Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Pia und Köbi wollen mir noch mehr zeigen, die Weiterreise ruft. Also heisst es am 18. September: Anker hoch! Bei Ebbe schlüpfen wir durch den engen Pass ins offene Meer. Wir sind unterwegs zur Insel Matuku, etwa 120 Seemeilen, bei gutem, achterlichem Wind. Meine zweite Nachtfahrt steht an. Die Wellen werden immer höher, über drei Meter, und die Lupina rollt mit im Mittel fünf Knoten durch die Nacht. Das Rollen begeistert mich gar nicht, Schräglage ist mir sympathischer. Der Anker fällt nach 21 Stunden in einer sehr windigen Bucht mit vielen Korallenköpfen. Beim Navigieren ist grosse Vorsicht angesagt. Ob der Anker hält mit Fall Böen bis zu 35 Knoten? Er hält….
Wieder ist eine Sevusevu Zeremonie fällig. Diesmal ist sie kurz und bündig: der Dorf Chief ist abwesend, sein Sohn und ein Sprecher übernehmen diese Rolle und erlauben uns, die Insel zu erkunden. Viele Blumen und kleine Gärten schmücken dieses am Hang liegende Dorf. Auf einem betonierten Weg steigen wir zur Schule auf, da können wir für 40 Rappen eine Stunde lang vom Internet profitieren. Die Schüler sitzen in verschiedenen Klassenzimmern und schauen neugierig, wer da vorbeizieht. Ein Junge bringt uns auf Geheiss seiner Lehrerin freundlicherweise drei Stühle. Um 12 Uhr ertönen zwölf Schläge, von einem Knaben auf der Holztrommel geschlagen. Ruhig und diszipliniert strömen die Schüler aus den Klassenräumen. Einige gehen nach Hause, andere geniessen den Lunch vor Ort.
Nach einem Spaziergang über einen kleinen, holprigen Waldweg zum nächsten Dorf, geht es dem Strand entlang zurück zum Dinghi und dann auf die Lupina.
Trotz klarem Wasser und farbigen Korallenbänken in der Nähe schaffe ich es nicht, ins Wasser zu hüpfen. Der Wind bläst mir zu stark. «Beim nächsten Ankerplatz», sage ich mir. Aber es soll anders kommen. Die Wetterdaten zeigen für die nächsten Tage stark zunehmenden Wind. Die gemeinsame Entscheidung fällt, bereits am nächsten Tag zur Insel Kadavu aufzubrechen.
Der Abschied am nächsten Tag fällt uns leicht. Noch mehr Wind und schlechtes Wetter drohen. Jetzt noch ist die Lage günstig und wir haben Glück, die Sicht ist noch gut. Köbi manövriert uns sicher durch den Pass.
Die zunehmend schlechtere Sicht macht eine Durchfahrt durch einen der Pässe auf Kadavu zu gefährlich. Noch in der Nacht entscheiden wir uns, nach Norden abzudrehen und bis Suva, dem Hauptort von Fiji, zu segeln. Nach 24 Stunden ruppiger Fahrt fällt der Anker in der weiten, offenen, aber gut geschützten Bucht von Suva. Welch ein Unterschied, jetzt zwischen Fracht- und Fischerflotten zu ankern.
Der Himmel bleibt den ganzen Tag grau und verhangen. Immer wieder zieht Regen über uns durch. In den nächsten Tagen bleibt das Wetter wechselhaft. Unsere Landgänge bleiben kurz, immer aber führt der Rückweg durch die Bar des Royal Suva Yacht Clubs, wo Köbi ein Mitglied werden muss, damit wir den Dinghi Steg nutzen dürfen.
Zwischen zwei Regengüssen flüchten wir ins Mac Donalds nebenan. Wir besichtigen noch eine katholische Kirche (wo gerade wunderschöne Gesänge von einer jungen Musiker Crew auf Tonband gebracht werden), dann ist unsere Motivation durchgenässt und wir kehren zur Lupina zurück. Natürlich will Köbi auf dem Weg dorthin in seine Royal Suva Yacht Club Bar.
Schon sind die fünf Wochen vorbei, es heisst Abschied nehmen von Pia, Köbi und Lupina. Es war eine sehr schöne und ereignisreiche Zeit. Einsame Buchten, Naturwunder, hübsche Dörfer und sehr freundliche Bewohner haben mein Herz und Auge erfreut. Wind und Wellen, Schräglage und rollige Fahrten tagsüber mag ich ganz gern. Nachtfahrten hingegen sind definitiv nicht mein Ding.
Von Herzen DANKE für diese schöne Zeit mit euch. Es war eine einmalige Gelegenheit, diese entfernte Gegend zu erkunden. Geduldig habt ihr immer meine Fragen beantwortet, ins Dinghi rein und raus geholfen und vieles mehr.
Wie immer werde ich euch im Kielwasser folgen und kann mir jetzt auch besser vorstellen, wie es sich in gewissen Situationen anfühlt.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!