Wir schreiben heute den 19. August 2024. Morgen reisen unsere Freunde Ursi und Martin aus unserem Heimatdorf wieder zurück in die Schweiz. Gut haben wir noch helfende Hände an Bord, denn es ist noch eine wichtige Sache zu erledigen: endlich kriegen wir unsere Rettungsinsel zurück auf die Lupina. Sie ist während unseres Segeltörns durch die Yasawa Inseln vom amerikanischen Segelschiff Diva von Neuseeland nach Fiji gebracht worden.
Es ist wieder Ruhe eingekehrt auf der Lupina. Das Wetterfenster ist noch ungünstig für die rund 470 Seemeilen lange Strecke nach Vanuatu. Das gibt uns Zeit und Musse, noch ein paar Tage in der schönen Vuda Marina zu geniessen und die letzten Vorbereitungen in Ruhe zu treffen.
Eigentlich ist Port Resolution kein Einklarierungshafen. Wir müssten zum Einklarieren mit dem Schiff auf die andere Seite der Insel zum Hauptort Lenaka segeln. Dort sind aber die Ankerbedingungen und der Schutz vor Wellen deutlich schlechter. Wenn man sich vorgängig bei den Behörden meldet und entsprechend um eine Bewilligung bittet, erhält man die Erlaubnis, in Port Resolution anzulanden. In einer rund zweistündigen Autofahrt begeben sich dann die Beamten von Zoll, Immigration und Gesundheitsamt nach Port Resolution. Fahrtkosten und Zeit müssen von der einklarierenden Yacht getragen werden.
Vanuatu, früher Neue Hebriden genannt, ist eine Gruppe von über 80 vulkanischen Inseln im Westpazifik. Weil Vanuatu im Vergleich zu anderen pazifischen Inselreichen das Interesse der Europäer erst viel später weckte, bedeutete die Begegnung mit dem modernen Zeitalter einen grossen Sprung für die Inseln. Auf Vanuatu wird die melanesische Kultur nach wie vor sehr gepflegt. Es lässt sich nicht genau sagen, woher die ersten Einwohner stammen, aber man nimmt an, dass die Melanesier vor Tausenden von Jahren aus Afrika hierher kamen. Sie breiteten sich von Papua bis Neukaledonien und Vanuatu über den Westpazifik aus (eben die Region, die heute Melanesien genannt wird).
Mehr als 150 Jahre nach der Erstentdeckung 1606 wurde das Gebiet von Vanuatu durch James Cook kartographiert und «Neue Hebriden» genannt, obschon die Inselgruppe nur wenig Ähnlichkeiten hatte mit den heimatlichen Hebriden. Wie auch in anderen Teilen des Pazifiks folgten Walfänger, Missionare, Sandelholz- und Sklavenhändler, jedoch gelang es diesen nie, die melanesische Kultur hier in Vanuatu auszurotten. Die Einheimischen machten oft kurzen Prozess mit unbeliebten Eindringlingen und steckten sie in den Kochtopf. Ab 1906 setzte eine Besiedelung durch Briten und Franzosen ein, was zur Folge hatte, dass es auf den Inseln zwei Arten von Gesetzen gab, zwei Schulsysteme und auch zwei Sprachen. Neben der offiziellen Landessprache «Bislama» spricht daher heute fast jeder auch Englisch oder Französisch.
Die Hauptattraktion auf der Insel Tanna ist der aktive Vulkan Yasur. Hier kann man direkt auf dem Rand des 361 Meter hohen Kraters umherwandern und in den zischenden, blubbernden und manchmal heftig fauchenden Abgrund hinabschauen. Nirgends auf der Welt kommt man so nahe an einen aktiven Vulkan heran.
Weil bei Grenzübertritten meist strikte Regeln bezüglich erlaubter Nahrungsmittel herrschen, versuchen wir, beim Einklarieren in ein neues Land so gut wie möglich nichts dabei zu haben, was Probleme machen könnte. Dazu zählt in der Regel auch frisches Gemüse. Also hatten wir nur wenig davon an Bord, als wir Fiji verlassen haben. Auch das wenige Vanuatu Bargeld, das wir in Fiji auftreiben konnten, geht langsam zur Neige und wir brauchen dringend Nachschub. Beides, frisches Gemüse und Bancomat, gibt es im Hauptort der Insel, in Lenaka.
Im Moment weht ein starker Wind aus Südosten über die Inseln. Er soll bis und mit Sonntag anhalten und dann am Montag deutlich nachlassen. Spätestens dann wollen wir weiter nordwärts zu den Inseln Erromango und Efate mit der Hauptstadt Port Vila. In Erromango gab es die letzten Menschenfresser, aber «diese Zeiten sind schon lange vorbei», wurde uns versichert. Hoffen wir, es stimmt auch so!
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!