Am 17. Juni morgens um 8 Uhr haben wir unsere 14-tägige Quarantäne in der Harbour Village Marina in Bonaire angetreten. Während der ganzen Zeit dürfen wir nicht vom Schiff, höchstens ganz kurz auf unseren eigenen Steg um die Leinen, Fender und Stromkabel zu kontrollieren. Besucher dürfen wir keine empfangen. Wir haben genügend Lebensmittel an Bord und wir müssen keinen Hunger leiden. Gemüse und Früchte kriegen wir geliefert und einmal werden wir sogar von Nelly und Allan vom Schweizer Segelschiff SY Meerla mit frischen Berlinern überrascht, die sie in einer lokalen Bäckerei gefunden haben.
Die «aufgezwungene Ruhezeit» geht wie im Fluge vorbei. Wir lesen viel, absolvieren täglich mindestens 1 bis 2 Stunden Spanischlektionen mit Hilfe eines Programmes im Internet (Duolingo), und versuchen, mindestens eine Pendenz pro Tag am und im Schiff zu erledigen. Diese Pendenzen sind alles Dinge, die eigentlich nicht so wichtig sind und keine Rolle spielen für die Sicherheit und den Komfort am Schiff. Es sind eher Dinge, die wir schon immer mal machen oder präventiv erneuern wollten. Jeden Tag schaffen wir uns so ein Erfolgserlebnis und gehen abends zufrieden mit uns und der Welt ins Bett.
Am 30. Juni ist es dann so weit. Ein Tag bevor die offizielle Quarantäne abläuft werden wir über Funk aufgefordert, ins Büro der Marina zu kommen. Mit Gesichtsmasken natürlich. Dort drückt uns die nette Dame am Schalter einen Telefonhörer in die Hand. Am anderen Ende der Leitung sitzt ein Vertreter des Gesundheitsamtes, der uns ein paar Fragen stellt zu unserem Befinden und Wohlergehen. Da unsere Antworten zufriedenstellend sind, bestätigt uns der Mann, dass wir nun unsere Quarantäne beendet haben und dass wir uns ab sofort frei bewegen dürfen. Da Bonaire als eines der wenigen Gebiete der Erde zurzeit COVID19 frei ist, gibt es gar keine Einschränkungen. 15 Minuten nach dem Telefon mit dem Gesundheitsamt haben wir eine Bestätigung in unserer Mailbox – und damit können wir nun offiziell in Bonaire einklarieren.
Am Tag, an dem wir die Marina verlassen, dürfen auch wieder die ersten Touristen per Flugzeug einreisen. Allerdings nur aus ein paar wenigen Ländern aus Europa oder den anderen Ländern der Holländischen Antillen. Wenn ein Tourist nach Bonaire kommen will, muss er zuerst einen Corona-Test bestanden haben der nicht älter als drei Tage alt ist. Auch das Einreisen mit einem Segelboot von ein paar Inseln mit wenig oder keinen aktiven COVID19 Fällen wird wieder ohne Quarantäne möglich. Viele Segler möchten sehr gerne nach Bonaire kommen, aber hier ist es momentan sehr voll. Die Marina ist mit den Quarantäneschiffen ausgelastet, und die rund 50 Mooring Plätze sind restlos belegt. Da bis zum 1. Juli die Grenzen nur bedingt offen waren, wird die Aufenthaltszeit vor diesem Datum nicht den erlaubten Aufenthaltstagen (für die meisten Nationen 90 Tage, für Holländer und US-Bürger 180 Tage) angerechnet. So kommt es, dass es viele «Langlieger» gibt, die an ihrer Mooring «kleben» und diese nun schon seit Monaten besetzt behalten.
Unser Programm nach der Quarantäne ist schnell sehr intensiv und nach langer, sehr langer Zeit brauchen wir zum ersten Mal wieder unsere Kalender, um nichts zu vergessen. Kaum an der Mooring angekommen werden wir vom Schweizer Paar Nelly und Allan besucht. Endlich können wir uns nach guter alter Schweizer Art begrüssen und sie auf unserm Schiff empfangen. Pia zaubert feine Häppchen aus der Kombüse und wir stossen mit Rivella (ihr lest richtig! Ein Lebensmittelgeschäft hier verkauft doch tatsächlich Rivella!) auf unser Kennenlernen an. Erst zu später Stunde machen sie sich mit ihrem Dinghi auf den Heimweg zu ihrem Schiff. Ein paar Tage später sind wir auf ihrer neuen Allure eingeladen und lassen uns mit feinem Flammkuchen, selbst gemachten Knoblauchbroten und anderen Leckereien verwöhnen.
Schon in der ersten Woche nach der Quarantäne laden wir Konny und Martin, die wir letztes Jahr hier auf Bonaire getroffen haben, zu uns auf die Lupina ein und segeln mit ihnen rund um Klein Bonaire. Martin erweist sich nach einigen kurzen Einweisungen von Köbi als robuster Steuermann. Er könnte sofort als Crew anheuern. Zurück an der Mooring in Kralendijk erlebt dann das nach Bonaire ausgewanderte Deutsche Ehepaar seinen ersten «Anlegertrunk» auf der Lupina.
Wie geht es mit dem Segeln weiter? Das weiss eigentlich hier noch niemand. Die meisten Destinationen haben noch geschlossene Grenzen, oder Auflagen, die wir nicht erfüllen können und wollen. Die Lage ist allgemein noch sehr angespannt und unsicher. Es bleibt uns im Moment nichts Anderes übrig als Abzuwarten. Seit dem 1. Juli ist der Flughafen wieder geöffnet und das Aus- und Einreisen ist wieder möglich. Wir haben für Anfangs August einen Flug in die Schweiz buchen können. Wir freuen uns sehr, dass es rechtzeitig geklappt hat und wir so am Hochzeitsfest von Pia’s ältestem Sohn David und Barbara dabei sein können.
Es bleibt spannend – bleib der Lupina im Kielwasser