In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Fahrt von Thursday Island durch die Torres-Strasse und weiter westwärts via den Golf von Carpentaria in die Arafura See und dann durch den Van Diemen Golf nach Darwin.
Die Torres-Strasse war früher berüchtigt und gefürchtet. Sie galt als äusserst gefährliche Passage, weil sie von Untiefen und Riffen gespickt ist, und weil sehr starke Meeresströmungen es dem Steuermann erschweren, seinen Kurs zu halten. Dank der heutigen GPS unterstützten Navigation weiss der Segler immer genau, wo er ist und in welche Richtung sich das Schiff bewegt. Trotzdem bleibt die Passage recht anspruchsvoll und muss gut geplant werden. So entscheiden wir auf Grund starker Strömungen zum Beispiel, nicht vor der Thursday Island zu ankern, sondern vor der Insel gegenüber, Horn Island. Hier ist die Strömung auch ordentlich, aber deutlich geringer, und der Ankerplatz ist besser vom Wind geschützt.
Wir wissen, dass es entlang der Nordküste von Queensland und an der ganzen Küste der Nord-Territorien entlang Salzwasserkrokodile gibt. Gesehen in freier Wildbahn haben wir aber noch keine. Nun, von unserem Ankerplatz nur etwa 100 Meter entfernt können wir sie jeden Tag beim Sonnenbaden beobachten. Sich im erfrischenden Nass etwas abzukühlen kommt definitiv nicht in Frage.Bevor wir weiter ziehen möchten wir die Thursday Insel doch noch sehen. Wir lassen unsere Lupina am Anker und nehmen die Schnellfähre, welche die beiden Nachbarinseln verbindet.Thursday Island: Auf unsere Karte entdecken wir mehrere Wanderwege und entscheiden uns für einen, der uns zu einem Aussichtspunkt führt. Der Weg ist zwar gut markiert und einigermassen unterhalten, der Aussichtspunkt dann aber eher enttäuschend, weil er schon stark zugewachsen ist. Trotzdem können wir gut die Nachbarinsel Horn und den davor vorgelagerten Ankerplatz erspähen.Am 24.8.2025 lichten wir den Anker, lassen den Ankerplatz (Bild) achterlich zurück und starten unsere Reise Richtung Darwin. Die Nordküste Australiens ist wenig zum Fahrtensegeln geeignet: die See ist unruhig mit kurzen, steilen Kabbelwellen, das Wasser durchwegs trüb und die Ankerplätze sind meist weit weg von der Küste, da das Wasser im Küstenbereich sehr flach wird und die Gezeiten über 5 Meter betragen. Segler, die diese Passage absolvieren, entscheiden sich deshalb oft für eine nonstop Fahrt bis Darwin. Wir planen aber, diverse Stopps einzulegen und möglichst viele Tages-Tripps zu machen. Irgendwie müssen wir ja die Zeit überbrücken, bis die Navionics Seekarten von Indonesien wieder verfügbar sind. Da die Marinas in Darwin wegen einer Rally ausgebucht sind, können wir auch nicht früher dort einchecken.Unsere erste Etappe wird die längste. Sie führt uns rund 340 Seemeilen von Horn Island über den Golf von Carpentaria zu den Wessel Islands. Wir haben guten Wind, aber die anfänglich kabbelige See lässt Lupina und Crew heftig hin und her, rauf und runter tanzen. Erst gegen Abend des ersten Tages auf See beruhigen sich die Wellen, und wir können entspannt der untergehenden Sonnen entgegen segeln.
Nach zwei Nachfahrten erreichen wir unseren ersten Ankerplatz erst spät gegen Mitternacht der dritten Nacht. Das war nicht so geplant, aber die Strömung hat uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der Umrundung des Cape Wessel schauen wir ungläubig auf die Logge. Unsere Geschwindigkeit ist innerhalb kurzer Zeit von über 5 Knoten zusammen gefallen auf weniger als 2 Knoten. Und sie sinkt weiter. Mit Hilfe des Motors schaffen wir es, Lupina im Schritttempo um das Kapp zu schieben. Erst als wir gut eine Meile weiter in die Abdeckung des Inselbandes gelangen, steigt die Geschwindigkeit langsam wieder an. Und so kommt es, dass wir anstatt kurz vor Sonnenuntergang erst gegen Mitternacht den Anker fallen lassen können. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und haben für den Fall einer Ankunft bei Nacht einen gut anzulaufenden Ankerplatz auf der Marchinbar Island ausgewählt.
Am nächsten Morgen können wir unsere Umgebung bestaunen. Das Land ist, wie übrigens die ganze Nordküste Australiens, sehr flach. Kaum Berge oder grössere Erhebungen. Gut zu erkennen, der plattenförmige, schieferartige Aufbau des Bodens.Der Ankerplatz in der Two Island Bay auf Marchinbar ist sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Spontan entscheiden wir, eine Segelpause einzulegen und uns wieder mal um den Haushalt zu kümmern.Das Segeln entlang der Wessel Islands ist wunderbar angenehm: der leichte Wind kommt quer auf unser Schiff, und da wir auf der Leeseite der Inseln fahren, hat es praktisch keine Wellen. Ein herrliches Segeln.Entlang der Wessel Islands hüpfen wir von Ankerplatz zu Ankerplatz gemächlich weiter westwärts. Im Bild: Lagoon Bay, Marchinbar Island. Gut erkennbar, wir sind mehr als 800 Meter vom Ufer entfernt. Näher können wir mit unserem Tiefgang von 2 Meter leider nicht.
Obwohl wir unterwegs immer wieder an wunderschönen, einladenden Sandstränden vorbeikommen, bleibt unser Dinghi die ganze Zeit fest verzurrt auf dem Schiff. Das hat zwei Gründe. Da ist einmal die Schwierigkeit, bei den hohen Gezeitenunterschieden und dem sehr flachen Meeresgrund anlanden zu können. Fahren wir bei Hochwasser an Land, steht unser Dinghi schon nach kurzer Zeit weit weg vom Wasserrand, und wir hätten Probleme, es wieder einwassern zu können. Optimal wäre, eine Stunde vor Hochwasser so weit wie möglich ans Land zu fahren, und das Dinghi dort mit einem Anker zu sichern. Dann hätten wir zwei Stunden später wieder genau denselben Wasserstand. Das bringt uns aber zum zweiten und wesentlichen Grund, weshalb wir keine Landgänge machen: die Krokodile! Wir müssten durch das seichte, trübe Wasser stapfen, wo es unmöglich ist, eine allfällige Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
Also lassen wir Landgänge schweren Herzens bleiben und vertrösten uns halt mit ausgedehnten Ankerbieren und/oder Sundownern.Die Küstenbilder verändern sich fast nicht. Gelblich weisse Sandstrände wechseln sich ab mit schieferartigen Felsplatten.Versank die Sonne entlang der australischen Ostküste öfters hinter einem Gebirgszug an Land, versinkt sie im Norden meist im Meer. Fantastisch schön ist jeweils der intensiv rot leuchtende Abendhimmel.Auf unserem Weg westwärts zur Refuge Bay auf der Elcho Insel werden wir mehrmals von einem kleinen Flugzeug überflogen. Es fliegt so knapp über uns, dass Pia um unseren Mast bangt. Noch fragen wir uns, was das zu bedeuten hat, als wir in der Ferne dieses Boot sehen. Wir sind noch mit unserem Fernglas beschäftigt, als sich von hinten ein schwarzes Zodiac mit 3 maskierten Männern nähert. Erleichtert erkennen wir die Küstenwache.Offenbar war das Flugzeug ebenfalls von der Küstenwache. Da wir nicht auf seine Aufrufe über Funk reagiert haben (unser Gerät war auf den falschen Kanal eingestellt), wurden die Männer mit ihrem Zodiac losgeschickt, um uns zu kontrollieren. Freundlich aber bestimmt stellen sie uns ein paar Fragen, die wir umgehend beantworten. Schon nach kurzer Zeit rauschen sie beruhigt wieder ab zu ihrem Mutterschiff.Da das Küstengebiet zwischen den Wessel Islands und der Halbinsel von Cobourg stellenweise zu flach ist für unsere Lupina, entscheiden wir uns, die rund 210 Seemeilen direkt mit einer Nachtfahrt zu bewältigen. Der Wind ist gut, treibt uns mit seinen rund 15-20 Knoten schnell voran, baut umgekehrt aber auch eine ordentliche See auf. Obwohl die Bedingungen eigentlich gut sind, rollen wir kräftig, da der Wind platt von hinten bläst und wir so mit der Schmetterlingsbesegelung eine schlechte Seitenführung haben.In der Nacht lässt der Wind etwas nach und gegen Morgen ist dann das Meer fast flach. Wir geniessen einen herrlichen Start in den neuen Tag.Es war uns schon früher ab und zu aufgefallen, etwa an der Ostküste von Queensland, und jetzt kurz vor Croker Island wieder. Eine grossflächige braune Verfärbung des Wassers. Bei einer flüchtigen Betrachtung könnte man meinen, es schwimme Sägemehl auf dem Wasser. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass diese rotbraunen Partikel auch weiter unten im Wasser schweben, also nicht nur an der Oberfläche. Worum es sich dabei genau handelt, weit draussen im offenen Meer, ist uns bisher schleierhaft geblieben.Vor Anker in der Somerville Bay, Croker Island. Wieder einer dieser unbeschreiblich schönen Sonnenuntergänge.Waren die Küstenufer bisher meist grau oder braun, werden sie mit dem Fortschritt unserer Reise gegen Westen immer röter, eisenhaltiger. Auch wird der Bewuchs immer intensiver.Mittlerweile sind wir bis zur Halbinsel von Cobourg gehüpft und umrunden nun das Cape Don (Bild), um in den nicht einfach zu besegelnden Van Diemen Golf zu gelangen. Nicht einfach deshalb, weil Einfahrt und Ausfahrt relativ eng sind und von starken (3-4 Knoten) Gezeitenströmungen beeinfluss werden. Die Passage will sehr gut geplant sein.Die Strömung in der Dundas Strait, der nördlichen Zufahrt in den Van Diemen Golf, schiebt uns zügig vorwärts. Leider hilft der Wind nur wenig und stellt kurz darauf ganz ab. Wir müssen fast die ganze Strecke bis zum nächstgelegenen Ankerplatz auf der Melville Island Motoren. Das Positive daran: dass Meer ist flach wie ein Teich …… und die Co-Skipperin kann ihre Wache ohne nerventötendes Rollen absolvieren.Sind wir bisher auf der ganzen Strecke seit der Torres Strasse bis auf die Küstenwache kaum einer menschlichen Seele begegnet, wird es im Van Diemen Golf richtig betriebsam. Diverse Schiffe kreuzen unseren Weg. Im Bild ein Fischerboot, das wir mit gebührendem Abstand passieren.Am 6.9.2025 erreichen wir die weite offene Shoal Bay. Es ist Samstag Nachmittag. Vom Ufer, von dem wir auch wieder weit weg ankern müssen, tönt Motorenlärm an unsere Ohren. Die Jungs sind mit ihren aufgemotzten Off-Roadern und Motocrossmaschinen daran, den weit ausladenden Sandstrand zu einer Rennpiste umzufunktionieren. Wir drehen uns auf die andere Seite und geniessen, was wir so gerne bestaunen: einen feuerroten Abendhimmel.
Mittlerweile sind wir in der Fannie Bay, direkt vor Darwin angelangt. Von hier aus wollen wir in die Cullen Bay Marina und haben auch ab dem 10.9.2025 einen Liegeplatz reserviert. Bei der Bestätigung durch die Marina wurden wir informiert, dass Schiffe, die von der Ostküste Australiens kommen und in eine Marina wollen, auf bestimmte Bio-Organismen untersucht werden müssen. Worum es dabei genau geht, erfahren wir zunächst nicht. Und wieso nur Schiffe inspiziert und allenfalls gegen diese Organsimen behandelt werden, die in eine Marina wollen, verstehen wir erst recht nicht. Inspektion und Behandlung werden von einem speziell dafür ausgebildeten Taucher ausgeführt – zurzeit kostenlos für den Bootsbesitzer.
Mondfinsternis in der Nacht vom 7. auf den 8.9.2025. Ein einmaliges Schauspiel bei schönstem Nachthimmel. Dreimal dürft ihr raten, wer von uns Beiden wieder einmal die Nacht durchgemacht hat 🙂
Am Tag, bevor wir in die Marina einfahren wollen, findet die Bio-Inspektion statt. Wir wurden am Tag vorher aufgefordert, uns um 8 Uhr morgens am für diesen Zweck vorgesehenen Pier vor der Marina einzufinden. Pünktlich sind wir da und sofort wird mit der Untersuchung gestartet. Zuerst müssen wir Angaben zum Boot und die bisherige Reiseroute abgeben. Dann interessiert sich der Taucher für die Borddurchlässe und erstellt nach meinen Schilderungen eine kleine Skizze. Mit dieser bewaffnet macht er sich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde taucht er wieder auf. «Ich habe eine schlechte und eine sehr schlechte Nachricht! Welche zuerst?» ruft er uns zu. Es stellt sich heraus, dass wir irgendwelche Muscheln am Schiff haben, die hier nicht erwünscht sind, und dass wir mit unserem Schiff so nicht in die Marina dürfen. Wir verstehen die Welt nicht! Geduldig erklärt uns der Taucher, dass sich die lokalen Marinas gegen bestimmte Organismen schützen wollen, die ihnen den Betrieb aufwändig und kostspielig machen würden. Da sie alle mit Schleusen vom offenen Meer abgetrennt sind, macht das noch einen gewissen Sinn. Kurze Aufruhr und Bord gefolgt von emotionalen Wallungen, Wut, Trauer und Verzweiflung bei einem Teil der Crew. Aber schnell hat der Skipper die Lage wieder unter Kontrolle. Vom Taucher erfragen wir die möglichen Werften, die unser Schiff aus dem Wasser holen und das Unterschiff reinigen könnten. Er rollt die Augen und meint, dass die wohl alle ausgebucht sind. Er gibt uns trotzdem zwei Adressen, bei denen ich mich unverzüglich melde. Wir haben Glück im Unglück! Eine der Werften hat für den folgenden Tag Kapazität frei.
Der Haken daran: die Zufahrt zum Spot On Boat Yard (Werft) ist sehr seicht und für uns nur bei Hochwasser befahrbar. Bei Niedrigwasser fällt die ganze Strecke sogar trocken (alle grünen Felder fallen bei Ebbe trocken).Lupina wird ausgewassert – so schlecht sieht das Unterwasserschiff ja gar nicht aus!Ein Biosecurity Manager des Departments of Agriculture und Fisheries (Landwirtschaft und Fischerei) wurde am Tag vorher bereits informiert und begutachtet nun vor der Hochdruckreinigung die Tierchen Vielfalt, die da am Bauch unserer Lupina herumtollt. Eine eigentlich sehr interessante und eindrückliche Sache. Der Beamte ist äussert zuvorkommend und nett und erklärt uns viel. Er erwähnt auch, dass er nichts Kritisches finden kann. Aber wie heisst es doch so schön: Vorbeugen ist besser als Heilen!Die Reinigung des Schiffes mit Hochdruckabdampfanlage verfolgen wir dann nicht mehr. Stattdessen verbringen wir den Rest des Tages damit, der sengenden Sonne möglichst aus dem Weg zu gehen, herrschen doch tagsüber in diesen Breitengraden bereits über 30 Grad im Schatten. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und besuchen am «East Point» von Darwin das sehr interessante und gut bestückte Militärmuseum, das wir erst am Nachmittag wieder verlassen.Die Werft hat einen guten Job gemacht. Ausser Farbe befindet sich nichts mehr an unserem Unterwasserschiff.
Das Einwassern am Abend kurz vor Flut verläuft problemlos und kurz nach 8 Uhr machen wir unsere «dreckige» Lupina (so haben die Leute der Marina unser Boot Scherzes halber tatsächlich genannt!), die jetzt wieder sauber ist, an einem Steg in der Cullen Bay Marina fest. Geschafft! Was für eine Last fällt uns vom Herzen, nun können wir die 2 nächsten Wochen den schon lange reservierten und bezahlten Camper doch wie geplant in Empfang nehmen und damit das Outback erkunden. Mehr dazu im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Fahrt durch das Great Barrier Reef, von der Woody Island (Low Island Group) bis zur Thursday Island in der Torres Strasse.
Um es gleich vorweg zu nehmen: diese Strecke ist sehr anspruchsvoll und entspricht nicht unbedingt unserer Vorstellung vom Barfuss-Segeln. Da ist einmal das riesige Labyrinth von Riffen, Untiefen und Sandbänken, die nur darauf warten, dass ein unaufmerksamer Segler in seine Fänge gerät. Dann ist da der permanent starke Wind, der zwar konstant aus südöstlicher Richtung heult, aber kurze, steile Wellen aufbaut und heftig am Schiff zerrt. Da es unterwegs nur sehr wenige Ankerplätze gibt, die sowohl vom Wind als auch von den Wellen effizienten Schutz bieten, entscheiden sich viele Segler, den ganzen nördlichen Teil von Queensland in 2-3 Tagen direkt in einem Stück zu überwinden. Trotz der genannten Herausforderungen entscheiden wir uns für Tagesfahrten. Das hat für uns den entscheidenden Vorteil, dass wir die vielen nötigen Kurswechseln, bei denen auch die Segelstellung geändert werden muss, sicher und bequem bei Tageslicht ausführen können. Ein nicht zu vernachlässigender Sicherheitsaspekt.
Nach drei herrlichen Tagen gut geschützt vor Anker auf Woody Island, die wir mit Inselspaziergängen und Schnorcheln verbringen, lichten wir am 3.8.2025 den Anker und nehmen Kurs auf zum Mackay Reef. Wir erwischen tolle Segelbedingungen. Unterwegs fahren wir immer wieder an kleineren Riffen vorbei, die meist auf ihrer Leeseite eine kleine Erhebung aufweisen, oftmals nur eine kleine Sandinsel. Diese hier dient einem Taucher gerade als Landeplatz für seinen privaten Heli.Unser Ankerplatz auf Mackay. Die Insel ist auf ihrer Leeseite nicht grösser als die paar Sandinseln, die wir unterwegs gesehen haben. Der Wind bläst ungehindert über sie hinweg. Einzig die Wellen werden sehr gut vom Riff und der Insel aufgehalten. Wir liegen trotz des starken Windes relativ ruhig. Auch hier finden wir eine dieser super bequemen und sehr sicheren, öffentlichen Bojen (Mooring, blauer schwimmender Kegel), so dass man viel näher am Riff festmachen kann, wie mit dem Anker.Da wir bei unserer Ankunft Tourboote vom nahen Festland sehen, nehmen wir an, dass es hier keine lebensbedrohenden Lebewesen im Wasser hat. Auch wir geniessen ein paar Stunden im Aquarium. Wir haben sie schon ein paar Mal in Pärken oder in Gärten von Fischern gesehen. Riesenmuscheln, weit über einen Meter gross. Aber noch nie haben wir eine solche lebend gesehen. Hier entdecken wir gleich mehrere dieser stummen Riesen, deren Muschelschale bei guten Lebensbedingungen pro Jahr um bis zu 1 Zentimeter wachsen kann.Die Grosse Riesenmuschel (Giant Clamp) ist die grösste aller bekannten Muschelarten. Sie kann eine Länge bis zu 140cm und eine Körpermasse von 400kg erreichen. Die Muschel lebt mit Symbiose Algen zusammen, die in ihren Mantellippen leben (weissliche Flecken im Bild) und sie mit organischer Substanz und Sauerstoff versorgen.Wir haben uns lange gegen dauerndes Internet an Bord gesträubt. Das eigentlich perfekte System «Starlink» von Elon Musk kam sowieso nicht in Frage, nachdem uns bei seinem Intermezzo in der US Administration Zweifel an seinem Geisteszustand aufkamen. Nun, das ist zum Glück Geschichte. Da dieser Teil des Kontinentes nur sehr dünn besiedelt ist und wir damit rechnen mussten, dass es keine Telefonsignale für unsere SIM-Karten gibt, haben wir uns gemeinsam durchgerungen und unsere Haltung geändert. Seit Cairns besitzen wir nun eine «Starlink-Mini» Anlage. Somit haben wir auch auf dem offenen Meer eine Verbindung mit der Aussenwelt. Nur so ist es Pia möglich, ihre beliebten Videos auch in diesem Teil der Welt ins Netz zu stellen.Nächster Ankerplatz: Hope Island. Auch hier finden wir eine der bequemen Moorings vor – leider wird es die letzte sein, die wir auf unserem Weg antreffen. Diese Sandbank ist bereits bewaldet. Die ersten Samen zur Begrünung wurden angeschwemmt (z.B. Kokosnüsse), oder von Vögeln im Bauch und Gefieder mitgebracht.Nach zwei Tagen auf Hope Island (Hoffnungsinsel) ziehen wir weiter und segeln zum Festland rüber. Es sind starke Winde (25-30 Knoten) angesagt und wir versprechen uns vom Festland einen etwas besseren Windschutz als im Great Barrier Reef draussen. Die Überfahrt ist schnell, aber rollig.Zu unserer Enttäuschung müssen wir feststellen, dass die ganze Landzunge von Cape Bedford sehr flach ist. Einzig das meerseitige Ende der Halbinsel wird von zwei rund 200 Metern hohen Bergen gebildet. Auf der Leeseite brettert der Wind aber fast ungebremst über den flachen, sandverwehten Mangrovenwald. Nun, zumindest kommt kein Schwell zum Ankerplatz, und wir können trotzdem einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen und in der Nacht sehr gut schlafen.Vom Cape Bedford aus geht’s wieder hinaus nordöstlich ins Great Barrier Reef zur Lizard Island (Echseninsel). Auch diese Insel war, wie viele der hohen Vulkaninseln aus Granit im Great Barrier Reef, früher Teil des Festlandes. Das der Küste vorgelagerte Flachland wurde aber nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 9’000 Jahren infolge des sich anhebenden Meeresspiegels überschwemmt. Um die so langsam im Meer versinkenden Inseln entstanden Saumriffe, die für den Fischreichtum der Gegend so wichtig sind. In einer tief in die Westseite von Lizard Island eingeschnittenen Bucht finden wir einen perfekten Ankerplatz. Dieser scheint sehr bekannt und beliebt zu sein, denn wir sind für einmal nicht die einzigen Segler hier.Wie alle Inseln im Great Barrier Reef ist auch Lizard Island Teil des Nationalparkes. Zudem gibt es auf der Insel einen private Luxusresort mit wunderschönen, der Natur gut eingegliederten Bungalows. Diesen beiden Umständen können wir es verdanken, dass es ein paar sehr gut unterhaltene Wanderwege mit interessanten Informationen gibt. Das nehmen wir doch sehr gerne an, schnüren unsere Flip-Flops und gehen auf Erkundung. Der «Pandanus Track» führt über einen Boardwalk entlang eines Sumpfes (Bild), und verläuft dann entlang der Flugpiste, die quer über die Insel gebaut wurde, auf die östliche Inselseite.Auf der Ostseite von Lizard Island erwartet uns die Blue Lagoon – die Blaue Lagune.Ach, was würde ein Land am Mittelmeer hergeben für einen solchen Strand. Menschenleer und schneeweisser Sand so fein wie Puder.An einigen Stellen ist der Strand durch Felsbänder aus Granit unterbrocken. Sie sind stumme Zeugen der Entstehungsgeschichte dieser Inseln, die vor etwa 300 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten geformt wurden. Geschmolzenes Magma im Innern der Erde erstarrte zu hartem Granit. Sonne, Wind und Meer liessen weicheres und spröderes Material wegerodieren und schafften das, was wir heute sehen. Es macht uns richtig Spass über dieses wilde Gelände der Küste entlang zu klettern.Über dem offenen Meer im Südosten kündet sich ein tropischer Regenschauer an. Zeit für die Umkehr und den nach Hause Weg.Das private Resort öffnet jeweils Dienstag und Freitag die Bar am Strand für externe Gäste. Solche Gelegenheiten gibt es für uns nördlich von Cairns entlang des Great Barrier Reefs fast keine mehr. Natürlich nutzen wir sie, so wie auch die Crews der meisten anderen Yachten vor Anker. Hier treffen wir Yolanda und Ad (vorne im Bild) von der holländischen Segelyacht Windsong zum ersten Mal persönlich. Sie segeln eine ähnliche Route wie wir, und unsere Kielwasser haben sich schon öfter gekreuzt.Wer im Pazifik segelt, der begegnet immer wieder Spuren vom britischen Kartografen und Seefahrer James Cook, dem berühmten Entdecker. Auf der Suche nach einer sicheren Ausfahrt aus dem Great Barrier Riff stieg er im August 1770 auf den höchsten Punkt (heute Cook’s Look genannt) der Lizard Island (roter Pfeil) und erstellte von da oben eine Skizze, die ihm später helfen sollte, sein Schiff Endeavour unbeschadet wieder durch das Riff ins offene Meer zu steuern.
Auf der Skizze von James Cook ist uns ein Eintrag aufgefallen: «On this Ledge the Ship laid 23 Hours and received much damage» (auf diesem Felsvorsprung lag das Schiff 23 Stunden lang und wurde stark beschädigt). Einmal mehr ist uns bewusst geworden, wie privilegiert wir heute doch sind mit all den Seekarten, den GPS-Empfängern und den modernen Kommunikationsmitteln. Man muss sich das vorstellen! Da ist ein Schiff unterwegs weit und breit alleine auf dem blauen Ozean. Weit in der Ferne erblickt der Ausguck hoch oben im Mast etwas, das aussieht wie Land. Mehr als 40 Kilometer vom Land entfernt ist das Meer noch über 2’000 Meter tief. Dann plötzlich, in der Nacht, rund 20 Kilometer vom Festland entfernt, hört die Crew das Rauschen einer Brandung. Es ist aber nicht wie sonst eine Insel, die man umfahren kann, sondern eine 2’300 Kilometer lange Mauer von Nord nach Süd, die sich da fast senkrecht vom Meeresboden dem Schiff entgegen stellt. Unmöglich, das Schiff vor dem Wind zu stoppen. Trotz aller der damals möglichen Notmanöver gelingt es nicht mehr, die Endeavour vom Riff wegzusteuern und sie kracht mit voller Gewalt auf die Mauer aus Felsen und Korallen. Unglaublich! Cook und seine Leute (darunter zum Glück auch sehr erfahrene Schiffsbauer) haben es 23 Stunden später (ich vermute bei der nächsten hohen Flut) geschafft, das Schiff wieder frei zu kriegen und hinter dem Riff eine nahe Insel anzusteuern (diese heisst heute Hope Island – Hoffnungsinsel), wo das Schiff notdürftig repariert werden konnte. Erst ein paar Tage später in einem Fluss, der heute «Endeavour River» heisst, konnte das Schiff trockengelegt und richtig repariert werden. Was für Helden!!
Wie im August 1770 James Cook machen auch wir uns auf, um vom Cook’s Look unsere Augen über die blaue Umgebung streifen zu lassen. Wir sind glücklich, unser Schiff, die Lupina, unbeschadet und sicher weit unter uns vor Anker zu sehen (Schiff in der Mitte des Bildes).Blick über Lizard Island und den Flughafen in Richtung Osten. Der Himmel ist heute zu dunstig, um das Aussenriff auf dem Bild erkennen zu können. Cook muss einen herrlichen Tag erwischt haben, als er seine Skizzen anfertigen konnte.Eine wunderschöne, aber anstrengende Wanderung. Sehr eindrücklich, wenn man seine Geschichte noch kennt.Auf dem Rückweg merken wir auch noch, warum Cook die Insel «Lizard Island» (Eidechseninsel) benannt hat. Hier gibt es erstaunlich grosse Eidechsen. Das Exemplar, dass unseren Weg kreuzt, misst mindestens 1.5 Meter.Nach vier Tagen auf Lizard Island zieht es uns weiter nordwärts. Je näher wir dem Äquator kommen, umso stärker blasen die vorherrschenden Winde. Das bringt uns zwar schnell voran, aber es wird immer schwieriger, einen ruhigen Platz für die Nacht zu finden. Hier ankern wir wieder im Riff draussen auf der Insel Bewick. Weil meist um die Inseln Korallen wachsen, müssen wir relativ weit weg vom Ufer ankern und können so leider nicht vom Windschutz der Büsche und Bäume profitieren.Die Fahrt nach Norden bringt uns immer wieder nahe an die Küste des Festlandes. Meist sind es weisse Sandstrände, manchmal aber auch diese rot leuchtenden Felsformationen.Nicht nur die Felsen am Ufer sind rot, auch der Abendhimmel auf Stanley Island leuchtet in dieser Farbe.Von Tag zu Tag wird das Meer wilder. Das 15-20 Semmeilen weiter ostwärts gelegene Aussenriff blockt zwar die grosse, langgezogene Dünung des offenen Meeres ab, aber dafür baut sich innerhalb des Great Barrier Reefs eine kurze, steile Welle auf, die unsere Lupina kräftig tanzen lässt.Nicht nur die Atolle und Riffe verlangen grosse Aufmerksamkeit beim Segeln, auch der Schiffsverkehr, der sich vor der Küste von Australien bewegt, muss berücksichtigt werden. Auch wenn die Schiffe hier noch weit entfernt scheinen …… sind sie nach ein paar Minuten schon in einem Umkreis, in dem sie nicht mehr gross ausweichen könnten. Wir werden mehrere Male von Kapitänen angefunkt und nach unserer Kursabsicht gefragt. Finden wir gut – das gibt auch uns eine Sicherheit.In Portland Road ankern wir wieder mal vor dem Festland. Hier macht die Küste eine Einbuchtung, die uns guten Schutz gewährt. Leider ist die Bucht aber so flach, dass wir auch hier wieder weit weg vom Windschutz ankern müssen. Dafür sind wir sehr gut vor dem Schwell geschützt und liegen trotz starkem Wind einigermassen ruhig. Die Batterien freut es: über Nacht arbeitet unser Windgenerator so unaufhörlich und fleissig, dass sie am Morgen voll geladen sind.Einmal mehr ein fantastischer Abendhimmel, wie man ihn nur auf dem Meer zu sehen bekommt.Eine der kleinsten Insel, die wir auf unserem Weg nach Norden zum Ankern ansteuern: Bushy Island. Für uns ist es eine akzeptable Notlösung, denn dazwischen gibt es fast gar nichts Besseres. Hier stösst auch die SY Kama wieder zu uns, die uns seit ein paar Tagen verfolgt hat.Es wird langsam Zeit, dem Pazifik auf Wiedersehen zu sagen. Die kleine Sandinsel Bushy Island ist unsere letzte Station vor der Einfahrt in die berühmte Torres Strasse. Die Torres Strasse stellt die Verbindung dar vom Pazifik zum Indischen Ozean. Vor fast vier Jahre haben sich in Panama für uns die Schleusentore in den Pazifik geöffnet. Nun öffnet uns die Torres Strasse den Weg in den Westen. Aber zuerst müssen wir sie heil überwinden. Sie ist nämlich berüchtigt für ihre starken Strömungen und Verwirbelungen.Das Meer zwischen Australien und Papua-Neuguinea ist eng und mit vielen Untiefen gespickt. Die Strömungen sind oft sehr stark und Turbulenzen unberechenbar. Schon manches Schiff mussten wieder umkehren, um bessere Bedingungen abzuwarten. Unsere Lupina scheint sich jedoch in den brodelnden Wellen wohl zu fühlen.Unser nächstes Ziel, die Mount Adolphus Island, liegt bereits mitten in der Torres Strasse. Nach der zum Teil etwas ruppigen und rolligen Fahrt sind wir glücklich, eine auf der Leeseite der Insel tief eingeschnittene, ruhige Bucht als Ankerplatz vorzufinden. Der Wind rüttelt zwar immer noch ab und zu in heftigen Böen an unserem Rigg, aber wir liegen ruhig und sicher vor Anker. Auch unsere Schweizer Freunde, die SY Kama (rechts am Bildrand), wählt diese Bucht als Zwischenstopp.Wir stossen auf das Erreichen der Torres Strasse anNach zwei Tagen vor Anker setzen wir Segel Richtung Südwesten: wir wollen nochmals zurück auf den Kontinent, genau gesagt zum nördlichsten Punkt des Festlandes: Cape YorkCape York: die Zufahrt um die vorgelagerten Inseln an den Ankerplatz ist nicht ganz einfach und ungefährlich. Es gibt nur einen engen Fahrkanal, der tief genug ist. Genau da aber ist die Strömung am stärksten, und die vielen Verwirbelungen machen die Ansteuerung auch nicht einfacher. Aber schlussendlich schafft es unsere Lupina an den vorgesehenen Platz. Wir sind weit und breit das einzige Schiff.Das Anlanden mit dem Dinghi will gut geplant werden. Wir entscheiden uns, eine Stunde vor Ebbe anzulegen. Dann müssen wir das Dinghi nicht weit an Land ziehen. Mit einem Anker sichern wir es an einem Wrackteil eines Schiffes, das am Strand liegt. Nun haben wir genau zwei Stunde Zeit, bis das Wasser wieder den gleichen Stand hat, wie bei der Ankunft.Das Cape York ist auch per Auto zu erreichen – allerdings nur mit Geländefahrzeug über eine 350km lange Abenteuerpiste durch Flüsse, Sümpfe und Felsgebirge. Die Fahrzeuge, die hier auf dem Parkplatz stehen, sind alle sehr gut ausgerüstet, und haben es bis hierher geschafft.Der Fussmarsch zum Kap führt an riesigen Termitenhügeln vorbei.Ein Meilenstein auf unserer Reise ist erreicht: das Cape YorkEin schönes, dann aber auch bedenkliches Erlebnis: ein Australier beobachtet uns, wie wir ein Selfie machen wollen. Schnell drückt er Pia eine Aussie Flagge in die Hand und mir ein lokales Bier und schiesst dieses Bild von uns. Das ist das schöne Erlebnis. Dann aber beobachten wir ihn, wie er aus seiner Tasche ein schwarzes Klebeband klaubt und auf der Tafel die Worte «on the land of the Gudang Yadhaykenu people Pajinka» überklebt. Erst dann dürfen wir ihn und seine Frau ebenfalls vor der Tafel ablichten. Nicht das erste Mal erleben wir, dass Rassismus in Australien leider immer noch ein allgegenwärtiges Thema ist.Nach unserem Besuch des Cape Yorks setzen wir am nächsten Tag Segel zur Thursday Island, unserem lange geplanten Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Westen. Ursprünglich wollten wir auf Thursday ausklarieren und nach Indonesien weiterfahren. Die Seekarten von Indonesien sind aber immer noch wegen eines Rechtsstreites mit Indonesien blockiert, und so werden wir von Thursday aus westwärts nach Darwin weiter segeln.Wir freuen uns auf neue Abenteuer!
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Gewusst? Das Great Barrier Reef ist das grösste Riff der Welt. Es erstreckt sich über 2300 Kilometer entlang der Küste von Queensland, einer von nur 6 Bundesstaaten in Australien. Das Riff ist so gross und ausgedehnt, dass es auch vom Mond aus noch erkennbar ist.