Von Vanuatu nach Australien

8.-15.10.2024

Erster Tag auf See

Um 10:45 Uhr lokale Zeit heben wir in Luganville auf Vanuatu den Anker und los geht es nach Australien. Zielhafen sind Gold Coast oder das südlichere Coffs Harbour, unsere erste Präferenz.

Die Wind Verhältnisse am Ankerplatz sind gut, und wir können gleich die Segel setzen. In ruhiger Fahrt, manchmal kurz stärker angestossen von einer Böe, segeln wir dem Second Channel entlang westwärts. Nach rund einer Stunde haben wir das offene Meer erreicht. Keine weiteren Engpässe mehr. Der Tiefenmesser fällt schnell ins Bodenlose. Nachdem sich auch die Windrichtung stabilisiert hat (auf der Leeseite einer Insel hat es immer noch Turbulenzen), können wir Kurs zum ersten Wegpunkt aufnehmen und entsprechend die Segel ausrichten.

Das Meer ist flach und wir machen schnelle Fahrt.
Wir sind beide freudige gespannt, was diese Überfahrt uns alles bringen wird.
Im Verlaufe des Nachmittages wird die See ungemütlich krabbelig, die Wellen immer höher. Auch der Wind hat zugenommen bis auf 20 Knoten quer auf das Schiff. Immer wieder werfen uns die spitzen Wellen auf die Seite. Es ist nicht mehr angenehm.

Pia, der es bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut ging, wird immer ruhiger. Konzentriert schaut sie zum Horizont. Ich weiss, was das bedeutet! Kurz darauf geht sie runter und legt sich flach hin. Eigentlich wäre nun Essenszeit, aber das winkt sie vehement ab. Ich geniesse eines der vorgekochten Menüs (Cho Men Nudeln) alleine. Pia ist nun definitiv ausser Gefecht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihre Schicht der Wache (1. Nachthälfte) auch zu übernehmen. Ich bin froh, lässt mich die Seekrankheit in Ruhe. Noch bevor die Nacht anbricht, rollen wir die bereits kräftig gereffte Genua ganz ein, reduzieren unser Tempo, das für die immer dümmer werdenden Wellen eh zu schnell war, und fahren mit 6-7 Knoten in die Nacht. Wir haben Glück, der Wind verharrt in seiner Richtung und auch die Stärke bleibt meist unter 20 Knoten. So bleibt uns, ausser dem heftigen Geschaukel, eine unruhige Nacht erspart.

Gegen Morgen nehmen die Wellen in der Höhe leicht ab, und sie werden regelmässiger. Es wird angenehm. Nach den ersten 24 Stunden haben wir ein ETMAL (über 24 Stunden gefahrene Distanz) von 160 Seemeilen erreicht. Wir rechnen bei einer Distanzfahrt mit einem ETMAL von 144 Seemeilen, was einer Geschwindigkeit von 6 Knoten entspricht. Wir sind also sehr gut unterwegs!

Zweiter Tag auf See

Nach einem Tag hat sich die Bordroutine eingependelt. Eines von uns sitzt immer im Cockpit, beobachtet Wind und Wellen und schaut, ob sich kein Schiff in unsere Nähe verirrt. In diesen Gegenden wäre das eher ein besonderes Ereignis. Das Andere ist meist unten am Dösen, Lesen, oder Spiele Machen. Da Pia auch am 2. Tag unter der Seekrankheit leidet (der Magen hat sich zwar mittlerweile ans Schaukeln gewohnt, nun sind aber Kopfschmerzen und Schwindel dazu gekommen), verbringe ich die meiste Zeit auf Wache. Macht aber nichts, auch da kann ich ab und zu ein Nickerchen machen oder etwas lesen. Ich kann mich gut ausruhen.

Die Fahrt durch den Tag verläuft relativ ereignislos: der Wind hat auf angenehme 15 Knoten nachgelassen, kommt nach wie vor quer aufs Schiff und verleiht ihm so eine stabile Schräglage. Wir haben mittlerweile die Fock gesetzt (dieses Vorsegel ist deutlich kleiner als die Genua und lässt sich bei viel Wind ruhiger segeln) und es wird immer angenehmer.

Kurz vor dem Eindunkeln ein kurzer Aufreger. Ein Tölpel (so heissen sie tatsächlich) wird seinem Namen gerecht. Er will unbedingt auf unserem Windgenerator ausruhen. Wir scheuchen ihn immer wieder weg. Er ist hartnäckiger als wir, und versucht es so lange, bis es ihm die Flügel stutzt. Schade für den schönen Vogel. Pia ist wieder einigermassen auf dem Damm (bis auf die heftigen Kopfschmerzen. Diesmal kann sie auch ihre Schicht machen und ich übernehme dann ab Mitternacht.

Auch diese Nachtfahrt verläuft ansonsten ereignislos, und wird durch einen wunderbar farbigen Sonnenaufgang abgeschlossen.

Unser heutiges ETMAL: 168 Seemeilen.

Dritter Tag auf See

Spannung ist angesagt. Heute durchfahren wir das erste von 3 Riffen. Es liegt nördlich von Neu Kaledonien und reicht teilweise knapp über die Wasseroberfläche. Es gibt eine Passage (Grand Passage, grüner Bereich), durch welche die Querung sicher ist.

So ist es dann auch: unser Tiefenmesser, der bis 140m tief messen kann, bleibt arbeitslos, und wir sehen weit und breit kein Anzeichen des Riffes, da die Passage mehrere Kilometer breit ist. In der Passage und danach: herrliches Segeln, da die Wellen sehr flach geworden sind. Wir sind immer noch schnell unterwegs.

Erstaunlicherweise hat sich Pia immer noch nicht erholt. Die Übelkeit ist zwar weg, aber heftige Kopfschmerzen und Schwindel plagen sie nach wie vor.

Der Skipper ist also immer noch gleichzeitig auch Smutje (Koch) und löst Pia eine Stunde früher ab auf der Wache in der Nacht zum 4. Tag. ETMAL: 160nm

Vierter Tag auf See

Der Tag beginnt mit einer sehr konfusen See. Irgendjemand muss den Wellen mal beibringen, dass sie nur aus einer Richtung kommen sollen.

Wir nähern uns dem 2. Riff auf unserer Fahrt, der «Banc de Landsdowne» (roter Kreis im Bild weiter oben). Auf der Seekarte sieht es zwar überall sehr tief aus, wenn man aber rein zoomt, erkennt man plötzlich Punktmarkierungen mit Angaben wie «12m» oder «Störung». Also irgendetwas ist da. Wir machen einen weiten Bogen um solche Stellen und halten immer ein Auge auf dem Tiefenmesser. Der bleibt die ganze Zeit im Endlosen.

Nach ein paar Stunden sind wir durch und können wieder etwas entspannen auf der Wache. Herrlichstes Segeln dann am Nachmittag, flaches Meer und guter Wind.
Das ändert sich am Abend schlagartig. Kurz vor dem Eindunkeln nimmt der Wind deutlich zu, kurz danach die Wellen. Unser kardanisch aufgehängter Kochherd/Ofen schaukelt bis zum Anschlag …
… und unsere Schiffsglocke baumelt heftig hin und her. Wer sich fragt, ob diese denn nicht dauernd bimmelt bei so schaukliger Fahrt? Nein – kein Ton! Grund: das Pendel bewegt sich im gleichen Rhythmus wie die Glocke und schlägt daher nie an.

Um es etwas spannender zu machen kommt diesmal auch Regen dazu. Um Mitternacht sind es dann 25-30kn, die heftig an den Segeln zerren. Unglaublich, was die aushalten müssen. Und erst noch der Autopilot, der bei der aufgewühlten See die Lupina schnurgerade auf Kurs hält. Ab und zu schleudert ihn eine grosse Welle etwas aus dem Ruder, schnell aber kaum spürbar korrigiert unser elektronischer Steuermann. Wir sind beide froh, als die Nacht vorbei ist und wir wieder sehen, was um uns herum passiert. Obwohl wir, um Material und Mensch zu schonen, die Segel stark gerefft hatten, liegt unser ETMAL nach den vierten 24 Stunden auf See bei 161 Seemeilen. Pia hat es geholfen: sie ist wieder auf dem Damm.

Fünfter Tag auf See

Anfänglich ist die See noch bockig und die Wellen der vergangenen Nacht werfen uns umher wie ein Rodeo Pferd seinen Reiter. Da der Wind etwas nachgelassen und stabil aus Südost weht, beruhigt sich das Meer und es wird wieder ein herrlicher Segel Tag. Auch Pia geht es wieder deutlich besser und sie kann ihre Schichten im Cockpit wieder übernehmen (bei guten Segelbedingungen kann man sich dabei gut erholen).

Wir queren das letzte Riff, die Nova Banc (gelber Bereich auf dem Bild weiter oben) südlich der Chesterfield Inseln, bei besten Verhältnissen. Von nun verläuft unsere Route bis an die Küste von Australien ohne weitere Hindernisse. Wir sind auf direkter Linie nach Coffs Harbour, das südlich des 30. Breitengrades liegt. Das ist wichtig für den Versicherungsschutz, denn nördlich davon sind Sturmschäden während der Zyklonzeit (1. November – 30. April) am Boot nicht gedeckt. Anfänglich hat alles gut ausgesehen, nun wird die Wetterlage vor Coffs immer etwas verworrener. Je nach Wettermodellen, die wir über SSB (Kurzwellen Funk) anfragen, oder die ich vom Seglerkollegen Beat der SY Kianga übermittelt erhalte, herrscht bei unserer vorgesehenen Annäherungszeit Sturm von Norden, gar kein Wind oder Gegenwind aus Süden. Kurz: eine sehr unsichere Wetterlage.

Eine dicke Wolkenbank über der untergehenden Sonne deutet einen Wetterwechsel an.

Der Wind scheint uns bei der Entscheidung helfen zu wollen: er dreht im Verlaufe der ersten Nachthälfte soweit nach Süden, dass wir mehr westwärts ausweichen müssen und praktisch genau Kurs nach Gold Coast fahren müssen. In der Nacht dann zum folgenden Tag lässt der Wind zuerst stark nach. Die Segel schlagen während fast einer Stunde lang immer wieder, weil sie nicht mit genügend Wind gefüllt sind. Dann nimmt er um ein paar Knoten zu und es wird eine herrliche Nachtfahrt. ETMAL 167 Seemeilen

Sechster Tag auf See

Wir halten immer noch Kurs auf Gold Coast, hoffen aber, die Wettersituation in Coffs ändert sich noch. Es wird ein wunderbarer Segel Tag.
Die Lupina gleitet mit rhythmischem Rauschen schnell und elegant Richtung Australien. Sie scheint sich darauf zu freuen. Auch Delphine werden durch diese Freude angesteckt. Fast eine Stunde lang springen und tauchen sie um uns herum. Ein schönes Tier!

Am Abend (wie kann es anders sein, immer wenn es in die Nacht geht!) nimmt der Wind schlagartig zu. Innerhalb weniger als 15 Minuten von gemächlichen 12 Knoten auf 20-25 Knoten. Und er bleibt dort fast die ganze Nacht. Wieder stark gerefft und bei gedrosseltem Tempo lassen wir uns durch die Nacht rollen und schütteln. Wer sagt denn, Segeln sei entspannend und bequem? Egal, auch diese Nacht geht zu Ende. Ab jetzt lässt der Wind nach und beginnt, wie vorhergesagt, von Südosten nach Nordosten zu drehen. Jetzt kommt für uns der Wind weiter achterlich, was die Stabilität des Schiffes nicht unbedingt verbessert. Der zwar abnehmende aber immer noch heftige Schwell der Nacht schüttelt uns in den siebten Tag. ETMAL 156 Seemeilen

Siebter Tag auf See

Die Wettersituation vor Coffs Harbour verdeutlicht sich. Es zeichnet sich ab, dass am Tag unserer Ankunft der Wind zusammenfallen würde und wir rund 36 Stunden motoren müssten. Das wollen wir nicht. Die Entscheidung ist gefallen, wir bleiben auf Kurs nach Gold Coast.

Die Tatsache, dass wir nun das näher gelegenen Gold Coast ansteuern und die schneller als geplante Fahrt haben Konsequenzen. Wir müssen die Essensvorräte, die nicht nach Australien eingeführt werden, einen Tag schneller auffuttern. Die Australier haben sehr strickte Auflagen, die auch kontrolliert und umgesetzt werden. Na gut, dann opfere ich mich halt und putze (nur leicht unterstützt von Pia) den restlichen Vorrat weg. Viel war aber nicht mehr vorhanden, Pia hatte das vorgängig sehr gut geplant.

Leider fällt dann auf der Fahrt nach Gold Coast der Wind rund 80 Seemeilen (etwa 12 Stunden Fahrt) vor dem Ziel aus. Als unsere Geschwindigkeit unter 2 Knoten fällt, rollen wir etwas widerwillig die Segel ein und starten den Motor. Um Mitternacht flackert dann kur noch einmal etwas Wind auf, was mich zum erneuten Setzen der Segel motiviert. Aber 2 Stunden später ist definitiv nur noch Flaute. Früh morgens bei Sonnenaufgang sehen wir Land. Die Lichter der Hochhäuser liessen sich schon von viel weiter draussen erkennen.

Kriegen wir da Unterstützung für die Navigation? Genau an der Stelle, wo grosse Schiffe ihren Lotsen aufnehmen, der dem Kapitän den sicheren Weg weist, da landet diese Möve auf unserer GPS-Antenne und macht es sich für die nächste Stunde gemütlich.
Die Möve verteidigt ihren Platz vehement. Ihre Kolleginnen und Kollegen müssen sich auf den viel instabileren Seilen ausbalancieren.
Anfahrt von Gold Coast. Weit im Hintergrund die imposante Skyline.
Nun ist es höchste Zeit die Gastlandflagge und den Quarantänewimpel zu hissen.

Genau nach 6 Tagen und 20 Stunden, um 07:45 Uhr Lokalzeit, wird Australien am 15. Oktober 2024 festgemacht an der Lupina. Dank leerem Kühlschrank und ausgeräumten Vorrats-Schapps verläuft auch die Inspektion der Biosecurity (die Behörde, welche kontrolliert, dass keine unliebsamen Lebewesen und Pflanzen in das Land gebracht werden) sehr speditiv und äusserst freundlich. Noch alle Fragen und Formulare der Zollbehörde durchgegangen, und schon sind wir legal in Australien willkommen. «Gday Mate!»

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Letzte Meilen In Vanuatu

29.9. – 8.10.2024

Wir sind nun seit einem Monat in Vanuatu und haben einen kleinen Eindruck von Land, Inseln und deren einzigartige Kulturen bekommen. Wir könnten gut und gerne länger bleiben, aber die Zyklon Saison, die offiziell am 1. November beginnt, rückt immer näher. Wir werden diese nicht nur für Schiffe gefährliche Jahreszeit in Australien, ausserhalb des Risikogebietes, verbringen.

Bevor es auf die 7–8-tägige Fahrt nach Australien geht, wollen wir noch unsere Rundreise in Vanuatu zu Ende bringen. In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die grüne Strecke: von Port Stanley im Norden der Insel Malekula zur Insel Vao an der Nordspitze und dann rüber auf Espiritu Santo nach Luganville.
Dass wir uns besser aus dem Staub machen, bevor die ersten Zyklone sich anbahnen, zeigt dieses Bild: Vanuatu ist ein Hochrisiko-Gebiet und wird fast jedes Jahr irgendwo heimgesucht von einem dieser Stürme. Hier, in der Nähe unseres Ankerplatzes in der Bucht von Port Stanley, wurde vor 5 Jahren ein ganzes Palmenfeld zerstört.
Auf der Insel Vao ganz im Norden von Malekula leben rund 1350 Menschen auf 8 Dörfer verteilt. Es sind alles «Kastom» Dörfer, Gemeinschaften also, wo die alten Traditionen noch ausgiebig gepflegt werden. Wir besuchen daher den Chief des ersten Dorfes und bitten um Erlaubnis, vor seinem Dorf ankern zu dürfen. Dabei übergeben wir ihm kleine Geschenke: ein schönes Hemd, ein Seil und ein Beutel, mit Toilettenartikeln. Er freut sich sehr darüber und erteilt uns die Erlaubnis, bleiben zu dürfen. Sich allein im Dorf oder auf der Insel bewegen geht aber nicht, es hat viele «Tabu» Zonen, die wir nicht alleine betreten dürfen. Der Chief stellt uns Lucy als Reiseleiterin ab, der diese Abwechslung im Alltag sichtlich Freude bereitet.
Gleich am Anfang unseres Spazierganges durch das Dorf nimmt Lucy mir die Kamera ab. Ich darf als Fremder keine Bilder machen. Sie aber schon! Die paar folgenden Bilder hat Lucy für uns geschossen. Hier sind es «Tamtams» am Eingang zur Schule. Die «Tamtams» befinden sich meist an wichtigen Örtlichkeiten und werden mit Holzknüppeln zum Tönen gebracht, wenn man sich treffen will.
Hier sind es vor allem die Frauen, die hart arbeiten. Die Familien haben ihre Gärten auf dem «Festland», wie sie die Mutterinsel Malekula nennen. Am frühen Morgen begeben sich die Frauen auf ihre Felder, arbeiten dort den ganzen Tag und tragen am Abend die Ernte zurück zu ihren Familien auf der kleinen Insel Vao.
Auf Schritt und Tritt begegnen wir «Tamtams», welche «natsaros», Kultstätten mit Steinmonolithen und Banyan-Bäumen, markieren.
Wir sind sehr froh um Lucy’s Erklärungen und Führung. Wir hätten uns alleine, unwissend wie wir sind, einige Male falsch benommen, wären durch Pfade gelaufen, die nur Frauen vorbehalten sind oder hätten nichtsahnend eine spirituelle Unterhaltung mit einem Ahnen, der hoch oben in den Zweigen eines Banyan Baumes sitzt, gestört. Auch für Lucy haben wir ein paar schöne Dinge dabei. Aber – moment! Irgendwie scheint sie sich nicht daran zu freuen. Erst als ich ihr noch einen kleinen Geldschein in die Hand drücke, strahlt sie wie eine Sonne. Wir erfahren, dass seit kurzem die Schule für die Kinder nicht mehr kostenfrei ist und nun die Eltern dafür aufkommen müssen. Mit Geld, das die Eigenversorger eigentlich gar nicht haben.
Während die Frauen hart arbeiten, nehmen es die Männer auf Vao etwas gemütlicher und treffen sich schon am frühen Nachmittag zum Kava-Trinken in dieser Kava-Bar am Strand.
Sogar «Kava am Meter» scheint hier erhältlich zu sein 😉
Es ist unsere letzte Station vor Luganville und wir geniessen nochmals ausgiebig das klare Wasser (über 40 Meter Sicht!!) und die Unterwasserwelt. Es wird die letzte Gelegenheit für lange Zeit sein: in Australien werden uns tödliche Salzwasserkrokodile, Giftquallen, gefährliche Hai-Arten und viel andere unbeliebte Lebewesen vom Wasser fern halten.
In einer gemütlichen Tagesetappe segeln wir von Vao direkt zum Ankerplatz bei Luganville auf der Insel Espiritu Santo. Wir tauchen ein in eine andere Welt: geteerte (trotzdem staubige) Strassen, viele Autos, Industrie und Läden empfangen uns. Weil heute gerade ein P&O Kreuzfahrtschiff in Luganville Halt macht, herrscht eine regelrechte Jahrmarktstimmung mit vielen Souvenir- und Imbissständen im Hafengebiet.
Die nächsten Tage verbringen wir mit Vorbereitungsarbeiten für die Fahrt nach Australien. Ganz zuoberst auf der Liste steht das Schiff: Überprüfung von Motor, Steueranlage und Ruder sowie gründlicher Check des Riggs (Bild).
Pia kümmert sich um die Lebensmittel. Alles was nicht nach Australien eingeführt werden darf, wird noch verbraucht, irgendwie eingekocht oder verbacken und landet dann im Tiefkühler. Nur ganz wenige Dinge müssen wir vor der Abreise noch entsorgen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Streckenplanung und die Analyse der Wetterentwicklung. Wie sich das Wetter im Gebiet zwischen Vanuatu und Australien verändert, verfolgen wir nun schon seit ein paar Wochen und haben festgestellt, dass es immer wieder Phasen von mehreren Tagen gibt, wo der Wind stabil aus Südosten weht. Für die Planung der Strecke erfassen wir Wegpunkte aus Segelbüchern oder von anderen Segelschiffen auf unserer elektronischen Karte.
Dass die Planung der Strecke anspruchsvoll ist, sieht man auf diesem Bild. Erst wenn man weiter rein zoomt und ins Detail geht, zeigen sich Untiefen, die vorher nicht erkenntlich waren. Mit Hilfe der erfassten Wegpunkte sowie Satelliten Bildern von der Gegend wird es uns gelingen, uns sicher und unversehrt durch das gefährliche Gebiet zu manövrieren.
Wir nehmen uns auch die Zeit, nichts zu tun und zum Beispiel vom Restaurant der Ferienanlage, wo wir mit dem Dinghi anlanden dürfen, unsere Blicke übers Ankerfeld wandern zu lassen.
Heute melden wir uns aus Vanuatu ab und klarieren aus. Als Erstes müssen wir bei der Immigration unsere Pässe abstempeln lassen.
Selbstverständlich haben wir uns, wie von den jeweiligen Behörden verlangt, rechtzeitig fürs Ausklarieren aus Vanuatu und das Einklarieren in Australien angemeldet und die verlangten Formulare ausgefüllt eingereicht. Hier in Vanuatu ist aber im PC nichts auffindbar und wir füllen alle Formulare noch einmal aus. Ist nicht weiter schlimm: ausser in Kuba(!) hat das bisher noch nirgends funktioniert.
Nach rund 2 Stunden haben wir es geschafft. Alle erforderlichen Papiere sind ausgestellt und abgestempelt. Wir sind korrekt ausklariert. Nun haben wir 24 Stunden Zeit, das Land zu verlassen.
Wir sind so weit: heute geniessen wir noch den letzten Sonnenuntergang auf Vanuatu. Morgen Dienstag, 8. Oktober, heisst es: Anker hoch und Segel gesetzt nach Australien.

Vanuatu wird uns in guter Erinnerung bleiben. Nirgends auf unserer bisherigen Reise haben wir die Menschen so nah verbunden mit der Natur gesehen. Sie tragen Sorge dazu und versuchen, achtsam mit ihr umzugehen. Ausserhalb der beiden Städte Port Vila und Luganville leben die Leute in einfachsten Verhältnissen und versorgen sich grösstenteils selber. Über viele Generationen überlieferte Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Traditionen werden gepflegt und aktiv gelebt. Für uns etwas gewöhnungsbedürftig war, dass vor allem in den «Kastom» Dörfern sehr viele «Tabus» existieren, die man als Besucher respektieren muss. Wie will man aber Regeln einhalten, wenn man sie nicht kennt? Nicht ganz einfach. Wir haben uns deshalb in Vanuatu sehr wenig auf eigene Faust bewegt.

Segeltechnisch würden wir Vanuatu einfacher einstufen als etwa Fiji, wo fast auf jeder Fahrt gefährliche Korallenriffe drohen. Die meist aus südöstlicher Richtung wehenden Passatwinde machen ein Cruisen entlang der vielen Inseln nordwärts zum Vergnügen. Vorgelagerte, nicht kartografierte Riffe sind eher selten. Einzig das Ankern ist nicht überall ganz einfach, da der Ankergrund oft rasch abfallend ist. Das dürfte mit ein Grund sein, dass das Wasser ausserordentlich klar ist. Nicht selten beträgt die Sichtweite mehr als 20 Meter.

Nun sind wir bereit für neue Abenteuer und freuen uns auf die rund 1’200 Seemeilen nach Australien. Unser Ziel ist Gold Coast oder Coffs Harbour an der Ostküste, je nachdem, wie der Wind bläst. Von Luganville aus werden wir einen Kurs absetzen, der uns via die «Grand Passage» durch die diversen Riffe nördlich von Neu Kaledonien führt. Ein Zwischenstopp in Neu Kaledonien ist nicht geplant, da dort immer noch bürgerkriegsähnliche, innere Unruhen herrschen. Haben wir Neu Kaledonien hinter uns, warten die Untiefen der «Banc de Landsdowne» und das «Chesterfield Riff» darauf, umschifft zu werden. Erst ab da haben wir freie Fahrt und können uns hoffentlich zurücklehnen.

Wir nehmen dich gerne mit auf die Fahrt und du kannst unseren Fortschritt live verfolgen unter diesem Link:  https://share.garmin.com/EPXFV.
Du kannst uns unterwegs auch über diese Plattform kontaktieren, wenn du uns etwas aufheitern möchtest, oder um uns zu warnen, wenn auf unserem Weg irgendwo ein Sturm droht oder sonst eine Gefahr auftaucht.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Auf Wiedersehen in Australien