Bevor wir Nagar Ujong westwärts verlassen, erkundigen wir uns im Internet und auf einer WhatsApp Gruppe, wo wir unser Problem mit der undichten Wellenabdichtung gelöst bekommen können. Um die Dichtung zu ersetzen, muss das Schiff aus dem Wasser genommen werden. Bei dieser Gelegenheit wollen wir gleich noch andere periodische Unterhaltsarbeiten, wie etwa ein neues Antifouling (Anstrich des Unterwasserschiffes) und Ersatz einzelner in die Jahre gekommene Borddurchlässe ausführen. Wir schreiben 2 Volvo Vertreter in Jakarta und 2 in Singapore an. Volvo deshalb, weil es der Hersteller der Wellendichtung ist und auch der Motor mal wieder eine Wellnesskur verdient hat. Beide Vertretungen aus Singapore melden sich umgehend, von Jakarta niemand. Schlechte Referenz für Jakarta. Wir hoffen immer noch, dass es in Jakarta klappen könnte, und fahren in Nagar Ujong zusammen mit unserem befreundeten Boot SY Kama los entlang der Nordküste von Flores westwärts.
Der erste Teil der Reise wird zum Tageshüpfen entlang von Flores. Wir freuen uns auf Komodo und Lombok. In Lombok hätten wir nach ursprünglicher Planung das Schiff über Weihnachte stehen lassen und wären in die Schweiz gereist. Wegen dem Wassereinbruch wird nun nichts daraus. Die neue Planung sieht nun vor, zügig in Richtung Jakarta, oder, wenn sich da niemand meldet, der uns helfen kann, direkt weiter nach Singapore zu fahren.Uns fällt positiv auf, dass in vielen Teilen von Indonesien die Fischer ihr Handwerk nach alten Traditionen ausüben. Das war leider nicht immer so, denn es gab Zeiten, da wurde in Indonesien die Natur mit Dynamit und industrieller Grundfischerei systematisch zerstört. Das scheint nun aber Geschichte zu sein. Je nach Region sind die Boote anders gebaut. Dieses hier hat auf beiden Seiten Ausleger, die in der Schiffsachse an Stangen aufgehängt sind. Aus der Distanz könnte man meinen, es laufe eine Spinne übers Wasser.Auf der kleinen, vorgelagerten Insel Bampa Barat ankern wir für eine Nacht und geniessen mal wieder einen Spaziergang an einem einsamen Strand mit anschliessendem Schnorcheln zurück auf das Schiff.Anders als in Australien kann man hier gefahrenlos auch bei Sonnenuntergang um das Schiff schwimmen. Herrlich!Die Nordküste von Flores ist touristisch praktisch nicht entwickelt. Einzig der westliche Bereich ist vor allem bei einheimischen Touristen als Ausgangspunkt für eine Tour zur benachbarten Komodo Insel sehr beliebt. Auch hier, im bekanntesten Ort der Gegend, Labuan Bajo, findet man aber keine protzigen Hotelbauten, sondern sanften Tourismus. Die Ausflugsschiffe, die zum Teil auch mehrtägige Touren unternehmen, sind praktisch alle noch aus Holz gebaut. Ein Werkstoff, der vor Ort wächst, und den die Einheimischen noch sehr gut zu verarbeiten wissen – ein seit Generationen überliefertes Handwerk.In den Strassen von Labuan Bajo herrscht ein wuseliges Treiben. Wir erfahren, dass immer noch viel im Tauschhandel funktioniert. So zum Beispiel wird hinter diesen Fischständen in einem gemeinschaftlich betriebenen Restaurant direkt gegessen, was Fischer in der Nacht gefangen und Landwirte auf dem Feld geerntet haben. Jeder trägt auf diese Weise etwas zum üppigen Abendessen bei.Hier fasziniert uns einerseits die Strassenbautechnik, aber am meisten bestaunen wir die Sonnenhüte der Bauarbeiter!Nicht unsere Idee! Die Kinder sind uns nachgerannt und wollten, dass wir ein Bild machen von ihnen – fröhliche, unbeschwerte Jugend!Natürlich geniessen wir auch immer wieder die leckere einheimische Kost: hier frittierte Calamari und Fisch.Abendstimmung in Labuan Bajo. An vielen Orten ist dem Ufer ein Korallengarten vorgelagert. Damit trotzdem Schiffe anlanden können, haben Hotels und Resorts lange Landestege ins Meer hinaus gebaut. Dieser ist deutlich über hundert Meter lang und sehr robust gebaut.Von Jakarta haben wir 1 Woche nach unserer letzten Anfrage immer noch keine Antwort erhalten. Wir beschliessen deshalb, von Labuan Bajo aus möglichst zügig durch die Flores See in Richtung Java See zu segeln. Es ist nun der 1. November, und es sind ab jetzt bereits die ersten Monsun Einflüsse zu erwarten. Würden wir länger hierbleiben und müssten dann tatsächlich direkt bis Singapore durchsegeln, hätten wir sowohl starke Winde wie grosse Strömung gegen uns. Die ersten Tage der Weiterfahrt sind sehr angenehm, da es fast keine Wellen hat und einigermassen genug Wind zum Segeln. Das Grosssegel bleibt immer auf Backbordseite, die Genua wechseln wir öfter hin und her zwischen ebenfalls Backbordseite oder dann Steuerbordseite mit Spi-Baum.Nach ein paar Tagen kündet sich ein Wetterwechsel an. Der Wind dreht und kommt nun aus westlicher Richtung, am Horizont künden sich schwere Regenwolken an – typisches Monsun Wetter.Es geht nicht lange und wir erleben die ersten Gewitter. Diese beginnen meist mit sich riesig auftürmenden, dunklen Wolken, dann mit einem raschen, heftigen Windanstieg. Am Tag ist das weniger ein Problem, da warnen einem die weissen Schaumkronen auf den Wellen und man kann rechtzeitig reffen. In der Nacht hilft uns das neue Radar, die Regenzellen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Kurz nachdem dann der Regen einsetzt, fällt der Wind zusammen und nach einer halben Stunde ist der ganze Zauber wieder vorbei. Leider sind die Unwetter in dieser Gegend immer öfter von heftigem Blitz und Donner begleitet. Da würden wir gerne unseren 20 Meter hohen Mast einziehen können. Leider geht das nicht, und es bleibt uns effektiv nicht viel anderes übrig, als auf unser Glück zu vertrauen. Blitzeinschläge sind von Seglern sehr gefürchtet, weil es keine nachweislich brauchbaren, zuverlässigen Blitzableiter gibt.Mit dem Einsetzen der ersten Monsun Ausläufer beginnt eine anspruchsvolle Phase. Die Hauptströmung im Meer fliesst nun von Nordwest nach Südost. Das Bild vom Wetter App «Windy» zeigt die Strömung in der Java See. Der blaue Punkt stellt unsere aktuelle Position dar. In diesem Bereich haben wir mit rund 2 Knoten Gegenstrom zu rechnen.Bei wenig Wind oder gar Gegenwind wird das Vorankommen in einer Gegenströmung schwer. Wir versuchen in die schwächere Strömung nahe der Küste entlang auszuweichen, um beim Aufkreuzen einigermassen gute Wendewinkel zu erzielen. Wir kommen nur langsam vorwärts. Zum Glück lässt die Strömung im 6 Stunden Takt jeweils nach oder dreht sogar um, das hilft uns mindestens zeitweise beim Vorwärtskommen.Je näher wir uns im Küstenbereich aufhalten, umso häufiger treffen wir Fischerboote an. Diese sind vor allem nachts von den Seglern gefürchtet, weil sie auf Radar schlecht oder gar nicht zu erkennen sind, weil sie immer wieder unerwartete Richtungswechsel durchführen, und weil sie manchmal mehrere hundert Meter lange Netze hinter sich herziehen.Dies Typen von Fischerbooten sind sehr schnell. Gefährlich sind sie vor allem, weil man sie auch bei Tageslicht nur schlecht sieht und sie lange Schleppleinen hinter sich herziehen.Diese kleinen Fischerboote machen uns weniger Sorgen.Im Kampf gegen Wind und Strom brauchen wir unseren Motor viel häufiger, als geplant. Das letzte Mal haben wir in Australien Diesel gebunkert. Ein Schiff aufzutanken ist in Indonesien recht schwierig. Zum Glück haben wir seit Australien nun auch Starlink an Bord und können vom Schiff aus ins Internet. Dort finden wir heraus, dass wir angeblich auf der Insel Bawean Treibstoff kriegen können. Am 8. November erreichen wir die kleine Insel in der Java See und ankern direkt neben diesen schön bunten Fischerbooten.Bereits am nächsten Morgen liefert uns Bung Dj Gaul – kurz «Dj» genannt – mit seinen 3 Helfern 400 Liter Treibstoff. Es ist kein Diesel, wie wir ihn kennen, sondern ein aus alten Pneus durch chemische Zersetzung hergestellter Treibstoff, hier «Bio Solar» genannt. Wir waren sehr skeptisch und hatten uns vorher über Internet Foren erkundigt, ob dieser Brennstoff von unserem Motor verwertbar ist. Die Informationen waren durchwegs positiv, jedoch müsse man sehr auf die Sauberkeit achten. Nun, ich lache zwar auf dem Bild, aber 2 Kanister (insgesamt 75 Liter) muss ich schlussendlich zurückweisen, weil es nach meinem Dafürhalten zu viel Dreck und Wasser in der Flüssigkeit hat.Bei Dj (Mann im Bild) buchen wir für den nächsten Tag eine eintägige Tour. Das Ganze kostet uns umgerechnet 35 Schweizer Franken und beinhaltet ihn als Führer, Auto, Fahrer, Mittag- und Abendessen. Dj ist auf Bawean aufgewachsen und weiss uns viel zu erklären. Es gibt viele Moscheen in Indonesien. Uns fällt aber auf, dass nicht überall der islamische Gebetsruf gleich oft und in der gleichen Intensität vom Minarett aus über die Dächer schallt. Dj erklärt uns, dass in einigen Gegenden die Gläubigen sehr viel Rücksicht nehmen aufeinander, andersgläubige Menschen respektieren. Hier in Bawean erinnern die Muezzins mit ihrem Aufruf zum Gebet nur bei Tageslicht, und nicht auch noch in späten Abendstunden und mitten in der Nacht. Ihr Gebetsgesang tönt auch viel schöner und harmonischer als andernorts.Baugerüst auf indonesische Art. Bambus ist zwar sehr stabil und tragfähig, trotzdem scheint uns das etwas wackelig.Das Leben auf dem Land ist sehr einfach.Nicht ganz SUVA konform: Reparatur einer elektrischen Leitung über einem Bachbett.Der Ausflug führt uns zu einem bei den Einheimischen als spiritueller Ort bekannten Wasserfall (Gherujhukan Laccar).Mittagessen beim Wasserfall bestehend aus gebratenem Hühnchen, Reis und Gemüse. Gegessen wird traditionell auf einer Holzbühne, die man überall vor Häusern, in Parks und an Ausflugszielen antrifft. Auf dem Bild unser Fahrer (vorne rechts) und Dj.Das Leben mag noch so einfach sein – die Indonesier sind sehr sauber.Die Reisfelder werden sehr sorgsam gepflegt und unterhaltenUnser Abendessen (oder eigentlich ist es ein spätes Nachmittagsessen) hat Dj an unserem letzten Ausflugsziel, einem See, eingeplant. Ganz nach indonesischer Gepflogenheit besorgt er unser Essen in einem Restaurant am Strassenrand. Eigentlich ist es ein Imbissstand mit spartanischer Küche, aus der aber sehr schmackhafte Grillade (in unserem Fall Fisch) gezaubert wird.Die Besitzerin des Restaurants möchte ein Bild machen mit uns – dafür zieht sie sich extra ein Kopftuch über.Unser letztes Ausflugsziel, der Lake Danau Kastoba, ein über hundert Meter tiefer Kratersee.Zum Abschluss möchte uns Dj noch sein Haus und seine Familie zeigen. Wir spüren förmlich, dass es ihm sehr wichtig ist, dass wir seiner Einladung Folge leisten. Sein aus Stein und Beton gebautes Haus ist relativ neu. Möbel gibt es noch keine, dazu hat das Geld bisher nicht gereicht. Die grüne Wolldecke wird extra für uns auf dem Boden ausgebreitet, denn nach indonesischer Sitte gebührt einem Besucher der beste Platz im Haus. Ein bewegender Moment: Dj’s Frau ergreift die Hand von Pia und sucht die Nähe zu ihr.
Noch auf Bawean entscheiden wir, dass wir die Reparatur der undichten Welle und die geplanten Unterhaltsarbeiten nicht in Jakarta, sondern definitiv in Singapur durchführen wollen. Jakarta wäre uns zwar lieber gewesen, da näher und wohl billiger, aber die fehlende Reaktion auf unsere Anfragen lässt uns daran zweifeln, dass es dort klappen würde. Das bedeutet für uns, statt nur noch 350 Seemeilen westwärts bis Jakarta mit einem gut segelbaren Am-Wind Kurs, doppelt so viele Seemeilen genau gegen Wind und Strömung. Also viel Motoren! Noch vor der Weiterfahrt wissen wir, dass wir unterwegs vermutlich nochmals einen Stopp einlegen müssen, um weiteren Treibstoff zu bunkern.
Proviant haben wir genügend an Bord – und dank flacher See fällt Pia auch das Brotbacken unterwegs nicht so schwer.Für den zweiten Tankstopp auf der ungeplanten Reise nach Singapore wählen wir eine Insel direkt auf unserer Strecke aus: Belitung, eine für die Bewohner der Grossstädte auf Java beliebte Feriendestination.Belitung ist bekannt für seine grossen Granitfelsen, die überall wie Skulpturen aus dem Meer ragen.Findige und geschäftstüchtige Einheimische haben erkannt, dass viele ausländische Yachten auf ihrer Weltumsegelung hier vorbeikommen und einen Zwischenhalt einlegen. Kurzerhand haben sie eine Yacht-Club gegründet und bieten ihre Unterstützung und Dienste an. Für uns organisieren die beiden «Unternehmer» Erwan und Eddie zum Beispiel Diesel in bester Qualität, direkt aufs Schiff geliefert. Wir werden gebeten, uns auf ihrer Besucherwand zu verewigen, was wir gerne machen.Eddie ist ganz stolz auf ein Bild mit Pia
Das Ausklarieren aus Indonesien nach Singapore haben wir in Batam, einer Nachbarinsel zu Singapore geplant. Bei einer Anfrage dort erfahren wir, dass die lokalen Behörden auf den Beizug von «Agenten» bestehen, die ihre «Unterstützung» anbieten zu einer unanständig hohen Geldsumme, die etwa 2 Monatslöhnen eines durchschnittlichen Arbeiters entspricht. Das ist reine Korruption, denn gemäss offiziellen Informationen der Regierung ist der Beizug von Agenten zum Ein- oder Ausklarieren nicht erforderlich. Wir lassen es die Behörden von Batam wissen, dass wir ihr Handeln als illegal betrachten. Wir entscheiden uns, bereits in Belitung auszuklarieren. Ein perfekter Entscheid!
Mit Hilfe eines von Eddie gemieteten Motorrollers klappern wir alle 4 erforderlichen Ämter (Gesundheit, Zoll, Immigration und Hafenmeister) ab.Beim Zoll werden wir sogar mit einem frisch gebrühten indonesischen Kaffee verwöhnt, während wir auf die Dokumente warten.Soeben sind wir zum Belitung Yachtclub zurückgekehrt, ausklariert und bereit für das letzte Teilstück nach Singapur. 350 anstrengende und anspruchsvolle Seemeilen warten auf uns – aber die Moral der Crew ist gut!Die Strecke nach Singapore (schwarze Linie) verläuft entlang der Ostküste von Sumatra durch die Natuna See. Hier erwarten uns starke Strömungen und flaches Wasser mit vielen Untiefen und Inseln. Das Bild zeigt die Strömung in diesem Gebiet zu einer bestimmten Zeit, wobei Grün leichte Strömung, Gelb mittlere und Rot starke Strömung bedeuten. Mit Gezeiten und Windstärke verändern sich deren Richtung und Stärke. Wir wissen: die meiste Zeit ist die Strömung gegen uns, der Wind ist es in dieser Jahreszeit immer. Aber: da der Wind eher schwach ist dürften die Wellen nicht zu hoch sein. Immerhin etwas!Je mehr wir uns Singapore nähern, umso intensiver wird der Schiffsverkehr. Die grossen Frachter bereiten uns keine Sorgen. Mühsamer sind da eher die Fischerboote aus Holz, die man auf dem Radar nicht erkennen kann, oder dann diese Schleppverbände: ein relativ kleiner Schlepper, der in einem Abstand von ungefähr 500 Metern ein riesiges Floss hinter sich herzieht. Geraten wir da mit unserem Segelboot dazwischen – dann wird’s lebensgefährlich.Nebst den oben beschriebenen Herausforderungen plagen uns auch immer wieder heftige Gewitter, die für diese Region in dieser Jahreszeit ganz normal sind. Unsere Aufmerksamkeit wird stark beansprucht.Ein kleiner Nebeneffekt unserer unplanmässigen Reise nach Singapore: wir haben keine Gastlandflagge an Bord. Kurzerhand schnappt sich Pia eine andere an Bord befindliche Flagge, schnippelt da den blauen Teil weg, so dass nur noch die rote und weisse Fläche übrigbleiben, und näht dann darauf aus weissen Stofffetzen Mond und Sterne, welche die Singapore Fahne zieren.Am 27. November 2021 haben wir auf dem Weg von Panama nach Galapagos den Äquator von Norden nach Süden überquert. Seither haben wir uns auf der Südhalbkugel aufgehalten. Nach ziemlich genau 4 Jahren, am 18. November 2025, überfahren wir den Äquator erneut, diesmal von Süd nach Nord – wir sind zurück auf der Nordhalbkugel. Der Pfeil zeigt den Moment, wo wir bei 104 Grad und 12.656 Minuten östliche Länge über die Nulllinie fahren.Letzter Sonnenuntergang, die letzte Nacht auf See beginnt. Die Fahrt von Belitung nach Singapore verläuft absolut problemfrei, und trotzdem wird sie eingehen in eine unserer unbeliebtesten Fahrten, denn praktisch die ganze Zeit brauchen wir den Motor. Ohne dessen eisernen Schub würden wir uns jetzt noch mit Aufkreuzen abmühen. Einmal mehr sind wir uns bewusst, welche enormen Leistungen die Segler vor der Motorisierung vollbracht haben.Bei Tagesanbruch legen wir vor der Einfahrt in die sehr stark befahrenen Verkehrsgebiete von Singapore einen kurzen Zwischenstopp ein und lassen uns treiben: die Gastlandflagge von Singapore und die gelbe Q Flagge (Quarantäne) wollen gesetzt werden.Am 19.11.2025, um 9 Uhr, erreichen wir nach fast 70 Stunden Motorfahrt den Hafen von Singapore. Das Bild zeigt den markanten Leuchtturm der Raffles Marina mit der malaysischen Stadt Johar im Hintergrund.Während wir die Arbeiten für unsere Lupina und die Flüge für unsere Weihnachtspause in der Schweiz organisieren, bleibt uns genügend Zeit, die Infrastruktur einer der berühmtesten Marinas zu geniessen.
Ursprünglich wollten wir das Schiff gleich nach unserer Ankunft aus dem Wasser holen. Die Leckage an der Welle hat sich aber in den letzten Tagen deutlich reduziert, und die automatische Bilgen Pumpe fördert das eindringende Wasser mühelos und zuverlässig aus dem Schiffsbauch. Hauptgrund für die Planänderung ist aber eine blockierte Bankzahlung. Verständlicherweise verlangen Unternehmen in der Schifffahrtsbranche eine Anzahlung, bevor sie mit ihrer Arbeit beginnen. Diese haben wir via Bankzahlung auch getätigt, aber das Geld ist nicht beim Unternehmen eingetroffen. Unsere Nachforschung ergibt, dass eine bankinterne KI-Software unsere Zahlung als mögliche Umgehung eines Embargos gegen Syrien identifiziert hat, da die Buchstaben SY nebst Segel Yacht auch als Abkürzung für Syrien stehen. Die Amerika hörige Grossbank UBS lässt grüssen – bis heute ist es uns nicht gelungen, die Zahlung frei zu bekommen.
Lupina bleibt bis zu unserer Rückkehr Mitte Januar 2026 in der Raffles Marina, Singapore. Erst dann wird sie aus dem Wasser geholt für die Reparatur der Wellendichtung und den geplanten Unterhalt.
An dieser Stelle schliessen wir das Segeljahr 2025 ab und freuen uns auf ein paar Wochen mit unseren Familien und Freunden in der Schweiz. Euch allen wünschen wir einen schönen Rest des Jahres und freuen uns darauf, euch auch im kommenden Jahr mit an Bord nehmen zu dürfen. Als kleines Geschenk an euch werden wir in der Festtagszeit das bisher nicht veröffentlichte Video unserer Landreise ins Herz von Australien hochschalten.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Überfahrt von Darwin (Australien) nach Indonesien. Die Kleinstadt Kupang auf West Timor ist unsere erste Anlaufstelle, wo wir das Einklarieren vornehmen wollen. Danach segeln wir zunächst weiter nordwärts, schlängeln uns durch die Inseln östlich von Flores durch, um dann westwärts abzubiegen und der Nordküste von Flores zu folgen.Aber alles der Reihe nach. Lupina freut sich über unsere Rückkehr vom Landausflug ins rote Zentrum des Australischen Kontinentes und liegt ruhig am Pier der Cullen Bay Marina in Darwin (Schiff links am Pier). Sie wartet allerdings mit einer Überraschung auf uns: der Kühlschrank kühlt nicht mehr. Kurzer Schock, denn wir haben unsere Ausklarierung mit den Behörden auf den kommenden Dienstag, 7.10.2025 festgelegt. Nur ein Woche Zeit um den Kühlschrank zu reparieren! Ob das reicht?Über das Marina Büro erhalten wir eine Telefon Nummer, wo wir Hilfe bekommen können. Wir haben Glück! Noch am selben Tag unseres Anrufes kommt ein Service-Techniker vorbei. Schnell findet er heraus, dass unser Verdampfer (das rechteckige Kühlelement im Bild) eine Leckage hat und ersetzt werden muss. Der Hersteller hat eine Vertretung in Australien und der hat tatsächlich ein Ersatz an Lager. Per Express wird das Teil innerhalb weniger Tage nach Darwin geschickt und am Freitag vor unserer Abreise eingebaut.Der Kühlschrank ist wirklich im richtigen Ort ausgestiegen. Der Techniker, der uns das Gerät repariert, ist ein absoluter Profi. Er hat von Angang an alles nötige Werkzeug dabei. Das Problem, das ihm der Hersteller gemacht hat, löst er nach kurzer Rücksprache meisterlich: die Anschlüsse des neuen Gerätes haben eine andere Dimension. Kurzerhand trennt es diese ab und lötet die Leitungen einfach zusammen. System neu befüllt und auf Druckverlust und Leckage getestet – alles gut. Am Samstagnachmittag ist unser Kühlschrank repariert – der Abreise steht nichts mehr im Wege.Trotz der Hektik um den Kühlschrank können wir das Zusammensein mit anderen Seglern, die wir hier in der Marina treffen, geniessen. Marianne und Uwe sind wie wir mit ihrem Segelschiff «Pangaea» auf Weltreise. Über andere Segler sind sie auf uns aufmerksam geworden und haben uns angeschrieben. Nun treffen wir das sympathische Paar, das in der Schweiz lebt, in Darwin zum ersten Mal und verstehen uns gleich auf Anhieb.Dann ist es soweit: der letzte Sonnenuntergang in der Cullen Bay Marina. Morgen, am 7.10.2025, geht es los!Bei Sonnenaufgang werden bekanntlich die Fahnen gehisst. Ist auch bei uns so. Heute, am Tag der Abreise, wird aber die Alte, die uns über ein Jahr gedient hat, durch eine Neue ersetzt.
Pünktlich um 9 Uhr erscheinen die Behörden, aber das Ausklarieren in Darwin wird zur Tortur: über eine Stunde lang durchwühlen 4 Beamte der Australischen Zollbehörde unsere Lupina. Sie sind zwar sehr freundlich und erklären uns bereitwillig, warum sie jedes Schiff so genau untersuchen müssen. So richtig begreifen tun wir es bis heute nicht, denn beim Einklarieren in Gold Coast kam nur ein Beamte kurz an Bord und hat gar nichts angeschaut. Wie wenn wir etwas aus Australien illegal entführen wollten. Egal: nachdem wir gut eine Stunde auf dem Pier neben der Lupina gestanden sind (wir durften während der Wühlaktion nicht an Bord sein), geben uns die Beamten das Schiff zurück und wir dürfen endlich lossegeln. Unseren Freunden von der SY Kama, die direkt nach uns ausklarieren, ergeht es genau gleich: auch sie erleben eine einstündige, akribische Durchsuchung des Schiffes.
Kühlschrank läuft – gestempelte Ausklarierungspapiere in der Hand – 500 Seemeilen warten auf uns. Aber der Wind lässt uns im Stich! Die ersten Stunden können wir zwar segeln, jedoch kommt der Wind mehrheitlich auf die Nase und wir müssen aufkreuzen. Bei wenig Wind ist das aber nicht so schlimm. Kurz nach Mitternacht des ersten Tages fällt der Wind dann ganz zusammen und wir müssen unseren Kari, den Motor, starten. Auch bei Sonnenaufgang (Bild) zeigt sich kein Lüftchen, dafür ist das Meer absolut flach.Wir wählen absichtlich eine nördliche Route, weil uns da die Wetterprogramme Wind versprechen. Fehlanzeige! Rund 32 Stunden lang brummt der Motor gemütlich vor sich hin. Ein Frust für einen Segler! Aber alles hat auch seine guten Seiten: in unserem Fall ist es eine fantastisch gute Rösti, die Pia bei ruhigem Seegang von der Bordküche auf den Tisch zaubert.Dann endlich, gegen Abend des 2. Tages auf See kräuseln sich die Wellen, der Himmel klart auf und Wind setzt ein.Von nun an geht die Reise unter Segeln weiter. Nicht schnell zwar, aber immerhin, wir können segeln. Im Morgengrauen des 4. Tages auf See erscheint Timor am Horizont.Hatten wir bei den letzten längeren Überfahrten immer Glück und sind jeweils ohne Probleme und Ausfälle durchgekommen, gibt es bei dieser Überfahrt zwei bösere Überraschungen. Bei einer Routinekontrolle entdecke ich, dass die Wellendichtung defekt ist und ihre Aufgabe nicht mehr erfüllt: Wassereintritt!! (deutlich zu sehen im Bild). Nach kurzem Schock setzt das rationale Denken wieder ein. Das Schiff geht nicht gleich unter deswegen. Das Wasser läuft dem Boden entlang in die Bilge, dem tiefsten Punkt im Schiff. Dort ist eine elektrische Pumpe installiert, die sich automatisch einschaltet, wenn ein bestimmtes Niveau erreicht ist. Kurzer Check: ja, sie funktioniert. Somit können wir vorerst weiter Segeln, müssen die Entwicklung aber genau verfolgen.Ich habe von zwei bösen Überraschungen gesprochen. Nun, die Zweite ist nicht so gefährlich wie die Erste, und wir können eine Lösung finden. Der «Mastervolt» Stromtransformer (montiert im Motorraum, markiert mit dem gelben Pfeil) gibt unterwegs mit einem lauten Knall den Geist auf. Das Gerät brauchen wir, um von 12 Volt der Batterie 220 Volt für unsere Verbraucher (zum Beispiel die Computer) zu bekommen. Ich finde eine Lösung bei unseren Ersatzteilen. Ich habe mal einen 110 Volt Transformer gekauft, den ich nun wieder aktiviere. Alle Geräte, die den Strom von 220 Volt mit Ladegeräten wieder runter auf 5 Volt, oder was auch immer sie brauchen, transformieren, funktionieren auch mit 110V. Probleme vorerst umschifft und wir sind in der Zieleinfahrt – die gute Laune ist zurück.Es ist Zeit, die Indonesische und die gelbe Quarantäne Flaggen zu hissen.Beim ersten Kontakt mit Indonesiern merken wir: wir sind in einem anderen Land! So schön – hier winken einem die Leute wieder zu, lachen einem an. Etwas, was uns in Australien sehr gefehlt hat.In Kupang angekommen werden wir von der Quarantäne-Behörde aufgefordert, sie am Land abzuholen und mit unserem Dinghi zum Schiff zu bringen. Es herrsch ein emsiges Treiben. Zwischen zwei trocken gefallenen Fischerbooten können wir an Land gehen. Wir treffen einen Service an, denn wir noch nie hatten: der Mann im roten Hemd nimmt uns gleich in Empfang, befestigt unser Dinghi an einem seiner Steine und bewacht es die ganze Zeit, in der wir an Land sind. Bei einem Tidenhub von rund zwei Metern eine sehr beruhigende und willkommene Dienstleistung.Die zwei Männer der Quarantäne haben ihren Papierkram an Bord schnell erledigt, und wir tauschen sie mit unserem Dinghi gegen die Beamten vom Zoll aus. Im Gegensatz zu den ersten Besuchern erledigen diese ihren Auftrag sehr professionell.Zum Abschuss der Kontrolle ein Gruppenbild. Selfies machen ist eine ausgeprägte Leidenschaft der Indonesier, wie wir schnell merken werden.
Die Kontrollen an Bord sind abgeschlossen, nun geht es weiter mit den Behördengängen an Land. Im Verlaufe der nächsten zwei Tage geht es der Reihe nach zum Zoll, zur Quarantäne, zur Immigration, zurück zum Zoll und zum Abschluss dann zum Hafenmeister. Jedes Amt stellt diverse Dokumente aus und macht sie mit Stempel und schwungvollen Unterschriften gültig. Auf allen Papieren, die wir einreichen, erwarten sie den Schiffsstempel und meine Unterschrift. Einen Schiffsstempel haben wir natürlich nicht, aber Pia hat mal einen privaten Stempel machen lassen. Damit sind die Behörden auch zufrieden.
Die Büros der Behörden liegen mehrere Kilometer auseinander, befinden sich am Flughafen oder im Handelshafen. Wir liegen irgendwo dazwischen. Zu weit und zu heiss, um die Behördengänge zu Fuss zu absolvieren. Wir mieten uns ein Taxi und geniessen es, entspannt die Strassenszenen zu beobachten.Darauf haben wir uns gefreut: die Frucht- und Gemüsehändler. Direkt bei der Anlegestelle für unser Dinghi finden wir auch gleich die von uns heiss geliebten Mangos – frisch vom Baum.Wasser und andere Getränke? Nein – aufgepasst! Hier handelt es sich um Benzin für die Mopeds. Für den Personentransport und zum Fischen werden Langboote von unterschiedlicher Grösse verwendet. Alle sind aus Holz gebaut und verlangen entsprechenden Unterhalt. Das Bild zeigt eine typische Werft für solche Boote. Das Schiff in der Mitte erhält gerade einen neuen Aufbau. Andere Schiffe warten auf die Ausschlachtung und die Wiederverwendung noch brauchbarer Teile.Etwas mehr als zwei Tage nach dem Besuch der Quarantänebeamten erhalten wir den letzten Stempel mit Unterschrift. Mit seinem Papier bestätigt der Hafenmeister, dass wir von allen Behörden geprüft und als gut befundet worden sind. Somit sind wir offiziell einklariert und dürfen uns nun frei in indonesischen Gewässern bewegen. Ein fast feierlicher Moment 😉Gleich am nächsten Tag nutzen wir unsere wieder erlangte Freiheit. Bei herrlichem Wetter, leichtem Wind und flachem Meer lichten wir den Anker und segeln weiter. Unser Ziel ist die Nordküste der Insel Flores. Dazu müssen wir von Kupang aus zuerst nordwärts über die Savu See und durch eine von vier möglichen Passagen durch eine Zeile von Vulkaninseln hindurch in die Flores See. Weil wir starke Strömungen erwarten, wählen wir den breiten Durchgang von «Selat Boleng». Die Fahrt führt uns an typischen Vulkankegeln vorbei.Die ganze Strecke beträgt etwas mehr als 130 Seemeilen. Es ist eine Nachtfahrt erforderlich. Obwohl wir uns vorgenommen haben, dass wir in Indonesien keine Nachtfahrt machen wollen (viele unbeleuchtete Schiffe, Fischnetze und andere in der Nacht unsichtbaren Hindernisse), geht es nicht anders. Wir planen die Fahrt aber so, dass wir während der Nacht das Durchfahrtsgebiet der grossen Frachtschiffe passieren. Hier erwarten wir keine dieser von Seglern gefürchteten Hindernisse anzutreffen. Alles geht gut und wir erreichen nach rund 35 Stunden Fahrt unseren Ankerplatz auf der Insel Adonara.Am nächsten Tag verholen wir 5 Meilen westwärts in die grosse Bucht von Sagu. Hier gibt es ein kleines Dorf und wir freuen uns auf einen Landgang.Wir wandern auf einem Fussweg dem Ufer entlang. Bei einem kleinen Fluss hören wir schon von Weitem Stimmen und Kindergeschrei. Wir kommen näher und bevor wir die Waschfrauen im Fluss richtig sehen können, rufen sie uns zu: «Hello Mister! Come, come!». Ach, was für ein fröhlicher Empfang. Die Frauen unterbrechen ihre Tätigkeit und umringen uns. Sie freuen sich sichtlich über dieses aussergewöhnliche Ereignis und an einer willkommenen Pause. Eine junge Frau reicht uns unbekannte, rote Früchte und bedeutet uns, dass wir sie essen sollen. Die süss-saure Frucht schmeckt ausserordentlich erfrischend.Wir brauchen nicht darum zu bitten – sie fordern uns selber auf, doch bitte Fotos zu schiessen. Ein der Frauen schnappt meine Sonnenbrille und wirft sich neben Pia in Pose. Nach meinem Bild wollen auch alle anderen noch ein Selfie von der Gruppe schiessen. So herrlich!Typische Langboote. Diese hier werden als Fähren benutzt. Das Knattern der Motoren (vermutlich grossvolumige Einzylinder-Maschinen) erinnert an einen Presslufthammer oder an die alten Einachser der Bauern in unserem Dorf vor 60 Jahren.Wir sind definitiv eine Attraktion im Dorf. Die Kinder folgen uns auf Schritt und Tritt. Unterhalten können wir uns – der Technologie sei gedankt – mit einem Übersetzungsprogramm auf unseren Handys. Unsere ins Gerät diktierte Frage «spielt ihr gerne Fussball?» wird über Lautsprecher in für uns unverständlichen Worten wider gegeben, worauf die Jungs mit einem lautem Bestätigungsgeschrei antworten: «Messi! Messi! – Ronaldo! Ronaldo!». Die Welt ist hier noch in Ordnung.Leider bedeutet Segeln auch immer wieder Abschied nehmen. Am Tag nach unserem Besuch im Dorf geht’s schon wieder weiter westwärts. Auf dieser Fahrt bestätigt sich auch, was wir schon öfters gelesen hatten. Überall schwimmen solche rund ein Kubikmeter grosse Klötze im Wasser. Manchmal sind es auch zwei Meter grosse Flosse aus Bambus. Alle haben denselben Zweck: durch ihren Schatten kleine Fische anziehen. Diese wiederum locken grössere Raubfische an, die dann, so hoffen die Fischer, in ihren Netzen hängen bleiben. Schon tagsüber schlecht sichtbar, sind solche FAD («Fisch Attracting Devices») in der Nacht gefährliche Hindernisse, die Schäden am Rumpf oder Ruder verursachen können.Die Fischer in ihren kleinen Kanus beobachten das Wasser sehr intensiv. Wellen, Vögel und Geräusche verraten ihnen, wo sie das Netz auslegen sollen.Am 19. Oktober setzen wir über auf die Insel Flores. Die ersten eineinhalb Stunden der 55 Seemeilen langen Fahrt herrscht absolute Windstille. Die Wolken über den Bergen deuten aber bereits an, dass bald ein Küstenwind einsetzen wird.Der Wind bläst mittlerweile querab und wir machen nun unter Segeln gute Fahrt. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unseren Ankerplatz.Gut ausgeschlafen geht es am nächsten Tag bereits wieder weiter. Diesmal sind es «nur» 40 Seemeilen. Auch heute wieder: am Morgen früh noch kein Wind, aber sobald die Thermik an der Küste entlang zu funktionieren beginnt, können wir segeln. Am neuen Ankerplatz, in der Batu Boga West Bucht, leben Fischer mit ihren Familien. Die besuchen uns auch gleich mit dem Kanu und fragen uns nach Taucherbrillen und T-Shirts. Im Gegenzug kommen frische Kokosnüsse auf die Lupina.In einem kurzen Hüpfer geht es weiter zum nächsten Ankerplatz, nach Nagar Ujong. Eigentlich hat es seit mehreren Tagen keinen Wind, aber das hohe Vulkangebirge hilft uns. Dank der Thermik weht am Morgen ein Wind vom Land zum Meer. Im Verlaufe des Tages dreht dieser und bläst vom Meer zum Land. Für uns bedeutet dies wunderbare Segelbedingungen mit leichten Winden querab und flache See. Bei solchen Verhältnissen macht es auch nichts, wenn ein Ankerplatz, wie derjenige von Nagar Ujong, einem auflandigen Wind ausgesetzt ist. Der Schwell bleibt flach und der schwache Wind reisst nicht an der Kette.Eine Fähre rauscht an unserem Ankerplatz vorbei. Der Anker liegt bereits bereit und die Kinder freuen sich auf einen Sprung ins kühlende Nass.Den Ankerplatz von Nagar Ujong haben wir gezielt angesteuert, weil sich von hier aus gut ein Ausflug zum Kelimutu Nationalpark organisieren lässt. Auf der Insel Flores gibt es 14 aktive Vulkane. Obwohl letztmals 1968 ausgebrochen zählt auch der Vulkan Mount Kelimutu dazu. Das Spezielle hier sind die drei Kraterseen, welche ständig ihre Farbe wechseln.Der Aufstieg zum Rande des Hauptkraters auf rund 1’600 Metern über Meer ist kurz und einfach.Der Gipfel des Kelimutu ist erreicht. Leo, der Fahrer, der uns für umgerechnet 75 Schweizer-Franken einen ganzen Tag lang mit seinem Auto über die Insel fährt und uns verschiedene Sehenswürdigkeiten zeigt, hält den Moment für unser Album fest.Auf dem Gipfel des Kelimutu. Unter uns 2 der 3 Kraterseen. Der eine blau, der andere leicht gelblich. Die unterschiedlichen Farben ergeben sich aus verschiedenen Mineralien und Schwebstoffen, unterschiedlichen Temperaturen und Mikroben, die das Licht unterschiedlich reflektieren. Die Farben wechseln über die Jahre, je nachdem, wie sich das Wasser zusammensetzt. Die Seen können weiss, blau, grün, rot oder schwarz sein.Bei unserem Besuch ist die Farbe des 3. Kratersees gerade schwarz.Nach dem Nationalpark fahren wir zu einem Wasserfall. Der Wasserfall selbst ist zwar nicht so spektakulär, aber der Weg dorthin entpuppt sich als kleiner Geschicklichkeitsparcours. Pia schafft es locker – auch meine Füsse bleiben trocken.Geschicklichkeitsparcours überwunden: Pia und Margrit von der SY Kama, die mit ihrem Mann Ernst unseren Ausflug mitmacht, sind sichtlich erleichtert.Sattgrüne Reisfelder unterwegs im Landesinnern.Die Strassen und vor allem die Fahrzeuge und deren Zustand darf man ruhig als abenteuerlich bezeichnen. Einmal sehen wir unterwegs einen Kleinbus, der vom Chauffeur absichtlich in den Strassengraben gesteuert wurde. Die Bremsen hatten versagt und nur so konnte er sein Fahrzeug stoppen. Der LKW auf dem Bild hatte einen so stark abgelaufenen Reifen, dass dieser einfach geplatzt ist.Der Besuch eines traditionellen Dorfes wird zum Highlight unseres Landausfluges. Im Dorf Wologai halten die Einwohner an ihren seit Generationen überlieferten Bräuchen und Gepflogenheiten fest. Zum Zeitpunkt unseres Besuches bereiten die Männer gerade ein Fest vor.Die Häuser sind komplett aus Holz gebaut, vorwiegend Bambus und Zedernholz. Jeder Clan besitzt ein eigenes Haus, das jeweils nach dem Tod des Oberhauptes der nächsten Generation weitergegeben wird. Die Gebeine des Oberhauptes werden am Fuss der Eingangstreppe vergraben. So kann es auch nach dem Tode dafür sorgen, dass es dem Clan gut geht.Die Wickelröcke von Mann und Frau haben unterschiedliche Farben. Auch die Aufgaben sind klar geregelt: während die Männer das Fest, an dem nur Männer teilnehmen dürfen, vorbereiten, sorgen die Frauen für das leibliche Wohl.Leo, der Sprecher des Dorfes und in der Hierarchie nach dem Chief die Nummer Zwei im Dorf, spricht zu unserem Erstaunen recht gut Englisch. Er kann uns viel über die Geschichte des Dorfes und seine Einwohner erzählen. Die Verzierungen und Schnitzereien auf den Holzbalken sagen etwas über den Clan aus, der in diesem Haus lebt.Interessiert werden wir Fremdlinge auf Schritt und Tritt beobachtet.Zum Abschluss der Dorfbesichtigung lädt uns Sprecher Leo sogar in sein Haus ein. Ein traditionelles Haus besteht im Grunde aus einem einzigen Raum, der durch Tücher und Holztafeln flexibel unterteilt werden kann. Auch die Küche, eine einfache Feuerstelle (Bild) befindet sich in diesem Raum. Die hohe Dachform erlaubt es dem Rauch, nach oben zu entweichen.Auch im traditionellen Dorf reagieren die Leute sehr positiv, wenn man um ein Foto bittet. Sprecher Leo, unser Dorfführer, setzt sich jedenfalls ohne zu Zögern bereitwillig zu uns für ein Gruppenbild (Margrit und Ernst, SY Kama; Sprecher Leo und wir).
Nach dem sehr interessanten und lehrreichen Landausflug geht es nun wieder weiter der Nordküste von Flores entlang. Die Wasserleckage an der Wellendichtung haben wir vorläufig im Griff, versuchen aber intensiv, eine Möglichkeit zu finden, wo wir das Schiff aus dem Wasser holen können für eine Reparatur. In diesem Teil von Indonesien findet sich jedoch nichts. Also geht es mit diesem Handicap vorläufig weiter westwärts.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!