Passage durch den Panama Kanal

Der Panama Kanal, erstellt zwischen 1903 und 1914, ist eines der weltweit bekanntesten Bauwerke. Er erstreckt sich über rund 80km von Colon auf der Atlantikseite quer durch Panama südwärts nach Panama City zum Pazifik. Jährlich wird er von rund 14’500 Schiffen passiert. Die Grösse der Schleusen hat fast ein Jahrhundert lang die maximale Grösse der weltweit gebauten Schiffe bestimmt. Schiffe der sogenannten «Panamax-Size» passen gerade noch zentimetergenau in die Schleusen (320 Meter lang, 33,5 Meter breit).

Der Panama Kanal – die rote Linie – führt vom Atlantik in den Pazifik

Der Kanal hat auf jeder Seite 3 Schleusenstufen, wovon jede rund 8 Meter Höhendifferenz überwindet. Auf der Atlantik Seite heben die Gatun-Schleusen die Schiffe hoch in den Gatun See und auf der Pazifik Seite führen zuerst Pedro Miguel (1 Stufe) und dann Miraflores (2 Stufen) runter in den Pazifik. Jede Stufe besteht aus einem parallel angeordneten Schleusenpaar, so dass die Schiffspassagen im Pendelverkehr möglich sind. Zwischen den Schleusen fahren die Schiffe durch einen riesigen Stausee, den Lake Gatun, der durch das Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatun-Damm entstanden ist. Ein 12,7 Kilometer langer, tief ins Gelände eingeschnittener Kanal (Culebra oder Gaillard Cut) führt dann schlussendlich durch das Gebirge zu den Schleusen im Süden. Mit jeder Schiffspassage fliessen über die Schleusen fast 200 Mio. Liter Süsswasser ins Meer. Das ist in der Regenzeit kein Problem, aber in den Trockenperioden braucht es Ausgleichsbecken, in die das Wasser wieder hochgepumpt werden kann.

Ein 10 Jahre dauerndes Erweiterungsprojekt, das 2016 abgeschlossen wurde, ergänzte den Panama Kanal durch zwei 3-stufige Schleusen: Agua Clara (Atlantik, Bild zeigt Schleuse von Norden nach Süden hoch in den Gatun See) und Cocoli (Pazifik). Die neuen Schleusen erlauben die Durchfahrt von supergrossen Schiffen, der sogenannten «neoPanamax-Size» (427 Meter lang, 55 Meter breit). Für eine Schiffs-Passage in dieser Kategorie muss der Reeder fast eine Million US-Dollar hinblättern. Im Gegensatz dazu sind die kleineren Schiffe der Panamax-Size mit rund 200’000 US-Dollar gerade billig
Für unser Schiff müssen wir 1’600 US-Dollar Transitgebühr und 240 USD andere Gebühren hinblättern. Dafür erhalten wir eine Schiffsidentifikationsnummer, die uns in Zukunft erlaubt, ohne die «anderen Gebühren» den Kanal zu passieren 😉

Nun der Reihe nach (etwas ausführlicher beschrieben, falls andere Segler davon profitieren wollen): wir haben uns entschieden, die Kanaldurchfahrt ohne die Hilfe eines Agenten zu organisieren. Das bedingt das Studium des genauen Verfahrens, ist aber unter dem Strich relativ einfach. Als Hauptinformationsquelle benutzten wir hauptsächlich die unter Langfahrten-Seglern gut bekannte Informations-Plattform «noonsite.com», sowie die Instruktion der Kanalbehörden (Procedures for Securing a Handline Transit of the Panama Canal). Bevor wir unsere Panamalandreise gestartet haben, wurde von uns per Mail die Kanalbehörde in Cristobal (Colon, OPTT-ARA@pancanal.com) angeschrieben und um eine Kanaldurchfahrt angefragt. Diesem Mail haben wir ein ausgefülltes Formular (Formular Nr. 4405, Information über Schiff und Crew) beigelegt und um einen Termin für die Messung des Schiffes gebeten. Nach zwei Erinnerungsmails erhielten wir ein weiteres Formular zugestellt, wo wir unsere Bankverbindung auf der 2. Seite des Formulars eintragen mussten (für die Rückzahlung einer Sicherheitskaution). Dies erledigten wir umgehend. Nach 3 Telefonanrufen war dann der Termin für die Vermessung festgelegt auf den 30. September 2021.

Der Vermessungsbeamte vermisst mit einem Rollmassband unser Schiff und wir stellen fest: unser 43 Fuss Schiff misst inklusive Überhang vorne (Ankergeschirr) und hinten (Davids mit Dinghi) rund 50 Fuss. Spielt aber keine Rolle: bis 65 Fuss Schiffslänge gilt ein Einheitstarif 😊
Wir haben uns oft gefragt, wieso immer noch ein Beamter auf die Schiffe kommt, um diese zu vermessen, wenn doch ein Einheitstarif gilt. Nun wissen wir die Antwort: sämtlicher Papierkram für die Durchfahrt wird anlässlich dieser Messung auf dem Schiff erledigt – hoch effizient! Von Beamten erfahren wir auch, dass man die Bezahlung von Transit, Gebühren und Kaution (total 2’900 USD) heute auch elektronisch erledigen kann. Bisher hatten wir überall gelesen, dass es nur in bar auf einer lokalen Bank möglich ist. Da wir uns schon für eine Barzahlung organisiert haben, bleiben wir dabei und fahren am Nachmittag zur angegebenen Bank
Als nächstes bereiten wir unsere Lupina für die weitere Reise vor. Wir wollen ihr eine Auffrischung des Antifoulings gönnen. Davon erhoffen wir, dass wir bis zu den Galapagos Inseln, wo sehr strenge Sauberkeitsbedingungen herrschen, ein blitzblankes Unterwasserschiff haben
Shelter Bay Marina Boat Yard: unser Arbeitsplatz für 6 Tage
Bild vom Propeller. Eine Reinigung von Muscheln und anderem Bewuchs ist dringend nötig
Abdampfen, Abkratzen der Muscheln und Anschleifen lassen wir vom Yard erledigen. Das neue Antifouling tragen wir in 2 Schichten mit Hilfe von Hacko (Bild, SY Anixi) selber auf
Um besser überprüfen zu können, dass die Farbe überall gut deckt, tragen wir zuerst eine schwarze, dann eine blaue Farbe auf
Pia kümmert sich unterdessen um die Haltbarkeit unseres Proviants. Um diesen möglichst gut vor Insekten und anderem Getier zu schützen und gleichzeitig platzsparend lagern zu können, kommt alles in Vakuumsäcke
Trotz arbeitsreichen Tagen reichts am Abend immer für den Pool oder in die Happy-Hour 😊
Dann ist es so weit: unsere Lupina hängt bereits wieder in den Schlingen für das Einwassern. Die letzten Stellen am Kiel, auf denen das Schiff bisher abgestützt war, werden noch mit Antifouling behandelt
Und dann schwebt sie wieder dorthin, wohin sie gehört: ins Wasser 😊😊
In der Shelter Bay Marina legen wir wieder am gleichen Steg an, wie vor dem Auswassern: direkt hinter der SY Anixi. Kaum angelegt, bringt uns Stanley (WhatsApp: +507-6523-3991, hat uns die Marina empfohlen) 6 Kugelfender und 4 Festmachertrossen für die Kanaldurchfahrt vorbei. Wir haben zwar selber Fender und Trossen, aber der Verschleiss in den Schleusen soll angeblich hoch sein Deshalb haben wir entschieden, für 120 USD die Dienste von Stanley zu nutzen. Er funktioniert absolut zuverlässig und professionell – wir können ihn sehr empfehlen
Nelly kommt an Bord! Die Freundin von Pia, die uns schon in den Kanaren besuchte und damals das Ausbleiben von Stürmen bedauert hatte, will es nochmals wissen. Sie wird uns bei der Kanaldurchfahrt als Deckhand helfen und dann mit uns die Las Perlas besegeln (hoffentlich auch diesmal ohne Sturm 😊😊)
Am 11. Oktober 2021 haben wir unseren Transit Termin. Diesen haben wir nach der Bezahlung unserer Rechnung wie vorgesehen in den Instruktionen per Telefon angefragt und gleich bestätigt bekommen. Wartezeiten gibt es zurzeit für Segelschiffe keine. Über Funk rufen wir am Tag vor dem Termin wie vereinbart die Kanalbehörde auf (Cristobal Signal Station, VHF Kanal 12). Uns wird mitgeteilt, dass wir ab 14 Uhr in der Marina bereit sein sollen. Gegen Mittag verlegen wir zur Tankstelle, um unsere Tanks zu füllen – die letzte Vorbereitung für das neue Abenteuer
Alles erledigt und wir haben noch Zeit, uns in der Bar gebührend von der Marina und seinem Chef Juanjo (im Hintergrund) zu verabschieden
Dann sind wir bereit: die vorgeschriebenen vier Linehandler Nora und Hacko (SY Anixi), Nelly und Pia (von links) und Skipper Köbi
Über Funk werden wir aufgefordert, spätestens 15:30 Uhr vor der Marina auf Anker zu gehen, und dort auf den «Advisor» zu warten. Der Advisor hat dafür zu sorgen, dass alle Regeln und Vorschriften des Kanals von der Schiffscrew eingehalten werden, und dass die Passage für alle sicher und angenehm erfolgen kann. Unser Advisor wird mit einem Launch-Boot gegen 16 Uhr auf die Lupina gebracht
Und dann geht es endlich los! Wir sind alle freudig aufgeregt: der Kanal! Ein besonderes Erlebnis! Gegen 17 Uhr fahren wir unter der neuen Brücke «Puente Atlántico» durch zu den Gatun Locks
Kurz vor 18 Uhr verabschieden wir uns mit einem letzten Blick durch das sich schliessende Schleusentor vom Atlantik
Wir durchqueren die 3 Gatun Locks zusammen mit dem Frachtschiff «Warnow Dolphin», einem kleineren Militärschiff und einem Fischerboot. Erst kurz bevor wir die Schleusentore passieren wird entschieden, dass wir alleine liegen werden. Wir haben Glück – genau das haben wir uns gewünscht. So reiben wir nicht gegen die Kanalwand oder an anderen Schiffen, sondern hängen lose an unseren eigenen 4 Trossen in der Mitte der Schleuse. Hier gibt der Advisor der Crew vorne, Nelly und Pia, noch wertvolle Tipps, wie sie sich bei der Ausfahrt aus der ersten von 3 Schleusen am besten verhalten sollen
Die Crew hinten (Nora und Hacko) scheint die Sache bereits im Griff zu haben
Vorne das Frachtschiff, auf der Seite an der Wand das Militärschiff und das Fischerboot und die Lupina in sicherer Distanz dahinter
Dann geht es Schlag auf Schlag durch die weiteren Schleusen. Die Handliner haben kaum Zeit, sich von ihrem anstrengenden Job auszuruhen. Sie müssen die Wurfleinen, die vom Rand der Schleusen zugeworfen werden, ergreifen, an unseren Trossen festbinden, die Trossen dann über Bord rauslassen, so dass sie am Rand der Schleuse über Poller gelegt werden können. Kaum sind sie festgemacht, müssen die Trossen dicht geholt werden, um das Schiff zu stabilisieren. Eine harte Knochenarbeit, aber mit der richtigen Technik gut machbar. Nora macht das super!
Kurz vor 19 Uhr öffnet sich für uns das letzte Tor zum Gatun See und wir werden in die Nacht entlassen. Alles ist am ersten Tag der Passage perfekt und ohne Schaden an Material oder Mensch verlaufen. Wir hatten besonders Respekt vor den Wurfleinen mit ihren Affenfäusten. Es gibt Geschichten, dass diese Wurfleinen vorne mit Stahlkugeln beschwert seien, so dass sie gut und weit fliegen. Wir hatten unsere Fenster abgedeckt mit Polstern und die Solarpaneelen demontiert. Es hat sich als unwahr erwiesen. Die Kugeln an der Leine waren zwar schwer, aber gut mit der Leine selber umwickelt (eben, eine richtige Affenfaust, wie es im Buche steht). Zudem waren die Werfer offenbar gut geübt und trafen meist zielgenau das Vordeck unseres Schiffes
In der Dunkelheit ging es dann nach der letzten Schleuse unter kundiger Weisung des Advisors rund 15 Minuten weiter zu dieser Boje, wo wir unser Schiff festmachen konnten. Ankern darf man während der Kanalpassage nicht – der Grund dafür bleib uns verborgen
Auch über diese Festmacherbojen hatten wir im Vorfeld viele Schauermärchen gehört und gelesen. Wir wollen daher beim Festmachen unsere Fender quer anbringen. Bevor der Advisor wieder von Bord geht, rät er uns davon ab und empfiehlt, die Fender so wie im Bild gezeigt festzumachen. Zudem eine Spring nach vorne, eine nach achtern und eine in der Mitte. Am nächsten Morgen hängt unsere Lupina immer noch perfekt in den Leinen und die Fender erfüllen ihren Job
Die Crew arbeitet perfekt: die Festmacherleinen liegen schon wieder bereit
Am nächsten Morgen gegen 8 Uhr früh kommt der Advisor für den 2. Tag an Bord
Zuerst ist nur der Steuermann gefordert, denn die nächsten 30 Seemeilen geht’s unter Motor zuerst über den Gatun See und danach über den teilweise nur einspurig befahrbaren Culebra Cut Kanal in Richtung Südosten (am Bildschirm also von oben links nach unten rechts)
Unterwegs überholen wir dieses Autotransportschiff «Dyonysos Leader» der NYK-Line. Es ist riesig, fasst bis zu 7’500 Autos. Um die Kurven muss er langsamer fahren als wir. Die Chance für Lupina, um daran vorbei zu preschen 😉
Wenn eines dieser neoPanamax-Size Schiffe durch den Culebra Cut fährt, wird dieser Abschnitt des Kanales für Gegenverkehr gesperrt
Wir kommen den Schleusen näher. Rund 1 Meile hinter dieser Brücke folgt das Pedro Miguel Lock
Pedro Miguel Lock: auf dem Weg nach unten werden die kleinen Schiffe vor den grossen Pötten positioniert. Das NYK-Schiff, das wir am Morgen überholt haben, wird zusammen mit uns runter geschleust. Wiederum haben wir einen Platz alleine in der Mitte der Schleuse. Während wir uns platzieren, öffnet sich auch die Schleuse am Himmel und die 4 Linehandler werden bei ihrem Job pudelnass
Ein Blick auf unsere Mobil Telefone zeigt, dass wir weltweit beobachtet werden. Viele Freunde und Bekannte verfolgen unseren Weg via Live-Kamera des Kanales und via Schiff Tracker. Dieses Bild wurde uns gleichzeitig aus Deutschland und aus Panama live per WhatsApp zugeschickt und zeigt, wie uns das NYK Schiff in die Miraflores Schleuse folgt. Vielen Dank der Silvestergruppe und nach Lucero – eure Teilnahme an unserem Abenteuer hat uns sehr gefreut!!
Das Grosse Ungetüm kommt uns bedrohlich nahe (Aufnahme Live Cam Miraflores Lock)
So zeigt sich die Situation dann von der Lupina aus! Ja, das grosse Schiff konnte rechtzeitig abgebremst werden 😊
«Nur nicht umdrehen!», denkt sich da Hacko und hält stoisch seine Position als hinterer Linehandler
Zweites Miraflores Lock – kurz nach 14 Uhr öffnet sich für uns die letzte Schleuse: hallo Pazifik, wir kommen!!
Puente de Las Americas: die Brücke, die Nord und Südamerika verbindet und die Ausfahrt in den Pazifik signalisiert
Beim Balboa Yacht Club, direkt nach der Puente de Las Americas, holt Stanley, der Leinen und Fender Lieferant, seine Utensilien mit einem Taxi Boot ab. Kurz danach verlässt uns auch der Advisor. Wir fahren weiter zum Ankerplatz «La Playita» und verbringen eine letzte gemeinsame Nacht mit der Anixi Crew. Am nächsten Morgen heisst es dann leider Abschied nehmen (seufz). Weil die gleich neben dem Ankerplatz liegende Marina Playita 35 Dollar fordert für ein kurzes Anlegen und Aussteigenlassen von 2 Passagieren, fahren wir die Beiden zum Balboa Yacht Club zurück, wo sie für 3 Dollar mit dem Taxi Boot abgeholt werden. Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen im Pazifik!!
Skyline von Panama City

Die Durchfahrt durch den Panamakanal war wunderschön, ein einmaliges Erlebnis. Zu Dritt (Nelly, Pia und Köbi) segeln wir nun weiter und erkunden in den nächsten Wochen die Las Perlas Inseln. Wie es uns da wohl mit den 4 Metern Gezeiten, den Mücken, Krokodilen und Haien ergeht?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser

Rundreise durch Panama

Seit dem 30. September sind wir wieder zurück auf der Lupina. In der Zeit seit dem letzten Bericht haben wir sehr viel erlebt, was wir im Folgenden in komprimierter Form erzählen wollen.

Zuerst reisten wir für knapp 5 Wochen in die Schweiz. Wie üblich durften wir wieder bei guten Freunden im Heimatdorf wohnen (vielen Dank Mandy und Dani!!) und haben von dort aus die jährlichen «Büroarbeiten» erledigt, Materialbestellungen für uns und Boot getätigt, sowie Familie und Freunde besucht.

Wunderschöne Zeit mit unseren beiden Grosskindern Jael (5, linkes) und Luisa (2, rechts)
Besuch bei unseren Segelfreunden aus Möhlin, Barbara und Ralph (SY Lille Venn, Bildmitte), die zur gleichen Zeit Heimurlaub in der Schweiz machen. Sie kennen wir von der Zeit in Bonaire und sind seither in regelmässigem Kontakt mit ihnen. Zusammen mit Chris und Ruedi (SY Pasitos) aus dem Baselbiet verbringen wir einen kurzweiligen und spannenden Nachmittag. An der Tischauslage ist gut erkennbar, weshalb wir in der Schweiz einige Pfunde zugelegt haben 😊
Eines von vielen High-Lights: Besuch aus Bonaire! Wendy und Sylvester, auch auf Heimatbesuch (Holländer, SY Tween), bringen den Mut auf und fahren mit dem Auto in die Schweiz und über die kurvenreiche Strasse nach Arosa. Zusammen erwandern wir die herrliche Berglandschaft in dieser wunderbaren Alpenwelt
Berg Kino in Arosa
Berg Kino in Panama

Am 12. September fliegen wir wieder zurück nach Panama. Direkt am Flughafen mieten wir für 3 Wochen ein Auto, fahren mit unserem Gepäck zur Lupina in die Shelter Bay Marina (Colon) und bereisen dann bis Ende September das Festland von Panama. Wir bereisen vorwiegend die Pazifikküste im Süden, die Berglandschaft im zentralen Westen von Panama und die Strecke über die Berge ins Gebiet von Bocas del Toro.

Das Wetter in der Schweiz war zwar während unserer Ferien meist sonnig, dennoch haben wir unsere natürliche Bräune ziemlich verloren. Schon am ersten Tag zurück in Panama reagiert unsere entblösste Haut mit leichter Röte. An einer unserer ersten Destinationen (El Valle de Anton) muss ein Panama-Hut her!
Gut haben wir in Arosa das Bergwandern trainiert. Denn hier in Panama führen die Wanderwege meist nur steil bergauf oder bergab. Nach der Übernachtung in einer sehr empfehlenswerten Herberge («Donde José») in Valle de Anton unternehmen wir eine Wanderung auf den ortsnahen Berg «La India Dormida» (die schlafende Indianerin). Der Weg führt steil den Berg hinauf
Kurze Verschnaufpause in einem kühlen Bachbett. Die Eingravierungen an der Felswand (Piedra Pintada) sollen angeblich von den Ureinwohnern stammen
Zuoberst auf der «La India Dormida» angelangt überrascht uns eine schroff abfallende Felskante
La India Dormida: hinter der Felskante eine sanft geschwungene Hochebene, fantastisch dieses Grün!!
Berge sind bei den Einheimischen beliebt. Auf dem Weg nach unten treffen wir diese Mutter mit ihren 3 Kindern an, die uns zügigen Schrittes entgegen kommen. Ihr Vater und 2 weitere Männer, alle bepackt mit schweren Kühlerboxen, grosser Boom-Box und einer Dose Bier in der Hand, folgen mit etwas Abstand. Sie alle sind auf dem Weg zum Berggipfel, um dort ihren Sonntagsbrunch zu geniessen
Erholung und Stärkung für den kommenden Tag: Frühstück auf der zimmereigenen Veranda im wunderschön gelegenen «Coffee Mountain Inn» im Bergdorf Santa Fe
Santa Fe: auch hier jucken unsere Bergziegen-Gene und treiben uns auf einen bekannten Aussichtspunkt, den «Cerro Tuté». Der Aufstieg ist kurz, aber sehr steil …
… aber oben auf dem «Cerro Tuté» werden wir mit einem 360° Rundumpanorama belohnt: vom Pazifik rüber zum Atlantik
Szenenwechsel nach Boquete am östlichen Hang des schlafenden Vulkanes Barú. Der Vulkan ist mit 3’475m der höchste Berg Panamas. Er war letztmals um 1550 aktiv, seitdem ruht er. Vor rund 700 Jahren gab es die letzte grosse Eruption, bei der die ganze Spitze des Vulkanes abgesprengt wurde. Bis kurz vor den Berggipfel führt eine für geländegängige Fahrzeuge passierbare Strasse. Zur Besteigung ist ein Guide erforderlich, nachdem es vor einigen Jahren zu einem tödlichen Unfall kam, weil sich Leute verirrt hatten. Die Bergbesteigung reizt uns zwar, erscheint uns aber wegen der vorgenannten Punkte wenig attraktiv. Wir entscheiden uns für Wanderungen entlang der Bergflanke, die immer wieder von grossen Gemüsefeldern unterbrochen ist
Vulkan Barú: überall kleine, mit Kanälen bewässerte Gemüsefelder
Vulkan Barú: die Gemüsefelder auf 1’000 – 2’000 Meter über Meer werden grösstenteils von Hand bewirtschaftet
Boquete: eine unserer Wanderungen führt uns zu den «Lost Waterfalls» – 3 wunderschöne Wasserfälle versteckt im Urwald. Natürlich ist der Weg das Ziel – und einfach wieder nur seeehr steil 😊
Lost Waterfalls: Rast beim Aufstieg – die Moral ist sichtlich noch in Ordnung 😉
Lost Waterfalls: Hier einer von den Dreien! Belohnt wird der Schweiss treibende Aufstieg mit wunderschöner, romantischer Szenerie, rauschendem Wasserfall und kühlem Bad
Boquete: zum Tagesabschluss nach der Erwanderung der «Lost Waterfalls» winkt eine Bier Degustation in der ortsansässigen Mikro-Brauerei
Boquete: wir streben nach Höherem! Im «Boquete Tree Trek Mountain Resort» buchen wir eine Tour über 6 verschiedene Hängebrücken. Die rund 2-stündige Wanderung mit Guide führt uns durch den dichten Urwald, meist am Boden, aber ab und zu auch über solch abenteuerliche Hängebrücken (die Höchste ist 75m hoch, die Längste 135m lang)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Ausblick von der Brückenmitte westwärts zum Vulkan Barú (im Hintergrund)
Boquete Tree Trek Mountain Resort: Der Tour-Guide, der uns mit spannenden Informationen und interessanten Fakten füttert, begleitet uns kompetent durch die Brückentour. Dass wir aber bereits wissen, wie diese Pflanze heisst (Paragua del pobre / Regenschirm der armen Leute), darob staunt er allerdings. Wir gestehen ihm, dass wir das schon in Costa Rica gelernt haben 😊
Cerro Punta: Die Westflanke des Vulkan Barú ist noch viel fruchtbarer als die Ostseite. Der Grund liegt darin, dass beim letzten Ausbruch um 1550 Asche und Lava auf die Westseite getragen wurden. Gemüse und Früchte aus dieser Region um den Hauptort «Volcán» decken die Versorgung des ganzen Landes ab
Auf unserer Wanderung zum Aussichtspunkt «Alto Respingo» am westlichen Ende des Wanderweges «Los Quetzales» treffen wir diese Schulkinder an. Es sind Guymi-Indianer. Die Frauen und Mädchen tragen immer diese bunten Kleider. Jeden Tag bewältigen die Kinder einen rund 3 Kilometer langen, steilen Schulweg. Wir Fremdlinge sind eine willkommene Abwechslung. Neugierig befragen sie uns über Herkunft und so weiter – gerne geben wir ihnen Auskunft und somit gleichzeitig auch Diskussionsstoff für den Rest ihres Weges nach Hause Zu beachten: Für einmal sind wir schuhtechnisch besser ausgerüstet 😊
Wandern gibt Hunger 😉man beachte die warme Jacke; hier auf 2’200m ist es gerade mal 22 Grad warm
Fahrt vom zentralen Hochland an die Atlantikküste im Staat Bocas del Toro
Das Klima ist in dieser Region besonders feucht und es regnet zu dieser Jahreszeit fast jeden Tag (meist am Nachmittag). Trotzdem (oder gerade deswegen) hängt überall immer viel Wäsche im Freien zum Trocknen. Würde die Wäsche zusammengefaltet und irgendwo versorgt, wäre sie schnell grau. Draussen an der Luft bleibt sie frisch
Wir fahren im Nordwesten von Panama in Richtung Grenze von Costa Rica. In der Kleinstadt Almirante, dem Ausgangspunkt am Festland zu der schönen Bocas der Toro Inselwelt, gefällt es uns gar nicht. Es ist eine Durchgangs-Hafenstadt mit viel Verkehr und entsprechender Hektik. Es zieht uns weiter nach Changuinola, einer ländlichen Kleinstadt mit entsprechendem Flair. Kurz davor geraten wir in eine friedliche Demonstration. Ein paar Autos versperren eine Brücke und stauen den Verkehr für ziemlich genau 1 Stunde. Wir erfahren, dass es um irgendwelche Streitigkeiten mit der Firma Chiquita handelt. Der weltbekannte Bananenproduzent besitzt in dieser Gegend von Panama riesige Plantagen und dominiert das Leben der Leute. Worum es bei der Protestaktion genau ging, haben wir nicht verstanden. Beeindruckt aber hat uns, wie ruhig die betroffenen Stauopfer den unbekannten Unterbruch ihrer Weiterfahrt in Kauf genommen haben
Frühstück an der Grenze zu Costa Rica: 2x Rührei mit Gemüse, 4x Kaffee für $ 4.50 – da strahlt Köbi 😊
Das Highlight unserer Panamarundreise: ein Besuch beim ex-Chef von Pia’s Bruder. Er hatte uns ans Herz gelegt, doch dort unbedingt vorbei zu schauen. Wir lieben Abenteuer, und so haben wir kurzerhand per E-Mail Kontakt aufgenommen. Zum Abschluss unserer Rundreise sind wir dann dorthin gefahren – und haben eine wundervolle Zeit mit Heidi und Werner (links im Bild) verbracht
Heidi und Werner leben seit 2004 zurückgezogen in der Nähe von Boquete in einem von Heidi entworfenen Haus, das uns mit seiner Architektur und seiner Gestaltung sehr überrascht hat
Pia geniesst die exquisite Atmosphäre
Eine wunderschöne Geschichte! Heidi und Werner haben seit Beginn ihrer Zeit in Panama Angestellte für ihr Haus und Umgebung. Schon bald haben sie erfahren, wie schwierig und gefährlich der Arbeitsweg durch Täler und über Berge für einige von ihnen war. Es gab nur einen Fusspfad und die reissenden Bäche mussten über Baumstämme balancierend überquert werden. Sie starteten zusammen mit der Dorfbevölkerung ein Projekt und koordinierten die Tätigkeiten. Es gelang ihnen, die Unterstützung weiterer grosszügigen Donatoren zu gewinnen. So konnten sie den Einwohnern helfen, einen kompakten, befahrbaren Weg durch ein Stück tropischen Regenwald sowie eine Brücke über einen Fluss zu bauen. 2019 konnte das Werk eingeweiht werden und die Einheimischen haben zum Dank ihre neue Brücke «Puente Suizo» (Schweizer Brücke) getauft. Das Bild zeigt die Tafel, die bei der Eröffnung enthüllt wurde. Weitere Details finden sich hier: www.lucero.ch
Die «Puente Suizo» erlaubt es heute, dass das Dorf mit Geländefahrzeugen erreicht werden kann und das zum Beispiel auch eine Ambulanz dorthin fahren kann
Fabio, der erste Gärtner von Heidi und Werner, lebt in dem durch die neue Brücke und Strasse erschlossenen Dorf. Er darf stolz darauf sein, denn die Bevölkerung hat selbst tatkräftig Hand daran angelegt
Lucero: Indisch-kanadische Investoren haben vor vielen Jahren ein riesiges Gelände von 71 ha in den Bergen bei Boquete erworben und darauf einen 18 Loch Golfplatz sowie viele grosse Bauparzellen errichtet. Heidi und Werner zeigen uns die Umgebung, in der sie wohnen. Da gehört der Golfplatz natürlich dazu
Die Besichtigungstour (die ganze Strecke beläuft sich auf über 6 km!) findet standesgerecht mit dem Golfwägeli statt– man beachte das Schweizer Kreuz – und am Heck prangt patriotisch das «CH» Zeichen 😊
Einmal sind wir auch Versuchskaninchen einer neuen E-Bike Tour in und um Boquete, die ein Bekannter von Heidi und Werner in sein Programm aufnehmen will
Die E-Bike Tour wird äusserst kurzweilig und obwohl wir vorher Boquete schon auf eigene Faust erkundet hatten, zeigt uns der kundige Führer Vincent viele weitere Attraktionen. Hier eine skurrile Felsformation, die durch erstarrte flüssige Lava entstanden ist
E-Bike Tour: Ein typisches Buswartehäuschen, das, weil es mitten in einer Kaffeeplantage steht, stilgerecht bemalt ist
E-Bike Tour: Früher gab es eine Eisenbahnverbindung von Boquete im Osten des Vulkanes Barú via David (Stadt am südlichen Fuss) nach Volcán im Westen. Leider ist sie heute stillgelegt, und die Gleise wurden zu Kandelabern für Strassenlampen umfunktioniert. Von dieser Zeit zeugt nur noch dieser Eisenbahnwagen mitten in Boquete. Heute wäre eine Eisenbahn wohl eine riesige Touristenattraktion
Zum Abschluss der E-Bike Tour gibt’s eine Degustation von würzigem, lokalem Bier. Es war eine sehr kurzweilige und informative Tour mit vielen Stopps um unter Anderem lokale Produkte wie Kaffee, Schokolade und Früchte zu versuchen. Wer die Tour auch probieren will – hier ist der Link zum Tour Operator: www.soulplanetcycles.com

Nach der schönen Zeit in Lucero/Boquete fahren wir zurück zur Lupina. Seit dem 30. September leben wir nun wieder auf geschätzt knapp 25 Quadratmeter Wohnfläche. Was für ein Szenenwechsel! Aber wir freuen uns auf das, was in den nächsten Tagen und Wochen kommt: Erneuerung des Antifoulings am Schiff, Besuch aus der Schweiz, Fahrt durch den Panamakanal, Pazifik und vieles mehr.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!