Am 9. Juni erreichen wir Plymouth. Unterwegs haben wir die Firma angerufen, welche uns die Rollanlagen der Segel reparieren soll. Kurz darauf legen wir in der Queen Anne’s Battery Marina an und kaum eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord, der eine kurze Besichtigung des Schadens macht. Am späteren Nachmittag erhalten wir dann per Telefon eine grobe Kostenschätzung und eine Planung der Arbeiten. Das Grosssegel wir am kommenden Tag repariert – beim Vorsegel muss zuerst der Antrieb zerlegt und dann die Teile von Schweden bestellt werden. Wird Anfang der kommenden Woche. Kein Problem für uns, da wir sowieso „Kurzferien“ in der Schweiz geplant haben (Geburi Parties und Familienbesuche).
Vom 13.-18.7. sind wir zu Besuch in der Schweiz. Vorausgesetzt die beiden Antriebsmotore für das Vorsegel sind eingetroffen und montiert geht es dann ab 19.7.2018 weiter westwärts.
Pech: Beim Bergen der Segel vor einer Bucht zum Ankern bei schönsten Bedingungen (angenehmer Wind, fast keine Wellen) merken wir plötzlich, dass der Motor, welcher das vordere Segel einrollen sollte, Mühe bekommt, und schlussendlich blockiert. Zum Glück ist das Segel fast vollständig eingerollt, den Rest mache ich von Hand mit der Not-Dreheinrichtung. Mit etwas Muskelkraft geht das prima.
Anfängerfehler: Noch in Gedanken beim Vorsegel und bereits am Überlegen, was das sein könnte, beginnen wir auch, das Hauptsegel zu bergen. Diese lässt sich ebenfalls elektronisch aufrollen in den Mast. Dazu muss der Steuermann einen Knopf drücken, und der Matrose (in diesem Fall war das ich) muss das Segelleine hinten lösen. Das geht einfach, indem ich das Seil von der Winsch (Drehtrommel, welche das Seil aufwindet und fest blockiert) nehme, die Festmacherklampe löse und es langsam nachgebe mit wenig Zug. Ein einfaches Manöver – wenn man den Kopf bei der Sache hat! War in diesem Moment aber leider nicht der Fall: ich habe vergessen die Klampe zu lösen, und das Seil, das sich lösen sollte, blieb fest fixiert. Ich beobachte das Segel und gebe Pia das Kommando „Segel ein“. Wie beabsichtigt, beginnt es sich einzurollen, kommt dann aber zu einem Stopp. „Weiter, weiter“ ist mein Kommando an Pia. Sie sagt noch etwas, ich nehme aber nicht wahr, was sie meinte. Plötzlich ein knackendes Geräusch. Was war das? In diesem Moment schaltet es mir: die Klampe!! Das Segel konnte gar nicht einfahren! Ich löse sie, das Seil schnellt ein paar Zentimeter hindurch und das Segel ist lose. Aber der Einrollmechanismus bewegt sich nicht mehr. Uns (also mir) ist ein klassischer Anfängerfehler passiert mit dem Resultat: Antriebsstange gebrochen (siehe Bilder). Wir bergen das Segel von Hand auf die klassische Art (herunterlassen und auf dem Baum auffalten) und ankern in der Bucht.
Glück: Wir erkundigen uns telephonisch beim nächsten Hafen (einige Seemeilen vor Plymouth) nach einer Firma, welche uns beide Defekte reparieren kann. Wir erhalten eine Telefonnummer und rufen dort an. Obwohl Samstag ist, werden wir umgehend zurückgerufen und können unser Problem schildern. Der Man bestätigt, dass er das reparieren kann, aber vermutlich Teile bestellen muss, die ein paar Tage brauchen. Da wir ein paar Tage in Plymouth bleiben – kein Problem für uns. Als er hört, dass wir nach Plymouth wollen, rät er uns sofort, das ganze dort reparieren zu lassen, weil dort eine Vertretung unserer Besegelung ihren Geschäftssitz hat, direkt in der Marina. Perfekt für uns, die Reparatur kann ohne Umwege, direkt vor Ort, vom Spezialisten gemacht werden. Wir fahren weiter nach Plymouth, rufen dort am Montag früh an, und eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord. Super Unterstützung von beiden Firmen!!
Nach ein paar Tagen Pause mit diversen Landausflügen in Portsmouth fahren wir am 28.6. weiter in Richtung Southampton. Dort können wir unser EPIRB Gerät (das ist ein kleines Gerät, das bei Seenot via Satelliten einen Notruf absetzt mit genauer Position) mit unseren neuen Schiffsdaten programmieren lassen. Ein paar Seemeilen wieder in Richtung Meer liegt Hambel, ein kleines Dorf in einer Flussmündung, wo wir vom Hallberg-Rassy Vertreter UK (sehr empfehlenswerte Firma!) eine Revision/Inspektion unserer Gasanlage machen lassen, Ersatzteile für unterwegs abholen und eine Schiffsinstruktion durch den Fachmann geben lassen.
Danach geht’s am 30.6. weiter entlang der Englischen Südküste Richtung Westen
Ein paar Meilen weiter westwärts: unsere erste Übernachtung am Anker in einer einsamen Bucht
Der nächste Tag bringt uns den ersten Regen, den wir beim Segeln in England erleben. Kein Problem für Schiff und Mannschaft. Das Boot hat Freude am Wasser, und die Mannschaft bleibt trocken beim Wellenreiten.
Alle Dinge, die wir in Brighton am Schiff erledigen konnten, sind erledigt. Beim Hallberg Rassy Vertreter in England (Hamble, ein Hafen zwischen Portsmouth und Southampton) haben wir noch ein paar Sachen bestellt, die wir dann am 29. Juni abholen können. Deshalb haben wir uns nun auf unseren 1. Schlag (Etappe) gemacht und sind mit gutem Wind nach Portsmouth gesegelt. Hier bleiben wir bis am 27. Juni.
Wir werden oft gefragt, ob wir auch schon gesegelt sind, und wie sich das Schiff anfühlt: eine Kennerin der Materie hat nach dem folgenden Film geschrieben: „wie auf Schienen!“. Und genau so fühlt sich unser Schiff an: sehr gutmütig, etwas träge zwar, aber absolut präzise und einfach zu steuern. Einfache Arbeit für uns oder die beiden Autopiloten 🙂
Nun sind wir am Aufrüsten des Bootes mit ein paar Dingen, die uns für unsere Langfahrt wichtig sind. So zum Beispiel ein AIS-System (automatisches Identifikationssystem für Schiffe – damit erkennen sich alle Schiffe auf dem Meer und es ist auch möglich, von zu Hause aus zu sehen, wo die LUPINA gerade ist), oder eigene Stromversorgung, damit wir unterwegs nicht immer auf das Stromkabel angewiesen sind.
Das Umbenennen eines Schiffes ist nicht so einfach und es muss ein bestimmtes Ritual eingehalten werden, so dass die Meeresgötter uns gut gesinnt sind.
Schritt 1: Der alte Namen ist überall zu entfernen.
Schritt 2: Der alte Namen wird ertränkt. Dazu sind wir aufs Meer hinausgefahren, haben einen Gegenstand, auf dem der alte Namen stand ins Meer geworfen, und dann eine Flasche vom Lieblingsgetränk der Mannschaft langsam ins Kielwasser gegossen um die Schlange „Macoui“ betrunken zu machen. Mit 3 scharfen Rundwendungen haben wir dann der Schlange „Macoui“ symbolisch den Kopf abgetrennt und sie getötet. Der alte Name ist somit definitiv vom Schiff getrennt.
Schritt 5: nun erfolgt die eigentliche Taufe. Der Taufende sollte weiblich, nicht rothaarig und nicht schwanger sein, und keine grünen Kleider tragen. Pia ist perfekt geeignet dafür 🙂
Unser Tauftext lautete:
En Sägelyacht hämmer eus scho lang gewünscht!
Mer händ vili Schiff agluetet, du bisch es gsi, wo eus gfalle hät, mit dinere tolle Usstattig ond dinere Eleganz. Mer händ eus gfunde ond das macht eus glücklich!!
Bim Name für dich, hämmer vili Ideee gha. Aber irgendeinisch hämmer gspürt, dass din Name öppis mit eusere alte Heimat sell verbinde. Er muess wieblich sy und schön klinge.
«Lupina», die kleine Wölfin, de Name vo eusem Dorf Wölflinswil, isch d`Verbindig vo eusere alte zu de neue Heimat!!
Will du für die nächschti Zuekunft eusi Heimat bisch, wirsch du uf de Name tauft.
Liebs Schiff, mir taufe di uf de Name „Lupina“. Mir wünsche dir allzyt en gueti Fahrt und immer en handbreit Wasser unter dim Kiel!!
«hipp–hipp-hurra, hipp–hipp-hurra, hipp–hipp–hurra!»
Beim Zerschellen der Flasche ist der Korken unversehrt im Flaschenhals stecken geblieben. Ein gutes Zeichen – der Meeresgott Neptun freut sich darüber und ist uns gut gestimmt!
Wegen eines gesundheitlichen Vorfalles sind wir nun erst am 30.5. nach Brighton geflogen. In der Zwischenzeit haben wir uns definitiv auf der Yacht eingenistet und angefangen, uns mit den vielen neuen Dingen vertraut zu machen. Als erstes mussten die paar restlichen Habseligkeiten, die wir noch mitgebracht haben, ihren Ort finden. Das angelieferte neue Grosssegel wurde mit Hilfe des Riggers, Mike, in den Mast montiert. Mit dem schon vorhandenen Genua Segel sowie dem Kuttersegel ist das Rigg unseres Schiffes nun komplett.
Für alle, die immer wieder danach fragen: der Termin unserer Abreise steht fest. Am Samstag, 26.5.2018, fliegen wir mit je einem Handgepäck und einem Koffer nach Brighton.
Dort erwarten uns dann noch einige interessante Arbeiten (Boot taufen, AIS einrichten, Dinghi auspacken, prüfen und an Davids montieren, und viele andere spannenden Dinge), aber bald geht es dann los mit den ersten Törns.