Südinsel von Neuseeland (Teil 3: an der Westküste nach Norden)

In unserem letzten Bericht haben wir euch geschildert, dass uns (also eigentlich Pia) das Goldfieber gepackt hat und wir uns in Arrowtown (berüchtigte Goldgräberstadt in der Nähe von Queenstown) und Umgebung auf die Suche machen. Wir treffen dabei auf viele andere Kollegen, die mit Schaufel und Waschpfanne das ersehnte gelbe Metall den Flüssen zu entlocken suchen. Aber so fest wir (also eben Pia) uns anstrengen – es ist vergebens.

Ohne den ersehnten Goldfund fahren wir weiter in den Norden der Südinsel. Die grüne Linie zeigt unsere Fahrt von Queenstown nach Picton, wo wir dann mit der Fähre übersetzen nach Wellington auf der Nordinsel.
Bei unserem ersten Zwischenstopp, in Wanaka – einem beliebten Sommer aber auch Winter Ferienort, treffen wir zum Zweiten Mal unsere Freunde von der Segelyacht Limelight. Mit Michael und Anette unternehmen wir eine Fahrradtour entlang des nordwestlichen Ufers des Wanaka Lakes.
Am Anfang unserer Fahrradtour kommen wir beim am meisten fotografierten Baum Neuseelands vorbei. Der «That Wanaka Tree» ist eine Silber-Weide, die alleine draussen im See steht und dank dieser exponierten Lage beliebt ist bei Instagrambild-Jägern und anderen Fotografen (mich eingeschlossen).
Die 15 Kilometer (eine Richtung) lange Bike Tour führt uns entlang einer wunderschönen Klippenlandschaft, die vor allem in der zweiten Hälfte einiges an Steuerkunst abverlangt.
Nach Wanaka, das noch mitten in den Südalpen liegt, überqueren wir die Berge und fahren ab Haast an der Westküste entlang nordwärts. Unterwegs faszinieren uns immer wieder fantastische Küstenlandschaften (hier: Bruce Bay).
Wir sind unterwegs zu einem der viel besuchten Gletscher, den «Fox Glacier». Bei der Anfahrt passieren wir viele kleine Bergseen in romantischer Moorlandschaft.
Fox Gletscher: Bis zum Gletscher dürfen wir nicht wandern, aber auch vom Ende des Wanderweges präsentiert sich ein schönes Panorama.
Auf unseren Wanderungen entdecken wir immer wieder weit verbreitete, dann aber auch seltene Vögel an:
1: Takahe; flugunfähig, galt als ausgestorben, wurde 1948 wieder in den Wäldern um den Te Anau See entdeckt, dort haben wir ihn in einer Aufzuchtstation gesehen
2: Kea; Neuseelands einzigartiger Alpenpapagei ist vom Aussterben bedroht. Uns hat er auf dem Arthur Pass Brot geklaut.
3: Weka; sein Gefieder sieht fast aus wie dasjenige des Kiwi und wird deshalb gerne mit diesem verwechselt. Kommt heute wieder häufig vor, ist neugierig und oft anzutreffen, wo Touristen sich verpflegen.
4: Maori-Fantail; das Wort «Fantail» bedeutet fächerartiger Schwanz. Dieser kleine Vogel, der in ganz Neuseeland weit verbreitet ist, aber nur hier vorkommt, schwirrt uns immer wieder um den Kopf, fliegt uns sogar nach. Wir sind glücklich darob: er jagt die Sandfliegen, die an unser Blut wollen.
5: Robin; zeigt Interesse an jeder deiner Bewegungen, weil du mit den Füssen das Lauf aufwirbelst und dabei Insekten aufscheuchst. Mich hat sogar einer in die Zehen gepiekt.
6: Weisswangenreiher; deutlich erkennbar an seinem weissen Gesicht, jagt in Süsswasser und Salzwasser.
Nach unserem Besuch im Gletscherland mit dem Fox und dem Franz Josef Gletscher fahren wir weiter nordwärts. Wir machen einen Abstecher auf den zweithöchsten Pass in Neuseeland, den 920 Meter hohen Arthur Pass, der Christchurch im Osten mit der Westküste verbindet. Hier führte 1864 Arthur Dudley Dobsen die ersten Europäer über den Pass, nachdem er von Maori Jägern von diesem Übergang erfahren hatte. Weil kurze Zeit später an der Westküste Gold gefunden wurde, gewann der Übergang rasch an Bedeutung.
Der Westanstieg zum Arthur Pass ist berüchtigt für seine Erdrutsche und Lawinen. In den späten 1990er Jahren wurden hier umfangreiche Ausbauarbeiten und Hangsicherungen vorgenommen. Der 1999 fertiggestellte Otira Viadukt überspannt 440m unsicheres Gelände und sichert diesen Abschnitt. Aufgrund der Enge des Tales war man gezwungen, den Viadukt mit der aussergewöhnlich hohen Steigung von 12% bis 16% (europäischer Standard für frostgefährdete Straßen: 6 bis 8%) zu errichten.
Wieder zurück an der Westküste besuchen wir die «Pancake Rocks» – die Pfannkuchen Felsen.
Sehr abwechslungsreiche Küstenlandschaft an der Nordwestküste der Südinsel. Hier prallt das manchmal brutale Tasmanische Meer auf das Festland und holt sich Stück um Stück davon zurück.
Der Oparara Arch ist der grösste natürliche Felsbogen auf der Südhalbkugel der Erde: 219 Meter lang, 79 Meter breit und 43 Meter hoch. Der Oparara Fluss hat sich hier über Jahrtausende durch den Kalkstein gearbeitet.
Der Oparara Fluss ist durch Tannine (pflanzliche Gerbstoffe) rötlich gefärbt.
Der Buller Fluss hingegen ist glasklar und eher grünlich in seiner Farbe. Im Hintergrund Neuseelands längste Hängebrücke, 110 Meter lang und 117 Meter hoch.
Auch wenn man schon viele Hängebrücken passiert hat – die Buller Gorge Hängebrücke lässt auch unser Adrenalin etwas ansteigen.
Wir verlassen das Gebiet der Südalpen und nähern uns dem nördlichen Teil der Südinsel. Das Gebiet wird flacher und die Täler weiter. Ideale Voraussetzungen für Ackerbau, Obstplantagen oder wie hier im Bild: Hopfenanbau.
Mit Hopfen wird bekanntlich Bier hergestellt. Neuseeland pflegt eine ausgesprochen vielfältige Bierkultur. Fast in jedem grösseren Ort gibt es Mikrobrauereien, die wirklich exzellentes Craft Bier brauen. Das schmeckt offensichtlich nicht nur mir …
Mittlerweile sind wir ganz im Norden der Südinsel angelangt, in Motueka, am Rande des Abel Tasman Nationalparks. Mit Taxi Booten lassen wir uns Mitten in den Nationalpark fahren und wandern von dort wieder an den Ausgangspunkt zurück. Die Ufer sind hier so flach, dass die Passagiere an Land auf die Boote geladen werden. Traktoren mit breiten Reifen stossen dann die beladenen Boote auf dem Trailer einige hundert Meter ins seichte Wasser hinaus, wo die Boote dann ins Wasser geschoben werden.
Abel Tasman: Unterwegs führt die Schifffahrt an diesem riesigen, gespaltenen Felsbrocken vorbei. Sein sinniger Name: der geteilte Apfel.
Abel Tasman: Eine Maori Statue markiert den Start der Wanderung
Abel Tasman: Zu Beginn präsentiert sich der Wanderweg sehr steil und der prallen Sonne ausgesetzt. Triefender Schweiss ist garantiert!
Nach dem kurzen, ruppigen Anstieg wird die Strecke flach und bietet immer wieder fantastisch schöne Aussichten über Nationalpark und das Meer
Wir wagen uns noch an den ganz äussersten Nordwestzipfel der Südinsel, in die Golden Bay. Unterwegs fahren wir durch Karstgebirge mit unzähligen Höhlensystemen. Eines der schönsten, die Ngarua Caves, erkunden wir etwas genauer.
Ngarua Caves: diese Höhle wurde bekannt, weil darin mehrere völlig intakte Skelette des heute ausgestorbenen Moa gefunden wurden. Moas waren riesige, flugunfähige Laufvögel, die durch die ersten Menschen, die Neuseeland besiedelten, ausgerottet wurden. Auf ihrer Suche nach Nahrung sind die Vögel in Löcher in der Höhlendecke gestürzt und dann im Cave eingeschlossen verhungert.
Wir sind nun am äussersten Nordwestzipfel der Südinsel angelangt, am «Farewell Spit». Der obere Teil des Bildes zeigt eine Sandbank, die vom Strömungs-Wirbel, der durch das Zusammentreffen des Pazifiks und des Tasmanischen Meeres entsteht, aufgebaut wird. Die Sandbank wächst pro Tag rund 0.5 Meter ostwärts. Heute ist deren Länge rund 27 Kilometer. Die rote Linie markiert einen ausgeschilderten Track, rund 12 Kilometer, den wir unter die Füsse nehmen.
Querung der Dünen – man wähnt sich irgendwo an der Nordsee
An der Nordküste entlang, bei starkem Gegenwind, zurück an den Ausgangspunkt.
Am Kap Farewell, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Der Name des Kaps stammt von einem berühmten Seefahrer. Hier hat Kapitän James Cook zum letzten Mal Land gesehen bevor er sich 1770 wieder zurück nach England aufmachte.
Die ewige Brandung des Tasmanischen Meeres schleift und reibt unaufhörlich an den Felsen und gestaltet fantastische Gebilde.
Nach den vielen Wanderungen ist auch mal ein feiner Tropfen verdient. Diesen finden wir in einem der zahlreichen Vineyards (Weinberge) unterwegs nach Nelson. In den Neudorf Vineyards degustieren wir die Produktion des vergangenen Jahres. Die Ernte dieses Jahr beginnt in ein paar Wochen.
Wir sind in Nelson angelangt, unserer letzten Station, bevor es in Picton wieder auf die Fähre rüber zur Nordinsel geht. Von diesem Berg aus über der Stadt begannen die ersten Vermessungen von Neuseeland. Alle Distanzen wurden von diesem Triangulationspunkt aus, der deshalb das «Zentrum Neuseelands» genannt wird, bestimmt.

Am 8. März haben wir die Fähre von Picton nach Wellington gebucht. 6 Wochen Südinsel Neuseeland liegen hinter uns. Wir haben auf unserem Weg spannende, freundliche, interessante und fröhliche Menschen kennen gelernt. Nicht so spontan und unbeschwert wie die Polynesier, aber ein guter Mix zwischen europäischer und polynesischer Mentalität. Die Natur, die uns die Insel offenbart hat, liegt in vielen Bereichen recht nahe bei dem, was wir aus der Heimat kennen, mit dem wesentlichen Unterschied, dass einfach viel weniger davon besiedelt ist. Und das ist herrlich!

Nun geht es weiter auf der Nordinsel. Es bleibt uns noch genau ein Monat, um diesen Teil Neuseelands zu erkunden, restliches Material für unsere Lupina zu organisieren, Treffen mit Freunden zu koordinieren und dann unsere neu zertifizierte Rettungsinsel irgendwie nach Fiji zu verfrachten. Wie uns das alles gelingt? Es bleibt spannend – folge den Lupinchen auf die Nordinsel!

Südinsel von Neuseeland (Teil 2: der Südwesten)

Im letzten Bericht unsere Reise entlang der roten Linie beschrieben. Nun befahren wir die gelbe Linie. Von Bluff ganz im Süden von Neuseeland bereisen wir als erstes das Fiordland, die südwestliche Ecke der Südinsel. Von da geht’s zunächst zurück in den Süden, wo wir die gewartete Rettungsinsel (siehe dazu das Video) in Empfang nehmen können. Danach fahren wir quer durch die Südalpen bis Arrowtown bei Queensland.
Unser erstes Nachtquartier in Te Anau. Wir sind in den Bergen und auf dem Land. Die Gebäude sind sehr rustikal, aber zweckmässig ausgestattet.
Eine alte Scheune ist zum Gemeinschaftsraum mit Küche und Essraum umgebaut. Sogar eine Lounge mit Billardtisch findet Platz.
Der Lake Te Anau ist der grösste See der Südinsel. Er erinnert uns stark an den Vierwaldstättersee in der Schweiz, ist aber mit seinen 344 km2 etwa 3x grösser.
Die östliche Uferzone des Te Anau Sees wird bewirtschaftet (Weiden für Kühe und Schafe). Einige Bäume haben die Rodungen, die in den letzten 200 Jahren stattgefunden haben, überstanden.
Diese Hütte aus dem Jahre 1890 diente Bauern und Viehzüchtern als Unterkunft.
Die Hütte ist sehr spartanisch ausgestattet: ein einziger Raum mit einer Holzpritsche, einer steinernen Feuerstelle mit Kamin und einem Holzladen als Abstellfläche.
In Neuseeland gibt es Tausende von Wanderwegen. Einige davon führen über mehrere Tage durch die wilde Natur. Der Kepler Track zählt zu den «Great Walks» und ist eine drei- bis viertägige Rundwanderung im Fiordland Nationalpark. Mit dem Taxi Boot lassen wir uns von Te Anau zur Broad Bay bringen und wandern einen Teil des Kepler Tracks zurück nach Te Anau. Im Gegensatz zum Ostufer sind Süd- und Westufer des Sees sehr feucht. Überall herrlich grünes Moos: Wir fühlen uns in einer Märchenlandschaft.
Das feuchtwarme Klima zaubert viele Arten von Pilzen aus dem Boden, manche schön farbig.
Im Norden des Te Anau Sees, auf dem Weg zum Milford Sound, befindet sich der Lake Marian. Ein Bergsee, der die umliegenden Berge fantastisch schön spiegeln soll, wenn das Wasser glatt ist. Unser heutiges Tagesziel.
Gute Fitness ist für die dreistündige Wanderung von Vorteil.
Der Lake Marian.
Eine unglaubliche Begegnung! Ich mach es kurz: auf dem Abstieg vom Lake Marian kommen uns zwei Wanderer entgegen. Er ist nicht ganz sicher, welches der richtige Pfad ist. Wir bestätigen auf Englisch. Er vermutet auf Grund meines Dialektes richtig: «Seid ihr Schweizer?» Wir nicken. «Ah, dann können wir Schweizerdeutsch reden!» Sie zum mir blickend: «Habt ihr ein Segelboot?». Wir bejahen erstaunt. Sie: «Dann müsst ihr Köbi und Pia sein!». Wir sind baff! Die Beiden stellen sich als Sarah und Ali vor und bald erfahre ich, dass Sarah mir verwandt ist. Vor ihrer Neuseelandreise hat sie von ihrer Mutter erfahren, dass ihr Cousin (also ich) mit einem Segelboot die Welt bereist und zurzeit gerade auch in Neuseeland weilt. Ist das nicht unglaublich? Hätten wir ein Treffen an diesem einsamen Ort abmachen wollen – das hätte nie geklappt!
Ein weiterer Ausflug von Te Anau aus, diesmal mit diesem Schnellboot. Der Wind bläst stark, aber wir sind uns, im Gegensatz zu einem Teil der anderen Passagiere, an Wellen gewöhnt.
Die Schiffsfahrt führt uns zu den Glowworm Caves (Glühwürmchen Höhlen), hier schematisch dargestellt.
Leider darf man in der Höhle keine Kameras benutzen, da es die Glühwürmchen stören würde. Deshalb ist dieses Bild für einmal aus dem Internet kopiert.
Bei den hier vorkommenden Glühwürmchen handelt es sich um die Larve einer Fliege. Die 2-flüglige Fliege lebt nur wenige Tage. In dieser Zeit legt sie ihre über 100 Eier und klebt sie an die Felsdecke der Höhle. Nach etwas mehr als 20 Tagen schlüpfen Larven (die Glühwürmchen). Diese beginnen sofort damit, klebrige, fadenartige Leinen an der Decke aufzuhängen (Bild), mit Hilfe deren sie andere kleine Insekten als Beute fangen. Dabei erzeugen sie ein fluoreszierendes Licht, das die Insekten anzieht. Nach 9 Monaten verpuppen sie sich und 2 Wochen später schlüpft die junge Fliege – der Kreislauf beginnt von Neuem.
Wir machen einen eintägigen Ausflug zum Douptful Sound. Mit dem Auto fahren wir von Te Anau nach Manapouri (rote Linie rechts im Bild). Von da geht’s mit dem Schiff über den Lake Manapouri (orange Linie), dann mit einem Bus vom West Arm des Sees über die Berge nach Deep Cove (rote Linie) und dann von dort wieder per Schiff durch den Sound bis auf das offene Meer hinaus.
Fahrt über den Lake Manapouri. Das Wetter ist zu Beginn noch recht sonnig. Später kommt Bewölkung auf, aber es regnet nicht.
Fahrt im Bus durch den üppig grünen Regenwald.
Blick vom Passübergang westwärts auf den Douptful Sound.
Per Schiff geht’s weiter in den Sound hinaus bis ins Tasmanische Meer.
Der Douptful Sound ist speziell bekannt wegen der unzähligen, zum Teil sehr hohen Wasserfälle, die sich entlang seiner steilen Felswände in die Tiefe stürzen.
Wir verbringen eine gute Woche im Gebiet um Te Anau. Dann erhalten wir die Meldung, dass unsere Rettungsinsel abholbereit sei. Also machen wir uns wieder auf nach Süden. Unterwegs vertreten wir uns die Füsse im Rakatu Sumpfgebiet (Bild), ein breites Schwemmland des Waiau Rivers, der die beiden Seen Lake Te Anau und Lake Manapouri nach Süden abfliessen lässt.
Die Hängebrücke von Clifden, mit 111.5 Metern Neuseelands längste hölzerne Hängebrücke. In den Jahren 1898/99 innerhalb 10 Monaten über den Waiau Fluss gebaut.
Wir machen einen Zwischenstopp in Riverton, früher ein wichtiger Hafen für Walfänger und Zentrum der Holzverarbeitung. Wohin Pia da guckt? Von hier aus gibt es nur noch Wasser bis zur Antarktis. Es gibt nur 2 Länder, die weiter in den Süden ragen wie Neuseeland: Chile und Argentinien.
Kennst du «Geocaching»? Wir bis vor kurzem auch nicht, aber nun sind wir fast etwas süchtig danach. Es ist eine Art von Schatzsuche mit einem GPS-Gerät. Dazu brauchst du eine App. In dieser App kannst du nachschauen, wo in der Umgebung ein Schatz versteckt liegt. Mit deinem GPS fähigen Handy machst du dich auf die Suche und wenn du Glück hast, findest du den Schatz. Pia hat hier gerade einen Schatz gefunden.
Nachdem wir unsere perfekt gewartete Rettungsinsel in Bluff abgeholt haben, beginnen wir mit unserer Reise zurück in den Norden. Unsere erste Station ist Queenstown, ein Nobelort im Herzen der Südalpen. Von hier aus gibt es im Südsommer herrliche Wanderungen, im Winter überschwemmen Skifahrer aus aller Welt die Stadt.
Wir machen uns auf, einen der höchsten Berge in der Umgebung zu besteigen. Unterwegs sehen wir grosse, zusammenhängende Waldflächen, die abgestorben und verdorrt sind. Wir erfahren, dass die Bäume aus der Luft chemisch getötet werden, weil es die falschen Pflanzen sind für diese Gegend. Gewinngier in der Holzwirtschaft hat in vielen Teilen des Landes zu Naturkatastrophen geführt. Nun versucht man, das Rad zurück zu drehen und die ursprünglichen Pflanzen wieder anzusiedeln. Bleibt zu hoffen, dass die landesweit eingesetzten Chemikalien gegen unerwünschte Pflanzen keine anderweitigen unliebsamen Nebenwirkungen haben auf die Natur.
Quizfrage: was ist das? Antwort: eine öffentliche Toilette. Sehr umweltfreundlich mit Regenwasser für die Spülung und septischem Tank. In Neuseeland findest du überall, sogar entlang von Wanderwegen weit weg von der nächsten Zivilisation, ein öffentliches WC.
Geschafft – nach über 1’000 Metern steilem bergan Steigen ist der Ben Lomond (1’748m) erklommen. Es bietet sich ein toller 360° Rundumblick.
Am nächsten Tag (mit gehörigem Muskelkater in den Beinen von der Wanderung am Vortag) schnuppern wir mal ein wenig im Paradies (auf Englisch Paradise geschrieben)
Paradise liegt am Ende eines langen Tales, das sich an den 80 Kilometer langen Lake Wakatipu anschliesst. In der Distanz zeigen sich die schneebedeckten Berge der Südalpen (ab ca. 2’500 Meter liegt dort Schnee).
Würden hier Kühe statt Schafe weiden würden, könnte man sich in den Schweizer Alpen wähnen.
Einfach schön

Etwas nördlich von Queenstown liegt Arrowtown. Die Fahrt dorthin bringt uns etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Geologisch gesehen gehört Neuseeland zu den jüngsten Landflächen der Erde. Kulturgeschichtlich betrachtet ist es das Land, das als letztes von Menschen besiedelt und gestaltet wurde. Aus europäischer Sicht liegt Neuseeland am anderen Ende der Welt. So erklärt es sich, dass die im südlichen Pazifik liegenden Inseln, die heute den Staat Neuseeland ausmachen, erst Mitte des 17. Jahrhunderts Aufmerksamkeit bekamen. Es wurde zwar bereits im Dezember 1642 erstmals durch einen Europäer, den holländischen Seefahrer Abel J. Tasman, entdeckt. Es sollten aber 127 Jahre vergehen, bis Europäer dem Land intensivere Aufmerksamkeit schenkten. Diesmal war es der bekannte James Cook, der bei seiner Expedition in den Jahren 1769 und 1770 beide Hauptinseln umrundet hat und in seinen Aufzeichnungen festhielt, dass er Neuseeland für ein hervorragendes Siedlungsgebiet hält. Reich an fruchtbarem Land, auf dem europäische Pflanzenkulturen bestens gedeihen würden, zeichnete er ein überaus positives Bild, in dem er auch von den Maori (den Ureinwohnern auf den Inseln, die ab dem 13. Jahrhundert sporadisch mit ihren Kanus hier landeten) keine Gefahr ausgehen sah.

Angeregt durch Cooks positiven Berichte und von der Hoffnung getragen, gute Geschäfte machen zu können, stieg das Interesse an Neuseeland ab Anfang 1790 rapide. War es anfänglich Handel mit Flachs und Holz, welches Europäer anzog, folgten bald Wal- und Robbenfänger, die hier Wale und Robben in grossen Mengen vorfanden. Zu den Händlern und Walfängern gesellten sich sehr bald auch Abenteurer, Schmuggler und Schnapshändler. Selbst entflohene Sträflinge der britischen Kolonie von Australien und Deserteure von Schiffen versuchten ihr Glück in dem aufstrebenden Ort. Als 1861 auf der Südinsel Gold gefunden wurde begann eine regelrechte Invasion, binnen weniger Monate kamen mehr als 10’000 Goldsucher ins Land.

Arrowtown: Hier wurde 1861 Gold gefunden. Dieses Gebäude aus dem Jahr 1862 dürfte einiges von der damaligen Zeit zu erzählen haben..
Ein Bild aus den 1860er Jahren. Es zeigt die Hütte eines Goldgräbers in Arrowtown.
Einige der Hütten von damals sind noch gut erhalten. In dieser Gegend kann es im Winter recht kalt werden, sogar Schnee ist möglich. Deshalb wurde in jedes Haus auch eine offene Feuerstelle mit steinernem Aussenkamin angebaut. Das Haus im Bild gehörte einem der zahlreichen Chinesischen Goldgräber, die in Arrowtown ihr Glück suchten.
Animiert durch die vielen Geschichten über die grossen Goldfunde machen wir uns auch auf die Goldsuche. Pia durchsucht schon mal fleissig den Schwemmsand im nahen Bergbach.

Ob wir auch Gold finden und was wir auf der Weiterreise auf der Südinsel erleben, das erfährst du im nächsten Bericht. Es bleibt spannend – folge den Lupinchen in die Goldgrube!