Die Zeit in Französisch-Polynesien neigt sich zu Ende

Unsere Freunde, Mandy und Dani Stadelmann, sitzen im Flugzeug nach Hause. Wir schreiben heute Sonntag, den 22. April 2023. Nachdem wir die Beiden mit dem Schiff am Steg abgeliefert haben, verlegen wir noch für eine Nacht in das Bojen Feld vor dem Bora-Bora Yacht Club. Der stürmische Wind, hohe Wellen und immer wieder Regenschauer nehmen uns die Lust, unser Dinghi zu wassern und an Land zu fahren. Nach dem wunderbaren Abschieds-Nachtessen vom Vorabend im «Bloody Mary’s» haben wir eh kein Bedürfnis, schon wieder auswärts zu essen. Die Normalität kehrt wieder ein auf der Lupina.

Die ganze Nacht regnet und stürmt es. Die Bojen auf Bora-Bora sind gut unterhalten (dafür kosten sie auch stolze 40 Dollar pro Tag) und wir schlafen gut und tief. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Bora-Bora und nutzen den Westwind, um wieder nach Tahaa und Raiatea zurück zu segeln. Wir lassen das triste Wetter in Bora-Bora zurück.
Zurück auf Tahaa hat uns die Sonne wieder. Der Westwind vertreibt die Regenwolken, stellt dann nach und nach ab und übergibt das Feld wieder dem hier sonst üblichen Ostwind.
Wir geniessen den ersten Ankerplatz auf Tahaa gebührend mit einem Ankertrunk.

Die vergangenen 2 Wochen sind für uns etwas schnell, zu schnell verlaufen. Wir sind im Eilzugstempo von Tahiti, über Moorea, Huahine und Tahaa nach Bora-Bora gesegelt. Deshalb kehren wir nun nochmals nach Tahaa zurück. Wir wollen uns auch Zeit nehmen für die Hauptinsel in dieser Region, Raiatea, welche im gleichen Atoll drinnen liegt wie Tahaa.

Während Tahiti, Moorea und Bora Bora alle touristisch sehr gut erschlossen sind, wird Tahaa (wie auch schon Huahine) oft als „die geheime Insel“ bezeichnet. Alle Inseln verfügen über eine wunderschöne Natur, auch wenn sie unterschiedlich sind. Huahine und Tahaa sind einfach nochmals eine Spur üppiger und authentischer. Etwas mehr als 5’000 Einwohner leben verteilt auf 8 Dörfer auf der 88 km2 grossen Insel. Auch hier nimmt der Tourismus die Hauptstellung ein in der Wirtschaft, aber ein Grossteil der Bevölkerung lebt vom Fischen, von Kopra und von Landwirtschaft.

Das Ende der langgezogenen Bucht von Haamene (Tahaa) – unser Ankerplatz für die nächsten Tage
Die rund 5 Kilometer tiefe Haamene Bucht bietet sehr guten Schutz vor den meisten Winden. Abends und in den Morgenstunden herrscht Totenstille und das Wasser ist spiegelglatt.
Vom Ankerplatz in Haamene mieten wir uns per Internet ein Auto und umrunden damit die Insel Tahaa (rund 70km). Von der Westküste haben wir einen fantastischen Blick rüber nach Bora-Bora, das irgendwo zwischen Meer und Himmel zu schweben scheint.
Uns fällt sofort auf: hier nehmen sich die Leute wieder Zeit, die Umgebung ihrer Häuser schön und ordentlich zu halten. Sie sind stolz darauf, schön zu wohnen. Es gibt keine oder wenig hässliche Mauern und Bretterverschläge, welche das Grundstück vor lästigen Blicken abschotten sollen. So gefällt es uns. Zu ihren verstorbenen Angehörigen haben sie ein innigeres Verhältnis als etwa in den Marquesas oder auf den Tuamotus. Hier nehmen die Verstorbenen meist einen prominenten Platz auf dem eigenen Anwesen ein. Das Grab dient als Sitzplatz, Treffpunkt und vermutlich auch als Ort, wo man sich gedanklich und spirituell wieder mit seinen Vorfahren verbindet.
Perlenfarmen wie auf Gambier. Sie sind aber eindeutig auf Touristen vorbereitet, die von grossen Hotel Anlagen aus Raiatea und Tahaa mit Booten direkt vor die Türe gefahren werden.
Auf Tahaa gibt es 2 Rumfabriken. Die eine, Pari-Pari, ist auf den High-End Tourismus abgestimmt mit entsprechend horrenden Preisen. Die andere Destillerie, Mana’o, präsentiert sich klein und sympathisch. Hier erfahren wir viel über Hintergründe, Motivation und Projekte des noch jungen Unternehmens. Natürlich dürfen wir auch ausgiebig vom mit Bio-Label versehenen Rum degustieren.
Nachdem wir Tahaa per Auto entlang der wunderschön angelegten Küstenstrasse «erfahren» haben, wollen wir sie heute zu Fuss von unserer Bucht Haamene aus nordwärts durchwandern. Schon kurz nach dem Start aber dieses Tor, mit einer grossen Kette behangen. Ein genauer Blick zeigt aber, die Kette ist nicht abgeschlossen und das Tor dient wohl lediglich dazu, dass das auf dem Gelände dahinter weidende Grossvieh nicht ausbüchst.

An dieser Stelle eine kurze Antwort auf die Frage, wie wir auf fremden Inseln Wanderwege finden und uns nicht jedes Mal verirren. Heute ist das ja ganz einfach. Internet und Mobiltelefone helfen dabei, und ein paar andere Segler, die wir nach Tipps befragen. Wir benutzen ein Programm, das Offline-Karten verwendet und die GPS-Position des Handys. Mit der APP «MapsMe» suchen wir vorher die ganze Insel auf schöne oder vielversprechende Wanderungen ab. Einmal unterwegs können wir dann Dank GPS immer wieder kontrollieren, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Technologie macht’s möglich!

Hinter dem Tor erwartet uns ein wunderschöner, sanft ansteigender, alter Pfad, der früher von den Einwohnern benutzt wurde, um auf dem Landweg zur Hauptstadt im Norden der Insel zu gelangen. Er führt gut beschattet von mächtigen Bäumen durch üppigen Urwald.
Auf der Bergscheide dann dieser wunderbare Ausblick in den Süden auf «unsere» Bucht, wo die Lupina mit mittlerweile 3 anderen Booten sicher liegt.
Nach der rund 10km langen Wanderung erreichen wir die Nordküste von Tahaa. Jetzt müssen wir uns entscheiden: auf demselben Weg zurück oder rund 20km der Küstenstrasse entlang. Wir entscheiden uns für das Letztere. Wir nehmen aber unseren Daumen zur Hilfe und bereits das erste Auto hält an. Ein übers ganze Gesicht strahlender Mann und seine ebenso herzlich lachende Tochter nehmen uns mit ihrem klapprigen Pick-Up Truck die ganze Strecke mit. Mauruuru – vielen Dank!
In der Haamene Bucht wartet Lupina auf uns.
Regenbogen am Ankerplatz

Am nächsten Tag lichten wir den Anker und segeln rund 8 Seemeilen durch das Atoll zur Hauptinsel der Region im Westen der Gesellschaftsinseln: Raiatea. Raiatea ist rund doppelt so gross, wie Tahaa und galt in der Vergangenheit als Wiege der über tausendjährigen Polynesischen Kultur. Hier sollen sich die ersten Menschen angesiedelt haben und sich dann sternförmig (die Inselbewohner nutzten natürlich als Bild die Arme eines Meerestieres, nämlich das der Krake) mit ihren Pirogen auf die weiteren Inseln in der Umgebung verteilt haben. Der ursprüngliche Name der Insel, Havai’i, bedeutet «grosses springendes Wasser». Hier dürften sowohl die unzähligen, sehr hohen Wasserfälle in den Bergen, als auch das mächtig aufschäumende Meer entlang des Riffes für die Namensgebung verantwortlich sein.

In Raiatea machen wir an einer Boje direkt vor der Marina in Uturoa, der Hauptstadt der Insel, fest. Hier können wir unser Dinghi bei Landgängen sicher an einem leeren Steg in der Marina festmachen. Das glasklare Wasser in der Marina ist beeindruckend.
Auch Raiatea «erfahren» wir zuerst, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Eine auf weiten Strecken direkt am Ufer entlang geführte Strasse bietet wunderschöne Ausblicke auf Meer, Küste und die dahinter liegenden Berge. Das Bild zeigt den grössten Marae (Kultstätte) in ganz Französisch-Polynesien: Marae von Taputapuatea

Als Marae bezeichnet man in den polynesischen Kulturen ein zeremoniellen Zwecken vorbehaltenes, abgegrenztes Areal. In Franz.-Polynesien stellt sich die Zeremonialstätte als architektonische, auf einigen Inseln sogar als monumentale Tempelanlage dar. Meist ist es ein rechteckiger, eingefriedeter Platz, an dessen Ende sich eine steinverkleidete Plattform, auf manchen Inseln mit Statuen, erhebt. Jeder der Plätze hat dabei seine eigene Bestimmung wie: politische Meinungsbildung, religiöse Zeremonien, Begräbnisse, sportliche Ertüchtigung, Opfergaben.

Der Marae Taputapuatea ist ein Küsten-Marae. Im Gegensatz zu den Maraes in den Tälern waren Küsten-Maraes von nationaler Bedeutung und oft einer bestimmten Gottheit gewidmet. Der Marae Taputapuatea zum Beispiel dem Kriegsgott Oro. Auf dem Platz in diesem Bild wurden die Könige ins Amt eingesetzt. Der grosse Stein in der Mitte des Platzes soll dem neu amtierenden König Rückhalt und Standfestigkeit vermitteln.
Raiatea ist eine der wenigen Inseln in Franz.-Polynesien, die einen befahrbaren Fluss aufzuweisen hat, den Fluss Faaroa. Also zügig mit der Lupina dahin, Anker werfen in der gleichnamigen Bucht, ins Dinghi gehüpft und los geht’s. Schnell aber wird uns klar: das Unterfangen ist nicht ganz gefahrlos: Es hat zwar keine gefährlichen Tiere wie Würgeschlangen, Krokodile oder Piranhas, aber dafür hat es immer wieder grosse, dicke Bäume, die umgestürzt im etwas getrübten Wasser liegen und deren harte Äste sich auf die Schraube unseres Aussenborders freuen. Um es kurz zu machen: alles ist gut gegangen und wir sind bis ans befahrbare Ende des Flusses gekommen.
Der Fluss Faaroa führt an einem grossen Botanischen Garten vorbei, den wir auf dem Rückweg besuchen. Als wir wieder ins Dinghi steigen, winkt uns ein Mann von der anderen Uferseite zu sich herüber. Er stellt sich als André vor und erklärt uns, dass er auch einen Garten habe, und dass er uns diesen auch gerne zeigen würde. Natürlich sind wir neugierig und willigen ein.
André führt uns durch seinen wirklich weitläufigen Garten, in dem er allerlei Früchte, Gemüse, Wurzelpflanzen und sogar Getreide anbaut. Alles ohne Chemie oder andere Hilfsmittel von aussen. Er erklärt uns, wie wichtig es für ihn ist, dass er hier draussen alles selber macht, mit den Pflanzen lebt, sie beobachtet und spürt. Nicht mal seine Frau darf ihm bei der Arbeit und Pflege helfen. Er gibt uns von allem etwas zu probieren.
Zum Schluss verabschiedet André uns, vollbepackt mit bekannten und unbekannten Früchten, mit einem Bild für seine Fotosammlung.
Wir haben von einer schönen Wanderung zu den «Les Trois Cascades» (3 Wasserfällen) gelesen. Sie liegt an unserem Weg zurück nach Uturoa in der Bucht von Vairahi und wir beschliessen, sie zu besuchen. Der Wanderweg ist auf unserer MapsMe APP gut ersichtlich und wir ziehen wohlgelaunt frühmorgens los.
Schon bald stossen wir auf diese wuchtige Warntafel. Alles verständliche Regeln, denken wir, bis unser Blick auf das Dreieck «Wandern nur mit Guide» gleitet. Hä – wir und Guide?! Geht gar nicht. Stolz die Brust in den Wind und weiter geht’s!
Rund 500 Meter weiter ein schweres Gittertor mit Kette verriegelt und gespickt mit diversen Verbotstafeln. Privatgrund – Zugang ohne Guide verboten. Hmm – doof!! Aber nicht mit uns. Die Kette ist nicht komplett verriegelt. Also Tor auf, durchgeschlüpft, und die Brust wieder stolz in den Wind.

500m weiter folgt ein Haus. Hmm, abschleichen oder mutig den Stier bei den Hörnern packen? Wir wählen den Stier, beziehungsweise die bellende Hundemeute (5 gut trainierte Kampfhunde!). Wir nähern uns dem Haus, die Hunde sind hinter Gittern. Trotz des lauten Bellens zeigt sich kein Mensch – auch der Autoparkplatz ist leer. Also Brust wieder stolz raus und weiter geht’s im Marschtempo.
Aber Riesenschreck! Einer der Hunde findet irgendwo einen Ausgang aus seinem Gehege und will uns aufhalten. Mittlerweile sind wir bereits am Haus vorbei und streben schnellen Schrittes den Wasserfällen entgegen. Der Hund zieht das bequeme Heim vor und lässt uns ziehen. Schweissperlen auf der Stirne, aber Brust wieder stolz draussen.
Nächsten Wegbiegung, ein Auto. Von weitem sehen wir einen Mann dort arbeiten. Was tun? Wir wählen wieder die Offensive und gehen schnurstracks auf den Mann zu. Es ist ein Gärner der Anlage. Erstaunt fragt er uns, ob das Tor nicht zu war, ob wir die Verbotstafeln nicht gesehen haben, ob die Hunde uns nicht gestoppt hätten? Das Gespräch geht konstruktiv und friedlich weiter. Er erklärt uns, dass der Besitzer des Grundstückes sehr schwierig sei und keinen Spass verstehe. Wir hätten Glück, dass er nicht da sei, sonst hätte er längst die Polizei gerufen. Ich frage, wann der Besitzer denn wieder zurück sei. Am Abend, kommt als Antwort zurück. Unsere Chance, bis dann sind wir längst wieder zurück! Wir erklären dem Gärtner, dass wir es riskieren wollen. Er schüttet nur den Kopf und geht zu seinem Tageswerk über. Auf den nächsten 400 Metern sehen wir mindesten 3 Tafeln mit richterlichen Erlassen und Verfügungen, dass ein Betreten des Gebietes nur mit Führung und Einwilligung des Grundstückbesitzers erlaubt ist. Dann kommt noch ein heftiger Regenschauer dazu und unser Mut ist weg. Mit gekränktem Stolz treten wir widerwillig den Rückzug an. Schade!

Zwei Tage später sind wir bei der Gendarmerie. Nicht etwa wegen des unbefugten Betretens des Grundstückes, nein! Wir haben hier soeben die Ausreisebewilligung aus Französisch-Polynesien erhalten. Für Nicht-Eingeweihte: dieses Papier ist erforderlich, dass man mit seinem Schiff in ein nächstes Land einreisen darf.

Fast anderthalb Jahre Franz.-Polynesien. Eine wunderbare, spannende Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Unheimlich viele sehr positive Eindrücke sind in unseren Herzen verewigt. Nun wird es aber Zeit, die Welt weiter zu erkunden und weiter westwärts zu segeln. In der Zwischenzeit sind wir nun wieder von Raiatea nach Bora-Bora gesegelt. Hier warten wir nun auf ideale Winde, die uns die Anfahrt zur nächsten Insel im Westen, Maupiti, erlaubt. Hier soll die Einfahrt durchs Atoll besonders schwierig sein und wir dürfen keine hohen Wellen haben. Morgen Sonntag dürfte es klappen.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Mit Freunden von Tahiti nach Bora Bora

(verfasst von Mandy Stadelmann)

Nach einem kurzen und zwei laaaaangen Flügen kommen wir morgens um 5 in Tahiti an – puuh, wie mussten wir uns diese Ferien verdienen!! 20 reine Flugstunden sind schon viel, aber zum Glück fliegen mein Mann Dani und ich (Mandy) gerne und viel. Pia und Köbi empfangen uns mit wohlriechenden Blumenkränzen und wir fühlen uns sofort zuhause.

In Französisch-Polynesien werden Besucher mit Blumenkränzen empfangen
Auf der Lupina, die in der Marina von Papeete liegt, gibt’s erst mal ein gediegenes Sektfrühstück – diesmal nicht zu unseren Ehren – Köbi hat Geburtstag! Nach einem Spaziergang durchs Städtchen und dem obligaten Apéro feiern wir den besonderen Tag mit einem wunderbaren Nachtessen im traumhaft schönen Marina Restaurant.
Marina Promenade in Papeete
Restaurant Meherio, eines der Top-Restaurants in Papeete direkt am Pier

Nach einem weiteren Tag in Papeete den wir mit Shoppen und einigen Besuchen in verschiedenen Beizli verbringen, verlassen wir Tahiti in Richtung Moorea. Die Nachbarinsel gefällt uns sehr gut und so verbringen wir dort 4 Nächte an zwei verschiedenen Ankerplätzen und feiern das Südseeleben mit Baden, Schnorcheln, Dinghi Touren, SUPlen und einem extrem eindrücklichen Besuch in Stingray City, wo wir mit gaaaaanz vielen Schwarzspitzhaien und Stachelrochen schwimmen.

Sundowner in Papeete
Moorea. Wir ankern in der Cooks Baie und in der Opunohu Baie
Eine herrliche Unterwasserwelt erwartet uns in Moorea
Für Touristen ein Highlight: Stingray City, direkt hinter dem Riff bei der Opunohu Baie. Hier kann man im Wasser stehend Stachelrochen beobachten und auch berühren
Wohl angelockt durch das Futter, dass die Tour-Führer den Stachelrochen verabreichen, schwimmen Schwarzspitzen-Haie mitten durch die im Wasser stehenden Touristen. Viele sehen sie nicht mal
Weniger bekannt, aber sehr eindrücklich: die im Meer versenkten Tikis

Am letzten Tag kommt sogar ein Kreuzfahrtschiff an – die «Norwegian Spirit» – und da Pia wohl weiss, dass ich eine Shopping Queen bin, fahren wir sofort zum Anleger, wo die Einheimischen viele Verkaufsstände mit tollen Sachen aufgestellt haben. Die Tour ist ausgesprochen erfolgreich und wir kommen gut beladen wieder zur Lupina zurück.

Verkaufsstand der Einheimischen. Alles ist aus lokalen Produkten von Hand hergestellt. Man beachte den wunderschönen Kopfschmuck («Couronne») der Frau

Am Nachmittag legen wir ab – eine Nachtfahrt nach Huahine steht bevor. Köbi hat schon vorgewarnt – eigentlich gibt es zu wenig Wind – aber wir haben ja einen Plan und müssen weiter. Erst dümpeln wir mit 3 – 4 Knoten langsam vor uns hin, dann flacht der Wind sogar ab …. aber als Pia und ich nach dem Nachtessen unsere erste Wachschicht übernehmen, frischt es plötzlich auf und zeitweise düsen wir sogar mit 7 – 8 Knoten unserem Ziel entgegen. Als dann um Mitternacht Köbi übernimmt, fällt der Wind komplett zusammen und die Lupina wird immer langsamer. Aber zum Glück bekommt Köbi um halb 2 Unterstützung von Dani und so wird die Nacht nicht ganz so langweilig. So oder so kommen wir morgens in Huahine an und fahren direkt zu unserem Ankerplatz von dem kleinen Hauptstädtchen Fare …. direkt gegenüber dem Yachtclub, was die ganze Crew sehr freut, denn ab 17 Uhr ist Happy Hour!!

Dani in seinem neuen Job als Steuermann der Lupina
Mandy und Pia geniessen die gemütliche Fahrt
Der Morgen nach der Nachtfahrt nach Huahine, kurz vor der Ankunft: alle sind guter Laune
Rechtzeitig zur Happy Hour im Yachtclub von Fare, Huahine

Vorher haben wir aber noch was zu tun – den Ort zu erkunden und für den nächsten Tag ein Mietauto zu organisieren. Wir wollen die Insel umrunden und uns einen Eindruck von Land aus machen. Es ist traumhaft schön und ich brauche gar keine Worte zu benutzen… die Bilder sprechen für sich!

Eine schöne Geschichte: Wir wollen ein Auto mieten. Das Büro ist geschlossen, aber es hängt ein Zettel dran mit 3 Telefonnummern. Hmm – doof! Mit unserer lokalen SIM-Karte können wir nicht telefonieren. Pia fragt diese Frau, ob sie vielleicht helfen kann. Ohne zu zögern zückt sie ihr Handy, tippt die erste Nummer ein und drückt Pia das Telefon in die Hand. Et voilá – wir haben unser Auto

Einen Zwischenstopp zum Apéro und Mitagessen halten wir im wunderbaren Restaurant «Chez Tara» wo ich UNBEDINGT hin wollte, denn unsere Tochter heisst Tara und ich MUSSTE ihr einfach ein paar Fotos von «ihrem» Platz in Huahine schicken. Eine gute Wahl, denn das Ambiente und das Essen sind fantastisch und wir geniessen zwei volle Stunden dort.

Nach einem Stopp beim Flughafen und Beobachten eines ankommenden Fliegers, kommen wir genau richtig zur Happy Hour im Yachtclub und kehren dann erschöpft aber überglücklich zur Lupina zurück.

Auch heute verwöhnt uns Pia wieder mit einem wunderbaren Nachtessen aus der kleinen aber feinen Lupina-Küche.

Wir beschliessen, jetzt mit der Lupina in die Tara Bucht zu fahren und verbringen einen weiteren «lazy day» mit schwimmen und schnorcheln und SUPlen …

Dann geht’s weiter – 40 Meilen zur Insel Tahaa. Leider spielt auch hier der Wind nicht wirklich mit, und so dümpeln wir vor uns hin – aber kein Problem – wir haben Zeit. Zwischen der Insel Raiatea und Tahaa kommt schon bald ein Funkspruch: Hallo, hallo – hier ist die SY Pasito – wir sehen euch schon! Und super spontan wie wir sind, machen wir einen schnellen Schlenker in die Bucht und machen an der Boje direkt neben ihnen an… es ist Nachmittag um zwei. Unserer Einladung folgend kommen Ruedi und Chris sofort zu uns herüber – und um 21 Uhr abends!!! verabschieden sie sich wieder – nach Ankertrunk, Apéro, Sundowner, einem wunderbaren Abendessen aus Pia’s Küche (Spaghetti Carbonara) und einem Abschiedstrunk … und gaaaaanz vielen tollen und spannenden Gesprächen …

Nach einem weiteren Abstecher in eine Bucht von Tahaa, einer Schnorchel Tour durch den eindrücklichen Korallengarten und einem «Wassertag» brechen wir am nächsten Morgen auf Richtung Bora Bora.

Schnorcheln im Coral Garden auf Tahaa

Bora Bora: Ich will da unbedingt hin – Pia und Köbi nicht so sehr … zu viele Touristen – zu viel Kommerz. Aber ich finde, es muss einen Grund geben, dass gerade diese Insel so berühmt ist und «Perle des Pazifiks» genannt wird. Tatsächlich ist es die älteste Insel der Südsee und schon von weitem beeindruckend durch die zwei prägnanten Bergspitzen. Wir haben guten Wind und kommen zügig voran und wollen eigentlich gleich nach der Passeinfahrt vor dem Hauptörtchen Vainatu an einer Boje anlegen. Doch wir sehen sofort: viele Schiffe – alles voll. Und so fahren wir der Küste entlang weiter Richtung Süden und halten Ausschau nach einer Boje.

Wie es der Zufall will, finden wir eine direkt vor dem bekannten Restaurant «Bloody Mary’s». Ich hatte davon in diversen Reisführern gelesen, war begeistert und hatte schon beschlossen, Pia und Köbi zu unserem Abschiedsessen am Freitag dorthin einzuladen! Aber zum Glück ist erst Mittwoch und wir können schon mal rekognoszieren und die Happy Hour geniessen.

Bloody Mary’s auf Bora Bora: gegründet 1979 und seitdem besucht von vielen Berühmtheiten dieser Welt. Am Eingang befinden sich dieses Tafeln mit den Namen aller berühmten Besucher

Am Donnerstag mieten wir ein Auto und fahren um die Insel – und jetzt wird uns langsam klar, warum dieser eigentlich wunderschöne Ort bei Seglern gar nicht so beliebt ist: die Strassen sind eng und ohne Parkmöglichkeiten, die Infrastruktur sehr bescheiden und selbst Läden muss man richtiggehend suchen. Die Häuser der Einheimischen sind überraschend ärmlich und von Chaos und Müll umgeben. Und -ausser am Marita Strand – gibt es zu Köbis Entsetzen kaum Beizli!

Triste Hotelanlagen – eigentlich eine wunderbare Szenerie, aber meist sehr abgelegen und es wirkt alles tot.
Marita Strand

Wir kommen bald dahinter: hier ist alles auf die 5-Sterne Luxusresorts aussen auf den Motus ausgerichtet. Und dort kommt man als «Normalo» gar nicht hin! Diese Resorts sind ausserdem so eingerichtet, dass man sie die ganze Ferienzeit nicht verlässt und so bietet Bora Bora uns eigentlich wenig.

Ausser dieses Bloody Mary’s: da wir am Abend natürlich noch in die Happy Hour «müssen», sitzen wir einsam an einem Tisch und sehen einen Mann gemütlich den Sand rechen – wir kommen ins Gespräch – und so typisch kleine Welt: es ist Julien, der Besitzer des Restaurants und – er ist Schweizer!! In Bulle geboren, mit 2 Jahren mit seiner Mutter nach Bora Bora gezogen (sie hatte einen Job im Perlenbusiness angeboten bekommen) kehrte er nach dem Baccalauréat nach Lausanne zurück und absolvierte die Hotelfachschule. Inzwischen gehört ihm wie gesagt die angesagteste Prominentenbeiz der Insel…und er fliegt jedes Jahr einmal in seine geliebte Schweiz zurück.

Tiki im Bloody Mary’s

Der Wind hat aufgefrischt, die See ist unruhig und auf dem Nachhause Ritt mit einem hüpfenden Dinghi erwischt uns auch noch ein Squall (Regenschauer) – huh, alle sind pflotschnass, von unten und von oben! Aber lustig und mit Gelächter kommen wir doch sicher zurück. Zum Glück ist dann noch Zeit ein Brändi Dog zu spielen – sehr zu Pia’s Freude.

Wir geniessen also am Freitag nach einem letzten gemütlichen Tag auf der Lupina ein tolles Abschiedsessen in der «Bloody Mary».

Am folgenden Mittag verlassen wir mit einem Tränchen Pia und Köbi und das Schiff. Während sie weiterziehen, fliegen wir zurück nach Tahiti, wo wir noch zwei Nächte verbringen, bevor es nach drei unglaublich ereignisreichen, fantastischen, sonnigen und abenteuerlichen Wochen dann wieder in die kühle Heimat geht.

Die SY Lupina zieht weiter westwärts.

Nachtrag vom Schreiberling:
Vielen Dank, Mandy, für deine Zeilen. Schön, dass ihr bei uns wart, die Zeit mit euch war sehr kurzweilig und ging viel zu schnell vorbei.
Wir lösen nun morgen die Leinen und segeln etwas zurück nach Osten. Wir wollen noch die beiden Inseln Tahaa uns Raiatea und vielleicht sogar noch einmal Huahine besuchen. Dann wird es Zeit, uns von Französich-Polynesien zu verabschieden. Wir wollen weiter westwärts.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!