In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Fahrt von Thursday Island durch die Torres-Strasse und weiter westwärts via den Golf von Carpentaria in die Arafura See und dann durch den Van Diemen Golf nach Darwin.
Die Torres-Strasse war früher berüchtigt und gefürchtet. Sie galt als äusserst gefährliche Passage, weil sie von Untiefen und Riffen gespickt ist, und weil sehr starke Meeresströmungen es dem Steuermann erschweren, seinen Kurs zu halten. Dank der heutigen GPS unterstützten Navigation weiss der Segler immer genau, wo er ist und in welche Richtung sich das Schiff bewegt. Trotzdem bleibt die Passage recht anspruchsvoll und muss gut geplant werden. So entscheiden wir auf Grund starker Strömungen zum Beispiel, nicht vor der Thursday Island zu ankern, sondern vor der Insel gegenüber, Horn Island. Hier ist die Strömung auch ordentlich, aber deutlich geringer, und der Ankerplatz ist besser vom Wind geschützt.
Wir wissen, dass es entlang der Nordküste von Queensland und an der ganzen Küste der Nord-Territorien entlang Salzwasserkrokodile gibt. Gesehen in freier Wildbahn haben wir aber noch keine. Nun, von unserem Ankerplatz nur etwa 100 Meter entfernt können wir sie jeden Tag beim Sonnenbaden beobachten. Sich im erfrischenden Nass etwas abzukühlen kommt definitiv nicht in Frage.Bevor wir weiter ziehen möchten wir die Thursday Insel doch noch sehen. Wir lassen unsere Lupina am Anker und nehmen die Schnellfähre, welche die beiden Nachbarinseln verbindet.Thursday Island: Auf unsere Karte entdecken wir mehrere Wanderwege und entscheiden uns für einen, der uns zu einem Aussichtspunkt führt. Der Weg ist zwar gut markiert und einigermassen unterhalten, der Aussichtspunkt dann aber eher enttäuschend, weil er schon stark zugewachsen ist. Trotzdem können wir gut die Nachbarinsel Horn und den davor vorgelagerten Ankerplatz erspähen.Am 24.8.2025 lichten wir den Anker, lassen den Ankerplatz (Bild) achterlich zurück und starten unsere Reise Richtung Darwin. Die Nordküste Australiens ist wenig zum Fahrtensegeln geeignet: die See ist unruhig mit kurzen, steilen Kabbelwellen, das Wasser durchwegs trüb und die Ankerplätze sind meist weit weg von der Küste, da das Wasser im Küstenbereich sehr flach wird und die Gezeiten über 5 Meter betragen. Segler, die diese Passage absolvieren, entscheiden sich deshalb oft für eine nonstop Fahrt bis Darwin. Wir planen aber, diverse Stopps einzulegen und möglichst viele Tages-Tripps zu machen. Irgendwie müssen wir ja die Zeit überbrücken, bis die Navionics Seekarten von Indonesien wieder verfügbar sind. Da die Marinas in Darwin wegen einer Rally ausgebucht sind, können wir auch nicht früher dort einchecken.Unsere erste Etappe wird die längste. Sie führt uns rund 340 Seemeilen von Horn Island über den Golf von Carpentaria zu den Wessel Islands. Wir haben guten Wind, aber die anfänglich kabbelige See lässt Lupina und Crew heftig hin und her, rauf und runter tanzen. Erst gegen Abend des ersten Tages auf See beruhigen sich die Wellen, und wir können entspannt der untergehenden Sonnen entgegen segeln.
Nach zwei Nachfahrten erreichen wir unseren ersten Ankerplatz erst spät gegen Mitternacht der dritten Nacht. Das war nicht so geplant, aber die Strömung hat uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der Umrundung des Cape Wessel schauen wir ungläubig auf die Logge. Unsere Geschwindigkeit ist innerhalb kurzer Zeit von über 5 Knoten zusammen gefallen auf weniger als 2 Knoten. Und sie sinkt weiter. Mit Hilfe des Motors schaffen wir es, Lupina im Schritttempo um das Kapp zu schieben. Erst als wir gut eine Meile weiter in die Abdeckung des Inselbandes gelangen, steigt die Geschwindigkeit langsam wieder an. Und so kommt es, dass wir anstatt kurz vor Sonnenuntergang erst gegen Mitternacht den Anker fallen lassen können. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und haben für den Fall einer Ankunft bei Nacht einen gut anzulaufenden Ankerplatz auf der Marchinbar Island ausgewählt.
Am nächsten Morgen können wir unsere Umgebung bestaunen. Das Land ist, wie übrigens die ganze Nordküste Australiens, sehr flach. Kaum Berge oder grössere Erhebungen. Gut zu erkennen, der plattenförmige, schieferartige Aufbau des Bodens.Der Ankerplatz in der Two Island Bay auf Marchinbar ist sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Spontan entscheiden wir, eine Segelpause einzulegen und uns wieder mal um den Haushalt zu kümmern.Das Segeln entlang der Wessel Islands ist wunderbar angenehm: der leichte Wind kommt quer auf unser Schiff, und da wir auf der Leeseite der Inseln fahren, hat es praktisch keine Wellen. Ein herrliches Segeln.Entlang der Wessel Islands hüpfen wir von Ankerplatz zu Ankerplatz gemächlich weiter westwärts. Im Bild: Lagoon Bay, Marchinbar Island. Gut erkennbar, wir sind mehr als 800 Meter vom Ufer entfernt. Näher können wir mit unserem Tiefgang von 2 Meter leider nicht.
Obwohl wir unterwegs immer wieder an wunderschönen, einladenden Sandstränden vorbeikommen, bleibt unser Dinghi die ganze Zeit fest verzurrt auf dem Schiff. Das hat zwei Gründe. Da ist einmal die Schwierigkeit, bei den hohen Gezeitenunterschieden und dem sehr flachen Meeresgrund anlanden zu können. Fahren wir bei Hochwasser an Land, steht unser Dinghi schon nach kurzer Zeit weit weg vom Wasserrand, und wir hätten Probleme, es wieder einwassern zu können. Optimal wäre, eine Stunde vor Hochwasser so weit wie möglich ans Land zu fahren, und das Dinghi dort mit einem Anker zu sichern. Dann hätten wir zwei Stunden später wieder genau denselben Wasserstand. Das bringt uns aber zum zweiten und wesentlichen Grund, weshalb wir keine Landgänge machen: die Krokodile! Wir müssten durch das seichte, trübe Wasser stapfen, wo es unmöglich ist, eine allfällige Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
Also lassen wir Landgänge schweren Herzens bleiben und vertrösten uns halt mit ausgedehnten Ankerbieren und/oder Sundownern.Die Küstenbilder verändern sich fast nicht. Gelblich weisse Sandstrände wechseln sich ab mit schieferartigen Felsplatten.Versank die Sonne entlang der australischen Ostküste öfters hinter einem Gebirgszug an Land, versinkt sie im Norden meist im Meer. Fantastisch schön ist jeweils der intensiv rot leuchtende Abendhimmel.Auf unserem Weg westwärts zur Refuge Bay auf der Elcho Insel werden wir mehrmals von einem kleinen Flugzeug überflogen. Es fliegt so knapp über uns, dass Pia um unseren Mast bangt. Noch fragen wir uns, was das zu bedeuten hat, als wir in der Ferne dieses Boot sehen. Wir sind noch mit unserem Fernglas beschäftigt, als sich von hinten ein schwarzes Zodiac mit 3 maskierten Männern nähert. Erleichtert erkennen wir die Küstenwache.Offenbar war das Flugzeug ebenfalls von der Küstenwache. Da wir nicht auf seine Aufrufe über Funk reagiert haben (unser Gerät war auf den falschen Kanal eingestellt), wurden die Männer mit ihrem Zodiac losgeschickt, um uns zu kontrollieren. Freundlich aber bestimmt stellen sie uns ein paar Fragen, die wir umgehend beantworten. Schon nach kurzer Zeit rauschen sie beruhigt wieder ab zu ihrem Mutterschiff.Da das Küstengebiet zwischen den Wessel Islands und der Halbinsel von Cobourg stellenweise zu flach ist für unsere Lupina, entscheiden wir uns, die rund 210 Seemeilen direkt mit einer Nachtfahrt zu bewältigen. Der Wind ist gut, treibt uns mit seinen rund 15-20 Knoten schnell voran, baut umgekehrt aber auch eine ordentliche See auf. Obwohl die Bedingungen eigentlich gut sind, rollen wir kräftig, da der Wind platt von hinten bläst und wir so mit der Schmetterlingsbesegelung eine schlechte Seitenführung haben.In der Nacht lässt der Wind etwas nach und gegen Morgen ist dann das Meer fast flach. Wir geniessen einen herrlichen Start in den neuen Tag.Es war uns schon früher ab und zu aufgefallen, etwa an der Ostküste von Queensland, und jetzt kurz vor Croker Island wieder. Eine grossflächige braune Verfärbung des Wassers. Bei einer flüchtigen Betrachtung könnte man meinen, es schwimme Sägemehl auf dem Wasser. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass diese rotbraunen Partikel auch weiter unten im Wasser schweben, also nicht nur an der Oberfläche. Worum es sich dabei genau handelt, weit draussen im offenen Meer, ist uns bisher schleierhaft geblieben.Vor Anker in der Somerville Bay, Croker Island. Wieder einer dieser unbeschreiblich schönen Sonnenuntergänge.Waren die Küstenufer bisher meist grau oder braun, werden sie mit dem Fortschritt unserer Reise gegen Westen immer röter, eisenhaltiger. Auch wird der Bewuchs immer intensiver.Mittlerweile sind wir bis zur Halbinsel von Cobourg gehüpft und umrunden nun das Cape Don (Bild), um in den nicht einfach zu besegelnden Van Diemen Golf zu gelangen. Nicht einfach deshalb, weil Einfahrt und Ausfahrt relativ eng sind und von starken (3-4 Knoten) Gezeitenströmungen beeinfluss werden. Die Passage will sehr gut geplant sein.Die Strömung in der Dundas Strait, der nördlichen Zufahrt in den Van Diemen Golf, schiebt uns zügig vorwärts. Leider hilft der Wind nur wenig und stellt kurz darauf ganz ab. Wir müssen fast die ganze Strecke bis zum nächstgelegenen Ankerplatz auf der Melville Island Motoren. Das Positive daran: dass Meer ist flach wie ein Teich …… und die Co-Skipperin kann ihre Wache ohne nerventötendes Rollen absolvieren.Sind wir bisher auf der ganzen Strecke seit der Torres Strasse bis auf die Küstenwache kaum einer menschlichen Seele begegnet, wird es im Van Diemen Golf richtig betriebsam. Diverse Schiffe kreuzen unseren Weg. Im Bild ein Fischerboot, das wir mit gebührendem Abstand passieren.Am 6.9.2025 erreichen wir die weite offene Shoal Bay. Es ist Samstag Nachmittag. Vom Ufer, von dem wir auch wieder weit weg ankern müssen, tönt Motorenlärm an unsere Ohren. Die Jungs sind mit ihren aufgemotzten Off-Roadern und Motocrossmaschinen daran, den weit ausladenden Sandstrand zu einer Rennpiste umzufunktionieren. Wir drehen uns auf die andere Seite und geniessen, was wir so gerne bestaunen: einen feuerroten Abendhimmel.
Mittlerweile sind wir in der Fannie Bay, direkt vor Darwin angelangt. Von hier aus wollen wir in die Cullen Bay Marina und haben auch ab dem 10.9.2025 einen Liegeplatz reserviert. Bei der Bestätigung durch die Marina wurden wir informiert, dass Schiffe, die von der Ostküste Australiens kommen und in eine Marina wollen, auf bestimmte Bio-Organismen untersucht werden müssen. Worum es dabei genau geht, erfahren wir zunächst nicht. Und wieso nur Schiffe inspiziert und allenfalls gegen diese Organsimen behandelt werden, die in eine Marina wollen, verstehen wir erst recht nicht. Inspektion und Behandlung werden von einem speziell dafür ausgebildeten Taucher ausgeführt – zurzeit kostenlos für den Bootsbesitzer.
Mondfinsternis in der Nacht vom 7. auf den 8.9.2025. Ein einmaliges Schauspiel bei schönstem Nachthimmel. Dreimal dürft ihr raten, wer von uns Beiden wieder einmal die Nacht durchgemacht hat 🙂
Am Tag, bevor wir in die Marina einfahren wollen, findet die Bio-Inspektion statt. Wir wurden am Tag vorher aufgefordert, uns um 8 Uhr morgens am für diesen Zweck vorgesehenen Pier vor der Marina einzufinden. Pünktlich sind wir da und sofort wird mit der Untersuchung gestartet. Zuerst müssen wir Angaben zum Boot und die bisherige Reiseroute abgeben. Dann interessiert sich der Taucher für die Borddurchlässe und erstellt nach meinen Schilderungen eine kleine Skizze. Mit dieser bewaffnet macht er sich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde taucht er wieder auf. «Ich habe eine schlechte und eine sehr schlechte Nachricht! Welche zuerst?» ruft er uns zu. Es stellt sich heraus, dass wir irgendwelche Muscheln am Schiff haben, die hier nicht erwünscht sind, und dass wir mit unserem Schiff so nicht in die Marina dürfen. Wir verstehen die Welt nicht! Geduldig erklärt uns der Taucher, dass sich die lokalen Marinas gegen bestimmte Organismen schützen wollen, die ihnen den Betrieb aufwändig und kostspielig machen würden. Da sie alle mit Schleusen vom offenen Meer abgetrennt sind, macht das noch einen gewissen Sinn. Kurze Aufruhr und Bord gefolgt von emotionalen Wallungen, Wut, Trauer und Verzweiflung bei einem Teil der Crew. Aber schnell hat der Skipper die Lage wieder unter Kontrolle. Vom Taucher erfragen wir die möglichen Werften, die unser Schiff aus dem Wasser holen und das Unterschiff reinigen könnten. Er rollt die Augen und meint, dass die wohl alle ausgebucht sind. Er gibt uns trotzdem zwei Adressen, bei denen ich mich unverzüglich melde. Wir haben Glück im Unglück! Eine der Werften hat für den folgenden Tag Kapazität frei.
Der Haken daran: die Zufahrt zum Spot On Boat Yard (Werft) ist sehr seicht und für uns nur bei Hochwasser befahrbar. Bei Niedrigwasser fällt die ganze Strecke sogar trocken (alle grünen Felder fallen bei Ebbe trocken).Lupina wird ausgewassert – so schlecht sieht das Unterwasserschiff ja gar nicht aus!Ein Biosecurity Manager des Departments of Agriculture und Fisheries (Landwirtschaft und Fischerei) wurde am Tag vorher bereits informiert und begutachtet nun vor der Hochdruckreinigung die Tierchen Vielfalt, die da am Bauch unserer Lupina herumtollt. Eine eigentlich sehr interessante und eindrückliche Sache. Der Beamte ist äussert zuvorkommend und nett und erklärt uns viel. Er erwähnt auch, dass er nichts Kritisches finden kann. Aber wie heisst es doch so schön: Vorbeugen ist besser als Heilen!Die Reinigung des Schiffes mit Hochdruckabdampfanlage verfolgen wir dann nicht mehr. Stattdessen verbringen wir den Rest des Tages damit, der sengenden Sonne möglichst aus dem Weg zu gehen, herrschen doch tagsüber in diesen Breitengraden bereits über 30 Grad im Schatten. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und besuchen am «East Point» von Darwin das sehr interessante und gut bestückte Militärmuseum, das wir erst am Nachmittag wieder verlassen.Die Werft hat einen guten Job gemacht. Ausser Farbe befindet sich nichts mehr an unserem Unterwasserschiff.
Das Einwassern am Abend kurz vor Flut verläuft problemlos und kurz nach 8 Uhr machen wir unsere «dreckige» Lupina (so haben die Leute der Marina unser Boot Scherzes halber tatsächlich genannt!), die jetzt wieder sauber ist, an einem Steg in der Cullen Bay Marina fest. Geschafft! Was für eine Last fällt uns vom Herzen, nun können wir die 2 nächsten Wochen den schon lange reservierten und bezahlten Camper doch wie geplant in Empfang nehmen und damit das Outback erkunden. Mehr dazu im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!