Von Manihi nach Tahiti

Am 29.3.2023, noch vor 7 Uhr, starten wir den Motor und ziehen den Anker hoch. Diesmal hat sich die Kette wieder mal um einen Stein gewickelt. Das haben wir aber schon durch Schnorcheln entdeckt (ich schnorchle immer Anker und Kette, um mich zu vergewissern, wie sich der Anker eingegraben hat und wo die Kette liegt) und somit wissen wir ungefähr, wie wir beim Einziehen der Kette unseren Bug ausrichten müssen, um die Kette vom Stein zu lösen. Nach ein paar kräftigen Zügen von Hand an der Kette gibt sie der Stein frei und wir können losfahren in Richtung Ausfahrt von Manihi. Diese erreichen wir nach knapp einer Stunde, ziemlich genau zum Gezeitenwechsel wo fast keine Strömung vorhanden ist. In kurzer Zeit sind wir durch, setzen nach dem Pass gleich die Segel und nehmen Kurs auf nach Ahe, für uns das letzte Atoll vor Tahiti.

Bei schönem Ostwind segeln wir unter Genua gemütlich nach Ahe. Zuerst haben wir zwar eklige, seitliche Wellen, die uns immer wieder ins Rollen bringen. Dann, als wir langsam weiter ostwärts und dann um die Insel herum südlich drehen können, kommt die Welle von hinten und es wird absolut ruhig. Die Überfahrt verläuft bei schönem Wetter ereignislos und wir erreichen das Atoll von Ahe, in Begleitung einer Gruppe von kleinen Delphinen, etwa 1 Stunde vor dem Gezeitenwechsel. Wir verlangsamen und fahren erst durch den Pass, kurz bevor die Strömung umkehrt. Auch hier klappt alles bestens und kurz danach setzen wir beim einzigen Dorf der Insel (200 Einwohner) den Anker. Hier hat es besonders viele Steine und Korallen am Grund und das Wasser ist trüb. Keine Chance, Kette oder Anker beim Schnorcheln zu sehen. Kein Zweifel, dass sich auch hier die Kette um Steine wickelt, sollte sich der Wind am Ankerplatz drehen. Da wir nur schwachen Wind erwarten, senken wir nur wenig Kette auf den Meeresboden ab und lassen den Rest an unseren bewährten Bojen schweben, die wir seit Gambier an Bord mitführen.

Auf dem ganzen Atoll Ahe verteilt leben etwas mehr als 500 Einwohner, die hauptsächlich von Perlenzucht leben. Im Gegensatz zu anderen Atollen ist die 145 km2 grosse Lagune von Ahe nur sehr flach und mit vielen gefährlichen Korallenblöcke bespickt. Wir wagen es nicht, uns mit der Lupina weiter im Atoll umzusehen und beschränken uns auf Landausflüge zum Dorf Tenukupara vom Ankerplatz aus.

Obwohl im Dorf Tenukupara bloss 200 Einwohner leben ist die Infrastruktur beachtlich, wie man auf diesem Wegweiser erkennt, der gleich an der Anlandestelle steht: es hat eine Schule, ein Gemeindehaus, eine Krankenpflegestation, 2 Läden, eine Snack-Bar, und je ein Büro der Fluggesellschaft und des Telefonproviders.

Ahe ist für uns nun die letzte Zwischenstation vor Tahiti. Am 5. April wollen wir spätestens dort sein, denn am 7. April fliegt Besuch ein. Schon seit Tagen beobachten wir die Wind Situation. Das Wetter entwickelt sich nicht so, wie wir es gerne hätten. Ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet formiert sich über unserer Gegend, das den sonst zuverlässigen Passatwind fast völlig einbremst. Schon seit Tagen sehen wir diesen Trend, hoffen aber immer wieder, dass sich das Ganze langsamer, oder schneller abwickelt. Unser Wunschdenken erfüllt sich aber nicht.

Die PredictWind Windvorhersage für den 1. April. Unser Startpunkt Ahe oben rechts, das Ziel Papeete unten links. Die Striche zeigen die optimalen Fahrtrouten, welche die verschiedenen Vorhersagemodelle (deshalb unterschiedliche Farben der Linien) anhand der Windprognose berechnet. Die blau eingefärbte Fläche bedeutet, dass man in dieser Zone mit rund 5 Knoten Wind rechnen kann. Das ist der Wind, der uns für die Überfahrt nach Papeete erwartet. Seeeehr wenig, fast zu wenig!
Das ist der Wind, den wir gerne hätten: 15 Knoten (gelbe Farbe) über fast das ganze Gebiet. Leider baut sich dieser erst ab dem 6. April auf, zu spät also für uns.

Da wenig Wind vorausgesagt wird, starten wir bereits am 31. März, 2 Tage früher als geplant, mit unserer rund 270 Seemeilen langen Fahrt nach Papeete (Tahiti). Der Anker kommt trotz vielen Korallen relativ gut hoch. Tauchen hier wäre schwierig gewesen (trübes Wasser!). Unter Segel über die Lagune, mit Motor eine Stunde vor Flut (also bei Gegenstrom) durch den Pass, dann sofort die Segel hoch und ab geht’s auf direktem Kurs nach Papeete.

Langsam aber gemächlich segeln wir Tahiti entgegen. Das Meer ist zum Glück flach, die Segel schlagen nicht. Da der Wind fast von hinten kommt fahren wir die meiste Zeit mit den Segeln in «Schmetterling»-Stellung: Das Hauptsegel auf der einen Seite (mit einer Leine am Ende des Baumes nach vorne gebunden, so dass es bei dem schwachen Wind nicht plötzlich auf die andere Seite überschlägt), und das Genua Segel auf die andere Seite mit dem Spi-Baum ausgespannt.
Der Windgenerator hat für einmal Pause. Dieser beginnt normalerweise so ab 5 Knoten Wind auf das Schiff zu drehen. Da der Wind auf das Schiff über eine sehr lange Distanz unter diesem Schwellwert verharrt, bleibt der Propeller stehen. Gut für die Tölpel, die nun gefahrlos versuchen können, auf den Flügeln zu landen
Irgendwie fühlen die Vögel aber, dass der Windgenerator nicht der ideale Landeplatz ist. Schlussendlich entscheiden sie sich für unser Dinghi, um die Nacht hindurch ohne Anstrengung Richtung Südwesten gefahren zu werden.

Die meiste Zeit haben wir wenig aber genügend Wind, dass wir die Segel stehen lassen können und Meile um Meile gemächlich Richtung Tahiti treiben. Wir brauchen auf der ganzen Strecke den Motor nur für insgesamt etwa 10 Stunden, verteilt auf einzelne Stunden. Dies meist um Strom zu produzieren (der Windgenerator arbeitet ja nicht!) oder um uns bei absoluter Windstille nach einem Squall aus der Flaute raus zu schieben. Die Squalls (Grosse Regenwolke, die zuerst viel Wind, dann meist einen starken Regenschauer bringt und von einer längeren Flaute gefolgt wird) beschäftigen uns immer mehr, je näher wir an Tahiti kommen. Sie werden häufiger und heftiger. Immer wieder müssen wir die Segelstellung anpassen, Segel schiften (= Seite Wechseln) und wieder der neuen Windstellung anpassen. Nach dieser Fahrt sind wir wahre Regattasegler 😊

Am 4. Tag unserer Reise frischt der Wind aus Norden auf fast 10 Knoten auf. Die Segel füllen sich, blähen sich auf und ziehen die Lupina mit 6-7 Knoten durch das Wasser, fast doppelt so schnell wie unsere bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit! Dadurch erreichen wir Tahiti 2 Tage früher als erwartet. Am Ziel werden wir von schönstem Wetter empfangen. Beim Pointe Venus, mit seinem schwarzen Sand einer der bekanntesten Strände von Tahiti, setzen wir den Anker.
Am nächsten Tag, es ist mittlerweile der 4. April, fahren wir zur Marina von Papeete und suchen uns ein leeres Plätzchen. Normalerweise ist das hier sehr schwierig, denn es hat viele Jahresmieter, meist Charter-Gesellschaften, die ihren Platz dauergemietet haben. Als Neuankömmling weiss man das aber nicht vorher. Wir haben bei unserem letzten Aufenthalt den Liegeplan fotografiert und wissen bei unserer Ankunft genau, welches reservierte Plätze sind und welche frei sind.
Lupina im Hafen von Papeete. Die Kreuzfahrtschiffe sind wieder zurück im Geschäft, wie man sieht
Sonnenuntergang über Moorea, der Nachbarinsel von Tahiti
Da wir etwas früher als notwendig zurück in Papeete sind, können wir auch noch Dinge unternehmen, für die wir sonst keine Zeit mehr gehabt hätten. Hier ist es ein Besuch in einem Perlengeschäft. Der Schreiberling durfte dabei seinen Geldbeutel etwas entlasten 😉
Oder Verzierung der Bordperle mit einem weiteren Tattoo am Handgelenk. Der Künstler Lywaii Hikutini und seine Frau America interessieren sich sehr für unser Seglerleben und wir laden sie spontan zu uns aufs Schiff ein.
Der übliche Sundowner am Abend. Dabei kann es in den Tropen gut passieren, dass man sich sein Getränk mit anderen Durstigen teilen muss.
Wir verbringen viel Zeit mit Schiff putzen, Bug Koje für unsere Gäste herrichten und, als letzte Aktion, Einkaufen und Bordreserven ergänzen (Bild).
Am 6. April, dem Vorabend zu meinem Geburtstag, sind wir bereit für Mandy und Daniel Stadelmann, unsere Asylgeber, wenn wir in der Schweiz sind. Sie besuchen uns nun bis Ende Monat und landen am 7. April frühmorgens in Papeete. Wir holen sie am Flughafen ab und feiern zusammen meinen Geburtstag.
Vielen Dank für all die vielen Gratulationen, die ich via soziale Medien weltweit zu meinem Geburtstag empfangen durfte.

Morgen, Ostersonntag, geht es nun endlich wieder los für Lupina. Wir lösen unsere Leinen in Tahiti und segeln nach Moorea. Ob unsere Besucher wohl seetauglich sind – und wie reagieren sie beim Schnorcheln auf die Haifische?

Wir wünschen euch alle frohe Ostern!! Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Arbeit in Tahiti – Vergnügen in Moorea

Am 22. September 2022 morgens früh klettern wir nach rund 36 Stunden Reisezeit aus der Schweiz kommend in Papeete wieder auf die Lupina. Es geht ihr gut! Es hat in unserer Abwesenheit zwar immer wieder mal stark geregnet, und die Luftfeuchtigkeit in Tahiti ist relativ hoch, aber der von vielen gefürchtete Schimmel hat uns auch diesmal wieder verschont. Auch der Bewuchs am Schiffsrumpf hält sich sehr in Grenzen, da das Wasser in der Marina aussergewöhnlich sauber ist. Wir sind glücklich, wieder auf der Lupina zu sein. Schnell sind die Koffer mit den persönlichen Effekten ausgepackt. Auch der Koffer mit den Ersatzteilen wird ausgeladen und für einen kurzen Moment sieht es bei uns im Salon wie in einem Eisenwarengeschäft aus.

Als erste Aktion gilt es, uns mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Das machen wir auf dem lokalen Markt, wo wir Gemüse und Früchte in Hülle und Fülle finden.
Auf dem Markt in Papeete immer präsent: Blumenverkäuferinnen.
Fische und Krustentiere direkt vom Fischer selber.
Und dann beginnen wir, die mitgebrachten Ersatzteile zu verbauen. Als erstes nehmen wir uns der Arbeit an, vor der wir am meisten Respekt haben. Der Entwässerungsschlauch des Cockpits ist durchgerostet. Ja, du liest richtig! Zur Verstärkung ist ein Draht im Schlauch eingelassen. Dieser hat zu korrodieren begonnen und den Schlauch zum Platzen gebracht (siehe Bild). Weiter nicht schlimm, aber der Schlauch verläuft durch den Motorraum und die Platzverhältnisse sind äusserst eng. Ob wir den alten Schlauch wohl von seinen Anschlüssen losbringen? Mit der Trennscheibe schneide ich den defekten Schlauch vorsichtig auf und mit einer grossen Zange kann ich ihn dann vom Anschluss losbrechen. Der Einbau des neuen Schlauches geht dann ohne Probleme.
Nach der schweisstreibenden Arbeit erholen wir uns bei einem Spaziergang durch die Stadt. Im Zentrum von Papeete verteilt hat es rund 20 registrierte Wandmalereien. Bunt und fantasievoll. Als Beispiel dafür das Bild «die liegende Frau»
Als nächstes kommt die Ankerkette dran. Eine neue Kette ist bestellt, aber sie wird es nicht in nützlicher Zeit nach Papeete schaffen und wir lassen sie uns nach Gambier nachschicken. Wir entscheiden uns, die alte Kette zu drehen, so dass der am meisten von Korrosion befallene Teil im Ankerkasten liegen bleibt. So können wir sie noch benutzen, bis wir die neue Kette erhalten. Hier baue ich den Anschluss der Kette am Anker auseinander …
… drehe dann die Kette um und befestige sie im Ankerkasten
Zwischendurch immer wieder einen Erholungstag einschalten. Wir haben Zeit, der Rigger für die Reparatur der angerissenen Wanten hat sich erst auf den 30. September angemeldet. Hier machen wir eine Wanderung zu einem nahen Aussichtspunkt (Croix jubilaire, Papeete) mit schöner Sicht über das Hafenbecken von Papeete und zur Nachbarinsel Moorea.
Und dann geht’s plötzlich schneller als gedacht. Ein Job ist ausgefallen und der Rigger zieht uns vor. Drei Tage früher als geplant kommt er morgens früh mit den neuen Wanten auf unser Schiff.
Der Chef und sein Mitarbeiter gehen sehr systematisch und präzise vor. Sie arbeiten sauber, schnell und sicher (der eine ist ein Grossteil der Zeit hoch oben im Mast!). Nach etwas mehr als einem halben Tag sind alle 4 Unterwanten und die beiden Hauptwanten ersetzt, das ganze Rigg nachgespannt und richtig eingestellt. Diese Firma, «Fenua Rigging», können wir nur empfehlen.
Und wieder ein Erholungstag. Diesmal mit der Crew von der SY Pasito, Chris und Ruedi. Wir mieten gemeinsam ein Auto und fahren auf die Nordseite von Tahiti. Da biegen wir bei Papenoo ins Landesinnere ab und fahren so weit, wie es die unbefestigte Strasse erlaubt, dem Papenoo Fluss entlang das Tal hoch. Nach rund 10 Kilometern parkieren wir das Auto und steigen einen Nebenfluss hoch in den «Parc Naturel Te Faa Iti». Ein sehr spannender und abenteuerlicher Wanderweg, der den Fluss insgesamt 10-mal überquert.
Die Steine sind zum Teil glitschig und das Wasser an einigen Stellen hüfthoch. Aber mit vereinten Kräften schaffen wir es gut durch den Dschungel
Die letzte Arbeit ist die schönste: wir verleihen unserer Lupina eine Verzierung. Die Folien dazu hat uns Dani Stadelmann bei unserem Heimurlaub hergestellt. Vielen Dank, Dani!
Und dann ist es soweit: alle geplanten Arbeiten sind ausgeführt, Kühlschränke wieder voll und alle Systeme getestet. Die Lupina ist segelbereit. Wir geniessen den letzten Sonnenuntergang in der Marina von Papeete
Und am nächsten Tag, es ist der 4. Oktober 2022, segeln wir los zur rund 15 Seemeilen entfernten Insel Moorea. Kurz vor dem Ziel werden wir von einem Buckelwal und seinem Jungen überrascht, ja „überrumpelt“ wäre wohl der bessere Ausdruck. Wir sind so fasziniert von den nur knapp 20 Metern neben unserem Schiff auftauchenden Säugetieren, dass wir komplett unsere Kameras vergessen. Dieses Bild eines Buckelwales haben uns dann Segelfreunde zur Verfügung gestellt. Was wir gesehen haben, bleibt für immer in unserer Netzhaut eigebrannt (wie eine Seglerkollegin meint)
In Moorea gehen wir zuerst am Aussenriff der Cooks Bay vor Anker
Moorea ist die kleinere Schwester von Tahiti und liegt in Sichtweite Tahitis, von der Westküste nur durch eine Meerenge von 17 Kilometern getrennt. In der Legende heisst es, Moorea sei die Rückenflosse eines grossen Fisches. Die Insel hat etwa die Form eines auf der Spitze stehenden, gleichseitigen Dreiecks, in dessen nördliche Seite die beiden Buchten Baie de Cook (Cooks Bay) und Baie d’Opunohu tief einschneiden. Ein V-förmiger, durchschnittlich 800 Meter hoher Gebirgszug (Rand des früheren Kraters) teilt die Insel in eine Nord- und Südhälfte und wirkt gleichzeitig als Wasserscheide. Haupteinnahmequelle ist seit den 1960er Jahren der Tourismus. Ein amerikanisches Unternehmen baute 1961 das Bali-Hai-Hotel, das erste Luxushotel von Moorea, an der Nordküste. Seitdem hat der Tourismus beständig zugenommen, sodass mittlerweile – wie in einigen Reiseführern behauptet wird – Moorea angeblich mehr Touristenhotels hat als Tahiti. Dementsprechend ist auch die den Tourismus begleitende Infrastruktur viel präsenter als in Tahiti.
Da wir ein «Ship in Transit» sind konnten wir im Hauptzollamt in Papeete die Bewilligung für das zollfreie Betanken unserer Lupina erlangen. Ein einfacher und unbürokratischer Prozess. Die Bewilligung ist für 6 Monate gültig und reduziert den Säulenpreis um rund 30%. Hier betanken wir unsere Lupina am Mobil-Tankstellensteg in der Cooks Bay, Moorea
Nach 2 Tagen vor Anker am Aussenriff verlegen wir in den Scheitel der Cooks Bay. Die Szenerie ist fantastisch. Das Postkartenmotiv der tiefblauen Bucht mit weissen Segelyachten und dem 830m hohen, dicht bewachsenen Mont Mouaputa im Hintergrund ist wohl das am häufigsten fotografierte Südseebild überhaupt. Auf Moore wurde ein grosser Teil des Filmes «Meuterei auf der Bounty» gedreht.
Für den Menschen gefährliche Tiere gibt es auf Moorea nicht. Auf unserer ersten Wanderung wollen wir unsere Füsse in einem klaren Bach etwas abkühlen. Erschrecken dann aber ordentlich: unter der Uferböschung und unter dem kleinen Wasserfall hat es zwischen 1.5-2 Meter lange Süsswassermuränen. Mindestens 6 an der Zahl, wo wir ins Wasser steigen wollen. Wir lassen es bleiben 😉
Wir befinden uns auf einer Wanderung zu den Ananas Plantagen, die sich im inneren des Kraters befinden. Da es hier regelmässig regnet ist das Grün der Pflanzen satt und voll. Im Hintergrund der Mont Rotui
Bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde auf Moorea noch Kaffee angebaut. Durch den Verfall der Kaffeepreise ist das nicht mehr lohnend und der Anbau landwirtschaftlicher Exportgüter wurde auf die sehr begehrte Tahiti-Vanille und Ananas (Bild) umgestellt. Klima und Boden sind hier nahezu perfekt für diese beiden Pflanzen.
Pizza gibt’s auf der ganzen Welt, auch hier auf Moorea. Chris (SY Pasito) und Pia strahlen um die Wette.
Ich strahle auch, obwohl ich mich da sichtlich abrackern muss. Aber es lohnt sich! In der lokalen Fruchtsaft- und Rum-Fabrik «Rotui» habe ich gerade einen Grosseinkauf getätigt: 2×5 Liter Flaschen braunen Rum 😊😊
Die «Rotui» Fabrik stellt Fruchtsaft für ganz Französisch-Polynesien her.
Nach ein Paar Tagen in der Cooks Bay verlagern wir in die etwas weiter westlich gelegene Baie d’Opunohu. Auch hier zeigt sich ein fantastisches Naturbild.
In der Baie d’Opunohu treffen wir Nico. Er hat während unseren Ferien in der Schweiz aufs Schiff aufgepasst und ist dazu regelmässig mit der Fähre von seinem aktuellen Wohnort auf Moorea nach Papeete gefahren. Hier zeigt er uns seinen Lieblings-Aussichtspunkt auf dem Magic Mountain.
Vom Magic Mountain hat man eine fantastische Aussicht auf die Baie d’Opunohu mit dem Mont Rotui (899m hoch) im Hintergrund
Für die Benutzung des sehr gut ausgebauten Wanderweges auf den Magic Mountain zahlt man einen kleinen Beitrag (rund 2 Dollar pro Person). Im Preis inbegriffen ist eine kleine Degustation von lokalen Früchten und selbst hergestellter Konfitüre. Sehr sympathisch, finden wir.
Neuer Tag, neue Wanderung. Diesmal nur Pia und ich. Wir wandern von der Baie d’Opunohu zum Aussichtspunkt Bellvedere im Innern der Insel. Zuerst führt uns der Weg der topfebenen Talsohle entlang in Richtung Zentrum der Insel.
Nach einer knappen halben Stunde gelangen wir in Dschungelwald und der Weg beginnt sanft anzusteigen.
Auf etwa halber Distanz kommen wir an gut erhaltenen, alten Kultstätten vorbei. Im einst dicht besiedelten Opunohu-Tal errichteten die polynesischen Ureinwohner zahlreiche dieser Kultplattformen (marae)
Aussichtspunkt «Bellvedere». Wir erwandern ihn in knapp 2 Stunden durch wunderschöne Waldlandschaft. Die meisten anderen Besucher kommen mit Bussen, Autos, Quads oder sonstigen Fahrzeugen. Jedem das Seine 😉
Wir haben noch nicht genug, wandern weiter zum nächsten Aussichtspunkt «Trois Cocotiers». Der Höhenweg dorthin führt auch hier durch Urwaldgebiet. Auf etwa halber Strecke hören wir ein rhythmisches Klacken, das beim Näherkommen immer lauter wird. Ein Mann und eine Frau schlagen mit ihrer Machete eine uns nicht bekannte Frucht auf und sammeln die so freigelegten Kerne. Diese seien essbar, antworten die Beiden auf unsere Frage, man müsse sie allerdings 5-7 Stunden kochen. Den Namen der Frucht haben sie uns auch genannt, ist uns aber leider wieder entfallen.
Der Aussichtspunkt «Trois Cocotiers» selber enttäuscht uns dann ein wenig, da die so viel gerühmte Aussicht recht stark durch Bäume eingeschränkt ist. Umso mehr begeistert uns aber der üppige Wald mit seiner unglaublich grossen Artenvielfalt. Hier sind wir bereits auf dem Rückweg.
Dort oben, am Fusse dieses Berges (Mont Mouaroa, 880m hoch), also etwa beim Hutrand, war er, unser Aussichtspunkt.
Schön war sie, die Wanderung, aber anstrengend – vor allem für unsere Schuhe! Beide haben wir unsere Schuhsohlen verloren. Zum Glück konnten wir sie unterwegs behelfsmässig fixieren und ohne Probleme bis zur Lupina zurückkehren.
Und natürlich gibt’s ja auch noch das Meer. In der Bucht drin ist es etwas weniger interessant zu schnorcheln, weil der Grund schlammig ist und das Wasser daher sehr dunkel wirkt. Deshalb verlagern wir zum Schluss unseres Aufenthaltes auf Moorea noch zum Tiki Ankerplatz.
Dieser Ankerplatz ist mitten im Riff draussen und heisst so, weil hier Tiki Figuren im Wasser versenkt sind. Diese Figuren wurden von lokalen Künstlern um die Jahrtausendwende hergestellt und dann hier im Meer versenkt. Einerseits üben sie heute eine touristische Anziehung aus, andererseits sollen sie an ihre Vorfahren erinnern. Als Polynesien nämlich von Europäischen Missionaren überrannt wurde, wurden die Einwohner ihrer eigenen Religion beraubt. Sie mussten alle ihre «abergläubischen» Kulturgüter vernichten, so auch die Tikis. Die schlauen Mooreaner versenkten ihre Tikis in den Einfahrten durch das Riff – in der Überzeugung, dass sie ihnen in Zukunft sichere Passagen durch die gefährlichen Gewässer bringen würden.
Schnorchel- oder Tauchgänge garantieren hier die Sichtung von Rochen …
…Schildkröten …
… Haifischen (Schwarzspitzen-Riffhai) …
… und Touristen. Dieses männliche Exemplar wird gerade von seiner Frau mit den Füssen auf den Meeresboden gedrückt, so dass er diesen handzahmen Stachelrochen auf Augenhöhe fotografieren kann 😊

Obwohl es hier auf Moorea noch viele Dinge zu erforschen, erwandern oder geniessen gäbe, zieht es uns weiter. Spätestens im Dezember, zu Beginn der Zyklon-Zeit, wollen wir ausserhalb der gefährlichen Zone sein. Für uns soll Gambier dieser sichere Hafen sein. Bis dorthin werden wir uns über 1’400 Seemeilen südöstlich durch die Tuamotus hangeln, in die Richtung also, aus welcher der Wind mehrheitlich bläst. Nicht einfach, aber machbar, wenn wir die Wetterfenster der für uns günstigen Winde nützen können. So ein Wetterfenster öffnet sich morgen Samstag. Unser nächstes Ziel, das Atoll Makatea, liegt 140 Seemeilen in nordöstlicher Richtung. Der Wind weht ab Samstag aus südöstlicher Richtung, ein direkter Kurs könnte also drin liegen. Ob es klappt kannst du direkt live auf «unserer Position» verfolgen.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Auf geht’s in neue Abenteuer!!

Zurück auf der Lupina in Papeete

Am 19. August 2022 landen wir spät abends auf dem Flughafen in Basel. Unsere lieben Freunde Mandy und Dani, bei denen wir auch wohnen dürfen, holen uns per Auto ab (das ist leicht untertrieben, eigentlich müsste ich schreiben «Staatskarosse»😊, denn es ist ein schwarzer Suburban, so wie ihn der CIA fährt) und so schaffen wir es noch knapp vor Mitternacht in unser «Asyl».

Das Dorf Wölflinswil im Fricktal (Kanton Aargau, Schweiz), wunderschön eingebettet in die Tafeljuralandschaft, ist für die nächsten 6 Wochen unsere Basis
Bei Mandy (Bild) und Dani Stadelmann geniessen wir bei unseren Heimurlauben jeweils Gastrecht. Wir werden nach allen Regeln der Kunst verwöhnt – das Bild vom mit Bier und Wein gefüllten Kühlschrank behalte ich für mich 😉
Schon am ersten Tag nach unserer Ankunft geht es zum neuesten Mitglied unserer Familie. Alina hat sich am 30. Juni in unsere Welt gestrampelt. Nun dürfen wir sie zum ersten Mal treffen, sie fühlen, riechen und knuddeln. Ein wunderschönes Erlebnis.
Nebst neuen Weltenbürger begutachten darf ich am neuen Wohnsitz der jungen Eltern gleich noch Gärtnerhand anlegen: Unkraut ausreissen und einen kleinen Holzzaun verlegen.
Natürlich nehmen wir einige Gewohnheiten vom Schiff mit nach Hause: der Sundowner darf nicht fehlen. Ich geniesse es, dazu ein Feuer anzufachen und ein paar Würste auf den Grill zu legen.
Oft ist es nicht ganz klar, wer nun Geschichten erzählt: wir den Grosskindern, oder die beiden Mädchen uns. Egal: es ist jedes Mal ein schönes Erlebnis, wenn wir Zeit mit ihnen verbringen können (und die Eltern dürfen ein paar Stunden Auszeit geniessen). Da sie im Nachbardorf leben, sehen wir sie sehr oft.
Schon während der ersten Heimwoche meldet sich Besuch an: Barbara und Ralph von der Segelyacht Lille Venn melden sich und kommen zu Besuch . Die beiden Segler aus Möhlin haben ihr Schiff auf der Karibikinsel Carriacou eingestellt und sind ebenfalls auf Heimurlaub.
Wir machen eine Ausfahrt in die Ostschweiz, in die wunderschöne Munot Stadt Schaffhausen. Hier besuchen wir Nadine und Thomas (SY Seaborne). Sie hatten uns damals auf der Insel Grand Cayman auf ihrem Katamaran mitgenommen ins Riff hinaus, um uns den Weg zu Stingray City zu zeigen. Später sind wir dann auf der gleichen Strecke nochmals mit der Lupina dort hinausgefahren. Nicht nur darüber reden wir, es gibt auch sonst viel untereinander zu erzählen. Dabei werden wir kulinarisch sehr verwöhnt.

Während unserer Ferien zu Hause treffen wir alle unsere Familienmitglieder. Dazu müssen wir zum Glück nicht allzu grosse Distanzen zurücklegen. Ausser Angela, Pia’s Tochter (sie lebt in München), leben alle im Umkreis von 10 Kilometern, die meisten im selben Dorf. Am Geburtstagsfest von Pia’s Mutter sehen wir auch einen erweiterten Teil der Verwandtschaft ihrer Seite. Es ist immer schön, nach so langer Zeit Menschen treffen zu dürfen, die uns lieb geworden sind. Leider sehen wir diesmal meinen Bruder Christoph nicht mehr. Er ist einen Monat vor unserer Rückkehr seinem Krebsleiden erlegen.

Nebst Erledigung des im Verlaufe des Jahres aufgestauten Bürokrames (es wird immer weniger, da wir bereits unterwegs immer mehr elektronisch erledigen können) bestellen wir diverses Material für unser Schiff. Es ist sehr kostspielig, uns Sachen nach Französisch-Polynesien schicken zu lassen. Ich habe eine Zeitlang alle Hände voll damit zu tun, alles so zu koordinieren, dass das bestellte Material rechtzeitig bei uns eintrifft. Nur so können wir das Gewicht unseres Gepäckes optimieren und den freien Raum noch mit Schokolade (Ragusa natürlich) und anderen Goodies ergänzen. Ein paar Tage vor dem Ende unserer Ferien schaffen wir es, mit Koffern und Handgepäck exakt das erlaubte Gewicht zu treffen.

Am Wochenende bevor wir wieder in die Südsee entschwinden treffen wir uns im Deutschen Neuenburg am Rhein ein weiteres Mal mit Seglern. Diesmal sind es die beiden Crews von den Segelschiffen Tiger Blue (Martina und Christian) und SY Karl (Silke und Hans). Wir haben sie 2018 auf den Kanaren getroffen, und sie haben uns dann 2019 auf der Lupina in Puerto Rico besucht (Bild von rechts: Hans, Martina, Christian, Silke, Pia, Köbi). Martina und Christian sind hier aufgewachsen und übernehmen natürlich die Reiseleitung 😉. Vielen Dank für den eindrücklichen Besuch des Schlosses Bürgeln und die Organisation unseres Treffens.
Direkt vom Deutschen Neuenburg am Rhein geht’s an den Genfersee. Ihr seht, es zieht uns immer wieder ans Wasser 😉. In Vevey besuchen wir unsere treue Matrosin Nelly – und wir erwischen einen Prachtstag. Im Bild der Yachthafen von Vevey, weit über dem Genfersee im Hintergrund grüsst der Bergzug Dents-du-Midi
Nelly hat schon zweimal als Matrosin angeheuert auf der Lupina. Und wer sich erinnern mag: ja, es ist die Besucherin, die gemeint hat, es hätte ihr zwar sehr gefallen, aber ohne Sturm sei es ein wenig langweilig für sie und die Lupina 😊😊.

Nach fast 6 Wochen geht unser Heimurlaub zu Ende. Die Lupina lag in dieser Zeit gut vertäut und regelmässig kontrolliert von einem guten Freund (vielen Dank, Nico!) in der Marina von Papeete. Wir sind gespannt, wie es ihr geht. Regelmässig schickte er uns einen Zustandsbericht und es war immer alles in bester Ordnung. Das lässt uns am 21. September 2022 ruhig in den Flieger steigen. Von Basel via Paris und Los Angeles nehmen wir mit maximalem Gepäck vollbepackt die lange Reise in Angriff. Rund 31 Stunden Reisezeit (über 22 Stunden reine Flugzeit) gilt es zu bewältigen. Ohne Zwischenfall landen wir früh am Morgen des nächsten Tages (lokale Zeit) pünktlich in Papeete, und zu unserer Erleichterung finden wir auch alle unsere mit Ersatzteilen vollgestopften Koffer auf dem Förderband vor.

Zurück in Tahiti – sympathischer Empfang am Flughafen

Zurück auf dem Schiff finden wir alles in bester Ordnung vor. Lupina liegt im Wasser so, wie wir sie verlassen haben. Nun wartet aber Arbeit auf uns: die mitgebrachten Ersatzteile wollen verbaut werden. Zudem kommt bald der Rigger aufs Schiff, um die von ihm festgestellten Schadteile zu ersetzen oder zu reparieren. Dann sind wir bereit für neue Abenteuer.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Von Fakarava nach Tahiti

Fakarava – Toau: Die Ausfahrt aus Fakarava ist breit und tief. Anders ist es jedoch im neuen Atoll, Toau. Hier ist die Einfahrt zwar auch genügend tief, aber relativ eng, und die Gezeitenströme können je nach Windsituation sehr stark sein. Gemäss aktueller Gezeitentabelle und dem Strömungs-Berechnungsprogram «Guestimator» soll die auslaufende Strömung um die Mittagszeit kippen. Unser Plan ist, die Lupina kurz nach Mittag von der dann erst schwach einlaufenden Strömung ins Atoll schieben zu lassen. Der Wind wird seitlich blasen, also erwarten wir keine allzu grossen Probleme wegen der Wellen.

Wie am Vorabend abgesprochen lichten wir am 26.7.2022 am frühen Vormittag in Fakarava den Anker und segeln rund 1 Stunde bis zur Ausfahrt, die wir mit Motorunterstützung auch problemlos passieren können. Von da schiebt uns leicht achterlicher Wind unter vollen Segeln die 15 Seemeilen bis zur Einfahrt von Toau. Hier treffen wir perfekte Bedingungen an. Die Strömung hat gerade gedreht und ist am Einlaufen. Es hat zwar viele Wirbel im Wasser, aber die Wellen halten sich in Grenzen. Ohne Probleme passieren wir unter Motor die Einfahrt und biegen nach der Lücke im Riff gleich wieder nach Süden ab. Jetzt wieder unter Segeln nähern wir uns vorsichtig (nicht kartographierte Korallenblöcke verlangen unsere volle Aufmerksamkeit!) unserem geplanten Ankerplatz.

Ankerplatz in der südöstlichen Ecke von Toau. Zu unserer Überraschung finden wir dort 5 neuere, sehr robuste Moorings (Festmacherbojen), von denen wir uns gerne eine angeln, und so unserem Anker zur Abwechslung eine Ruhepause gönnen können (Lupina am rechten Bildrand)
Dinghi Anleger in der Südsee (vor dem Motu Otohorau an der südöstlichen Ecke von Toau)
Obwohl der Wind zeitweise tüchtig zulegt (dauerhaft über 20 Knoten) sind wir durch die Palmeninsel gut geschützt und wir können unsere Lupina getrost an der Boje zurücklassen und täglich einen Landgang unternehmen.
James Cook war der Erste, der das Atoll im April 1774 gesichtet hat. In alten Karten ist das Atoll mit dem Namen «Elizabeth» verzeichnet. Das einzige Dorf ist «Maragai» auf der gleichnamigen Insel im Osten des Atolls (ganz oben im Bild). Zur Volkszählung 2002 wurden hier noch 24 Einwohner gezählt, laut Volkszählung 2012 jedoch nur noch 18. Die Bewohner leben hauptsächlich von Fischzucht, ebenso wird nach Perlen getaucht und Kopra aus Kokosnüssen hergestellt (Quelle: Wikipedia).
Bei unseren Landgängen treffen wir leider keine Einheimischen an, dafür viel angeschwemmtes Material, welches das Meer den Fischern und Perlentauchern entrissen und nun wieder angespült hat.
Am Ufer vor dem Bojen Feld finden wir dieses Schild, worauf geschrieben steht: «Herzlich willkommen! Können Sie bitte ein paar Kokosnüsse aufschlagen für meine jungen Hühner und das kleine Gärtchen wässern! Vielen Dank!» Machen wir doch gerne! Bei den zurzeit verlassenen Hütten finden wir ein kleines Hühnergehege. An der Hauswand angelehnt eine schwere Eisenstange, die vorne mit einer breitgehämmerten Spitze versehen ist. Leicht lassen sich damit ein paar von den überall herumliegenden Kokosnüssen aufbrechen. Wir erkennen im Hühnerstall an den vielen leer gepickten Nussschalen, dass offenbar auch andere Segler vor uns das Schild gelesen und die Hühner gefüttert haben. Hinter einer der Hütten steht ein grosses Fass aus schwarzem Kunststoff, das vom Dachwasser gut gefüllt ist. Pia findet eine selbstgebastelte Giesskanne und wässert damit die Hochbeete, die der uns unbekannte Besitzer liebevoll mit Kräutern und Gemüse angepflanzt hat.

Der Wind bleibt konstant deutlich über 20 Knoten und wir verharren ein paar Tage länger an der gut geschützten Boje. Über das Riff hinweg sehen wir den hohen Seegang, der ausserhalb des Atolls herrscht. Den wollen wir uns nicht antun. Unser nächstes Ziel, die Gesellschaftsinseln, die sich westlich an die Tuamotus anschliessen. Tahiti, die Hauptinsel, liegt rund 250 Seemeilen in südwestlicher Richtung. Der Wind bläst zwar vom Osten aus einer idealen Richtung, aber es herrscht eine hässliche Kreuzsee: Wellen aus Südwesten (erzeugt von einem nachlassenden Sturm weit im Süden) treffen auf die Wellen aus dem Osten, die vom Passatwind aufgebaut werden. Der Pazifik in dieser Gegend ist alles andere als ruhig und friedlich! Erschwerend kommt hinzu, dass wir hier kein Internet haben und der Zugang zu verlässlichen Wetterdaten stark eingeschränkt ist. Über unser SSB Funkgerät können wir aber regelmässig Windvorhersagen für das Gebiet abrufen. Als der Wind dann endlich nach ein paar Tagen anhaltend unter 20 Knoten sinkt und sich die Wellen etwas beruhigen, lösen wir uns von der Boje und machen uns auf nach Tahiti.

Die 250 Seemeilen lange Strecke vom Atoll Toau nach Tahiti

Mit frisch gereinigtem Unterwasserschiff und für die nächsten 2 Tage vorgekochtem Essen machen wir uns am 31.7.2022 um 10 Uhr auf den Weg. Schon direkt nach dem Bojen Feld setzen wir die Segel und fahren zur Ausfahrt. Diesmal haben wir es so geplant, dass wir bei leicht auslaufender Strömung durch den Pass fahren können.

Die Bedingungen sind so ideal, dass wir ohne Hilfe des Motors, nur unter Segeln, die Durchfahrt problemlos schaffen.

Für die ganze Distanz geben wir uns 2 volle Tage, haben also viel Zeit und können die Segel sehr defensiv setzen. Wir fahren anfänglich mit gereffter Genua, später sogar nur mit dem Kuttersegel und machen trotzdem genügend Fahrt. Nach der Ausfahrt müssen wir das Atoll zuerst nördlich umfahren, bevor wir direkten Kurs nach Tahiti absetzen können. Die Wellen sind in diesem Bereich angenehm, da das Atoll den Schwell aus Südwesten gut abdeckt. Als wir uns am Nachmittag dann mehr und mehr vom Atoll entfernen und auf das offene Meer bewegen, verlieren wir diesen willkommenen Schutz. Die bis zu 4 Meter hohen Wellen packen unsere Lupina immer wieder heftig. Sie rollt und stampft, wird hoch auf einen Wellenberg gehoben um gleich darauf tief unten in einem Wellental zu verschwinden. Pia, bis dahin ohne jegliche Probleme, wird seekrank und muss sich hinlegen. Während der ersten Nacht muss sie denn auch passen und kann keine Wache schieben. Mit dem ersten Tageslicht am nächsten Tag fühlt sie sich dann aber rasch wieder besser: die Kreuzsee lässt allmählich nach.

Nach fast 2 Tagen auf See erreichen wir bei Tagesanbruch Tahiti und machen uns auf die Suche nach einer Marina. Wir hatten vorgängig versucht, uns einen Platz zu reservieren. Leider nimmt keine der Marinas Reservierungen entgegen. So laufen wir auf gut Glück zuerst die grösste Marina (Marina Taina) im Westen von Tahiti an. Dort werden wir abgewiesen. In der Marina Papeete werden wir dann fündig und erhalten nach ein paar logistischen Winkelzügen des Marina Personales einen Liegeplatz – mitten in der Hauptstadt.

Empfang in Papeete – mit einem herzlichen Lächeln
Wir haben ja noch in den Marquesas festgestellt, dass unser Rigg gebrochene Drähte in einer Hauptwant und einer Unterwant aufweist. Das ist sicherheitsrelevant! Deshalb organisieren wir, kaum angekommen, eine Inspektion unseres Riggs. Es ist nicht einfach, in dieser Gegend der Erde gut ausgebildete Fachleute zu finden. Meist gibt es sie schlicht und einfach nicht. Dann ist vielleicht ein anderer erfahrener Segler die beste Alternative, die man hat. Wir aber haben Glück, erhalten von anderen Seglern und via soziale Medien eine Adresse, die sich als super erweist. Kompetent, sehr exakt und genau wird unser Rigg von «FENUA-Rigging» untersucht und sein Zustand festgehalten. Zuerst Fixierungen auf Höhe des Decks …
… und dann hoch oben im Mast
Zu zweit diskutieren die beiden Spezialisten an Problemstellen über die Notwendigkeit einer Reparatur oder deren Sinnhaftigkeit. Ich hatte bei unserem Rigg, das zu Beginn unserer Reise vor 4 Jahren in England komplett erneuert wurde, an 3 Stellen Probleme erkannt. Die Spezialisten haben noch 3 weitere Defekte gefunden. Ihre abschliessende Beurteilung: schlechte Materialqualität (was aus ihrer Erfahrung immer häufiger vorkommt) oder schlecht ausgeführte Arbeit. Wir erhalten bereits am Tag nach der Inspektion einen umfassenden Bericht und entscheiden uns für eine Reparatur. Diese werden wir nach unserer Reise in die Schweiz ausführen lassen.

Tahiti zählt geografisch zu dem Archipel der Gesellschaftsinseln (französisch Îles de la Société). Sie ist die grösste und bevölkerungsreichste Insel des Archipels. Tahiti ist eine Doppelinsel aus Tahiti Nui (Gross-Tahiti) und dem kleineren und dünner besiedelten Tahiti Iti (Klein-Tahiti), die durch den Isthmus von Taravao verbunden sind. Die Insel beherbergt etwa 70 % der Gesamtbevölkerung Französisch-Polynesiens. Das hängt wesentlich mit ihrer zentralen Funktion in Politik und Wirtschaft zusammen. Der Lebensstandard ist der höchste in der Region. Die Bevölkerung setzt sich aus 83 % Polynesiern, 11 % Europäern, 4 % Asiaten und 2 % Mischlingen zusammen (Quelle: Wikipedia). Grösste Stadt ist Papeete im Nordwesten von Tahiti Nui, zugleich der Verwaltungssitz von Französisch-Polynesien, mit rund 26’000 Einwohnern.

Hochzeit in Papeete. Die Braut (rechts) mit weissem Kleid und weisser Couronne (Kopfschmuck), die weiblichen Hochzeitsgäste im rot-weissen Dress …
… die Männer in weissen Hemden und Blumenkranz
Die Perlen, die getragen werden, sind natürlich echt!
Hier passt auch mein Hemd 😊😊
Papeete ist modern und aufgeschlossen. Uns fällt auf, dass Strassen und Infrastruktur in einem guten Zustand sind. Auch die Haustechnik ist von guter Qualität und meist in sehr gutem Zustand. Hier sehen wir eine originelle Recycling-Station für Bier (= Pissoir 😊) in einer lokalen Brauerei
Mel und Brian (SY Sava), die wir auf den Marquesas erstmals getroffen haben, laden uns ein auf eine erste Land-Exkursion. Sie haben ein Auto gemietet und wir fahren damit einmal rund um die Insel und machen ein paar Wanderungen. Hier sind wir unterwegs zu einer Kultstätte (Marae).
Monumentale Steinstatue(n) am Marae (=Kultstätte) Arahurahu
Wanderung zu einem der zahlreichen Wasserfälle. Der Wanderweg ist deutlich markiert und die schwierigen Passagen mit Seilen gut gesichert
Mel (links) und Pia an einem Wasserfall von Vaipahi.
Der strömende Regen bei unserer Wanderung durch den Urwald scheint auch gute Laune zu verbreiten
Weniger gute Laune dann dies!! Wieder einmal in einer Marina lege ich die Kette auf den Steg und inspiziere sie Glied um Glied. Rund jedes 10 Kettenglied weist Lochfrass auf (eine spezielle Art von Korrosion bei Edelstahl)
Das am schlimmsten betroffene Kettenglied. Hier haben sich die einzelnen Korrosionslöcher bereits grossflächig zusammengeschlossen und die Materialdicke um mehr als 20% reduziert. Auch das Nachbarglied zeigt ähnliche Spuren (blauer Kreis)

An der Kette zeigt es sich einmal mehr, welch aggressivem Klima das Material eines Segelschiffes ausgesetzt ist. Im Falle der Kette ist es die Kombination von Salzwasser und Temperatur. Die Kette wäre rostfrei. Allerdings gilt das nur für Meerwasser mit Temperaturen unter 25°C. Der Vorbesitzer unseres Schiffes, ein Engländer, hatte bei der Spezifikation nicht gross darauf geachtet, weil in seinem geplanten Segelgebiet die Wassertemperaturen praktisch nie über dieses kritische Niveau stiegen. Bei uns ist das nun anders. Seit mehr als 3 Jahren sind wir in Meerwasser über 25°C. Wir müssen die Kette ersetzen mit einem hochwertigeren Edelstahl.

Ein feines Gipfeli schmeckt doch wesentlich besser als die bittere Pille mit der Kette. Zudem machen wir uns gerade auf, der Lupina 5 Wochen Ruhe zu gönnen, und sie in der Marina Papeete gut vertäut und sicher bis Mitte September alleine zu lassen.
Am 12.8.2022 startet unser insgesamt 28 Stunden dauernde Flug (in Etappen via Los Angeles, Paris, Basel) in die Schweiz.
Die ersten 2 Flugstunden führen uns über die Tuamotus (im Bild eines der insgesamt 76 Atolle), aus denen wir gerade gekommen sind.

Nach rund 4 Stunden Flugzeit befinden wir uns über den Marquesas, wo wir vor den Tuamotus waren. Nach und nach rollen wir unsere bisher in den letzten 4 Jahren zurückgelegte Segelstrecke langsam von hinten wieder auf. Ein sehr eindrückliches Erlebnis, das uns vor Augen führt, wie weit wir bisher gekommen sind.

Und es geht weiter!! Aber zuerst machen wir nun eine kleine Pause. Besuchen unsere Familien und Kollegen in der Schweiz. Hüten und verwöhnen unsere Grosskinder. Seit einer Woche wohnen wir nun bereits bei guten Freunden im Dorf, wo wir herkommen und welches der Namensgeber unserer Lupina ist: Wölflinswil. Wie immer haben wir in den ersten Tagen alles Material, das wir persönlich auf das Schiff mitnehmen können, bestellt. Auch eine neue Kette ist bereits geordert – die lassen wir aber direkt aufs Schiff schicken, 120kg wären dann doch etwas schwer 😉.

Der Schreiberling macht nun auch Pause. Am 18.9.2022 fliegen wir zurück zur Lupina. Dann wird zuerst das mitgebrachte Material verbaut, das Rigg repariert und die Kette ausgetauscht. Danach sind wir wieder startklar und es geht weiter, nordostwärts, zurück in die Tuamotus.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!