Plymouth

Am 9. Juni erreichen wir Plymouth. Unterwegs haben wir die Firma angerufen, welche uns die Rollanlagen der Segel reparieren soll. Kurz darauf legen wir in der Queen Anne’s Battery Marina an und kaum eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord, der eine kurze Besichtigung des Schadens macht. Am späteren Nachmittag erhalten wir dann per Telefon eine grobe Kostenschätzung und eine Planung der Arbeiten. Das Grosssegel wir am kommenden Tag repariert – beim Vorsegel muss zuerst der Antrieb zerlegt und dann die Teile von Schweden bestellt werden. Wird Anfang der kommenden Woche. Kein Problem für uns, da wir sowieso „Kurzferien“ in der Schweiz geplant haben (Geburi Parties und Familienbesuche).

Am Tag nach unserer Ankunft ist der Antrieb im Grosssegel mit einem neuen Verbindungsstück repariert. So sieht es aus, wenn es intakt ist.
Verbringen die Wartezeit mit Landausflügen oder Arbeiten. Hier habe ich den Rettungsring beschriftet. Erklärung für Landratten: Der Rettungsring gehört zu den obligatorischen Sicherheitsausrüstungen auf einem Schiff. Unserer ist fix an der Bordreeling montiert. Ein Klettverschluss hält ihn in der gelben Schutzhülle. Das gelbe Seil auf der Roll ist etwa 50m lang. Es  ist auf der einen Seite am Ring, am anderen Ende fix am Schiff angemacht. Das orange Teil links neben Seilrolle ist eine Leuchte. Sie ist mit der weissen Leine ebenfalls am Ring montiert, fällt mit ihm ins Wasser und dreht sich so, dass die Leuchte nach oben steht und zu leuchten beginnt (wichtig in der Nacht). Fällt jemand über Bord muss sofort der Ring geworfen. Der Steuermann fährt dann mit dem Schiff in einem Kreis um die Person, bis diese das Seil und dann den Ring greifen kann.
Plymouth war und ist ein wichtiger Militärstützpunkt der Navy. Die Einfahrt in den Hafen ist schwer bewacht, hier ein Beispiel aus der Vergangenheit …
…. und hier ein neuzeitlicheres Abwehrsystem. Das abgebildete Modell haben wir real in Portsmouth gesehen. Im Hintergrund des Bildes ganz klein ein weiteres Kriegsschiff vor Anker in der Hafenmündung
Royal William Yard – eine der wenigen militärischen Anlagen, die im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurden. Damals hauptsächlich als Kasernen und Kommandozentrale, sind die meisten Gebäude heute zivil genutzt (feine Essrestaurants der gehoben Kategorie und teure Wohnungen mit perfekter Meersicht). Von hier gibt es eine Fährverbindung ins Stadtzentrum.
Zwischendurch immer wieder tolle Pubs, wirklich alt heimelig
Frittiertes Allerlei: Kartoffeln, Chicken, Zwiebelringe, Fisch, Knoblibrot, etc. als kleine Zwischenstärkung. Das Bier daneben ist natürlich nur Dekoration 🙂
Und zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung eine Gin Destillerie. Gin ist nebst Bier das populärste Getränk und es gibt den Gin in mindestens so vielen Sorten wie Bier. Er wird aus Wacholderbeeren zusammen mit unterschiedlich vielen Kräutern und Geschmacksträgern wie Zitrone, Orange und anderen Früchten gebraut.
In der Bar der Destillerie, welche öffentlich zugänglich ist, haben wir den Gin ausführlich gekostet
Und wer hat ihn erfunden – ein Mönch natürlich. Als das Kloster nicht mehr verwendet wurde hat ein geschickter Kaufmann namens Cortes 1763 darin die heutige Destillerie gegründet. Als im 2. Weltkrieg Plymouth von den Deutschen Bombern fast vollständig zerstört wurde, blieben aber dies Gebäude weitgehend unversehrt, was die Navy mit einem Telegramm freudig an ihre Schiffe  vermeldete: „gin factory remains intact – up and running“

Vom 13.-18.7. sind wir zu Besuch in der Schweiz. Vorausgesetzt die beiden Antriebsmotore für das Vorsegel sind eingetroffen und montiert geht es dann ab 19.7.2018 weiter westwärts.

Pech, Anfängerfehler und Glück

Pech: Beim Bergen der Segel vor einer Bucht zum Ankern bei schönsten Bedingungen (angenehmer Wind, fast keine Wellen) merken wir plötzlich, dass der Motor, welcher das vordere Segel einrollen sollte, Mühe bekommt, und schlussendlich blockiert. Zum Glück ist das Segel fast vollständig eingerollt, den Rest mache ich von Hand mit der Not-Dreheinrichtung. Mit etwas Muskelkraft geht das prima.

Rollmechanismus des Vorsegels mit 2 Motoren (graue Zylinder): der 1. Motor unten stieg wegen Salzwasser aus (Dichtung defekt) das hat einen Zahnriemen zerstört. Dieser wiederum wurde dem 2. Motor, der eigentlich noch funktioniert hätte, zum Verhängnis

Anfängerfehler: Noch in Gedanken beim Vorsegel und bereits am Überlegen, was das sein könnte, beginnen wir auch, das Hauptsegel zu bergen. Diese lässt sich ebenfalls elektronisch aufrollen in den Mast. Dazu muss der Steuermann einen Knopf drücken, und der Matrose (in diesem Fall war das ich) muss das Segelleine hinten lösen. Das geht einfach, indem ich das Seil von der Winsch (Drehtrommel, welche das Seil aufwindet und fest blockiert) nehme, die Festmacherklampe löse und es langsam nachgebe mit wenig Zug. Ein einfaches Manöver – wenn man den Kopf bei der Sache hat! War in diesem Moment aber leider nicht der Fall: ich habe vergessen die Klampe zu lösen, und das Seil, das sich lösen sollte, blieb fest fixiert. Ich beobachte das Segel und gebe Pia das Kommando „Segel ein“.  Wie beabsichtigt, beginnt es sich einzurollen, kommt dann aber zu einem Stopp. „Weiter, weiter“ ist mein Kommando an Pia. Sie sagt noch etwas, ich nehme aber nicht wahr, was sie meinte. Plötzlich ein knackendes Geräusch. Was war das? In diesem Moment schaltet es mir: die Klampe!! Das Segel konnte gar nicht einfahren!  Ich löse sie, das Seil schnellt ein paar Zentimeter hindurch und das Segel ist lose. Aber der Einrollmechanismus bewegt sich nicht mehr. Uns (also mir) ist ein klassischer Anfängerfehler passiert mit dem Resultat: Antriebsstange gebrochen (siehe Bilder). Wir bergen das Segel von Hand auf die klassische Art (herunterlassen und auf dem Baum auffalten) und ankern in der Bucht.

Der Rollmechanismus im Grossegel ist gebrochen
Das defekte Teil ausgebaut – da habe gewaltige Kräfte gewirkt

Glück: Wir erkundigen uns telephonisch beim nächsten Hafen (einige Seemeilen vor Plymouth) nach einer Firma, welche uns beide Defekte reparieren kann. Wir erhalten eine Telefonnummer und rufen dort an. Obwohl Samstag ist, werden wir umgehend zurückgerufen und können unser Problem schildern. Der Man bestätigt, dass er das reparieren kann, aber vermutlich Teile bestellen muss, die ein paar Tage brauchen. Da wir ein paar Tage in Plymouth bleiben – kein Problem für uns. Als er hört, dass wir nach Plymouth wollen, rät er uns sofort, das ganze dort reparieren zu lassen, weil dort eine Vertretung unserer Besegelung ihren Geschäftssitz hat, direkt in der Marina. Perfekt für uns, die Reparatur kann ohne Umwege, direkt vor Ort, vom Spezialisten gemacht werden. Wir fahren weiter nach Plymouth, rufen dort am Montag früh an, und eine Stunde später ist ein Mechaniker an Bord. Super Unterstützung von beiden Firmen!!

Von Portsmouth westwärts bei schönstem Wetter

Nach ein paar Tagen Pause mit diversen Landausflügen in Portsmouth fahren wir am 28.6. weiter in Richtung Southampton.  Dort können wir unser EPIRB Gerät (das ist ein kleines Gerät, das bei Seenot via Satelliten  einen Notruf absetzt mit genauer Position)  mit unseren neuen Schiffsdaten programmieren lassen. Ein paar Seemeilen wieder in Richtung Meer liegt Hambel, ein kleines Dorf in einer Flussmündung, wo wir vom Hallberg-Rassy Vertreter UK (sehr empfehlenswerte Firma!) eine Revision/Inspektion unserer Gasanlage machen lassen, Ersatzteile für unterwegs abholen und eine Schiffsinstruktion durch den Fachmann geben lassen.

Hamble – ein wunderschönes Dorf vor Southampton
Von der Marina ins Dorf zum Einkaufen 15 Minuten durch einen dichten Wald …
… ein schöner Wanderweg, ab und zu mit Aussicht auf den River Hamble
Hier gibt es eine kleine Fähre auf die andere Uferseite – deutlich erkennbar an der rosa Farbe

Danach geht’s am 30.6. weiter entlang der Englischen Südküste Richtung Westen

Lymington, unser nächster Halt
Die Hauptstrasse von Lymington

Ein paar Meilen weiter westwärts: unsere erste Übernachtung am Anker in einer einsamen Bucht

Weymouth: zur Einfahrt in die Marina wird eine Brücke hochgezogen, dann geht’s in langsamer Fahrt an vielen Pub’s vorbei …
… und entlang am idyllischen Hafenquai
Weymouth hat einen Sandstrand wie an der Rivierea – oder Copacabana in England
Seglerleben – mitten in der Stadt
und daneben der Fischeralltag
am Abend: der Segler stärkt sich in einem traditionelle Hafenpub

Der nächste Tag bringt uns den ersten Regen, den wir beim Segeln in England erleben. Kein Problem für Schiff und Mannschaft. Das Boot hat Freude am Wasser, und die Mannschaft bleibt trocken beim Wellenreiten.

Hier klicken zum Wellenreiten

Vor Anker im Lyme Regis. Als wir vom Landausflug zurück wollen, müssen wir die Lupina im Nebel suchen
Bei Brixham vor Anker und mit dem Dinghi (Gummiboot) in den Hafen
Brixham: von dieser Hafenstadt aus sind die ersten Trawler (Fischerboote, die ein Fischnetz am Meeresboden entlang ziehen) gestartet.
altes Segelschiff im Hafen von Brixham
unterwegs nach Salcombe
Am Anker vor Salcombe. Das Interessante hier: im Fluss herrschen starke Gezeitenströmungen. Diese drehen das Schiff ganz anders, wie es der Wind machen würde.
Idylle in Salcombe bei Flut. Bei Ebbe liegen hier alle Schiffe auf Grund und der Fluss ist nur noch ein kleines Rinnsal. Unser Ankerplatz ist etwas weiter flussabwärts, wo das Wasser auch bei Ebbe mehr als 2 Meter tief ist
Salcombe: da alle Segler mit dem Dinghi an Land kommen, kann dies zu leichten Problemen führen: welches ist nun unser Dinghi??

Von hier aus geht es nun weiter in Richtung Plymouth, unserem nächsten Reiseziel, wo wir dann ein paar Tage „Landurlaub“ machen wollen.

Unser 1. Schlag: von Brighton nach Portsmouth

Alle Dinge, die wir in Brighton am Schiff erledigen konnten, sind erledigt. Beim Hallberg Rassy Vertreter in England (Hamble, ein Hafen zwischen Portsmouth und Southampton) haben wir noch ein paar Sachen bestellt, die wir dann am 29. Juni abholen können. Deshalb haben wir uns nun auf unseren 1. Schlag (Etappe) gemacht und sind mit gutem Wind nach Portsmouth gesegelt. Hier bleiben wir bis am 27. Juni.

Früher Start in Brighton – wunderbare Morgenstimmung
rund 9 Stunden und 44sm später: die Einfahrt und Skyline von Portsmouth
Portsmouth, der wichtigste Marine Hafen von Grossbritannien, mit alten Schiffen (HMS Victory, eines der berühmtesten Kriegsschiffe) ….
… und daneben ein top moderner Flugzeugträger der Navy
Bei Ebbe im Schlamm …. (im Hintergrund ein weiteres altes Kriegsschiff, die HMS Warrior)
…. und bei Flut im Wasser

Segeln vor Brighton

Wir werden oft gefragt, ob wir auch schon gesegelt sind, und wie sich das Schiff anfühlt: eine Kennerin der Materie hat nach dem folgenden Film geschrieben: „wie auf Schienen!“. Und genau so fühlt sich unser Schiff an: sehr gutmütig, etwas träge zwar, aber absolut präzise und einfach zu steuern. Einfache Arbeit für uns oder die beiden Autopiloten 🙂

Link zu Film

   

Jetzt geht’s ans Aufrüsten

Nun sind wir am Aufrüsten des Bootes mit ein paar Dingen, die uns für unsere Langfahrt wichtig sind. So zum Beispiel ein AIS-System (automatisches Identifikationssystem für Schiffe – damit erkennen sich alle Schiffe auf dem Meer und es ist auch möglich, von zu Hause aus zu sehen, wo die LUPINA gerade ist), oder eigene Stromversorgung, damit wir unterwegs nicht immer auf das Stromkabel angewiesen sind.

Solar Paneelen auf dem Cockpitdach
Windgenerator und Satellitenempfänger werden ausgepackt und vormontiert
Davids (= Halterung für Gummi-Beiboot), Satellitenempfänger  (weisser Dom) mit Kranhalterung für Aussenbordmotor, Windgenerator (mit wirklich sehr leisen Rotorblättern)
Teakholzpflege muss auch sein
Zwischendurch: Waschtag auf der Lupina
Nach der Arbeit: Erholung am Strand ….
… oder Spaziergang durch Brighton mit tollen Pubs …
… und der schönen Strandpromenade …
… und wieder zurück in ein Pub mit langer Tradition

Dankeschön!

Vielen herzlichen Dank für die guten Wünsche und die tollen Geschenke, die wir von euch bei der Verabschiedung entgegen nehmen durften. Wie gewünscht, öffnen wir einige davon erst jetzt (bei der Büchse sind wir noch am Üben 🙂 )

Schiffstaufe

Das Umbenennen eines Schiffes ist nicht so einfach und es muss ein bestimmtes Ritual eingehalten werden, so dass die Meeresgötter uns gut gesinnt sind.

Schritt 1: Der alte Namen ist überall zu entfernen.
Schritt 2: Der alte Namen wird ertränkt. Dazu sind wir aufs Meer hinausgefahren, haben einen Gegenstand, auf dem der alte Namen stand ins Meer geworfen, und dann eine Flasche vom Lieblingsgetränk der Mannschaft  langsam ins Kielwasser gegossen um die Schlange „Macoui“ betrunken zu machen.  Mit 3 scharfen Rundwendungen  haben wir dann der Schlange „Macoui“ symbolisch den Kopf abgetrennt und sie getötet. Der  alte Name ist somit definitiv vom Schiff getrennt.

In einem 3. Schritt wird der Neptun mit einem guten Schluck vom Lieblingsgetränk der Crew, steuerbordseitig über die Reeling gekippt,  positiv gestimmt
Im 4. Schritt wird der alte Name verabschiedet und vom Schiff gewaschen. Dazu wird eine Flasche Sekt vom Bug aus über die Planken gegossen bis zum letzten Tropfen, ganz würdevoll.

Schritt 5: nun erfolgt die eigentliche Taufe. Der Taufende sollte weiblich, nicht rothaarig und nicht schwanger sein, und keine grünen Kleider tragen. Pia ist perfekt geeignet dafür 🙂

Unser Tauftext lautete:
En Sägelyacht hämmer eus scho lang gewünscht!
Mer händ vili Schiff agluetet, du bisch es gsi, wo eus gfalle hät, mit dinere tolle Usstattig ond dinere Eleganz. Mer händ eus gfunde ond das macht eus glücklich!!
Bim Name für dich, hämmer vili Ideee gha. Aber irgendeinisch hämmer gspürt, dass din Name öppis mit eusere alte Heimat sell verbinde. Er muess wieblich sy und schön klinge.
«Lupina», die kleine Wölfin, de Name vo eusem Dorf Wölflinswil, isch d`Verbindig vo eusere alte zu de neue Heimat!!
Will du für die nächschti Zuekunft eusi Heimat bisch, wirsch du uf de Name tauft.
Liebs Schiff, mir taufe di uf de Name „Lupina“. Mir wünsche dir allzyt en gueti Fahrt und immer en handbreit Wasser unter dim Kiel!!
«hipp–hipp-hurra, hipp–hipp-hurra, hipp–hipp–hurra!»

Die Taufpatin Pia zerschlägt die obligate Flasche Champus am Bug

Beim Zerschellen der Flasche ist der Korken unversehrt im Flaschenhals stecken geblieben. Ein gutes Zeichen – der Meeresgott Neptun freut sich darüber und ist uns gut gestimmt!

Erst jetzt darf die Schweizer Fahne gesetzt werden.


Der Abschluss der Zeremonie: ein Festessen!!

Einzug auf das Schiff

Wegen eines gesundheitlichen Vorfalles sind wir nun erst am 30.5. nach Brighton geflogen. In der Zwischenzeit haben wir uns definitiv auf der Yacht eingenistet und angefangen, uns mit den vielen neuen Dingen vertraut zu machen. Als erstes mussten die paar restlichen Habseligkeiten, die wir noch mitgebracht haben, ihren Ort finden. Das angelieferte neue Grosssegel wurde mit Hilfe des Riggers, Mike, in den Mast montiert. Mit dem schon vorhandenen Genua Segel sowie dem Kuttersegel ist das Rigg unseres Schiffes nun komplett.

Unser letztes Gepäck
Das neu Grosssegel wird in den Rollmechanismus eingezogen
Grosssegel gesetzt – es steht perfekt im Wind!
Für uns Bürolisten: ein Büro an Bord darf nicht fehlen 🙂

Flug Brighton einfach gebucht

Für alle, die immer wieder danach fragen: der Termin unserer Abreise steht fest. Am Samstag, 26.5.2018, fliegen wir mit je einem Handgepäck und einem Koffer nach Brighton.

Dort erwarten uns dann noch einige interessante Arbeiten (Boot taufen, AIS einrichten, Dinghi auspacken, prüfen und an Davids montieren, und viele andere spannenden Dinge), aber bald geht es dann los mit den ersten Törns.