Schiffsschicksale in Gold Coast, viel Regen in Brisbane und vorbeugender Unterhalt am Rigg

22.3. – 5.4.2025

Wir befinden uns in Gold Coast und ankern vor der Wave Break Insel. Sie ist ihrem Namen auch tatsächlich würdig. Ausser der unvermeidlichen Gezeitenströmung, die bis zu 3 Knoten betragen kann, dringt von der Zufahrt vom Meer kein Schwell an den Ankerplatz. Wir liegen sehr ruhig und sicher hier.
In der Ferne die Hochhäuser von Gold Coast. Davor liegen ein paar Hausboote auf dem Sand. Es ist gerade Ebbe. Bei Flut schwimmen sie dann wieder. Lustig die Bewohner zu beobachten, wie sie ihre Beiboote und Kanus entweder weit ins Wasser hinaus schleifen müssen, oder es aber weiter draussen verankern und dann an Land waten müssen. Je nach Wasserstand halt.
Opfer des kürzlichen Zyklons und traurige Schiffsschicksale. Überall sehen wir gestrandete Boote.
Vermutlich hat man einige Schiffe absichtlich auf den Sandstrand auflaufen lassen um sie vor dem Versinken zu retten.
Dieses Schiff hat es nicht geschafft und ist während des Sturmes gesunken. Möglicherweise haben die Wasserlenzpumpen nicht funktioniert und das eindringende Regenwasser nicht herausgepumpt. Für die Bergung wurde es von einem Bagger auf einer schwimmenden Plattform angehoben, und dann mit grossen Industriepumpen das Wasser aus dem Schiffsbauch gepumpt.
Das Gebiet um Gold Coast ist der Amerikanischen Stadt Fort Lauderdale nachempfunden: viele labyrinthartig verschlungene Kanäle, die von Häusern umrandet sind. Zum Kanal hin meist ein grosszügiger Schiffssteg mit einem Motorboot (Bild) – auf der anderen Seite des Hauses ein nicht billiges Auto auf schön angelegten Einfahrten.
Nachtstimmung am Ankerplatz. Es weht kein Lufthauch, das Wasser ist spiegelglatt.

Wir planen unsere Weiterfahrt nach Norden. Hier in Gold Coast sind wir ja, von Vanuatu herkommend, gelandet. Wir haben von anderen Seglern erfahren, dass es ein wenig nördlich von hier mehrere Marinas mit super guter Infrastruktur gibt mit Handwerkern, die etwas von ihrem Job verstehen. Das möchten wir nutzen und eine vorbeugende Reparatur an unserem Rigg ausführen lassen.

Die Verbindung vom Baum zum Mast überträgt grosse Kräfte, wenn das Hauptsegel gesetzt ist. Hat es bei dieser Verbindung Spiel, dann gibt es bei Lastwechseln laute Geräusche, die nervig sind und die einem bei einer Nachtfahrt den Schlaf rauben können. Je grösser dieses Spiel wird, umso schneller kann der Verschleiss fortschreiten. Es ist also wichtig, dieses Spiel zu reduzieren, bevor der Schaden so gross ist, dass er nicht mehr repariert werden kann, oder schlimmer: die Verbindung auf hoher See bricht. Bei unserem Beschlag haben wir Spiel am Bolzen, der den Lümmel Beschlag mit dem Mast verbindet (gelbe Pfeile) und am Bolzen, der den Lümmel Beschlag am Baum fixiert (roter Pfeil). Zudem ist die Nabe der Umlenkrolle für die blaue Hole-Leine (mit ihr wird das Grossegel aus dem Mast gezogen und nach hinten gestreckt) verschlissen (grüner Pfeil). Wir wollen all diese Verbindungen wieder in Ordnung bringen, bevor es zu spät für eine Reparatur ist.
Wir entscheiden uns, die Unterhaltsarbeiten am Baum in der Gold Coast City Marina (GCCM) ausführen zu lassen. Diese Marina liegt etwa 6 Seemeilen flussaufwärts am Fluss Coomera, der diesem Stadtteil von Gold Coast auch den Namen gegeben hat.
Nach ein paar Tagen vor Anker im Schutz der Wave Break Island gehen wir am Sonntag, 23. März 2025, Anker hoch und verlegen vorerst in die Nähe des Currigee Camps an die South Stradbroke Island. Diese dem Flussdelta vorgelagerte Insel ist aus einer Sanddüne entstanden, die nach und nach von Vegetation überwachsen wurde. Von unserem Ankerplatz führt ein Weg quer über die an dieser Stelle knapp 1 Kilometer breite Insel an die Küste des offenen Meeres. Der wildromantische, endlos lange und menschenleere Strand verzaubert uns.
Schwarze Schwäne auf der windgeschützten Flussseite der Stradbroke Island sind alles andere als menschenscheu.
Nach 2 Tagen kündet sich eine Front mit starkem Regen an. Wir haben in der Zwischenzeit mit einem Rigger, der seine Werkstatt auf dem Areal der GCCM hat, Kontakt aufgenommen und die vorgesehene Arbeit vereinbart. Wir beschliessen, noch vor dem starken Regen flussaufwärts zur Marina zu fahren. Kaum sind wir dort angekommen, öffnen sich die Schleusen und es regnet fast 3 Tage durch.

Bei diesem Wetter wird nicht am Schiff gearbeitet. Mit Regenschirmen bewaffnet fahren wir mit dem Zug am Samstag nach Brisbane, das rund 80 Kilometer nördlich von Coomera liegt. Im ganzen Staat Queensland sind die Tarife für die öffentlichen Verkehrsmittel unheimlich günstig. Die Fahrt kostet einheitlich 50 Cents (umgerechnet etwa 30 Rappen) – egal wie lange sie dauert. Beim Einsteigen meldet man sich mit der Kreditkarte an, beim Aussteigen meldet man sich wieder ab. Super einfach!

Auch in Brisbane herrscht Regenwetter. Der Fluss kommt bis zum Gehsteig hoch – überschwemmt diesen an einigen Stellen sogar.
Vergeblich versuchen die Obdachlosen ihre Kleider und Bettwäsche zu trocknen.
Dieser rund 50 Zentimeter lange Leguan scheint den Regen zu geniessen.
Brisbane „Treasury House“ – ein wunderschön erhaltenes Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert, das sich bisher erfolgreich gegen die Stadterneuerung behauptet hat.
Der Regen lässt nicht nach. Wir entscheiden uns für eine «trockene» Aktivität, setzen uns in eine der Schnellfähren und fahren rund 3 Stunden den Brisbane River rauf und runter und geniessen die Aussicht auf die Stadt vom Fluss aus (wie weiter oben beschrieben: für 50 Cents pro Person!)
Am Sonntag ist (unglaublich, aber war!) schönes Wetter angesagt. Wir fahren ein zweites Mal nach Brisbane und werden gleich beim Anzac Square Memorial vor dem Zentralbahnhof gebührend von schottischen Dudelsackbläsern empfangen.
Der Anzac Square in herrlich sattem Grün und Hochhäuser mit vom Regen blitzblank abgespülten Fenstern unter wolkenfreiem, blauen Sonnenhimmel.
Immer spannend: alte (aus dem 19. Jahrhundert) und neue Gebäude nebeneinander.
In Brisbane faszinieren uns vor allem auch die modernen Bauten. Die altehrwürdige St. Johns Kathedrale zeigt sich im Spiegel.
Am Tag vorher haben wir den Fluss mit der Fähre abgefahren, heute erkunden wir das Flussufer zu Fuss auf der gut ausgebauten Fussgänger Promenade.
Kangoroo Point Green Bridge – eine Fussgängerbrücke – nur eine der vielen architektonisch interessanten Brücken über den Brisbane River.
Auf dem Gelände der Weltausstellung 1988, heute South Bank Parklands genannt, tummeln sich an schönen Tagen Tausende von Leuten. Die vielen verschiedenen Anlagen locken zum Verweilen, zum Flanieren oder zum Spielen an. Eine riesiger, öffentlich zugänglicher Wasserpark mit Bootsteich, Sanddünen, Beachlandschaft, Wildbächen und zahlreichen Wasserspielen lassen das Herz jeder Wasserratte, ob klein oder gross, höherschlagen.
Wir verzichten auf den Badespass und lassen uns stattdessen mit diesem Riesenrand in den Himmel katapultieren.
Direkt auf der gegenüberliegenden Flussseite das Gebiet von Queens Wharf. Das riesige Erneuerungsprojekt dieses Geländes wurde erst kürzlich abgeschlossen und ist heute mit «The Star Grand» (eröffnet 2022) eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Brisbane. «The Star Grand» beherbergt neben vielen Appartements auch Hotels, Casinos, Vergnügungstempel, Erholungsräume, Shopping Malls und nebst unzähligen Uper-Class-Restaurants eine frei zugängliche Besucherterrasse mit einem fantastischen Rundumblick über Brisbane River und Stadt.
Eine der imposanten Eingangshallen im «The Star Grand»
Der Zugang zur öffentlich zugänglichen Aussichtsterrasse befindet sich im kleineren Mittelgebäude des «The Star Grand». Ein Boden aus Glas erlaubt einen senkrechten Blick nach unten auf die dem Ufer des Brisbane Rivers entlang führende Schnellstrasse.
Unsere letzte Station, bevor wir wieder mit dem Zug nach Hause zur Lupina fahren: die «Felons Brauerei» direkt unter der eisernen «Story Bridge». Bei einem kühlen Pale Ale geniessen wir die Aussicht über den Fluss, die Stadt und die in den Jahren 1935-40 erbaute Stahlbrücke. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt 1’072 Meter. Die längste Stützweite der 6-spurige Strassen- und Fussgängerbrücke beträgt 282 Meter und die Durchfahrtshöhe für Schiffe beachtliche 30.4 Meter. Die «Story Bridge» ist nach der Sydney Harbour Bridge die bekannteste Brücke Australiens.
Zwei Tage Brisbane – einer davon total verregnet – eigentlich zu wenig. Uns hat die Stadt sehr gut gefallen.
Die Arbeit ruft, und endlich geht es am Montag los damit. Die Halteplatte am Mast wird abgeschraubt, die 8 Nieten zum Baum ausgebohrt. Die ganze Verbindung mit all ihren beweglichen Teilen geht zum Rigger in die Schlosserei.
Leider brechen beim Lösen der 12 Schrauben am Mast 5 davon ab. Mit einer Grip-Zange gelingt es mir, 4 dieser Schrauben aus dem Mast zu drehen. Die Letzte (Finger) bricht aber noch einmal. Der Rigger bohrt diese später aus und schneidet ein leicht grösseres Gewinde neu in den Mast. Liest sich nun einfach, wurde aber mit ein paar Fluchwörtern aus dem Munde des Riggers begleitet.
Sämtliche Verbindungen werden passgenau überarbeitet, so dass praktisch kein Spiel mehr in den beweglichen Teilen ist. So werden zum Beispiel bei der Mast-Halteplatte die Bohrungen etwas aufgebohrt. Aus einer vollen Edelstahlstange fertigt der Rigger auf seiner Drehbank Passbüchsen (gelbe Pfeile), die genau auf den Haltebolzen passen. Das weisse Material um die Passbüchsen auf dem Bild ist ein spezielles Fett (Tef-Gel), das Elektrokorrosion bei unterschiedlichen Materialien wirksam verhindert.

Die Reparaturarbeiten werden sehr kompetent und exakt ausgeführt. Wären die Arbeiten am Schiff nicht durch Regen aufgehalten worden, wären sie früher beendet worden. Macht nichts – wir haben ja Zeit! Da wir mit Vorgehen und Arbeitsqualität bei der Reparatur der Baumfixierung sehr zufrieden sind, lassen wir gleich auch die Fixierungen des hydraulischen Baumniederholers überarbeiten und spielfrei machen. Am Dienstagabend sind sämtliche Arbeiten beendet, alles wieder an seinem Platz und wir bereit, die Marina am Mittwoch zu verlassen. Unter (rate mal!) strömendem Regen legen wir kurz vor Mittag bei Flut ab und fahren unter Motor flussabwärts. Bei der South Stradbroke Island biegen wir nach Norden ab und suchen uns dann etwa 4 Meilen weiter beim «Tipplers» Camp Ground einen ruhigen Ankerplatz. Das Wasser ist hier sehr seicht, nur knapp 3 Meter tief. Aber der Ankergrund ist gut haltender Sand und Schlamm. Auch hält sich die wechselnde Gezeitenströmung in gut verträglichen Grenzen.

Auf der South Stradbroke Island locken verschiedene Wanderwege. Mit dem Dinghy finden wir mehrere gute Anlandungsstellen und unternehmen einige Ausflüge auf die Insel. Das Zentrum der an dieser Stelle knapp einen Kilometer breiten Sandinsel ist locker bewaldet. Was uns etwas amüsiert sind die Verkehrszeichen mitten im Urwald. Wehr um Himmels Willen braucht hier eine Geschwindigkeitsbeschränkung!?!
Wir werden auf Schritt und Tritt genau beobachtet. Überall hüpfen uns die putzigen Wallabys (kleine Känguru Art) vor die Kamera. Hier sind es bei genauerem Hinsehen sogar zwei!
Und wieder zieht es uns an die wilde Ostküste (im Hintergrund die Skyline von Gold Coast)
Auch 30 Kilometer nördlich von Gold Coast, wo der Zyklon auf Land getroffen ist, haben die Sturmwellen viel Sandstrand weggespült. Was vorher sanft auslaufend war, ist heute eine fast nicht überwindbare, 2-3 Meter hohe Mauer aus Sand.
Pia will es versuchen – ohne die helfende Hand eines wahren Gentlemans würde sie es aber nicht alleine schaffen! 😉
Schon liegen wir wieder ein paar Tage an diesem Ankerplatz vor «Tippler». Wir wollen weiter nordwärts in die Moreton Bucht. Nur wie? Ein Blick auf die Karte zeigt ein Wirrwarr von Wasserläufen. Guckt man genauer hin, erkennt man rasch, dass es immer wieder Flachstellen gibt, die für unser Schiff nicht befahrbar sind. Die nächste erkennbare Ausfahrt ins offene Meer am Ende der South Stradbroke Island ist gespickt von Untiefen, die jetzt nach dem Zyklon sicher noch weiter aufgebaut wurden. Eine Durchfahrt hier wäre zu gefährlich. Von anderen Seglern haben wir gehört, dass eine Passage via Jacobs Well für ein Schiff von zwei Metern Tiefgang möglich sei. Auf der Karte gibt’s bei dieser einzig möglichen Route zwei Untiefen, die uns Schwierigkeiten machen könnten. Eine vor Jacobs Well, die andere kurz danach. Bei Flut sollten sie Beide aber passierbar sein für uns – ausser der Zyklon hat die Untiefen negativ verändert. Wir werden sehen – heute Nachmittag um drei Uhr ist Flut, und da wollen wir es zumindest mal bis Jacobs Well versuchen.
Klappt unsere Fahrt nach Jacobs Well – oder muss Pia mit dem SUP probieren? Bald wissen wir es!

Willst du uns live verfolgen, und sehen ob die Durchfahrt klappt? Guck auf www.noforeignland.com und such da nach dem Schiff «Lupina»

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Auge in Auge mit Zyklon Alfred

1. – 21.3.2025

Im letzten Beitrag haben wir vom drohenden Zyklon Alfred geschrieben und unserer Absicht, vom Ankerplatz auf der etwas vom Wind ungeschützteren Flussseite in die Yamba Marina gegenüber zu verlegen. Bevor wir das machen, geniessen wir aber noch eine halbtägige Wanderung durch tropischen Regenwald an den spannenden und wilden Strand beim «Iluka Bluff». Wir sind nicht die Einzigen. Die bei Ebbe zurückbleibenden Tümpeln auf den flachen Felsen werden von Einheimischen gerne als natürlicher Pools genutzt.
Die Felsformationen hier sind ganz speziell und der Boden gleicht einem künstlich verlegten Natursteinboden. In dieser Gegend gab es früher viele Steinbrüche, wo gutes Baumaterial für Häuser und Meerverbauungen mit relativ geringem Aufwand gewonnen werden konnte.
Auf der Suche nach dem Ursprung der Steine sind wir auf Interessantes gestossen: nach heutigem Kenntnisstand gab es früher eine riesige Erdplatte, Gondwana genannt (gestrichelt umrandetes Gebiet auf dem Bild). Diese umfasste im Wesentlichen Südamerika, Afrika, Antarktik, Australien, Indien und Saudi-Arabien. Vor rund 66 Millionen Jahren schlug im nördlichen Bereich des heutigen Mexiko ein Asteroid ein, der diese Erdplatte aufbrach, ähnlich einem Stein, den man auf eine dünne Eisschicht wirft. Man vermutet, dass zu diesem Zeitpunkt auch die meisten Dinosaurier die extremen klimatischen Veränderungen nicht überlebt haben. Nur eine grössere Gruppe dieser archaischen Tiere überlebte in der Gegend von Australien: bodenbrütende Vögel. In der Folge drifteten die Bruchstücke voneinander weg und entsprechend entwickelten sich die Tiere unterschiedlich (Beispiel: Strausse in Afrika – Emus in Australien). Während die Antarktik südlich driftete und überfror, bewegte sich Australien nördlich und blieb in der Folge isoliert, traf auf keine andere Erdplatten auf. Einher mit der Verschiebung der australischen Erdplatte gab es massive klimatische Veränderungen. Man geht davon aus, dass praktisch der ganze Kontinent früher von einem riesigen, zusammenhängenden Urwald bedeckt war. Heute ist der grösste Teil des Kontinents Wüste, und nur ein rund 200 Kilometer breiter Gürtel entlang der Küste ist grün geblieben.
Vom drohenden Zyklon merken wir noch nichts: Himmel und Meer im Wettstreit um das schönste Blau.
Schönes Wetter – und wir noch entspannt.
Auch dieser Kerl, den wir unterwegs antreffen, nimmt es total locker.
Der Regenwald zum «Iluka Bluff» ist bekannt für seinen Vogelreichtum und wir erhoffen uns, einige exotische Exemplare zu sichten. Aber es ist die falsche Tageszeit und es ist weitgehend stumm in den Baumkronen. Was uns aber fasziniert sind diese «doppelten» Bäume. Sie entstehen, wenn ein grosser Baumstamm von einem Feigenbaum langsam umwachsen wird. Der Name des Feigenbaums sagt alles: Würge-Feige. Der gesunde Baum wird langsam erdrosselt und stirbt ab. Nun würde man meinen, das sei schädlich für den Wald. Dem ist jedoch nicht so. Der Prozess ist sehr langsam und die Würge-Feige trägt dazu bei, dass es im Regenwald viel Totholz und entsprechend eine hohe Diversität an Lebensräumen gibt.
Am Sonntag, 2. März 2025, verlegen wir in die Yamba Marina
Die Yamba Marina ist ein perfekter Schutz für uns! Sie liegt in einem toten Arm des Clarence Rivers. In den 1950er Jahren wurde der Flusslauf durch einen Leitdamm (gelb gestrichelt markiert – bei Flut leicht überspült) kontrolliert. Dadurch wurde die Überschwemmungsgefahr für die südliche Uferseite und insbesondere Yamba gebannt. Über die Jahre hat sich sogar eine Sandinsel aufgebaut, die heute überwachsen ist. Die Marina bietet uns also perfekten Schutz vor Wellen, die sich bei Sturm und offenem Gewässer gefährlich hoch aufbauen könnten. Auch Hochwasser kann uns nicht viel anhaben, da das Gebiet um uns herum total flach ist.
Unsere Lupina ist in Sicherheit – der Zyklon kann kommen. Wir können es etwas entspannter angehen.
Es ist der 4. März. In der Distanz nordostwärts rasende Wolken, das Meer beginnt unruhig zu werden. Trotzdem können wir noch bedenkenlos auf den südlichen Schutzwall spazieren.
Auch oben vom Leuchtturm aus wirkt die Flusseinfahrt mittlerweile aufgewühlt. Noch ist der Himmel nur leicht bewölkt.
Der Wind pfeift mittlerweile mit konstant mehr als 20 Knoten. Trotzdem sind die Wellen noch nicht furchterregend.
Am 5. März sieht die Einfahrt schon gefährlicher aus. Der Wind lässt nicht mehr nach, nimmt eher weiter zu.
Die Flusseinfahrt am 6. März – jetzt würden wir nicht mehr durchfahren wollen. Nun sind es permanent 25 Knoten und mehr.
Die See staut sich am Ufer auf. Zum Glück ist das Ufer hier felsig. Später sehen wir im TV, dass an der etwas nördlich gelegenen Gold Coast der Sandstrand über mehrere Kilometer einfach weggespült wurde.
Wir bleiben ruhig, prüfen aber dauernd die letzten Meldungen zum Verlauf des Zyklons und die entsprechenden Wetterwarnungen.
Das Bild zeigt die Entwicklung der Situation. Oben links im Bild jeweils das Datum, an welchem das Wetter von uns abgerufen wurde. Bis Ende Februar sah es so aus, als ob der Zyklon weiter im Norden aufs Land trifft. Dann beginnt er sich aber südwärts zu bewegen, dreht wieder aufs Meer hinaus und kann dort neue Energie aufnehmen. Die Windvorhersachen für unseren Standort bewegen sich im Bereich um die 30-40 Knoten. An und für sich nichts Dramatisches, aber sehr ungemütlich, wenn dieser Wind über mehrere Tage permanent auf diesem Niveau bleibt!
Ab dem 6. März entschliesst sich der Zyklon endlich, in der Nähe von Gold Coast an Land zu gehen. Er bewegt sich aber sehr langsam und der Wind bleibt entsprechend über längere Zeit hoch. Erst in der Nacht zum Samstag, 8. März lässt das Heulen über uns nach und die Fender, die unsere Lupina die ganze Zeit vom harten Steg fernhalten mussten, können langsam aufatmen.
Der Starkwind ist vorbei, nun setzt aber ein 3-tägiger, heftiger Dauerregen ein.
Die lokale Bevölkerung hat sich für das Schlimmste vorbereitet. Zum Glück wird es dann aber in unserem Bereich des Clarence Rivers nicht so heftig. Aber immerhin: Yamba bleibt für fast 1 Woche wegen Überschwemmung der einzigen Zufahrtstrasse weiter flussaufwärts von der Umwelt abgeschnitten.
Auch 2 Tage nach dem heftigsten Wind rollen immer noch mehrere Meter hohe Wellen auf das Ufer zu. Ein Hinausfahren über die Barre immer noch unmöglich. Wollen wir auch nicht, denn der Fluss bringt sehr viel Treibholz, darunter zum Teil grosse Baumstämme.
Treue Begleiter in der schlimmsten Zeit: Rauchschwalben wettern auf dem Nachbarschiff ab.
Der Sturm ist vorbei – wir feiern mit einem feinen Frühstück im Café der Marina.
Nachdem die überflutete Strasse wieder frei ist, mieten wir uns ein Auto, fahren flussaufwärts und erkunden das Hinterland. Eine Woche nach dem Sturm sieht alles so schön idyllisch und harmlos aus.
Das Wahrzeichen des regionalen Hauptortes Grafton: der Glockenturm
Dieser mächtige Baum mitten in der Stadt hätte sicher viel zu erzählen. Die Gegend wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts von europäischen Auswanderern besiedelt. Vorher teilten sich 2 Stämme von Ureinwohnern das Flachlandgebiet in diesem Bereich des Clarence Flusses. Die Entdeckung des «roten Goldes», wertvolles Zedernholz, durch einen entflohenen Sträfling 1831 brachte rasch viele Holzfäller in die Gegend. Grafton entwickelte sich in der Folge rasch zum wohlhabenden, florierenden Zentrum dieser Region des Clarence Flusses.
Grafton: das Clubhaus des lokalen Ruder Clubs bleibt auch 5 Tage nach dem heftigen Regen unzugänglich.
Grafton: die erste Polizeistation aus 1847 ist noch sehr gut erhalten.
Grafton: kurze Wege – gleich neben der Polizeistation das heute noch genutzte Gerichtsgebäude.
Wieder etwas flussabwärts der kleine, schmucke Ort Ulmarra mit einigen sehr gut erhaltenen, historischen Gebäuden.
Neben dem Ulmarra Hotel hat es ein paar alte grosse Bäume, aus deren Kronen ein mächtiger Lärm an unsere Ohren dringt. Was hängt da an den Zweigen??
Die Auflösung: hunderte von Flughunden, Vertreter der grössten Fledermausarten.
Von Ulmarra aus fahren wir rechtwinklig vom Fluss weg ins Hinterland. Das Land ist hier sehr flach und überall noch überschwemmt.
Letzte Station, bevor wir wieder nach Yamba zurückfahren: das von Schotten gegründete Städtchen Maclean. Die Telefonmasten im Örtchen sind von den einzelnen Familien in den Farben und im Muster des Familienwappens bemalt. Eine Tradition die bis heute stolz gepflegt wird.
Mitten in der Fussgängerzone von Maclean entdecken wir eine ungefähr 15 Zentimeter grosse Stabheuschrecke.
Dort, wo das Wasser das Land wieder hergibt, entdecken wir viele dieser rund 2-3 Zentimeter grossen Soldatenkrabben, die sich aus dem Schlamm buddeln.
Die ausschliesslich an der Ostküste Australiens vorkommenden Blauen Soldatenkrabben verdanken ihren Namen den grossen, zuweilen aus einigen tausend Tieren bestehenden Armeen, die sich meist in rasch veränderlichen Formationen im Uferbereich fortbewegen.
Fast verpassen wir die Mondfinsternis vom 14. März. Der Himmel wäre zwar absolut wolkenlos, aber wir entdecken das Phänomen erst kurz vor seinem Ende. Schade!

Wieder eine schöne Begebenheit: während der Zyklon Zeit werden wir von vielen befreundeten Segler kontaktiert, die uns mit Rat und moralischer Unterstützung zur Seite stehen. Der ungewöhnlichste Kontakt aber findet in Iluka statt. Im Verlauf einer Diskussion über den Zyklon in einer Facebook Gruppe wird Pia von einer uns unbekannten Frau angeschrieben. Sie schreibt, sie sehe uns vom Ufer aus und wir könnten uns gerne an sie wenden, falls wir irgendwelche Unterstützung brauchen. Hilfe brauchen wir glücklicherweise nicht, finden das Angebot aber sehr sympathisch und verabreden uns mit Ellen, wie die unbekannte Frau heisst, und ihrem Mann Michael zu einem Frühstücksbrunch.

Mit der kleinen Fähre, die pro Tag 4-mal zwischen Yamba und Iluka hin und her pendelt, fahren wir am Samstag vor unserer Weiterreise rüber nach Iluka zum Brunch bei Ellen und Michael.
Anlandestelle der Fähre in Iluka. Pia strahlt: für einmal braucht sie sich nicht um das Frühstück zu kümmern.
Es stellt sich heraus, dass Ellen und Michael ebenfalls leidenschaftliche Segler sind. Sie haben von 2018 bis 2022 sogar in einem selbst entworfenen und eigenhändig gebauten Katamaran die Welt umrundet. Logisch, dass es da nebst einem ausgedehnten Frühstücksbrunch auch viel zu erzählen gibt.
Ein Prosit auf das Seglerleben! Vielen Dank, Ellen und Michael, für eure Gastfreundschaft! Die Früchte auf dem Tisch sind übrigens alle aus dem eigenen Garten!!

Das Wetter ist einfach nicht normal in diesem Jahr. In dieser Gegend sollte sonst zu dieser Jahreszeit regelmässig immer wieder eine stabile Südostwind Lage herrschen. Nach dem Zyklon dauert es aber mehr als eine Woche, bis wir für gerade mal etwas mehr als einen Tag den Wind bekommen, der uns ohne mühsames Aufkreuzen nach Norden bringt. Unser nächstes Etappenziel ist die rund 100 Seemeilen entfernte Gold Coast – also da, wo der Zyklon auf Land getroffen ist. Für eine Tagesfahrt ist diese Distanz zu gross und wir entscheiden uns für eine Nachtfahrt. Am Dienstag, 18. März 2025, laufen wir zur Flutzeit bei leicht einlaufender Strömung aus der Marina aus und nehmen bei einer recht heftigen Kreuzsee die Fahrt nach Norden in Angriff. Der Wind kommt etwas mehr aus Süden, als angesagt. Daher bläst er mehr von hinten auf das Schiff als erwartet. Wir hätten lieber seitlichen Wind, weil das Schiff bei diesem Wellengang stabiler laufen würde. Aber wir machen gute Fahrt und erreichen kurz nach Tagesanbruch unser Ziel. Wir ankern direkt nach der Buchteinfahrt hinter einer Insel mit dem vielsagenden Namen «Wave Break Island». Die Insel wurde künstlich angelegt, um den Schwell, der durch die Einfahrt in die Bucht hineinläuft, zu stoppen. Und sie macht das tatsächlich sehr effizient: wir liegen absolut ruhig.

Welche Spuren Zyklon Alfred in Gold Coast hinterlassen hat und was wir weiter erleben, schildern wir in unserem nächsten Bericht. Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Gewusst? Australien ist das einzige Land der Welt, das gleichzeitig auch ein Kontinent ist. Flächenmässig ist Australien das sechstgrösste Land. Die Flagge zeigt nebst dem Sternbild «Kreuz des Südens» den Union Jack, die Nationalflagge des Vereinigten Königreiches Grossbritanniens und Nordirland, dessen Kolonie Australien bis 1901 war und an das es weiterhin durch seine Mitgliedschaft im Commonwealth lose gebunden ist.

Australische Ostküste –Nelson Bay bis Yamba

9. – 28.2.2025

In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf die Reise von Nelson Bay über Port Macquarie und Coffs Harbour nach Yamba. Den ersten Stopp planen wir auf der einsamen und unter Naturschutz stehenden Broughton Island.
Wir warten sehnlichst auf ein Wetterfenster mit stabilem Südwind. Im Moment bläst der Wind aber tüchtig von Norden und wir verlegen unseren Ankerplatz an die Nordküste der Nelson Bay, an Jimmys Beach. Hier liegen wir gut vom Wind geschützt und geniessen einen herrlichen Sonnenuntergang über der Bucht.
Nachdem Pia’s Missgeschick mit dem Fussbruch publik wurde, ist sie überhäuft worden mit Genesungswünschen von allen Seiten. Vielen Dank für die Anteilnahme! Wir können nun berichten: der Heilungsprozess verläuft sehr gut. Der medizinische Stützschuh funktioniert prima, die Schmerzen sind weg und schon Ende nächster Wochen darf sie erste Gehversuche ohne den Spezialschuh machen.

Über das Wochenende vom 16./17. Februar ist starker Südwind angesagt. Am Samstag dreht er ganz langsam von Nord über West nach Südwest, nimmt dann am späteren Nachmittag stark zu und bleibt dann so bis Sonntagabend. Eine fast perfekte Gelegenheit für die ungefähr 90 Seemeilen bis zum nächsten Ziel, Port Macquarie. Wir entscheiden uns, den Ankerplatz in der Nelson Bay zu verlassen und auf der vorgelagerten, einsamen Insel «Broughton Island» den Südwind abzuwarten.

Broughton Island. Zuerst suchen wir uns einen Ankerplatz im Süden. In der Esmeralda Cove sind wir sehr gut gegen Schwell und Wind aus Norden geschützt. Die Bucht ist sehr eng und der Ankerplatz ist durch Bojenfelder der lokalen Fischer eingeschränkt. Wir haben Glück und können auch für unser Schiff eine Boje ergattern.
Während Pia ihren Fuss schont, paddle ich mit dem SUP an Land, wandere quer über die Insel und begutachte den Ankerplatz im Norden, den wir am nächsten Tag aufsuchen wollen, um vom einsetzenden Südwind geschützt zu sein. In der Richtung, in der meine Hand zeigt, etwas links vom Felsen, soll eine Boje sein. Aus der Distanz sieht es eng aus, aber das Wasser ist flach.
Und das ist die im vorigen Bild beschriebene Stelle vom Schiff aus gesehen. Die Distanz zu den Felsen ist knapp, etwa 5 Meter, aber es reicht.
An dieser Stelle ein paar Worte zu den «Public Moorings». Vielerorts befinden sich in Australien öffentlich nutzbare Bojen. Damit soll verhindert werden, dass durch schweres Ankergeschirr schützenswerte Pflanzen oder Korallen beschädigt werden. Wir nutzen diese rosafarbenen Gratisbojen gerne, denn sie sind sehr gut gewartet, werden regelmässig kontrollier und sind stark genug ausgelegt. Das einzige Handicap: man darf sie nur für 24 Stunden belegen, nachher muss sie wieder frei gegeben werden.
Die Nacht auf Samstag verbringen wir an der Boje im Norden. Der Wind hat wie angesagt in der Nacht auf Süden gedreht und nimmt nun immer mehr zu. Unser Heck schwingt nun genau in Richtung der vorgelagerten Felsen. Es hat zwar noch ein paar Meter zwischen Schiff und Fels, aber die Vorstellung, dass die Reaktionszeit praktisch null ist, falls mit der Boje etwas passiert, macht uns immer nervöser. Wir wollen doch erst am späten Nachmittag die nächste Etappe in Angriff nehmen und in einer Nachtfahrt nach Port Macquarie segeln. Um unsere Nerven zu schonen, lösen wir uns von der Boje und verlagern 100 Meter weiter westwärts, weg von den Felsen. Wir verlassen uns lieber auf unseren eigenen Anker und liegen nun vor dem breiten Strand (Bild).

Am späteren Nachmittag des Samstags, 16.2.2025, gehen wir Anker hoch und nehmen die rund 90 Seemeilen nach Port Macquarie unter den Kiel. Der Wind kommt mittlerweile mit 20 Knoten aus südsüdwestlicher Richtung. Für die ersten fast 10 Meilen passt das perfekt, unsere gut gerefften Segel werden von schräg hinten gefüllt und ziehen die Lupina mit ordentlicher Geschwindigkeit durch die Wellen. Nach dem Kurswechsel Richtung Norden haben wir den Wind fast platt von hinten. Er hat mittlerweile weiter aufgefrischt. Es sind schon fast 30 Knoten, die in die Wanten pfeifen. Die Genua rollen wir ganz weg und lassen nur das halbe Gross stehen.

Die Einfahrt nach Port Macquarie (Bild) ist eine der schwierigeren Einfahrten entlang der Küste. Hier mündet der Hastings River ins Meer. An seinem Auslauf hat sich eine sehr flache Barre aufgebaut, eine Sand- und Kiesbank, die sich in Höhe und Lage dauernd verändert. Idealerweise macht man die Durchfahrt bei stehendem, oder leicht einlaufendem Wasser. Das verändert sich mit den Gezeiten und hängt von vielen anderen Dingen wie Wind oder Regen (bei Regen fliesst mehr Wasser raus) ab. Sicherheitshalber rufen wir den lokalen Seerettungsdienst (Marine Rescue) an und erkunden uns über die besten Einfahrzeiten. Ebbe ist Sonntagmorgen früh um 6 Uhr 30. Wir erfahren, dass eine Durchfahrt 2-3 Stunden später ideal sei. Also müssen wir nun unser Tempo so kontrollieren, dass wir am Sonntagmorgen zwischen 8:30 und 9:30 Uhr die Einfahrt nach Port Macquarie bewerkstelligen können. Zwei Stunden nach Ebbe erreichen wir die Einfahrt zu Port Macquarie. Vom Meer aus gesehen laden die sich brechenden Wellen nicht zur Durchfahrt ein. Wir befolgen den Rat der lokalen Behörden, fahren zuerst an der Mündung vorbei, peilen dann schräg von Norden eine Lücke in den Wellen an und biegen schliesslich im Bereich der Schutzmauern in den Fluss ein (gelbe Strecke).
Die Einfahrt gelingt trotz Adrenalinschub locker. Schon eine halbe Stunde später ist die Lupina sicher an einer der 3 vor dem Hafen von Port Macquarie im Fluss gesetzten Bojen festgemacht. Die Strömung ist hier zwar beachtlich, aber Schwell hat es fast keinen.
Am Tag nach unserer Einfahrt schauen wir uns die Einfahrtstelle von Land aus an. Der Wind hat über Nacht stark nachgelassen, trotzdem brechen sich die Wellen auch heute im Bereich der Sand-Barre (ersichtlich im Hintergrund). Am Tag zuvor waren die Wellen noch 3-4 Meter hoch.
Mit diesem Leitsystem, welches man aus etwa 1 Kilometer Distanz gut erkennen kann, werden die Schiffe auf den richtigen Einfahrtsweg geleitet. Sieht man aus der Distanz das grüne Licht, befindet man sich zu weit rechts und sollte mehr nach links korrigieren. Rotes Licht bedeutet, dass man zu weit links liegt und nach Steuerbord halten soll. Weisses Licht signalisiert: optimaler Bereich.
Waren Dinghy-Stege in der Gegend von Sydney und Pittwater eher Mangelware, werden wir in Port Macquarie richtig verwöhnt.
Gleich am Kopf des Dinghy-Steges eine Infrastruktur für Fischer. Hier können die erfolgreichen Fischer ihren Fang ausnehmen und säubern. Wie es scheint bin ich nicht der einzige Zuschauer.
Crocket – ein Spiel, das vor vielen Jahren einmal auch bei uns Fuss fassen wollte. Damals noch mit Holzschlägern gespielt, jetzt offenbar mit einem Hightech-Gerät und auf perfekt kurz geschnittenem Rasen.
Nach vielen Tagen auf dem Schiff wollen unsere Füsse wieder mal bewegt werden. Es lockt ein fantastisch schöner Wanderweg der Küste entlang, der «Coastal Walk». Wir fahren mit dem Bus von Port Macquarie zum «Tacking Point Lighthouse» (Bild), dem Startpunkt
Tacking Point Lighthouse
Südlich vom Lighthouse: endlos lange Sandstrände
Der «Coastal Walk», ein 9 Kilometer langer Wanderweg entlang von Steilküste und wildromantischen Stränden.

Das Baden ist hier, was Haie anbelangt, einigermassen sicher. In regelmässigen Abständen werden in dieser Gegend rund 200 Meter vor der Küste täglich frische Köder ausgelegt. Ist ein Hai in der Nähe und beisst sich an einem Köder fest, löst dies einen Alarm aus. Der Hai wird dann mit einem Chip versehen und einige Meilen vor der Küste wieder frei gelassen. Als Strandbesucher kann man sich eine APP herunterladen, welche eine Warnung abgibt, falls sich ein solcher Hai wieder in der Nähe befindet.

Begegnung mit einem Buntwaran (Varanus varius), mit bis zu 2 Metern Länge die zweitgrösste Echse in Australien.
Das spontane Treffen mit dem Waran motiviert uns für einen Besuch des lokalen Zoos. Wir wollen doch endlich auch mal einen dieser drolligen Koalas zu sehen bekommen.
Koala bei der Lieblingstätigkeit: Schlafen
Känguru: der Zoo hat ein grosszügiges Freigehege, wo Tier und Mensch sich begegnen können.
Der Jabiru ist mit seinen rund 120cm der einzige Vertreter der Störche in Australien
Ein putziges Kerlchen, der Indische Mungo. Bisher noch nicht in Australien gesichtet, doch er ist mittlerweile in Indonesien angekommen. Er hätte durchaus das Potential, sich in Australien, wie die früher importierten Kaninchen, zur Plage zu entwickeln.
Die giftigste Schlange der Welt: der Inlandtaipan. Sie ist etwa 50-mal giftiger wie die Indische Kobra. Die bei einem Biss abgegebene Giftmenge reicht aus, um bis zu 250 erwachsene Menschen zu töten. Zum Glück ist sie sehr scheu und hält sich im unbewohnten Outback von Australien auf.
Was denkst du: welches ist das «tödlichste Tier» in Australien? (Antwort am Schluss des Berichtes)
Mach mal Pause!!
Die Weiterfahrt nordwärts von Port Macquarie aus gestaltet sich anspruchsvoll, da in diesem Bereich im Meer eine starke Strömung (bis zu 3 Knoten, Bild) Richtung Süden herrscht. Für uns bedeutet das: wir brauchen viel Wind und wir müssen uns nahe an der Küste halten. Unser Plan: wir machen eine Tagfahrt bis in die Gegend von South West Rocks, übernachten dort vor Anker in der einigermassen geschützten Trial Bay, und segeln am nächsten Tag nach Coffs Harbour.

Die beiden geplanten Etappen sind mit rund 30-35 Seemeilen etwa gleich lang und gut machbar in einem Tag. Denkste!! Der Wind lässt uns für einmal im Stich, füllt unsere Segel nur schwach. Ganz anders als angesagt. Trotz Motorunterstützung kommen wir infolge der Strömung nur langsam voran. Gegen Abend, mittlerweile in der Nähe von Soth West Rocks angelangt, nimmt der Wind zu. Wir entscheiden spontan, diesen Schub zu nutzen und gleich weiter zu segeln bis Coffs Harbour. Normalerweise würden wir, wenn immer möglich, vermeiden, in der Nacht irgendwo anzukommen. In diesem Fall kennen wir aber Coffs Harbour bereits und wissen, dass Einfahrt und Ankerplatz absolut frei und unproblematisch sind. Wir können nun etwas weiter zur Strömung raus und machen gute Fahrt. Eine Stunde vor Mitternacht fällt der Anker in Coffs Harbour an derselben Stelle, wo wir schon im Oktober 2024 geankert haben.

Lupina (Schiff links) in Coffs Harbour
Auf der Fahrt nach Coffs Harbour ist eine der 4 Winschen ausgefallen. Sie rastet nicht mehr ein und kann das Schot nicht fixieren. In Coffs haben wir Gelegenheit und Zeit, uns um das Problem zu kümmern.
Nach dem Zerlegen wird die Ursache des Problems klar: zu viel Fett. Die heisse Sonne hat das überschüssige Fett in der Winsch Trommel in den Bereich des Einrastmechanismus fliessen lassen. Nun bleiben die beiden Kippbügel (Pfeil) am anderen Teil kleben. Einfache Abhilfe: Teile vom Fett reinigen und nur Öl verwenden in diesem Bereich. Problem gelöst.
Für die nächste Strecke bis Yamba planen wir auch wieder 2 Etappen ein. Von einem anderen Segler (SY Coyote) haben wir den Tipp bekommen, dass es unterwegs eine kleine Insel gibt, die North Solitary Island, bei der die Reise an einer Boje sicher unterbrochen werden kann. Diesmal klappt es. Wir liegen zwar etwas rollig, aber die Kulisse ist sagenhaft! (Bildquelle: SY Coyote)
Am nächsten Tag geht es 30 Seemeilen weiter nach Yamba. Es herrscht wiederum herrliches Wetter und wir erreichen die Einfahrt zum Clarence River rund 2 Stunden nach Ebbe. Überraschenderweise treffen wir auf immer noch auslaufende Strömung. Aber der Motor schiebt unsere Lupina zuverlässig und sicher flussaufwärts zum super gut geschützten Ankerplatz (Bild). Einziges Problem: die vielen Untiefen vor allem am Ankerplatz und im Bereich der engen Einfahrt (gelber Pfeil). Aber auch diese umschiffen wir ohne Grundberührung und sicher.
Die Einfahrt zum Ankerplatz (vom Ankerplatz aus gesehen).
Ausgiebiger Erkundungsfahrt mit dem Dinghy auf dem Clarence River
Gestern Donnerstagabend sitzen wir gemütlich im Cockpit und geniessen den Sternenhimmel. Plötzlich nehmen wir am Ufer Scheinwerfer eines Autos wahr, die plötzlich komische Zuckungen machen, dann ein krachender Lärm gefolgt von absoluter Stille. Kurz darauf flackern ein paar Taschenlampen auf, nach ein paar Minuten ist wieder alles ruhig. Heute Morgen sehen wir den Grund der nächtlichen Unruhe. Angeblich hat eine Autolenkerin wegen eines medizinischen Problems die Kontrolle über ihr Auto verloren und ist geradeaus ins Wasser gefahren. Zum Glück ist das Ufer sehr flach – und wir mit der Lupina in sicherer Distanz!
Am Sonntag verlegen wir in die auf der anderen Flussseite gelegene Yamba Marina. Der Grund: es kommen heftige Winde auf uns zu. Das Bild zeigt die Windvorhersage in diesem Gebiet mitte der kommenden Woche. Es droht ein tropischer Sturm, der sich zu einem Zyklon entwickeln könnte. Er bewegt sich nur sehr langsam und es drohen mehrere Tage mit starken Winden. Im Moment ist noch nicht sicher, in welche Richtung er wandert, aber auch im besten Fall müssen wir mit Winden weit über 20 Knoten rechnen. Auch wenn der aktuelle Ankerplatz praktisch keinen Wellenaufbau zulässt, ist er doch sehr offen bezüglich des Windeinflusses. Unser Schwojkreis ist sehr eng, da es rundherum Untiefen von weniger als 2m gibt. Zudem füllt sich langsam das Ankerfeld mit mehr Schiffen, die sich in Sicherheit bringen wollen. Da fühlen wir uns in der Marina besser aufgehoben. Auch können wir einfacher an Land, was vor Anker bei Sturm fast unmöglich wäre.
Wir geniessen noch einen letzten Sonnenuntergang an unserem Ankerplatz. Am Sonntag geht’s dann in die Marina.
Ah ja – da war noch der Valentinstag! Ich habe Pia überrascht – mit einer Hiobsbotschaft: Solarstrom ist ausgefallen. Nach langem Hirnen und Nachdenken habe ich anfangs dieser Woche den Grund gefunden: beim Upgrade unserer Batterie auf Lithium wurde eines unserer 2 Solarsysteme anders verdrahtet und neu in Serie geschaltet (siehe Schema vorher und nachher). Das hatte nun zur Folge, dass die Zell Protektoren durchgebrannt sind. Wir haben jetzt die beiden Systeme wieder getrennt, und die Solarenergie der Paneelen an der Reeling steht wieder zur Verfügung. Für die Paneelen auf dem Dach müssen wir neue Zell Protektoren beschaffen.

Antwort: als das «tödlichste Tier» in Australien gilt das Pferd. Bei rund einem Drittel aller Todesfälle in Zusammenhang mit Tieren ist das Pferd involviert.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Australische Ostküste – von Pittwater bis zur Nelson Bay

27.1. – 8.2.2025

Wir sind gespaltener Meinung über das Wetter hier an der Ostküste von Australien. Einerseits freuen wir uns über das schöne, sonnige Wetter mit angenehmen Temperaturen, andererseits warten wir sehnlichst auf anderen Wind. Wir wollen wieder nordwärts mit unserem Schiff. Dazu wäre Wind aus südlicher Richtung ideal. Dieser bringt dann kalte Polarluft begleitet mit dicker Wolkenschicht und nasskaltem Wetter. Meist weht aber ein angenehm warmer Nordwind, der uns das schöne Wetter beschert.

Wir sind noch in Pittwater (40km nördlich von Sydney) und warten auf den nächsten Schub Wind aus Süden, der uns nordwärts bringt. Unser nächstes Ziel ist der Lake Macquarie und später die Nelson Bay.
Mit Schwimmen und Baden ist leider nichts. Das Wasser wäre mit 24 Grad zwar warm genug, aber Quallen und aggressive Bullenhaie halten uns davon ab. Also nutzen wir die Zeit für weitere Unterhaltsarbeiten (ja, stimmt, die gehen nie aus!) am Schiff. Ein Vogel hat unsere Windfahne (das Teil, das ich in der Hand halte), die ganz oben im Mast montiert ist, beschädigt. Er war wohl zu schwer für das dünne Gerät. Dieses will ich heute durch ein Neues ersetzen.
Arbeit im Mast Spitz. Die spezielle Wolkenformation ist nur Pia von unten aufgefallen.
Immer wieder schön: Besuch bei Freunden. Hier sind es Elaine und Karl vom Segelschiff Salsa, ebenfalls eine Hallberg-Rassy, die uns zum Sundowner auf ihr Schiff eingeladen haben. Karl hat viele Jahre hier in Pittwater in der Marine-Branche gearbeitet und kennt sich prima aus in der Gegend. Er gibt uns viele Tipps.
Der Zufall will es: am nächsten Tag ist die Gasflasche leer. Prima! Pia freut es: Endlich ist das verrostete Ding leer und wir können die Flasche entsorgen. Stahl und Salzwasser vertragen sich nicht gut. Wir haben sie schon mehrmals abgeschliffen, mit Rostumwandler bearbeitet und neu gestrichen. Offensichtlich mit wenig Erfolg.
Von einem anderen australischen Schiff konnten wir 2 gebrauchte Composite (Fiberglas) Gasflaschen abkaufen. Pia säubert hier den Kasten für die Gasflasche vom Rost der alten Flasche, bevor die blaue, neue Flasche darin verstaut wird.
Nach ein paar Tagen ist er endlich da, der Südwind. Der Himmel ist trüb, aber das Meer ist noch relativ flach. Obwohl ein intensiver Nieselregen uns verfolgt, nutzen wir die Gelegenheit, um endlich etwas nordwärts zu kommen. Wir lassen Pittwater im Kielwasser zurück. Unser Ziel: der rund 48 Seemeilen entfernte Lake Macquarie.
Die Einfahrt vom Meer in einen Flusslauf oder einen See ist knifflig. Meist ist die freie Einfahrt in den Fluss durch eine flache Sandbank (eine sogenannte Barre), an der sich durch die Strömung eine gefährliche Welle aufbauen kann, eingeschränkt. Das heisst, man muss auf die Gezeiten achten, die Strömungen und den Wasserstand. Die Einfahrt in den Lake Macquarie ist besonders tückisch, weil nach der Barre noch eine knifflige Brücken Durchfahrt wartet. Es hat an der engsten Stelle heftige Turbulenzen und wir müssen aufpassen, dass der Mast keine der hochgeklappten Brückenteile berührt. 2 Stunden nach Ebbe fliesst das Wasser immer noch aus dem See, aber nun verlangsamt. Die Durchfahrt gelingt ohne Probleme.

Nach der Brücke wartet eine fast 1 Seemeile lange Schwemmlandschaft, die immer wieder ausgebaggert werden muss, damit die Strecke bis zum tieferen Wasser im See schiffbar bleibt. Der fahrbare Kanal ist gut markiert. Trotzdem berühren wir an 2 Stellen den Grund. Nicht so tragisch: der Grund ist weich (Schlamm/Sand) und wir wissen, dass der Pegelstand bald am Steigen ist. Darauf müssen wir aber nicht warten. Unser Propeller hat genügend Schub, um den Kiel wieder in tieferes Wasser zu schieben.

Der Grund für unseren Besuch im Lake Macquarie ist ein hier wohnender ehemaliger Arbeitskollege von Köbi. Steve Douglas (hier mit seiner Frau Debbie) hat über 30 Jahre für dieselbe Firma gearbeitet und die Filiale in Australien geleitet. Bei einem ausserordentlich fein zubereiteten Nachtessen im exquisiten Restaurant der Trinity Point Marina plaudern wir über die guten alten Zeiten.
Zwei ehemalige Arbeitskollegen: Steve Douglas und Köbi
Nach dem Treffen mit Steve und seiner Frau verlegen wir in den nördlichen Bereich des Lake Macquarie, nach Belmont. Im lokalen Segelclub besuchen wir das Clubrestaurant und sind überrascht über seine Grösse und die kantinenartige Infrastruktur.
Schnell wird uns klar, warum das Gebäude des Restaurants so riesig ist: nebst Restaurant und Bar beherbergt das Clubhaus ein riesiges Casino. Wir kommen uns fast vor, wie in Las Vegas.
Ein paar Tage später bläst der Wind wieder von Süden. Idealer Zeitpunkt, um den Lake Macquarie in Richtung Norden zu verlassen. Diesmal nähern wir uns der Brücke bei Hochwasser. Die Strömung (rund 3 Knoten einlaufend) ist gut am grünen Poller zu erkennen.
Nun heisst es: gut zielen, Augen zu – und durch! 😉
Der Wind ist schwächer als angesagt. Über einen weiten Teil der rund 40 Seemeilen bis zur Nelson Bay müssen wir die Segel mit dem Motor unterstützen. In einer kleinen, gut geschützten Bucht (Fingal Bay) direkt südlich der Einfahrt zur Nelson Bay werfen wir den Anker und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Trotz Pia’s Handicap (Mittelfussknochen gebrochen und Fuss im Stützschuh, Details siehe letzter Bericht), unternehmen wir in der wunderschönen Fingal Bay einen Landgang.
Unser Ziel: das Point Stephens Lighthouse. Als wir den Weg sehen, obsiegt die Vernunft: Pia bleibt im Schatten eines Baumes zurück und schont ihren havarierten Fuss.
Unterwegs immer wieder riesige Spinnennetze über den Weg. Den 8-beinigen Bewohnern, rund 4 Zentimeter gross, versuche ich so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.
Das Point Stephens Lighthouse, 1862 erbaut, diente als einer von vielen grösseren Leuchttürmen entlang der Ostküste Australiens für die Sicherheit der Schifffahrt. Nach mehreren tödlichen Unfällen mit Handelsschiffen, die entlang der Küste auf Grund liefen, begann die Regierung ab 1853 mit dem Bau von Leuchttürmen. Das Licht wurde ursprünglich mit Kerosenlampen erzeugt, ab 1922 mit drehenden Azethylenlampen. Ab 1960 erfolgte die Elektrifizierung vom Festland aus. Heute erfolgt die Stromversorgung mit vor Ort erzeugter Solarenergie.
Der schöne Sandstrand und die herrliche Bucht wären doch wunderschöne Sujets für unsere DJI Mavic Air2 Drohne. Ich mache sie auf dem Schiff bereit, werde aufgefordert einen neuen APP für die Steuerung herunter zu laden. Mache ich. Als nächstes kommt die Aufforderung, die Flugsoftware zu aktualisieren. Mache ich. Dann muss ich die Software der Steuerkonsole (Bild) erneuern. Mache ich. Es erfolgt ein langer Piepston – und seitdem macht die DJI Konsole keinen Wank mehr und ist tot. Es hilft alles nichts. Trotz verschiedenen Versuchen, den Batterien neuen Hauch einzuflössen oder die Elektronik zu deblockieren weigert sich das Gerät standhaft, zu arbeiten. Werde wohl versuchen müssen, das Gerät hier in Australien irgendwo repariert zu kriegen. Falls jemand von euch einen anderen Rat hat – sehr gerne!
Nach dem Ausfall der Drohne: Pia such andere Möglichkeiten zu filmen 🙂
Wir sind bei Port Stephens in der Nelson Bay vor Anker und statten der «Anchorage Marina» einen Besuch ab. Wir sind offenbar nicht die Einzigen. Frau Hase und Herr Hund begegnen uns in allen Varianten.
Der Anchorage Marina angeschlossen: ein luxuriöses Event Hotel mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten.
Heute ist ein spezieller Tag und wir lassen uns in «The Galley Kitchen» mit einem aussergewöhnlichen Essen verwöhnen: Schlamm-Krabbe mit Schlangenbohnen und Krautsalat, dazu schwarzes Schwammbrot.
Die extrem köstlich zubereitete Krabbe
Der Grund für den speziellen Tag: Pia’s Geburtstag – wir geniessen ihn beide!

Nun warten wir wieder auf das nächste Windfenster. Gemäss aktuellen Prognosen bleibt der Wind für die nächsten 8 Tage von Norden. Erst zum kommenden Wochenende kommt Bewegung in der Windrichtung auf. Ob wir so lange Geduld haben und ob sich die Vorhersage so bewahrheitet??

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Upgrades für Lupina

10.1.-26.1.2025

Wir sind zurück im Fjordgebiet von Pittwater und liegen an einer der 3 öffentlichen Bojen in der Bucht «The Basin». Da es in dieser Gegend viele Unterwasserkabel gibt oder das Gebiet unter Naturschutz steht, ist das Ankern sehr genau geregelt. Auch in dieser Bay darf man nicht frei ankern. Dafür gibt es viele vom Staat verlegte Bojen, die regelmässig gewartet werden und in sehr gutem Zustand sind. Es gibt 3 Kategorien von Bojen, abgestimmt auf Schiffsgrössen. Wir dürfen die rosafarbenen Bojen belegen, die ideal für unser Schiff passen. Die Gelben sind für grössere Schiffe ausgelegt, aber auch diese können wir belegen, wenn keine Andere frei ist.
Am Ende der Bucht «The Basin» gibt es einen kleinen Campingplatz. Hier landen wir mit unserem Dinghy und unternehmen endlich wieder einmal eine ausgedehnte Wanderung in freier Natur. Diese führt uns steil den felsigen Fjordhang hinauf auf ein Hochplateau.
Auf dieser Hochebene zwischen 2 Fjordarmen finden sich sehr gut erhaltene Eingravierungen der Ureinwohner (Aborigines) Australiens.
Bei unserem Streifzug über die Hochebene aus Sand-Fels sehen wir nun auch, woher die schön gemusterten Felsblöcke kommen, die wir überall bei altem Mauerwerk antreffen.
Auf dem Rückweg zum Dinghy unsere erste Begegnung mit einem Wallaby, einer etwas kleineren Unterart aus der Känguru Familie.

Der Hauptgrund für unsere Rückkehr nach Pittwater ist das Upgrade unseres Navigations-Systems, das wir hier bei Andersen Marine, einer auf Schiffelektronik spezialisierten Firma in Auftrag gegeben haben, bevor wir in die Schweiz gereist sind. Der Arbeitsbeginn ist auf Montag, 13.1.2025, angesetzt. Als wir uns am Freitag bei der Marina nach unserem Liegeplatz erkunden, erfahren wir, dass unsere Reservation gelöscht wurde. In der gleichen Woche, in der wir die Arbeiten machen wollen, findet die Australische Meisterschaft einer bestimmten Segelschiff Kategorie (VX One) statt, und die gastgebende Royal Prince Alfred Yacht Marina hat uns einfach rausgekippt. Nicht die feine Art, finden wir. Nach einigen Diskussionen hin und her erhalten wir zumindest eine Boje, so dass die Arbeiten doch einigermassen problemlos in Angriff genommen werden können.

Wie frühzeitig im November 2024 vereinbart erscheint die Firma Andersen Marine pünktlich am Montagmorgen auf unserem Schiff und beginnt gleich mit den Arbeiten. Chris, der Sohn des Firmengründers Marty Andersen, macht zu Beginn eine Auslegeordnung und erklärt mir den geplanten Ablauf des Umbaus unseres Navigationssystems.

Wir waren sehr zufrieden mit unserem alten Navigationssystem der Marke Raymarine. Da sich im vergangenen Jahr zuerst der Bildschirm im Cockpit bereits zum 3. Mal verabschiedet hatte (immer fiel die Hintergrundbeleuchtung aus) und nun auch Bildzellen beim Hauptbildschirm am Navigationstisch auszufallen begannen, haben wir entschieden, das System zu erneuern. Die italienische Marke B&G hatte aber für ein neues Modell einen sehr guten Einführungsrabatt angeboten, dem wir nicht widerstehen konnten. Ja, ich weiss: Italien und elektronische Hightech-Produkte passen nicht so recht zusammen – aber ich habe nur viele gute Kommentare von Usern gelesen. Unsere Wahl bedingt aber auch, dass andere Nebengeräte, die noch funktionieren würden, auch ersetzt werden müssen. Das Aufwändigste dabei ist der Radar. Hier sind wir aber nicht unglücklich, denn auch diese Komponente hat schon fast 20 Jahre auf dem Buckel und ist natürlich auf einem veralteten technischen Stand.

In einem ersten Schritt wird geprüft, wo die neuen Komponenten ihren besten Platz haben könnten.
In einem zweiten Arbeitsschritt werden alle nicht mehr gebrauchten alten Kabelverbindungen gelöst. Im Bild die Arbeitsstelle im Cockpit.
Dort wo möglich werden die neuen Kabel direkt mit dem alten Kabel eingezogen. An einigen Stellen, wie hier unter dem Dachhimmel, ist der Kabelstrang aber mit Kabelbindern zusammengezurrt. In diesen Fällen muss der direkte Zugang zum Kabel gesucht werden, was nicht immer ganz einfach ist bei den engen Verhältnissen.
Quentin, ein Mitarbeiter von Andersen Marine, beginnt mit dem Einbau des neuen Verteilsystems (für Kenner: SeaTalk und NMEA2000 Backbone)
Unterdessen kümmert sich Logan, ein weiterer Mitarbeiter von Andersen Marine, um den Einbau des neuen Radargerätes im Mast. Vom Mast muss das Kabel in einem Stück durch den Mast hinunter auf Deck, von da durch einen engen, wasserdichten Schwanenhals ins Bootsinnere in sehr engen Kanälen zum NMEA2000 Backbone gebracht werden. Dieses schwierige Unterfangen verläuft ohne nennenswerte Probleme.
Der NMEA2000 Backbone (Verteilstück – die Schaltzentrale für die Signale der verschiedenen Sensoren) ist montiert.
Neuer Sicherungskasten (roter Kreis oben), neuer SeaTalk Converter (unterer rote Kreis) sind über die bestehenden Anschlussdosen (gelber Kreis) sauber verkabelt. Das bestehende AIS der Marke Raymarine (schwarzes Gerät) kann belassen werden. Das AIS (Automatic Identification System) sendet permanent ein Signal aus, das von anderen Schiffen erkannt werden kann. Umgekehrt empfängt das Gerät die Signale anderer Schiffe und macht sie für uns erkenntlich.

Die ganze Installation des neuen Systems dauert rund 3 Tage. Die Mitarbeiter der Firma Andersen Marine arbeiten sehr kompetent und sauber. Ich bin bei allen Arbeiten dabei und unterstütze, wo ich kann. Natürlich will ich auch lernen und das ganze System verstehen. Ich hoffe aber, dass ich all die Kabel und Verbindungen nie anrühren muss und mich auf den blossen Gebrauch der Geräte beschränken kann.

Wenn ich die Spezialisten schon mal auf dem Schiff habe, lass ich gleich alles, was mit Strom zu tun hat und im Argen liegt, beheben: seit dem Upgrade der Servicebatterie auf Lithium funktioniert das Bugstrahlruder nicht mehr. Es zieht beim Start zu viel Strom, was das Batterie Management System zum Not-Stopp treibt. Nicht gut! Die Lösung: Versorgung des Bugstrahlruders über die Starterbatterie, eine altehrwürdige Blei-Säure Batterie, die genau für hohe Stromspitzen ausgelegt ist. Aktuell sind die Kabel des Bugstrahlruders via Sicherungen (grüne Markierung, die Sicherungen befinden sich auf der hinteren Seite) mit der von der Servicebatterie versorgten Stromschiene im Kabelschrank verbunden. Chris von Andersen Marine findet eine einfache Lösung: Auftrennen der Stromschiene (gelbe Markierung) und Anschluss dieses Teilstückes direkt am Hauptschalter zur Batterie. Funktioniert!
Eine weitere Nachbesserung des Lithium-Upgrades. Der Regler für die Solarmodule schaltet zu früh von «Laden» auf «Halten der Ladung», weil er infolge des Spannungsverlustes in den Kabeln eine zu hohe Spannung misst. Einfache Lösung: ein kleines Spannungsmessgerät direkt an der Batterie angeschlossen sendet via Bluetooth die effektive Batteriespannung an den Regler.
Und wenn wir schon mal bei neuen Geräten sind: auch Pia bekommt endlich ihr Problem gelöst: der Wasserhahn in der Kombüse (Küche) konnten wir auch mit neuen Dichtungssätzen nicht mehr dicht kriegen. Hier in Pittwater können wir ihn ersetzen lassen (mir haben die Spezialwerkzeuge dazu gefehlt).
Die Arbeiten sind noch nicht ganz erledigt, zieht eine Schlechtwetterfront über uns hinweg. Zuerst starker Regen, dann 2 Tage lang heftiger Wind (im Durschnitt 25-30 Knoten, in Böen 45-50kn). Wir haben keine Lust, uns bei diesem Wetter zu verschieben und bleiben bis nach dem Wochenende an der sicheren, gut gewarteten Boje der Marina. Trotz dieses Lumpenwetters kommen die Leute von Andersen Marine am Freitag noch einmal auf das Schiff um eine defekte Positionslampe zu ersetzen. Respekt!!
Am Samstag und Sonntag dann, der Wind hat inzwischen etwas nachgelassen, bläst aber immer noch ordentlich, doch noch ein paar Rennen für die Australische Meisterschaft der X One Segler.
Am Sonntag ist auch die Sonne zurück. Gemeinsam mit Mel und Brian vom Segelschiff «Go», die wir in Bonaire zum ersten Mal getroffen haben, machen wir einen Ausflug zum «Barrenjoey Head» Leuchtturm, der am nördlichen Ende der Palm Beach Halbinsel die Einfahrt in die Broken Bay von Pittwater signalisiert.
Der Leuchtturm auf «Barrenjoey Head» wurde 1881 aus lokalem Sandstein gebaut. Bei einer sehr empfehlenswerten Führung erfahren wir viel über die Pflichten der damaligen Leuchtturmwächter, so zum Beispiel, dass er für seine einsame Arbeit im Turm kein Sofa oder Bett aufstellen durfte, sondern nur einen Stuhl.
Aussicht vom Turm südwärts über die Halbinsel von Palm Beach. Links das Tasmanische Meer (Pazifik), rechts die Gewässer von Pittwater.
Am Montag ist das schöne, warme Wetter zurück und wir verlegen an einen Ankerplatz etwa in der Mitte der Halbinsel von Palm Beach. Hier im ruhigen Wasser steige ich in den Mast hoch, um den von einem Vogel geklauten Windanzeiger zu ersetzen. Der Blick aus luftiger Höhe (rund 20 Meter) auf das Schiff ist immer fantastisch.
Ich nutze die Gelegenheit für einen ausführlichen Rigg-Check. Auch diesmal ist alles gut. Stellen, wo ich etwas skeptisch bin, halte ich mit der Kamera fest, so dass ich das nächste Mal einen Vergleich habe.
Aussicht von der Mastspitze über das Bojen Feld vor Clareville Beach (Halbinsel Palm Beach)
Es wird weiter gearbeitet auf der Lupina. In diesem Fall wurde das Expansionsgefäss der Wasserversorgung ausgebaut. Damit Wasser mit einem gleichmässigen Druck aus den Wasserhähnen an Bord strömen kann, wird das Wasser zuerst mit einer Pumpe vom tieferliegenden Wassertank in dieses Expansionsgefäss gepumpt. Das Wasser wird dazu in einen Gummibalg gedrückt, der sich im blauen Tank befindet. Der Gummibalg sorgt dafür, dass das Wasser nicht mit dem Eisen des Tanks in Kontakt kommt. Uns ist aufgefallen, dass unser Wasserfilter nach dem Expansionsgefäss seit einiger Zeit eine rostartige Verfärbung aufweist. Nun wissen wir warum: der Gummibalg ist geborsten. Warum? Keine Ahnung. Zum Glück haben wir ein Reserve-Expansionsgefäss an Bord.
Irgendeinmal sind dann auch die letzten Arbeiten erledigt, und wir können wieder auf Erkundung gehen. Schon schön, wie die Leute hier um die riesige Bucht von Pittwater leben: lichtdurchflutete Villen am Hang in unverbaubarer Lage mit Seesicht, am Ufer ein Bootshaus mit Anlegersteg, hinter dem Haus meist ein grosszügiger Parkplatz mit protzigen SUVs oder aufgemotzten Sportwagen.
Beim Einkaufen gesehen und für uns Fricktaler, die mit Kirschen gross geworden sind, ein etwas seltsamer und doch vertrauter Anblick: Kirschen in Australien! (19.99 Australische Dollar entsprechen etwa 11.25 Schweizer Franken)
Womit beschäftigen sich da die 2 Frauen??
Die Auflösung des Rätsels: wir waren am Vorabend bei Freunden, Elaine und Karl, auf dem Segelschiff Salsa eingeladen. Dieses nette australisch-neuseeländische Paar haben wir in Fiji kennen gelernt und Karl konnte uns viele Tipps für Australien mitgeben. Als wir bei aufkommendem Regen und Wind etwas hastig zur Heimfahrt aufgebrochen sind, hat Pia in der Hektik einen Fehltritt gemacht und sich bei der harten Landung einen Mittelfussknochen gebrochen. Für die nächsten 4-6 Wochen heisst das: Stützschuh tragen, wenig Belastung, keine Wanderungen! ☹
Dieses kleine Missgeschick hindert uns aber nicht daran, mit der Lupina ein paar schöne Buchten und Fjordarme anzufahren, und dort das süsse Nichtstun zu geniessen. Im Bild liegen wir in der Akuna Bay vor Anker.
In den Fjorden sind wir sehr gut geschützt. Das Wasser ist meist spiegelglatt. Der Nachteil: ohne Wind können wir nicht segeln, um uns zu verschieben brauchen wir den Motor.

Wir werden noch ein paar Tage in dieser schönen Gegend verweilen, beobachten aber jetzt schon das Wetter. Mit dem nächsten geeigneten Windfenster wollen wir unseren Weg nach Norden beginnen und planen einen Hüpfer in die Gegend des Lake Macquarie. Ob wir da bei der Brücke vorbeikommen, und ob die Einfahrt tief genug ist – mehr dazu im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Prosit auf den heutigen «Australian Day» (26.1.2025)

Neujahrsfeuerwerk in Sydney

29.12.2024 – 10.1.2025

Nach 11 Monaten bei Temperaturen meist über 20°C geniessen wir wieder einmal die herrliche Winterzeit in der Schweiz, hier in Arosa
Die richtige Kleidung und Pia lacht auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt

Die Zeit unseres Heimurlaubes verläuft immer wie im Flug. Unsere Agenden sind schnell gefüllt mit Besuchsterminen bei Freunden, Vereinen und Behörden. Auch fällt immer viel Büroarbeit an, wenn wir jeweils nach einem Jahr Abwesenheit unsere persönlichen Sachen regeln müssen. Die Post wird uns zwar immer von unserer Familie elektronisch weitergeleitet (vielen Dank Jan und «Poschtfraueli» Regina!), trotzdem lassen sich einige Sachen nur vor Ort in der Schweiz regeln. Am meisten Zeit widmen wir aber definitiv unseren Familien, und da vor allem unseren drei Grosskindern.

Wir geniessen die gemeinsame Zeit mit unseren Grosskindern sehr!
Der Opi macht das Pferd 😉
Auch ungewöhnliche Dinge, wie zum Beispiel ein Vortrag über unser Seglerleben vor prall gefülltem Zuhörersaal im Dorf Wölflinswil, beschäftigen uns.
Die Zeit vergeht wie im Flug – für uns fast wortwörtlich. Schon am 29. Dezember 2024 sind wir bereits wieder im Landeanflug über Sydney.

Christian, ein guter Bekannter, den wir in Bonaire (also noch in der Karibik) zum ersten Mal getroffen haben und der sich nun ebenfalls in Pittwater, wo unsere Lupina an der Boje liegt, aufhält, holt uns mit dem Auto vom Flughafen ab. Es ist zwar Sonntag, aber unterwegs machen wir in Mona Vale, einer Kleinstadt in der Nähe des Hafens, Halt. Wir müssen uns mit Proviant für die nächsten Tage versorgen. Dann geht’s auf zur Lupina. Wir sind total happy! Wir finden unser Schiff genau so vor, wie wir es verlassen haben. Ich muss den Anlasser etwas länger drehen lassen, aber auch der Motor springt nach der langen Stillstandzeit willig an. Nun noch schnell die Koffer auspacken, und wir sind für den nächsten Tag reisefertig. Aber halt! Was riecht da so würzig? Beim Öffnen des Koffers, den wir in Zürich aufgegeben hatten und der nach Sydney durchgecheckt war, kommt uns eine intensive Duftwolke entgegen. Wir finden einen Zettel von der Flughafenpolizei von Zürich Airport. Darauf wird uns mittgeteilt, dass unser Koffer (obwohl mit Schloss versehen!) von ihnen aus Sicherheitsgründen geöffnet wurde, die Durchsuchung aber nichts Gefährliches oder Unerlaubtes gezeigt habe und deshalb nichts entfernt werden musste. Leider aber haben sie es unterlassen eine Gewürzdose, die sie ausgepackt und geöffnet hatten, wieder richtig zu verschliessen. Jetzt war der Deckel der Dose weg und das Gewürz im ganzen Koffer verteilt. Nach kurzem, intensiven Fluch-Gebet ist dann auch diese Sache schnell vergessen und wir können unsere erste Nacht auf der Lupina geniessen.

Schon am nächsten Tag, bei schönstem Segelwetter, sind wir unterwegs nach Sydney. Wir können es locker nehmen …
… denn für einmal haben wir kräftige Unterstützung: unser gute Bekannte Christian übernimmt das Steuer und segelt unsere Lupina gekonnt und sicher südwärts. Michael, ein Freund von Christian, der in der Pittwater Bucht wohnt, geniesst seinen ersten Segeltörn auf dem Pazifik.
Am frühen Nachmittag des 30.12.2024 erscheint die Sydney Harbour Bridge am Horizont.
Unser Hauptinteresse gilt dem weltberühmten Feuerwerk, das Sydney immer als erste Grossstadt der Welt zum Jahreswechsel veranstaltet. Deshalb wählen wir einen Ankerplatz, der uns quasi in die erste Reihe des Spektakels versetzt: die Farm Cove, direkt neben der Sydney Opera und vor der Harbour Bridge. Wir haben Glück: noch ist der Ankerplatz nicht überfüllt und wir ankern ganz vorne an der Ankerzone.
Sydney Harbour Bridge und Opera House bei Nacht, von unserem Ankerplatz aus gesehen.
Einheimische hatten uns vorher abgeraten, so nahe beim Geschehen zu Ankern, weil viele «Verrückte» in letzter Minute ihr Schiff in die leeren Lücken zwängen wollen. Wir haben deshalb gleich nach Ankunft unser Boot auf alle Seiten gut abgefendert. Auch haben wir keine Berührungsangst: die Lupina ist ein robustes Schiff. So kann ich am Silvester noch ein gemütliches Bad im warmen Wasser vor dem Opera House geniessen. (Wichtige Info: ich habe mich nur getraut, weil Einheimische vom Nachbarboot mir bestätigt haben, dass tagsüber das Baden gefahrlos sei. Vor allem bei Dämmerung oder nachts sei es aber nicht ratsam wegen der gefährlichen Bullenhaie, die auf Nahrungssuche weit in die Bucht hinein schwimmen).
Gegen Abend füllt sich die Bucht. Aber alle halten einen respektvollen Abstand zu uns bis auf diesen Katamaran. Er ankert direkt vor uns. Der Wind ist zum Glück nicht stark und bläst stabil aus der gleichen Richtung, sein Anker wird also wohl halten. Wir geben aber trotzdem noch 5 Meter Kette, um genügend Abstand zu haben. Der Kapitän des Katamarans merkt nichts davon: er ist mit Öffnen von Sektflaschen beschäftigt.
Um 21 Uhr Lokalzeit dann eine erste Serie von Feuerwerk. Von insgesamt 8 Flossen, die über die ganze Bucht von Sydney verteilt sind, wird elektronisch gesteuert synchron ein unglaublich vielfältiges Spektakel an den Himmel gezaubert. Bis heute haben wir nicht herausgefunden, warum es dieses vorgezogene Feuerwerk gibt. Einheimische, die wir gefragt haben, meinten, es sei für die Kinder.
Nach diesem ersten Feuerwerk, das etwas mehr als 12 Minuten gedauert hat (wie erwähnt an 8 Orten gleichzeitig – das ist, wie wenn das Feuerwerk vom Zürcher Seenachtsfest an 8 Orten gleichzeitig abgefeuert wird!), zirkulieren antike Schiffe und Schiffe, die in der Hafengeschichte von Sydney eine Rolle spielen, auf einer vorgegebenen Route durch die Bucht. Alle mit einer elektronisch gesteuerten Beleuchtung, die dafür sorgt, dass alle Schiffe gleichzeitig die identischen Farben aufweisen. Von der nahen Bühne vor dem Opera House unterhält mittlerweile Robbie Williams das Publikum, das schon seit dem frühen Nachmittag geduldig gewartet hat (übrigens: es herrscht an allen öffentlichen Plätzen striktes Alkoholverbot!)
Um genau 00:00 Uhr ist es soweit: das neue Jahr ist da! Start einer unheimlich schönen, märchenhaften, magischen und fabelhaften Lichtershow am dunklen Nachthimmel, mit Worten kaum zu beschreiben.
Fast 15 Minuten lang bestaunen unsere Augen das bunte Geschehen. Die lauten Böllerschüsse vom Abfeuern und Explodieren der Raketen lassen unsere Brust und den ganzen Körper vibrieren.
Zum Schluss des Feuerwerkes der Höhepunkt: der fast 500 Meter lange «Feuer»fall über die ganze Länge der Brücke.

Irgendeinmal auf unserer Reise wurde das Neujahrsfeuerwerk von Sydney zu meinem Reiseziel. Pia war anfänglich nicht so begeistert, hauptsächlich wegen der gefährlichen Tiere in den Gewässern von Australien, die das freie, unbeschwerte Bad vom Schiff aus stark einschränken. Nun, nachdem wir es erlebt haben, dürfen wir beide bestätigen: es hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur das Feuerwerk selber, sondern das ganze Erlebnis. Es war perfekt, dass wir schon einen Tag früher angekommen sind und so das Treiben um den ganzen Anlass miterleben durften. Uns bleiben unheimlich schöne Erinnerungen.

Am 1. Januar 2025 schlafen wir erstmals an unserem Ankerplatz aus. Schon in der Nacht sind die meisten Schiffe weggefahren. Gegen Mittag heben auch wir den Anker und lassen das Opera House und die City hinter uns. Unser Ziel: Durchfahrt unter der Harbour Bridge, Sightseeing des inneren Teiles der Bucht und dann einen sicheren Ankerplatz für die nächsten Tage.
Beweisbild unserer Querung der Harbour Bridge durch eine lokale Webcam.
Wer kennt diese Flagge? Seit einigen Jahren weht sie gleichwertig neben der Australien Flagge auf der Brücke: die Flagge der Aborigines, der Urbevölkerung von Australien.
Einfahrt in die Pyrmont Bay und Darling Harbour. Von hier aus starten die meisten Fähren und Touristenschiffe.
Die HMS Endeavour, der massstabgetreue Nachbau des Schiffes, mit dem James Cook auf seiner ersten Südseereise im Jahr 1770 Australien (damals noch von seinen Entdeckern New-Holland bezeichnet) ansteuerte und am 28. April als erster Europäer betrat. Das Schiff liegt vor dem Maritimen Museum, das wir natürlich bei einem späteren Landgang auch besuchten.

Wir ankern etwas westlich des Stadtzentrums in der Balmain Bay vor der Iron Cove Bridge. Zu unserem Erstaunen sind die freien Ankerplätze im Sydney Harbour stark eingeschränkt. Es hat zwar viele gut geschützten Buchten, diese sind aber meistens mit privat genutzten Bojen Feldern belegt. Hat man einen brauchbaren Ankerplatz gefunden, fehlt meist ein guter Anlegeplatz für das Dinghi. Wir haben Glück: unser Ankerplatz vor den Bojen erlaubt viel Platz, und fürs Dinghi finden wir in naher Distanz einen perfekten kleinen Pier. Für die nächsten Tage können wir von hier aus unsere Tagesausflüge in die Stadt planen.

An Land begrüssen uns schmucke Vorstadthäuschen mit manchen lustigen Verzierungen
Typische Arbeiterhäuschen aus dem 19. Jahrhundert. Charakteristisches Merkmal sind die gusseisernen Geländer der Balkone und des Abschlusses an der Decke.
Einfachere Häuser wurden damals aus Backsteinen gebaut – so wie es die Einwanderer halt von zu Hause kannten.
Besuch des Fischmarktes. Alles direkt frisch von den Fischfängern in den Laden. Im Bild: Tasmanischer Lachs. Ein kleiner Teil des Angebotes wird direkt vor Ort in unzähligen Restaurants und Imbissbuden zum Verzehr zubereitet. Der grösste Teil des Fanges wird über eine von den Holländern übernommene elektronische Auktion versteigert.
Einen Fischmarkt gibt es in Sydney seit 1872. Um 1966 wurde er an den heutigen Platz verschoben. Er platzt mittlerweile aus allen Nähten. Deshalb wurde direkt nebenan im Jahr 2020 ein Neubau gestartet. Technische Leckerbissen unter anderen: das Gebäude steht auf ins Meer gerammten Pfählen, und sein Dach ist eine Holzverbund-Konstruktion von der Fläche grösser als ein Fussballfeld.
Natürlich machen wir ab und zu eine Pause.
Blick durch die Strassenschlucht zum 309 Meter hohen Sydney Tower.

Bei unseren Stadtrundgängen sind wir positiv überrascht. Wir erleben Sydney als eine hübsche, moderne Metropole mit einem gelungenen Mix aus alten, schön restaurierten historischen Gebäuden und modernen, zum Teil extravaganten Hochhäusern. Das öffentliche Verkehrssystem begeistert: «hop on – hop off» heisst das System, bei dem man sich mit der Kreditkarte beim Einsteigen registriert und beim Aussteigen wieder abmeldet. Abgebucht wird die gefahrene Strecke. Kein mühsames Suchen des richtigen Tickets. Die Tarife sind sehr günstig. Wir haben pro Fahrt nie mehr als umgerechnet 1 Schweizer Franken bezahlt.

Die riesige St. Mary’s Kathedrale
St. Mary’s Kathedrale
Auch beeindruckend: wir treffen auf unzählige Projekte, welche zum Ziel haben, die CO2 Bilanz zu verbessern und die Biodiversität zu erhalten. Eines dieser Projekte sind «grüne Hauswände», Hauswände, die von unten bis oben mit geeigneten Pflanzen bedeckt sind.
Die Sydney Town Hall. Das im Jahr 1869 aus dem lokalen, gelben Hawkesbury-Sandstein erbaute Rathaus.

Nicht nur bei diesem imposanten, ehrwürdigen Gebäude, auch bei vielen anderen Dingen fällt uns auf: die ersten Einwanderer von damals, verurteilte Verbrecher, Flüchtlinge, Staatsüberdrüssige und andere ungeliebte Zeitgenossen haben grossen Wert daraufgelegt, es ihrem Ursprungsland «zu zeigen», und haben ebenso schöne, prunkvolle, trotzdem zweckmässige und solide Gebäude errichtet. Auch heute, wir finden auf unseren Stadtbesuchen in der ganzen Stadt keine Elendsquartiere, wie man sie gut aus anderen Grossstädten kennt. Das hat weder London noch New York geschafft.

«The Rocks» ist Sydneys historisches Viertel. Es stammt aus der Zeit vor 1800. Im Vergleich zum Rest der Stadt weist es andere architektonische Merkmale auf, mit niedrigeren Gebäuden und engeren Straßen. In diesem Gebiet der Stadt trafen am 26. Januar 1788 die ersten elf Schiffe der «First Fleet» (Ersten Flotte) mit rund 1’000 Frauen und Männern, darunter gut drei Viertel Sträflinge ein.
Heute legen im Quartier «The Rocks» immer noch Schiffe an. Es sind aber andere Schiffe, die das Hafengebiet jeweils kurzzeitig mit ein paar Tausend Menschen überspülen.
Immer wieder ein spezieller Anblick: Sydney Opera House, das Wahrzeichen von Sydney.

Die Bauarbeiten zum Sydney Opera Hose begannen 1959. Die Skizzen dazu stammten vom bislang nur in Dänemark bekannten Architekten Jörn Utzon. Sämtliche statischen Berechnungen mussten von Hand durchgeführt werden, da es für die komplizierten Bauformen für die Lochkarten-Computer noch zu komplex war. Utzon musste mit den Bauarbeiten beginnen, bevor sämtliche Kostenanalysen und alle technischen Probleme gelöst waren. Die ursprünglich errechneten Baukosten stiegen laufend an und wurden schliesslich um das 15-fache überschritten. Der Architekt wurde fälschlicherweise für die Kostenexplosion verantwortlich gemacht und noch während der Bauphase entlassen. Er setzte nie wieder Fuss auf australischen Boden.

Stattdessen wurde eine Gruppe junger australischer Architekten mit der Fertigstellung der Innenräume beauftragt. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden, und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht. Am 20. Oktober 1973 wurde das Opernhaus offiziell von Königin Elisabeth II. dem formellen Staatsoberhaupt Australiens, seiner Bestimmung übergeben. Als ein Zeichen einer späten Wiedergutmachung wurde Jörn Utzon 1999 eingeladen, sich als Berater bei der Renovierung und Neuausstattung der Innenräume zu beteiligen.In seinem dänischen Studio gestaltete er einen Wandteppich für die Innenausstattung eines speziellen Raumes, der 2004 wiedereröffnet wurde.

Kunstwerke in der ganzen Stadt – hier vor dem Museum of Contemporary Art
Kein Kunstwerk aber auch Realität: Homeless People in einer Grossstadt. Der Umgang mit dieser Menschengruppe scheint in Sydney recht entspannt, und die Leute leben nach dem Motto: leben und leben lassen.
Ein weiteres Highlight unserer Stadtbesichtigung: die Harbour Bridge. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst, eine Bogenbrücke, wurde nach nur 8-jähriger Bauzeit 1932 eröffnet und ist die Hauptverbindung zwischen Sydneys Nord- und Südküste über den Hafen von Sydney. Mit ihrer Breite von 50 Metern und einer freien Spannweite von 503 Metern ist sie die „Breiteste Brücke der Welt mit langer Spannweite“ (Guinness-Buch der Rekorde, 2004). Auf ihr befinden sich acht Fahrstreifen (davon ein Busfahrstreifen), zwei Bahngleise, ein Fahrradweg und ein Fussweg.
Wir geniessen die Aussicht vom südlichen Brückenpfeiler. Wir hätten auch, wie diese blauen Männchen auf der Brücke, die Brücke selber besteigen können. Aber die hohen Ticketpreise (180.- CHF und mehr pro Person) können uns nicht motivieren. Fotos machen darf man bei dieser geführten Besteigung aus Sicherheitsgründen nicht (die Kamera könnte auf den Verkehr runterfallen), ein Souvenirfoto kostet nochmals um die 45 CHF. In unseren Augen Abriss, also lassen wir es.
Aussicht vom Brückenpfeiler Süd auf das Hafengebiet «The Rocks» und das Opera House mit dem Stadtzentrum im Hintergrund.
Aussicht auf die Fahrbahnen der Brücke mit Stadtzentrum im Hintergrund.
Wir beide sind der Meinung: Sydney hat uns überzeugt!

Während der letzten 3 Tage hat der Wind gedreht und kommt nun wieder aus Süden. Er bringt kühle (18-20°C) und feuchte Luft aus der Antarktis. Nach einer Woche wolkenlosem Himmel hat es nun auch zu regnen begonnen. Gestern Donnerstag haben wir den letzten Tag dieser Windlage genutzt und sind wieder nordwärts ins Gebiet von Pittwater gesegelt. Auch diesmal hat Christian die Gelegenheit genutzt und uns als Crew auf der Fahrt begleitet.

Am Wochenende verlegen wir in die Marina des Royal Prince Alfred Yacht Club bei Newport, um dann im Verlaufe der kommenden Woche die vor unserer Heimreise geplanten Erneuerungsarbeiten ausführen zu lassen. Genaueres dazu im nächsten Bericht

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!