Von Townsville nach Cairns und ins Great Barrier Reef
6.7. – 1.8.2025
In diesem Bericht führt die Reise von Townsville weiter der australischen Ostküste nordwärts nach Cairns und weiter zu den Low Islets, wo wir aktuell an einer Mooring liegen.Für die Reparatur unseres defekten Genua-Furlers verlegen wir von Magnetic Island in die riesige Breakwater Marina im nahe gelegene Townsville.Die beiden neuen Motoren für den Furler und ein neuer Zahnriemen (rotes Teil im Bild) sind vom Hersteller in Schweden innerhalb von 2 Wochen pünktlich eingetroffen. Ich hatte vorher schon alles zerlegt und gereinigt, und die Montage der neuen Teile durch einen Markenvertreter funktioniert tadellos.Wir wollen in der Marina auch noch unser Unterwasserschiff reinigen lassen. Bisher haben wir das selber gemacht, aber hier in Australien mit den vielen gefährlichen Tieren im Wasser getrauen wir uns nicht. Eines Morgens finden wir vor den Eingängen in die Marina dieses Schild, das informiert, dass in den letzten Tagen ein Krokodil in der Marina gesehen wurde. Das zerstört auch diesen Plan: wir finden keinen Taucher, der sich in dieser Situation ins Wasser wagt – verständlich!Direkt hinter unserer Marina ragt ein imposanter Berg empor. Der «Castle Hill» ist einer der markantesten Berge entlang der Küste von Nord-Queensland. Er ist offiziell 286 Meter hoch, genau 14 Meter zu wenig, um als «Mountain» (Berg) anerkannt zu werden. Im Juli 1980 haben Schüler einer lokalen High School eine drei Meter hohe Pyramide gebaut, um den «Hill» zum «Mountain» zu machen. Wohl keine gute Referenz für ihren Mathematiklehrer! Uns ist das egal: wir wollen da rauf!Castle Hill: eine herrliche Aussicht auf Townsville mit dem Mount Cleveland im Hintergrund, der durch eine breite, flache Landzunge mit dem Festland verbunden ist. Townsville war um die 1850 eine kleine Siedlung, die hauptsächlich als Zentrum für Vieh- und Schafzucht in der Umgebung diente. Goldfunde im Hinterland führte zu einem dramatischen Aufschwung der Stadt. Um 1900 war Townsville eine der wichtigsten Hafenstädte in Nord Queensland.Die Natur und die Tiere – immer wieder spannend beim Reisen: nach langer Suche im Internet identifiziert: Blue Faced Honeyeater oder Blauohr-Honigfresser, er kommt hauptsächlich in Nord und Ostaustralien vor.Nebst Unterhalts- und Putzarbeiten am Schiff sowie Ausflügen in der Umgebung geniessen wir auch wieder mal das Nachtleben in Townsville. Hier eine Brauerei …… oder hier eine Taverne mit Livemusik. Davon gibt es in Queensland übrigens sehr viel. Fast jedes Pub oder jede Bar, die etwas auf sich hält, hat am Wochenende Livemusik. Diese Band hier hat richtig markigen Rock im Programm: von ZZ-Top über AC-DC bis Queen – super Sound!Nach einer Woche verlassen wir Townsville und setzen Segel Richtung Palm Islands. Es herrscht perfektes Segelwetter. Das Wasser ist flach und der Wind stark genug, dass uns die Genua reicht.Happy wife – happy life! Was will Mann mehr?!Unterwegs erspähen wir immer wieder Buckelwale, die jetzt in dieser Jahreszeit vom kalten Süden in den warmen Norden migrieren, um hier ihre Jungen zu gebären. Leider bekommen wir sie nur immer kurz und in grosser Distanz vor die Linse.Sonnenuntergang auf Great Palm IslandAuch auf den nächsten Etappen der Küste entlang ständige Begleiter – die riesig grossen BuckelwaleIn kurzen Tagesetappen geht es gemächlich nordwärts. Wir wählen unsere Tagesziele immer so, dass wir noch genügend Zeit haben, die Umgebung des Ankerplatzes etwas zu erkunden. Dies ist jedoch nicht immer möglich, weil es manchmal das Wetter nicht erlaubt, oder die Insel nicht zugänglich ist. Auf Goold Island finden wir aber ideale Verhältnisse vor für einen Landgang.Goold Island läuft im Südwesten in einer langen Sandbank aus. Im Hintergrund grüssen die hohen Berge des Festlandes.Auch unser Lupinchen geniesst den Strand. Und ihr gut erkennen könnt, es ist weit und breit kein anderes Schiff zu sehen. Wir sind meistens alleine.Wie fast alle Inseln im Great Barrier Reef Gürtel ist auch Goold Island Teil des Nationalparkes. Auch hier gibt es vom Staat unterhaltene, öffentliche Camping-Plätze, die rege benutzt werden. Aber halt! Da ist doch ein gelbes Warnschild!Es scheint, die Australier sind mit Krokodilen gross geworden, oder sie sind halt einfach ein bisschen verrückt. Nur so können wir es uns erklären, dass sie überhaupt auf die Idee kommen, in einem Gebiet, wo Krokodile leben, im Freien campieren zu wollen. Wir sind froh, haben wir die Lupina! An der beisst sich ein Krokodil die Zähne aus.Lupina an einer öffentlichen Mooring (Boje) vor Dunk Island.Auf Dunk Island gab es früher ein sehr gut besuchtes Resort, das aber im Jahre 2011 durch Zyklon Yasi zerstört wurde. Der Besitzer nahm das Geld von der Versicherung und verschwand über alle Berge. Heute, fast 15 Jahre später, versucht ein neuer Besitzer der Insel wieder Leben einzuhauchen. Eine Fähre vom nahen Festland bringt Tagesbesucher, was aber sehr wetterabhängig ist. Wir finden schönstes Wetter vor und geniessen einen gut markierten und bestens unterhaltenen Wanderweg, der rund 10 Kilometer um die Insel führt.Falls ich es noch nicht erwähnt habe: wir sind mittlerweile wieder in den Tropen angekommen. Auf Dunk Island fantastisch zu erleben. Je nach Hanglage und Ausrichtung verändert sich das Bild. Einmal ist der Wald locker bewachsen und mit vielen Bäumen, manchmal dann eher trocken und licht, oder sehr düster und dunkel und nur ein paar Schritte weiter wie hier, üppig und scheinbar undurchdringbar.Wir sind erstaunt über den gut ausgebauten Wanderweg. Ganz oben bei der Aussichtsplattform können wir an einem Schild nachlesen, warum das so ist: Wie auf vielen vorgelagerten Inseln wurde während des 2. Weltkrieges auch auf Dunk Island eine Radarstation errichtet zum Zwecke, sich annähernde feindliche Flugzeuge oder Schiffe früh zu erkennen und die Häfen am Festland vorzuwarnen. Der Pfad wurde damals von Soldaten gebaut. Heute hat man von der Stellung der ehemaligen Radarstation eine wunderschöne Aussicht zum Festland und den vorgelagerten Inseln.Dieser Baum hat Zyklon Yasi 2011 erfolgreich getrotztAuch diese Palmen haben überlebt. Sie sind zwar im Sturm gekippt, wachsen nun aber wieder in die Höhe.Die Australier sind erfinderisch und haben Geld. Bei rund 2-3 Meter Gezeitenunterschied in dieser Gegend und flachen Lagunen ist so ein mit elektrisch angetriebenen Rädern ausgestattetes Boot schon praktisch.Und schon geht es wieder weiter auf unserer Reise – die ich übrigens ganz vorschriftsgemäss von Hand in ein Logbuch dokumentiere.Nach ein paar weiteren Tagesstopps laufen wir am 21.7.2025 in die Marlin Marina von Cairns ein (Bildquelle: Marlin Marina)In Cairns treffen wir unsere neuen Freunde Margrit und Ernst von der SY Kama wieder an. Mit ihnen zusammen unternehmen wir einen Ausflug per Auto nach Port Douglas, wo dieses Bild entstanden ist.Wie Townsville im Norden war auch Port Douglas das Gold der Treiber für die Entwicklung der Stadt. Auf der Suche nach einem geeigneten und vor Krokodilen gut zu schützenden Ort für eine Stadt mit Hafen, wurde 1877 hier der Grundstein für Port Douglas gelegt. Der Strand von Port Douglas (Bild) ist 4 Meilen lang. Die Stadt selber liegt leicht erhöht auf einem Hügelzug, der durch die umliegenden Mangrovensümpfe zum Festland reicht.Mit dem Auto fahren wir von Port Douglas ins Landesinnere und gelangen ins Einzugsgebiet des Barron Rivers. Hier finden wir zahlreiche Wandermöglichkeiten, einige davon sehr schön angelegt als Boardwalks durch den Regenwald.Ein sehr bekanntes und viel besuchtes Ausflugsziel: die Barron Falls. Hier überwindet das Wasser rund 280 Höhenmeter in kurzer Distanz. Bei unserem Besuch fliesst nur wenig Wasser. Man kann sich gut vorstellen, was hier abläuft in der Regenzeit. Um 1930 wurden oberhalb des Wasserfalles Staumauern errichtet und ein Teil des Flusswassers über Druckleitungen in ein Hydrokraftwerk geleitet. Heute befindet sich die Staumauer etwas weiter weg vom Wasserfall. Der hier erzeugte Strom versorgt die ganze Region um Cairns mit Energie.Ein stolzes Australbusch-Huhn (Australian Brush-Turkey) beäugt uns neugierigBoulder Gorge, etwas nördlich von Cairns – schaurig schön!! Schaurig deshalb, weil in den letzten 20 Jahren über ein Dutzend Personen darin ihr nasses Grab fanden, weil sie versuchten, im Fluss zu baden.Üppig grüner UrwaldIn Australien ist vieles grösser als normal. Üppiger Goldkelch (Solandra Maxima) in voller BlüteAuch diese Spinne ist gross, grösser als es scheint: Körper und Beine sind filigran, aber lang. Leider habe ich trotz aufwändiger Suche nicht herausgefunden, um was für eine Spinne es sich handelt. Kann mir jemand helfen? Nachtrag am 2.8.2025: es scheint eine Unterart der Goldenen Radnetzspinne (Golden Silk Orb-Weaver, Seidenspinne) zu sein. Ihre Faden ist besonders strapazierfähig und wird von der Wissenschaft intensiv analysiert. Vielen Dank, Sabine Willner , SY Atanga, für die kompetente Rückmeldung!Im Faltengebirge, das westlich von Cairns der Küste folgt, hat es tausende von Wasserfällen. Den Fall von Millaa Millaa finden wir besonders schön.Stille Wasser, die sind tief: Der Lake Eacham ist ein Kratersee mit tief abfallenden Ufern. Auch hier treffen wir auf ein Tier, dass es nur in Australien gibt:Die Sägezahn-Panzer Schildkröte. Hast du gewusst, dass es Tiere gibt, die durch den After atmen? Sie kann es! Diese Schildkröte hat verschieden Systeme, wie sie zu Sauerstoff gelangt: einmal die normale Atmung, dann aber, ähnlich wie Fische über Kiemen, kann sie aus dem Wasser Sauerstoff über ihre Darmoberfläche im Afterbereich aufnehmen. Das hilft ihr, länger unter Wasser bleiben zu können. Leider haben die beiden Tiere, die wir entdecken, kein Verständnis für den Fotografen gezeigt und sind immer unten geblieben.Wenn wir schon bei speziellen Tieren sind, auch dieses ist speziell und kommt nur in Australien vor. Das Schnabeltier (Platypus) – eine Mischung aus Ente, Otter und Bieber – ist ein Säugetier, das Eier legt. Das Bild habe ich von Wikipedia (wo noch viel Interessantes über dieses seltsame Wesen zu lesen ist), weil das Exemplar, das wir beobachtet haben, so eifrig bei der Nahrungssuche war, dass ich es nicht richtig ablichten konnte. Im Video, das bald folgen wird, ist es aber gut zu erkennen.Hinter dem Faltgebirge folgen die «Tablelands», das Tafelland. Wie der Name es erahnen lässt, ist dieses Hochplateau flach und bestens geeignet für Landwirtschaft. Die Dörfer und kleinen Städte scheinen in der Zeit stehen geblieben zu sein und haben ihren wunderschönen, ursprünglichen Charakter erfolgreich bewahrt.Nicht nur hier, aber hier besonders, können wir richtig gut gegrilltes Fleisch oder Fisch geniessen.Wir gönnen uns einen Tag «Verwöhnprogramm» mit dem berühmten historischen Zug nach Kuranda. Die alte Diesel Lokomotive ist mit Zeichen und Farben der ursprünglichen Landbesitzer, einem Stamm der Aborigines, bemalt.Wenn wir von Verwöhnen schreiben, dann meinen wir das auch so! Wir reisen in der «Gold Class», mit weichen Polstersesseln, einzeln natürlich, dazu köstlicher Schaumwein oder andere feine Getränke und Snacks à discrétion. Wir geniessen die zweistündige Fahrt in vollen Zügen. Das ist durchaus wörtlich gemeint: der Zug ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.Der Bau der Bahn nach Kuranda begann 1887 und bereits 4 Jahre später wurde sie eingeweiht und in Betrieb genommen. Sie führt von Cairns dem Barron River entlang über die Berge ins Tableland. Vom Meeresniveau klettert die Bahn durch 15 in harter Handarbeit in die Felsen gehauene Tunnels und über 55 windige Brücken 327 Meter in die Höhe.Von Kuranda aus schweben wir über dichtem Urwald mit einer Luftseilbahn langsam ans Meer zurück …… und geniessen dabei herrliche Einblicke in das tief unten eingeschnittene Bett des Barron Rivers.In Cairns können wir nachholen, was leider in Townsville wegen Krokodilgefahr nicht möglich war. Wir engagieren eine Taucherin (ja, richtig gelesen, ich war auch überrascht als eine Frau vor der Lupina stand) und sie macht einen wirklich guten Job. Auch eine abgenutzte Anode am Propeller ersetzt sie für uns (Ersatz hatten wir an Bord).Nach einer Woche in der Marlin Marina, Cairns, geht es wieder raus aufs Wasser. Nun ist das Great Barrier Reef unser Ziel. Die erste Destination ist Green Island. Da hier tagsüber sehr viele Touristen Schiffe aus Cairns ihre Gäste ausschütten, fühlen wir uns auch sicher und verbringen seit langem wieder viel Zeit mit Schnorcheln im glasklaren Wasser. Die Korallen sind grossflächig und wir können viele für uns neue Fische beobachten.Unser nächster Ankerplatz im Great Barrier Reef liegt scheinbar im Nirgendwo, auf der Korallenbank Vlasoff Cay. Bloss eine kleine Sandinsel – sonst nichts. In der Nacht sind wir mutterseelen alleine, weit draussen im Meer. Ein spezielles Erlebnis.Gestern sind wir nun nicht weit von Port Douglas, auf der Woody Island, einer hauptsächlich aus Mangrovenwald bestehenden Insel der Low Islets Gruppe, angelangt. Hier wettern wir eine Störung mit starken Südwinden ab, bevor wir weiter nordwärts ziehen.
Planänderung: wir hatten beabsichtig, relativ zügig bis ganz in den Norden von Australien zu segeln und dann noch im August über die Torres-Strasse nach Indonesien zu fahren. Das war vor der Nachricht, dass Navionics, die Firma von der wir unsere elektronischen Seekarten beziehen, momentan keine Karten von Indonesien mehr vertreiben darf. Es geht dabei um irgendwelche Urheberrechtsverletzungen, gegen die der indonesische Staat nun rechtlich vorgeht. Navionics hat der Segelgemeinschaft zugesichert, die Sache bis spätestens im September zu regeln. Das ist uns zu unsicher. Deshalb haben wir entschieden, der australischen Küste weiter westwärts bis Darwin zu folgen, und erst von da nach Indonesien abzubiegen. So gewinnen wir Zeit und brauchen die Karten erst gegen Anfang Oktober.
Die ursprünglich geplante Route in grüner Farbe, und rot die neue Planung.
Hoffentlich klappt es!
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
2 Antworten auf „Von Townsville nach Cairns und ins Great Barrier Reef“
Wie immer für mich: eifach nor schön! Gänd euch Sorg ond hebeds guet.
Liebi 1. Auguschtgrüess vo eus a euch
Wirklich eindrücklich, was Ihr uns Landratten so alles zu berichten habt. Wie immer auch sehr spannend! Herzlichen Dank und safe journey!
Heidi & Werner
Wie immer für mich: eifach nor schön! Gänd euch Sorg ond hebeds guet.
Liebi 1. Auguschtgrüess vo eus a euch
Wirklich eindrücklich, was Ihr uns Landratten so alles zu berichten habt. Wie immer auch sehr spannend! Herzlichen Dank und safe journey!
Heidi & Werner