Wir erreichen die Cook Islands

Am 25. Mai 2023 lichten wir den Anker in der Lagune von Maupiha’a, durchfahren problemlos mit hohem Tempo den engen Pass (die auslaufende Strömung schiebt uns mit zusätzlichen 4 Knoten) und schwupps – schon sind wir im offenen Meer unterwegs nach dem 360 Seemeilen entfernten Aitutaki, eine von 15 Inseln der Cook Islands. Der Wind weht von hinten und wir können fast die ganze Zeit mit Schmetterlings-Besegelung fahren. Anfänglich ist der Wind noch schwach, aber es reicht gerade, um die Segel straff zu halten. Am 2. Tag nimmt der Wind zu, leider auch die Wellen, die unsere Lupina immer wieder heftig ins Rollen bringen. Aber wir kommen gut und zügig voran. Gegen Schluss der Fahrt müssen wir sogar etwas verlangsamen, damit wir nicht in der Dunkelheit der Nacht am Ziel ankommen.

Bei Sonnenaufgang passieren wir die Hoheitsgrenze der Cook Inseln, und Pia darf nach fast eineinhalb Jahren wieder eine neue Gastlandflagge und die gelbe Quarantäne Flagge setzen. Zwei Stunden später machen wir die Lupina an einer Boje vor dem Riff, das uns vom Hafen trennt, fest.

Cook Islands ist ein weit verstreuter Inselstaat mit insgesamt 15 Hauptinseln zwischen Französisch-Polynesien im Osten und Tonga sowie Samoa im Westen. Die Inseln im Süden ragen hoch aus dem Meer hinaus und ihre Vegetation ist üppig und vielfältig. Die Inseln im Norden sind flache Atolle, deren Korallengestein nur wenigen Pflanzenarten genügend reichhaltige Nahrung abgeben. Der Entdecker James Cook hat längere Zeit diese Inselgruppen erforscht und diente als ihr Namensgeber. Seit 1965 sind die Cook Islands ein selbst verwalteter, demokratischer Commonwealth Staat. Unterstützt wird dieser von Neuseeland vor allem in militärischem Bereich, in der Aussenpolitik und in der Wirtschaft. Die Einwohner besitzen den neuseeländischen Pass und können sich frei zwischen den beiden Staaten bewegen. Landessprache ist Maori, aber jeder spricht auch Englisch, mit dem typisch neuseeländischen Dialekt.

Aitutaki ist eine von 2 Inseln, auf der zurzeit auf den Cook Inseln einklariert werden darf. Die zweite ist Rarotonga, die Hauptinsel, die für uns aber zu weit südlich liegt. Bis vor kurzem wäre ein Einfahren ins Atoll von Aitutaki durch die sehr flache Einfahrt (Pfeil) für unser Schiff mit 2 Meter Tiefgang nicht möglich gewesen. Der Kanal wird gerade ausgebaggert und vertieft, so dass für uns die Passage jetzt gut möglich ist. Wir müssen allerdings dazu das Hochwasser abwarten.
Kurz vor Erreichen der Flut fahren wir durch den Kanal. Die befahrbare Rinne ist sehr eng, aber es herrscht fast keine Strömung und wir haben nur kurz mal eine flache Stelle, wo aber immer noch 20 Zentimeter Wasser unter dem Kiel bleiben. Unsere Freunde von der SY Pasito sind bereits seit 1 Woche auf Aitutaki. Sie unterstützen uns bei der Einfahrt zum Hafen und zeigen uns mit ihrem Dinghi den besten Weg.
Im Hafen drinnen beginnt nun aber das Problem. Beim Versuch im Hafenbecken zu ankern laufen wir immer wieder auf Grund, obwohl uns die Hafenbehörde mehrmals bestätigt, dass der Hafen auf mindestens 2.5 Meter ausgebaggert ist. Stimmt offenbar nicht. Schlussendlich machen wir unsere Lupina an einem Poller so fest, dass weder Kiel noch Ruder bei Ebbe Bodenberührung haben.
Als erstes werden wir vom Beamten der Gesundheitsbehörde kontrolliert. Alles verläuft freundlich und sehr zuvorkommend.
Dann kommt die Behörde der Bio-Security aufs Schiff. Zuerst verläuft auch hier alles sehr friedlich und entspannt. Dann entdeckt aber einer der Beamten eine Ameise an Deck. Das ändert alles!! Bei den Beamten kommt grosse Hektik auf. Wir kommen von Französisch-Polynesien und da gibt es «gefährliche Ameisen», meinen sie. Der Einklarierungs-Prozess wird sofort unterbrochen und die beiden Beamten holen Sackweise Ameisenfallen und Untersuchungsmaterial.

Über 2 Stunden wird jede Ecke unseres Bootes durchsucht. Die speziell präparierten Ameisenfallen bleiben leer, aber es kommt noch eine Spinne zu Tage, die schon fast am Verhungern ist. Trotzdem ist sie für die Beamten ein Beweis, dass wir offenbar Ameisen an Bord haben müssen. Anfänglich gelingt es mir, ruhig zu bleiben. Als sie aber verlangen, dass wir unsere Leinen vom Poller lösen, damit wir keinen Landkontakt mehr haben (über die Leinen könnte ja unsere Armee von Ameisen ihr Land befallen!), muss ich kurz für ein Stossgebet nach vorne zum Anker. Nun, das kurze und heftige Gebet nützt nichts. Es bleibt uns die Wahl zwischen täglich wiederkehrender, mehrstündiger Kontrolle (mit entsprechender Kostenfolge im 4-stelligen (!!) Dollarbetrag) oder sofort die Leinen zu lösen. Mit einem riesigen Frust im Bauch entscheiden wir uns für das Lösen der Leinen.

Nach rund einer Stunde vorsichtigem Abtasten des Hafenbeckens (die Sicht im Wasser beträgt maximal einen halben Meter, den Grund sieht man nicht), fällt der Anker endlich an einer Stelle, wo er hält und nur unser Kiel bei Ebbe auf Grund kommt. Mit einem Heckanker fixieren wir das Boot so, dass es sich nicht allzu weit bewegen kann. Wir (links) liegen direkt neben der SY Pasito (rechts), die mit ihren 1.7 Meter Tiefgang etwas weniger Ankerprobleme hat wie wir.
Bei unserem ersten Landgang fallen uns gleich ein paar Dinge auf: es hat keine Hunde (auf der ganzen Insel nicht!), noch mehr verschiedene Kirchen als in Französisch-Polynesien, die Grundstücke sind nicht umzäunt (wie etwa in ganz Französisch-Polynesien), es hat viele verlassene Häuser (oder was davon übrig blieb), und überall ist das Gras wie in einem Park kurz gemäht (typisch Britischer Einfluss – die Cook Islands orientieren sich stark nach Neuseeland)
In den bewohnten Gebieten wirkt die ganze Insel wie ein Park.
Der Umfang der Hauptinsel beträgt ungefähr 20 Kilometer. Da ist ein Roller gerade das richtige Fortbewegungsmittel für eine ausgiebige Erkundungstour.
Mit den geteerten Strassen sind wir schnell durch – wir wählen auch Abenteuer Strecken (grins)
Aussicht vom rund 80 Meter hohen Aussichtspunkt «Piraki Lookout» über die östliche Lagune.
Sanfter Tourismus ist die grösste Einnahmequelle. Hier besuchen wir einen wunderschönen, aber kleinen Resort, direkt am Meer, «Pacific Resort Aitutaki». Pool und Meer verschmelzen gänzlich aus dieser Perspektive.
Auch einen feinen Drink finden wir hier – muss natürlich probiert werden!
Letzter Sonnenuntergang im Hafen von Aitutaki.
Am nächsten Morgen bei Flut verlassen wir zusammen mit der SY Pasito Aitutaki und nehmen gemeinsam Kurs auf zur weiter nordwestlich liegenden Insel Palmerston. Der Wind weht wieder von hinten und auch jetzt setzen wir die Segel in der Schmetterlings Stellung (ein Segel links, das andere rechts)
Mit zunehmender Distanz von Aitutaki nehmen Wind und Welle zu. Auch auf dieser Fahrt ist der Pazifik alles andere als still und ruhig. Es wird eine rollige Berg- und Talfahrt. Die zu bewältigende Distanz beträgt etwas mehr als 200 Seemeilen. Bei gutem Wind leicht machbar in eineinhalb Tagen. Aber vor allem am Anfang sind wir nur langsam unterwegs. Weil wir nicht riskieren wollen, in der Nacht am Ziel anzukommen, kontrollieren wir unsere Fahrt so, dass wir erst am Morgen des zweiten Tages auf See in Palmerston ankommen.
Als wir das Hoheitsgebiet von Palmerston erreichen, funken wir die Behörde an, und erfahren zu unserem Schreck, dass es seit Covid keine Bojen mehr gibt. Das war nirgends zu lesen – in keiner der vielen Online Plattformen. Wir wussten, dass man ausserhalb des Riffes im offenen Meer bleiben muss. Es gibt keine Durchfahrt für grosse Schiffe. Nun sind wir gezwungen zu ankern – auf Korallen und steil abfallendem Meeresgrund. Die Moral auf unseren beiden Booten ist kurz auf dem Tiefpunkt. Was machen? Direkt weiter? Da kommt über Funk die Information, dass ein Boot unterwegs sei zu uns. Es werde uns die guten Ankerpositionen zuweisen. Kurz danach schiesst Bob (Funk Name: Alpha-Golf) mit seinem Alu-Boot über das Riff und zeigt uns mit klaren Handzeichen, wo wir den Anker setzen sollen. Der Anker fällt, es ruckelt 2–3-mal, dann hakt sich der Anker im Korallenboden fest..
Welcome to Palmerston!

Palmerston wurde 1774 durch James Cook entdeckt und von ihm nach einem Englischen Admiral «Palmerston» benannt. In der Frühzeit europäischen Kontakte kam die Insel in Besitz eines britischen Kaufmanns. Dieser entsandte Anfang der 1860er Jahre den Schiffszimmermann William Marsters nach Palmerston, um dort Copra für die Kokosölproduktion zu ernten. 1863 landete Marsters in Begleitung von 3 polynesischen Frauen auf der Insel. Er teilte die Insel in 3 Teile auf und übergab jeder seiner Frauen einen davon. In den folgenden Jahren zeugte er 21 Kinder mit seinen Frauen. Damit war der Grundstein gelegt für die heutige Bevölkerung. Die Unterteilung der Insel besteht bis heute. Die Namen der 3 Frauen von damals dienen heute zur Unterscheidung der Familienclans. 1954 wurde die Insel offiziell der Familie als volles Eigentum übergeben. 2016 gab es noch offiziell 57 Einwohner. Bei unserem Besuch sind es heute noch 28. Sie leben hauptsächlich vom Verkauf von Papageifisch, die sie hier mit Netzen fangen, filetieren, vor Ort einfrieren und überwiegend nach Rarotonga (Hauptinsel der Cook Islands) verkaufen.

Der Grabstein von William Marsters, dem Urvater der heutigen Bevölkerung, die bereits in die 8. Generation geht. Hinten links im Hintergrund sein sehr stabil gebautes Haus. Errichtet hat er es mit dicken Holzplanken, die er aus einem aufs Riff gelaufenen Holzfrachter geborgen hatte.
Auch hier gibt es eine Kirche, aber nur eine (Augenzwinker), welche direkt neben William Masters Haus gebaut wurde
Innen ist sie mit wunderschön verarbeitetem Mahagoni Holz ausgestattet
Die 3 Familien Marsters auf der Insel sind den Seglern gegenüber sehr wohlwollen eingestellt. Sind sie doch immer eine willkommene Abwechslung. Untereinander stimmen sie jeweils ab, wer den ankommenden Segler begrüssen und empfangen darf. Unser Gastgeber ist die Familie von Bob, der uns mit seinem Boot den Ankerplatz gezeigt hat. Bei jedem Landgang werden wir zum Mittagessen eingeladen. Bob ist für Grill und BBQ zuständig. Ich fühl mich wie zu Hause!
Pia geht Bob’s Frau, Tubo, gerne zur Hand.
Bob und Tubo beschenken uns mit ihrer Zeit und ihrem Essen. Sie erzählen uns viel und gerne aus ihrem Erfahrungsschatz. Wir lernen viel über das Leben hier auf der Insel kennen. Zum Beispiel, dass immer die älteste Person des Familienclans das Oberhaupt ist. Die zweitälteste Person ist der Beirat. Stirbt jemand, rückt automatisch die nächst ältere Person nach. Von den 3 Familien-Oberhäuptern ist immer eines der Mayor (Bürgermeister). Im Rotationsprinzip wird alle 4 Jahre gewechselt. Wer für den Staat arbeitet, darf nicht Mayor sein. Lehrer, Krankenschwester, Zollbeamter, Gesundheitsbeauftragte und Gemeindearbeiter sind Staatsangestellte und erhalten einen guten Lohn. Zurzeit leben noch 28 Menschen auf der Insel, davon 9 Kinder.
Auf der Insel gilt das Motto: jeder hilft hier jedem – auch die Besucher helfen mit. Aber Achtung, dies ist ein «Fake» Bild! ….
… denn abgewaschen haben diese Zwei – unter strenger Aufsicht von Bob
Seit ein paar Wochen verfügt die Insel über ein 4G Internet. Hier die Satellitenanlage mit der eigenen Stromversorgung mittels Solarpaneelen. 2015 wurde auf der Insel mit Hilfe Neuseeländischer Finanzen eine moderne Power-Station, ebenfalls mit Sonnenenergie, errichtet. Die vorhandene Infrastruktur erreicht auf Palmerston einen deutlich höheren Standard, als etwa in Französisch-Polynesien.
Die «Palmerston Lucky School» macht ihrem Namen alle Ehre. Wir treffen tatsächlich ausschliesslich fröhliche Menschen darin an.
Der offene Schulraum. Hier werden die Kinder altersdurchmischt unterrichtet. Der Hauptlehrer wird von 2 Hilfslehrerinnen unterstützt. Das Schulprogramm kommt aus Neuseeland. Wer nach der obligatorischen Primarschule eine höhere Schule besuchen will, muss nach Rarotonga.
Auf unsere Frage, ob wir etwas für die Schule tun können, erzählt uns die eine Hilfslehrerin von einem Anlass, an dem die Kinder nachher durch kleine Geschenke belohnt werden. Super! Der Bauch der Lupina ist gross, da findet sich sicher etwas. Und wir werden fündig! Zum Dank für unseren Beitrag posieren alle zu einem Gruppenbild hinter dem Geschenketisch. Der Mann rechts neben Pia ist der Hauptlehrer.
«Spital» mit Krankenschwester auf Palmerston. Einfache Sachen werden lokal behandelt, für Schwierigeres kann die Krankenschwester via moderne Kommunikationsmittel einen Arzt beiziehen.
Natürlich besuchen wir auch den amtierenden Bürgermeister: Bill. Ein Mann mit funkelnden Augen, der schon viel gereist ist und in seinem Leben einiges erlebt hat. Der Zufall will es: er hat mit mir Geburtstag! Hier hat er an seinem Strand das «Palmerston Operah House» gebaut. Ab und zu kommt mal ein grösseres Passagierschiff vorbei und macht auf Palmerston Halt. Da wird die ganze Insel für ein paar Stunden zum Abenteuerland, mit Tanz, BBQ, Inselführungen, Musik und Bars. Dafür dürfte das Operah House gedacht sein.
Bill verfügt über eine riesige Küchenanlage, mit Hilfe derer die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes verpflegt werden können. Meist wird dabei das Essen vom Schiff an Land gebracht und dann an Land zubereitet.
Am «Palmerston Country Club», einer Bar, müsse er noch etwas arbeiten, meint Bill. Aber Covid hätte ihn etwas eingebremst. Aber jetzt, wo Touristen nach 3 Jahren wieder kommen dürfen, wird er wohl bald wieder daran weiter bauen.
Die Regierung von Cook Islands hat beschlossen, alle Schulen, die auf entlegenen Inseln geführt werden, mit kleinen Jollen zu beschenken. Jeden Freitagnachmittag wird hier auf Palmerston fleissig damit geübt.
Die Kinder sind sehr stolz, dass wir, die Weltensegler, sie bei ihrem Training beobachten. Auch Bill kommt immer zum Training und bringt den Kindern Süssigkeiten mit.
Und erneut heisst es wieder, Abschied nehmen von wunderbaren und unheimlich freundlichen Menschen. Zum Dank für seinen täglichen Transportdienst können wir Bob mit einem Stück unserer alten, rostfreien Stahlkette aushelfen.

Morgen Sonntag, 11.6.2023, wollen wir Anker auf und die rund 300 Seemeilen zu einem verrückten Ort in Angriff nehmen: das Beveridge Reef. Das Beveridge Reef ist eine «Raststätte» mitten im Ozean. Nur bei Ebbe ragt das Riff teilweise über die Wasseroberfläche, sonst ist es immer bedeckt. Stell dir vor: innerhalb von 15 Kilometern steigt aus 5’000 Meter Meerestiefe eine Felsnadel bis an die Wasseroberfläche empor. Ich kenne keinen Berg, der so steil und hoch nach oben ragt! An der Wasseroberfläche misst das leicht nierenförmige Riff rund 3 Kilometer im Durchmesser. Die Einfahrt ins Atoll scheint breit und genügend tiefe zu sein, und gemäss früheren Besuchern soll der Ankergrund im Atoll drinnen auf Sand bei 5-10 Metern perfekt sein. Da wollen wir hin!!

Passt der Wind? Finden wir das Atoll, das fast immer unter Wasser liegt?  Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Arbeit in Tahiti – Vergnügen in Moorea

Am 22. September 2022 morgens früh klettern wir nach rund 36 Stunden Reisezeit aus der Schweiz kommend in Papeete wieder auf die Lupina. Es geht ihr gut! Es hat in unserer Abwesenheit zwar immer wieder mal stark geregnet, und die Luftfeuchtigkeit in Tahiti ist relativ hoch, aber der von vielen gefürchtete Schimmel hat uns auch diesmal wieder verschont. Auch der Bewuchs am Schiffsrumpf hält sich sehr in Grenzen, da das Wasser in der Marina aussergewöhnlich sauber ist. Wir sind glücklich, wieder auf der Lupina zu sein. Schnell sind die Koffer mit den persönlichen Effekten ausgepackt. Auch der Koffer mit den Ersatzteilen wird ausgeladen und für einen kurzen Moment sieht es bei uns im Salon wie in einem Eisenwarengeschäft aus.

Als erste Aktion gilt es, uns mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Das machen wir auf dem lokalen Markt, wo wir Gemüse und Früchte in Hülle und Fülle finden.
Auf dem Markt in Papeete immer präsent: Blumenverkäuferinnen.
Fische und Krustentiere direkt vom Fischer selber.
Und dann beginnen wir, die mitgebrachten Ersatzteile zu verbauen. Als erstes nehmen wir uns der Arbeit an, vor der wir am meisten Respekt haben. Der Entwässerungsschlauch des Cockpits ist durchgerostet. Ja, du liest richtig! Zur Verstärkung ist ein Draht im Schlauch eingelassen. Dieser hat zu korrodieren begonnen und den Schlauch zum Platzen gebracht (siehe Bild). Weiter nicht schlimm, aber der Schlauch verläuft durch den Motorraum und die Platzverhältnisse sind äusserst eng. Ob wir den alten Schlauch wohl von seinen Anschlüssen losbringen? Mit der Trennscheibe schneide ich den defekten Schlauch vorsichtig auf und mit einer grossen Zange kann ich ihn dann vom Anschluss losbrechen. Der Einbau des neuen Schlauches geht dann ohne Probleme.
Nach der schweisstreibenden Arbeit erholen wir uns bei einem Spaziergang durch die Stadt. Im Zentrum von Papeete verteilt hat es rund 20 registrierte Wandmalereien. Bunt und fantasievoll. Als Beispiel dafür das Bild «die liegende Frau»
Als nächstes kommt die Ankerkette dran. Eine neue Kette ist bestellt, aber sie wird es nicht in nützlicher Zeit nach Papeete schaffen und wir lassen sie uns nach Gambier nachschicken. Wir entscheiden uns, die alte Kette zu drehen, so dass der am meisten von Korrosion befallene Teil im Ankerkasten liegen bleibt. So können wir sie noch benutzen, bis wir die neue Kette erhalten. Hier baue ich den Anschluss der Kette am Anker auseinander …
… drehe dann die Kette um und befestige sie im Ankerkasten
Zwischendurch immer wieder einen Erholungstag einschalten. Wir haben Zeit, der Rigger für die Reparatur der angerissenen Wanten hat sich erst auf den 30. September angemeldet. Hier machen wir eine Wanderung zu einem nahen Aussichtspunkt (Croix jubilaire, Papeete) mit schöner Sicht über das Hafenbecken von Papeete und zur Nachbarinsel Moorea.
Und dann geht’s plötzlich schneller als gedacht. Ein Job ist ausgefallen und der Rigger zieht uns vor. Drei Tage früher als geplant kommt er morgens früh mit den neuen Wanten auf unser Schiff.
Der Chef und sein Mitarbeiter gehen sehr systematisch und präzise vor. Sie arbeiten sauber, schnell und sicher (der eine ist ein Grossteil der Zeit hoch oben im Mast!). Nach etwas mehr als einem halben Tag sind alle 4 Unterwanten und die beiden Hauptwanten ersetzt, das ganze Rigg nachgespannt und richtig eingestellt. Diese Firma, «Fenua Rigging», können wir nur empfehlen.
Und wieder ein Erholungstag. Diesmal mit der Crew von der SY Pasito, Chris und Ruedi. Wir mieten gemeinsam ein Auto und fahren auf die Nordseite von Tahiti. Da biegen wir bei Papenoo ins Landesinnere ab und fahren so weit, wie es die unbefestigte Strasse erlaubt, dem Papenoo Fluss entlang das Tal hoch. Nach rund 10 Kilometern parkieren wir das Auto und steigen einen Nebenfluss hoch in den «Parc Naturel Te Faa Iti». Ein sehr spannender und abenteuerlicher Wanderweg, der den Fluss insgesamt 10-mal überquert.
Die Steine sind zum Teil glitschig und das Wasser an einigen Stellen hüfthoch. Aber mit vereinten Kräften schaffen wir es gut durch den Dschungel
Die letzte Arbeit ist die schönste: wir verleihen unserer Lupina eine Verzierung. Die Folien dazu hat uns Dani Stadelmann bei unserem Heimurlaub hergestellt. Vielen Dank, Dani!
Und dann ist es soweit: alle geplanten Arbeiten sind ausgeführt, Kühlschränke wieder voll und alle Systeme getestet. Die Lupina ist segelbereit. Wir geniessen den letzten Sonnenuntergang in der Marina von Papeete
Und am nächsten Tag, es ist der 4. Oktober 2022, segeln wir los zur rund 15 Seemeilen entfernten Insel Moorea. Kurz vor dem Ziel werden wir von einem Buckelwal und seinem Jungen überrascht, ja „überrumpelt“ wäre wohl der bessere Ausdruck. Wir sind so fasziniert von den nur knapp 20 Metern neben unserem Schiff auftauchenden Säugetieren, dass wir komplett unsere Kameras vergessen. Dieses Bild eines Buckelwales haben uns dann Segelfreunde zur Verfügung gestellt. Was wir gesehen haben, bleibt für immer in unserer Netzhaut eigebrannt (wie eine Seglerkollegin meint)
In Moorea gehen wir zuerst am Aussenriff der Cooks Bay vor Anker
Moorea ist die kleinere Schwester von Tahiti und liegt in Sichtweite Tahitis, von der Westküste nur durch eine Meerenge von 17 Kilometern getrennt. In der Legende heisst es, Moorea sei die Rückenflosse eines grossen Fisches. Die Insel hat etwa die Form eines auf der Spitze stehenden, gleichseitigen Dreiecks, in dessen nördliche Seite die beiden Buchten Baie de Cook (Cooks Bay) und Baie d’Opunohu tief einschneiden. Ein V-förmiger, durchschnittlich 800 Meter hoher Gebirgszug (Rand des früheren Kraters) teilt die Insel in eine Nord- und Südhälfte und wirkt gleichzeitig als Wasserscheide. Haupteinnahmequelle ist seit den 1960er Jahren der Tourismus. Ein amerikanisches Unternehmen baute 1961 das Bali-Hai-Hotel, das erste Luxushotel von Moorea, an der Nordküste. Seitdem hat der Tourismus beständig zugenommen, sodass mittlerweile – wie in einigen Reiseführern behauptet wird – Moorea angeblich mehr Touristenhotels hat als Tahiti. Dementsprechend ist auch die den Tourismus begleitende Infrastruktur viel präsenter als in Tahiti.
Da wir ein «Ship in Transit» sind konnten wir im Hauptzollamt in Papeete die Bewilligung für das zollfreie Betanken unserer Lupina erlangen. Ein einfacher und unbürokratischer Prozess. Die Bewilligung ist für 6 Monate gültig und reduziert den Säulenpreis um rund 30%. Hier betanken wir unsere Lupina am Mobil-Tankstellensteg in der Cooks Bay, Moorea
Nach 2 Tagen vor Anker am Aussenriff verlegen wir in den Scheitel der Cooks Bay. Die Szenerie ist fantastisch. Das Postkartenmotiv der tiefblauen Bucht mit weissen Segelyachten und dem 830m hohen, dicht bewachsenen Mont Mouaputa im Hintergrund ist wohl das am häufigsten fotografierte Südseebild überhaupt. Auf Moore wurde ein grosser Teil des Filmes «Meuterei auf der Bounty» gedreht.
Für den Menschen gefährliche Tiere gibt es auf Moorea nicht. Auf unserer ersten Wanderung wollen wir unsere Füsse in einem klaren Bach etwas abkühlen. Erschrecken dann aber ordentlich: unter der Uferböschung und unter dem kleinen Wasserfall hat es zwischen 1.5-2 Meter lange Süsswassermuränen. Mindestens 6 an der Zahl, wo wir ins Wasser steigen wollen. Wir lassen es bleiben 😉
Wir befinden uns auf einer Wanderung zu den Ananas Plantagen, die sich im inneren des Kraters befinden. Da es hier regelmässig regnet ist das Grün der Pflanzen satt und voll. Im Hintergrund der Mont Rotui
Bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde auf Moorea noch Kaffee angebaut. Durch den Verfall der Kaffeepreise ist das nicht mehr lohnend und der Anbau landwirtschaftlicher Exportgüter wurde auf die sehr begehrte Tahiti-Vanille und Ananas (Bild) umgestellt. Klima und Boden sind hier nahezu perfekt für diese beiden Pflanzen.
Pizza gibt’s auf der ganzen Welt, auch hier auf Moorea. Chris (SY Pasito) und Pia strahlen um die Wette.
Ich strahle auch, obwohl ich mich da sichtlich abrackern muss. Aber es lohnt sich! In der lokalen Fruchtsaft- und Rum-Fabrik «Rotui» habe ich gerade einen Grosseinkauf getätigt: 2×5 Liter Flaschen braunen Rum 😊😊
Die «Rotui» Fabrik stellt Fruchtsaft für ganz Französisch-Polynesien her.
Nach ein Paar Tagen in der Cooks Bay verlagern wir in die etwas weiter westlich gelegene Baie d’Opunohu. Auch hier zeigt sich ein fantastisches Naturbild.
In der Baie d’Opunohu treffen wir Nico. Er hat während unseren Ferien in der Schweiz aufs Schiff aufgepasst und ist dazu regelmässig mit der Fähre von seinem aktuellen Wohnort auf Moorea nach Papeete gefahren. Hier zeigt er uns seinen Lieblings-Aussichtspunkt auf dem Magic Mountain.
Vom Magic Mountain hat man eine fantastische Aussicht auf die Baie d’Opunohu mit dem Mont Rotui (899m hoch) im Hintergrund
Für die Benutzung des sehr gut ausgebauten Wanderweges auf den Magic Mountain zahlt man einen kleinen Beitrag (rund 2 Dollar pro Person). Im Preis inbegriffen ist eine kleine Degustation von lokalen Früchten und selbst hergestellter Konfitüre. Sehr sympathisch, finden wir.
Neuer Tag, neue Wanderung. Diesmal nur Pia und ich. Wir wandern von der Baie d’Opunohu zum Aussichtspunkt Bellvedere im Innern der Insel. Zuerst führt uns der Weg der topfebenen Talsohle entlang in Richtung Zentrum der Insel.
Nach einer knappen halben Stunde gelangen wir in Dschungelwald und der Weg beginnt sanft anzusteigen.
Auf etwa halber Distanz kommen wir an gut erhaltenen, alten Kultstätten vorbei. Im einst dicht besiedelten Opunohu-Tal errichteten die polynesischen Ureinwohner zahlreiche dieser Kultplattformen (marae)
Aussichtspunkt «Bellvedere». Wir erwandern ihn in knapp 2 Stunden durch wunderschöne Waldlandschaft. Die meisten anderen Besucher kommen mit Bussen, Autos, Quads oder sonstigen Fahrzeugen. Jedem das Seine 😉
Wir haben noch nicht genug, wandern weiter zum nächsten Aussichtspunkt «Trois Cocotiers». Der Höhenweg dorthin führt auch hier durch Urwaldgebiet. Auf etwa halber Strecke hören wir ein rhythmisches Klacken, das beim Näherkommen immer lauter wird. Ein Mann und eine Frau schlagen mit ihrer Machete eine uns nicht bekannte Frucht auf und sammeln die so freigelegten Kerne. Diese seien essbar, antworten die Beiden auf unsere Frage, man müsse sie allerdings 5-7 Stunden kochen. Den Namen der Frucht haben sie uns auch genannt, ist uns aber leider wieder entfallen.
Der Aussichtspunkt «Trois Cocotiers» selber enttäuscht uns dann ein wenig, da die so viel gerühmte Aussicht recht stark durch Bäume eingeschränkt ist. Umso mehr begeistert uns aber der üppige Wald mit seiner unglaublich grossen Artenvielfalt. Hier sind wir bereits auf dem Rückweg.
Dort oben, am Fusse dieses Berges (Mont Mouaroa, 880m hoch), also etwa beim Hutrand, war er, unser Aussichtspunkt.
Schön war sie, die Wanderung, aber anstrengend – vor allem für unsere Schuhe! Beide haben wir unsere Schuhsohlen verloren. Zum Glück konnten wir sie unterwegs behelfsmässig fixieren und ohne Probleme bis zur Lupina zurückkehren.
Und natürlich gibt’s ja auch noch das Meer. In der Bucht drin ist es etwas weniger interessant zu schnorcheln, weil der Grund schlammig ist und das Wasser daher sehr dunkel wirkt. Deshalb verlagern wir zum Schluss unseres Aufenthaltes auf Moorea noch zum Tiki Ankerplatz.
Dieser Ankerplatz ist mitten im Riff draussen und heisst so, weil hier Tiki Figuren im Wasser versenkt sind. Diese Figuren wurden von lokalen Künstlern um die Jahrtausendwende hergestellt und dann hier im Meer versenkt. Einerseits üben sie heute eine touristische Anziehung aus, andererseits sollen sie an ihre Vorfahren erinnern. Als Polynesien nämlich von Europäischen Missionaren überrannt wurde, wurden die Einwohner ihrer eigenen Religion beraubt. Sie mussten alle ihre «abergläubischen» Kulturgüter vernichten, so auch die Tikis. Die schlauen Mooreaner versenkten ihre Tikis in den Einfahrten durch das Riff – in der Überzeugung, dass sie ihnen in Zukunft sichere Passagen durch die gefährlichen Gewässer bringen würden.
Schnorchel- oder Tauchgänge garantieren hier die Sichtung von Rochen …
…Schildkröten …
… Haifischen (Schwarzspitzen-Riffhai) …
… und Touristen. Dieses männliche Exemplar wird gerade von seiner Frau mit den Füssen auf den Meeresboden gedrückt, so dass er diesen handzahmen Stachelrochen auf Augenhöhe fotografieren kann 😊

Obwohl es hier auf Moorea noch viele Dinge zu erforschen, erwandern oder geniessen gäbe, zieht es uns weiter. Spätestens im Dezember, zu Beginn der Zyklon-Zeit, wollen wir ausserhalb der gefährlichen Zone sein. Für uns soll Gambier dieser sichere Hafen sein. Bis dorthin werden wir uns über 1’400 Seemeilen südöstlich durch die Tuamotus hangeln, in die Richtung also, aus welcher der Wind mehrheitlich bläst. Nicht einfach, aber machbar, wenn wir die Wetterfenster der für uns günstigen Winde nützen können. So ein Wetterfenster öffnet sich morgen Samstag. Unser nächstes Ziel, das Atoll Makatea, liegt 140 Seemeilen in nordöstlicher Richtung. Der Wind weht ab Samstag aus südöstlicher Richtung, ein direkter Kurs könnte also drin liegen. Ob es klappt kannst du direkt live auf «unserer Position» verfolgen.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Auf geht’s in neue Abenteuer!!