um den Kühlschrank zu reparieren! Ob das reicht?Über das Marina Büro erhalten wir eine Telefon Nummer, wo wir Hilfe bekommen können. Wir haben Glück! Noch am selben Tag unseres Anrufes kommt ein Service-Techniker vorbei. Schnell findet er heraus, dass unser Verdampfer (das rechteckige Kühlelement im Bild) eine Leckage hat und ersetzt werden muss. Der Hersteller hat eine Vertretung in Australien und der hat tatsächlich ein Ersatz an Lager. Per Express wird das Teil innerhalb weniger Tage nach Darwin geschickt und am Freitag vor unserer Abreise eingebaut.Der Kühlschrank ist wirklich im richtigen Ort ausgestiegen. Der Techniker, der uns das Gerät repariert, ist ein absoluter Profi. Er hat von Angang an alles nötige Werkzeug dabei. Das Problem, das ihm der Hersteller gemacht hat, löst er nach kurzer Rücksprache meisterlich: die Anschlüsse des neuen Gerätes haben eine andere Dimension. Kurzerhand trennt es diese ab und lötet die Leitungen einfach zusammen. System neu befüllt und auf Druckverlust und Leckage getestet – alles gut. Am Samstagnachmittag ist unser Kühlschrank repariert – der Abreise steht nichts mehr im Wege.Trotz der Hektik um den Kühlschrank können wir das Zusammensein mit anderen Seglern, die wir hier in der Marina treffen, geniessen. Marianne und Uwe sind wie wir mit ihrem Segelschiff «Pangaea» auf Weltreise. Über andere Segler sind sie auf uns aufmerksam geworden und haben uns angeschrieben. Nun treffen wir das sympathische Paar, das in der Schweiz lebt, in Darwin zum ersten Mal und verstehen uns gleich auf Anhieb.Dann ist es soweit: der letzte Sonnenuntergang in der Cullen Bay Marina. Morgen, am 7.10.2025, geht es los!Bei Sonnenaufgang werden bekanntlich die Fahnen gehisst. Ist auch bei uns so. Heute, am Tag der Abreise, wird aber die Alte, die uns über ein Jahr gedient hat, durch eine Neue ersetzt.
Pünktlich um 9 Uhr erscheinen die Behörden, aber das Ausklarieren in Darwin wird zur Tortur: über eine Stunde lang durchwühlen 4 Beamte der Australischen Zollbehörde unsere Lupina. Sie sind zwar sehr freundlich und erklären uns bereitwillig, warum sie jedes Schiff so genau untersuchen müssen. So richtig begreifen tun wir es bis heute nicht, denn beim Einklarieren in Gold Coast kam nur ein Beamte kurz an Bord und hat gar nichts angeschaut. Wie wenn wir etwas aus Australien illegal entführen wollten. Egal: nachdem wir gut eine Stunde auf dem Pier neben der Lupina gestanden sind (wir durften während der Wühlaktion nicht an Bord sein), geben uns die Beamten das Schiff zurück und wir dürfen endlich lossegeln. Unseren Freunden von der SY Kama, die direkt nach uns ausklarieren, ergeht es genau gleich: auch sie erleben eine einstündige, akribische Durchsuchung des Schiffes.
Kühlschrank läuft – gestempelte Ausklarierungspapiere in der Hand – 500 Seemeilen warten auf uns. Aber der Wind lässt uns im Stich! Die ersten Stunden können wir zwar segeln, jedoch kommt der Wind mehrheitlich auf die Nase und wir müssen aufkreuzen. Bei wenig Wind ist das aber nicht so schlimm. Kurz nach Mitternacht des ersten Tages fällt der Wind dann ganz zusammen und wir müssen unseren Kari, den Motor, starten. Auch bei Sonnenaufgang (Bild) zeigt sich kein Lüftchen, dafür ist das Meer absolut flach.Wir wählen absichtlich eine nördliche Route, weil uns da die Wetterprogramme Wind versprechen. Fehlanzeige! Rund 32 Stunden lang brummt der Motor gemütlich vor sich hin. Ein Frust für einen Segler! Aber alles hat auch seine guten Seiten: in unserem Fall ist es eine fantastisch gute Rösti, die Pia bei ruhigem Seegang von der Bordküche auf den Tisch zaubert.Dann endlich, gegen Abend des 2. Tages auf See kräuseln sich die Wellen, der Himmel klart auf und Wind setzt ein.Von nun an geht die Reise unter Segeln weiter. Nicht schnell zwar, aber immerhin, wir können segeln. Im Morgengrauen des 4. Tages auf See erscheint Timor am Horizont.Hatten wir bei den letzten längeren Überfahrten immer Glück und sind jeweils ohne Probleme und Ausfälle durchgekommen, gibt es bei dieser Überfahrt zwei bösere Überraschungen. Bei einer Routinekontrolle entdecke ich, dass die Wellendichtung defekt ist und ihre Aufgabe nicht mehr erfüllt: Wassereintritt!! (deutlich zu sehen im Bild). Nach kurzem Schock setzt das rationale Denken wieder ein. Das Schiff geht nicht gleich unter deswegen. Das Wasser läuft dem Boden entlang in die Bilge, dem tiefsten Punkt im Schiff. Dort ist eine elektrische Pumpe installiert, die sich automatisch einschaltet, wenn ein bestimmtes Niveau erreicht ist. Kurzer Check: ja, sie funktioniert. Somit können wir vorerst weiter Segeln, müssen die Entwicklung aber genau verfolgen.Ich habe von zwei bösen Überraschungen gesprochen. Nun, die Zweite ist nicht so gefährlich wie die Erste, und wir können eine Lösung finden. Der «Mastervolt» Stromtransformer (montiert im Motorraum, markiert mit dem gelben Pfeil) gibt unterwegs mit einem lauten Knall den Geist auf. Das Gerät brauchen wir, um von 12 Volt der Batterie 220 Volt für unsere Verbraucher (zum Beispiel die Computer) zu bekommen. Ich finde eine Lösung bei unseren Ersatzteilen. Ich habe mal einen 110 Volt Transformer gekauft, den ich nun wieder aktiviere. Alle Geräte, die den Strom von 220 Volt mit Ladegeräten wieder runter auf 5 Volt, oder was auch immer sie brauchen, transformieren, funktionieren auch mit 110V. Probleme vorerst umschifft und wir sind in der Zieleinfahrt – die gute Laune ist zurück.Es ist Zeit, die Indonesische und die gelbe Quarantäne Flaggen zu hissen.Beim ersten Kontakt mit Indonesiern merken wir: wir sind in einem anderen Land! So schön – hier winken einem die Leute wieder zu, lachen einem an. Etwas, was uns in Australien sehr gefehlt hat.In Kupang angekommen werden wir von der Quarantäne-Behörde aufgefordert, sie am Land abzuholen und mit unserem Dinghi zum Schiff zu bringen. Es herrsch ein emsiges Treiben. Zwischen zwei trocken gefallenen Fischerbooten können wir an Land gehen. Wir treffen einen Service an, denn wir noch nie hatten: der Mann im roten Hemd nimmt uns gleich in Empfang, befestigt unser Dinghi an einem seiner Steine und bewacht es die ganze Zeit, in der wir an Land sind. Bei einem Tidenhub von rund zwei Metern eine sehr beruhigende und willkommene Dienstleistung.Die zwei Männer der Quarantäne haben ihren Papierkram an Bord schnell erledigt, und wir tauschen sie mit unserem Dinghi gegen die Beamten vom Zoll aus. Im Gegensatz zu den ersten Besuchern erledigen diese ihren Auftrag sehr professionell.Zum Abschuss der Kontrolle ein Gruppenbild. Selfies machen ist eine ausgeprägte Leidenschaft der Indonesier, wie wir schnell merken werden.
Die Kontrollen an Bord sind abgeschlossen, nun geht es weiter mit den Behördengängen an Land. Im Verlaufe der nächsten zwei Tage geht es der Reihe nach zum Zoll, zur Quarantäne, zur Immigration, zurück zum Zoll und zum Abschluss dann zum Hafenmeister. Jedes Amt stellt diverse Dokumente aus und macht sie mit Stempel und schwungvollen Unterschriften gültig. Auf allen Papieren, die wir einreichen, erwarten sie den Schiffsstempel und meine Unterschrift. Einen Schiffsstempel haben wir natürlich nicht, aber Pia hat mal einen privaten Stempel machen lassen. Damit sind die Behörden auch zufrieden.
Die Büros der Behörden liegen mehrere Kilometer auseinander, befinden sich am Flughafen oder im Handelshafen. Wir liegen irgendwo dazwischen. Zu weit und zu heiss, um die Behördengänge zu Fuss zu absolvieren. Wir mieten uns ein Taxi und geniessen es, entspannt die Strassenszenen zu beobachten.Darauf haben wir uns gefreut: die Frucht- und Gemüsehändler. Direkt bei der Anlegestelle für unser Dinghi finden wir auch gleich die von uns heiss geliebten Mangos – frisch vom Baum.Wasser und andere Getränke? Nein – aufgepasst! Hier handelt es sich um Benzin für die Mopeds. Für den Personentransport und zum Fischen werden Langboote von unterschiedlicher Grösse verwendet. Alle sind aus Holz gebaut und verlangen entsprechenden Unterhalt. Das Bild zeigt eine typische Werft für solche Boote. Das Schiff in der Mitte erhält gerade einen neuen Aufbau. Andere Schiffe warten auf die Ausschlachtung und die Wiederverwendung noch brauchbarer Teile.Etwas mehr als zwei Tage nach dem Besuch der Quarantänebeamten erhalten wir den letzten Stempel mit Unterschrift. Mit seinem Papier bestätigt der Hafenmeister, dass wir von allen Behörden geprüft und als gut befundet worden sind. Somit sind wir offiziell einklariert und dürfen uns nun frei in indonesischen Gewässern bewegen. Ein fast feierlicher Moment 😉Gleich am nächsten Tag nutzen wir unsere wieder erlangte Freiheit. Bei herrlichem Wetter, leichtem Wind und flachem Meer lichten wir den Anker und segeln weiter. Unser Ziel ist die Nordküste der Insel Flores. Dazu müssen wir von Kupang aus zuerst nordwärts über die Savu See und durch eine von vier möglichen Passagen durch eine Zeile von Vulkaninseln hindurch in die Flores See. Weil wir starke Strömungen erwarten, wählen wir den breiten Durchgang von «Selat Boleng». Die Fahrt führt uns an typischen Vulkankegeln vorbei.Die ganze Strecke beträgt etwas mehr als 130 Seemeilen. Es ist eine Nachtfahrt erforderlich. Obwohl wir uns vorgenommen haben, dass wir in Indonesien keine Nachtfahrt machen wollen (viele unbeleuchtete Schiffe, Fischnetze und andere in der Nacht unsichtbaren Hindernisse), geht es nicht anders. Wir planen die Fahrt aber so, dass wir während der Nacht das Durchfahrtsgebiet der grossen Frachtschiffe passieren. Hier erwarten wir keine dieser von Seglern gefürchteten Hindernisse anzutreffen. Alles geht gut und wir erreichen nach rund 35 Stunden Fahrt unseren Ankerplatz auf der Insel Adonara.Am nächsten Tag verholen wir 5 Meilen westwärts in die grosse Bucht von Sagu. Hier gibt es ein kleines Dorf und wir freuen uns auf einen Landgang.Wir wandern auf einem Fussweg dem Ufer entlang. Bei einem kleinen Fluss hören wir schon von Weitem Stimmen und Kindergeschrei. Wir kommen näher und bevor wir die Waschfrauen im Fluss richtig sehen können, rufen sie uns zu: «Hello Mister! Come, come!». Ach, was für ein fröhlicher Empfang. Die Frauen unterbrechen ihre Tätigkeit und umringen uns. Sie freuen sich sichtlich über dieses aussergewöhnliche Ereignis und an einer willkommenen Pause. Eine junge Frau reicht uns unbekannte, rote Früchte und bedeutet uns, dass wir sie essen sollen. Die süss-saure Frucht schmeckt ausserordentlich erfrischend.Wir brauchen nicht darum zu bitten – sie fordern uns selber auf, doch bitte Fotos zu schiessen. Ein der Frauen schnappt meine Sonnenbrille und wirft sich neben Pia in Pose. Nach meinem Bild wollen auch alle anderen noch ein Selfie von der Gruppe schiessen. So herrlich!Typische Langboote. Diese hier werden als Fähren benutzt. Das Knattern der Motoren (vermutlich grossvolumige Einzylinder-Maschinen) erinnert an einen Presslufthammer oder an die alten Einachser der Bauern in unserem Dorf vor 60 Jahren.Wir sind definitiv eine Attraktion im Dorf. Die Kinder folgen uns auf Schritt und Tritt. Unterhalten können wir uns – der Technologie sei gedankt – mit einem Übersetzungsprogramm auf unseren Handys. Unsere ins Gerät diktierte Frage «spielt ihr gerne Fussball?» wird über Lautsprecher in für uns unverständlichen Worten wider gegeben, worauf die Jungs mit einem lautem Bestätigungsgeschrei antworten: «Messi! Messi! – Ronaldo! Ronaldo!». Die Welt ist hier noch in Ordnung.Leider bedeutet Segeln auch immer wieder Abschied nehmen. Am Tag nach unserem Besuch im Dorf geht’s schon wieder weiter westwärts. Auf dieser Fahrt bestätigt sich auch, was wir schon öfters gelesen hatten. Überall schwimmen solche rund ein Kubikmeter grosse Klötze im Wasser. Manchmal sind es auch zwei Meter grosse Flosse aus Bambus. Alle haben denselben Zweck: durch ihren Schatten kleine Fische anziehen. Diese wiederum locken grössere Raubfische an, die dann, so hoffen die Fischer, in ihren Netzen hängen bleiben. Schon tagsüber schlecht sichtbar, sind solche FAD («Fisch Attracting Devices») in der Nacht gefährliche Hindernisse, die Schäden am Rumpf oder Ruder verursachen können.Die Fischer in ihren kleinen Kanus beobachten das Wasser sehr intensiv. Wellen, Vögel und Geräusche verraten ihnen, wo sie das Netz auslegen sollen.Am 19. Oktober setzen wir über auf die Insel Flores. Die ersten eineinhalb Stunden der 55 Seemeilen langen Fahrt herrscht absolute Windstille. Die Wolken über den Bergen deuten aber bereits an, dass bald ein Küstenwind einsetzen wird.Der Wind bläst mittlerweile querab und wir machen nun unter Segeln gute Fahrt. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unseren Ankerplatz.Gut ausgeschlafen geht es am nächsten Tag bereits wieder weiter. Diesmal sind es «nur» 40 Seemeilen. Auch heute wieder: am Morgen früh noch kein Wind, aber sobald die Thermik an der Küste entlang zu funktionieren beginnt, können wir segeln. Am neuen Ankerplatz, in der Batu Boga West Bucht, leben Fischer mit ihren Familien. Die besuchen uns auch gleich mit dem Kanu und fragen uns nach Taucherbrillen und T-Shirts. Im Gegenzug kommen frische Kokosnüsse auf die Lupina.In einem kurzen Hüpfer geht es weiter zum nächsten Ankerplatz, nach Nagar Ujong. Eigentlich hat es seit mehreren Tagen keinen Wind, aber das hohe Vulkangebirge hilft uns. Dank der Thermik weht am Morgen ein Wind vom Land zum Meer. Im Verlaufe des Tages dreht dieser und bläst vom Meer zum Land. Für uns bedeutet dies wunderbare Segelbedingungen mit leichten Winden querab und flache See. Bei solchen Verhältnissen macht es auch nichts, wenn ein Ankerplatz, wie derjenige von Nagar Ujong, einem auflandigen Wind ausgesetzt ist. Der Schwell bleibt flach und der schwache Wind reisst nicht an der Kette.Eine Fähre rauscht an unserem Ankerplatz vorbei. Der Anker liegt bereits bereit und die Kinder freuen sich auf einen Sprung ins kühlende Nass.Den Ankerplatz von Nagar Ujong haben wir gezielt angesteuert, weil sich von hier aus gut ein Ausflug zum Kelimutu Nationalpark organisieren lässt. Auf der Insel Flores gibt es 14 aktive Vulkane. Obwohl letztmals 1968 ausgebrochen zählt auch der Vulkan Mount Kelimutu dazu. Das Spezielle hier sind die drei Kraterseen, welche ständig ihre Farbe wechseln.Der Aufstieg zum Rande des Hauptkraters auf rund 1’600 Metern über Meer ist kurz und einfach.Der Gipfel des Kelimutu ist erreicht. Leo, der Fahrer, der uns für umgerechnet 75 Schweizer-Franken einen ganzen Tag lang mit seinem Auto über die Insel fährt und uns verschiedene Sehenswürdigkeiten zeigt, hält den Moment für unser Album fest.Auf dem Gipfel des Kelimutu. Unter uns 2 der 3 Kraterseen. Der eine blau, der andere leicht gelblich. Die unterschiedlichen Farben ergeben sich aus verschiedenen Mineralien und Schwebstoffen, unterschiedlichen Temperaturen und Mikroben, die das Licht unterschiedlich reflektieren. Die Farben wechseln über die Jahre, je nachdem, wie sich das Wasser zusammensetzt. Die Seen können weiss, blau, grün, rot oder schwarz sein.Bei unserem Besuch ist die Farbe des 3. Kratersees gerade schwarz.Nach dem Nationalpark fahren wir zu einem Wasserfall. Der Wasserfall selbst ist zwar nicht so spektakulär, aber der Weg dorthin entpuppt sich als kleiner Geschicklichkeitsparcours. Pia schafft es locker – auch meine Füsse bleiben trocken.Geschicklichkeitsparcours überwunden: Pia und Margrit von der SY Kama, die mit ihrem Mann Ernst unseren Ausflug mitmacht, sind sichtlich erleichtert.Sattgrüne Reisfelder unterwegs im Landesinnern.Die Strassen und vor allem die Fahrzeuge und deren Zustand darf man ruhig als abenteuerlich bezeichnen. Einmal sehen wir unterwegs einen Kleinbus, der vom Chauffeur absichtlich in den Strassengraben gesteuert wurde. Die Bremsen hatten versagt und nur so konnte er sein Fahrzeug stoppen. Der LKW auf dem Bild hatte einen so stark abgelaufenen Reifen, dass dieser einfach geplatzt ist.Der Besuch eines traditionellen Dorfes wird zum Highlight unseres Landausfluges. Im Dorf Wologai halten die Einwohner an ihren seit Generationen überlieferten Bräuchen und Gepflogenheiten fest. Zum Zeitpunkt unseres Besuches bereiten die Männer gerade ein Fest vor.Die Häuser sind komplett aus Holz gebaut, vorwiegend Bambus und Zedernholz. Jeder Clan besitzt ein eigenes Haus, das jeweils nach dem Tod des Oberhauptes der nächsten Generation weitergegeben wird. Die Gebeine des Oberhauptes werden am Fuss der Eingangstreppe vergraben. So kann es auch nach dem Tode dafür sorgen, dass es dem Clan gut geht.Die Wickelröcke von Mann und Frau haben unterschiedliche Farben. Auch die Aufgaben sind klar geregelt: während die Männer das Fest, an dem nur Männer teilnehmen dürfen, vorbereiten, sorgen die Frauen für das leibliche Wohl.Leo, der Sprecher des Dorfes und in der Hierarchie nach dem Chief die Nummer Zwei im Dorf, spricht zu unserem Erstaunen recht gut Englisch. Er kann uns viel über die Geschichte des Dorfes und seine Einwohner erzählen. Die Verzierungen und Schnitzereien auf den Holzbalken sagen etwas über den Clan aus, der in diesem Haus lebt.Interessiert werden wir Fremdlinge auf Schritt und Tritt beobachtet.Zum Abschluss der Dorfbesichtigung lädt uns Sprecher Leo sogar in sein Haus ein. Ein traditionelles Haus besteht im Grunde aus einem einzigen Raum, der durch Tücher und Holztafeln flexibel unterteilt werden kann. Auch die Küche, eine einfache Feuerstelle (Bild) befindet sich in diesem Raum. Die hohe Dachform erlaubt es dem Rauch, nach oben zu entweichen.Auch im traditionellen Dorf reagieren die Leute sehr positiv, wenn man um ein Foto bittet. Sprecher Leo, unser Dorfführer, setzt sich jedenfalls ohne zu Zögern bereitwillig zu uns für ein Gruppenbild (Margrit und Ernst, SY Kama; Sprecher Leo und wir).
Nach dem sehr interessanten und lehrreichen Landausflug geht es nun wieder weiter der Nordküste von Flores entlang. Die Wasserleckage an der Wellendichtung haben wir vorläufig im Griff, versuchen aber intensiv, eine Möglichkeit zu finden, wo wir das Schiff aus dem Wasser holen können für eine Reparatur. In diesem Teil von Indonesien findet sich jedoch nichts. Also geht es mit diesem Handicap vorläufig weiter westwärts.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Nach den stressigen Tagen, die uns die Biosecurity Behörde in Darwin bescherte bevor wir mit unserer Lupina in die Marina durften, verläuft die Übernahme des reservierten Campers wie geschmiert. Mit einem Uber lassen wir uns die rund 18 Kilometer von der Marina zur Autovermietung fahren.
Der Empfang bei der Mietfirma ist sehr sympathisch. Auch der ganze Papierkram ist schnell erledigt und viel schneller als erwartet sind wir mit unserem Camper unterwegs.Unser fahrbarer Untersatz und Wohnung für die nächsten zwei Wochen. Ein Fiat Ducato mit Küche, Bett für zwei Personen, Dusche und WC.Leider erleben wir beim ersten Stopp eine unangenehme Überraschung. Unsere unter Zusatzgebühr gebuchte «Outdoor-Ausrüstung» entpuppt sich als wertloser Schrott. Die Stühle sind das Billigste vom Billigen – und bereits beschädigt. Wir müssen Neue kaufen. Bis zum Schluss der Reise kommen noch einige Dinge dazu (Wasserpumpe fällt aus, Wassertank undicht, Tempomat funktioniert nicht, Türscharniere der Einbaukästen fallen ab, …).
Von Darwin aus wollten wir die Nationalparks (NP) Litchfield und Kakadu besuchen, und dazwischen einen Abstecher südlich bis Katherine machen (rote Route auf dem Bild unten). Aber es kommt anders. Am Vorabend unserer Reise treffen wir Margrit und Ernst von der SY Kama, die gerade von ihrer Reise ins Outback zurückgekommen sind. Als wir über unsere Reisepläne sprechen, meint Ernst schulterzuckend: «Ja, die Wasserfälle sind schön, aber einmal hat man sie gesehen.» Noch am selben Abend schaue ich mir die Karte zum wiederholten Mal an. Und da ist er wieder, der Uluru (bis 1993 Ayers Rock genannt). Schon immer wollte ich irgendeinmal in meinem Leben dorthin. Aber über 3’300 Kilometer Umweg? Für mich kein Problem, ich fahre sehr gerne Auto. Aber Pia – ob sie das mitmacht? Da ist Taktik und Strategie gefragt. Am Abend des 2. Tages im ersten Nationalpark mit wunderschönen Wasserfällen und fantastischer Natur erwähne ich ganz beiläufig meine verrückte Idee, bis zum Uluru zu fahren. Ich stelle das einfach mal so in den Raum und unterlasse es tunlichst, das Thema weiter zu diskutieren. In der folgenden Nacht schläft Pia sehr unruhige, denkt nach und träumt sogar vom Uluru. Beim Frühstück am nächsten Morgen wird die verrückte Idee zum gemeinsamen Plan: Wir machen einen Abstecher zum Uluru.
Mit dem Camper bereisen wir den gelb umrandeten Bereich. Ursprünglich waren nur der Litchfield und der Kakadu NP geplant (rot umrandetes Gebiet) Tipp: schau dir unsere bebilderte Reise in der gratis APP «POLARSTEPS» an (www.polarsteps.com) Nun der Reihe nach! Unsere Reise führt uns zunächst wie ursprünglich geplant Richtung Litchfield NP. Unterwegs fällt uns schon bald auf, dass offenbar viele Wälder von Waldbränden betroffen waren. Überall sehen wir deutliche Zeichen: angesengte Baumstämme, abgebranntes Unterholz und Gras. Wir erfahren, dass die Brände absichtlich von Menschenhand gelegt werden, um brennbares Material zu entfernen, solange es noch in geringer Menge vorhanden ist. Würde man das nicht machen, gäbe es viel mehr trockenes Holz und Gras. Ein etwa durch Blitzschlag entfachter Waldbrand würde dann schnell zu einer unkontrollierbaren, verheerenden Feuersbrunst ausarten. Schon bei den Ureinwohnern war es Tradition, zu Beginn der Trockenzeit kontrollierte Feuer zu legen, um auf diese Weise ihren Lebensraum gezielt zu pflegen und zu schützen. Die hier heimischen Pflanzen und viele Tiere haben sich an solche kleinere Feuer angepasst und können es überleben.Unser erster Stopp im Litchfield NP gilt der stillgelegten Zinn Miene von Bamboo Creek. Hier wurde in den 1940er Jahren während rund 12 Jahren unter härtesten Bedingungen Zinn abgebaut. Zwei der drei Besitzer der Miene verstarben Anfang der 50er Jahre an Lungenerkrankungen, die vom Staub in den Mienen verursacht wurden. Nachdem 1952 enorme Regenfälle die Stollen überfluteten, wurde der Zinn Abbau für immer eingestellt. Zurückgeblieben sind ein paar Einrichtungen, wie etwa das Steinbruchgebäude im Bild, wo das Erz mit dem Zinnvorkommen gebrochen und dann wie Gold ausgewaschen wurde.Innerhalb von kurzen Distanzen verändert sich die Landschaft schnell. Ausschlaggebend ist das Wasser. Bei Regenfall saugt der Boden aus Sandgestein das Wasser wie ein Schwamm auf. An der Oberfläche wird es schnell wieder trocken, entsprechend ist die Vegetation spärlich. Entlang von Flüssen und Wasserläufen ist die Vegetation dagegen tropisch und üppig.Das in den Sandfelsen aufgesaugte und gespeicherte Wasser wird an vielen kleinen, weit verstreuten Quellen wieder abgegeben. Auch in der höchsten Trockenzeit fliesst Wasser aus dem natürlichen Speicher. Die Wangi Wasserfälle (Bild) ergiessen sich vom Hochplateau in einen grossen Pool. Der perfekte Ort für ein kühlendes Bad.Bei den meisten Wasserfällen im Litchfield NP ist Baden möglich, da Krokodile die Höhendifferenz vom Meer und den tiefer gelegenen Sumpflandschaften schlecht überwinden können und deshalb in den höheren Gegenden selten sind. Allerdings, ohne Reptilien geht es auch hier nicht. Vor uns rennt dieser rund 1.2 Meter lange Gelbfleck-Waran ins Wasser.Ein paar Kilometer weiter im Litchfield NP folgen die Tjaetaba Wasserfälle. Das Besondere hier: die Quellen für diesen Wasserfall befinden sich nur unweit der oberen Kante und sind über einen kurzweiligen Wanderweg bequem erreichbar.Aus der Quelle oberhalb des Tjaetaba Wasserfalles sprudelt glasklares, kühles Wasser. Wunderbar für ein Fussbad. Ich bin mit Pia am Plaudern, als mich an den Füssen etwas kitzelt. Immer mehr. Nach kurzer Zeit krabbeln mehrere kleine Flussgarnelen an meinen Füssen herum und zupfen alte Hautreste weg. Eine perfekte Fusspflege.Pia verzichtet auf die Fusspflege.Das Gebiet der Tolmer Wasserfälle ist deshalb spannend, weil man hier sehr schön sieht, wie die Natur über mehrere Millionen Jahre gearbeitet hat. Das ganze nordaustralische Gebiet war einmal unter Wasser. Die Steinplatte ganz oben auf dem Berg ist ein Überbleibsel des damaligen Meeresbodens. Durch Wind, Wasser und Hitze der Sonne ist viel von den Sedimentschichten abgetragen worden. Das Regenwasser sickert durch Ritzen in den Boden bis zu wasserundurchlässigen Schichten, fliesst dann an deren Oberfläche entlang, bis es am Hang als Quelle wieder an die Oberfläche tritt. Dieses im Untergrund fliessende Wasser verursacht im Berginneren kleinere Hohlräume und Höhlen, die dann, sind sie einmal gross genug, zu Einbrüchen führen. Was bleibt, sind zerklüftete Berge und Schluchten mit plattenförmigem oder blockartigem Gestein.Tolmer Wasserfall. Das Wasser gelangt durch eine tief eingeschnittene Schlucht zur oberen Kante des Falles und stürzt dann 42 Meter in die Tiefe.Wir sind unterwegs zum Buley Rockhole (Litchfield NP). Auch hier wurde der Wald kürzlich durch Feuer von trockenem Gras und Holz befreit. Für unser Auge sehr öde. Nichts deutet darauf hin, dass schon in ein paar Monaten, wenn die Regenzeit (wet season) einsetzt, alles wieder grün sein soll.So sieht ein Pandanus Baum nach dem Feuer aus …… und so vorher. Der Aufbau des Stammes macht den Baum feuerresistent.Der Papier-Baum ist ebenfalls sehr widerstandsfähig. Seine mehrschichtige, papierartige Rinde, mehrere Zentimeter dick, schützt den Stamm vor Feuer, aber auch vor Insekten und anderen Tieren, die sich gern an Holz gütlich tun.Die rund 1.5 Kilometer lange Wanderung über verbrannte Erde lohnt sich. Wir gelangen zum Florence River mit mehreren aufeinander folgenden Pools mit glasklarem Wasser.Eine willkommene kühle ErfrischungIm ganzen nordaustralischen Territorium gibt es eine Regenzeit (wet season, November – April) und eine Trockenzeit (dry season, Mai bis Oktober). Die Pflanzen müssen sich sehr gut anpassen, um mit diesen grossen Unterschieden auszukommen. Dieser Farn auf den Felsen um uns herum kann das harsche Klima überleben, indem er 2 verschieden Arten von Blättern produziert. Während der Regenzeit wachsen die für Farne bekannten langen, leuchtendgrünen Wedel, die Sporen bilden und die Vermehrung der Pflanzen ermöglichen. Dies fallen während der Trockenzeit ab und es verbleiben nur die im Bild gezeigten papierartigen, braunen «Nestwedel». Obwohl sie nicht nach viel aussehen, sind sie die «Brotverdiener» der Pflanze. Sie fangen herabfallendes Laub, Staub, und andere Dinge auf, die dem Farn Nahrung liefern.Etwas weiter flussabwärts folgen die Florence Falls. Ein herrlich schöner, grosser Pool lockt uns noch einmal ins Wasser.Auf der Weiterfahrt entdecken wir riesige Termitenhügel. Dreiviertel aller Termitenarten (in Australien gibt es über 350 verschiedene Arten) sind unsichtbar, das heisst sie leben unterirdisch oder in Bäumen. Die Kathedral-Termite baut Hügel, die bis zu 5 Meter gross sein können. Eine eindrückliche Leistung für ein nur 5mm grosses Tierchen.Ähnlich wie die Ameisen haben auch Termiten ein sehr gut funktionierendes Kastensystem mit Königin (Fortpflanzung), Arbeiterinnen (Ernährung), Soldaten (Verteidigung) und Larven, die später als beflügelte Tierchen ausschwärmen und für die Verbreitung sorgen (Nachwuchs). Wer in welcher Kaste landet, das wird über die Nahrung und den Platz im Hügel gesteuert.Ein Friedhof mit Grabsteinen? Nein! Termitenhügel, die sehr flach sind und in ihrer Form Grabsteinen ähneln. Sie sind ausnahmslos von Nord nach Süd ausgerichtet. Forscher haben herausgefunden, dass diese Form und Ausrichtung in dieser Gegend die kühlsten Innentemperaturen ergeben. Die erste Vermutung, dass die Termiten sich beim Bau an der Sonne ausrichten, mussten schnell verworfen werden: die Bau-Arbeiterinnen sind blind. Also hat man ein künstliches Magnetfeld angelegt – und siehe da: die fleissigen Termiten haben die Ausrichtung korrigiert. Deshalb ihr Name: Kompass oder Magnet Termiten.Wir verlassen den Litchfield NP in Richtung Stuart-Highway, der von Darwin im Norden quer durch den ganzen Kontinent nach Süden bis Adelaide verläuft. Bis wir aber zu dieser sehr gut ausgebauten Strasse gelangen, müssen wir zuerst einige Kilometer quer durch die Outbacks auf diesen typisch roten Staubpisten bewältigen.Herrlicher Camping Platz mitten in der Wildnis bei den Robin Falls, direkt am Fluss. Wir werden immer mutiger!Die Robin Falls selber sind praktisch trocken.Stuart-Highway – unsere Strasse für die nächsten 1’500 KilometerDas Land ist mehrheitlich flach. Entgegen unserer Erwartung treffen wir nicht eine öde Wüstenlandschaft an, sondern sehr abwechslungsreiche Steppen und Savannen mit vielfältiger Vegetation.Wir sind in der Trockenzeit unterwegs. Die häufigen Warnschilder am Strassenrand (Gefahr von Überflutung) erinnern daran, dass offenbar in der Regenzeit das Gebiet grossflächig überschwemmt sein kann.Viel davon gehört und darüber gelesen. Die «Road-Trains» in Australien! Sie sind halt einfach der Traum eines jeden leidenschaftlichen Chauffeurs. Ein Sattelschlepper mit 4 Aufliegern – 17 Achsen – 66 Rädern – bis zu 53.5 Meter lang und 150 Tonnen schwer.Dieses Fahrzeug ist etwas in die Jahre gekommen – Fahrer und Beifahrer ebenfalls 🙂Nach zwei Tagen auf dem Stuart-Highway erreichen wir das Zentrum Australiens (oft auch das Red Centre genannt), Alice Springs. Die riesigen Flächen im Innern von Australien haben keine Abflüsse in Richtung Meer. Alles Regenwasser, das in der Regenzeit fällt, versickert und speist das Grundwasser. In Alice Springs wurde viel Grundwasser gefunden. Nicht verwunderlich also, dass Alice Springs beim Bau der ersten Telegraphenleitung von Adelaide nach Darwin zu einem wichtigen Stützpunkt wurde.
Im Jahr 1862 durchquerte der Entdecker John McDouall Stuart den Australischen Kontinent von Norden nach Süden und erstellte die Karten für eine Telegraphenleitung und einen Transportweg. In den Folgejahren 1868 bis 1872 wurde die Telegraphenleitung gebaut und ein erster Fahrweg, der als Grundstein für den heutigen Stuart-Highway gilt. Der Hauptschub zum Ausbau der Strasse kam dann erst im Verlauf des 2. Weltkriegs, als Darwin, das von den Japanern angegriffen und schwer bombardiert worden war, mit Nachschub versorgt werden musste.
Obwohl die Trockenzeit ihr Maximum bereits überschritten hat, finden wir im «Red Centre» zu unserem Erstaunen viele Blumen! Das trockene Gras (oben rechts) hingegen, Spinifex, eines der widerstandsfähigsten Gräser auf der Welt, passt da schon eher in unser Bild.Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir das Ziel unserer langen Reise ins Outback: der Uluru bei Sonnenuntergang (fotografiert zu unterschiedlichen Zeiten)Der Uluru ist ein gewaltiger Sandsteinmonolith. Schätzungen zufolge entstand der Felsriese vor rund 550 Millionen Jahren. Er ragt 318 Meter über die umgebende Wüste, hat einen Umfang von 8 Kilometern und verläuft noch mindestens 2.5 Kilometer in die Erde hinein. Etwas näher betrachtet sind deutlich die schief stehenden Sandschichten erkennbar. Wind, Sonne und Regen haben während Millionen von Jahren daran geschliffen und gefeilt. Die Natur als Bildhauer und Künstler!Die Luft ist sehr trocken – unter 50% Luftfeuchte. Daher kühlt es in der Nacht auch stark ab. Einmal bis auf 13 Grad! Tagsüber steigt das Quecksilber bis auf über 35 Grad. Da kommt ein schattiges Ruheplätzchen doch sehr gelegen.Diese Formation sieht aus wie eine Welle. Solche Aushöhlungen am Uluru wurden von den «traditional owners of the land» (traditionelle Besitzer des Landes) – wie die Aborigines heute oft bezeichnet werden – schon vor über 60’000 Jahren als Zufluchtsort benutzt, wenn Anfangs der Regenzeit heftige Gewitter mit Blitz und Donner über die Ebenen zog.The Teaching Cave: Die Urbevölkerung hatte eine sehr intensive Beziehung zur Natur. Wetter, Tiere, Pflanzen oder Felsen sprachen mit ihnen, gaben ihnen Hinweise, wie sie sich zu verhalten haben und was sie tun sollten. Wichtige Figuren aus ihren von Generation zu Generation überlieferten Geschichten tauchen immer wieder auf. So haben etwa auch die gut erkennbaren Vorsprünge an der sonst glatten Felswand jeder eine Bedeutung, die auch heute unverändert gelten bei den Aborigines. Die Alten sassen mit den Jungen davor zusammen und erklärten ihnen, was die Vorsprünge bedeuten, und was sie einem mitgeben wollen.Kantju Gorge an der Westflanke des Uluru. Das Regenwasser hat hier über Millionen von Jahren eine Einbuchtung in den Felsen geschliffen. Die schwarze Verfärbung an der Wand stammt von Algen, die während der Regenzeit wachsen können. Am Fuss der Felswand befindet sich ein weiteres Wasserloch, das vom Grundwasser gespiesen wird. Auch in der härtesten Trockenzeit ist es mit Wasser gefüllt und versorgt die Bäume mit genügend Lebenssaft. Analysen des Wassers haben ergeben, dass es vor rund 50’000 Jahren vom Himmel gefallen ist.Feuchte und Wärme bedeuten gleichzeitig auch Mücken. Hier sind es aber vor allem lästige Fliegen, die sich intensiv und in grosser Zahl auf Nasenlöcher, Mundöffnung und Augen stürzen. Ein guter Schutz ist erforderlich.Rund 30 Kilometer entfernt in Sichtdistanz vom Uluru ein weiteres Phänomen der Natur: der Kata Tjuta. Eine Gruppe von 36 Felskuppen, von denen der mit 1069 Meter höchste Fels, der Mt Olga, 564 Meter aus der Umgebung herausragt.Kata Tjuta – eben so speziell, ebenso fantastisch wie der Uluru – aber viel weniger bekannt.Kata Tjuta: zwischen den einzelnen Felskuppen immer wieder tief eingeschliffene Schluchten, in denen es Wasservorkommen gibt und sich entsprechend üppige Vegetation ansiedelt.Im Gegensatz zum Uluru, dessen Fels aus feinem, kompaktem Sandstein gebildet ist, zeigt sich der Fels das Kata Tjuta deutlich uneinheitlicher. Faustgrosse, rund geschliffene Kieselsteine sind hier in der Felsmasse eingeschlossen. Sie deuten darauf hin, dass der Berg aus kompakten Schwemmmaterial, wie es bei grösseren Flussausläufen ins Meer oft vorkommt, besteht.
Die Zeit im «roten Zentrum», im Herzen von Australien, ist ein Highlight unserer Australienreise. Wir lernen viel über die Entstehungsgeschichte von Australien, über die mehr als 60’000 Jahre alte Urbevölkerung und über die Natur. Der Abstecher in den Süden erweist sich viel kurzweiliger und interessanter als erhofft. Die Fahrt auf dem sehr gut gepflegten Stuart-Highway ist äusserst entspannend und praktisch ohne Verkehr. Ein wunderbares Erlebnis!
Die Zeit im Uluru-Kata-Tjuta NP geht viel zu schnell zu Ende, aber die Lupina ruft, und wir wollen noch andere Gebiete erkunden.
Karlu Karlu (von den Weissen «Devil’s Marbles», die Murmeln des Teufels genannt) ist eine heilige Stätte der Ureinwohner etwa auf halbem Weg zurück in den Norden. Ein weiteres Wunder der Natur. Diese Felsen aus Granit wurden über Millionen von Jahren ganz langsam von Wind, Regen und vor allem durch die extreme Hitze der Sonne bearbeitet. Dabei wurde Schicht für Schicht wie bei einer Zwiebel abgetragen und die Felsen in ihre heutige Form gestaltet. Das Werk der Natur zeigt sich sehr schön an diesem gespaltenen Exemplar.Der letzte grosse Park auf unserer Reise ist gleichzeitig der grösste Park in Australien. Der Kakadu NP, fast halb so gross wie die Schweiz, ist wohl einer der Parks, welche dem Besucher die Kultur der Urbevölkerung am nächsten bringt. Er grenzt direkt an ein riesiges Territorium (Arnhem Land), das sich weiter ostwärts bis zum Golf von Carpentaria ausdehnt und fast ausschliesslich von Aborigines bewohnt wird. Der Zutritt für nicht Einwohner ist nur mit einer speziellen Bewilligung erlaubt. Der Kakadu NP deckt ein riesiges Übergangsgebiet zwischen dem Meer und einem Hochplateau ab: flaches, sumpfiges Schwemmland geht über in felsiges Flachgebirge – schön zu sehen im Bild. Entsprechend sind Natur und Lebewesen extrem vielfältig und spannend.Typisches Bild kurz vor Ende der Trockenzeit. Die Wassermassen in den Ebenen sind verschwunden. Es sind nur noch kleine Teiche (Billabong genannt) zurückgeblieben, an denen sich die Tiere, welche auf das Wasser angewiesen sind, immer dichter drängen. In der Regenzeit liegt das ganze Gebiet meterhoch unter Wasser.Je nach Region kennen die Aborigines 5 oder 6 Jahreszeiten, die einzig und alleine durch die Natur bestimmt werden. So beginnt zum Beispiel «Bang Gerreng» («knock ‘em down season»), die Periode nach der Regenzeit («Gudjeuk»), dann, wenn die ersten Gewitter auftreten. Was genau ausschlaggebend ist in der Natur, die Bedeutung und wie man sich verhalten soll wird von den Alten, erfahrenen Leuten den Kindern und Jugendlichen weitergegeben, oftmals in Form von Zeichnungen (wie auf dem Bild)Das Gebiet von Nordaustralien hat eine lange und interessante geologische Geschichte. Hier findet man das älteste Oberflächengestein der Erde. Es entstand vor rund 2’500 Millionen Jahren, als sich an der Oberfläche der Erde die ersten Erstarrungen formten. Diese Gegend ist besonders wegen der sehr grossen Konzentration an Schwermetallen (unter anderem Gold oder Uran) einzigartig in der Welt. Vulkanische Aktivitäten, wiederholte Absenkungen und Verwerfungen der entstehenden Erdkruste, gefolgt von grossen Schwankungen des Meeresspiegels, haben die heutige Landschaft geprägt. Hier fand man Spuren der ersten Einwohner, die über 60’000 Jahre alt sind. Unsere Suche nach diesen Spuren führt uns ins bis zu 300 Meter höher gelegene felsige Hochland, wohin sich die als Nomaden lebenden Aborigines aus dem Schwemmland jeweils zurückzogen und die Regenzeit verbrachten.Die Aborigines betrachten Tiere, Pflanzen und Landschaft, die Natur insgesamt, wie eine lebende Person. Das Leben mit der Natur ist für sie gleichbedeutend wie das Leben in der Familie. Für uns «Balandas» (Nicht-Aborigines Menschen) eine Beziehung, die wir schon lange verloren haben. All das Wissen, die Fähigkeiten und Erfahrungen sind in Geschichten verpackt, welche mittels Zeichnungen an vom Wetter gut geschützten Felswänden von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Geschichten beinhalten Gesetze, Instruktionen und wichtige Erkenntnisse, wie man untereinander und mit dem Land umgehen soll. Im Kakadu NP finden sich viele sehr gut erhaltene Felszeichnungen. Etwas Besonderes: nach der Tradition der Aborigines dürfen bestehende Zeichnungen nicht restauriert, nachgemalt oder ausgebessert werden. Das würde die Bedeutung, die Seele der Zeichnung verändern. Hingegen dürfen problemlos andere Zeichnungen darüber gemalt werden. Das verändert das ursprüngliche Bild nicht. Auf der Zeichnung im Bild, das als oberstes Motiv eine Tanzszene von einem Clan Treffen darstellt, sind deutlich andere, ältere Zeichnungen zu erkennen.Die Felskünstler stellten Geschichten dar, von denen man heute zum Teil nicht mehr genau weiss, was sie bedeuten sollen. Das ist aber durchaus in Ordnung. Ähnlich wie bei unseren Sagen werden Geschichten auf diese Weise im Verlaufe der Zeit verändert, der Erzähler dichtet etwas dazu, schmückt weiter aus – oder die Geschichte geht einfach vergessen, wenn sie ihre Bedeutung verloren hat. Die Zeichnung hier ist relativ neu und die Bedeutung noch einigermassen bekannt. Es stellt das Erscheinen des Lightening Man (Donnergott, oben) dar, der zusammen mit seiner Frau (Bildmitte) und den Kindern (welches in der Überlieferung leuchtend orange Grillen sind, gezeichnet rechts vom Donnergott) am Himmer erscheinen. Die Regenzeit wird abgelöst durch die Zeit der Stürme. Zeit für die Menschen, mit ihren Vorräten unter Felsvorsprüngen Schutz zu suchen.Wir stehen auf Felsen, wie bereits Tausende von Jahre vor uns die Aborigines. Eine ganz intensive und spezielle Vorstellung.Bei Sonnenaufgang starten wir eine Schifffahrt mit Yellow Water Cruise durch das Schwemmland im Oberlauf des South Alligator Rivers. Der Fluss hat eigentlich eine falsche Bezeichnung. Alligatoren gibt es hier nämlich keine. Aber der Geologe, der die Gegend hier erstmals kartographierte, kannte den Unterschied zwischen Krokodil und Alligator nicht. Als er die vielen Krokodile sah, gab er dem Fluss den falschen Namen, der sich bis heute hielt.Auge in Auge mit den SalzwasserkrokodilenDie Fahrt auf dem Schiff am frühen Morgen bringt uns sehr nahe an die Tierwelt heran. Vor allem Vögel drängen sich in dieser Jahreszeit in rieseigen Scharen und grosser Vielfalt eng ans restlich vorhandene Wasser. Im Bild: Weissbauch-Seeadler.Die Kammblatthühnchen werden auch «Jesus Vogel» genannt, weil sie mit ihren grossen Füssen scheinbar übers Wasser laufen können. Im Vergleich zur Körpergrösse ist es der Vogel mit den grössten Füssen.Königslöffler (gehört zur Familie der Ibisse)Blauer Zwergfischer (australische Eisvogelart)Australischer Schlangenhalsvogel beim SonnenbadEin Highlight unserer Tour durch den Kakadu NP: Cahill’s Crossing. Hier endet der Park und die Fahrt über den East Alligator River ist nur gestattet mit einer speziellen Erlaubnis. Die abenteuerliche Durchfahrt ist nur bei Niedrigwasser möglich. Das ist aber nicht das Highlight, sondern die Krokodile! Der Fluss wird hier durch eine Furt durchquert. Je nach Gezeitenstand im Meer gelangt die Flut bis zu diesem Übergang.Auf diesem Bild, es ist gerade kurz vor maximaler Flut, fliesst nun das salzhaltige Wasser flussaufwärts und überquert die Furt von links nach rechts. Ähnlich wie die Lachse gibt es hier «Baramundi» (eine Fischart aus der Familie der Riesenbarsche) die vom Meer her flussaufwärts wollen. Sie sind müde und werden auf der anderen Seite der Furt von hungrigen Krokodilen (dunkle Linien im Wasser) erwartet. Wir zählen mindestens 30 Stück im Nahbereich der Furt.Etwas Seltsames, das sonst bisher nirgendwo anders beobachtet wurde: Beim Fischfang halten die Krokodile ihre Vorderkrallen aus dem Wasser – wie um uns zuwinken zu wollen. Forscher vermuten, dass dies den Krokodilen hilft, mithilfe ihrer Sensoren auf der Hautoberfläche die Fische im trüben Wasser besser aufzuspüren zu können.Schon nach kurzer Zeit ein Erfolgserlebnis. Ein fantastisches Schauspiel – direkt vor unseren Augen.Angeblich hat es viele Wasserbüffel in dieser Gegend. Diese nicht ungefährlichen Tiere, die von den ersten Siedlern aus dem asiatischen Gebiet hierhergebracht wurden, und dann ausgewildert sind, haben sich stark vermehrt. Wir finden in der freien Wildbahn nur Spuren von ihnen, sind auch froh, denn sie können sehr aggressiv sein. Die zahme Version der Wasserbüffel sind die Banteng (Bild). Charakteristisch sind ihre weissen «Socken». Die Weibchen und jungen Tiere sind braun – einzig die Stiere bekommen ein dunkles Fell. Ursprünglich in Südostasien zu Hause brachten 1849 die ersten europäischen Siedler 20 Exemplare nach Australien in dieses Gebiet. Infolge des sehr schwierigen Lebensraumes sind die Siedler aber bald weitergezogen, die Tiere wurden ausgesetzt. Heute gibt es in dieser Gegend rund 4’000 Tiere, das grösste Vorkommen, das es noch gibt auf der Welt.Fast ein Jahr ist es her, seit wir in Australien angekommen sind. Wir sind an der Ostküste zwischen Sydney bis hoch zum Cape York an der nördlichsten Spitze des Kontinentes, und dann westwärts bis Darwin gesegelt. Total 3’500 teilweise anspruchsvolle Seemeilen. Leider, wie schon mehrmals erwähnt, hatten wir wegen der gefährlichen Tiere (Krokodile, Haie, Quallen, Seeschlangen) nur wenig Gelegenheit, ins Wasser zu hüpfen. Aber wir haben eine sehr spannende und für uns mit vielen neuen Erfahrungen gespickte Zeit in Australien verbracht. Nun wird es Zeit, uns zu verabschieden, und uns neuen Abenteuern zu widmen.
Navionics, unser bisherige Seekarten Lieferant, lässt uns und viele andere Segler weiterhin hängen. Der Urheber-Rechtsstreit mit Indonesien ist noch nicht beigelegt und die so dringend benötigten Karten sind immer noch nicht erhältlich. Wir sind gezwungen, auf eine andere Marke umzusteigen. Ärgerlich, weil wir extra mehr als ein Monat darauf gewartet haben und so das idealste Zeitfenster für die Fahrt nach Indonesien verpasst haben. Damit nicht genug! Nach unserer Rückkehr vom Outback auf die Lupina streikt der Kühlschrank und wir brauchen ein neues Kühlelement. Ob wir den auf die Schnelle wieder reparieren können? Drückt uns die Daumen, denn mit den Australischen Behörden ist unsere Abreise für den kommenden Dienstag, 7.10.2025 festgelegt.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Gewusst? Der Uluru ist nicht der grösste Fels auf der Welt. Das ist ein anderer Berg in Australien: der Mount Augustus, der etwa doppelt so gross. Hingegen ist Uluru der weltgrösste freistehende Fels der Welt