Nach den stressigen Tagen, die uns die Biosecurity Behörde in Darwin bescherte bevor wir mit unserer Lupina in die Marina durften, verläuft die Übernahme des reservierten Campers wie geschmiert. Mit einem Uber lassen wir uns die rund 18 Kilometer von der Marina zur Autovermietung fahren.
Der Empfang bei der Mietfirma ist sehr sympathisch. Auch der ganze Papierkram ist schnell erledigt und viel schneller als erwartet sind wir mit unserem Camper unterwegs.Unser fahrbarer Untersatz und Wohnung für die nächsten zwei Wochen. Ein Fiat Ducato mit Küche, Bett für zwei Personen, Dusche und WC.Leider erleben wir beim ersten Stopp eine unangenehme Überraschung. Unsere unter Zusatzgebühr gebuchte «Outdoor-Ausrüstung» entpuppt sich als wertloser Schrott. Die Stühle sind das Billigste vom Billigen – und bereits beschädigt. Wir müssen Neue kaufen. Bis zum Schluss der Reise kommen noch einige Dinge dazu (Wasserpumpe fällt aus, Wassertank undicht, Tempomat funktioniert nicht, Türscharniere der Einbaukästen fallen ab, …).
Von Darwin aus wollten wir die Nationalparks (NP) Litchfield und Kakadu besuchen, und dazwischen einen Abstecher südlich bis Katherine machen (rote Route auf dem Bild unten). Aber es kommt anders. Am Vorabend unserer Reise treffen wir Margrit und Ernst von der SY Kama, die gerade von ihrer Reise ins Outback zurückgekommen sind. Als wir über unsere Reisepläne sprechen, meint Ernst schulterzuckend: «Ja, die Wasserfälle sind schön, aber einmal hat man sie gesehen.» Noch am selben Abend schaue ich mir die Karte zum wiederholten Mal an. Und da ist er wieder, der Uluru (bis 1993 Ayers Rock genannt). Schon immer wollte ich irgendeinmal in meinem Leben dorthin. Aber über 3’300 Kilometer Umweg? Für mich kein Problem, ich fahre sehr gerne Auto. Aber Pia – ob sie das mitmacht? Da ist Taktik und Strategie gefragt. Am Abend des 2. Tages im ersten Nationalpark mit wunderschönen Wasserfällen und fantastischer Natur erwähne ich ganz beiläufig meine verrückte Idee, bis zum Uluru zu fahren. Ich stelle das einfach mal so in den Raum und unterlasse es tunlichst, das Thema weiter zu diskutieren. In der folgenden Nacht schläft Pia sehr unruhige, denkt nach und träumt sogar vom Uluru. Beim Frühstück am nächsten Morgen wird die verrückte Idee zum gemeinsamen Plan: Wir machen einen Abstecher zum Uluru.
Mit dem Camper bereisen wir den gelb umrandeten Bereich. Ursprünglich waren nur der Litchfield und der Kakadu NP geplant (rot umrandetes Gebiet) Tipp: schau dir unsere bebilderte Reise in der gratis APP «POLARSTEPS» an (www.polarsteps.com) Nun der Reihe nach! Unsere Reise führt uns zunächst wie ursprünglich geplant Richtung Litchfield NP. Unterwegs fällt uns schon bald auf, dass offenbar viele Wälder von Waldbränden betroffen waren. Überall sehen wir deutliche Zeichen: angesengte Baumstämme, abgebranntes Unterholz und Gras. Wir erfahren, dass die Brände absichtlich von Menschenhand gelegt werden, um brennbares Material zu entfernen, solange es noch in geringer Menge vorhanden ist. Würde man das nicht machen, gäbe es viel mehr trockenes Holz und Gras. Ein etwa durch Blitzschlag entfachter Waldbrand würde dann schnell zu einer unkontrollierbaren, verheerenden Feuersbrunst ausarten. Schon bei den Ureinwohnern war es Tradition, zu Beginn der Trockenzeit kontrollierte Feuer zu legen, um auf diese Weise ihren Lebensraum gezielt zu pflegen und zu schützen. Die hier heimischen Pflanzen und viele Tiere haben sich an solche kleinere Feuer angepasst und können es überleben.Unser erster Stopp im Litchfield NP gilt der stillgelegten Zinn Miene von Bamboo Creek. Hier wurde in den 1940er Jahren während rund 12 Jahren unter härtesten Bedingungen Zinn abgebaut. Zwei der drei Besitzer der Miene verstarben Anfang der 50er Jahre an Lungenerkrankungen, die vom Staub in den Mienen verursacht wurden. Nachdem 1952 enorme Regenfälle die Stollen überfluteten, wurde der Zinn Abbau für immer eingestellt. Zurückgeblieben sind ein paar Einrichtungen, wie etwa das Steinbruchgebäude im Bild, wo das Erz mit dem Zinnvorkommen gebrochen und dann wie Gold ausgewaschen wurde.Innerhalb von kurzen Distanzen verändert sich die Landschaft schnell. Ausschlaggebend ist das Wasser. Bei Regenfall saugt der Boden aus Sandgestein das Wasser wie ein Schwamm auf. An der Oberfläche wird es schnell wieder trocken, entsprechend ist die Vegetation spärlich. Entlang von Flüssen und Wasserläufen ist die Vegetation dagegen tropisch und üppig.Das in den Sandfelsen aufgesaugte und gespeicherte Wasser wird an vielen kleinen, weit verstreuten Quellen wieder abgegeben. Auch in der höchsten Trockenzeit fliesst Wasser aus dem natürlichen Speicher. Die Wangi Wasserfälle (Bild) ergiessen sich vom Hochplateau in einen grossen Pool. Der perfekte Ort für ein kühlendes Bad.Bei den meisten Wasserfällen im Litchfield NP ist Baden möglich, da Krokodile die Höhendifferenz vom Meer und den tiefer gelegenen Sumpflandschaften schlecht überwinden können und deshalb in den höheren Gegenden selten sind. Allerdings, ohne Reptilien geht es auch hier nicht. Vor uns rennt dieser rund 1.2 Meter lange Gelbfleck-Waran ins Wasser.Ein paar Kilometer weiter im Litchfield NP folgen die Tjaetaba Wasserfälle. Das Besondere hier: die Quellen für diesen Wasserfall befinden sich nur unweit der oberen Kante und sind über einen kurzweiligen Wanderweg bequem erreichbar.Aus der Quelle oberhalb des Tjaetaba Wasserfalles sprudelt glasklares, kühles Wasser. Wunderbar für ein Fussbad. Ich bin mit Pia am Plaudern, als mich an den Füssen etwas kitzelt. Immer mehr. Nach kurzer Zeit krabbeln mehrere kleine Flussgarnelen an meinen Füssen herum und zupfen alte Hautreste weg. Eine perfekte Fusspflege.Pia verzichtet auf die Fusspflege.Das Gebiet der Tolmer Wasserfälle ist deshalb spannend, weil man hier sehr schön sieht, wie die Natur über mehrere Millionen Jahre gearbeitet hat. Das ganze nordaustralische Gebiet war einmal unter Wasser. Die Steinplatte ganz oben auf dem Berg ist ein Überbleibsel des damaligen Meeresbodens. Durch Wind, Wasser und Hitze der Sonne ist viel von den Sedimentschichten abgetragen worden. Das Regenwasser sickert durch Ritzen in den Boden bis zu wasserundurchlässigen Schichten, fliesst dann an deren Oberfläche entlang, bis es am Hang als Quelle wieder an die Oberfläche tritt. Dieses im Untergrund fliessende Wasser verursacht im Berginneren kleinere Hohlräume und Höhlen, die dann, sind sie einmal gross genug, zu Einbrüchen führen. Was bleibt, sind zerklüftete Berge und Schluchten mit plattenförmigem oder blockartigem Gestein.Tolmer Wasserfall. Das Wasser gelangt durch eine tief eingeschnittene Schlucht zur oberen Kante des Falles und stürzt dann 42 Meter in die Tiefe.Wir sind unterwegs zum Buley Rockhole (Litchfield NP). Auch hier wurde der Wald kürzlich durch Feuer von trockenem Gras und Holz befreit. Für unser Auge sehr öde. Nichts deutet darauf hin, dass schon in ein paar Monaten, wenn die Regenzeit (wet season) einsetzt, alles wieder grün sein soll.So sieht ein Pandanus Baum nach dem Feuer aus …… und so vorher. Der Aufbau des Stammes macht den Baum feuerresistent.Der Papier-Baum ist ebenfalls sehr widerstandsfähig. Seine mehrschichtige, papierartige Rinde, mehrere Zentimeter dick, schützt den Stamm vor Feuer, aber auch vor Insekten und anderen Tieren, die sich gern an Holz gütlich tun.Die rund 1.5 Kilometer lange Wanderung über verbrannte Erde lohnt sich. Wir gelangen zum Florence River mit mehreren aufeinander folgenden Pools mit glasklarem Wasser.Eine willkommene kühle ErfrischungIm ganzen nordaustralischen Territorium gibt es eine Regenzeit (wet season, November – April) und eine Trockenzeit (dry season, Mai bis Oktober). Die Pflanzen müssen sich sehr gut anpassen, um mit diesen grossen Unterschieden auszukommen. Dieser Farn auf den Felsen um uns herum kann das harsche Klima überleben, indem er 2 verschieden Arten von Blättern produziert. Während der Regenzeit wachsen die für Farne bekannten langen, leuchtendgrünen Wedel, die Sporen bilden und die Vermehrung der Pflanzen ermöglichen. Dies fallen während der Trockenzeit ab und es verbleiben nur die im Bild gezeigten papierartigen, braunen «Nestwedel». Obwohl sie nicht nach viel aussehen, sind sie die «Brotverdiener» der Pflanze. Sie fangen herabfallendes Laub, Staub, und andere Dinge auf, die dem Farn Nahrung liefern.Etwas weiter flussabwärts folgen die Florence Falls. Ein herrlich schöner, grosser Pool lockt uns noch einmal ins Wasser.Auf der Weiterfahrt entdecken wir riesige Termitenhügel. Dreiviertel aller Termitenarten (in Australien gibt es über 350 verschiedene Arten) sind unsichtbar, das heisst sie leben unterirdisch oder in Bäumen. Die Kathedral-Termite baut Hügel, die bis zu 5 Meter gross sein können. Eine eindrückliche Leistung für ein nur 5mm grosses Tierchen.Ähnlich wie die Ameisen haben auch Termiten ein sehr gut funktionierendes Kastensystem mit Königin (Fortpflanzung), Arbeiterinnen (Ernährung), Soldaten (Verteidigung) und Larven, die später als beflügelte Tierchen ausschwärmen und für die Verbreitung sorgen (Nachwuchs). Wer in welcher Kaste landet, das wird über die Nahrung und den Platz im Hügel gesteuert.Ein Friedhof mit Grabsteinen? Nein! Termitenhügel, die sehr flach sind und in ihrer Form Grabsteinen ähneln. Sie sind ausnahmslos von Nord nach Süd ausgerichtet. Forscher haben herausgefunden, dass diese Form und Ausrichtung in dieser Gegend die kühlsten Innentemperaturen ergeben. Die erste Vermutung, dass die Termiten sich beim Bau an der Sonne ausrichten, mussten schnell verworfen werden: die Bau-Arbeiterinnen sind blind. Also hat man ein künstliches Magnetfeld angelegt – und siehe da: die fleissigen Termiten haben die Ausrichtung korrigiert. Deshalb ihr Name: Kompass oder Magnet Termiten.Wir verlassen den Litchfield NP in Richtung Stuart-Highway, der von Darwin im Norden quer durch den ganzen Kontinent nach Süden bis Adelaide verläuft. Bis wir aber zu dieser sehr gut ausgebauten Strasse gelangen, müssen wir zuerst einige Kilometer quer durch die Outbacks auf diesen typisch roten Staubpisten bewältigen.Herrlicher Camping Platz mitten in der Wildnis bei den Robin Falls, direkt am Fluss. Wir werden immer mutiger!Die Robin Falls selber sind praktisch trocken.Stuart-Highway – unsere Strasse für die nächsten 1’500 KilometerDas Land ist mehrheitlich flach. Entgegen unserer Erwartung treffen wir nicht eine öde Wüstenlandschaft an, sondern sehr abwechslungsreiche Steppen und Savannen mit vielfältiger Vegetation.Wir sind in der Trockenzeit unterwegs. Die häufigen Warnschilder am Strassenrand (Gefahr von Überflutung) erinnern daran, dass offenbar in der Regenzeit das Gebiet grossflächig überschwemmt sein kann.Viel davon gehört und darüber gelesen. Die «Road-Trains» in Australien! Sie sind halt einfach der Traum eines jeden leidenschaftlichen Chauffeurs. Ein Sattelschlepper mit 4 Aufliegern – 17 Achsen – 66 Rädern – bis zu 53.5 Meter lang und 150 Tonnen schwer.Dieses Fahrzeug ist etwas in die Jahre gekommen – Fahrer und Beifahrer ebenfalls 🙂Nach zwei Tagen auf dem Stuart-Highway erreichen wir das Zentrum Australiens (oft auch das Red Centre genannt), Alice Springs. Die riesigen Flächen im Innern von Australien haben keine Abflüsse in Richtung Meer. Alles Regenwasser, das in der Regenzeit fällt, versickert und speist das Grundwasser. In Alice Springs wurde viel Grundwasser gefunden. Nicht verwunderlich also, dass Alice Springs beim Bau der ersten Telegraphenleitung von Adelaide nach Darwin zu einem wichtigen Stützpunkt wurde.
Im Jahr 1862 durchquerte der Entdecker John McDouall Stuart den Australischen Kontinent von Norden nach Süden und erstellte die Karten für eine Telegraphenleitung und einen Transportweg. In den Folgejahren 1868 bis 1872 wurde die Telegraphenleitung gebaut und ein erster Fahrweg, der als Grundstein für den heutigen Stuart-Highway gilt. Der Hauptschub zum Ausbau der Strasse kam dann erst im Verlauf des 2. Weltkriegs, als Darwin, das von den Japanern angegriffen und schwer bombardiert worden war, mit Nachschub versorgt werden musste.
Obwohl die Trockenzeit ihr Maximum bereits überschritten hat, finden wir im «Red Centre» zu unserem Erstaunen viele Blumen! Das trockene Gras (oben rechts) hingegen, Spinifex, eines der widerstandsfähigsten Gräser auf der Welt, passt da schon eher in unser Bild.Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir das Ziel unserer langen Reise ins Outback: der Uluru bei Sonnenuntergang (fotografiert zu unterschiedlichen Zeiten)Der Uluru ist ein gewaltiger Sandsteinmonolith. Schätzungen zufolge entstand der Felsriese vor rund 550 Millionen Jahren. Er ragt 318 Meter über die umgebende Wüste, hat einen Umfang von 8 Kilometern und verläuft noch mindestens 2.5 Kilometer in die Erde hinein. Etwas näher betrachtet sind deutlich die schief stehenden Sandschichten erkennbar. Wind, Sonne und Regen haben während Millionen von Jahren daran geschliffen und gefeilt. Die Natur als Bildhauer und Künstler!Die Luft ist sehr trocken – unter 50% Luftfeuchte. Daher kühlt es in der Nacht auch stark ab. Einmal bis auf 13 Grad! Tagsüber steigt das Quecksilber bis auf über 35 Grad. Da kommt ein schattiges Ruheplätzchen doch sehr gelegen.Diese Formation sieht aus wie eine Welle. Solche Aushöhlungen am Uluru wurden von den «traditional owners of the land» (traditionelle Besitzer des Landes) – wie die Aborigines heute oft bezeichnet werden – schon vor über 60’000 Jahren als Zufluchtsort benutzt, wenn Anfangs der Regenzeit heftige Gewitter mit Blitz und Donner über die Ebenen zog.The Teaching Cave: Die Urbevölkerung hatte eine sehr intensive Beziehung zur Natur. Wetter, Tiere, Pflanzen oder Felsen sprachen mit ihnen, gaben ihnen Hinweise, wie sie sich zu verhalten haben und was sie tun sollten. Wichtige Figuren aus ihren von Generation zu Generation überlieferten Geschichten tauchen immer wieder auf. So haben etwa auch die gut erkennbaren Vorsprünge an der sonst glatten Felswand jeder eine Bedeutung, die auch heute unverändert gelten bei den Aborigines. Die Alten sassen mit den Jungen davor zusammen und erklärten ihnen, was die Vorsprünge bedeuten, und was sie einem mitgeben wollen.Kantju Gorge an der Westflanke des Uluru. Das Regenwasser hat hier über Millionen von Jahren eine Einbuchtung in den Felsen geschliffen. Die schwarze Verfärbung an der Wand stammt von Algen, die während der Regenzeit wachsen können. Am Fuss der Felswand befindet sich ein weiteres Wasserloch, das vom Grundwasser gespiesen wird. Auch in der härtesten Trockenzeit ist es mit Wasser gefüllt und versorgt die Bäume mit genügend Lebenssaft. Analysen des Wassers haben ergeben, dass es vor rund 50’000 Jahren vom Himmel gefallen ist.Feuchte und Wärme bedeuten gleichzeitig auch Mücken. Hier sind es aber vor allem lästige Fliegen, die sich intensiv und in grosser Zahl auf Nasenlöcher, Mundöffnung und Augen stürzen. Ein guter Schutz ist erforderlich.Rund 30 Kilometer entfernt in Sichtdistanz vom Uluru ein weiteres Phänomen der Natur: der Kata Tjuta. Eine Gruppe von 36 Felskuppen, von denen der mit 1069 Meter höchste Fels, der Mt Olga, 564 Meter aus der Umgebung herausragt.Kata Tjuta – eben so speziell, ebenso fantastisch wie der Uluru – aber viel weniger bekannt.Kata Tjuta: zwischen den einzelnen Felskuppen immer wieder tief eingeschliffene Schluchten, in denen es Wasservorkommen gibt und sich entsprechend üppige Vegetation ansiedelt.Im Gegensatz zum Uluru, dessen Fels aus feinem, kompaktem Sandstein gebildet ist, zeigt sich der Fels das Kata Tjuta deutlich uneinheitlicher. Faustgrosse, rund geschliffene Kieselsteine sind hier in der Felsmasse eingeschlossen. Sie deuten darauf hin, dass der Berg aus kompakten Schwemmmaterial, wie es bei grösseren Flussausläufen ins Meer oft vorkommt, besteht.
Die Zeit im «roten Zentrum», im Herzen von Australien, ist ein Highlight unserer Australienreise. Wir lernen viel über die Entstehungsgeschichte von Australien, über die mehr als 60’000 Jahre alte Urbevölkerung und über die Natur. Der Abstecher in den Süden erweist sich viel kurzweiliger und interessanter als erhofft. Die Fahrt auf dem sehr gut gepflegten Stuart-Highway ist äusserst entspannend und praktisch ohne Verkehr. Ein wunderbares Erlebnis!
Die Zeit im Uluru-Kata-Tjuta NP geht viel zu schnell zu Ende, aber die Lupina ruft, und wir wollen noch andere Gebiete erkunden.
Karlu Karlu (von den Weissen «Devil’s Marbles», die Murmeln des Teufels genannt) ist eine heilige Stätte der Ureinwohner etwa auf halbem Weg zurück in den Norden. Ein weiteres Wunder der Natur. Diese Felsen aus Granit wurden über Millionen von Jahren ganz langsam von Wind, Regen und vor allem durch die extreme Hitze der Sonne bearbeitet. Dabei wurde Schicht für Schicht wie bei einer Zwiebel abgetragen und die Felsen in ihre heutige Form gestaltet. Das Werk der Natur zeigt sich sehr schön an diesem gespaltenen Exemplar.Der letzte grosse Park auf unserer Reise ist gleichzeitig der grösste Park in Australien. Der Kakadu NP, fast halb so gross wie die Schweiz, ist wohl einer der Parks, welche dem Besucher die Kultur der Urbevölkerung am nächsten bringt. Er grenzt direkt an ein riesiges Territorium (Arnhem Land), das sich weiter ostwärts bis zum Golf von Carpentaria ausdehnt und fast ausschliesslich von Aborigines bewohnt wird. Der Zutritt für nicht Einwohner ist nur mit einer speziellen Bewilligung erlaubt. Der Kakadu NP deckt ein riesiges Übergangsgebiet zwischen dem Meer und einem Hochplateau ab: flaches, sumpfiges Schwemmland geht über in felsiges Flachgebirge – schön zu sehen im Bild. Entsprechend sind Natur und Lebewesen extrem vielfältig und spannend.Typisches Bild kurz vor Ende der Trockenzeit. Die Wassermassen in den Ebenen sind verschwunden. Es sind nur noch kleine Teiche (Billabong genannt) zurückgeblieben, an denen sich die Tiere, welche auf das Wasser angewiesen sind, immer dichter drängen. In der Regenzeit liegt das ganze Gebiet meterhoch unter Wasser.Je nach Region kennen die Aborigines 5 oder 6 Jahreszeiten, die einzig und alleine durch die Natur bestimmt werden. So beginnt zum Beispiel «Bang Gerreng» («knock ‘em down season»), die Periode nach der Regenzeit («Gudjeuk»), dann, wenn die ersten Gewitter auftreten. Was genau ausschlaggebend ist in der Natur, die Bedeutung und wie man sich verhalten soll wird von den Alten, erfahrenen Leuten den Kindern und Jugendlichen weitergegeben, oftmals in Form von Zeichnungen (wie auf dem Bild)Das Gebiet von Nordaustralien hat eine lange und interessante geologische Geschichte. Hier findet man das älteste Oberflächengestein der Erde. Es entstand vor rund 2’500 Millionen Jahren, als sich an der Oberfläche der Erde die ersten Erstarrungen formten. Diese Gegend ist besonders wegen der sehr grossen Konzentration an Schwermetallen (unter anderem Gold oder Uran) einzigartig in der Welt. Vulkanische Aktivitäten, wiederholte Absenkungen und Verwerfungen der entstehenden Erdkruste, gefolgt von grossen Schwankungen des Meeresspiegels, haben die heutige Landschaft geprägt. Hier fand man Spuren der ersten Einwohner, die über 60’000 Jahre alt sind. Unsere Suche nach diesen Spuren führt uns ins bis zu 300 Meter höher gelegene felsige Hochland, wohin sich die als Nomaden lebenden Aborigines aus dem Schwemmland jeweils zurückzogen und die Regenzeit verbrachten.Die Aborigines betrachten Tiere, Pflanzen und Landschaft, die Natur insgesamt, wie eine lebende Person. Das Leben mit der Natur ist für sie gleichbedeutend wie das Leben in der Familie. Für uns «Balandas» (Nicht-Aborigines Menschen) eine Beziehung, die wir schon lange verloren haben. All das Wissen, die Fähigkeiten und Erfahrungen sind in Geschichten verpackt, welche mittels Zeichnungen an vom Wetter gut geschützten Felswänden von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Geschichten beinhalten Gesetze, Instruktionen und wichtige Erkenntnisse, wie man untereinander und mit dem Land umgehen soll. Im Kakadu NP finden sich viele sehr gut erhaltene Felszeichnungen. Etwas Besonderes: nach der Tradition der Aborigines dürfen bestehende Zeichnungen nicht restauriert, nachgemalt oder ausgebessert werden. Das würde die Bedeutung, die Seele der Zeichnung verändern. Hingegen dürfen problemlos andere Zeichnungen darüber gemalt werden. Das verändert das ursprüngliche Bild nicht. Auf der Zeichnung im Bild, das als oberstes Motiv eine Tanzszene von einem Clan Treffen darstellt, sind deutlich andere, ältere Zeichnungen zu erkennen.Die Felskünstler stellten Geschichten dar, von denen man heute zum Teil nicht mehr genau weiss, was sie bedeuten sollen. Das ist aber durchaus in Ordnung. Ähnlich wie bei unseren Sagen werden Geschichten auf diese Weise im Verlaufe der Zeit verändert, der Erzähler dichtet etwas dazu, schmückt weiter aus – oder die Geschichte geht einfach vergessen, wenn sie ihre Bedeutung verloren hat. Die Zeichnung hier ist relativ neu und die Bedeutung noch einigermassen bekannt. Es stellt das Erscheinen des Lightening Man (Donnergott, oben) dar, der zusammen mit seiner Frau (Bildmitte) und den Kindern (welches in der Überlieferung leuchtend orange Grillen sind, gezeichnet rechts vom Donnergott) am Himmer erscheinen. Die Regenzeit wird abgelöst durch die Zeit der Stürme. Zeit für die Menschen, mit ihren Vorräten unter Felsvorsprüngen Schutz zu suchen.Wir stehen auf Felsen, wie bereits Tausende von Jahre vor uns die Aborigines. Eine ganz intensive und spezielle Vorstellung.Bei Sonnenaufgang starten wir eine Schifffahrt mit Yellow Water Cruise durch das Schwemmland im Oberlauf des South Alligator Rivers. Der Fluss hat eigentlich eine falsche Bezeichnung. Alligatoren gibt es hier nämlich keine. Aber der Geologe, der die Gegend hier erstmals kartographierte, kannte den Unterschied zwischen Krokodil und Alligator nicht. Als er die vielen Krokodile sah, gab er dem Fluss den falschen Namen, der sich bis heute hielt.Auge in Auge mit den SalzwasserkrokodilenDie Fahrt auf dem Schiff am frühen Morgen bringt uns sehr nahe an die Tierwelt heran. Vor allem Vögel drängen sich in dieser Jahreszeit in rieseigen Scharen und grosser Vielfalt eng ans restlich vorhandene Wasser. Im Bild: Weissbauch-Seeadler.Die Kammblatthühnchen werden auch «Jesus Vogel» genannt, weil sie mit ihren grossen Füssen scheinbar übers Wasser laufen können. Im Vergleich zur Körpergrösse ist es der Vogel mit den grössten Füssen.Königslöffler (gehört zur Familie der Ibisse)Blauer Zwergfischer (australische Eisvogelart)Australischer Schlangenhalsvogel beim SonnenbadEin Highlight unserer Tour durch den Kakadu NP: Cahill’s Crossing. Hier endet der Park und die Fahrt über den East Alligator River ist nur gestattet mit einer speziellen Erlaubnis. Die abenteuerliche Durchfahrt ist nur bei Niedrigwasser möglich. Das ist aber nicht das Highlight, sondern die Krokodile! Der Fluss wird hier durch eine Furt durchquert. Je nach Gezeitenstand im Meer gelangt die Flut bis zu diesem Übergang.Auf diesem Bild, es ist gerade kurz vor maximaler Flut, fliesst nun das salzhaltige Wasser flussaufwärts und überquert die Furt von links nach rechts. Ähnlich wie die Lachse gibt es hier «Baramundi» (eine Fischart aus der Familie der Riesenbarsche) die vom Meer her flussaufwärts wollen. Sie sind müde und werden auf der anderen Seite der Furt von hungrigen Krokodilen (dunkle Linien im Wasser) erwartet. Wir zählen mindestens 30 Stück im Nahbereich der Furt.Etwas Seltsames, das sonst bisher nirgendwo anders beobachtet wurde: Beim Fischfang halten die Krokodile ihre Vorderkrallen aus dem Wasser – wie um uns zuwinken zu wollen. Forscher vermuten, dass dies den Krokodilen hilft, mithilfe ihrer Sensoren auf der Hautoberfläche die Fische im trüben Wasser besser aufzuspüren zu können.Schon nach kurzer Zeit ein Erfolgserlebnis. Ein fantastisches Schauspiel – direkt vor unseren Augen.Angeblich hat es viele Wasserbüffel in dieser Gegend. Diese nicht ungefährlichen Tiere, die von den ersten Siedlern aus dem asiatischen Gebiet hierhergebracht wurden, und dann ausgewildert sind, haben sich stark vermehrt. Wir finden in der freien Wildbahn nur Spuren von ihnen, sind auch froh, denn sie können sehr aggressiv sein. Die zahme Version der Wasserbüffel sind die Banteng (Bild). Charakteristisch sind ihre weissen «Socken». Die Weibchen und jungen Tiere sind braun – einzig die Stiere bekommen ein dunkles Fell. Ursprünglich in Südostasien zu Hause brachten 1849 die ersten europäischen Siedler 20 Exemplare nach Australien in dieses Gebiet. Infolge des sehr schwierigen Lebensraumes sind die Siedler aber bald weitergezogen, die Tiere wurden ausgesetzt. Heute gibt es in dieser Gegend rund 4’000 Tiere, das grösste Vorkommen, das es noch gibt auf der Welt.Fast ein Jahr ist es her, seit wir in Australien angekommen sind. Wir sind an der Ostküste zwischen Sydney bis hoch zum Cape York an der nördlichsten Spitze des Kontinentes, und dann westwärts bis Darwin gesegelt. Total 3’500 teilweise anspruchsvolle Seemeilen. Leider, wie schon mehrmals erwähnt, hatten wir wegen der gefährlichen Tiere (Krokodile, Haie, Quallen, Seeschlangen) nur wenig Gelegenheit, ins Wasser zu hüpfen. Aber wir haben eine sehr spannende und für uns mit vielen neuen Erfahrungen gespickte Zeit in Australien verbracht. Nun wird es Zeit, uns zu verabschieden, und uns neuen Abenteuern zu widmen.
Navionics, unser bisherige Seekarten Lieferant, lässt uns und viele andere Segler weiterhin hängen. Der Urheber-Rechtsstreit mit Indonesien ist noch nicht beigelegt und die so dringend benötigten Karten sind immer noch nicht erhältlich. Wir sind gezwungen, auf eine andere Marke umzusteigen. Ärgerlich, weil wir extra mehr als ein Monat darauf gewartet haben und so das idealste Zeitfenster für die Fahrt nach Indonesien verpasst haben. Damit nicht genug! Nach unserer Rückkehr vom Outback auf die Lupina streikt der Kühlschrank und wir brauchen ein neues Kühlelement. Ob wir den auf die Schnelle wieder reparieren können? Drückt uns die Daumen, denn mit den Australischen Behörden ist unsere Abreise für den kommenden Dienstag, 7.10.2025 festgelegt.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Gewusst? Der Uluru ist nicht der grösste Fels auf der Welt. Das ist ein anderer Berg in Australien: der Mount Augustus, der etwa doppelt so gross. Hingegen ist Uluru der weltgrösste freistehende Fels der Welt
In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Fahrt von Thursday Island durch die Torres-Strasse und weiter westwärts via den Golf von Carpentaria in die Arafura See und dann durch den Van Diemen Golf nach Darwin.
Die Torres-Strasse war früher berüchtigt und gefürchtet. Sie galt als äusserst gefährliche Passage, weil sie von Untiefen und Riffen gespickt ist, und weil sehr starke Meeresströmungen es dem Steuermann erschweren, seinen Kurs zu halten. Dank der heutigen GPS unterstützten Navigation weiss der Segler immer genau, wo er ist und in welche Richtung sich das Schiff bewegt. Trotzdem bleibt die Passage recht anspruchsvoll und muss gut geplant werden. So entscheiden wir auf Grund starker Strömungen zum Beispiel, nicht vor der Thursday Island zu ankern, sondern vor der Insel gegenüber, Horn Island. Hier ist die Strömung auch ordentlich, aber deutlich geringer, und der Ankerplatz ist besser vom Wind geschützt.
Wir wissen, dass es entlang der Nordküste von Queensland und an der ganzen Küste der Nord-Territorien entlang Salzwasserkrokodile gibt. Gesehen in freier Wildbahn haben wir aber noch keine. Nun, von unserem Ankerplatz nur etwa 100 Meter entfernt können wir sie jeden Tag beim Sonnenbaden beobachten. Sich im erfrischenden Nass etwas abzukühlen kommt definitiv nicht in Frage.Bevor wir weiter ziehen möchten wir die Thursday Insel doch noch sehen. Wir lassen unsere Lupina am Anker und nehmen die Schnellfähre, welche die beiden Nachbarinseln verbindet.Thursday Island: Auf unsere Karte entdecken wir mehrere Wanderwege und entscheiden uns für einen, der uns zu einem Aussichtspunkt führt. Der Weg ist zwar gut markiert und einigermassen unterhalten, der Aussichtspunkt dann aber eher enttäuschend, weil er schon stark zugewachsen ist. Trotzdem können wir gut die Nachbarinsel Horn und den davor vorgelagerten Ankerplatz erspähen.Am 24.8.2025 lichten wir den Anker, lassen den Ankerplatz (Bild) achterlich zurück und starten unsere Reise Richtung Darwin. Die Nordküste Australiens ist wenig zum Fahrtensegeln geeignet: die See ist unruhig mit kurzen, steilen Kabbelwellen, das Wasser durchwegs trüb und die Ankerplätze sind meist weit weg von der Küste, da das Wasser im Küstenbereich sehr flach wird und die Gezeiten über 5 Meter betragen. Segler, die diese Passage absolvieren, entscheiden sich deshalb oft für eine nonstop Fahrt bis Darwin. Wir planen aber, diverse Stopps einzulegen und möglichst viele Tages-Tripps zu machen. Irgendwie müssen wir ja die Zeit überbrücken, bis die Navionics Seekarten von Indonesien wieder verfügbar sind. Da die Marinas in Darwin wegen einer Rally ausgebucht sind, können wir auch nicht früher dort einchecken.Unsere erste Etappe wird die längste. Sie führt uns rund 340 Seemeilen von Horn Island über den Golf von Carpentaria zu den Wessel Islands. Wir haben guten Wind, aber die anfänglich kabbelige See lässt Lupina und Crew heftig hin und her, rauf und runter tanzen. Erst gegen Abend des ersten Tages auf See beruhigen sich die Wellen, und wir können entspannt der untergehenden Sonnen entgegen segeln.
Nach zwei Nachfahrten erreichen wir unseren ersten Ankerplatz erst spät gegen Mitternacht der dritten Nacht. Das war nicht so geplant, aber die Strömung hat uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der Umrundung des Cape Wessel schauen wir ungläubig auf die Logge. Unsere Geschwindigkeit ist innerhalb kurzer Zeit von über 5 Knoten zusammen gefallen auf weniger als 2 Knoten. Und sie sinkt weiter. Mit Hilfe des Motors schaffen wir es, Lupina im Schritttempo um das Kapp zu schieben. Erst als wir gut eine Meile weiter in die Abdeckung des Inselbandes gelangen, steigt die Geschwindigkeit langsam wieder an. Und so kommt es, dass wir anstatt kurz vor Sonnenuntergang erst gegen Mitternacht den Anker fallen lassen können. Zum Glück sind wir gut vorbereitet und haben für den Fall einer Ankunft bei Nacht einen gut anzulaufenden Ankerplatz auf der Marchinbar Island ausgewählt.
Am nächsten Morgen können wir unsere Umgebung bestaunen. Das Land ist, wie übrigens die ganze Nordküste Australiens, sehr flach. Kaum Berge oder grössere Erhebungen. Gut zu erkennen, der plattenförmige, schieferartige Aufbau des Bodens.Der Ankerplatz in der Two Island Bay auf Marchinbar ist sehr gut geschützt vor Wind und Welle. Spontan entscheiden wir, eine Segelpause einzulegen und uns wieder mal um den Haushalt zu kümmern.Das Segeln entlang der Wessel Islands ist wunderbar angenehm: der leichte Wind kommt quer auf unser Schiff, und da wir auf der Leeseite der Inseln fahren, hat es praktisch keine Wellen. Ein herrliches Segeln.Entlang der Wessel Islands hüpfen wir von Ankerplatz zu Ankerplatz gemächlich weiter westwärts. Im Bild: Lagoon Bay, Marchinbar Island. Gut erkennbar, wir sind mehr als 800 Meter vom Ufer entfernt. Näher können wir mit unserem Tiefgang von 2 Meter leider nicht.
Obwohl wir unterwegs immer wieder an wunderschönen, einladenden Sandstränden vorbeikommen, bleibt unser Dinghi die ganze Zeit fest verzurrt auf dem Schiff. Das hat zwei Gründe. Da ist einmal die Schwierigkeit, bei den hohen Gezeitenunterschieden und dem sehr flachen Meeresgrund anlanden zu können. Fahren wir bei Hochwasser an Land, steht unser Dinghi schon nach kurzer Zeit weit weg vom Wasserrand, und wir hätten Probleme, es wieder einwassern zu können. Optimal wäre, eine Stunde vor Hochwasser so weit wie möglich ans Land zu fahren, und das Dinghi dort mit einem Anker zu sichern. Dann hätten wir zwei Stunden später wieder genau denselben Wasserstand. Das bringt uns aber zum zweiten und wesentlichen Grund, weshalb wir keine Landgänge machen: die Krokodile! Wir müssten durch das seichte, trübe Wasser stapfen, wo es unmöglich ist, eine allfällige Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
Also lassen wir Landgänge schweren Herzens bleiben und vertrösten uns halt mit ausgedehnten Ankerbieren und/oder Sundownern.Die Küstenbilder verändern sich fast nicht. Gelblich weisse Sandstrände wechseln sich ab mit schieferartigen Felsplatten.Versank die Sonne entlang der australischen Ostküste öfters hinter einem Gebirgszug an Land, versinkt sie im Norden meist im Meer. Fantastisch schön ist jeweils der intensiv rot leuchtende Abendhimmel.Auf unserem Weg westwärts zur Refuge Bay auf der Elcho Insel werden wir mehrmals von einem kleinen Flugzeug überflogen. Es fliegt so knapp über uns, dass Pia um unseren Mast bangt. Noch fragen wir uns, was das zu bedeuten hat, als wir in der Ferne dieses Boot sehen. Wir sind noch mit unserem Fernglas beschäftigt, als sich von hinten ein schwarzes Zodiac mit 3 maskierten Männern nähert. Erleichtert erkennen wir die Küstenwache.Offenbar war das Flugzeug ebenfalls von der Küstenwache. Da wir nicht auf seine Aufrufe über Funk reagiert haben (unser Gerät war auf den falschen Kanal eingestellt), wurden die Männer mit ihrem Zodiac losgeschickt, um uns zu kontrollieren. Freundlich aber bestimmt stellen sie uns ein paar Fragen, die wir umgehend beantworten. Schon nach kurzer Zeit rauschen sie beruhigt wieder ab zu ihrem Mutterschiff.Da das Küstengebiet zwischen den Wessel Islands und der Halbinsel von Cobourg stellenweise zu flach ist für unsere Lupina, entscheiden wir uns, die rund 210 Seemeilen direkt mit einer Nachtfahrt zu bewältigen. Der Wind ist gut, treibt uns mit seinen rund 15-20 Knoten schnell voran, baut umgekehrt aber auch eine ordentliche See auf. Obwohl die Bedingungen eigentlich gut sind, rollen wir kräftig, da der Wind platt von hinten bläst und wir so mit der Schmetterlingsbesegelung eine schlechte Seitenführung haben.In der Nacht lässt der Wind etwas nach und gegen Morgen ist dann das Meer fast flach. Wir geniessen einen herrlichen Start in den neuen Tag.Es war uns schon früher ab und zu aufgefallen, etwa an der Ostküste von Queensland, und jetzt kurz vor Croker Island wieder. Eine grossflächige braune Verfärbung des Wassers. Bei einer flüchtigen Betrachtung könnte man meinen, es schwimme Sägemehl auf dem Wasser. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir, dass diese rotbraunen Partikel auch weiter unten im Wasser schweben, also nicht nur an der Oberfläche. Worum es sich dabei genau handelt, weit draussen im offenen Meer, ist uns bisher schleierhaft geblieben.Vor Anker in der Somerville Bay, Croker Island. Wieder einer dieser unbeschreiblich schönen Sonnenuntergänge.Waren die Küstenufer bisher meist grau oder braun, werden sie mit dem Fortschritt unserer Reise gegen Westen immer röter, eisenhaltiger. Auch wird der Bewuchs immer intensiver.Mittlerweile sind wir bis zur Halbinsel von Cobourg gehüpft und umrunden nun das Cape Don (Bild), um in den nicht einfach zu besegelnden Van Diemen Golf zu gelangen. Nicht einfach deshalb, weil Einfahrt und Ausfahrt relativ eng sind und von starken (3-4 Knoten) Gezeitenströmungen beeinfluss werden. Die Passage will sehr gut geplant sein.Die Strömung in der Dundas Strait, der nördlichen Zufahrt in den Van Diemen Golf, schiebt uns zügig vorwärts. Leider hilft der Wind nur wenig und stellt kurz darauf ganz ab. Wir müssen fast die ganze Strecke bis zum nächstgelegenen Ankerplatz auf der Melville Island Motoren. Das Positive daran: dass Meer ist flach wie ein Teich …… und die Co-Skipperin kann ihre Wache ohne nerventötendes Rollen absolvieren.Sind wir bisher auf der ganzen Strecke seit der Torres Strasse bis auf die Küstenwache kaum einer menschlichen Seele begegnet, wird es im Van Diemen Golf richtig betriebsam. Diverse Schiffe kreuzen unseren Weg. Im Bild ein Fischerboot, das wir mit gebührendem Abstand passieren.Am 6.9.2025 erreichen wir die weite offene Shoal Bay. Es ist Samstag Nachmittag. Vom Ufer, von dem wir auch wieder weit weg ankern müssen, tönt Motorenlärm an unsere Ohren. Die Jungs sind mit ihren aufgemotzten Off-Roadern und Motocrossmaschinen daran, den weit ausladenden Sandstrand zu einer Rennpiste umzufunktionieren. Wir drehen uns auf die andere Seite und geniessen, was wir so gerne bestaunen: einen feuerroten Abendhimmel.
Mittlerweile sind wir in der Fannie Bay, direkt vor Darwin angelangt. Von hier aus wollen wir in die Cullen Bay Marina und haben auch ab dem 10.9.2025 einen Liegeplatz reserviert. Bei der Bestätigung durch die Marina wurden wir informiert, dass Schiffe, die von der Ostküste Australiens kommen und in eine Marina wollen, auf bestimmte Bio-Organismen untersucht werden müssen. Worum es dabei genau geht, erfahren wir zunächst nicht. Und wieso nur Schiffe inspiziert und allenfalls gegen diese Organsimen behandelt werden, die in eine Marina wollen, verstehen wir erst recht nicht. Inspektion und Behandlung werden von einem speziell dafür ausgebildeten Taucher ausgeführt – zurzeit kostenlos für den Bootsbesitzer.
Mondfinsternis in der Nacht vom 7. auf den 8.9.2025. Ein einmaliges Schauspiel bei schönstem Nachthimmel. Dreimal dürft ihr raten, wer von uns Beiden wieder einmal die Nacht durchgemacht hat 🙂
Am Tag, bevor wir in die Marina einfahren wollen, findet die Bio-Inspektion statt. Wir wurden am Tag vorher aufgefordert, uns um 8 Uhr morgens am für diesen Zweck vorgesehenen Pier vor der Marina einzufinden. Pünktlich sind wir da und sofort wird mit der Untersuchung gestartet. Zuerst müssen wir Angaben zum Boot und die bisherige Reiseroute abgeben. Dann interessiert sich der Taucher für die Borddurchlässe und erstellt nach meinen Schilderungen eine kleine Skizze. Mit dieser bewaffnet macht er sich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde taucht er wieder auf. «Ich habe eine schlechte und eine sehr schlechte Nachricht! Welche zuerst?» ruft er uns zu. Es stellt sich heraus, dass wir irgendwelche Muscheln am Schiff haben, die hier nicht erwünscht sind, und dass wir mit unserem Schiff so nicht in die Marina dürfen. Wir verstehen die Welt nicht! Geduldig erklärt uns der Taucher, dass sich die lokalen Marinas gegen bestimmte Organismen schützen wollen, die ihnen den Betrieb aufwändig und kostspielig machen würden. Da sie alle mit Schleusen vom offenen Meer abgetrennt sind, macht das noch einen gewissen Sinn. Kurze Aufruhr und Bord gefolgt von emotionalen Wallungen, Wut, Trauer und Verzweiflung bei einem Teil der Crew. Aber schnell hat der Skipper die Lage wieder unter Kontrolle. Vom Taucher erfragen wir die möglichen Werften, die unser Schiff aus dem Wasser holen und das Unterschiff reinigen könnten. Er rollt die Augen und meint, dass die wohl alle ausgebucht sind. Er gibt uns trotzdem zwei Adressen, bei denen ich mich unverzüglich melde. Wir haben Glück im Unglück! Eine der Werften hat für den folgenden Tag Kapazität frei.
Der Haken daran: die Zufahrt zum Spot On Boat Yard (Werft) ist sehr seicht und für uns nur bei Hochwasser befahrbar. Bei Niedrigwasser fällt die ganze Strecke sogar trocken (alle grünen Felder fallen bei Ebbe trocken).Lupina wird ausgewassert – so schlecht sieht das Unterwasserschiff ja gar nicht aus!Ein Biosecurity Manager des Departments of Agriculture und Fisheries (Landwirtschaft und Fischerei) wurde am Tag vorher bereits informiert und begutachtet nun vor der Hochdruckreinigung die Tierchen Vielfalt, die da am Bauch unserer Lupina herumtollt. Eine eigentlich sehr interessante und eindrückliche Sache. Der Beamte ist äussert zuvorkommend und nett und erklärt uns viel. Er erwähnt auch, dass er nichts Kritisches finden kann. Aber wie heisst es doch so schön: Vorbeugen ist besser als Heilen!Die Reinigung des Schiffes mit Hochdruckabdampfanlage verfolgen wir dann nicht mehr. Stattdessen verbringen wir den Rest des Tages damit, der sengenden Sonne möglichst aus dem Weg zu gehen, herrschen doch tagsüber in diesen Breitengraden bereits über 30 Grad im Schatten. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und besuchen am «East Point» von Darwin das sehr interessante und gut bestückte Militärmuseum, das wir erst am Nachmittag wieder verlassen.Die Werft hat einen guten Job gemacht. Ausser Farbe befindet sich nichts mehr an unserem Unterwasserschiff.
Das Einwassern am Abend kurz vor Flut verläuft problemlos und kurz nach 8 Uhr machen wir unsere «dreckige» Lupina (so haben die Leute der Marina unser Boot Scherzes halber tatsächlich genannt!), die jetzt wieder sauber ist, an einem Steg in der Cullen Bay Marina fest. Geschafft! Was für eine Last fällt uns vom Herzen, nun können wir die 2 nächsten Wochen den schon lange reservierten und bezahlten Camper doch wie geplant in Empfang nehmen und damit das Outback erkunden. Mehr dazu im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!