Mit neuer Energie nach Kadavu

10.-28.6.2024

Als wir den letzten Bericht am Freitagabend geschrieben haben, waren wir noch nicht sicher, ob es klappen wird. Ravi hatte uns zwar zugesagt, dass er am Montag mit der Arbeit beginnen werde. Aber wir sind in Fiji, und hier hat das Wort Zeit eine ganz andere Bedeutung. Hat man in unserer Heimat immer zu wenig davon, gibt es in Fiji so viel Zeit, dass man sie gar nicht mehr beachtet. Aber es klappt! Ravi erscheint im Laufe des Montag Vormittages mit allen benötigten Geräten für den Umbau von Blei-Säure Batterien auf moderne Lithium Batterien (LiFePO4).

Unsere alte Service Batterie Bank, bestehend aus sechs 6Volt Batterien, von denen jede rund 35 Kilogramm schwer ist.
Der Ausbau der alten Batterien verläuft zügig und schnell. Gemeinsam entscheiden wir, wie wir die neue Anlage am optimalsten in die leere Batteriebox unterbringen wollen.
Ravi, der Elektrotechniker mit eigener Firma (Revmarine), platziert die ersten Geräte und deren Verkabelungen.
Am Mittwochmorgen, nach 15 Stunden Arbeit, ist der Umbau abgeschlossen. Unsere neue Service Batterien sind nun viel kleiner und leichter (2 Batterien zu je 25kg), die ganze Anlage aber einiges komplexer. Wer genaueres über unsere Anlage wissen will, dem empfehle ich unser nächstes Video #77 (ab 6.7.2024 aufgeschaltet) oder beantworte gerne entsprechende Anfragen direkt an mich.
Der ganze Umbau hat uns umgerechnet rund 5’400 CHF gekostet (Material, Arbeit). Dazu kommen Versandkosten von Neuseeland nach Fiji. Diese waren mit rund 800 CHF überraschend hoch, wurde aber mit «Gefahrengut» begründet. Ebenfalls überraschend: die benötigten Zusatzaggregate und Kabel waren fast gleich teuer wie die Batterien selber. Also nicht ganz billig, aber die modernen Batterien stellen definitiv eine Aufwertung unserer Lupina dar.

Wir sind sehr zufrieden mit der Ausführung der Arbeiten und sind froh, dass schlussendlich alles so gut geklappt hat. Bei der Wegfahrt aus der Marina dann aber eine kleine negative Überraschung: unser Bugstrahlruder funktioniert nicht mehr. Als ich unser Problem am nächsten Aufenthaltsort, zurück in der Vuda Marina, einem befreundeten Segler schildere, bringt er mich gleich auf den richtigen Pfad: unser Bugstrahlruder zieht offenbar so viel Anfahrstrom, dass der Batterieschutz eingreift. Ein kurzes Mail an den Batterielieferanten in Neuseeland und Ravi bestätigt die Vermutung. Noch sind wir nun am Abklären, ob eine andere Einstellung der Überwachungsgeräte das Problem lösen könnte, oder ob wir die Stromversorgung des Bugstrahlruders umhängen müssen auf die Starterbatterie, eine traditionelle Blei-Säure Autobatterie.

Zum Glück brauchen wir das Bugstrahlruder fast nie. So bremst es uns nicht ein und wir können unsere weiteren Segelpläne ohne Einschränkung weiter schmieden. Bei einem unserer nächsten Aufenthalte in der Marina werden wir das Problem dann beheben. Wir füllen unseren Proviant wieder auf und studieren die Wetterentwicklung in den nächsten Tagen.

Wir haben Glück! Es weht zurzeit ein konstanter Nordostwind. Nicht ungewöhnlich, aber trotzdem selten. Wir haben nun schon zweimal vergeblich versucht, das Archipel von Kadavu anzulaufen. Wetterbedingt mussten wir das Vorhaben immer abbrechen. Nun scheint es zu klappen und wir planen die im Bild eingezeichnete Strecke.
Gesagt – getan! Am Nachmittag des 16. Juni verlassen wir die Vuda Marina, übernachten in der Momi Bay (noch auf der Hauptinsel) und segeln dann die 90 Seemeilen nach Kadavu am folgenden Abend in einer Nachtfahrt. Bei herrlichem Wetter und guter Sicht erreichen wir unser Ziel. Da wir noch etwas früh dran sind, die Sonne ist erst gerade aufgegangen, drehen wir bei und frühstücken gut gelaunt noch auf dem offenen Meer draussen.
Unser Ankerplatz beim Dorf Vunisea gleich neben dem Flughafen der Hauptinsel Kadavu. Lupina liegt als einziges Schiff in der Bucht etwas weiter draussen (nicht auf dem Bild)
Bunte Farben prägen das Schulareal von Vunisea.
Auf der Hauptinsel Kadavu gibt es zwar vereinzelt Strassenverbindungen zwischen den Hauptdörfern, aber Haupttransportmittel ist und bleibt das Boot.
Unsere Segel Route im Kadavu Archipel. Nach Osten hin sind die Inseln durch das viertgrösste Barrier Riff der Welt, dem Great Astrolabe Reef, gut vor dem Heranstürmen der mächtigen Pazifikwellen abgeschirmt. Unseren ersten Ankerplatz haben wir so gewählt, dass wir ihn auch bei schlechtem Wetter hätten anlaufen können. Für die weiteren Ankerplätze bedarf es guter Sicht, weil die Einfahrten gespickt sind von Korallenfeldern und Bommies (Korallenköpfe).
Beim kleinen Dörfchen Vunisei, unserem nächsten Ankerplatz an der Nordküste von Kadavu, liegen wir absolut ruhig und gut geschützt in einem Mangrovenwald. Über unsere Köpfe, von den umliegenden Bergen gut abgeschirmt, weht ein kräftiger Wind.
Auf der Insel Ono ankern wir in einer tief eingeschnittenen, zum Ufer hin langsam flach auslaufenden Bucht. Das Anlanden mit dem Dinghi muss gut mit Ebbe und Flut abgestimmt werden. Wir planen unseren Landausflug bei auslaufender Flut, rund 2 Stunden vor Erreichen der Ebbe. Nach etwa 4 Stunden erreicht das wieder ansteigende Wasser dann etwa das gleiche Niveau. Kommen wir später zum Dinghi zurück, müssen wir durch das Wasser waten. Sind wir früher, müssen wir es weit bis zum Wasser tragen.
Wir übergeben dem Headman (der Chief ist leider gerade im Nachbardorf) unser Sevusevu (Kava Bündel, Höflichkeitsgeschenk mit dem man um Erlaubnis bittet, hier an Land gehen zu dürfen und sich im Dorf umzuschauen). Seine Frau, Marida, zeigt uns dann das 70 Seelendorf. Eine eigene Schule gibt es keine. Die Kinder werden am Sonntagabend mit Booten auf eine Nachbarinsel gefahren, wo sie die Schule besuchen und bei Verwandten oder Bekannten wohnen können. Am Freitagabend kehren sie dann für das Wochenende mit Booten wieder nach Hause zurück.
Marida führt uns zu einer heissen Quelle und sammelt unterwegs braune Kokosnüsse für uns.
Wir haben nun schon oft zugeschaut, wie die Kokosnüsse aus ihrer äusserst robusten Pflanzenschale geschält werden. Aber so schnell und geschickt wie Marida das macht, haben wir es selten gesehen.
Als wir Marita fragen, ob auch wir etwas für sie tun können, bittet sie uns mit leuchtenden Augen darum, einmal ein Segelboot aus der Nähe anschauen zu dürfen. Machen wir doch! Wir transportieren sie in unser Dinghi. Marida fühlt sich sichtlich unwohl darin, denn es schaukelt viel mehr, als die Boote, welche sie gewohnt ist. Auch die Bewegungen im geschlossenen Raum des Schiffes sind ihr etwas mulmig.
Abendstimmung am Ankerplatz in Ono …
… natürlich mit dem obligaten Sun-Downer
Nach 2 Tagen auf Ono segeln wir weiter zu einer kleinen Insel, welche direkt nördlich an Ono anschliesst. Vurolevu ist viel besuchter Schnorchel- und Tauchspot wegen seiner Mantas und Riff Haie. Auch hier finden wir einen völlig leeren Ankerplatz vor und können uns das beste Plätzchen frei aussuchen. Der Strand ist fantastisch!
Wir freuen uns sehr darauf, endlich mal die riesigen Mantarochen aus der Nähe beobachten zu können. Leider sehen wir trotz viel Zeit im Wasser keinen Einzigen. Ausbeute unserer Unterwasser Safaris bleiben ein riesig grosser Weissspitzenhai (leider zu schnell für die Kamera) und viele bunte Korallen und kleinere Fische.
Nach 2 Tagen gehen wir Anker hoch und verlassen Vurolevu in Richtung unserem letzten Ankerstopp: Dravuni Island
Die längliche Insel von Dravuni ist rund 2 Kilometer lang und maximal 500 Meter breit. Sie verfügt über wunderschöne Sandstrände. Wie schon auf allen bisherigen Ankerplätzen ist auch hier die Lupina das einzige Schiff vor der Küste.
Zu unserem grossen Erstaunen finden wir sehr gut gepflegte und perfekt unterhaltene Wanderwege an. Einer führt zum höchsten Punkt der Insel und dann die ganze Länge der Insel entlang auf dem Bergkamm. Hier sind wir auf dem Anstieg zum Gipfel.
In unserem Rücken der wunderschöne Ankerplatz und unsere Lupina.
Lupina am Anker vor Dravuni.
Tolle Aussicht in Richtung Great Astrolabe Reef (hellere Linie am Horizont)
Das schöne Wetter, die tolle Aussicht, die fantastische Natur macht es aus: happy wife – happy life
Vom Gipfel aus wandern wir die 2 Kilometer dem Bergkamm entlang zum nördlichen Ende der Insel. Wir befinden uns nun über dem Dorf und geniessen einen anderen Blickwinkel auf den Ankerplatz.

Wir könnten noch mehr Zeit im spannenden Archipel Kadavu verbringen, aber die Zeit drängt. Am 5. Juli erwarten wir Besuch: Pia’s Tochter Angi und ihr Lebenspartner Ralf haben ihre Koffer gepackt und freuen sich auf fast 3 Wochen Südsee Feeling. Also müssen wir den nun vorherrschenden Südostwind nutzen und uns von Dravuni verabschieden. Die Distanz zum nächsten Ziel an der Ostküste von Viti Levu beträgt rund 65 Seemeilen. Die Einfahrt ins dortige Riff zum Ankerplatz ist knifflig. Wir entscheiden uns für eine Nachtfahrt, so dass wir am nächsten Morgen ohne Zeitdruck den Ankerplatz anfahren können. Die Wettervorhersage lässt uns auf eine gemütliche Nachtfahrt freuen. Wie schon oft, wird es auch diesmal anders. Statt sanftem Wind von schräg hinten, haben wir eine steife Briese fast auf der Nase. Das wäre an und für sich nicht gross störend. Aber, was uns wirklich zu schaffen macht, sind die sehr kurzen, 2 Meter hohen Wellen, die aus allen Richtungen auf uns zuschiessen und die Lupina (und damit vor allem auch uns) kräftig durchschüttelt. Heute, Freitagmorgen 28.6.2024, sind wir nach einer schlaflosen Nacht bei starkem Regen sicher auf der kleinen Insel Leleuvia angekommen. Nach dem ersehnten Frühstück schreibe ich anstelle von Ausruhen den Bericht fertig und hoffe auf ein gutes Internet. Danach geht es an Land.

Die Weiterfahrt vom Osten entlang der Nordseite von Viti Levu zurück in den Westen verspricht viel Spannung und Nervenkitzel: dieser Bereich der Insel ist mit vielen Untiefen und gefürchteten Riffen gespickt.

Ob wir die geplante Strecke so absolvieren können, und was wir auf der Fahrt so alles erleben? Mehr dazu im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.

Fiji – Lupina wieder auf dem Wasser

13. Mai bis 8. Juni 2024

Einen Tag später als geplant stechen wir am Montag, 13.5.2024, von der Vuda Marina aus in See. Starker Wind hat uns am Vortag noch davon abgehalten. Nicht, dass es nicht möglich gewesen wäre. Aber nach gut sechsmonatiger Segelpause wollten wir nicht gleich unter erschwerten Bedingungen los.

Ein guter Entscheid, denn heute herrscht Sonnenschein und eine gemütliche Brise, die uns zur in der Segelwelt berühmten Musket Cove trägt. Ein gut geschützter Ankerplatz erwartet uns, und endlich wieder glasklares Wasser, das uns zum Schnorcheln einlädt.

Musket Cove befindet sich auf der Insel Malolo, auch bekannt als Plantageninsel. Sie liegt 20 Kilometer westlich von Fijis Hauptinsel Viti Levu. Malolo ist das Tourismuszentrum der Mamanuca-Inseln und besteht heute aus vier Resorts, mehreren Wohnhäusern, einem Yachthafen und einem Golfplatz.

Ein Häuptling verkaufte die unbewohnte Insel 1872 an einen ausländischen Investor zum Baumwollanbau. Der Baumwollanbau entwickelte sich aber nicht wie gewünscht, und in der Folge wechselte die Insel mehrmals den Besitzer. Im November 1891 verpachtete der neue Inhaber die Insel für 70 Jahre an die chinesische Familie Wong Ket, die erfolgreich Kokospalmen anpflanzte und Kopra erntete. In den frühen 1960er Jahren kamen die heutigen Besitzer ins Spiel. Die Kokosplantage wurde weitergeführt, aber neu kam nun der Tourismus auf die Insel. Heute gibt es vier Resorts auf der Insel, von denen jedes seinen Charme hat.

Das wohl bekannteste Resort ist Musket Cove, das 1975 mit zwölf Buren (Bungalows) eröffnet wurde.
Wir geniessen es, unserer Entdeckerlust wieder einmal freien Lauf zu lassen. Es gibt zwar anfänglich einen Wanderweg, der verliert sich aber schnell in der üppig wachsenden Vegetation.
Aussicht auf einer kleinen Anhöhe in Richtung Aussenriff, mit Lupina vor Anker im ruhigen Wasser (Bildmitte)
Etwas zum Schmunzeln: eine Instruktion für Fussgänger, welche die Flugpiste der Insel überqueren wollen: luege – loose – laufe! (deutsch: gucken – horchen – gehen)
Wir verlegen in die Momi Bay, eine südliche Bucht auf der Hauptinsel. Endlich wieder am Anker den Sonnenuntergang geniessen. Nach Westen sieht es so aus, …
… nach Osten so, ebenso fantastisch schön.
Bei der Wegfahrt von Denarau, wo wir die Anzahlung für die Batterien geleistet haben, ereilt uns eine Panne: der Rollmechanismus (Furler) des Vorsegels, der Genua, steigt aus. Zuerst bemerken wir, dass er viel langsamer läuft, wie normal, dann bleibt er stehen. Vor Anker in der Momi Bay beginnen wir sofort mit der Ursachenanalyse. Eine Kontrolle der Sicherungen bringt keine Antwort zur Frage, warum der Furler nicht mehr dreht. Eine Messung des Stromes zeigt, dass bis zum Eingang in den Furler Strom vorhanden ist. Um weiter zu untersuchen, ob es im Furler drin einen Stromunterbruch gibt, oder ob allenfalls beide Motoren gleichzeitig ausgestiegen sind (was eher unwahrscheinlich ist), beginnen wir am geschützten Ankerplatz mit der Zerlegung. Die Seite mit den Elektromotoren sieht gut aus …
… aber auf der Seite des Antriebes kommt Wasser raus, als wie den Deckel lösen. Bis zur roten Linie sieht man eine Wasserstands-Linie. Gut möglich also, dass ein Stromkabel im Wasser lag und durchkorrodiert ist. Leider kann ich das System nicht weiter zerlegen, da mir das Werkzeug fehlt, die Zahnräder abzuziehen. Die Reparatur muss warten, bis wir nächstes Mal in einer Marina sind.
Nächster Tag – perfektes Wetter. Wir Segeln weiter südostwärts der Hauptinsel entlang zu einer kleinen Insel Yanuca. Der Wind hat aufgefrischt aber auf der Leeseite der Insel liegen wir gut geschützt im klaren Wasser. Das Tauchen des Ankers macht richtig Freude.

Nach 3 Tagen vor Yanuca gehen wir Anker hoch und verlegen weiter ostwärts. Das Wetter ist schlechter geworden. Es ist meist stark bewölkt und ab und zu regnet es. Wir haben deshalb unsere Landausflüge nur auf den Strandbereich beschränkt. Für die Weiterfahrt zur nächsten Insel Beqa haben wir Tracks von anderen Schiffen. Die Sicht wäre meist zu schlecht, um allenfalls Korallenköpfe aus der Distanz rechtzeitig zu sehen. Aber mit Satellitenbildern, einem genauen GPS und den Aufzeichnungen anderer Segler trauen wir uns die rund 2-stündige Weiterfahrt zu.

Den Ankerplatz in der Malumu Bay auf Beqa erreichen wir problemlos – leider findet ihn auch der Regen. Der Wetterbericht sagt nichts Gutes voraus: alle Programme, die wir konsultieren, zeigen nur eines: Regen – Regen – Regen
48 Stunden Dauerregen.
Eine gute Gelegenheit, einmal die notorischen Leckage-Stellen im Bootsdach zu suchen, die sich sporadisch immer wieder mit Wasserflecken bemerkbar machen. In diesem Fall hilft ein Nachziehen der Schrauben der Umlenkrolle für die Aushole-Leine des Grossegels. Natürlich sind diese gut versteckt unter dem Dachhimmel im hinteren Bord WC.

Wir haben im letzten Bericht geschildert, dass wir nach unserer Rückkehr auf die Lupina mehrere Wochen mit Unterhaltsarbeiten beschäftigt waren, und dass nun alles abgeschlossen sei. Nun, etwas fehlt noch: wir wollen unsere Energieversorgung aufpeppen mit Lithium-Batterien.

Ein Schiff hat meistens 2 Batteriebanken. Das eine ist eine ganz normale Autobatterie für das Starten des Motors. Das andere (im Bild) ist die sogenannte Servicebatterie, auch Hausbatterie genannt. Diese versorgt alle Stromverbraucher an Bord mit, in unserem Falle, 12 Volt Strom. Unsere Servicebatterie besteht aus insgesamt 6x 6 Volt Batterien zu je 250Ah. Von denen sind immer 2 in Serie geschaltet zu einem 12 Volt Paket. Parallel geschaltet ergeben dann diese 3x 12 Volt Pakete eine totale Kapazität von 750Ah – alles klar?

Unsere traditionellen Blei-Säure Servicebatterien sind in die Jahre gekommen und verlieren langsam ihre Kapazität. Das Aufladen geht immer länger – und immer schneller fällt die Spannung zusammen. Zeit für einen Wechsel. Nach längerem Abwägen haben wir uns entschieden, ein Upgrade auf Lithium vorzunehmen. Über Vor- und Nachteile eines solchen Upgrades gibt’s unzählige Artikel in Fachzeitschriften. Wir haben uns vor allem bei anderen Seglern erkundigt, welche kürzlich Batterien gewechselt haben. Darunter gibt es einige richtig gute Fachleute. An dieser Stelle möchte ich mich bei Reto von der SY Shi Shan bedanken, der mir durch seine Blog Einträge und persönliche Mails wertvolle Ratschläge und Hilfestellung gegeben hat.

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung war für uns die Sicherheit. Man hört und liest viel über Unfälle mit Lithium Batterien, vor allem Brände von Autos werden immer wieder gerne von Elektromobilgegnern ins Netz gestellt. Wir haben aber gelernt, dass die Lithium Batterien für die Marine Anwendung sogenannte Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4) Batterien sind. Dieser Typ von Lithium Batterien gilt in der Industrie als sehr sicher. Trotz intensiver Suche sind wir bei unseren Abklärungen auf keinen einzigen Fall gestossen, bei dem es wegen der LiFePO4 Batterien auf einem Schiff zum Brand gekommen ist. Sämtliche namhaften Zertifizierungsgesellschaften haben diese Batterietypen für die Anwendung auf Schiffen frei gegeben.

Die Auswahl der richtigen Produkte und der weiteren benötigten Geräte für das Upgrade war ziemlich mühsam. Über einen Lieferanten in Neuseeland und seinen lokalen Vertreter hier in Fiji haben wir aber in einem sehr langwierigen Prozess nun endlich die Spezifikationen festgelegt. Um eine Bestellung aber schlussendlich in die Wege zu leiten, mussten wir 50% der Investition in bar anzahlen. Eine Bankzahlung war nicht möglich, weil für unsere Schweizer Banken die Währung FJD (Fiji Dollar) einfach nicht existiert. Wir mussten also nochmals zurück auf die Hauptinsel, um dem lokalen Vertreter die Anzahlung persönlich zu überreichen. Das war der Grund, weshalb wir von Musket Cove zuerst noch nach Denarau fuhren, bevor es weiter in den Süden ging. Macht nichts – wir haben Zeit. Die Bestellung ist nun in Auftrag und die Auslieferung für Mitte Juni vorgesehen.

Trotz des Dauerregens auf Beqa sind wir noch optimistisch. Wir haben noch genügend Lesestoff auf dem Schiff und bisher war das Wetter meist eh nicht so, wie vorausgesagt. Aber diesmal sollte es stimmen. Auch in den nächsten Tagen prasselt ein Dauerregen auf die Lupina, meist als feiner, aber sehr intensiver Nieselregen. Das Positive daran: die von mir abgedichteten Stellen, wo wir Wasser ins Boot bekamen, sind nun alle dicht! Juhuii!

Nach 3 weiteren Tagen sieht der Wetterbericht immer noch katastrophal aus. Für unsere geplante Weiterfahrt zur Insel Kadavu, 40 Seemeilen südlich von uns, brauchen wir den geeigneten Wind und vor allem für die Ankunft dann gute Sicht, da es auch wieder viele Riffe und Korallen gibt. Die Windvorhersage ist aber deprimierend. Für die nächsten 6 Tage ist starker Südwind um die 20-25 Knoten angesagt. Die Wellen bauen sich von Tag zu Tag mehr auf. Zudem weiterhin dicke Wolken mit viel Niederschlag.

Zum wiederholten Mal sehen wir uns in Fiji nun gezwungen, unseren Segelplan anzupassen. Schweren Herzens entscheiden wir, auf Kadavu zu verzichten und uns stattdessen der Südküste von Viti Levu entlang auf die Leeseite der Hauptinsel zu verziehen. Dort soll es angeblich noch ein paar verwaiste Sonnenstrahlen geben. Die gelbe, durchgezogene Linie zeigt unsere Fahrt bis zum Umkehr-Entscheid, die gelbe, gestrichelte Linie war die geplante Route und die rote Linie ist die nun gewählte Rückfahrt.

Die Stimmung an Bord ist kurzzeitig wie das Wetter – düster. Aber nur für kurze Zeit. Soeben erhalten wir ein Mail, das uns informiert, dass die Lithiumbatterien ein Frachtschiff früher kommen und somit eine Woche eher in Fiji sind. Am 28. Mai verlassen wir ohne Regen aber bei stark bewölktem Himmel die Insel Beqa und setzen über in die Bay von Somosomo auf der Hauptinsel. Dort liegen wir gut geschützt vor dem immer grösser werdenden Schwell sehr ruhig und wettern die nächste Regenfront ab.

Nach 2 weiteren düsteren Tagen bessert sich endlich auch das Wetter wieder und die Sonne ist zurück. Der Wind bläst kräftig, und baut über die kommenden Tage grosse Wellen auf. Da wir jetzt mit Wind und Welle segeln, ist es trotzdem komfortabel auf der Lupina. Wir segeln bei diesen Verhältnissen aber nur mit einem Segel – meist der Fock. Nur wenn der Wind platt von hinten kommt steht das gereffte Grosssegel besser.
Die nächste Bucht, Cuvu Harbour, kennen wir bereits von der Hinfahrt. Hier gibt es ein Resort (der aber nur Hotelgästen Zutritt gewährt) und Zugang zu einem Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten. Im Dorfzentrum bieten die Frauen Früchte und frisches Gemüse feil. Kommt gerade rechtzeitig für unsere allmählich leere Bordküche.
Weiter geht’s bei immer noch starkem Wind (25-30 Knoten) bis zur kleinen Likuri Insel. Die ganze Insel ist ein wunderschönes, weil natürlich angelegtes Resort. Die Insel ist auch bekannt unter dem Namen Robinson Crusoe Insel – und so präsentiert sie sich auch: wild und gleichzeitig sehr lieblich. Wir ankern direkt im Kanal, der sich schlangenförmig durch das Riff windet, welches jeglichen Schwell vom offenen Meer fernhält.
Der Tidenhub beträgt hier etwas mehr als 1 Meter. Da aber der Meeresboden um die Insel sehr flach ist, sieht man sich plötzlich weit weg vom Wasser. Für uns ist es umgekehrt, wir wollen an Land um die Insel zu umwandern, sehen uns aber plötzlich weit weg von der Insel. Schnell umdisponiert und statt Dinghi die SUPs bestiegen. Diese lassen sich einfacher über das trocken gelaufene Gelände tragen.
Die Rückseite der Insel mit dem Festland im Hintergrund. Jetzt, bei Ebbe, ist die ganze Fläche begehbar. 6 Stunden später, bei Flut, dann entsprechend von 1 Meter tiefem Wasser überflutet.
Endlich “Sun, Fun and nothing to do!”, da macht auch Pia Freudensprünge.
Dieser Kerl, eine noch eher kleine Kokoskrabbe, hat weniger Freude an uns Spaziergängern und geht gleich in Abwehrstellung.
Der Kanal, der unseren Ankerplatz bildet, führt weiter ins Mangrovendickicht hinein und windet sich als Fluss ins Hinterland von Fiji. Bestens geeignet für eine Erkundung mit dem Boot.
Das Resort auf der Robinson Crusoe Insel ist sehr Segler freundlich. Das belohnen wir natürlich und geniessen unseren Ankunftsdrink gleich nachdem die Inselumrundung geschafft ist. Im Hintergrund, schön friedlich aber ganz alleine an der Kette zuckelnd, unsere Lupina.
Das Resort ist weitherum bekannt für seine Shows, die regelmässig gezeigt werden. Wir sind gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit drei Schiffen werden vom Festland rund 100 Gäste herübergebracht.
Eine wunderschöne Tradition in Fiji: immer, wenn ein Schiff kommt oder geht, werden seine Passagiere mit Gesang und Musik durch die Angestellten der Anlage begrüsst oder verabschiedet.
Die Unterhaltungsblock besteht aus einem Dinner und einer gut anderthalbstündigen Show. Das Essen (Lobo) wurde nach alter Tradition über mehrere Stunden im Erdofen zubereitet und wird jetzt vor den Gästen geöffnet.
Dann auch für uns etwas Neues: es gibt in Fiji offenbar eine Insel (Beqa), wo es üblich ist, dass nach dem Öffnen des Erdofens und nach der Entnahme der Speisen Feuerläufer über die noch heissen Steine laufen. Damit sollen die Geister positiv gestimmt werden. Offenbar sind einzelne Angestellte in diesem Resort von Beqa und zelebrieren hier (natürlich auch etwas showmässig) den Feuerlauf.
Nach dem Buffet-Dinner dürfen wir die von den Angestellten gut einstudierte Show geniessen. Sie findet auf dem ganzen Gelände statt und wir Zuschauer wechseln dabei mehrmals die Plätze.
Der Feuertanz ist eines der Highlights – richtig gut und spektakulär.
Der feurige Abschluss der Show dann am Beach. Die Besucher wurden extra gebeten, ihre Kinder in sicherer Distanz unter Kontrolle zu halten.
Bei einem Glas Rotwein in der Bar-Lounge sitzend verfolgen wir, wie die herbeigeschifften Besucher zu vorgerückter Stunde sich mehr oder weniger elegant auf die Schiffe verladen, mit Klang und Gesang verabschiedet und dann wieder zum Festland gefahren werden. Wir geniessen den Moment der einkehrenden Ruhe noch ein Weilchen und es wird etwas später, wie sonst. Trotzdem lassen wir (oder zumindest ich) es uns nicht nehmen, am nächsten Tag das Erwachen der Sonne zu verfolgen.

Es ist Freitag der 7. Juni. Wir sind nun schon fast eine ganze Woche an diesem schönen Ankerplatz. Wir wollen heute weiter in die nächste Bucht, in die Momi Bay, die wir nun mittlerweile gut kennen. Aber ein Blick auf unsere Computer und Smartphones beunruhigt uns: wir haben kein Internet mehr. Mist! Normalerweise kriegen wir eine Warnung, wenn unsere Daten abgelaufen sind. Wir beschaffen uns in jedem Land jeweils eine lokale SIM-Karte. Darauf laden wir ein Pre-Pay Abo für Daten. Das ist meist die günstigste Lösung. Hier in Fiji, zum Beispiel, erhalten wir für monatlich rund 15 CHF ein 500GB dickes Datenpaket. Wenn dann die Daten verbraucht sind, oder der Monat abgelaufen ist, erhalten wir einen Link, der uns auffordert, die SIM-Karte wieder aufzuladen. Das geht dann einfach via Internet und Kreditkarte. Diesmal aber ist das Internet bereits abgestellt – also müssen wir das Aufladen in einem Shop an Land vornehmen. Das gibt es in der Momi Bay leider nicht. Wir beschliessen, gleich bis Port Denarau weiter zu segeln. Eigentlich auch nicht schlecht, so können wir gleich wieder mal beim Batterielieferanten vorbei und schauen, wo unsere Batterien sind.

Wir ankern in der etwas rolligen Bucht (sogar bei wenig Wind gibt es leichten Schwell) vor Denarau und fahren mit dem Dinghi an Land um die SIM-Karte aufzuladen und dem Batterielieferanten einen Besuch abzustatten. Und wir werden positiv überrascht: da liegt doch tatsächlich ein soeben angeliefertes, noch eingepacktes Packet mit unseren Batterien drin!

Wir verabreden mit Ravi, dem Chef der Firma, dass wir mit dem Einbau der Batterien gleich am Montagmorgen starten werden. Wie das klappt, und ob vielleicht doch noch eine Umrundung von Fiji und ein Tripp in den Süden nach Kadavu drin liegt, bis Angi und Ralf uns besuchen kommen?

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser.