Wieder auf der Lupina und direkt in die Tuamotus

Es ist der 16. März 2023 kurz nach 10 Uhr am Morgen. Wir sind soeben nach einer langen Reise aus der Schweiz via Paris, Los Angeles und Papeete in Hiva-Oa auf den Marquesas (Franz.-Polynesien) gelandet. Nach 5 herrlichen Wochen in der Schweiz mit Skifahren (die Grosskinder wollten Opi zeigen, dass sie nun schneller sind – hat aber noch nicht geklappt 😉), Verwandte und Freunde besuchen, Gartenarbeiten erledigen, Steuererklärung ausfüllen (ja, wir sind immer noch in der Schweiz angemeldet), Ersatzteile fürs Boot beschaffen und vielen anderen Tätigkeiten freuen wir uns nun sehr, wieder auf die Lupina zu kommen.

Fünf schöne Wochen mit viel Zeit für unsere Grosskinder liegen hinter uns. Auch rund 30°C Temperatur Unterschied – bei der Reise in die Schweiz waren es sogar 40°C – durften wir bewältigen.
Zurück in Atuona, dem Hauptort auf Hiva-Oa, erwartet uns herrliches Wetter bei 30°C. Auch das Meer ruft!
Wir sind sehr gespannt, wie unsere Lupina die Zeit an Land überstanden hat. Zu unserer Erleichterung treffen wir sie in tadellosem Zustand an. Wir finden keinen Schimmel, keine Insekten (Kakerlaken und dergleichen) und keine Ratten auf dem Schiff. Alles Eindringlinge, mit denen man rechnen muss, wenn man nicht selber auf dem Schiff haust.
An Land im Yard ist es sehr heiss und wir wollen so schnell wie möglich ins Wasser. Zuerst gibt es aber noch einige Dinge zu erledigen. Prioritäten haben dabei die Arbeiten, die nur ausgeführt werden können, wenn das Schiff an Land steht. Im Bild montiere ich gerade neue Ring-Anoden am Gori-Faltpropeller. Diese schützen den teuren Propeller und die Welle vor Elektrokorrosion.
Auch die Anode am Propeller des Bugstrahlruders wird gewechselt. Sie sieht zwar nicht allzu schlecht aus, aber sie ist doch schon fast zu 50% wegkorrodiert. Das ist ein gutes Zeichen, denn so wissen wir, dass sie ihre Funktion erfüllt.
Dann, der treue Mitreiser (Leser) erinnert sich, muss die geschrottete Solarpaneele durch eine neue ersetzt werden. Diese hat uns der Yard während unserer Abwesenheit besorgt und auf dem Schiff deponiert. Wir haben Glück: Dimensionen und Stecker sind absolut identisch und somit der Anbau flugs erledigt.
Das Schot-Horn an der Genua ist vom Segelmacher im Yard fachmännisch und perfekt wieder angenäht worden. Die weissen Bänder sind breiter als die alten und sollten ihren Dienst noch besser erfüllen können.
Ich kontrolliere die Batterien und nutze die Gelegenheit, das neue Expansionsgefäss (blauer Zylinder), welches ich im freien Raum neben der Batteriebank verstaut hatte, auszugraben. Das Expansionsgefäss dient dazu, im Wasserversorgungssystem an Bord einen konstanten Wasserdruck zu halten. Das alte Gefäss habe ich schon 2-mal reparieren müssen – nun fliegt es endgültig über Bord und das neue kommt zum Zug.
Der defekte Wagen für den Genuaschot-Niederholer muss ersetzt werden. Nicht ganz trivial, denn der Wagen ist auf Kugeln gelagert und diese fallen raus, wenn man es nicht richtig macht. Zum Glück kenne ich das Problem und weiss, wie die mitgelieferte Montageschiene (blaues Teil) zu verwenden ist.
Als schönste Arbeit wartet die Montage unseres neuen Faches für den Feldstecher. Von Turnkamerad Stefan Treier aus Fricktaler Eichenholz perfekt auf Mass gefertigt. «holzberührt.ch» berührt auch uns – vielen Dank Stefan, das «Chischtli» sieht super gut aus!!
Und dann, 4 Tage nach unserer Ankunft auf der Lupina, ist es soweit! Sie darf wieder ins Wasser. Zentimeter um Zentimeter holt uns der Schlepper aus dem engen Parkfeld hervor und zieht uns aus dem Yard.
Und schon ein paar Minuten später ist der Bauch der Lupina wieder nass und sie ist wieder in ihrem liebsten Element.
Alles ist perfekt: der Motor startet auf Anhieb, Wellendichtung und alle Seeventile sind dicht, und auch die elektrischen Systeme funktionieren einwandfrei. Einzig der Wassermacher ist noch konserviert und nicht getestet. Das machen wir erst, wenn wir in sauberem Wasser liegen, was hier im Hafen nicht der Fall ist. Also los! Nichts hält uns mehr hier, das Meer ruft. Gleich nach dem Einwassern setzen wir Segel und fahren noch am gleichen Tag rund 8 Seemeilen zu einer uns gut bekannten Bucht auf der Nachbarinsel Tahuata.

Es ist herrlich, wieder im Wasser zu sein! Die Bucht, in der wir ankern, ist bekannt für klares Wasser und guten Ankergrund. Auch ist das Wasser bei der herrschenden Windlage sehr ruhig, es hat fast keinen Schwell. Wir schlafen wie Murmeltiere, sanft durch das sachte Schaukeln in einen Tiefschlaf versetzt. Am kommenden Tag wollen wir gegen Mittag den Anker lichten und die rund 500 Seemeilen, die uns vom Atoll Manihi in den Tuamotus trennen, in Angriff nehmen. Nach dem Frühstück holen wir zuerst nach, was wir als Einziges noch nicht erledigt haben: den konservierten Wassermacher wieder in Betrieb nehmen. Eine einfache Sache, die durch Drücken ein paar elektrischer Knöpfe automatisch erledigt werden kann. Aber es kommt anders: eine Fehlermeldung stoppt den Prozess. «Service Filter» heisst es lapidar auf der Anzeige. Die hatte ich doch erst noch in Gambier gewechselt!? Nun, auch kein Beinbruch, wir haben reichlich Ersatz an Bord und flugs sind die 3 vorhandenen Filter gewechselt. Aber die Fehlermeldung bleibt! Es ist Zeit für eine Konsultation des Manuals, aber da steht nur drin, was ich schon gemacht habe: tausche die Filter! Ich komme nicht weiter, die Filter sind ja neu! Es muss an der Elektronik liegen. Ich klopfe noch etwas auf den Drucksensoren rum und prüfe die elektrischen Kabel, aber ich kriege die Steuerung nicht dazu, ihre Arbeit aufzunehmen.

Eine kurze Situationsanalyse zeigt: wir haben noch etwa 150 Liter Wasser im Tank und 20 Liter Wasser in Kanistern. Das reicht locker für die Fahrt nach Manihi, ja im Notfall sogar bis Tahiti. Die Windvorhersage sagt für die nächsten 4 Tage 8-12 Knoten Wind aus Osten voraus. Nicht viel, aber perfekt für uns. Wir entscheiden uns also für die Losfahrt, obwohl unser Wassermacher nicht funktioniert. Später während der Überfahrt, studiere ich das Manual noch einmal gründlich. Es gelingt mir durch Umhängen von Leitungen den Wassermacher manuell zu steuern und zu bedienen. Auch finde ich die Teilenummern von neuen Drucksensoren, die wir nun bestellen werden.

Überfahrt nach Manihi in die Tuamotus – 500 Seemeilen. Wir rechnen mit 3 Tagen und haben noch eine Reserve von einem halben Tag eingeplant. Der Wind lässt innerhalb der ersten Stunden deutlich nach und ist allgemein viel schwächer als angesagt. Über weite Strecken haben wir nur 3-5 Knoten Wind. Trotz Gennaker (Bild, unser grösstes Segel aus speziell leichtem Stoff, so dass es auch bei wenig Wind stehen kann) dümpeln wir die ersten Tage nur mit 2.5-3.5 Knoten dahin. Statt 150 Seemeilen pro Tag schaffen wir nur etwa die Hälfte ☹
Trotzdem ist es ein herrliches Segeln! Das Wasser ist absolut flach und das Schiff gleitet lautlos über den tiefen (an einigen Stellen über 5’000 Meter tief) Ozean, wie von Geisterhand gezogen. Es fühlt sich auf dem Schiff an wie an einem ruhigen Ankerplatz. Das Wetter ist fantastisch und die farbenprächtigen Sonnenuntergänge lassen uns vergessen, dass wir eigentlich vorwärts kommen wollen.
Natürlich haben wir immer genügend Proviant an Bord und wir laufen nicht Gefahr, wegen der langsamen Fahrt irgendwann mal nichts mehr zu Essen zu finden. Frisches Brot backen ist bei diesen Segelverhältnissen sogar ein richtiges Vergnügen.
So wie die Sonnenuntergänge sind auch die Aufgänge: einfach wunderschön und inspirierend.
Nach 4 Tagen kommt Wind auf. Nicht viel mehr, aber er bleibt stabil und wir machen ab jetzt gute Fahrt: 6-7 Knoten! So erreichen wir am 5. Tag Manihi und können das Zeitfenster für die Passdurchfahrt am frühen Nachmittag nutzen. Am 26. März 2023, um 16 Uhr lokale Zeit, fällt der Anker am Ankerplatz im Südwesten des Atolls. Wir sind das einzige Segelschiff hier.
Unser Ankerplatz (linke Bildmitte im Hintergrund) liegt direkt bei einem kleinen Wasserdurchbruch im Atoll. Flaches, absolut glasklares Wasser fliesst hier vom offenen Meer ins Atoll hinein. Wir machen uns immer wieder auf, dieses bachartig fliessende Wasser nach Lebewesen zu durchforschen. Manchmal treffen wir sogar kleine, etwa armlange Baby-Haie an.
Eine Landschaft, die uns eingeprägt bleiben wird. Die wild zerklüfteten, scharfkantigen Aussenriffe in den Tuamotus. Wer hier strandet und kein ordentliches Schuhwerk dabei hat, ist auf verlorenem Posten.
Im einzigen Örtchen finden wir mühelos einen Anlegeplatz für unser Dinghi. Einmal mehr stossen wir hier auf wunderbar offene, fröhliche und zufriedene Menschen. Auf dem Atoll Manihi leben nur etwa 300 Personen, wovon fast 100 Kinder sind (unnötig zu erwähnen, dass es keine Fernseher hat 😉)
Wie auf den meisten Atollen leben auch hier viele Leute von der Perlenzucht. Die Boote, die verwendet werden, um zügig über die flache Lagune zu fahren, sind meist sehr stark motorisiert und haben den Führerstand vorne. Dies ist sehr wichtig, denn nur die erhöhte Lage vorne am Bug erlaubt es dem Steuermann, Untiefen und Korallenköpfe rechtzeitig zu erkennen und auszuweichen.
Wir sehen auch das eine oder andere Auto auf Manihi (obwohl keine der befahrbaren Strassen länger als 1 Kilometer ist!) – das nebst Booten am häufigsten verwendete Transportmittel sind Fahrräder.
Die Bevölkerung hat sich links und rechts des einzigen Passes auf Manihi angesiedelt. Eine kleine Fähre, die auf Abruf funktioniert, sorgt für die Verbindung.
Es braucht nicht viel um fröhlich und zufrieden zu sein!!
Jeden Abend sehen wir dieses Boot an unserer Lupina vorbeirauschen – fast schneller als wir unser Dinghi fahren können. 6 kräftige und ausdauernde Frauen trainieren jeden Tag für die nationalen Pirogen-Meisterschaften, die irgendeinmal im Spätsommer stattfinden.
Auch hier fällt uns das Überangebot an Kirchen auf. Auf nur 300 Einwohner kommen mindestens 3 Gotteshäuser (so viele haben wir selbst gesehen, wahrscheinlich hat es aber noch mehr). Bei diesem Exemplar gefällt uns das schlichte Design des Glockenturmes 😉

Die Tuamotus zählen einfach zum Fantastischsten, was wir bisher auf unserer Reise angetroffen haben. Die spezielle Geologie, die wunderbaren Einwohner, der Einklang von Natur und Mensch. Wir wollten unbedingt nochmals hierher zurückkehren, auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Bis zum 7. April müssen wir in Tahiti sein: wir erhalten Besuch und der Schreiberling hat da was zu feiern. Bis dahin sind es etwa 300 Seemeilen. Die Herausforderung wird wieder einmal der Wind sein. Die Vorhersagen für die nächsten 10 Tage zeigen unisono wenig Wind und sogar Wind von Westen an (genau dahin wollen wir aber). Gute Segeltaktik ist gefragt. Vielleicht ist ja jemand unter unseren Lesern ein versierter Wind-Guru und kann uns aus der Ferne beraten.

Lupina ist startklar und wartet im Atoll Manihi auf weitere Abenteuer.

Wir planen nun morgen mal ein Stückchen weiter zum nächsten Atoll (Ahe) zu segeln und von da aus zu verfolgen, was die Windgötter noch so alles mit uns vorhaben.

Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Von Rangiroa nach Makemo (Tuamotus, Franz.-Polynesien)

Wir befinden uns in Rangiroa am Tiputa Pass und warten auf das passende Wetter. Seit Tagen sind die Winde veränderlich und jedes Wetterprogramm, das wir konsultieren, vermittelt uns unterschiedliche Vorhersagen. Wir wollen weiter in südöstliche Richtung und brauchen einen Wind, der uns nicht auf die Nase bläst.

Wir befinden uns zurzeit in einer Wetterübergangszone, wo warme, feucht Nord Luft auf kältere Süd Luft trifft. Entsprechend wechselhaft ist der Wind und es regnet viel. Uns stört das wenig, denn nass werden wir beim Schnorcheln ja auch 😊

Pia schont ihren noch immer schmerzhaften Fuss und verzichtet auf Landausflüge. Ausfahrten mit dem SUP und Schnorchel Gänge können wir aber gemeinsam machen. Nach 5 Tagen Warten ist es dann endlich soweit: es ist Nordwestwind angesagt und der wird uns genau in die Richtung tragen, in die wir wollen. Es scheint sogar möglich zu sein, unser Fernziel, Fakarava, direkt anzulaufen.

Am frühen Nachmittag des 5. November 2022 lichten wir den Anker, motorsegeln bei leichter Gegenströmung durch den Tiputa Pass und nehmen Kurs auf nach Fakarava.

Die Abfahrt haben wir so geplant, dass wir am Vormittag des nächsten Tages bei einlaufender Strömung durch den Nord Pass in Fakarava fahren können. Falls sich der Wind unterwegs verändern würde, hätten wir als Plan B und Plan C die Atolle Apataki oder Toau als Anlaufmöglichkeit. Um es vorweg zu nehmen: kurz nach der Ausfahrt in Rangiroa werden wir zwar zuerst durch eine heftige Brandung tüchtig durchgeschüttelt. Je weiter wir uns aber vom Riff von Rangiroa entfernen, umso ruhiger wird die Welle und wir segeln zügig südostwärts direkt bis Fakarava.

Kaum haben wir vor dem Hauptort von Fakarava den Anker gesetzt, werden wir vom Dänischen Segelboot SY Tao zum Frühstück eingeladen. Die SY Tao kennen wir von den Marquesas. Sie haben gerade frisches Brot gebacken, das nach unserer Nachtfahrt natürlich besonders fein schmeckt. Im Bild die Frauenpower der SY Tao: Mama Marie mit Töchtern Line und Trine (von rechts)
Ganz kurzfristig bekommen wir Besuch auf der Lupina. Der Deutsche Nico, den wir von der SY YumYum kennen und der in Tahiti bei unserem Heimaturlaub auf die Lupina aufgepasst hatte, fragte uns kurzfristig an, ob er mit uns eine Weile durch die Tuamotus segeln darf. Da wir gerne am Segeln interessierte Leute an Bord haben, sagen wir zu und nehmen ihn nun in Fakarava an Bord. Er wird uns nun die nächsten paar Wochen bis Makemo begleiten.

Ursprünglich wollten wir uns nur ganz kurz in Fakarava aufhalten. Der kurzfristige Besuch von Nico beeinflusst unsere Planung aber etwas. Er möchte unbedingt mal im Süd Pass bei der «Wall of Sharks» tauchen gehen. So fahren wir nach kurzem Aufenthalt in Rotoava in den Süden von Fakarava und Nico und ich machen mit einer lokalen Tauch-Schule 2 Tauchgänge im Süd Pass. Am Tag der Tauchgänge regnet es wie aus Kübeln. Trotzdem ist die Sicht unter Wasser extrem gut. Einzig die bunten Korallen lassen ihre schillernden Farben etwas vermissen, vor allem in der Tiefe. Für mich ist das Erlebnis an diesem Tauchplatz auch diesmal wieder fantastisch schön.

Nach einer Woche in Fakarava verlassen wir das Atoll durch den Süd Pass in Richtung Tahanea. Wir benutzen die Gelegenheit und lassen unser temporäres Crew Mitglied ans Steuer der Lupina. Auf dem Bild Nico’s erster Einsatz. Voll konzentriert geht es durch den engen, flachen Süd Pass
Bei leicht auslaufender Strömung fahren wir am frühen Morgen am noch etwas verschlafen wirkenden Dorf vorbei durch den Süd Pass

Nach ein paar erfolglosen Angelversuchen wollen wir es wieder einmal probieren. Die Gelegenheit ist gut: die Distanz zu unserem Ziel in Tahanea beträgt rund 60 Seemeilen und wir sind früh gestartet. Wir haben also viel Zeit. Zudem sind die Wellen moderat und der Wind nicht allzu stark. Alles gute Voraussetzungen, um einen wild kämpfenden Fisch an Bord zu ziehen und an Deck fachgerecht zu filetieren – sollte dann endlich mal einer anbeissen. Und tatsächlich! Nach rund einer Stunde rauscht der Silk von der Trommel und die in der Angelrute eingebaute Ratsche weckt die vor sich dahindösende Crew. Nico und ich eilen zur Angelrute, Pia stürzt zu den Gerätschaften, die wir brauchen, wenn dann der Fisch an Bord ist: Wanne, Messer, Handschuhe, Alkohol (für die Betäubung), Zange (um den Haken zu entfernen) und Schneidebrett.

Der Zug an der Angelschnur ist immens. Es muss ein grosser Fisch sein. Mit Lederhandschuhen geschützten Händen packt Nico die Angelschnur und unterstützt mich beim Einholen der sich kräftig sträubenden Beute. Pia startet in der Zwischenzeit den Motor und holt das Genua-Segel ein. Zuerst müssen wir etwas verlangsamen, damit sich der Zug auf die Angelschnur verringert. Danach muss Pia etwas mehr abfallen, weil der Fisch am Haken versucht, sich auf die Gegenseite des Bootes zu schlagen. Das muss verhindert werden, sonst verheddert sich die Leine an den Gerätschaften am Heck der Lupina.
Nach einer halben Stunde intensiven Kampfes holen wir eine rund 140cm lange, 12kg schwere Dorade (auch Goldmakrele, Mahi-Mahi oder Dolphin genannt) an Bord.

Wir sind froh, haben wir Nico an Bord. Ohne seine Hilfe hätte ich diesen Riesenfisch wohl nicht so schnell an Bord gebracht. Er kann uns auch ein paar Tricks und Kniffe beim Säubern und nachträglichen Zerlegen des Fisches zeigen. Die Arbeiten gehen zügig und schnell voran. Das Meiste findet seinen Weg direkt in den Tiefkühler, etwas bleibt draussen für Poisson-Cru (roher Fisch zur Feier des Fanges) oder wird fürs nächste Abendessen im Kühlschrank zwischengelagert. Rund eine Stunde, nachdem die Angelschnur mit der Dorade daran ausgerauscht ist, ist alles verwertet, die Genua wieder gesetzt und wir setzen die Fahrt nach Tahanea fort.

Kurz nach 4 Uhr nachmittags erreichen wir bei einlaufender Strömung Tahanea und ankern mit der Lupina gleich in der ruhigen Lagune südlich des westlichsten von 3 befahrbaren Pässen. Der Wind hat mittlerweile stark nachgelassen und das Wasser in diesem gut geschützten Bereich ist spiegelglatt. Der Fisch im Kühlschrank ruft! Sofort Dinghi runter und an Land ein Feuer machen!
Mit etwas Palmenrinde und Kokosnussfasern, das beides besser brennt als Papier, ist schnell ein Feuer gemacht. Nur der Feueranzünder will uns kurzzeitig etwas necken, gibt nach gutem Zureden aber klein bei.
Pia ist zuständig für das Stockbrot, ich kümmere mich um den Fisch
Abendstimmung am Grillplatz auf Tahanea
Die Reste vom Fisch (Haut und Gräten) versuchen wir an Haie zu verfüttern. Dieser Kerl, ein rund 40cm langer Grouper (Barsch) ist aber viel frecher und schneller.
Mit der GoPro gelingt es uns, den Grouper beim blitzschnellen Schnappen nach den Hautresten zu filmen (Bild unten rechts)
Nico liebt es, stundenlang am Strand entlang nach interessanten Objekten zu suchen. Während Pia und ich den Fisch grillieren, findet er dieses fast völlig intakte Skelett eines Kofferfisches
«Nach dem Essen ist gut Ruhn, oder tausend Schritte tun». Vor Anker entscheiden wir uns oft für das Erste 😊
Am Anker vor dem Süd Riff von Tahanea: nach 3 Tagen vor Anker neben dem Pass segeln wir quer über das Atoll ans südliche Riff, zum bei Seglern bekannten «7 Anchorage». Der Ankerplatz heisst so, weil von der Luft aus gesehen die Riffplatte wie die Zahl 7 ins Atoll hineinragt. Die Fahrt über das Atoll ist bei guter Sicht unproblematisch (man sieht bei hochstehender Sonne die gefährlichen Korallenköpfe sehr gut).
Wie die meisten Motus (Inselchen) auf Tahanea sind auch hier die palmbewachsenen Inseln menschenleer. Nur ab und zu kommt ein Boot mit Einheimischen vorbei, die für die Copra-Ernte Kokosnüsse einsammeln. Ansonsten bleibt die Natur von Menschenhand unberührt. Wir machen uns mit dem Dinghi oder SUP auf, diese Natur zu erforschen
Auf der Innenseite der Inseln bilden sich meist dicke, breite Korallensandbänke
Das zum offenen Meer hin liegende Ufer der Inseln ist meist stark ausgewaschen und schroff. Alles kleine Material wird vom Meer aus dem Gestein herausgewaschen, zurück bleiben sehr scharfkantige, abgestorbene Korallen
Plötzlich sieht man Pia mit diesem Gestrüpp in der Hand über den Kiesstrand laufen. Was soll das bedeuten?
Der Grund für Pia’s Verhalten sind Hunderte von Vögeln, die sich plötzlich für uns interessieren und pfeilschnell nur wenige Zentimeter dicht über uns hinweg schiessen. Wollen sie uns vertreiben, oder sind sie einfach nur neugierig und tun das, was sie sonst auch knapp über den Wellen tun? Wir wissen es nicht. Wir stellen aber fest, dass die Vogelpopulation hier ausserordentlich gross ist. (Bild: schwarzer Noddy)
Ausser dem Menschen vielleicht gibt es hier keine natürlichen Feinde für die Vögel. Überall finden wir, in unseren Augen, ungeschützte Vogeleier. Die Feenseeschwalbe zum Beispiel legt ihr einzelnes Ei einfach in Astgabeln.
Das Schlüpfen aus dem Ei ohne vom Ast zu fallen dürfte sicher nicht ganz einfach sein. Dieser kleine Kerl hat es offensichtlich geschafft. Nun wartet er auf Futter.
Feenseeschwalbe mit Jungem
Weissbauchtölpel mit Nachwuchs. Übrigens: die Jungen der Tölpel sehen nicht nur tollpatschig aus (heissen sie deshalb so?), auch ihr Verhalten und ihre Bewegungen sind, vornehm ausgedrückt, zum Schmunzeln
Nach ein Paar Tagen am Süd Riff verlegen wir ganz in den Osten von Tahanea. Auch hier sind wir mit der Lupina ganz alleine vor Anker
Lupina schwebt im glasklaren Wasser in der südöstlichen Ecke von Tahanea
Schön ersichtlich hier der typische Aufbau eines Riffes: Rechts die Aussenseite zum Meer. Hier fällt das Riff schroff mehrere Hundert Meter in die Tiefen des Pazifiks (tiefblaue Farbe). Dann folgt eine breite, flache Riffplatte. Sie ist meist mehrere 100 Meter breit. Hier fliesst das Wasser, das vom Pazifik über die Riffkante geworfen wird, nach innen (im Bild also nach links) ins Atoll hinein. Links dann der sanft auslaufende Riff Rand, der meist aus gut haltendem Sand und vereinzelten Korallenblöcken besteht und sich sehr gut zum Ankern eignet. Hier ist das Wasser besonders klar, weil immer wieder frisches Meerwasser zufliesst.
Das Filmen mit der Drohne ist nicht immer einfach. Manchmal ist der Wind zu stark, sehr oft aber haben die Vögel etwas gegen den fremden Eindringling. Sobald ich einen Vogel im Bildschirm erkenne, flüchte ich mit der Drohne senkrecht nach oben, die einzige Richtung, welche ein Vogel nicht so schnell bewältigen kann.
Unser letzter Tag im Osten von Tahanea. Ich will unser temporäres Crew Mitglied vor der Weiterfahrt noch motivieren, das Unterwasserschiff zu reinigen. Aber er hat Glück: Pia hat in der Küche gerade den Fisch für das Abendessen gereinigt. Nun schwimmen mehrere Haifische um unser Boot – ich lass von meinem Vorhaben ab und Nico geniesst weiterhin das süsse Nichtstun 😉

Nun liegen wir neben dem Mittelpass vor Anker und haben noch einmal hier übernachtet. Später geht es noch mit dem Dinghi zum Mittelpass zum Schnorcheln und dann machen wir uns für eine Nachtfahrt nach Makemo bereit. Die Distanz (50 Seemeilen) und die Gezeiten würden uns eigentlich eine Tagesfahrt erlauben. Aber wir haben den Wind gegen uns. Seit mehreren Tagen warten wir auf stabilen Wind. Jetzt ist er da, bleibt aber für die nächsten Tage konstant aus Osten. Wir müssen aufkreuzen, was die Fahrzeit zum Ziel um etliche Stunden verlängern wird.

Kurz nach 16 Uhr lichten wir den Anker und verlassen unter Motor bei auslaufender Strömung das Atoll Tahanea. Kurz danach setzen wir Segel und ab geht’s in Richtung Makemo. Wir haben Glück: der Wind kommt etwas südlicher als angesagt und wir können fast den direkten Kurs zu unserem Fernziel anlegen. Falls es so bleiben würde, wäre es eine schnellere Überfahrt, als erwartet. Natürlich bleibt es nicht so 😉. Zuerst lässt der Wind deutlich nach und wir machen bloss 3 bis 4 Knoten Fahrt. Danach beginnt er in die Richtung zu drehen, wie er angesagt war. Auch damit kommen wir klar, so war ja der ursprüngliche Wetterbericht. Kurz vor Mitternacht geht es dann aber los: ein heftiges Gewitter zieht über uns hinweg. Drehende Winde im Bereich 30 – bis 35 Knoten plagen uns mindestens 15 Minuten lang. Natürlich reffen wir sofort die Segel und wettern das Gewitter ab. Auch danach bleibt der Wind für gut eine halbe Stunde über 20 Knoten. An Schlafen ist so für die Crew kaum zu denken, erst recht nicht für den Skipper. 10 Seemeilen vor Makemo bricht der Wind dann völlig zusammen, und wir motoren den Rest bis zu unserem Ziel. Müde erreichen wir in den frühen Morgenstunden den nordwestlich gelegenen Pass ins Atoll. Da es die falsche Zeit ist für die Einfahrt und wir 3 Stunden warten müssten, entscheiden wir uns, um das Atoll herum weiter zu fahren und ein paar Stunden später die Einfahrt im Osten zu benutzen. Da der Himmel stark bewölkt und das Erkennen von Korallenbänken im Atoll drin sehr schwierig ist, ist dies auch der sicherere Weg. Um die Mittagszeit des 23. November durchfahren wir sicher und problemlos den Ost Pass und liegen nun vor dem Dorf Pouheva, direkt neben dem Pass, wo wir bei unserem ersten Besuch auch schon lagen, vor Anker.

Wenn du diesen Bericht lesen kannst, haben wir nach fast 2 Wochen Internet Pause endlich wieder ein Netz (in unbewohnten Tahanea gibt es verständlicherweise nichts!). Was treffen wir in Makemo an? Nico wird uns dort wieder verlassen. Kriegen wir unser Unterwasserschiff vorher noch von ihm gereinigt (ohne Haie 😉)? Finden wir Hubert wieder? Und warum wollen wir mehrere Kilo Honig kaufen? Es bleibt spannend – folge der Lupina im Kielwasser!

Sonnenaufgang am Ankerplatz beim Mittelpass von Tahanea