Wir sind gespaltener Meinung über das Wetter hier an der Ostküste von Australien. Einerseits freuen wir uns über das schöne, sonnige Wetter mit angenehmen Temperaturen, andererseits warten wir sehnlichst auf anderen Wind. Wir wollen wieder nordwärts mit unserem Schiff. Dazu wäre Wind aus südlicher Richtung ideal. Dieser bringt dann kalte Polarluft begleitet mit dicker Wolkenschicht und nasskaltem Wetter. Meist weht aber ein angenehm warmer Nordwind, der uns das schöne Wetter beschert.
Wir sind noch in Pittwater (40km nördlich von Sydney) und warten auf den nächsten Schub Wind aus Süden, der uns nordwärts bringt. Unser nächstes Ziel ist der Lake Macquarie und später die Nelson Bay.Mit Schwimmen und Baden ist leider nichts. Das Wasser wäre mit 24 Grad zwar warm genug, aber Quallen und aggressive Bullenhaie halten uns davon ab. Also nutzen wir die Zeit für weitere Unterhaltsarbeiten (ja, stimmt, die gehen nie aus!) am Schiff. Ein Vogel hat unsere Windfahne (das Teil, das ich in der Hand halte), die ganz oben im Mast montiert ist, beschädigt. Er war wohl zu schwer für das dünne Gerät. Dieses will ich heute durch ein Neues ersetzen.Arbeit im Mast Spitz. Die spezielle Wolkenformation ist nur Pia von unten aufgefallen.Immer wieder schön: Besuch bei Freunden. Hier sind es Elaine und Karl vom Segelschiff Salsa, ebenfalls eine Hallberg-Rassy, die uns zum Sundowner auf ihr Schiff eingeladen haben. Karl hat viele Jahre hier in Pittwater in der Marine-Branche gearbeitet und kennt sich prima aus in der Gegend. Er gibt uns viele Tipps.Der Zufall will es: am nächsten Tag ist die Gasflasche leer. Prima! Pia freut es: Endlich ist das verrostete Ding leer und wir können die Flasche entsorgen. Stahl und Salzwasser vertragen sich nicht gut. Wir haben sie schon mehrmals abgeschliffen, mit Rostumwandler bearbeitet und neu gestrichen. Offensichtlich mit wenig Erfolg.Von einem anderen australischen Schiff konnten wir 2 gebrauchte Composite (Fiberglas) Gasflaschen abkaufen. Pia säubert hier den Kasten für die Gasflasche vom Rost der alten Flasche, bevor die blaue, neue Flasche darin verstaut wird.Nach ein paar Tagen ist er endlich da, der Südwind. Der Himmel ist trüb, aber das Meer ist noch relativ flach. Obwohl ein intensiver Nieselregen uns verfolgt, nutzen wir die Gelegenheit, um endlich etwas nordwärts zu kommen. Wir lassen Pittwater im Kielwasser zurück. Unser Ziel: der rund 48 Seemeilen entfernte Lake Macquarie.Die Einfahrt vom Meer in einen Flusslauf oder einen See ist knifflig. Meist ist die freie Einfahrt in den Fluss durch eine flache Sandbank (eine sogenannte Barre), an der sich durch die Strömung eine gefährliche Welle aufbauen kann, eingeschränkt. Das heisst, man muss auf die Gezeiten achten, die Strömungen und den Wasserstand. Die Einfahrt in den Lake Macquarie ist besonders tückisch, weil nach der Barre noch eine knifflige Brücken Durchfahrt wartet. Es hat an der engsten Stelle heftige Turbulenzen und wir müssen aufpassen, dass der Mast keine der hochgeklappten Brückenteile berührt. 2 Stunden nach Ebbe fliesst das Wasser immer noch aus dem See, aber nun verlangsamt. Die Durchfahrt gelingt ohne Probleme.
Nach der Brücke wartet eine fast 1 Seemeile lange Schwemmlandschaft, die immer wieder ausgebaggert werden muss, damit die Strecke bis zum tieferen Wasser im See schiffbar bleibt. Der fahrbare Kanal ist gut markiert. Trotzdem berühren wir an 2 Stellen den Grund. Nicht so tragisch: der Grund ist weich (Schlamm/Sand) und wir wissen, dass der Pegelstand bald am Steigen ist. Darauf müssen wir aber nicht warten. Unser Propeller hat genügend Schub, um den Kiel wieder in tieferes Wasser zu schieben.
Der Grund für unseren Besuch im Lake Macquarie ist ein hier wohnender ehemaliger Arbeitskollege von Köbi. Steve Douglas (hier mit seiner Frau Debbie) hat über 30 Jahre für dieselbe Firma gearbeitet und die Filiale in Australien geleitet. Bei einem ausserordentlich fein zubereiteten Nachtessen im exquisiten Restaurant der Trinity Point Marina plaudern wir über die guten alten Zeiten.Zwei ehemalige Arbeitskollegen: Steve Douglas und KöbiNach dem Treffen mit Steve und seiner Frau verlegen wir in den nördlichen Bereich des Lake Macquarie, nach Belmont. Im lokalen Segelclub besuchen wir das Clubrestaurant und sind überrascht über seine Grösse und die kantinenartige Infrastruktur.Schnell wird uns klar, warum das Gebäude des Restaurants so riesig ist: nebst Restaurant und Bar beherbergt das Clubhaus ein riesiges Casino. Wir kommen uns fast vor, wie in Las Vegas.Ein paar Tage später bläst der Wind wieder von Süden. Idealer Zeitpunkt, um den Lake Macquarie in Richtung Norden zu verlassen. Diesmal nähern wir uns der Brücke bei Hochwasser. Die Strömung (rund 3 Knoten einlaufend) ist gut am grünen Poller zu erkennen.Nun heisst es: gut zielen, Augen zu – und durch! 😉Der Wind ist schwächer als angesagt. Über einen weiten Teil der rund 40 Seemeilen bis zur Nelson Bay müssen wir die Segel mit dem Motor unterstützen. In einer kleinen, gut geschützten Bucht (Fingal Bay) direkt südlich der Einfahrt zur Nelson Bay werfen wir den Anker und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang.Trotz Pia’s Handicap (Mittelfussknochen gebrochen und Fuss im Stützschuh, Details siehe letzter Bericht), unternehmen wir in der wunderschönen Fingal Bay einen Landgang.Unser Ziel: das Point Stephens Lighthouse. Als wir den Weg sehen, obsiegt die Vernunft: Pia bleibt im Schatten eines Baumes zurück und schont ihren havarierten Fuss.Unterwegs immer wieder riesige Spinnennetze über den Weg. Den 8-beinigen Bewohnern, rund 4 Zentimeter gross, versuche ich so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.Das Point Stephens Lighthouse, 1862 erbaut, diente als einer von vielen grösseren Leuchttürmen entlang der Ostküste Australiens für die Sicherheit der Schifffahrt. Nach mehreren tödlichen Unfällen mit Handelsschiffen, die entlang der Küste auf Grund liefen, begann die Regierung ab 1853 mit dem Bau von Leuchttürmen. Das Licht wurde ursprünglich mit Kerosenlampen erzeugt, ab 1922 mit drehenden Azethylenlampen. Ab 1960 erfolgte die Elektrifizierung vom Festland aus. Heute erfolgt die Stromversorgung mit vor Ort erzeugter Solarenergie.Der schöne Sandstrand und die herrliche Bucht wären doch wunderschöne Sujets für unsere DJI Mavic Air2 Drohne. Ich mache sie auf dem Schiff bereit, werde aufgefordert einen neuen APP für die Steuerung herunter zu laden. Mache ich. Als nächstes kommt die Aufforderung, die Flugsoftware zu aktualisieren. Mache ich. Dann muss ich die Software der Steuerkonsole (Bild) erneuern. Mache ich. Es erfolgt ein langer Piepston – und seitdem macht die DJI Konsole keinen Wank mehr und ist tot. Es hilft alles nichts. Trotz verschiedenen Versuchen, den Batterien neuen Hauch einzuflössen oder die Elektronik zu deblockieren weigert sich das Gerät standhaft, zu arbeiten. Werde wohl versuchen müssen, das Gerät hier in Australien irgendwo repariert zu kriegen. Falls jemand von euch einen anderen Rat hat – sehr gerne!Nach dem Ausfall der Drohne: Pia such andere Möglichkeiten zu filmen 🙂Wir sind bei Port Stephens in der Nelson Bay vor Anker und statten der «Anchorage Marina» einen Besuch ab. Wir sind offenbar nicht die Einzigen. Frau Hase und Herr Hund begegnen uns in allen Varianten.Der Anchorage Marina angeschlossen: ein luxuriöses Event Hotel mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten.Heute ist ein spezieller Tag und wir lassen uns in «The Galley Kitchen» mit einem aussergewöhnlichen Essen verwöhnen: Schlamm-Krabbe mit Schlangenbohnen und Krautsalat, dazu schwarzes Schwammbrot.Die extrem köstlich zubereitete KrabbeDer Grund für den speziellen Tag: Pia’s Geburtstag – wir geniessen ihn beide!
Nun warten wir wieder auf das nächste Windfenster. Gemäss aktuellen Prognosen bleibt der Wind für die nächsten 8 Tage von Norden. Erst zum kommenden Wochenende kommt Bewegung in der Windrichtung auf. Ob wir so lange Geduld haben und ob sich die Vorhersage so bewahrheitet??
Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!