Wir sind gespaltener Meinung über das Wetter hier an der Ostküste von Australien. Einerseits freuen wir uns über das schöne, sonnige Wetter mit angenehmen Temperaturen, andererseits warten wir sehnlichst auf anderen Wind. Wir wollen wieder nordwärts mit unserem Schiff. Dazu wäre Wind aus südlicher Richtung ideal. Dieser bringt dann kalte Polarluft begleitet mit dicker Wolkenschicht und nasskaltem Wetter. Meist weht aber ein angenehm warmer Nordwind, der uns das schöne Wetter beschert.
Wir sind noch in Pittwater (40km nördlich von Sydney) und warten auf den nächsten Schub Wind aus Süden, der uns nordwärts bringt. Unser nächstes Ziel ist der Lake Macquarie und später die Nelson Bay.Mit Schwimmen und Baden ist leider nichts. Das Wasser wäre mit 24 Grad zwar warm genug, aber Quallen und aggressive Bullenhaie halten uns davon ab. Also nutzen wir die Zeit für weitere Unterhaltsarbeiten (ja, stimmt, die gehen nie aus!) am Schiff. Ein Vogel hat unsere Windfahne (das Teil, das ich in der Hand halte), die ganz oben im Mast montiert ist, beschädigt. Er war wohl zu schwer für das dünne Gerät. Dieses will ich heute durch ein Neues ersetzen.Arbeit im Mast Spitz. Die spezielle Wolkenformation ist nur Pia von unten aufgefallen.Immer wieder schön: Besuch bei Freunden. Hier sind es Elaine und Karl vom Segelschiff Salsa, ebenfalls eine Hallberg-Rassy, die uns zum Sundowner auf ihr Schiff eingeladen haben. Karl hat viele Jahre hier in Pittwater in der Marine-Branche gearbeitet und kennt sich prima aus in der Gegend. Er gibt uns viele Tipps.Der Zufall will es: am nächsten Tag ist die Gasflasche leer. Prima! Pia freut es: Endlich ist das verrostete Ding leer und wir können die Flasche entsorgen. Stahl und Salzwasser vertragen sich nicht gut. Wir haben sie schon mehrmals abgeschliffen, mit Rostumwandler bearbeitet und neu gestrichen. Offensichtlich mit wenig Erfolg.Von einem anderen australischen Schiff konnten wir 2 gebrauchte Composite (Fiberglas) Gasflaschen abkaufen. Pia säubert hier den Kasten für die Gasflasche vom Rost der alten Flasche, bevor die blaue, neue Flasche darin verstaut wird.Nach ein paar Tagen ist er endlich da, der Südwind. Der Himmel ist trüb, aber das Meer ist noch relativ flach. Obwohl ein intensiver Nieselregen uns verfolgt, nutzen wir die Gelegenheit, um endlich etwas nordwärts zu kommen. Wir lassen Pittwater im Kielwasser zurück. Unser Ziel: der rund 48 Seemeilen entfernte Lake Macquarie.Die Einfahrt vom Meer in einen Flusslauf oder einen See ist knifflig. Meist ist die freie Einfahrt in den Fluss durch eine flache Sandbank (eine sogenannte Barre), an der sich durch die Strömung eine gefährliche Welle aufbauen kann, eingeschränkt. Das heisst, man muss auf die Gezeiten achten, die Strömungen und den Wasserstand. Die Einfahrt in den Lake Macquarie ist besonders tückisch, weil nach der Barre noch eine knifflige Brücken Durchfahrt wartet. Es hat an der engsten Stelle heftige Turbulenzen und wir müssen aufpassen, dass der Mast keine der hochgeklappten Brückenteile berührt. 2 Stunden nach Ebbe fliesst das Wasser immer noch aus dem See, aber nun verlangsamt. Die Durchfahrt gelingt ohne Probleme.
Nach der Brücke wartet eine fast 1 Seemeile lange Schwemmlandschaft, die immer wieder ausgebaggert werden muss, damit die Strecke bis zum tieferen Wasser im See schiffbar bleibt. Der fahrbare Kanal ist gut markiert. Trotzdem berühren wir an 2 Stellen den Grund. Nicht so tragisch: der Grund ist weich (Schlamm/Sand) und wir wissen, dass der Pegelstand bald am Steigen ist. Darauf müssen wir aber nicht warten. Unser Propeller hat genügend Schub, um den Kiel wieder in tieferes Wasser zu schieben.
Der Grund für unseren Besuch im Lake Macquarie ist ein hier wohnender ehemaliger Arbeitskollege von Köbi. Steve Douglas (hier mit seiner Frau Debbie) hat über 30 Jahre für dieselbe Firma gearbeitet und die Filiale in Australien geleitet. Bei einem ausserordentlich fein zubereiteten Nachtessen im exquisiten Restaurant der Trinity Point Marina plaudern wir über die guten alten Zeiten.Zwei ehemalige Arbeitskollegen: Steve Douglas und KöbiNach dem Treffen mit Steve und seiner Frau verlegen wir in den nördlichen Bereich des Lake Macquarie, nach Belmont. Im lokalen Segelclub besuchen wir das Clubrestaurant und sind überrascht über seine Grösse und die kantinenartige Infrastruktur.Schnell wird uns klar, warum das Gebäude des Restaurants so riesig ist: nebst Restaurant und Bar beherbergt das Clubhaus ein riesiges Casino. Wir kommen uns fast vor, wie in Las Vegas.Ein paar Tage später bläst der Wind wieder von Süden. Idealer Zeitpunkt, um den Lake Macquarie in Richtung Norden zu verlassen. Diesmal nähern wir uns der Brücke bei Hochwasser. Die Strömung (rund 3 Knoten einlaufend) ist gut am grünen Poller zu erkennen.Nun heisst es: gut zielen, Augen zu – und durch! 😉Der Wind ist schwächer als angesagt. Über einen weiten Teil der rund 40 Seemeilen bis zur Nelson Bay müssen wir die Segel mit dem Motor unterstützen. In einer kleinen, gut geschützten Bucht (Fingal Bay) direkt südlich der Einfahrt zur Nelson Bay werfen wir den Anker und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang.Trotz Pia’s Handicap (Mittelfussknochen gebrochen und Fuss im Stützschuh, Details siehe letzter Bericht), unternehmen wir in der wunderschönen Fingal Bay einen Landgang.Unser Ziel: das Point Stephens Lighthouse. Als wir den Weg sehen, obsiegt die Vernunft: Pia bleibt im Schatten eines Baumes zurück und schont ihren havarierten Fuss.Unterwegs immer wieder riesige Spinnennetze über den Weg. Den 8-beinigen Bewohnern, rund 4 Zentimeter gross, versuche ich so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.Das Point Stephens Lighthouse, 1862 erbaut, diente als einer von vielen grösseren Leuchttürmen entlang der Ostküste Australiens für die Sicherheit der Schifffahrt. Nach mehreren tödlichen Unfällen mit Handelsschiffen, die entlang der Küste auf Grund liefen, begann die Regierung ab 1853 mit dem Bau von Leuchttürmen. Das Licht wurde ursprünglich mit Kerosenlampen erzeugt, ab 1922 mit drehenden Azethylenlampen. Ab 1960 erfolgte die Elektrifizierung vom Festland aus. Heute erfolgt die Stromversorgung mit vor Ort erzeugter Solarenergie.Der schöne Sandstrand und die herrliche Bucht wären doch wunderschöne Sujets für unsere DJI Mavic Air2 Drohne. Ich mache sie auf dem Schiff bereit, werde aufgefordert einen neuen APP für die Steuerung herunter zu laden. Mache ich. Als nächstes kommt die Aufforderung, die Flugsoftware zu aktualisieren. Mache ich. Dann muss ich die Software der Steuerkonsole (Bild) erneuern. Mache ich. Es erfolgt ein langer Piepston – und seitdem macht die DJI Konsole keinen Wank mehr und ist tot. Es hilft alles nichts. Trotz verschiedenen Versuchen, den Batterien neuen Hauch einzuflössen oder die Elektronik zu deblockieren weigert sich das Gerät standhaft, zu arbeiten. Werde wohl versuchen müssen, das Gerät hier in Australien irgendwo repariert zu kriegen. Falls jemand von euch einen anderen Rat hat – sehr gerne!Nach dem Ausfall der Drohne: Pia such andere Möglichkeiten zu filmen 🙂Wir sind bei Port Stephens in der Nelson Bay vor Anker und statten der «Anchorage Marina» einen Besuch ab. Wir sind offenbar nicht die Einzigen. Frau Hase und Herr Hund begegnen uns in allen Varianten.Der Anchorage Marina angeschlossen: ein luxuriöses Event Hotel mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten.Heute ist ein spezieller Tag und wir lassen uns in «The Galley Kitchen» mit einem aussergewöhnlichen Essen verwöhnen: Schlamm-Krabbe mit Schlangenbohnen und Krautsalat, dazu schwarzes Schwammbrot.Die extrem köstlich zubereitete KrabbeDer Grund für den speziellen Tag: Pia’s Geburtstag – wir geniessen ihn beide!
Nun warten wir wieder auf das nächste Windfenster. Gemäss aktuellen Prognosen bleibt der Wind für die nächsten 8 Tage von Norden. Erst zum kommenden Wochenende kommt Bewegung in der Windrichtung auf. Ob wir so lange Geduld haben und ob sich die Vorhersage so bewahrheitet??
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Wir sind zurück im Fjordgebiet von Pittwater und liegen an einer der 3 öffentlichen Bojen in der Bucht «The Basin». Da es in dieser Gegend viele Unterwasserkabel gibt oder das Gebiet unter Naturschutz steht, ist das Ankern sehr genau geregelt. Auch in dieser Bay darf man nicht frei ankern. Dafür gibt es viele vom Staat verlegte Bojen, die regelmässig gewartet werden und in sehr gutem Zustand sind. Es gibt 3 Kategorien von Bojen, abgestimmt auf Schiffsgrössen. Wir dürfen die rosafarbenen Bojen belegen, die ideal für unser Schiff passen. Die Gelben sind für grössere Schiffe ausgelegt, aber auch diese können wir belegen, wenn keine Andere frei ist.Am Ende der Bucht «The Basin» gibt es einen kleinen Campingplatz. Hier landen wir mit unserem Dinghy und unternehmen endlich wieder einmal eine ausgedehnte Wanderung in freier Natur. Diese führt uns steil den felsigen Fjordhang hinauf auf ein Hochplateau.Auf dieser Hochebene zwischen 2 Fjordarmen finden sich sehr gut erhaltene Eingravierungen der Ureinwohner (Aborigines) Australiens.Bei unserem Streifzug über die Hochebene aus Sand-Fels sehen wir nun auch, woher die schön gemusterten Felsblöcke kommen, die wir überall bei altem Mauerwerk antreffen.Auf dem Rückweg zum Dinghy unsere erste Begegnung mit einem Wallaby, einer etwas kleineren Unterart aus der Känguru Familie.
Der Hauptgrund für unsere Rückkehr nach Pittwater ist das Upgrade unseres Navigations-Systems, das wir hier bei Andersen Marine, einer auf Schiffelektronik spezialisierten Firma in Auftrag gegeben haben, bevor wir in die Schweiz gereist sind. Der Arbeitsbeginn ist auf Montag, 13.1.2025, angesetzt. Als wir uns am Freitag bei der Marina nach unserem Liegeplatz erkunden, erfahren wir, dass unsere Reservation gelöscht wurde. In der gleichen Woche, in der wir die Arbeiten machen wollen, findet die Australische Meisterschaft einer bestimmten Segelschiff Kategorie (VX One) statt, und die gastgebende Royal Prince Alfred Yacht Marina hat uns einfach rausgekippt. Nicht die feine Art, finden wir. Nach einigen Diskussionen hin und her erhalten wir zumindest eine Boje, so dass die Arbeiten doch einigermassen problemlos in Angriff genommen werden können.
Wie frühzeitig im November 2024 vereinbart erscheint die Firma Andersen Marine pünktlich am Montagmorgen auf unserem Schiff und beginnt gleich mit den Arbeiten. Chris, der Sohn des Firmengründers Marty Andersen, macht zu Beginn eine Auslegeordnung und erklärt mir den geplanten Ablauf des Umbaus unseres Navigationssystems.
Wir waren sehr zufrieden mit unserem alten Navigationssystem der Marke Raymarine. Da sich im vergangenen Jahr zuerst der Bildschirm im Cockpit bereits zum 3. Mal verabschiedet hatte (immer fiel die Hintergrundbeleuchtung aus) und nun auch Bildzellen beim Hauptbildschirm am Navigationstisch auszufallen begannen, haben wir entschieden, das System zu erneuern. Die italienische Marke B&G hatte aber für ein neues Modell einen sehr guten Einführungsrabatt angeboten, dem wir nicht widerstehen konnten. Ja, ich weiss: Italien und elektronische Hightech-Produkte passen nicht so recht zusammen – aber ich habe nur viele gute Kommentare von Usern gelesen. Unsere Wahl bedingt aber auch, dass andere Nebengeräte, die noch funktionieren würden, auch ersetzt werden müssen. Das Aufwändigste dabei ist der Radar. Hier sind wir aber nicht unglücklich, denn auch diese Komponente hat schon fast 20 Jahre auf dem Buckel und ist natürlich auf einem veralteten technischen Stand.
In einem ersten Schritt wird geprüft, wo die neuen Komponenten ihren besten Platz haben könnten.In einem zweiten Arbeitsschritt werden alle nicht mehr gebrauchten alten Kabelverbindungen gelöst. Im Bild die Arbeitsstelle im Cockpit.Dort wo möglich werden die neuen Kabel direkt mit dem alten Kabel eingezogen. An einigen Stellen, wie hier unter dem Dachhimmel, ist der Kabelstrang aber mit Kabelbindern zusammengezurrt. In diesen Fällen muss der direkte Zugang zum Kabel gesucht werden, was nicht immer ganz einfach ist bei den engen Verhältnissen.Quentin, ein Mitarbeiter von Andersen Marine, beginnt mit dem Einbau des neuen Verteilsystems (für Kenner: SeaTalk und NMEA2000 Backbone)Unterdessen kümmert sich Logan, ein weiterer Mitarbeiter von Andersen Marine, um den Einbau des neuen Radargerätes im Mast. Vom Mast muss das Kabel in einem Stück durch den Mast hinunter auf Deck, von da durch einen engen, wasserdichten Schwanenhals ins Bootsinnere in sehr engen Kanälen zum NMEA2000 Backbone gebracht werden. Dieses schwierige Unterfangen verläuft ohne nennenswerte Probleme.Der NMEA2000 Backbone (Verteilstück – die Schaltzentrale für die Signale der verschiedenen Sensoren) ist montiert.Neuer Sicherungskasten (roter Kreis oben), neuer SeaTalk Converter (unterer rote Kreis) sind über die bestehenden Anschlussdosen (gelber Kreis) sauber verkabelt. Das bestehende AIS der Marke Raymarine (schwarzes Gerät) kann belassen werden. Das AIS (Automatic Identification System) sendet permanent ein Signal aus, das von anderen Schiffen erkannt werden kann. Umgekehrt empfängt das Gerät die Signale anderer Schiffe und macht sie für uns erkenntlich.
Die ganze Installation des neuen Systems dauert rund 3 Tage. Die Mitarbeiter der Firma Andersen Marine arbeiten sehr kompetent und sauber. Ich bin bei allen Arbeiten dabei und unterstütze, wo ich kann. Natürlich will ich auch lernen und das ganze System verstehen. Ich hoffe aber, dass ich all die Kabel und Verbindungen nie anrühren muss und mich auf den blossen Gebrauch der Geräte beschränken kann.
Wenn ich die Spezialisten schon mal auf dem Schiff habe, lass ich gleich alles, was mit Strom zu tun hat und im Argen liegt, beheben: seit dem Upgrade der Servicebatterie auf Lithium funktioniert das Bugstrahlruder nicht mehr. Es zieht beim Start zu viel Strom, was das Batterie Management System zum Not-Stopp treibt. Nicht gut! Die Lösung: Versorgung des Bugstrahlruders über die Starterbatterie, eine altehrwürdige Blei-Säure Batterie, die genau für hohe Stromspitzen ausgelegt ist. Aktuell sind die Kabel des Bugstrahlruders via Sicherungen (grüne Markierung, die Sicherungen befinden sich auf der hinteren Seite) mit der von der Servicebatterie versorgten Stromschiene im Kabelschrank verbunden. Chris von Andersen Marine findet eine einfache Lösung: Auftrennen der Stromschiene (gelbe Markierung) und Anschluss dieses Teilstückes direkt am Hauptschalter zur Batterie. Funktioniert!Eine weitere Nachbesserung des Lithium-Upgrades. Der Regler für die Solarmodule schaltet zu früh von «Laden» auf «Halten der Ladung», weil er infolge des Spannungsverlustes in den Kabeln eine zu hohe Spannung misst. Einfache Lösung: ein kleines Spannungsmessgerät direkt an der Batterie angeschlossen sendet via Bluetooth die effektive Batteriespannung an den Regler.Und wenn wir schon mal bei neuen Geräten sind: auch Pia bekommt endlich ihr Problem gelöst: der Wasserhahn in der Kombüse (Küche) konnten wir auch mit neuen Dichtungssätzen nicht mehr dicht kriegen. Hier in Pittwater können wir ihn ersetzen lassen (mir haben die Spezialwerkzeuge dazu gefehlt).Die Arbeiten sind noch nicht ganz erledigt, zieht eine Schlechtwetterfront über uns hinweg. Zuerst starker Regen, dann 2 Tage lang heftiger Wind (im Durschnitt 25-30 Knoten, in Böen 45-50kn). Wir haben keine Lust, uns bei diesem Wetter zu verschieben und bleiben bis nach dem Wochenende an der sicheren, gut gewarteten Boje der Marina. Trotz dieses Lumpenwetters kommen die Leute von Andersen Marine am Freitag noch einmal auf das Schiff um eine defekte Positionslampe zu ersetzen. Respekt!!Am Samstag und Sonntag dann, der Wind hat inzwischen etwas nachgelassen, bläst aber immer noch ordentlich, doch noch ein paar Rennen für die Australische Meisterschaft der X One Segler.Am Sonntag ist auch die Sonne zurück. Gemeinsam mit Mel und Brian vom Segelschiff «Go», die wir in Bonaire zum ersten Mal getroffen haben, machen wir einen Ausflug zum «Barrenjoey Head» Leuchtturm, der am nördlichen Ende der Palm Beach Halbinsel die Einfahrt in die Broken Bay von Pittwater signalisiert.Der Leuchtturm auf «Barrenjoey Head» wurde 1881 aus lokalem Sandstein gebaut. Bei einer sehr empfehlenswerten Führung erfahren wir viel über die Pflichten der damaligen Leuchtturmwächter, so zum Beispiel, dass er für seine einsame Arbeit im Turm kein Sofa oder Bett aufstellen durfte, sondern nur einen Stuhl.Aussicht vom Turm südwärts über die Halbinsel von Palm Beach. Links das Tasmanische Meer (Pazifik), rechts die Gewässer von Pittwater.Am Montag ist das schöne, warme Wetter zurück und wir verlegen an einen Ankerplatz etwa in der Mitte der Halbinsel von Palm Beach. Hier im ruhigen Wasser steige ich in den Mast hoch, um den von einem Vogel geklauten Windanzeiger zu ersetzen. Der Blick aus luftiger Höhe (rund 20 Meter) auf das Schiff ist immer fantastisch.Ich nutze die Gelegenheit für einen ausführlichen Rigg-Check. Auch diesmal ist alles gut. Stellen, wo ich etwas skeptisch bin, halte ich mit der Kamera fest, so dass ich das nächste Mal einen Vergleich habe.Aussicht von der Mastspitze über das Bojen Feld vor Clareville Beach (Halbinsel Palm Beach)Es wird weiter gearbeitet auf der Lupina. In diesem Fall wurde das Expansionsgefäss der Wasserversorgung ausgebaut. Damit Wasser mit einem gleichmässigen Druck aus den Wasserhähnen an Bord strömen kann, wird das Wasser zuerst mit einer Pumpe vom tieferliegenden Wassertank in dieses Expansionsgefäss gepumpt. Das Wasser wird dazu in einen Gummibalg gedrückt, der sich im blauen Tank befindet. Der Gummibalg sorgt dafür, dass das Wasser nicht mit dem Eisen des Tanks in Kontakt kommt. Uns ist aufgefallen, dass unser Wasserfilter nach dem Expansionsgefäss seit einiger Zeit eine rostartige Verfärbung aufweist. Nun wissen wir warum: der Gummibalg ist geborsten. Warum? Keine Ahnung. Zum Glück haben wir ein Reserve-Expansionsgefäss an Bord.Irgendeinmal sind dann auch die letzten Arbeiten erledigt, und wir können wieder auf Erkundung gehen. Schon schön, wie die Leute hier um die riesige Bucht von Pittwater leben: lichtdurchflutete Villen am Hang in unverbaubarer Lage mit Seesicht, am Ufer ein Bootshaus mit Anlegersteg, hinter dem Haus meist ein grosszügiger Parkplatz mit protzigen SUVs oder aufgemotzten Sportwagen.Beim Einkaufen gesehen und für uns Fricktaler, die mit Kirschen gross geworden sind, ein etwas seltsamer und doch vertrauter Anblick: Kirschen in Australien! (19.99 Australische Dollar entsprechen etwa 11.25 Schweizer Franken)Womit beschäftigen sich da die 2 Frauen??Die Auflösung des Rätsels: wir waren am Vorabend bei Freunden, Elaine und Karl, auf dem Segelschiff Salsa eingeladen. Dieses nette australisch-neuseeländische Paar haben wir in Fiji kennen gelernt und Karl konnte uns viele Tipps für Australien mitgeben. Als wir bei aufkommendem Regen und Wind etwas hastig zur Heimfahrt aufgebrochen sind, hat Pia in der Hektik einen Fehltritt gemacht und sich bei der harten Landung einen Mittelfussknochen gebrochen. Für die nächsten 4-6 Wochen heisst das: Stützschuh tragen, wenig Belastung, keine Wanderungen! ☹Dieses kleine Missgeschick hindert uns aber nicht daran, mit der Lupina ein paar schöne Buchten und Fjordarme anzufahren, und dort das süsse Nichtstun zu geniessen. Im Bild liegen wir in der Akuna Bay vor Anker.In den Fjorden sind wir sehr gut geschützt. Das Wasser ist meist spiegelglatt. Der Nachteil: ohne Wind können wir nicht segeln, um uns zu verschieben brauchen wir den Motor.
Wir werden noch ein paar Tage in dieser schönen Gegend verweilen, beobachten aber jetzt schon das Wetter. Mit dem nächsten geeigneten Windfenster wollen wir unseren Weg nach Norden beginnen und planen einen Hüpfer in die Gegend des Lake Macquarie. Ob wir da bei der Brücke vorbeikommen, und ob die Einfahrt tief genug ist – mehr dazu im nächsten Bericht.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Prosit auf den heutigen «Australian Day» (26.1.2025)
Nach 11 Monaten bei Temperaturen meist über 20°C geniessen wir wieder einmal die herrliche Winterzeit in der Schweiz, hier in ArosaDie richtige Kleidung und Pia lacht auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt
Die Zeit unseres Heimurlaubes verläuft immer wie im Flug. Unsere Agenden sind schnell gefüllt mit Besuchsterminen bei Freunden, Vereinen und Behörden. Auch fällt immer viel Büroarbeit an, wenn wir jeweils nach einem Jahr Abwesenheit unsere persönlichen Sachen regeln müssen. Die Post wird uns zwar immer von unserer Familie elektronisch weitergeleitet (vielen Dank Jan und «Poschtfraueli» Regina!), trotzdem lassen sich einige Sachen nur vor Ort in der Schweiz regeln. Am meisten Zeit widmen wir aber definitiv unseren Familien, und da vor allem unseren drei Grosskindern.
Wir geniessen die gemeinsame Zeit mit unseren Grosskindern sehr!Der Opi macht das Pferd 😉Auch ungewöhnliche Dinge, wie zum Beispiel ein Vortrag über unser Seglerleben vor prall gefülltem Zuhörersaal im Dorf Wölflinswil, beschäftigen uns.Die Zeit vergeht wie im Flug – für uns fast wortwörtlich. Schon am 29. Dezember 2024 sind wir bereits wieder im Landeanflug über Sydney.
Christian, ein guter Bekannter, den wir in Bonaire (also noch in der Karibik) zum ersten Mal getroffen haben und der sich nun ebenfalls in Pittwater, wo unsere Lupina an der Boje liegt, aufhält, holt uns mit dem Auto vom Flughafen ab. Es ist zwar Sonntag, aber unterwegs machen wir in Mona Vale, einer Kleinstadt in der Nähe des Hafens, Halt. Wir müssen uns mit Proviant für die nächsten Tage versorgen. Dann geht’s auf zur Lupina. Wir sind total happy! Wir finden unser Schiff genau so vor, wie wir es verlassen haben. Ich muss den Anlasser etwas länger drehen lassen, aber auch der Motor springt nach der langen Stillstandzeit willig an. Nun noch schnell die Koffer auspacken, und wir sind für den nächsten Tag reisefertig. Aber halt! Was riecht da so würzig? Beim Öffnen des Koffers, den wir in Zürich aufgegeben hatten und der nach Sydney durchgecheckt war, kommt uns eine intensive Duftwolke entgegen. Wir finden einen Zettel von der Flughafenpolizei von Zürich Airport. Darauf wird uns mittgeteilt, dass unser Koffer (obwohl mit Schloss versehen!) von ihnen aus Sicherheitsgründen geöffnet wurde, die Durchsuchung aber nichts Gefährliches oder Unerlaubtes gezeigt habe und deshalb nichts entfernt werden musste. Leider aber haben sie es unterlassen eine Gewürzdose, die sie ausgepackt und geöffnet hatten, wieder richtig zu verschliessen. Jetzt war der Deckel der Dose weg und das Gewürz im ganzen Koffer verteilt. Nach kurzem, intensiven Fluch-Gebet ist dann auch diese Sache schnell vergessen und wir können unsere erste Nacht auf der Lupina geniessen.
Schon am nächsten Tag, bei schönstem Segelwetter, sind wir unterwegs nach Sydney. Wir können es locker nehmen …… denn für einmal haben wir kräftige Unterstützung: unser gute Bekannte Christian übernimmt das Steuer und segelt unsere Lupina gekonnt und sicher südwärts. Michael, ein Freund von Christian, der in der Pittwater Bucht wohnt, geniesst seinen ersten Segeltörn auf dem Pazifik.Am frühen Nachmittag des 30.12.2024 erscheint die Sydney Harbour Bridge am Horizont.Unser Hauptinteresse gilt dem weltberühmten Feuerwerk, das Sydney immer als erste Grossstadt der Welt zum Jahreswechsel veranstaltet. Deshalb wählen wir einen Ankerplatz, der uns quasi in die erste Reihe des Spektakels versetzt: die Farm Cove, direkt neben der Sydney Opera und vor der Harbour Bridge. Wir haben Glück: noch ist der Ankerplatz nicht überfüllt und wir ankern ganz vorne an der Ankerzone.Sydney Harbour Bridge und Opera House bei Nacht, von unserem Ankerplatz aus gesehen.Einheimische hatten uns vorher abgeraten, so nahe beim Geschehen zu Ankern, weil viele «Verrückte» in letzter Minute ihr Schiff in die leeren Lücken zwängen wollen. Wir haben deshalb gleich nach Ankunft unser Boot auf alle Seiten gut abgefendert. Auch haben wir keine Berührungsangst: die Lupina ist ein robustes Schiff. So kann ich am Silvester noch ein gemütliches Bad im warmen Wasser vor dem Opera House geniessen. (Wichtige Info: ich habe mich nur getraut, weil Einheimische vom Nachbarboot mir bestätigt haben, dass tagsüber das Baden gefahrlos sei. Vor allem bei Dämmerung oder nachts sei es aber nicht ratsam wegen der gefährlichen Bullenhaie, die auf Nahrungssuche weit in die Bucht hinein schwimmen).Gegen Abend füllt sich die Bucht. Aber alle halten einen respektvollen Abstand zu uns bis auf diesen Katamaran. Er ankert direkt vor uns. Der Wind ist zum Glück nicht stark und bläst stabil aus der gleichen Richtung, sein Anker wird also wohl halten. Wir geben aber trotzdem noch 5 Meter Kette, um genügend Abstand zu haben. Der Kapitän des Katamarans merkt nichts davon: er ist mit Öffnen von Sektflaschen beschäftigt.Um 21 Uhr Lokalzeit dann eine erste Serie von Feuerwerk. Von insgesamt 8 Flossen, die über die ganze Bucht von Sydney verteilt sind, wird elektronisch gesteuert synchron ein unglaublich vielfältiges Spektakel an den Himmel gezaubert. Bis heute haben wir nicht herausgefunden, warum es dieses vorgezogene Feuerwerk gibt. Einheimische, die wir gefragt haben, meinten, es sei für die Kinder.Nach diesem ersten Feuerwerk, das etwas mehr als 12 Minuten gedauert hat (wie erwähnt an 8 Orten gleichzeitig – das ist, wie wenn das Feuerwerk vom Zürcher Seenachtsfest an 8 Orten gleichzeitig abgefeuert wird!), zirkulieren antike Schiffe und Schiffe, die in der Hafengeschichte von Sydney eine Rolle spielen, auf einer vorgegebenen Route durch die Bucht. Alle mit einer elektronisch gesteuerten Beleuchtung, die dafür sorgt, dass alle Schiffe gleichzeitig die identischen Farben aufweisen. Von der nahen Bühne vor dem Opera House unterhält mittlerweile Robbie Williams das Publikum, das schon seit dem frühen Nachmittag geduldig gewartet hat (übrigens: es herrscht an allen öffentlichen Plätzen striktes Alkoholverbot!)Um genau 00:00 Uhr ist es soweit: das neue Jahr ist da! Start einer unheimlich schönen, märchenhaften, magischen und fabelhaften Lichtershow am dunklen Nachthimmel, mit Worten kaum zu beschreiben.Fast 15 Minuten lang bestaunen unsere Augen das bunte Geschehen. Die lauten Böllerschüsse vom Abfeuern und Explodieren der Raketen lassen unsere Brust und den ganzen Körper vibrieren.Zum Schluss des Feuerwerkes der Höhepunkt: der fast 500 Meter lange «Feuer»fall über die ganze Länge der Brücke.
Irgendeinmal auf unserer Reise wurde das Neujahrsfeuerwerk von Sydney zu meinem Reiseziel. Pia war anfänglich nicht so begeistert, hauptsächlich wegen der gefährlichen Tiere in den Gewässern von Australien, die das freie, unbeschwerte Bad vom Schiff aus stark einschränken. Nun, nachdem wir es erlebt haben, dürfen wir beide bestätigen: es hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur das Feuerwerk selber, sondern das ganze Erlebnis. Es war perfekt, dass wir schon einen Tag früher angekommen sind und so das Treiben um den ganzen Anlass miterleben durften. Uns bleiben unheimlich schöne Erinnerungen.
Am 1. Januar 2025 schlafen wir erstmals an unserem Ankerplatz aus. Schon in der Nacht sind die meisten Schiffe weggefahren. Gegen Mittag heben auch wir den Anker und lassen das Opera House und die City hinter uns. Unser Ziel: Durchfahrt unter der Harbour Bridge, Sightseeing des inneren Teiles der Bucht und dann einen sicheren Ankerplatz für die nächsten Tage.Beweisbild unserer Querung der Harbour Bridge durch eine lokale Webcam.Wer kennt diese Flagge? Seit einigen Jahren weht sie gleichwertig neben der Australien Flagge auf der Brücke: die Flagge der Aborigines, der Urbevölkerung von Australien.Einfahrt in die Pyrmont Bay und Darling Harbour. Von hier aus starten die meisten Fähren und Touristenschiffe.Die HMS Endeavour, der massstabgetreue Nachbau des Schiffes, mit dem James Cook auf seiner ersten Südseereise im Jahr 1770 Australien (damals noch von seinen Entdeckern New-Holland bezeichnet) ansteuerte und am 28. April als erster Europäer betrat. Das Schiff liegt vor dem Maritimen Museum, das wir natürlich bei einem späteren Landgang auch besuchten.
Wir ankern etwas westlich des Stadtzentrums in der Balmain Bay vor der Iron Cove Bridge. Zu unserem Erstaunen sind die freien Ankerplätze im Sydney Harbour stark eingeschränkt. Es hat zwar viele gut geschützten Buchten, diese sind aber meistens mit privat genutzten Bojen Feldern belegt. Hat man einen brauchbaren Ankerplatz gefunden, fehlt meist ein guter Anlegeplatz für das Dinghi. Wir haben Glück: unser Ankerplatz vor den Bojen erlaubt viel Platz, und fürs Dinghi finden wir in naher Distanz einen perfekten kleinen Pier. Für die nächsten Tage können wir von hier aus unsere Tagesausflüge in die Stadt planen.
An Land begrüssen uns schmucke Vorstadthäuschen mit manchen lustigen VerzierungenTypische Arbeiterhäuschen aus dem 19. Jahrhundert. Charakteristisches Merkmal sind die gusseisernen Geländer der Balkone und des Abschlusses an der Decke.Einfachere Häuser wurden damals aus Backsteinen gebaut – so wie es die Einwanderer halt von zu Hause kannten.Besuch des Fischmarktes. Alles direkt frisch von den Fischfängern in den Laden. Im Bild: Tasmanischer Lachs. Ein kleiner Teil des Angebotes wird direkt vor Ort in unzähligen Restaurants und Imbissbuden zum Verzehr zubereitet. Der grösste Teil des Fanges wird über eine von den Holländern übernommene elektronische Auktion versteigert.Einen Fischmarkt gibt es in Sydney seit 1872. Um 1966 wurde er an den heutigen Platz verschoben. Er platzt mittlerweile aus allen Nähten. Deshalb wurde direkt nebenan im Jahr 2020 ein Neubau gestartet. Technische Leckerbissen unter anderen: das Gebäude steht auf ins Meer gerammten Pfählen, und sein Dach ist eine Holzverbund-Konstruktion von der Fläche grösser als ein Fussballfeld.Natürlich machen wir ab und zu eine Pause.Blick durch die Strassenschlucht zum 309 Meter hohen Sydney Tower.
Bei unseren Stadtrundgängen sind wir positiv überrascht. Wir erleben Sydney als eine hübsche, moderne Metropole mit einem gelungenen Mix aus alten, schön restaurierten historischen Gebäuden und modernen, zum Teil extravaganten Hochhäusern. Das öffentliche Verkehrssystem begeistert: «hop on – hop off» heisst das System, bei dem man sich mit der Kreditkarte beim Einsteigen registriert und beim Aussteigen wieder abmeldet. Abgebucht wird die gefahrene Strecke. Kein mühsames Suchen des richtigen Tickets. Die Tarife sind sehr günstig. Wir haben pro Fahrt nie mehr als umgerechnet 1 Schweizer Franken bezahlt.
Die riesige St. Mary’s KathedraleSt. Mary’s KathedraleAuch beeindruckend: wir treffen auf unzählige Projekte, welche zum Ziel haben, die CO2 Bilanz zu verbessern und die Biodiversität zu erhalten. Eines dieser Projekte sind «grüne Hauswände», Hauswände, die von unten bis oben mit geeigneten Pflanzen bedeckt sind.Die Sydney Town Hall. Das im Jahr 1869 aus dem lokalen, gelben Hawkesbury-Sandstein erbaute Rathaus.
Nicht nur bei diesem imposanten, ehrwürdigen Gebäude, auch bei vielen anderen Dingen fällt uns auf: die ersten Einwanderer von damals, verurteilte Verbrecher, Flüchtlinge, Staatsüberdrüssige und andere ungeliebte Zeitgenossen haben grossen Wert daraufgelegt, es ihrem Ursprungsland «zu zeigen», und haben ebenso schöne, prunkvolle, trotzdem zweckmässige und solide Gebäude errichtet. Auch heute, wir finden auf unseren Stadtbesuchen in der ganzen Stadt keine Elendsquartiere, wie man sie gut aus anderen Grossstädten kennt. Das hat weder London noch New York geschafft.
«The Rocks» ist Sydneys historisches Viertel. Es stammt aus der Zeit vor 1800. Im Vergleich zum Rest der Stadt weist es andere architektonische Merkmale auf, mit niedrigeren Gebäuden und engeren Straßen. In diesem Gebiet der Stadt trafen am 26. Januar 1788 die ersten elf Schiffe der «First Fleet» (Ersten Flotte) mit rund 1’000 Frauen und Männern, darunter gut drei Viertel Sträflinge ein.Heute legen im Quartier «The Rocks» immer noch Schiffe an. Es sind aber andere Schiffe, die das Hafengebiet jeweils kurzzeitig mit ein paar Tausend Menschen überspülen.Immer wieder ein spezieller Anblick: Sydney Opera House, das Wahrzeichen von Sydney.
Die Bauarbeiten zum Sydney Opera Hose begannen 1959. Die Skizzen dazu stammten vom bislang nur in Dänemark bekannten Architekten Jörn Utzon. Sämtliche statischen Berechnungen mussten von Hand durchgeführt werden, da es für die komplizierten Bauformen für die Lochkarten-Computer noch zu komplex war. Utzon musste mit den Bauarbeiten beginnen, bevor sämtliche Kostenanalysen und alle technischen Probleme gelöst waren. Die ursprünglich errechneten Baukosten stiegen laufend an und wurden schliesslich um das 15-fache überschritten. Der Architekt wurde fälschlicherweise für die Kostenexplosion verantwortlich gemacht und noch während der Bauphase entlassen. Er setzte nie wieder Fuss auf australischen Boden.
Stattdessen wurde eine Gruppe junger australischer Architekten mit der Fertigstellung der Innenräume beauftragt. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden, und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht. Am 20. Oktober 1973 wurde das Opernhaus offiziell von Königin Elisabeth II. dem formellen Staatsoberhaupt Australiens, seiner Bestimmung übergeben. Als ein Zeichen einer späten Wiedergutmachung wurde Jörn Utzon 1999 eingeladen, sich als Berater bei der Renovierung und Neuausstattung der Innenräume zu beteiligen.In seinem dänischen Studio gestaltete er einen Wandteppich für die Innenausstattung eines speziellen Raumes, der 2004 wiedereröffnet wurde.
Kunstwerke in der ganzen Stadt – hier vor dem Museum of Contemporary ArtKein Kunstwerk aber auch Realität: Homeless People in einer Grossstadt. Der Umgang mit dieser Menschengruppe scheint in Sydney recht entspannt, und die Leute leben nach dem Motto: leben und leben lassen.Ein weiteres Highlight unserer Stadtbesichtigung: die Harbour Bridge. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst, eine Bogenbrücke, wurde nach nur 8-jähriger Bauzeit 1932 eröffnet und ist die Hauptverbindung zwischen Sydneys Nord- und Südküste über den Hafen von Sydney. Mit ihrer Breite von 50 Metern und einer freien Spannweite von 503 Metern ist sie die „Breiteste Brücke der Welt mit langer Spannweite“ (Guinness-Buch der Rekorde, 2004). Auf ihr befinden sich acht Fahrstreifen (davon ein Busfahrstreifen), zwei Bahngleise, ein Fahrradweg und ein Fussweg.Wir geniessen die Aussicht vom südlichen Brückenpfeiler. Wir hätten auch, wie diese blauen Männchen auf der Brücke, die Brücke selber besteigen können. Aber die hohen Ticketpreise (180.- CHF und mehr pro Person) können uns nicht motivieren. Fotos machen darf man bei dieser geführten Besteigung aus Sicherheitsgründen nicht (die Kamera könnte auf den Verkehr runterfallen), ein Souvenirfoto kostet nochmals um die 45 CHF. In unseren Augen Abriss, also lassen wir es.Aussicht vom Brückenpfeiler Süd auf das Hafengebiet «The Rocks» und das Opera House mit dem Stadtzentrum im Hintergrund.Aussicht auf die Fahrbahnen der Brücke mit Stadtzentrum im Hintergrund.Wir beide sind der Meinung: Sydney hat uns überzeugt!
Während der letzten 3 Tage hat der Wind gedreht und kommt nun wieder aus Süden. Er bringt kühle (18-20°C) und feuchte Luft aus der Antarktis. Nach einer Woche wolkenlosem Himmel hat es nun auch zu regnen begonnen. Gestern Donnerstag haben wir den letzten Tag dieser Windlage genutzt und sind wieder nordwärts ins Gebiet von Pittwater gesegelt. Auch diesmal hat Christian die Gelegenheit genutzt und uns als Crew auf der Fahrt begleitet.
Am Wochenende verlegen wir in die Marina des Royal Prince Alfred Yacht Club bei Newport, um dann im Verlaufe der kommenden Woche die vor unserer Heimreise geplanten Erneuerungsarbeiten ausführen zu lassen. Genaueres dazu im nächsten Bericht
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Nach dem Einklarieren am speziell dafür reservierten Steg in der Southport Yacht Club Marina in Gold Coast verholen wir das Schiff erstmal ins Innere der Marina, wo wir für die nächsten Tage sehr ruhig und sicher liegen.
Nach gut 2 Jahren Segeln und Leben in der Südsee wirkt die Infrastruktur und das Leben hier in Gold Coast, rund 70 Kilometer südlich von Brisbane, wie auf einem anderen Planeten. Fast ein kleiner Kulturschock für uns. Plötzlich wieder viel Verkehr, Stau, Lärm, Menschen, die achtlos an einem vorbei gehen, und natürlich modernste Gebäude.Gold Coast verdient seinen Namen: kilometerlange, sehr breite Strände, flach abfallend mit goldgelbem Sand. Die Wassertemperaturen bewegen sich um die 22-24 Grad, aber die Luft ist noch empfindlich kühl (hier ist nun Frühling), wenn man dem Wind ausgesetzt ist.
Wir wollen zügig weiter in die Nähe von Sydney, um dann dort das Boot für ein paar Wochen festzumachen und über die Weihnachtstage in die Schweiz zu reisen. Aber zuerst müssen wir wieder Proviant besorgen. Beim Einreisen waren keine Frischwaren an Bord erlaubt. Auch viele andere Dinge wie etwa Reis, Fleisch, Bohnen, Haferflocken und vieles mehr musste vorher aufgebraucht sein, oder es wäre vom Mann der Biosecurity konfisziert worden. Pia hatte ein perfektes «Lebensmittel-Management» und wir kamen mit fast leerem Schiff an. Nur ein paar wenige, von Gesetz erlaubte Dinge, von denen wir uns im Notfall noch ein paar Tage hätten ernähren können, waren vorhanden. Also heisst es nun, ein paar Gänge zum Supermarkt und zurück zum Schiff. Auch wichtig: eine SIM-Karte, damit wir wieder mit dem Rest der Welt kommunizieren können.
Nachdem wir die wichtigsten Dinge erledigt haben, lösen wir die Leinen und machen uns auf den Weg Richtung Süden, zum 160 Seemeilen entfernten Coffs Harbour. Die Ausfahrt durch die lange Bucht von Gold Coast ist rege befahren und verlangt von der Steuerfrau gute Aufmerksamkeit.Gold Coast verschwindet am HorizontEs herrscht Nordwind und das Meer ist flach. Bestes Segelwetter und ideal für den «Schmetterling». Beim Schmetterling wird ein Segel nach Backbord gesetzt (hier die ausgebaumte Genua) und das andere Segel nach Steuerbord (hier das Grosssegel). Wir machen gute Fahrt.Tagsüber nimmt der Wind kontinuierlich zu. Waren es am Morgen noch gemütliche 15 Knoten, sind es am Mittag 20 Knoten und im Meer bauen sich Wellen auf. Gegen Abend sind es dann ungemütliche 30 Knoten, die uns südwärts peitschen. Auch ist empfindlich kühler geworden. Ich weiss, wir sind in der Südsee zu Warmduschern mutiert – es ist ja immer noch knapp 20 Grad – aber für uns ist das halt einfach kalt. Die Kuchenbude wird zum Schutz gegen den Wind hochgezogen.
Schon im Verlaufe des Nachmittages rollen wir das Grosssegel komplett weg und auch die Genua ist mehr als die Hälfte gerefft. Trotzdem machen wir immer noch gute Fahrt in die Nacht hinein. Kurz nach Mitternacht dann ein heftiges Gewitter, das sich schon früh mit heftigem Wetterleuchten und hellen Blitzen ins Meer hinein angekündigt hat. Alle greifbaren, mobilen elektronischen Instrumente sind sicher im Backofen verstaut, um sie bei einem allfälligen Blitzeinschlag vor Schaden zu schützen. Alles geht gut! Nach einer Stunde zieht das Unwetter ab und es baut sich ein normaler Wind auf. Leider nur kurz, bevor er sich ganz abmeldet. Die letzten 40 Seemeilen zum Ziel müssen wir leider mit Kari, unserem Dieselmotor, bewältigen. Kurz vor 9 Uhr morgens ist der Anker in Coffs Harbour eingefahren und der Motor abgestellt.
Coffs Harbour mit der Marina (rechts) und unserem Ankerplatz (links)Im Verlaufe des Tages dreht der Wind nach Süden. Er kommt also genau von dort, wo wir hin wollen. Natürlich könnten wir versuchen, gegen an aufzukreuzen. Das tun wir uns aber nicht an. Das Wetter wird in den nächsten Tagen so bleiben und wir machen es uns für ein paar Tage in Coffs gemütlich. Wir unternehmen eine kurze, sehr schöne Wanderung ans östliche Ende der «Muttonbird» Insel, die heute über einen künstlichen Damm mit dem Festland verbunden ist. Am zerzausten Haar von Pia und an den weissen Schaumkronen der Wellen sieht man deutlich, dass sich ein ordentlicher Wind aufgebaut hat – aber die Sonne scheint warm.Neuer Kontinent – neue Tiere! In der Folge ein paar Beispiele. Hier ein Australischer WeissibisMaskenkiebitzAustral Buschhuhn, etwas grösser als ein Huhn. Es durchwühlt mit seinen kräftigen Beinen Wald und Buschboden nach Nahrung (Würmer, Insekten, Samen und Körner)The Jetty, das Wahrzeichen von Coffs Harbour. Der weit ins Meer hinausragende, fast 500 Meter lange und 12.5 Meter breite Pier («Jetty» genannt) wurde ursprünglich als Verladerampe für Holz gebaut. Das Besondere daran ist, dass wegen des grossen Schwells vom Meer die Schiffe immer mit einem gewissen Abstand zum Steg festgemacht wurden. Alles, auch Personen, mussten mit einem Kran hin und her transportiert werden. Heute wird der Jetty nicht mehr für die Schifffahrt genutzt. Der Holzabbau ist versiegt und die Fischerboote können heute ihre Fracht im geschützten Marina-Bereich löschen.Wir befinden uns auf der südlich von unserem Ankerplatz gelegenen South Coffs Island. Auch das ist eigentlich keine Insel mehr, da sie mittlerweile mit einem breiten Erddamm, auf dem auch eine breite Autostrasse verläuft, mit dem Festland verbunden wird. Im Hintergrund die rollende Brandung des «Boambee» Strandes im Süden.Der östliche Schutzwall zur Einfahrt (man fährt links vorbei) nach Coffs HarbourAussicht auf die Marina (Bildmitte) und unseren Ankerplatz (links)Eigentlich wäre der Ankerplatz super. Aber bei der vorherrschenden Wetterlage (sehr heftige Winde – kurz mal ein paar Stunden von Norden, dann wieder von Süden) herrscht draussen eine fürchterliche Unruhe im Wasser. Die Wellen wissen gar nicht, wohin sie sollen. Sie scheinen sich im Hafengebiet ihre Ruhe zu suchen. Uns umgekehrt schütteln und rütteln sie dafür die nächsten Tage am Ankerplatz heftig durch. Wir fühlen uns manchmal wie auf hoher See.Wir suchen unsere Ruhe an Land, hier bei einem wunderschönen Spaziergang dem Coffs Creek (Fluss) entlang zum Botanischen Garten.Im sehr naturnahen und wirklich empfehlenswerten botanischen Garten bestaunen wir exotische Pflanzen aus vielen Teilen der Welt, hauptsächlich aber aus verschiedenen Gebieten Australiens. Hier: Goldene Engelstrompete, die Blüte ist gut 20 Zentimeter lang.Dendrobium Orchidee. Diese schöne Blume lebt ausschliesslich auf anderen Pflanzen, vorwiegend auf Bäumen.Nebst unzähligen Vogelarten sind auch viele andere exotische Tiere im botanischen Garten anzutreffen. Die aktuell 3 dort ansässigen Koalas haben wir trotz intensiver Suche mit Nackenstarre (wir haben unablässig in die Baumkronen gestarrt) nicht gefunden, dafür ist uns aber dieses schöne Reptil vor die Linse gekrochen: ein Riesen-Stachelskink, der nur an der Ostküste von Australien vorkommt.Und natürlich muss ab und zu auch der Durst gestillt werden. In Australien gibt es heute sehr viele Mikro-Brauereien, die super schmackhaftes Bier brauen.
Das Warten in Coffs Harbour ist sehr kurzweilig, aber wie schon beschrieben, ist der Ankerplatz in den letzten Tagen sehr rollig. Deshalb sind wir froh, dass endlich ein Wetterfenster kommt, das und weiter südwärts bringen kann. Am frühen Morgen des 27. Oktobers 2024 lichten wir den Anker und nehmen die rund 165 Seemeilen lange Strecke nach Port Stephens, unser nächstes Ziel, in Angriff. Wir wissen, dass die ersten paar Stunden der Wind noch zu schwach ist für die Segel. Macht aber nichts, denn während der Motor läuft, können wir gleichzeitig den Wassermacher laufen lassen und unseren Frischwassertank wieder füllen. Eine Gruppe Buckelwale, die im flachen Wasser gut auszumachen ist und deren Männchen tolle Sprünge vorführen, sowie ab und zu mal neugierige Delphine unterhalten uns. Im Verlaufe des Vormittages nimmt der Wind allmählich zu, und wir können die Segel setzen. Den ganzen Nachmittag und durch die folgende Nacht weht eine gleichmässige kontinuierliche Briese, die uns gut voranbringt.
Aufregung dann kurz nach 3 Uhr in der Nacht. Über Funk hören wir eine Notfallmeldung eines anderen Segelschiffes. Es nimmt Wasser auf, nachdem es einen Felsen gerammt hat. Von der Beschreibung und den übermittelten Koordinaten realisieren wir, dass das Schiff nur ein paar Meilen hinter uns fährt. Wir haben kurz vorher ein Kap umrundet und der Havarist muss da offenbar zu nahe am Ufer gesegelt sein. Der lokale Seenotdienst übernimmt über Funk die Koordination der Hilfe und bittet uns und ein anderes Boot in der Nähe, das beschädigte Segelschiff zu begleiten, falls der Wassereinbruch nicht kontrolliert werden kann. Nach etwa einer halben Stunde meldet das beschädigte Boot, dass die 4-köpfige Crew mit den vorhandenen Pumpen und Eimern den Wasserstand im Boot stabil halten kann. Wir sind erleichtert. Sie sind nun unter Motor in voller Fahrt unterwegs zum Zielhafen. Kurz nach Morgengrauen kommt uns vom Land her ein Schiff der Seenotrettung entgegen und übernimmt an unserer Stelle die Begleitung zum nächstgelegenen Hafen.
Nach dem hektischen Tagesbeginn mit dem See-Notruf geniessen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang am wolkenlosen Himmel.In der Shoal Bay von Port Stephens fällt um 8 Uhr morgens des neuen Tages der Anker. Es liegen nur wenige Schiffe vor Anker, im Gegensatz aber zu Coffs Harbour liegen wir absolut ruhig.Wir hatten sie unterwegs schon aus der Distanz gesehen, nun in Port Stephens: riesig grosse Pelikane, mit einer Flügelspannweite von über 3 Meter! Sie lauern wohl auf den Abfall der FischerbooteIn Port Stephens suchen wir im Yard nach dem Schiff, das uns die Nacht zum Tag gemacht hat. Wir werden schnell fündig: die «SY All for Nothing», eine Bavaria 43, hat am Bug einen massiven Schaden und der Rumpf aus Fiberglas ist im Bereich des Buges aufgerissen.Diesmal schon nach 2 Tagen ist der Wind wieder günstig, um die nächste Etappe nach Süden unter den Bug zu nehmen. Es sind rund 80 Seemeilen bis zu unserem Endziel in Pittwater, einer riesigen Bucht mit vielen Seitenarmen, die etwas an den Vierwaldstättersee erinnern. Die Strecke ist bei gutem Wind in einer Tagesetappe machbar, wir müssen aber früh los. Kurz vor 7 Uhr in der Früh umrunden wir den Leuchtturm, der die Schiffe vor den schroffen Felsen des Mount Stephens warnt, und nehmen direkten Kurs auf zur Einfahrt in die Bucht von Pittwater.Es wird ein wunderschöner Segeltag entlang der Küste. Unter Schmetterlingsegeln erreichen wir die Einfahrt zur Bucht bereits kurz vor 18 Uhr und können sogar bis kurz vor die Marina, wo wir eine Boje reserviert haben, mit den Segeln weiterfahren. Eine super spannende Fahrt, denn es findet gerade eine Abendregatta statt. Um zur Boje zu gelangen, durchfahren wir Regattastrecke und sind zum Teil parallel dazu. Richtig interessant! – so macht Segeln Spass.Hatten wir bisher meist relativ wenig Boote um uns herum, liegen hier in Pittwater Tausende von Yachten! Freies Ankern ist fast nicht möglich und stark reguliert. Wir liegen an einer Boje des Königlichen Motorboot Clubs (Royal Motor Yacht Club). In der Marina des Clubs liegen auch wirklich schöne, sehr gut gepflegte Motoryachten. Segelschiffe sind eher Exoten, ausländische die gar den Atlantik und den Pazifik überquert haben praktisch keine. Die Lupina ist also etwas Besonderes 😉Eine Besonderheit der Yacht-Clubs hier: einen sinnvollen Anlegesteg für Dinghis gibt es nicht. Dafür wird ein Boot-Taxi angeboten, das uns gratis an Land und wieder aufs Boot bringt. Falls mal jemand nach Arbeitsschluss um 17:30 Uhr zurück aufs Boot will, dem werden diese Ruderboote zur Verfügung gestellt.Es ist definitiv zu kalt zum Baden, nachts fällt das Thermometer zurzeit bis auf 15 Grad runter. Schwimmen im Meer ist also im Moment nicht angesagt. Es gibt auch andere Gründe, wieso man fast niemanden im Wasser sieht: Quallen (Bild, diese sind aber nicht giftig) und Haifische (vor allem Bullenhaie), die auf Nahrungssuche weit in die Bucht hineinkommen. Unser Badeleiter bleibt oben.Statt im Meer zu Baden besuchen wir die Holzboot-Ausstellung, die jedes Jahr in der Royal Motor Yacht Club Marina stattfindet. Es hat wunderschöne, sehr gut gepflegte Boote dabei. Die «Duyfken» ist ein Nachbau des ersten europäischen Schiffes, welches Australien angesteuert hat. Müsste sie vielleicht mal neue Segel haben?
Die letzten paar Tage waren wir mit kleineren Unterhaltsarbeiten und Organisieren von grösseren Arbeiten beschäftigt. Uns ist nämlich schon länger der Plotter (Computer für die Navigation) im Cockpit ausgestiegen. Wir haben ihn nun schon zweimal reparieren lassen, aber nun hat er sein Lebensende erreicht. Ein neues Ersatzgerät, welches das Alte eins zu eins ersetzen würde, gibt es nicht. Wir müssen in ein neues System investieren. Hier in Australien gibt es zum Glück ausgebildete Fachleute, die uns beraten und dann auch das System installieren und in Betrieb nehmen können. Aber bevor wir dieses Kapitel beginnen, machen wir nun erstmal Weihnachtsferien in der Schweiz.
Heute, Freitag 8. November 2024, reisen wir nun für ein paar Wochen in die Schweiz um nach fast einem Jahr Abwesenheit unsere Familien und Freunde wieder einmal zu sehen, und wir freuen uns sehr auf die Weihnachtstage mit den Grosskindern. Bei diesem Besuch wartet auch etwas ganz Besonderes auf uns: im Dezember (das genaue Datum ist leider bei Redaktionsschluss noch nicht festgelegt, wird aber rechtzeitig in der lokalen Presse publiziert) dürfen wir auf Einladung des Vereins Dorf Plus im Vereinslokal des Gemeindehauses einen Vortrag abhalten und den interessierten Besuchern unser Seglerleben näherbringen. Wir hoffen natürlich, du bist auch dabei!
Lupina wartet in guter Gesellschaft (nicht erkennbar, sie ist umringt von vielen schönen Booten) an einer Boje in der gut geschützten Bucht von Pittwater, bis es kurz vor Ende Jahr wieder weiter geht.
Bis wir wieder zum Schiff zurückkehren, macht der Schreiberling wieder Pause. Im nächsten Bericht wollen wir euch dann schöne Bilder vom Neujahrsfeuerwerk von Sydney präsentieren. Mitte Januar 2025 sollen wir dann auch die neuen Bordinstrumente erhalten. Ob alles klappt?
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Um 10:45 Uhr lokale Zeit heben wir in Luganville auf Vanuatu den Anker und los geht es nach Australien. Zielhafen sind Gold Coast oder das südlichere Coffs Harbour, unsere erste Präferenz.
Die Wind Verhältnisse am Ankerplatz sind gut, und wir können gleich die Segel setzen. In ruhiger Fahrt, manchmal kurz stärker angestossen von einer Böe, segeln wir dem Second Channel entlang westwärts. Nach rund einer Stunde haben wir das offene Meer erreicht. Keine weiteren Engpässe mehr. Der Tiefenmesser fällt schnell ins Bodenlose. Nachdem sich auch die Windrichtung stabilisiert hat (auf der Leeseite einer Insel hat es immer noch Turbulenzen), können wir Kurs zum ersten Wegpunkt aufnehmen und entsprechend die Segel ausrichten.
Das Meer ist flach und wir machen schnelle Fahrt.Wir sind beide freudige gespannt, was diese Überfahrt uns alles bringen wird.Im Verlaufe des Nachmittages wird die See ungemütlich krabbelig, die Wellen immer höher. Auch der Wind hat zugenommen bis auf 20 Knoten quer auf das Schiff. Immer wieder werfen uns die spitzen Wellen auf die Seite. Es ist nicht mehr angenehm.
Pia, der es bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut ging, wird immer ruhiger. Konzentriert schaut sie zum Horizont. Ich weiss, was das bedeutet! Kurz darauf geht sie runter und legt sich flach hin. Eigentlich wäre nun Essenszeit, aber das winkt sie vehement ab. Ich geniesse eines der vorgekochten Menüs (Cho Men Nudeln) alleine. Pia ist nun definitiv ausser Gefecht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihre Schicht der Wache (1. Nachthälfte) auch zu übernehmen. Ich bin froh, lässt mich die Seekrankheit in Ruhe. Noch bevor die Nacht anbricht, rollen wir die bereits kräftig gereffte Genua ganz ein, reduzieren unser Tempo, das für die immer dümmer werdenden Wellen eh zu schnell war, und fahren mit 6-7 Knoten in die Nacht. Wir haben Glück, der Wind verharrt in seiner Richtung und auch die Stärke bleibt meist unter 20 Knoten. So bleibt uns, ausser dem heftigen Geschaukel, eine unruhige Nacht erspart.
Gegen Morgen nehmen die Wellen in der Höhe leicht ab, und sie werden regelmässiger. Es wird angenehm. Nach den ersten 24 Stunden haben wir ein ETMAL (über 24 Stunden gefahrene Distanz) von 160 Seemeilen erreicht. Wir rechnen bei einer Distanzfahrt mit einem ETMAL von 144 Seemeilen, was einer Geschwindigkeit von 6 Knoten entspricht. Wir sind also sehr gut unterwegs!
Zweiter Tag auf See
Nach einem Tag hat sich die Bordroutine eingependelt. Eines von uns sitzt immer im Cockpit, beobachtet Wind und Wellen und schaut, ob sich kein Schiff in unsere Nähe verirrt. In diesen Gegenden wäre das eher ein besonderes Ereignis. Das Andere ist meist unten am Dösen, Lesen, oder Spiele Machen. Da Pia auch am 2. Tag unter der Seekrankheit leidet (der Magen hat sich zwar mittlerweile ans Schaukeln gewohnt, nun sind aber Kopfschmerzen und Schwindel dazu gekommen), verbringe ich die meiste Zeit auf Wache. Macht aber nichts, auch da kann ich ab und zu ein Nickerchen machen oder etwas lesen. Ich kann mich gut ausruhen.
Die Fahrt durch den Tag verläuft relativ ereignislos: der Wind hat auf angenehme 15 Knoten nachgelassen, kommt nach wie vor quer aufs Schiff und verleiht ihm so eine stabile Schräglage. Wir haben mittlerweile die Fock gesetzt (dieses Vorsegel ist deutlich kleiner als die Genua und lässt sich bei viel Wind ruhiger segeln) und es wird immer angenehmer.
Kurz vor dem Eindunkeln ein kurzer Aufreger. Ein Tölpel (so heissen sie tatsächlich) wird seinem Namen gerecht. Er will unbedingt auf unserem Windgenerator ausruhen. Wir scheuchen ihn immer wieder weg. Er ist hartnäckiger als wir, und versucht es so lange, bis es ihm die Flügel stutzt. Schade für den schönen Vogel. Pia ist wieder einigermassen auf dem Damm (bis auf die heftigen Kopfschmerzen. Diesmal kann sie auch ihre Schicht machen und ich übernehme dann ab Mitternacht.
Auch diese Nachtfahrt verläuft ansonsten ereignislos, und wird durch einen wunderbar farbigen Sonnenaufgang abgeschlossen.
Unser heutiges ETMAL: 168 Seemeilen.
Dritter Tag auf See
Spannung ist angesagt. Heute durchfahren wir das erste von 3 Riffen. Es liegt nördlich von Neu Kaledonien und reicht teilweise knapp über die Wasseroberfläche. Es gibt eine Passage (Grand Passage, grüner Bereich), durch welche die Querung sicher ist.
So ist es dann auch: unser Tiefenmesser, der bis 140m tief messen kann, bleibt arbeitslos, und wir sehen weit und breit kein Anzeichen des Riffes, da die Passage mehrere Kilometer breit ist. In der Passage und danach: herrliches Segeln, da die Wellen sehr flach geworden sind. Wir sind immer noch schnell unterwegs.
Erstaunlicherweise hat sich Pia immer noch nicht erholt. Die Übelkeit ist zwar weg, aber heftige Kopfschmerzen und Schwindel plagen sie nach wie vor.
Der Skipper ist also immer noch gleichzeitig auch Smutje (Koch) und löst Pia eine Stunde früher ab auf der Wache in der Nacht zum 4. Tag. ETMAL: 160nm
Vierter Tag auf See
Der Tag beginnt mit einer sehr konfusen See. Irgendjemand muss den Wellen mal beibringen, dass sie nur aus einer Richtung kommen sollen.
Wir nähern uns dem 2. Riff auf unserer Fahrt, der «Banc de Landsdowne» (roter Kreis im Bild weiter oben). Auf der Seekarte sieht es zwar überall sehr tief aus, wenn man aber rein zoomt, erkennt man plötzlich Punktmarkierungen mit Angaben wie «12m» oder «Störung». Also irgendetwas ist da. Wir machen einen weiten Bogen um solche Stellen und halten immer ein Auge auf dem Tiefenmesser. Der bleibt die ganze Zeit im Endlosen.
Nach ein paar Stunden sind wir durch und können wieder etwas entspannen auf der Wache. Herrlichstes Segeln dann am Nachmittag, flaches Meer und guter Wind.Das ändert sich am Abend schlagartig. Kurz vor dem Eindunkeln nimmt der Wind deutlich zu, kurz danach die Wellen. Unser kardanisch aufgehängter Kochherd/Ofen schaukelt bis zum Anschlag …… und unsere Schiffsglocke baumelt heftig hin und her. Wer sich fragt, ob diese denn nicht dauernd bimmelt bei so schaukliger Fahrt? Nein – kein Ton! Grund: das Pendel bewegt sich im gleichen Rhythmus wie die Glocke und schlägt daher nie an.
Um es etwas spannender zu machen kommt diesmal auch Regen dazu. Um Mitternacht sind es dann 25-30kn, die heftig an den Segeln zerren. Unglaublich, was die aushalten müssen. Und erst noch der Autopilot, der bei der aufgewühlten See die Lupina schnurgerade auf Kurs hält. Ab und zu schleudert ihn eine grosse Welle etwas aus dem Ruder, schnell aber kaum spürbar korrigiert unser elektronischer Steuermann. Wir sind beide froh, als die Nacht vorbei ist und wir wieder sehen, was um uns herum passiert. Obwohl wir, um Material und Mensch zu schonen, die Segel stark gerefft hatten, liegt unser ETMAL nach den vierten 24 Stunden auf See bei 161 Seemeilen. Pia hat es geholfen: sie ist wieder auf dem Damm.
Fünfter Tag auf See
Anfänglich ist die See noch bockig und die Wellen der vergangenen Nacht werfen uns umher wie ein Rodeo Pferd seinen Reiter. Da der Wind etwas nachgelassen und stabil aus Südost weht, beruhigt sich das Meer und es wird wieder ein herrlicher Segel Tag. Auch Pia geht es wieder deutlich besser und sie kann ihre Schichten im Cockpit wieder übernehmen (bei guten Segelbedingungen kann man sich dabei gut erholen).
Wir queren das letzte Riff, die Nova Banc (gelber Bereich auf dem Bild weiter oben) südlich der Chesterfield Inseln, bei besten Verhältnissen. Von nun verläuft unsere Route bis an die Küste von Australien ohne weitere Hindernisse. Wir sind auf direkter Linie nach Coffs Harbour, das südlich des 30. Breitengrades liegt. Das ist wichtig für den Versicherungsschutz, denn nördlich davon sind Sturmschäden während der Zyklonzeit (1. November – 30. April) am Boot nicht gedeckt. Anfänglich hat alles gut ausgesehen, nun wird die Wetterlage vor Coffs immer etwas verworrener. Je nach Wettermodellen, die wir über SSB (Kurzwellen Funk) anfragen, oder die ich vom Seglerkollegen Beat der SY Kianga übermittelt erhalte, herrscht bei unserer vorgesehenen Annäherungszeit Sturm von Norden, gar kein Wind oder Gegenwind aus Süden. Kurz: eine sehr unsichere Wetterlage.
Eine dicke Wolkenbank über der untergehenden Sonne deutet einen Wetterwechsel an.
Der Wind scheint uns bei der Entscheidung helfen zu wollen: er dreht im Verlaufe der ersten Nachthälfte soweit nach Süden, dass wir mehr westwärts ausweichen müssen und praktisch genau Kurs nach Gold Coast fahren müssen. In der Nacht dann zum folgenden Tag lässt der Wind zuerst stark nach. Die Segel schlagen während fast einer Stunde lang immer wieder, weil sie nicht mit genügend Wind gefüllt sind. Dann nimmt er um ein paar Knoten zu und es wird eine herrliche Nachtfahrt. ETMAL 167 Seemeilen
Sechster Tag auf See
Wir halten immer noch Kurs auf Gold Coast, hoffen aber, die Wettersituation in Coffs ändert sich noch. Es wird ein wunderbarer Segel Tag.Die Lupina gleitet mit rhythmischem Rauschen schnell und elegant Richtung Australien. Sie scheint sich darauf zu freuen. Auch Delphine werden durch diese Freude angesteckt. Fast eine Stunde lang springen und tauchen sie um uns herum. Ein schönes Tier!
Am Abend (wie kann es anders sein, immer wenn es in die Nacht geht!) nimmt der Wind schlagartig zu. Innerhalb weniger als 15 Minuten von gemächlichen 12 Knoten auf 20-25 Knoten. Und er bleibt dort fast die ganze Nacht. Wieder stark gerefft und bei gedrosseltem Tempo lassen wir uns durch die Nacht rollen und schütteln. Wer sagt denn, Segeln sei entspannend und bequem? Egal, auch diese Nacht geht zu Ende. Ab jetzt lässt der Wind nach und beginnt, wie vorhergesagt, von Südosten nach Nordosten zu drehen. Jetzt kommt für uns der Wind weiter achterlich, was die Stabilität des Schiffes nicht unbedingt verbessert. Der zwar abnehmende aber immer noch heftige Schwell der Nacht schüttelt uns in den siebten Tag. ETMAL 156 Seemeilen
Siebter Tag auf See
Die Wettersituation vor Coffs Harbour verdeutlicht sich. Es zeichnet sich ab, dass am Tag unserer Ankunft der Wind zusammenfallen würde und wir rund 36 Stunden motoren müssten. Das wollen wir nicht. Die Entscheidung ist gefallen, wir bleiben auf Kurs nach Gold Coast.
Die Tatsache, dass wir nun das näher gelegenen Gold Coast ansteuern und die schneller als geplante Fahrt haben Konsequenzen. Wir müssen die Essensvorräte, die nicht nach Australien eingeführt werden, einen Tag schneller auffuttern. Die Australier haben sehr strickte Auflagen, die auch kontrolliert und umgesetzt werden. Na gut, dann opfere ich mich halt und putze (nur leicht unterstützt von Pia) den restlichen Vorrat weg. Viel war aber nicht mehr vorhanden, Pia hatte das vorgängig sehr gut geplant.
Leider fällt dann auf der Fahrt nach Gold Coast der Wind rund 80 Seemeilen (etwa 12 Stunden Fahrt) vor dem Ziel aus. Als unsere Geschwindigkeit unter 2 Knoten fällt, rollen wir etwas widerwillig die Segel ein und starten den Motor. Um Mitternacht flackert dann kur noch einmal etwas Wind auf, was mich zum erneuten Setzen der Segel motiviert. Aber 2 Stunden später ist definitiv nur noch Flaute. Früh morgens bei Sonnenaufgang sehen wir Land. Die Lichter der Hochhäuser liessen sich schon von viel weiter draussen erkennen.
Kriegen wir da Unterstützung für die Navigation? Genau an der Stelle, wo grosse Schiffe ihren Lotsen aufnehmen, der dem Kapitän den sicheren Weg weist, da landet diese Möve auf unserer GPS-Antenne und macht es sich für die nächste Stunde gemütlich.Die Möve verteidigt ihren Platz vehement. Ihre Kolleginnen und Kollegen müssen sich auf den viel instabileren Seilen ausbalancieren.Anfahrt von Gold Coast. Weit im Hintergrund die imposante Skyline.Nun ist es höchste Zeit die Gastlandflagge und den Quarantänewimpel zu hissen.
Genau nach 6 Tagen und 20 Stunden, um 07:45 Uhr Lokalzeit, wird Australien am 15. Oktober 2024 festgemacht an der Lupina. Dank leerem Kühlschrank und ausgeräumten Vorrats-Schapps verläuft auch die Inspektion der Biosecurity (die Behörde, welche kontrolliert, dass keine unliebsamen Lebewesen und Pflanzen in das Land gebracht werden) sehr speditiv und äusserst freundlich. Noch alle Fragen und Formulare der Zollbehörde durchgegangen, und schon sind wir legal in Australien willkommen. «Gday Mate!»
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!