Upgrades für Lupina

10.1.-26.1.2025

Wir sind zurück im Fjordgebiet von Pittwater und liegen an einer der 3 öffentlichen Bojen in der Bucht «The Basin». Da es in dieser Gegend viele Unterwasserkabel gibt oder das Gebiet unter Naturschutz steht, ist das Ankern sehr genau geregelt. Auch in dieser Bay darf man nicht frei ankern. Dafür gibt es viele vom Staat verlegte Bojen, die regelmässig gewartet werden und in sehr gutem Zustand sind. Es gibt 3 Kategorien von Bojen, abgestimmt auf Schiffsgrössen. Wir dürfen die rosafarbenen Bojen belegen, die ideal für unser Schiff passen. Die Gelben sind für grössere Schiffe ausgelegt, aber auch diese können wir belegen, wenn keine Andere frei ist.
Am Ende der Bucht «The Basin» gibt es einen kleinen Campingplatz. Hier landen wir mit unserem Dinghy und unternehmen endlich wieder einmal eine ausgedehnte Wanderung in freier Natur. Diese führt uns steil den felsigen Fjordhang hinauf auf ein Hochplateau.
Auf dieser Hochebene zwischen 2 Fjordarmen finden sich sehr gut erhaltene Eingravierungen der Ureinwohner (Aborigines) Australiens.
Bei unserem Streifzug über die Hochebene aus Sand-Fels sehen wir nun auch, woher die schön gemusterten Felsblöcke kommen, die wir überall bei altem Mauerwerk antreffen.
Auf dem Rückweg zum Dinghy unsere erste Begegnung mit einem Wallaby, einer etwas kleineren Unterart aus der Känguru Familie.

Der Hauptgrund für unsere Rückkehr nach Pittwater ist das Upgrade unseres Navigations-Systems, das wir hier bei Andersen Marine, einer auf Schiffelektronik spezialisierten Firma in Auftrag gegeben haben, bevor wir in die Schweiz gereist sind. Der Arbeitsbeginn ist auf Montag, 13.1.2025, angesetzt. Als wir uns am Freitag bei der Marina nach unserem Liegeplatz erkunden, erfahren wir, dass unsere Reservation gelöscht wurde. In der gleichen Woche, in der wir die Arbeiten machen wollen, findet die Australische Meisterschaft einer bestimmten Segelschiff Kategorie (VX One) statt, und die gastgebende Royal Prince Alfred Yacht Marina hat uns einfach rausgekippt. Nicht die feine Art, finden wir. Nach einigen Diskussionen hin und her erhalten wir zumindest eine Boje, so dass die Arbeiten doch einigermassen problemlos in Angriff genommen werden können.

Wie frühzeitig im November 2024 vereinbart erscheint die Firma Andersen Marine pünktlich am Montagmorgen auf unserem Schiff und beginnt gleich mit den Arbeiten. Chris, der Sohn des Firmengründers Marty Andersen, macht zu Beginn eine Auslegeordnung und erklärt mir den geplanten Ablauf des Umbaus unseres Navigationssystems.

Wir waren sehr zufrieden mit unserem alten Navigationssystem der Marke Raymarine. Da sich im vergangenen Jahr zuerst der Bildschirm im Cockpit bereits zum 3. Mal verabschiedet hatte (immer fiel die Hintergrundbeleuchtung aus) und nun auch Bildzellen beim Hauptbildschirm am Navigationstisch auszufallen begannen, haben wir entschieden, das System zu erneuern. Die italienische Marke B&G hatte aber für ein neues Modell einen sehr guten Einführungsrabatt angeboten, dem wir nicht widerstehen konnten. Ja, ich weiss: Italien und elektronische Hightech-Produkte passen nicht so recht zusammen – aber ich habe nur viele gute Kommentare von Usern gelesen. Unsere Wahl bedingt aber auch, dass andere Nebengeräte, die noch funktionieren würden, auch ersetzt werden müssen. Das Aufwändigste dabei ist der Radar. Hier sind wir aber nicht unglücklich, denn auch diese Komponente hat schon fast 20 Jahre auf dem Buckel und ist natürlich auf einem veralteten technischen Stand.

In einem ersten Schritt wird geprüft, wo die neuen Komponenten ihren besten Platz haben könnten.
In einem zweiten Arbeitsschritt werden alle nicht mehr gebrauchten alten Kabelverbindungen gelöst. Im Bild die Arbeitsstelle im Cockpit.
Dort wo möglich werden die neuen Kabel direkt mit dem alten Kabel eingezogen. An einigen Stellen, wie hier unter dem Dachhimmel, ist der Kabelstrang aber mit Kabelbindern zusammengezurrt. In diesen Fällen muss der direkte Zugang zum Kabel gesucht werden, was nicht immer ganz einfach ist bei den engen Verhältnissen.
Quentin, ein Mitarbeiter von Andersen Marine, beginnt mit dem Einbau des neuen Verteilsystems (für Kenner: SeaTalk und NMEA2000 Backbone)
Unterdessen kümmert sich Logan, ein weiterer Mitarbeiter von Andersen Marine, um den Einbau des neuen Radargerätes im Mast. Vom Mast muss das Kabel in einem Stück durch den Mast hinunter auf Deck, von da durch einen engen, wasserdichten Schwanenhals ins Bootsinnere in sehr engen Kanälen zum NMEA2000 Backbone gebracht werden. Dieses schwierige Unterfangen verläuft ohne nennenswerte Probleme.
Der NMEA2000 Backbone (Verteilstück – die Schaltzentrale für die Signale der verschiedenen Sensoren) ist montiert.
Neuer Sicherungskasten (roter Kreis oben), neuer SeaTalk Converter (unterer rote Kreis) sind über die bestehenden Anschlussdosen (gelber Kreis) sauber verkabelt. Das bestehende AIS der Marke Raymarine (schwarzes Gerät) kann belassen werden. Das AIS (Automatic Identification System) sendet permanent ein Signal aus, das von anderen Schiffen erkannt werden kann. Umgekehrt empfängt das Gerät die Signale anderer Schiffe und macht sie für uns erkenntlich.

Die ganze Installation des neuen Systems dauert rund 3 Tage. Die Mitarbeiter der Firma Andersen Marine arbeiten sehr kompetent und sauber. Ich bin bei allen Arbeiten dabei und unterstütze, wo ich kann. Natürlich will ich auch lernen und das ganze System verstehen. Ich hoffe aber, dass ich all die Kabel und Verbindungen nie anrühren muss und mich auf den blossen Gebrauch der Geräte beschränken kann.

Wenn ich die Spezialisten schon mal auf dem Schiff habe, lass ich gleich alles, was mit Strom zu tun hat und im Argen liegt, beheben: seit dem Upgrade der Servicebatterie auf Lithium funktioniert das Bugstrahlruder nicht mehr. Es zieht beim Start zu viel Strom, was das Batterie Management System zum Not-Stopp treibt. Nicht gut! Die Lösung: Versorgung des Bugstrahlruders über die Starterbatterie, eine altehrwürdige Blei-Säure Batterie, die genau für hohe Stromspitzen ausgelegt ist. Aktuell sind die Kabel des Bugstrahlruders via Sicherungen (grüne Markierung, die Sicherungen befinden sich auf der hinteren Seite) mit der von der Servicebatterie versorgten Stromschiene im Kabelschrank verbunden. Chris von Andersen Marine findet eine einfache Lösung: Auftrennen der Stromschiene (gelbe Markierung) und Anschluss dieses Teilstückes direkt am Hauptschalter zur Batterie. Funktioniert!
Eine weitere Nachbesserung des Lithium-Upgrades. Der Regler für die Solarmodule schaltet zu früh von «Laden» auf «Halten der Ladung», weil er infolge des Spannungsverlustes in den Kabeln eine zu hohe Spannung misst. Einfache Lösung: ein kleines Spannungsmessgerät direkt an der Batterie angeschlossen sendet via Bluetooth die effektive Batteriespannung an den Regler.
Und wenn wir schon mal bei neuen Geräten sind: auch Pia bekommt endlich ihr Problem gelöst: der Wasserhahn in der Kombüse (Küche) konnten wir auch mit neuen Dichtungssätzen nicht mehr dicht kriegen. Hier in Pittwater können wir ihn ersetzen lassen (mir haben die Spezialwerkzeuge dazu gefehlt).
Die Arbeiten sind noch nicht ganz erledigt, zieht eine Schlechtwetterfront über uns hinweg. Zuerst starker Regen, dann 2 Tage lang heftiger Wind (im Durschnitt 25-30 Knoten, in Böen 45-50kn). Wir haben keine Lust, uns bei diesem Wetter zu verschieben und bleiben bis nach dem Wochenende an der sicheren, gut gewarteten Boje der Marina. Trotz dieses Lumpenwetters kommen die Leute von Andersen Marine am Freitag noch einmal auf das Schiff um eine defekte Positionslampe zu ersetzen. Respekt!!
Am Samstag und Sonntag dann, der Wind hat inzwischen etwas nachgelassen, bläst aber immer noch ordentlich, doch noch ein paar Rennen für die Australische Meisterschaft der X One Segler.
Am Sonntag ist auch die Sonne zurück. Gemeinsam mit Mel und Brian vom Segelschiff «Go», die wir in Bonaire zum ersten Mal getroffen haben, machen wir einen Ausflug zum «Barrenjoey Head» Leuchtturm, der am nördlichen Ende der Palm Beach Halbinsel die Einfahrt in die Broken Bay von Pittwater signalisiert.
Der Leuchtturm auf «Barrenjoey Head» wurde 1881 aus lokalem Sandstein gebaut. Bei einer sehr empfehlenswerten Führung erfahren wir viel über die Pflichten der damaligen Leuchtturmwächter, so zum Beispiel, dass er für seine einsame Arbeit im Turm kein Sofa oder Bett aufstellen durfte, sondern nur einen Stuhl.
Aussicht vom Turm südwärts über die Halbinsel von Palm Beach. Links das Tasmanische Meer (Pazifik), rechts die Gewässer von Pittwater.
Am Montag ist das schöne, warme Wetter zurück und wir verlegen an einen Ankerplatz etwa in der Mitte der Halbinsel von Palm Beach. Hier im ruhigen Wasser steige ich in den Mast hoch, um den von einem Vogel geklauten Windanzeiger zu ersetzen. Der Blick aus luftiger Höhe (rund 20 Meter) auf das Schiff ist immer fantastisch.
Ich nutze die Gelegenheit für einen ausführlichen Rigg-Check. Auch diesmal ist alles gut. Stellen, wo ich etwas skeptisch bin, halte ich mit der Kamera fest, so dass ich das nächste Mal einen Vergleich habe.
Aussicht von der Mastspitze über das Bojen Feld vor Clareville Beach (Halbinsel Palm Beach)
Es wird weiter gearbeitet auf der Lupina. In diesem Fall wurde das Expansionsgefäss der Wasserversorgung ausgebaut. Damit Wasser mit einem gleichmässigen Druck aus den Wasserhähnen an Bord strömen kann, wird das Wasser zuerst mit einer Pumpe vom tieferliegenden Wassertank in dieses Expansionsgefäss gepumpt. Das Wasser wird dazu in einen Gummibalg gedrückt, der sich im blauen Tank befindet. Der Gummibalg sorgt dafür, dass das Wasser nicht mit dem Eisen des Tanks in Kontakt kommt. Uns ist aufgefallen, dass unser Wasserfilter nach dem Expansionsgefäss seit einiger Zeit eine rostartige Verfärbung aufweist. Nun wissen wir warum: der Gummibalg ist geborsten. Warum? Keine Ahnung. Zum Glück haben wir ein Reserve-Expansionsgefäss an Bord.
Irgendeinmal sind dann auch die letzten Arbeiten erledigt, und wir können wieder auf Erkundung gehen. Schon schön, wie die Leute hier um die riesige Bucht von Pittwater leben: lichtdurchflutete Villen am Hang in unverbaubarer Lage mit Seesicht, am Ufer ein Bootshaus mit Anlegersteg, hinter dem Haus meist ein grosszügiger Parkplatz mit protzigen SUVs oder aufgemotzten Sportwagen.
Beim Einkaufen gesehen und für uns Fricktaler, die mit Kirschen gross geworden sind, ein etwas seltsamer und doch vertrauter Anblick: Kirschen in Australien! (19.99 Australische Dollar entsprechen etwa 11.25 Schweizer Franken)
Womit beschäftigen sich da die 2 Frauen??
Die Auflösung des Rätsels: wir waren am Vorabend bei Freunden, Elaine und Karl, auf dem Segelschiff Salsa eingeladen. Dieses nette australisch-neuseeländische Paar haben wir in Fiji kennen gelernt und Karl konnte uns viele Tipps für Australien mitgeben. Als wir bei aufkommendem Regen und Wind etwas hastig zur Heimfahrt aufgebrochen sind, hat Pia in der Hektik einen Fehltritt gemacht und sich bei der harten Landung einen Mittelfussknochen gebrochen. Für die nächsten 4-6 Wochen heisst das: Stützschuh tragen, wenig Belastung, keine Wanderungen! ☹
Dieses kleine Missgeschick hindert uns aber nicht daran, mit der Lupina ein paar schöne Buchten und Fjordarme anzufahren, und dort das süsse Nichtstun zu geniessen. Im Bild liegen wir in der Akuna Bay vor Anker.
In den Fjorden sind wir sehr gut geschützt. Das Wasser ist meist spiegelglatt. Der Nachteil: ohne Wind können wir nicht segeln, um uns zu verschieben brauchen wir den Motor.

Wir werden noch ein paar Tage in dieser schönen Gegend verweilen, beobachten aber jetzt schon das Wetter. Mit dem nächsten geeigneten Windfenster wollen wir unseren Weg nach Norden beginnen und planen einen Hüpfer in die Gegend des Lake Macquarie. Ob wir da bei der Brücke vorbeikommen, und ob die Einfahrt tief genug ist – mehr dazu im nächsten Bericht.

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!

Prosit auf den heutigen «Australian Day» (26.1.2025)

Neujahrsfeuerwerk in Sydney

29.12.2024 – 10.1.2025

Nach 11 Monaten bei Temperaturen meist über 20°C geniessen wir wieder einmal die herrliche Winterzeit in der Schweiz, hier in Arosa
Die richtige Kleidung und Pia lacht auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt

Die Zeit unseres Heimurlaubes verläuft immer wie im Flug. Unsere Agenden sind schnell gefüllt mit Besuchsterminen bei Freunden, Vereinen und Behörden. Auch fällt immer viel Büroarbeit an, wenn wir jeweils nach einem Jahr Abwesenheit unsere persönlichen Sachen regeln müssen. Die Post wird uns zwar immer von unserer Familie elektronisch weitergeleitet (vielen Dank Jan und «Poschtfraueli» Regina!), trotzdem lassen sich einige Sachen nur vor Ort in der Schweiz regeln. Am meisten Zeit widmen wir aber definitiv unseren Familien, und da vor allem unseren drei Grosskindern.

Wir geniessen die gemeinsame Zeit mit unseren Grosskindern sehr!
Der Opi macht das Pferd 😉
Auch ungewöhnliche Dinge, wie zum Beispiel ein Vortrag über unser Seglerleben vor prall gefülltem Zuhörersaal im Dorf Wölflinswil, beschäftigen uns.
Die Zeit vergeht wie im Flug – für uns fast wortwörtlich. Schon am 29. Dezember 2024 sind wir bereits wieder im Landeanflug über Sydney.

Christian, ein guter Bekannter, den wir in Bonaire (also noch in der Karibik) zum ersten Mal getroffen haben und der sich nun ebenfalls in Pittwater, wo unsere Lupina an der Boje liegt, aufhält, holt uns mit dem Auto vom Flughafen ab. Es ist zwar Sonntag, aber unterwegs machen wir in Mona Vale, einer Kleinstadt in der Nähe des Hafens, Halt. Wir müssen uns mit Proviant für die nächsten Tage versorgen. Dann geht’s auf zur Lupina. Wir sind total happy! Wir finden unser Schiff genau so vor, wie wir es verlassen haben. Ich muss den Anlasser etwas länger drehen lassen, aber auch der Motor springt nach der langen Stillstandzeit willig an. Nun noch schnell die Koffer auspacken, und wir sind für den nächsten Tag reisefertig. Aber halt! Was riecht da so würzig? Beim Öffnen des Koffers, den wir in Zürich aufgegeben hatten und der nach Sydney durchgecheckt war, kommt uns eine intensive Duftwolke entgegen. Wir finden einen Zettel von der Flughafenpolizei von Zürich Airport. Darauf wird uns mittgeteilt, dass unser Koffer (obwohl mit Schloss versehen!) von ihnen aus Sicherheitsgründen geöffnet wurde, die Durchsuchung aber nichts Gefährliches oder Unerlaubtes gezeigt habe und deshalb nichts entfernt werden musste. Leider aber haben sie es unterlassen eine Gewürzdose, die sie ausgepackt und geöffnet hatten, wieder richtig zu verschliessen. Jetzt war der Deckel der Dose weg und das Gewürz im ganzen Koffer verteilt. Nach kurzem, intensiven Fluch-Gebet ist dann auch diese Sache schnell vergessen und wir können unsere erste Nacht auf der Lupina geniessen.

Schon am nächsten Tag, bei schönstem Segelwetter, sind wir unterwegs nach Sydney. Wir können es locker nehmen …
… denn für einmal haben wir kräftige Unterstützung: unser gute Bekannte Christian übernimmt das Steuer und segelt unsere Lupina gekonnt und sicher südwärts. Michael, ein Freund von Christian, der in der Pittwater Bucht wohnt, geniesst seinen ersten Segeltörn auf dem Pazifik.
Am frühen Nachmittag des 30.12.2024 erscheint die Sydney Harbour Bridge am Horizont.
Unser Hauptinteresse gilt dem weltberühmten Feuerwerk, das Sydney immer als erste Grossstadt der Welt zum Jahreswechsel veranstaltet. Deshalb wählen wir einen Ankerplatz, der uns quasi in die erste Reihe des Spektakels versetzt: die Farm Cove, direkt neben der Sydney Opera und vor der Harbour Bridge. Wir haben Glück: noch ist der Ankerplatz nicht überfüllt und wir ankern ganz vorne an der Ankerzone.
Sydney Harbour Bridge und Opera House bei Nacht, von unserem Ankerplatz aus gesehen.
Einheimische hatten uns vorher abgeraten, so nahe beim Geschehen zu Ankern, weil viele «Verrückte» in letzter Minute ihr Schiff in die leeren Lücken zwängen wollen. Wir haben deshalb gleich nach Ankunft unser Boot auf alle Seiten gut abgefendert. Auch haben wir keine Berührungsangst: die Lupina ist ein robustes Schiff. So kann ich am Silvester noch ein gemütliches Bad im warmen Wasser vor dem Opera House geniessen. (Wichtige Info: ich habe mich nur getraut, weil Einheimische vom Nachbarboot mir bestätigt haben, dass tagsüber das Baden gefahrlos sei. Vor allem bei Dämmerung oder nachts sei es aber nicht ratsam wegen der gefährlichen Bullenhaie, die auf Nahrungssuche weit in die Bucht hinein schwimmen).
Gegen Abend füllt sich die Bucht. Aber alle halten einen respektvollen Abstand zu uns bis auf diesen Katamaran. Er ankert direkt vor uns. Der Wind ist zum Glück nicht stark und bläst stabil aus der gleichen Richtung, sein Anker wird also wohl halten. Wir geben aber trotzdem noch 5 Meter Kette, um genügend Abstand zu haben. Der Kapitän des Katamarans merkt nichts davon: er ist mit Öffnen von Sektflaschen beschäftigt.
Um 21 Uhr Lokalzeit dann eine erste Serie von Feuerwerk. Von insgesamt 8 Flossen, die über die ganze Bucht von Sydney verteilt sind, wird elektronisch gesteuert synchron ein unglaublich vielfältiges Spektakel an den Himmel gezaubert. Bis heute haben wir nicht herausgefunden, warum es dieses vorgezogene Feuerwerk gibt. Einheimische, die wir gefragt haben, meinten, es sei für die Kinder.
Nach diesem ersten Feuerwerk, das etwas mehr als 12 Minuten gedauert hat (wie erwähnt an 8 Orten gleichzeitig – das ist, wie wenn das Feuerwerk vom Zürcher Seenachtsfest an 8 Orten gleichzeitig abgefeuert wird!), zirkulieren antike Schiffe und Schiffe, die in der Hafengeschichte von Sydney eine Rolle spielen, auf einer vorgegebenen Route durch die Bucht. Alle mit einer elektronisch gesteuerten Beleuchtung, die dafür sorgt, dass alle Schiffe gleichzeitig die identischen Farben aufweisen. Von der nahen Bühne vor dem Opera House unterhält mittlerweile Robbie Williams das Publikum, das schon seit dem frühen Nachmittag geduldig gewartet hat (übrigens: es herrscht an allen öffentlichen Plätzen striktes Alkoholverbot!)
Um genau 00:00 Uhr ist es soweit: das neue Jahr ist da! Start einer unheimlich schönen, märchenhaften, magischen und fabelhaften Lichtershow am dunklen Nachthimmel, mit Worten kaum zu beschreiben.
Fast 15 Minuten lang bestaunen unsere Augen das bunte Geschehen. Die lauten Böllerschüsse vom Abfeuern und Explodieren der Raketen lassen unsere Brust und den ganzen Körper vibrieren.
Zum Schluss des Feuerwerkes der Höhepunkt: der fast 500 Meter lange «Feuer»fall über die ganze Länge der Brücke.

Irgendeinmal auf unserer Reise wurde das Neujahrsfeuerwerk von Sydney zu meinem Reiseziel. Pia war anfänglich nicht so begeistert, hauptsächlich wegen der gefährlichen Tiere in den Gewässern von Australien, die das freie, unbeschwerte Bad vom Schiff aus stark einschränken. Nun, nachdem wir es erlebt haben, dürfen wir beide bestätigen: es hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur das Feuerwerk selber, sondern das ganze Erlebnis. Es war perfekt, dass wir schon einen Tag früher angekommen sind und so das Treiben um den ganzen Anlass miterleben durften. Uns bleiben unheimlich schöne Erinnerungen.

Am 1. Januar 2025 schlafen wir erstmals an unserem Ankerplatz aus. Schon in der Nacht sind die meisten Schiffe weggefahren. Gegen Mittag heben auch wir den Anker und lassen das Opera House und die City hinter uns. Unser Ziel: Durchfahrt unter der Harbour Bridge, Sightseeing des inneren Teiles der Bucht und dann einen sicheren Ankerplatz für die nächsten Tage.
Beweisbild unserer Querung der Harbour Bridge durch eine lokale Webcam.
Wer kennt diese Flagge? Seit einigen Jahren weht sie gleichwertig neben der Australien Flagge auf der Brücke: die Flagge der Aborigines, der Urbevölkerung von Australien.
Einfahrt in die Pyrmont Bay und Darling Harbour. Von hier aus starten die meisten Fähren und Touristenschiffe.
Die HMS Endeavour, der massstabgetreue Nachbau des Schiffes, mit dem James Cook auf seiner ersten Südseereise im Jahr 1770 Australien (damals noch von seinen Entdeckern New-Holland bezeichnet) ansteuerte und am 28. April als erster Europäer betrat. Das Schiff liegt vor dem Maritimen Museum, das wir natürlich bei einem späteren Landgang auch besuchten.

Wir ankern etwas westlich des Stadtzentrums in der Balmain Bay vor der Iron Cove Bridge. Zu unserem Erstaunen sind die freien Ankerplätze im Sydney Harbour stark eingeschränkt. Es hat zwar viele gut geschützten Buchten, diese sind aber meistens mit privat genutzten Bojen Feldern belegt. Hat man einen brauchbaren Ankerplatz gefunden, fehlt meist ein guter Anlegeplatz für das Dinghi. Wir haben Glück: unser Ankerplatz vor den Bojen erlaubt viel Platz, und fürs Dinghi finden wir in naher Distanz einen perfekten kleinen Pier. Für die nächsten Tage können wir von hier aus unsere Tagesausflüge in die Stadt planen.

An Land begrüssen uns schmucke Vorstadthäuschen mit manchen lustigen Verzierungen
Typische Arbeiterhäuschen aus dem 19. Jahrhundert. Charakteristisches Merkmal sind die gusseisernen Geländer der Balkone und des Abschlusses an der Decke.
Einfachere Häuser wurden damals aus Backsteinen gebaut – so wie es die Einwanderer halt von zu Hause kannten.
Besuch des Fischmarktes. Alles direkt frisch von den Fischfängern in den Laden. Im Bild: Tasmanischer Lachs. Ein kleiner Teil des Angebotes wird direkt vor Ort in unzähligen Restaurants und Imbissbuden zum Verzehr zubereitet. Der grösste Teil des Fanges wird über eine von den Holländern übernommene elektronische Auktion versteigert.
Einen Fischmarkt gibt es in Sydney seit 1872. Um 1966 wurde er an den heutigen Platz verschoben. Er platzt mittlerweile aus allen Nähten. Deshalb wurde direkt nebenan im Jahr 2020 ein Neubau gestartet. Technische Leckerbissen unter anderen: das Gebäude steht auf ins Meer gerammten Pfählen, und sein Dach ist eine Holzverbund-Konstruktion von der Fläche grösser als ein Fussballfeld.
Natürlich machen wir ab und zu eine Pause.
Blick durch die Strassenschlucht zum 309 Meter hohen Sydney Tower.

Bei unseren Stadtrundgängen sind wir positiv überrascht. Wir erleben Sydney als eine hübsche, moderne Metropole mit einem gelungenen Mix aus alten, schön restaurierten historischen Gebäuden und modernen, zum Teil extravaganten Hochhäusern. Das öffentliche Verkehrssystem begeistert: «hop on – hop off» heisst das System, bei dem man sich mit der Kreditkarte beim Einsteigen registriert und beim Aussteigen wieder abmeldet. Abgebucht wird die gefahrene Strecke. Kein mühsames Suchen des richtigen Tickets. Die Tarife sind sehr günstig. Wir haben pro Fahrt nie mehr als umgerechnet 1 Schweizer Franken bezahlt.

Die riesige St. Mary’s Kathedrale
St. Mary’s Kathedrale
Auch beeindruckend: wir treffen auf unzählige Projekte, welche zum Ziel haben, die CO2 Bilanz zu verbessern und die Biodiversität zu erhalten. Eines dieser Projekte sind «grüne Hauswände», Hauswände, die von unten bis oben mit geeigneten Pflanzen bedeckt sind.
Die Sydney Town Hall. Das im Jahr 1869 aus dem lokalen, gelben Hawkesbury-Sandstein erbaute Rathaus.

Nicht nur bei diesem imposanten, ehrwürdigen Gebäude, auch bei vielen anderen Dingen fällt uns auf: die ersten Einwanderer von damals, verurteilte Verbrecher, Flüchtlinge, Staatsüberdrüssige und andere ungeliebte Zeitgenossen haben grossen Wert daraufgelegt, es ihrem Ursprungsland «zu zeigen», und haben ebenso schöne, prunkvolle, trotzdem zweckmässige und solide Gebäude errichtet. Auch heute, wir finden auf unseren Stadtbesuchen in der ganzen Stadt keine Elendsquartiere, wie man sie gut aus anderen Grossstädten kennt. Das hat weder London noch New York geschafft.

«The Rocks» ist Sydneys historisches Viertel. Es stammt aus der Zeit vor 1800. Im Vergleich zum Rest der Stadt weist es andere architektonische Merkmale auf, mit niedrigeren Gebäuden und engeren Straßen. In diesem Gebiet der Stadt trafen am 26. Januar 1788 die ersten elf Schiffe der «First Fleet» (Ersten Flotte) mit rund 1’000 Frauen und Männern, darunter gut drei Viertel Sträflinge ein.
Heute legen im Quartier «The Rocks» immer noch Schiffe an. Es sind aber andere Schiffe, die das Hafengebiet jeweils kurzzeitig mit ein paar Tausend Menschen überspülen.
Immer wieder ein spezieller Anblick: Sydney Opera House, das Wahrzeichen von Sydney.

Die Bauarbeiten zum Sydney Opera Hose begannen 1959. Die Skizzen dazu stammten vom bislang nur in Dänemark bekannten Architekten Jörn Utzon. Sämtliche statischen Berechnungen mussten von Hand durchgeführt werden, da es für die komplizierten Bauformen für die Lochkarten-Computer noch zu komplex war. Utzon musste mit den Bauarbeiten beginnen, bevor sämtliche Kostenanalysen und alle technischen Probleme gelöst waren. Die ursprünglich errechneten Baukosten stiegen laufend an und wurden schliesslich um das 15-fache überschritten. Der Architekt wurde fälschlicherweise für die Kostenexplosion verantwortlich gemacht und noch während der Bauphase entlassen. Er setzte nie wieder Fuss auf australischen Boden.

Stattdessen wurde eine Gruppe junger australischer Architekten mit der Fertigstellung der Innenräume beauftragt. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden, und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht. Am 20. Oktober 1973 wurde das Opernhaus offiziell von Königin Elisabeth II. dem formellen Staatsoberhaupt Australiens, seiner Bestimmung übergeben. Als ein Zeichen einer späten Wiedergutmachung wurde Jörn Utzon 1999 eingeladen, sich als Berater bei der Renovierung und Neuausstattung der Innenräume zu beteiligen.In seinem dänischen Studio gestaltete er einen Wandteppich für die Innenausstattung eines speziellen Raumes, der 2004 wiedereröffnet wurde.

Kunstwerke in der ganzen Stadt – hier vor dem Museum of Contemporary Art
Kein Kunstwerk aber auch Realität: Homeless People in einer Grossstadt. Der Umgang mit dieser Menschengruppe scheint in Sydney recht entspannt, und die Leute leben nach dem Motto: leben und leben lassen.
Ein weiteres Highlight unserer Stadtbesichtigung: die Harbour Bridge. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst, eine Bogenbrücke, wurde nach nur 8-jähriger Bauzeit 1932 eröffnet und ist die Hauptverbindung zwischen Sydneys Nord- und Südküste über den Hafen von Sydney. Mit ihrer Breite von 50 Metern und einer freien Spannweite von 503 Metern ist sie die „Breiteste Brücke der Welt mit langer Spannweite“ (Guinness-Buch der Rekorde, 2004). Auf ihr befinden sich acht Fahrstreifen (davon ein Busfahrstreifen), zwei Bahngleise, ein Fahrradweg und ein Fussweg.
Wir geniessen die Aussicht vom südlichen Brückenpfeiler. Wir hätten auch, wie diese blauen Männchen auf der Brücke, die Brücke selber besteigen können. Aber die hohen Ticketpreise (180.- CHF und mehr pro Person) können uns nicht motivieren. Fotos machen darf man bei dieser geführten Besteigung aus Sicherheitsgründen nicht (die Kamera könnte auf den Verkehr runterfallen), ein Souvenirfoto kostet nochmals um die 45 CHF. In unseren Augen Abriss, also lassen wir es.
Aussicht vom Brückenpfeiler Süd auf das Hafengebiet «The Rocks» und das Opera House mit dem Stadtzentrum im Hintergrund.
Aussicht auf die Fahrbahnen der Brücke mit Stadtzentrum im Hintergrund.
Wir beide sind der Meinung: Sydney hat uns überzeugt!

Während der letzten 3 Tage hat der Wind gedreht und kommt nun wieder aus Süden. Er bringt kühle (18-20°C) und feuchte Luft aus der Antarktis. Nach einer Woche wolkenlosem Himmel hat es nun auch zu regnen begonnen. Gestern Donnerstag haben wir den letzten Tag dieser Windlage genutzt und sind wieder nordwärts ins Gebiet von Pittwater gesegelt. Auch diesmal hat Christian die Gelegenheit genutzt und uns als Crew auf der Fahrt begleitet.

Am Wochenende verlegen wir in die Marina des Royal Prince Alfred Yacht Club bei Newport, um dann im Verlaufe der kommenden Woche die vor unserer Heimreise geplanten Erneuerungsarbeiten ausführen zu lassen. Genaueres dazu im nächsten Bericht

Es bleibt spannend! Folge der Lupina im Kielwasser!