So schön warm wie auf dem Bild empfängt uns Cayo Largo nicht! Der nördliche Wind, der uns bei der rund 24-stündigen Überfahrt von Cienfuegos nach Cayo Largo noch freundlich unterstütz hat, lässt uns nun in der Nacht erstmals seit fast 2 Jahren auf den Kap Verden wieder Pullover und lange Hosen tragen. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf frische 16 Grad, was doch für kurze Hosen und T-Shirt etwas kühl ist. Zum Glück wechselt der Wind nach 2 Tagen auf West und bringt uns wieder die gewohnten 24 Grad in der Nacht.
Unsere Zeit in Kuba neigt sich nun dem Ende entgegen. Der Pazifik ruft, Frankreich steht uns aber mit seinem Einreiseverbot in Französisch-Polynesien im Weg. Wäre diese Inselgruppe offen, würden wir direkt von Kuba nach Panama durchsegeln und von da zügig durch den Kanal. Aber die Grenzen sind sicher bis zum 31. März geschlossen, und danach ist die Situation noch völlig unklar. Wir sind hin und her gerissen, ob wir es auf gut Glück nicht doch einfach probieren sollen oder lieber auf Nummer sicher gehen, und noch eine Saison hier auf der karibischen Seite bleiben. Wir versuchen nun seit ein paar Tagen, die Einreiseerlaubnis von den Cayman Islands zu bekommen. Das harzt! Trotz mehrmaligen E-Mails und Anrufen haben wir bis heute keine Bewilligung erhalten. Seit heute weht nun ein idealer Wind, mit dem wir perfekt in Richtung Süden zu den Cayman Islands gelangen könnten. Wir beschliessen, morgen Sonntag die Leinen zu lösen und mit einem soeben erhaltenen negativen Covid-Testergebnis in der Backs-Kiste George Town auf Grand Cayman anzulaufen.
Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!
Anders als in Santiago ist die Covid Situation in Cienfuegos einiges angespannter. Es gibt in dieser Provinz mehr Fälle (aber verglichen mit Europa oder Amerikanischen Ländern immer noch auf sehr tiefem Niveau), und die Massnahmen sind daher einiges strikter. Die meisten Restaurants sind geschlossen, oder dürfen nur Take-Away anbieten. Bars bleiben geschlossen, ebenso wie Museums und alle Touristen-Attraktionen.
Innerhalb drei Tagen sind wir erfolgreich, ein Mietauto aufzutreiben. Diesmal ist es ein fast neues Auto von einer renommierten Rental Car Firma (Cubacar), die nur 500 Meter von der Marina eine Station hat. Der Preis mit 55 Dollar pro Tag ist nur unmerklich höher als der vom 31-jährigen Fiat Tipo (die Klapperkiste) in Santiago. Wir sind happy und nehmen eine Rundfahrt ganz in den Westen von Kuba und nach Havanna unter die Räder.
Auch die 3 Millionen Einwohner grosse Hauptstadt von Kuba leidet stark unter dem US-Embargo und den Covid Restriktionen. Auch hier gibt es zurzeit praktisch keine Touristen und leider sind alle Museen (es gibt einige besonders berühmte und schöne – wir hatten diverse Besuche eingeplant) sowie sämtliche Musiklokale geschlossen. Wo sonst überall Musik durch die Strassen hallt, hört man nun das Gurren der Tauben oder das Plätschern der Parkbrunnen. Der Verkehr existiert fast nicht – wir sehen während unserer ganzen Reise keinen einzigen Stau. In den Gassen herrscht ein vielfältiges Kleinunternehmertum, das eigentlich gar nicht so zu einem sozialistischen Staat passt und aufzeigt, was alles möglich ist. Havanna ist im Wandel. Früher einst die wichtigste Handelsmetropole des ganzen Amerikanischen Kontinentes, wo die Eroberer ihre Beute sammelten und auf Schiffe nach Europa verluden, und wo später Al Capone und Konsorten während der Prohibition in der USA ihren Alkohol beschafften, sie ist nach langer revolutionsbedingter Pause und auch wegen der seit dieser Zeit auferlegten Embargos und Handelseinschränkungen regelrecht verkommen. Doch Havanna drängt auf die Weltbühne zurück. Den Rahmen dazu schuf der Stadthistoriker Eusebio Leal mit seiner gross angelegten Restaurierung der Altstadt, die immer noch in vollem Gang ist. Die Hauptattraktion von Havanna ist das von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte historische «Havanna Vieja». Wir lassen die Bilder sprechen!
Seit Samstag sind wir nun wieder zurück auf der Lupina, haben unser Visum um einen Monat verlängert und warten jetzt auf günstigen Wind, der uns nach Cayo Largo schiebt. Wir werden die fast 80 Seemeilen gemäss aktueller Windprognosen voraussichtlich am Dienstag Abend in Angriff nehmen und werden, wenn alles gut geht, am Mittwoch Vormittag in Cayo Largo ankommen. Dort werden wir wahrscheinlich Anett und Peter von der SY Annameera treffen, die wir aus Bonaire kennen.
Und nun noch ein paar Besonderheiten, die uns bisher in Kuba aufgefallen sind:
Die Kubaner scheinen Anstehen vor Geschäften, Banken und der Post zu lieben. Aber anders als in England stehen sie nicht schön in Schlange, sondern total ungeordnet. Sie haben ihr eigenes System: trifft man auf so eine Menschenansammlung, schreit man einfach laut «Ultimo?». Dann beobachte man genau die Menschmenge. Irgend jemand wird die Hand haben. Man merke sich diese Person, denn das ist die letzte Person in der Schlange. Die Pflicht des «Ultimo» lastet nun auf den eigenen Schultern, bis wieder jemand kommt und ruft «Ultimo?». Das ist ein schöner Moment, denn nun darf man die eigene Hand heben und ist die Pflicht des «Ultimo» los. Jetzt kann man ruhig wieder aus der Schar austreten und irgendwo im Schatten warten, bis man dann meist nach langem Warten endlich an der Reihe ist.
Die hilfsbereite und herzliche Gastfreundschaft der Kubaner macht Fremde zu Freunden
Sauberkeit: wir haben noch nie ein Land gesehen, in dem so viel geputzt, geschrubbt, gewischt, gehegt und gepflegt wird, nicht mal in der Schweiz
Fenster: die meisten Gebäude haben Fenster ohne Glasscheiben
Die Museen sind jetzt wegen Covid geschlossen, aber die Türen sind offen und es ist Personal anwesend, um einem zu sagen: «es ist geschlossen!» 😊
Bauhandwerk: die Leute müssen oft mit einfachsten und primitivsten Mitteln arbeiten. Aber was sie abliefern ist von hoher Qualität. Die Kubaner sind sehr gut gebildete und sehr begnadete Handwerker
Der Kubaner wirft nichts weg, das irgendwie noch gebraucht werden kann. Er repariert sich durch das Leben!
Der Kubaner ist erfinderisch
Obst, Gemüse und Früchte zu kaufen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Warum das so ist, weiss eigentlich niemand, denn das Land wäre durchaus sehr fruchtbar
In Kuba trifft High Tech auf Vergangenheit
Wir kennen Pferdegespanne und Kutschen noch aus unserer Kindheit. In unserer Erinnerung sehen wir die ganz alten Bauern, wie sie damit umgingen und erwarten deshalb alte Leute, wenn wir Pferdefuhrwerke sehen. Kuba überrascht uns mit sehr vielen jungen Leuten, die mit den Pferden ihrem Tageswerk nachgehen
Nirgends ist die Mobilität so schön und spannend wie in Kuba
Wir versuchen ein Video des ersten Teiles unserer Reise durch Kuba aufzuschalten. Wenn es klappt, dann ist es unter dem Menü „Videos“ zu sehen.
Morgen Abend segeln wir nun also los nach Cayo Largo. Wie gefällt es uns dort und welche Besonderheiten treffen wir da an? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!!