Am Ende des letzten Berichtes standen wir vor der Entscheidung, wie unsere Reise weiter gehen soll: via Salomonen Inseln, oder der Australischen Küste entlang über die Torres Strasse nach Indonesien. Nun, wer unsere Videos verfolgt, der kennt unsere Entscheidung bereits: wir wollen uns die Chance nicht entgehen lassen, das berühmte Great Barrier Reef zu besegeln. Also folgen wir vorerst weiter der australischen Küste entlang nordwärts und besuchen so viele Ankerplätze im Great Barrier Reef wie möglich. Wir nehmen dich gerne mit auf diese Reise!
Die Segelroute in diesem Bericht.Wir liegen in der Marina von Port Bundaberg und lassen eine Starkwindphase über uns hinwegziehen. Eine schöne Gelegenheit, dieses im frühen 19. Jahrhundert gegründete Kolonialstädtchen zu besuchen. Bundaberg (oder Bundy, wie die Lokalen ihre Stadt lieblich nennen) ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seinen feinen Rum.Der Name «Bundaberg» heisst eigentlich «Berg-Berg», denn er ist zusammengesetzt aus dem aboriginal Wort «bunda», was Berg bedeutet, und dem deutschen Wort «Berg». Sehr typisch für Gegenden, wo die Briten ihren Einfluss ausgeübt haben: die Häuser weisen gegen die Strasse hin immer eine imposante Frontfassade auf. Das verleiht einem Gebäude eine schöne, markante Front, die gleichzeitig auch als geeignete Fläche für eine Hausbeschriftung dient, wie etwa Werbung für das Geschäft. Uns erinnert das immer an die Holzfassaden in alten Wildwest-Filmen.Der Bahnhof von Bundaberg. Die Eisenbahn wurde ursprünglich gebaut, um Kohle an den Burnett River, der durch Bundy hindurchfliesst, zu transportieren. Das ist schon lange Geschichte. Heute fristet die Bahnlinie, die Brisbane mit Cairns verbindet, eine untergeordnete Rolle. Ab und zu mal verkehrt ein Güterzug, noch seltener ein Personenzug. Wirklich sinnvolle Fahrpläne gibt es nicht. Der Bahnhof ist aber schön gepflegt und wird gut unterhalten.Die wichtigste Industrie in der Gegend ist die Landwirtschaft. Das Gebiet um Bundaberg ist flach und sehr fruchtbar. Rund 25% des australischen Gemüses stammt aus dieser Gegend. Das wichtigste Anbauprodukt ist jedoch Zuckerrohr, das nach der Ernte hier in einer riesigen Fabrik verarbeitet wird. Der Zucker wird in die ganze Welt verschifft.Wenn aus der Not eine Tugend gemacht wird – dann entsteht Bundaberg Rum. Eine Weltwirtschaftskriese in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts veranlasste einheimische Pioniere, Produkte aus dem Zuckerrohranbau selber direkt an Ort und Stelle weiter zu verarbeiten, statt zu verschiffen. So entstand die Bundaberg Rum-Destillerie unmittelbar neben der Zuckerfabrik. Im toll hergerichteten Museum erfahren wir viel über Geschichte und Hintergründe der Destillerie. Auch warum ein Eisbär das Firmenlogo ziert (siehe ganz am Schluss).Die Führung durch die Destillerie ist nicht wirklich berauschend – die anschliessende Degustation schon eher. Der Besuch hat sich gelohnt, jedenfalls ist unser Rum Lager auf der Lupina nun wieder gut bestückt.Seit wir in Australien segeln, sind Kontakte zu anderen Seglern eher selten, da diese meistens lokale Wochenendsegler sind und sich eher fürs Regattieren interessieren wie für Langfahrtensegler, wie wir es sind. Umso schöner für uns, in der Marina endlich wieder wahre Langfahrtensegler zu treffen: Sabine und Joachim von der Segelyacht «Atanga». Wir lesen die interessanten Blogs (www.atanga.de) von ihrer Reise schon länger und haben sie bereits in Fiji kurz getroffen. Die Beiden haben über ein Jahr lang Australien bereist und sind nun kurz vor dem Absprung nach Neu-Kaledonien.Die Marina organisiert jeden Freitagabend ein BBQ und sponsort das Fleisch.Die restlichen Zutaten zum BBQ bringt jeder Teilnehmer selber mit. Die englisch sprechenden Segler nennen das «pot-luck» – alle Speisen kommen auf einen Tisch und jeder kann sich davon bedienen. Schlaraffenland ist eine Untertreibung. Keine Untertreibung ist das, was auf dem an der Wand angeschlagenen Zettel steht: Warnung vor Schlangen!Nach 4 Tagen in der Marina hat der Wind noch nicht nachgelassen. Wir haben keine Lust, uns in die massiven Wellen zu stürzen und entscheiden uns für ein paar Tage Verlängerung.Hab’ ich es schon geschrieben: Hobby #1 der Australier ist Fischen. Egal ob alt oder jung, weiblich, männlich oder sächlich. Wetter? Gibt es eh nicht, ist sowieso nebensächlich. Überall trifft man sie an, wie sie geduldig stundenlang ihre Köder baden.Burnett’s Head Lighthouse. Dieser Leuchtturm stand einst an der Mündung des Burnett Rivers und wies seit 1873 den Frachtern, die nach Bundaberg wollten, den Weg. Im Jahr 1972, nach fast 100 Jahren Betrieb, wurde es durch ein moderneres, automatisch gesteuertes Leuchtfeuer ersetzt.Wir nutzen die Zeit in der Marina für ausgiebige Spaziergänge an der Ostküste. Hier wechseln sich ausgedehnte Sandstrände ab mit …… vom Meer rund geschliffenem Vulkangestein.Einmal fahren wir mit unserem Dinghi den Burnett River aufwärts in Richtung Bundaberg. Das Wasser ist trüb und es hat viele unsichtbare Sandbänke, die bei fast 2 Meter Gezeitenhub gefährliche Fallen für die Schifffahrt darstellen.Immer wieder ausgedehnte Mangrovenwälder, die bei Ebbe trockenfallen, bei Flut leicht überspült werden. Ein Paradies für Vögel.Maryborough: das Zentrum des Gebietes südlich von Bundaberg. Früher wegen der gut geschützten Zufahrt hinter der Fraser Island ein wichtiger Handelshafen. Weil das ganze Gebiet immer mehr verlandet, werden die befahrbaren Kanäle immer enger und flacher. Ein neuer Frachthafen, der nun flussabwärts von Bundaberg im Bau ist, wird wohl Maryborough als Umschlagszentrum ablösen.Zeitzeugen der Technik. Diese beiden Hälften eines Schwungrades waren ab 1900 in einem der ersten Kraftwerke von Queensland im Einsatz. Zu einem Rad zusammengeschraubt wiegen sie 11 Tonnen. Bis 1960 dienten sie eingebaut in einem 160PS starken Einzylinder-Gasmotor für eine zuverlässige Stromversorgung der Stadt Maryborough.Wandmalerei in Maryborough – der Flieger. Das Bild wurde zu Ehren eines Mitbürgers der Stadt gemalt. Samuel W. Hecker, selber ein begeisterter Flugpionier der damaligen Zeit, hat landesweit alte Flugzeuge gesammelt. Diese hat er perfekt restauriert und wieder in flugtauglichen Zustand versetzt. Ihm ist es zu verdanken, das viele berühmte Flugzeuge, wie zum Beispiel die Maschine, die als Erste unter der Sydney Harbour Bridge durchgeflogen wurde, heute noch erhalten sind.Urangan Pier: 1917 erbaut diente dieser 1’124 Meter lange Holz Pier als Verladestation für Zucker, Kohle und Holz. Die Zufahrt für grosse Meeresschiffe war hier etwas einfacher möglich als das weiter landeinwärts liegende Maryborough, wo gegen Gezeitenströmungen angekämpft werden musste. In den 1920er Jahren war hier die wichtigste Verladestation. Erdöl verdrängte Kohle, und eine neue Zuckerfabrik in Bundaberg verlagerte den Zuckerverlad dorthin. 1980 wurde die Funktion des Piers eingestellt. Heute dient er touristischen Zwecken und – wie könnte es anders sein – den Fischer als perfekter Standort. Die Stadt hat mitten auf dem Pier sogar eine Fischsäuberungsstation eingerichtet.Gegen Mitte Monat lässt der Starkwind dann endlich nach. Wir nutzen dessen Ausläufer, um am 13. Mai in einer Nachtfahrt zur etwas mehr als 60 Seemeilen weiter nördlich gelegenen Insel «Lady Musgrave» zu segeln. Dieses mit Segelschiffen befahrbare Atoll gehört zum südlichen Barrier Reef. Es empfängt uns nach einer ereignislosen aber rolligen Nachtfahrt mit einem Regenbogen und glasklarem Wasser.Die einzige Insel auf dem Atoll ist gerade mal 200 Meter breit und 500 Meter lang. Obwohl so weit draussen im Meer, ist sie sehr üppig und artenvielfältig bewachsen. Erstaunlicherweise finden wir jedoch keine Palmen.Wie die meisten Inseln in diesem Teil Australiens gehört Lady Musgrave zum Great Barrier Reef Naturschutzreservat. Das hat für uns Besucher den Vorteil, dass viele Wanderwege angelegt sind. Aber halt! Warum die Abschrankung? Und was sieht Pia?Ein junger Sturmvogel (engl.: Shearwater) sitzt noch alleine und verlassen im Eingang zu seiner Höhle. Sturmvögel nisten von Dezember bis May in bis zu 2 Meter langen Höhlen, die sie mit Schnabel und Krallen in geeignetes Erdreich graben. Die Eltern verlassen ihre Jungtiere im April. Diese folgen ihren Eltern 1-3 Wochen später nordwärts, bis dahin zehren sie vom angefressenen Fett und erlernen selbständig das Fliegen.Lady Musgrave Island. Der Sandstrand ist stellenweise überdeckt mit Lavasteinen, die von einer Überdeckung mit Lava zeugen, als die Insel schon existiert hat.Herrlicher Sonnenuntergang im Atoll Lady Musgrave. Gerade rechtzeitig verziehen sich die dunklen Regenwolken.Endlich ist es soweit. Zum ersten Mal, seit wir in Australien angekommen sind, finden wir Wasser vor, das so klar ist, wie wir es in Polynesien immer angetroffen haben. Wir haben uns zwischenzeitlich auch gut vorbereitet und uns «Stinger Suits» angeschafft. Hauchdünne, elastische Vollkörperanzüge aus Nylon mit Kopfhaube und Handschuhen. Sie werden uns vor gefährlichen Quallen Stichen schützen.Die neuen Anzüge werden gleich ausprobiert. Mit Dinghi geht’s zum nahegelegenen Riff und dort gleich ins Wasser. Wir werden nicht enttäuscht: Anzüge sind top und die Fische lachen sich nicht zu Tode.Nach ein paar Tagen ist es Zeit für die Weiterfahrt. Wir wollen weiter nordwärts zu den Keppel Islands. Wir entscheiden, die 65 Seemeilen Distanz bis dorthin aufzuteilen in 2 Abschnitte. Der erste soll uns bis zur Hummocky Insel bringen. Da wir früh am Morgen losfahren wollen, verlegen wir bereits am Vorabend durch die Passausfahrt ans Aussenriff. Dort ist eine öffentliche Mooring (Boye) installiert, die wir für eine Nacht nutzen können. Der Wind am Abend ist total eingeschlafen, die Meeresoberfläche schwabbelt ölig träg. Wieder ein wunderschöner Sonnenuntergang.Sonnenuntergang im Westen, Blick gegen Osten: so sieht Himmel und Meer auf der anderen Seite des Blickfeldes aus. Am Osten schleicht sich die Nacht langsam vom Horizont in den Himmel hoch, oder: «die Nacht frisst den Tag». Die Grenzen zwischen Meer und Himmel verschwinden fast. Das Rosa am Himmel widerspiegelt sich im Wasser.Der Wind in den nächsten 2 Tagen ist gut! Wir nutzen ihn, um zügig weiter nordwärts zu gelangen. Herrliches Segelwetter unterwegs.Bei der Insel Heron machen wir nur einen kurzen Nachthalt. Auch bei der Hummocky Island (Bild) gibt’s nur einen Nachtanker.Der nächste Schlag zur Keppel Island ist nur kurz, 20 Seemeilen. Wir finden ein herrliches Rastplätzchen in der «Secret Bay» an der Nordostecke der Insel.Secret Beach auf Great Keppel Island – ganz für uns alleine!Freunde von uns sind vor ein paar Tagen bei einer Wanderung auf der Insel einer Schlange begegnet. Erkundigungen beim Naturparkpersonal haben uns aber beruhigt: es gibt keine gefährlichen Tiere auf Keppel Island. Also schnüren wir die Wanderschuhe und erkunden den Nordostzipfel der Insel. Es ist eine interessante Mischung aus Vulkanfelsen und Sanddünen, überwachsen mit Buschwerk.Wie schon auf den Inseln im Pazifik wurden auch hier in der Vergangenheit Ziegen ausgesetzt für die Jagd. Mittlerweile sind die Jäger weniger geworden, und die Ziegen mehr.Ziel unserer Wanderung: schöne Aussicht auf die Secret Bay und Lupina im Hintergrund.Nach 2 Tagen in der Secret Bay verlegen wir etwas weiter südlich in die Leekes Bay.Von der Leekes Bay aus unternehmen wir weitere Wanderungen über die Keppel Insel. Die Wanderwege sind sehr gut ausgebaut und liebevoll markiert. Die Frau des Rangers, der auf der Insel für Ordnung sorgt, graviert und bemalt grosse Steine. Diese werden dann von ihrem Mann in Beton einbettet und entlang der Wanderwege verlegt.Sogar bequeme Stühle zum Ausruhen finden sich entlang der Wanderwege! So lassen sich schöne Aussichten besonders gut geniessen.Great Keppel Island verwöhnt uns mit vielen wunderschönen Wanderungen, fantastischer Natur und idyllischen Stränden (hier: Butterfish Beach)
Schon ist wieder Wochenende. Vom nahen Festland strömen seit Freitagnachmittag viele Boote mit Erholung und Spass suchenden Passagieren an Bord auf die vorgelagerten Inseln. Wir sind nicht mehr alleine, aber die Buchten sind so gross, es wird nie eng. Irgendwie geniessen wir auch ein wenig den Betrieb, der sich entwickelt. Am Sonntagabend wird es dann wieder leer sein hier. Wir wollen dann am Montag auch weiter. Eine Schulkollegin von Pia wohnt irgendwo in den Outbacks von Queensland. Wir haben Kontakt mit ihr aufgenommen und wollen versuchen, sie zu finden. Ob das klappen wird, wissen wir noch nicht.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Warum ziert ein Eisbär das Logo des Bundaberg Rum? Einer der Gründer, Sam McMahon, suchte ein werbewirksames Logo für seinen Rum – so wie etwa Johnnie Walker mit seinem stolz daher schreitenden Mann oder das Wildschwein auf den Gordons’s Gin Flaschen. Sam musste nicht weit suchen und fand die Idee in seinem eigenen Namen, McMahon – «Sohn des Bären». Dass es dann kein Koala Bär wurde, lag daran, dass ein Eisbär im tropischen Queensland, der Heimat des Bundaberg Rums, schon sehr aussergewöhnlich ist und den «coolen Drink» viel besser repräsentiert als ein verschlafener Koala.
In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf unsere Reise von der Gold Coast in die Moreton Bay, dann über die Sunshine Coast zur Fraser Island und schlussendlich nach Bundaberg. Eine Fahrt die fast alles beinhaltet, von Blauwasser- bis Pfadfinder-Segeln in Flusslabyrinthen. Kaum mehr als 50 Meter Wassertiefe auf der ganzen Reise.Im letzten Bericht hatten wir gerade die rote Strecke von der Gold Coast City Marina (GCCM) nordwärts in die Moreton Bay in Angriff genommen. Eine gut von Wind und Welle geschützte Strecke, 45 Seemeilen lang, mit viel Flussströmung, und vor allem sehr vielen, sich verändernden Sandbänken gespickt.Das Wasser in diesen «Inland-Waterways», wie das Fahrgebiet hinter der Küste genannt wird, ist brackisch trüb, seine Farbe dunkel. Die Sicht ist kaum einen halben Meter tief. Unmöglich, während der Fahrt eine Untiefe zu erkennen. Meist ist der Fahrkanal gut markiert mit den bekannten roten und grünen Zeichen. Aber man muss sich genau daran halten. Oder würdest du erkennen, dass die Wassertiefe gleich links vom roten Zeichen nur noch 50 Zentimeter beträgt? Das Gute: es ist alles Sand uns Schlamm – also kein harter Grund wie etwa Steine oder Korallen.Auf der Fahrt nach Jacobs Well müssen wir eine Untiefe durchfahren, die wegen unserem Tiefgang von exakt 2 Metern nur bei Hochwasser (Flut) passiert werden kann. Eine Stunde vor Flut Maximum versuchen wir es – wir schaffen es ohne Grundberührung, haben sogar 30 Zentimeter Reserve. Du fragst dich vielleicht: warum eine Stunde früher und nicht genau bei maximaler Flut? Vorsichtsmassnahme! Falls wir auf Grund laufen würden, bestünde die Möglichkeit, dass wir bei weiter steigendem Wasser wieder freikommen. Passiert das bei maximaler Flut, oder gar bei sinkendem Wasser, kann das schnell gefährlich werden. Wie gesagt: alles ist gut gegangen, nur beim Abfahren des Ankerplatzes berühren wir kurzeitig den Boden. Wir geniessen unseren wohlverdienten Ankertrunk bei herrlichem Abendhimmel.Wir verbringen drei Tage in Jacobs Well (auf Deutsch: Jakobs Brunnen) an einem sehr ruhigen Ankerplatz. Die wechselnde Gezeitenströmung erreicht zwar fast zwei Knoten, aber der Anker hält bombenfest im Flussgrund. Unser Dinghi können wir bequem am öffentlichen Steg parkieren. An Land hat das kleine, entlegene Nest, das in den letzten 10 Jahren bevölkerungsmässig am Explodieren ist, eine gute Infrastruktur. Es gibt zwar keine Schule vor Ort, dafür aber wohl sortierte Lebensmittelläden und zwei Kneipen. In der Einen, der Jacobs Well Taverne, werden wir Stammgäste, insbesondere auch, weil hier der lokale Roadster- und Oldtimer-Club sein Stammlokal hat.Heute ist mein Geburtstag – ein Grund, das Tanzbein zu schwingen. In Australien gibt es in guten Kneipen am Wochenende meist Live-Musik. Die Qualität ist unterschiedlich. Der Sänger (links mit den langen Haaren) dieser Gruppe («Ramjet») interpretiert Freddie Mercury selig unheimlich gut – kaum vom Original zu unterscheiden!Früher Start am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang. Wir brauchen wieder Hochwasser, denn nach ein paar Meilen folgt die nächste Untiefe. Es weht kein Wind am Ankerplatz, nicht der leiseste Hauch. Das Wasser ist spiegelglatt.Noch vor dem Frühstück passieren wir auch die zweite knappe Untiefe auf dem Weg zur Moreton Bay ohne Probleme. Erst kurz danach heisst es: Maschine stopp – Kaffeekocher an und Frühstück auf den Tisch!Die schwierigsten Untiefen auf dem Weg zur Moreton Bay sind vorbei, der Wind ist zurück, wir setzen mutig unsere Segel.Aber nicht lange können wir unbehindert segeln. Ein nächstes Hindernis erwartet uns – ein für uns eher ungewohntes: eine Stromleitung!Wir wissen: unsere Mastspitze ist etwa 20 Meter hoch. Aber wie hoch sind die Drähte? Gemäss Eintragung auf der Seekarte müsste es knapp reichen, als Durchfahrtshöhe wird dort 20.3 Meter angegeben. Mittlerweile ist der Wasserpegel wieder gesunken und wir haben fast Niedrigwasser, zudem fahren wir absichtlich näher beim Leitungsmast vorbei, dort hängen die Leitungen nicht so durch. Höhen von unten abzuschätzen ist sehr schwierig. Irgendwie ist uns schon etwas mulmig, als unser Mast unter den Leitungen durchgleitet. Aber: alles gut!Wieder geht ein Tag mit fantastischem Abendhimmel zu EndeAm 12.4.2025 ist es geschafft – wir haben die Moreton Bay erreicht!Zwischen Neuseeland und Australien hat sich wieder eine Wetterfront aufgebaut, aus der sich letztes Mal ein Zyklon entwickelt hat. Zudem kriegen wir unseren Anker im schlammigen Untergrund des Ankerplatzes von Cleveland nicht richtig zum Halten. Wir sind entsprechend vorsichtig und entscheiden uns, die nächsten Tage in der «Royal Queensland Yacht Squadron» (RQYS) Marina in Manly (Einzugsgebiet von Brisbane) zu verbringen.Eigentlich wäre viel Regen angesagt, aber irgendwie werden wir verschont davon. Die Störung zwischen Neuseeland und Australien bewegt sich ostwärts von uns weg. Entwarnung! Wir geniessen das schöne Wetter mit Spaziergängen in der Umgebung.Regatta in der Marina. Diesmal nicht mit echten Booten, sondern mit Modellen. Interessant: alles ältere, gesetztere Herren, die hier stundenlang hoch konzentriert und eifrig um Positionen kämpfen.Haben wir es schon mal geschrieben: die Küste von Australien ist ein Vogelparadies. Überall trifft man elegante Gleiter, stolz dahinschreitende Wasservögel, wunderschön klingende Singvögel und viele mehr. Im Bild ein bunter «Loris», auch «Honigpapagei» genannt.Der Stadtteil Wynnum (ebenfalls Vorort von Brisbane) zeichnet sich aus durch viele altehrwürdige, gut erhaltene Gebäude aus der Zeit zwischen 1850 und 1900.Sehr typisch für Häuser aus dieser Zeitepoche: gusseiserne Verzierungen von Balkon und Veranda.Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Scarborough, nördlich des Brisbane Rivers, gehen wir am 16.4.2025 Anker auf und richten unseren Bug nordwärts Richtung Sunshine Coast. Bei mässigem Südostwind, beide Segel auf Backbordseite (Hauptsegel mit der Bullentaille gesichert, Genua ausgebaumt) gleiten wir bei schönstem Segelwetter entspannt rund 40 Seemeilen nordwärts nach Mooloolaba.Die rund 100 Seemeilen von der Moreton Bay zum Rainbow Beach und Wide Bay, mit Zwischenstopp in MooloolabaAnkerplatz vor der Flussmündung von Mooloolaba. Da wir hier nur eine Übernachtung planen, verzichten wir darauf, uns über die Flussbarre weiter flussaufwärts einen ruhigen Ankerplatz zu suchen. Stattdessen ankern wir in der grossen, weiten Bucht und akzeptieren den mässigen Schwell, der sich um die Landzunge herum vom offenen Meer zum Ankerplatz schleicht.Am nächsten Morgen verlassen wir Mooloolaba in den frühen Morgenstunden – 50 Seemeilen liegen vor uns. Unser Ziel heute: die lange, gut gegen südliche und östliche Winde geschützte Bucht vom «Rainbow Bach». Hier, vor diesen farbigen Klippen aus kompaktem Sand wollen wir ankern und abwarten, bis wir die Flusseinfahrt bei der «Wide Bay Bar» in die «Great Sandy Strait», den Inland-Waterway nach Norden, wagen können. Zurzeit wäre es zu gefährlich, die Wellen sind zu hoch. Der Sturm vor Neuseeland hat Wellen von etwa 3 Metern aufgebaut. In etwa 2 Tagen sollte die Durchfahrt möglich sein. Wir erhoffen uns in der Zwischenzeit schöne Spaziergänge entlang dieser spannenden Sandklippen. Aber die brechenden Wellen machen uns ein Anlanden mit dem Dinghi leider unmöglich.Am Samstag, 19.4.2025, wagen wir die Einfahrt. Die «Wide Bay Bar» ist als gefährlich eingestuft. Weniger die Untiefen sind hier ein Problem, sondern die sich brechenden Wellen. Über etwa 4 Meilen erstreckt sich das Schwemmland ins Meer hinaus. Eine gefährliche Fahrstrecke, da sie ziemlich parallel zu den Wellen verläuft. Dem Steuermann wird höchste Konzentration abverlangt! Auch Pia ist angespannt. Fotos haben wir von der Fahrt leider keine, aber die Go-Pro, an der Stange des Windgenerators montiert, hat die Strecke aufgezeichnet. Zu sehen im nächsten Video.Wir haben die Einfahrt so geplant, dass wir kurz vor Flut, noch bei einlaufendem Wasser, die Einfahrt beginnen. So hilft uns die einlaufende Strömung bei der Einfahrt. Und es geht alles gut! Nach rund 45 Minuten sind wir durch. Wir werden von der Fähre begrüsst, welche Festland mit der K’gari (Fraser Island) verbindet.Nach der Einfahrt segeln wir noch gut eine Stunde in den südlichen Flussarm nach Tin Can Bay. Hier finden wir ein herrliches Ruheplätzchen für uns und Lupina.Der Ursprung des Namens «Tin Can» ist nicht ganz klar. Es wird vermutet, dass es von der indigenen Bezeichnung für Mangrovenwald, «tinchin», abgeleitet ist. Europäische Besiedlung fand ab 1870 statt. Zuerst wurde hier Holz aus dem umliegenden Urwald zum Wasser gebracht und dieses dann als Floss zusammengebunden weiter nordwärts geflösst. Danach hat sich eine rege Fischerei entwickelt, die sich bis heute gut hält. Vor allem der Garnelenfang ist sehr lukrativ in dieser Gegend. Wie andernorts auch, setzt man heute auch auf Tourismus, sowohl zu Land als auch im Wasser. Der sehr breite, extrem gut ausgebaute Boardwalk deutet jedenfalls an, in welche Richtung sich die Gegend künftig ausrichten will.Tin Can’s kleine Marina. Auch ein Yacht Club gibt’s mit Bar, von der aus sich der Sonnenuntergang besonders gut geniessen lässt.Vom gut gelegenen Ankerplatz in der Tin Can Bay unternehmen wir einen Tagesausflug. Zuerst geht’s mit dem Dinghi auf die östliche Seite der Bay zum Carlos Point, wo wir am öffentlichen Pier festmachen können. Dann zu Fuss rund 4 Kilometer östlich quer über die Landzunge ans Meer zum Rainbow Beach. Der Fussmarsch unter brennenden Sonne der Strasse entlang wird stark abgekürzt. Bereits nach ein paar wenigen Metern kümmert sich eine barmherzige Seele um uns arme (vielleicht denkt sie auch, wir seien verrückt!) Wanderer und fährt uns kurzerhand mit ihrem bulligen Geländefahrzeug direkt zum Strand von Rainbow Beach.Die Australier haben einige Hobbies. Neben Fischen (definitiv die Lieblingsaktivität – unabhängig von Alter und Geschlecht) zählen Campieren und Off-Road Fahren zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Wieso an den Strand «gehen» (hier am Rainbow Beach), wenn man auch «fahren» kann. Aber im Gegensatz zu anderen Ländern, die wir bereist haben, sind hier die Fahrzeuge wirklich gut ausgerüstet für schwieriges Gelände.Das Bild zeigt die grosse Bucht vom Rainbow Beach. Im Hintergrund Double Island, wo wir mit der Lupina abgewartet haben, bis die Wellen für die Querung der Flussbarre etwas flacher waren. Interessant in dieser Gegend: der Wind arbeitet dauern an der Küste und verändert sie permanent. Er verfrachtet den vom Meer ans Ufer gespülte Sand den Hang hoch in Richtung Landesinnere. Die bestehende Vegetation wird dabei überdeckt und erstickt, wenn sie sich nicht schnell genug ans Licht durcharbeiten kann.Carlo Sandblow – ein Sandmeer, das langsam landeinwärts kriecht. Ein sehr schönes Beispiel, das vor Augen führt, wie geologische Kräfte die Landschaft verändern. Permanente, starke Winde, die vom Meer her blasen, haben hier eine Schneise in den Hang gearbeitet. Die Schneise kanalisiert den Wind, verstärkt ihn, und der Sand wird immer weiter ins bewaldete Hinterland verfrachtet. Über Jahrtausende hat sich so der Küste entlang ein Sandwall aufgebaut. Ein natürlicher Wettstreit zwischen Wind und Vegetation.Wir geniessen die Fahrt im sehr gut geschützten Inland-Waterway, der «Great Sandy Strait» genannt wird. Hier ist das Wasser immer flach, keine sich überschlagende Welle am Ufer. Das Anlanden mit dem Dinghi ist ein Kinderspiel. Es herrscht gerade Ebbe. Der Sandstrand, sonst mehrheitlich unter Wasser, ist für 2-3 Stunden frei und lädt mit seinem festen Sand zu langen Spaziergängen ein. An einigen Orten werden bei Ebbe Sandbänke frei, die sich mehrere hundert Meter in den Fluss hinein schlängeln. Herrlich, so «über das Wasser gehen» zu können. Für die Navigation mit dem Schiff aber nicht so toll, denn man sieht die Sandbänke sehr schlecht, und ihre Lage verändert sich dauernd.Das westliche Ufer der Fraser Island, archaisch wild. Eigentlich heisst die Fraser Island seit 2023 wieder «K’gari» (was in der indigenen Sprache «Paradis» bedeutet), so wie sie vor der europäischen Einwanderung genannt wurde. Es ist die grösste Sandinsel der Welt: 123km lang, 22km breit und eine Fläche von 1’800 Quadratkilometer gross. Sie ist umsäumt von wunderschönen Sandstränden, das Landesinnere ist dicht bedeckt von Regen- und Eukalyptuswäldern sowie Mangroven.Auf dem Weg nach Norden erwartet uns das nächste, aber vorläufig letzte Hindernis: die Sheridan Flat Shoals. Dies ist ein untiefes, seichtes Gewässer, die sich über etwa 2 Meilen erstreckt. Das Wasser hier ist so flach, dass wir mit unserem Tiefgang von 2 Metern nur bei maximaler Flut durchfahren können. Dies ist jeweils um Vollmond oder um Neumond der Fall. In den letzten Tagen haben wir von anderen Schiffen Tracks zugeschickt bekommen, die uns bei der Navigation sehr hilfreich sein werden. Am 26.4.2025, Samstagvormittag, ist es dann soweit und wir können das Gebiet mit genügend Reserve unter dem Kiel durchfahren.In der unter Touristen sehr bekannten Kingfisher Bay machen wir ein paar Tage Rast. Es gibt hier ein Resort, das beispielhaft gut in die Landschaft eingepasst und vom Meer kaum erkennbar ist. Wir dürfen das Gelände ohne Einschränkung betreten und auch die schöne Infrastruktur nutzen. Hier machen wir einen kurzen Spaziergang durch den Eco-Park der Anlage.Schon bei unserem ersten Landgang auf K’gari begegnen wir einem Dingo. Während sich die Dingos auf dem Festland mit den Haushunden der Einwanderer vermischt haben und daher reinrassige Tiere sehr selten geworden sind, sind die Dingos hier auf der Insel rassenrein. Dass es so bleibt, dafür sorgt ein striktes Hundeverbot für die ganze Insel. Die Dingo Population auf K’gari besteht aus etwa 30 Rudeln, wovon jedes zwischen 3 und 12 Tiere umfasst.Obwohl Menschen nicht in das Beuteschema von Dingos passen, sind Fälle bekannt, wo vor allem kleine Kinder angegriffen wurden. Es wird daher überall vor Begegnungen mit Dingos gewarnt. Einem Rudel möchten wir in freier Wildbahn auch nicht begegnen.Um die Besucher des Kingfisher Resorts vor den Raubtieren zu schützen, ist um die ganze Anlage ein Dingo-Zaun errichtet worden, der auch einen elektrischen Draht beinhaltet.Strassen, die den Zaun queren, führen über diese speziellen Gitterroste, die von den Dingos gemieden werden.Kleiner Planungsfehler (nicht ganz ungewollt von mir! – schmunzel): wir sind mit unserem Dingi angelandet, als die Flut am Sinken war. Nach unserer Wanderung sind es etwa 4 Stunden später, die Ebbe ist gerade vorbei und das Wasser steigt wieder. Aber unser Dinghi (mitten im Bild) steht noch weit weg vom Wasser. Was tun? Kein Problem. Es gibt hier die «Sunset Bar», in der es sich sehr gut auf steigendes Wasser warten lässt. Und, wie es scheint, sind wir nicht die Einzigen, die das Warten geniessen.Kurz vor Sonnenuntergang ist es soweit: unser Dinghi steht am Wasser und wir können wieder zurück zur Lupina.Nach dem Stopp in der Kingfisher Bay verlegen wir etwas weiter nördlich zur «Big Woody Island». Am Nordostufer der Insel sind wir perfekt geschützt vor dem Wind aus Südwesten. Hier liegt Lupina ruhig trotz relativ starker Gezeitenströmung.Während K’gari einzig aus Sand besteht, ist Big Woody Island eine Insel mit vulkanischem Ursprung. Daher ist der Strand an den meisten Stellen sehr felsig und weist nur wenige Stellen auf, wo Sand das Anlanden mit dem Dinghi erlaubt.Auf der Südhalbkugel ist nun Herbst. Abends und in der Nacht wird es deutlich kühler, was hier heisst: unter 20 Grad. Gestern nun sind wir weiter nordwärts der Sonne entgegen gesegelt, nach Bundaberg. Vor der Abfahrt mussten wir noch diesen Gast vertreiben. Der Kormoran wollte wohl gratis mitfahren und hat seinen Platz vehement verteidigt. Immer, wenn wir von unten gerufen oder am Mast gerüttelt haben, ist er in Kampfstellung und hat uns seine Abschussrampe (Hinterteil) entgegen gedreht. Wir sind ohne Treffer davon gekommen!Unser aktueller Standort: die Marina von Bundaberg. Hier wettern wir nun eine Starkwindphase ab, die während der nächsten Tage die Gegend heimsuchen wird.Noch müssen wir entscheiden, wie unsere Reise von Bundaberg aus weiter geht. Eine Variante wäre, bereits im Mai (da ist das Wetterfenster für diese Passage am besten) nordöstlich zu den Salomon-Inseln und dann via Papua-Neuguinea nach Indonesien zu segeln. Die andere Variante ist eine Route entlang der Küste von Australien, dabei die wunderschönen Whitsunday Inseln und das Great Barriere Riff erkunden und dann durch die Torres Strasse nach Indonesien. Spätestens im nächsten Video, dass gerade in Arbeit ist, werden wir uns entscheiden.
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!
Faktum: der längste Zaun der Welt ist bekannt unter dem Namen «Dingo Zaun». Der Zaun erstreckt sich 5600 Kilometer quer durch Australien um die Schafweiden im Südosten des Kontinentes vor den Raubtieren zu schützen. Er hat eine Höhe von über 180 cm und besteht aus Maschendraht, der unten gefalzt ist und den Boden etwa 50 cm weit bedeckt, so dass er von den Tieren nicht untergraben werden kann.