Am 14. November sind wir in die Schweiz geflogen und gestern wieder zurück. Bevor wir nun Europa endgültig den Rücken zukehren, wollten wir unsere Familien nochmals besuchen und unsere Wohnung definitiv räumen. Mit Bus, Flugzeug, Bus, Zug und nochmals Bus kamen wir gegen Mitternacht zu Hause in Wölflinswil an. Regine, Köbi’s Schwester, hat so lange ausgeharrt und war die Erste, die uns begrüsste.
In den folgenden Tagen hatten wir ein sehr kurzweiliges und interessantes Tätigkeits- und Besuchsprogramm.
Am 1. Abend hatte uns Jasmin, Köbi’s Nichte, zur Feier ihres 18. Geburtstages eingeladen. Eine wirklich tolle junge Frau, die schon mit beiden Füssen im Leben steht. Köbi nutzte die Gelegenheit und gab ihr im Verlauf der Woche die ersten Fahrstunden. Kupplung und Anlasser des Autos wurden kräftig getestet, aber nach rund 2 Stunden fuhr sie schon recht gut. Nur das Auto stinkte förmlich zum Himmel, hatte die junge Fahrschülerin doch auf den Nebenstrassen liegende Pferdeäpfel und Kuhmist immer wieder punktgenau getroffen.
In den nächsten Tagen waren wir dann voll ausgelastet mit Einkaufsarbeiten für unsere Lupina, Büroarbeiten, feinem Wine & Dine Anlass im Restaurant Ochsen, Besuchen von Familien, Geburtstagsfest bei Mandy und vor allem mit unserem Grosskind Jael.
Nach sehr kurzweiligen und vielen schönen Begegnungen mit unseren Angehörigen und Freunden haben wir dann gestern unser Haus definitiv verlassen. Den Mietern unserer Wohnung, Elsbeth und Freddy, wünschen wir von ganzem Herzen eine Schöne Zeit.
Nun sind wir wieder auf der Lupina und geniessen die warmen Temperaturen, obwohl die wunderbare Herbstlandschaft mit ihren bunten Blättern und seinen mystischen Nebelschwaden uns auch verzaubert hat.
Morgen geht’s dann endlich wieder weiter.
Wer im Moment unsere Reise auf dem Bildschirm verfolgt wird sich vielleicht wundern: die gefahrene Strecke sieht wie ein Wollknäuel aus. Wir befinden uns im Süden von Gran Canaria und segeln oder motoren vor der Südküste hin und her. Der Grund ist ein einfacher: Gran Canaria ist eine ausgeprägte Feriendestination für diese Jahreszeit und es hat viele Bekannte von uns, die gerade ihren Urlaub hier verbringen. Wir nutzen die Gelegenheit, um einige davon zu treffen und ihnen die Lupina zu zeigen.
Die letzten Nächte haben wir in der Nähe von Arguineguin und heute Nacht direkt im Hafenbecken von Arguineguin vor Anker verbracht. Wie in einem früheren Bericht erwähnt ist Arguineguin eines der ältesten Fischereidörfer im Süden von Gran Canaria. Es war in den letzten Jahren infolge des grossen Touristenströme etwas heruntergekommen. Nun scheint es sich aber aufgefangen zu haben und es wird viel in die Verbesserung der Infrastruktur gesteckt. Der Hafen selber ist aber fast ausschliesslich von Fischereibooten und Fähren belegt. Für Segler wie uns gibt es keine Anlegemöglichkeiten. Macht aber nichts. Ein solides Ankergeschirr und ein taugliches Dinghi kompensieren diesen Nachteil für uns problemlos, was obendrein auch unsere Bordkasse schont.
Wir verabschieden uns nun für 10 Tage in die Schweiz, wo wir unsere Familien und Freunde besuchen werden. Am 25. November kommen wir zurück auf das Schiff. Es war nicht ganz einfach, für diese Dauer einen guten und sicheren Stellplatz für unsere Lupina zu finden, weil im Moment diverse Transatlantik Törns auf Gran Canaria starten und deshalb alle Häfen überbelegt sind. Andere Segler, die wir getroffen haben, hatten es auch vergeblich versucht und sind deshalb auf andere Inseln ausgewichen oder früher Richtung Kap Verden abgereist. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Dank unseren Bemühungen, unsere Anfrage in der Landessprache Spanisch zu formulieren und Pia’s Bestellungen im Universum können wir unser Boot nun sicher in der Marina von Puerto Rico, welches von Anfang an unsere Wunsch-Marina war, stationieren.
SEGELTÖRN MIT PIA UND KÖBI
30. OKTOBER – 8. NOVEMBER 2018
Begeistert folge ich seit Monaten den Berichten von Pia und Köbi über die geplante Reise über die Weltmeere.
Kurzfristig lasse ich mich von ihrer Einladung auf die Lupina verführen
Am 30. Oktober erwarten mich die beiden, braungebrannt und «en forme» am Flughafen von Teneriffa-Sud. Grosse Wiedersehensfreude, und los geht es Richtung Hafen von San Miguel.
Da liegt sie, die wunderschöne Lupina, schlank, elegant und einladend.
Ich fühle mich sofort daheim und bewundere die perfekte Inneneinrichtung aus Teakholz, das sich samtweich anfühlt.
Schon tischt Pia uns den Willkommenstrunk auf und wir planen den nächsten Tag.
Diese ganzen Falls, Stags, Leinen und alles Wissenswerte lasse ich mir in den nächsten Tagen erklären. Meine erste Segelerfahrung, während zwei Wochen in den Kykladen, liegt drei Jahre zurück, und mir scheint, ich habe alles vergessen.
Erste praktische Lektion: Das Genua hat gelitten und muss ausgewechselt werden. Segel runter, Neues rauf. Altes auf dem Steg zusammenfalten.
Unser Magen knurrt, also los auf Einkaufstour mit Pia. Während Pia und Köbi später Lupinatechnische « Probleme» besprechen, bereite ich eine Lasagne vor. Fantasie ist angesagt um in der kleinen Küche Lasagne zusammenzusetzen. Aber es klappt und sie werden im Ofen sicher verstaut. Schliesslich wird erst noch gesegelt, darauf warte ich gespannt.
Um 15 Uhr, Leinen los, und wir segeln vor dem Wind Richtung Ankerplatz vor Los Christianos. Ein besserer Anfang kann ich mir nicht wünschen, kommen uns doch da kurz zwei Delphine begrüssen. Die Lasagne hat sich gut gehalten und wird von allen genossen.
Nächstes Ziel, Ankerbucht vor Punta del Teno im Nordwesten von Teneriffa. Der Wind streikt, also mit Motor, dafür Badestopp vor der Küste. Herrliches Wasser, 24 Grad, sauber und erfrischend.
Eine kräftige Dünung in der Bucht rollt uns abends in den Schlaf.
Ausgeruht segeln wir am Morgen in Richtung der Insel La Gomera. Steifer Wind, schöne Atlantikwellen, Ausschau halten nach Pottwalen und Delphinen, die Weite des Atlantiks geniessen, so vergehen die Stunden. Und natürlich Segelunterricht. Mit viel Geduld, ich verstehe schnell wenn man es mir lang genug erklärt, zeigen mir Pia und Köbi die Knöpfe, Segelstellung bei welchem Wind, usw…..
Irgendwann segeln wir vor der wilden, eindrucksvollen Nordküste La Gomera’s. Ein Felsen der wie Orgelpfeifen aussieht? Ja, gibt es. Wundervolle Arbeit der Natur.
Nach etwa sieben Stunden Überfahrt werfen wir den Anker in der Bucht vor Santiago de Chile – oups – de La Gomera. Ankertrunk und erfrischendes Bad entspannen unsere Muskeln. Gut gemacht! Denn das Abendessen wird «sportlich». Eine starke Dünung rollt uns die Suppe aus dem Teller und zerschlägt ein, zum Glück leeres, Weinglas.
Nach einer durchschaukelten Nacht geht es weiter der Küste entlang in den Hafen von San Sebastian de La Gomera. Ruhige Lupina ist angesagt. Nach fünf Minuten steht die Mannschaft des Segelschiffs «Karl», Silke und Hans, auf dem Steg. Grosse Freude der beiden Mannschaften, die sich seit Monaten «verfolgen» und zum 1. Mal de vivo treffen.
Spaziergang durch das hübsche Städtchen San Sebastian, eine gute Pizza, und schon ist es Zeit, den Apéro vorzubereiten. Schliesslich soll das Zusammentreffen der Weltensegler gefeiert werden. Fasziniert höre ich den Meer- und Landgeschichten dieser begeisterten Langfahrt-Seglern zu.
Eine kurze Nacht, und bald bläst ein starker Wind für die Rückfahrt nach Teneriffa. Ziel, der kleine Hafen von Las Galletas. Vor der Küste kommen wir in die Pottwal Gegend. Aber immer noch keiner in Sicht. Köbi beschliesst uns ein Treffen zu organisieren. Und wird fündig! Sie sind da! Elegant, geschmeidig, ruhig gleiten sie um die Lupina. Einzeln, in Gruppen, Mutter und Kind….. Ein fantastisches Schauspiel. Am liebsten würde ich mich an eine Rückenflosse klammern und mit diesen graziösen Meeresbewohnern auf Tauchgang gehen. Nostalgie nach dem Ursprung des Lebens?
Später, glücklich und müde, machen wir die Lupina im Hafen Las Galletas fest.
Bei Rösti und Spiegeleier besprechen wir die Fahrt nach Gran Canaria. Der Wind scheint uns wohlgewollt.
Am Morgen um 10 Uhr, Leinen los Richtung Mogàn. Fantastischer Törn am Wind, die Wellen schütteln uns durch und wir sind fast alleine auf dem herrlichen Atlantik. Nach einem Sonnenuntergang wie im Bilderbuch und 9 Stunden auf rauer See ankern wir in der Bucht von Mogàn.
Die Nacht war ruhig und gut erholt genossen wir einen Tag mit Reisebericht schreiben, Spaziergang durch das romantische Städtchen Mogàn und mit Vorfreude auf das Fisch-Nachtessen. Meine Sorge war, wie komme ich ohne Spagat wieder auf die Lupina, nachdem die Flut das Schiff von der Hafenmauer geschwemmt hatte. Dank der Hilfe von Pia und Köbi kam ich trocken aufs Schiff.
Letzter Tag auf der Lupina, Fahrt von Mogàn nach Puerto Rico. Kurzer Törn von fünf Meilen mit wenig Wind, aber genug für eine Stunde segeln und ich durfte am Steuer sein. Nicht ganz einfach, die Lupina reagiert nicht wie ein Auto.
In Puerto Rico verbringen wir den Nachmittag und Abend mit Hubert, Pia’s Bruder. Morgen früh schultere ich den Rucksack und verlasse die Lupina und ihre Mannschaft.
Danke Pia und Köbi, es war eine herrliche Zeit. Dank eurer Geduld und der Begeisterung, mit der ihr das Segeln erklärt, habe ich viel gelernt und geübt. Danke Lupina, ich fühlte mich zu Hause und in Sicherheit. Zu spüren wie ihr Eins seid alle Drei, berührt mich sehr.
Euch dreien wünsche ich «Bon Vent» und viele interessante Törns und freue mich schon auf die weiteren spannenden Berichte.
Ein kleiner Sturm wäre schön gewesen. Jetzt fegen aber bald die Herbst- und Winterstürme über den Genfersee, und dieser kann auch ganz schöne Wellen über das Ufer werfen. Ich werde dann ganz fest an Pia, Köbi und die Lupina denken, die sich mutig über den Atlantik kämpfen.
Mitteilung der Redaktion:
Vielen Dank Nelly für deinen Besuch und deine Mithilfe beim Kochen, Einkaufen, Segeln und Bericht schreiben. Es war auch für uns eine schöne gemeinsame Zeit – jederzeit wieder!